4,99 €
Ein Roman, der Einblicke gibt in Wesen und Verlangen einer Masochistin.
Er beschreibt ihre Entwicklung und ihre Gefühle in den Situationen, die sie sich wünscht und denen sie sich hingibt.
Eve Bourgeons halb biographischer Roman befindet sich noch in der Entwicklung.
Eine Leserin schrieb an die Autorin: "Sag mal, WO hattest Du die Kameras versteckt in meinem Leben?"
Die Leser können Kapitel für Kapitel erfahren, wie die Geschichte sich entwickelt und die Autorin ihr Buch schreibt bis zum endlichen Finale für die Hauptdarstellerin.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2018
Vor einiger Zeit lernte ich eine wirklich reizende, junge Frau kennen. Eine Schönheit mit ihren dunklen Augen, ihrer sexy Figur und den langen schwarzen Haaren. Nein ich stehe nicht auf Frauen aber ich kann durchaus auch Gefallen an ihnen finden. Ihre sympathische Ausstrahlung zog mich einfach an. Wir haben uns näher kennen gelernt und irgendwann begann sie mir ihre Geschichte zu erzählen. Sie bat mich, sie aufzuschreiben und wenn ich ehrlich bin, hat sie mich unheimlich fasziniert. Noch nie vorher hatte ich eine Frau kennen gelernt, die so selbstbewusst, offen und ungezwungen über Lust und ihre Sehnsüchte gesprochen hat, wie sie. Ich nenne sie jetzt einfach mal Sarah, ob es ihr richtiger Name ist oder nicht, tut hier nichts zur Sache. Es war für mich eine komplett neue Welt, die sich mir mit ihren Erzählungen eröffnete. Fast magisch war die Faszination, die sie auf mich ausübte. So magisch, dass ich es nicht mehr aus dem Kopf bekomme.
Lass mich auch dich in ihre Welt entführen, die keineswegs immer die Farben des Regenbogens beinhaltet. Auch die Dunkelheit spielt hier eine große Rolle. Eine Welt voller Gefühl, vieler Sehnsüchte und jeder Menge Leidenschaft, doch auch geprägt von seelischen Abgründen und der ein oder anderen Art von Schmerz. Ich habe eine Weile gebraucht um all die Dinge, die sie mir berichtet hat, zu verarbeiten und einzuordnen. Es hat meine Gefühlswelt komplett auf den Kopf gestellt. Ich habe Dinge erfahren, von denen ich nicht wusste, dass sie so eine Wirkung haben können. Als ich ihr zuhörte und alles aufschrieb, litt ich oft mit ihr mit, ich hatte das Gefühl, sie zieht mich mit in ihre Gedanken und Empfindungen. Ihre Leidenschaft war greifbar, mir kribbelte es nicht nur einmal am ganzen Körper. Es war als entführte sie meinen Geist und ich begann von ihren Erzählungen zu träumen. Ich begann über viele Dinge nachzudenken und versuchte zu verstehen. Doch ist es wichtig, dass man immer alles versteht? Vielleicht sollten auch wir öfter loslassen und uns auf neue Dinge einlassen ohne zu viel zu werten und einzusortieren. Das blockiert nur das, was in uns ist und sich zeigen will. Loslassen, fallen lassen und sehen was passiert.
Wo fange ich an mit meiner Geschichte, es gibt doch so viel zu erzählen. Ich will offen und ehrlich sein und die richtigen Worte finden. Warum ich alles erzählen will? Vielleicht ist es eine Art Therapie für mich selbst, vielleicht wünsche ich mir einfach, dass man mich versteht, wo ich es doch manches Mal selbst nicht kann. Es ist aber auch alles oft viel zu verwirrend. Ja so, wie das ganze Leben an sich mit seinen Irrungen und Wirrungen, die uns stets begleiten. Vielleicht möchte ich auch anderen Menschen, denen es ähnlich geht wie mir, dass sie diese gewissen Dinge brauchen, um Situationen zu verarbeiten oder in einer Sackgasse stecken und nicht wissen, wohin mit all den Gefühlen; ja vielleicht möchte ich denen einfach zu verstehen geben, dass sie nicht allein sind. Allein mit ihrer Zerrissenheit, mit ihrem Schmerz und ihren Sehnsüchten und Träumen. Dass sie keine Angst haben und ihre Gefühle nicht verstecken müssen. Für mich ist es wichtig, dass ich mich selbst ernst nehme, mit allem, was ich bin. Ich habe zwei Seiten an und in mir, die beide ein Recht auf ihre Existenz haben. Nein, ich bin sicher keine gespaltene Persönlichkeit. Keineswegs, ich habe nur einfach eine helle und eine dunkle Seite in mir, die mich zu dem Menschen macht, der ich nun einmal bin.
Alles fing damit an, als mich mein langjähriger Lebensgefährte und zu der Zeit auch mein Verlobter, betrog. Ich erwischte ihn mit einer anderen, jüngeren Frau in unserem gemeinsamen Schlafzimmer, in unserem Bett. Sie war wohl kaum zwanzig, schätzte ich.
Es war wie ein Schock, als ich die beiden in unserem Bett sah. Wie angewurzelt blieb ich stehen und konnte mich nicht mehr bewegen. Die große Liebe meines Lebens, wie ich dachte, fickte hier in unserem Zuhause eine andere Frau.
Sie hatten mein Hereinkommen nicht einmal bemerkt. Meine Brust zog sich zusammen, mir war heiß und kalt gleichzeitig, meine Knie drohten nachzugeben und doch konnte ich nicht weg. Er hatte mich keine zwei Monate zuvor gefragt, ob ich ihn heiraten würde und den Rest meines Lebens mit ihm verbringen möchte und nun das. Wie ein Schlag ins Gesicht fühlte es sich an. Ich war gerade einunddreißig geworden und er hatte mir, wie so oft, seine Liebe geschworen, keine 48 Stunden zuvor.
Ich wollte nur noch weg, mir das nicht mehr mit ansehen müssen, doch dann fiel mir mein Wohnungsschlüssel aus der Hand auf den Boden. Erschrocken zuckten die Zwei zusammen, unterbrachen ihr Liebesspiel. Thomas drehte sich um, seine kleine Schlampe ebenfalls und sie stieß ein bescheuertes »Oh mein Gott!« aus, als sie mich sah. Er starrte mich nur erschrocken an und brachte keinen Ton heraus. Da reichte es mir und ich ging auf die beiden zu. Sie schnappte sich die Bettdecke und wollte ihre Blöße bedecken, während Thomas aus dem Bett sprang und auf mich zukam. Ich stieß ihn nur beiseite und ging zu seiner kleinen Freundin.
»Oh mein Gott, was? Meinen Verlobten in unserem Bett zu ficken! Für was hältst du dich eigentlich?«, schrie ich sie an und fing an, auf sie einzuschlagen. Ich konnte nicht anders, ich wollte sie verprügeln, wollte ihr wehtun, denn in mir tat alles weh - wegen ihr! Heute und hier hatten sie alles zerstört. In diesem Moment ging meine kleine heile Welt unter, von der ich immer geträumt hatte. Außer ihm hatte ich niemanden an meiner Seite, keine Familie, keine beste Freundin, nur ihn. Und sie hatte ihn mir weggenommen. Sie schrie, während ich auf sie einschlug, ich war wie von Sinnen und konnte einfach nicht mehr aufhören.
Plötzlich packte mich Thomas an den Armen und zerrte mich von ihr weg. Er schrie mich an, dass ich aufhören solle, doch ich wollte gar nicht aufhören. So knallte ich ihm eine, als er meinen rechten Arm los lies und sich mir die Chance bot. Doch er packte mich und schüttelte mich. »Komm wieder runter und hör auf damit!«, herrschte er mich an. Doch warum? Hier ging gerade alles den Bach runter und da sollte ich mich beruhigen?
»Jennifer, bitte geh jetzt. Ich muss allein mit Sarah reden!«, rief er ihr zu, während er mich weiterhin festhielt. Sie verschwand in Windeseile aus unserem Bett, schnappte sich ihre Klamotten und ging aus dem Zimmer. Thomas sah mir traurig in die Augen und in diesem Moment konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie liefen mir unaufhörlich das Gesicht hinunter, so sehr ich es auch hasste, ihm gegenüber jetzt diese Schwäche zu zeigen, ihm meine Verletztheit zu offenbaren. Diesem Arschloch, der mich so hintergangen hatte. Wie lange schon? Wie oft? Warum? Was hat ihm gefehlt? Diese Fragen schwirrten mir durch den Kopf. Und doch stellte ich ihm keine Einzige davon, kein Ton kam über meine Lippen, nur meine salzigen Tränen rannen mir über das Gesicht.
»Sarah, es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Es hat nichts mit dir zu tun, wie soll ich dir das erklären, ich liebe dich«, stammelte er. Seine Worte waren in diesem Moment wie ein Hohn. Es hatte nichts mit mir zu tun, ja klar. Er vögelte kurz nach unserer Verlobung eine kleine, blonde Schlampe in unserem Bett und es hat nichts mit mir zu tun. Für wie blöd hält er mich eigentlich?
»Verschwinde, du Arschloch, ich will dich nie wieder sehen! Fick dich! Hau einfach ab!«, schrie ich ihn an und wollte mich von ihm losreißen.
»Sarah verzeih mir, es wird nicht wieder vorkommen. Lass uns darüber reden. Es war ... ich weiß nicht, ich war schwach und hab nicht nachgedacht.«
»Hau ab!«
Nein, ich wollte nicht mit ihm reden, ich wollte, dass er mich loslässt. Seine Berührungen waren unerträglich, es war, als drückte es mir die Luft zum Atmen ab. Ich wollte nur, dass er verschwindet, mich loslässt, denn ich ertrug seine Nähe nicht mehr. Es war etwas in mir zerbrochen, in dem Moment, als ich die beiden zusammen sah. Zerstört, unwiderruflich. Keine Worte von ihm, keine Geste, kein Liebesgesäusel hätten dies wieder reparieren können. Das, was wir hatten, war in dem Moment gestorben. Ich stand nun wieder einmal am Abgrund, der tiefer war, als jemals zuvor. Es gab schon einige Tiefschläge in meinem Leben, doch dies war mehr, es war ein Ende von etwas, was mir alles bedeutet hatte, was mir das Wichtigste im Leben war. Auf ihn hatte ich meine Zukunft gesetzt, mit ihm wollte ich eine Familie gründen und einfach nur endlich glücklich sein.
Thomas versuchte noch eine ganze Weile vergeblich, mich umzustimmen, mit mir zu reden, mich zu beschwichtigen. Doch als er versuchte, mich zu küssen, fing er sich nur erneut eine Ohrfeige ein, sodass er dann endlich ein paar Sachen packte und ging. Wohin war mir egal. Hauptsache, er war weg und ließ mich mit meinem Schmerz und meiner Enttäuschung allein. Ja, ich war nun allein, wieder einmal und ich verstand es nicht. Ich dachte, wir wären glücklich gewesen und hätten eine gemeinsame Zukunft vor uns. Meine Gedanken drehten sich im Kreis, mir war schlecht und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Im Inneren tat mir alles weh, ich dachte, ich sterbe, vielleicht wäre es in diesem einen Moment gar nicht so übel gewesen. Gestorben an gebrochenem Herzen. Doch dies passierte nicht, nein, ich litt weiter und dachte nach, weinte und fragte mich immer und immer wieder dasselbe. Warum?
Wie in Trance holte ich mir eine Flasche Wein, trank erst ein Glas, dann noch eins und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Irgendwann war die Flasche leer und ich holte mir noch eine. Vergessen wollte ich diesen Tag, diese Szenen, die ich mit ansehen musste, diese beschissenen Fickszenen zwischen meinem Verlobten und dieser Schlampe. Doch sie hatten sich in mein Gehirn gefressen und ließen mich nicht mehr los.
Irgendwann muss ich wohl eingeschlafen sein. Wirre Träume verfolgten mich und ließen mich mitten in der Nacht aufwachen. Ich lag auf dem Sofa und mein Schädel dröhnte. In diesem Moment sehnte ich mich das erste Mal nach etwas, was ich damals noch gar nicht richtig zuordnen konnte. Da war etwas, nur ganz vage, wie eine Sequenz, vielleicht aus einem Traum. Keine Ahnung, woher es kam, doch es manifestierte sich in mir. Ich wollte mir wehtun. Ja genau, das war es, ich wollte mir selbst Schmerz zufügen. Je mehr ich über diese Gedanken nachdachte, umso mehr erschrak ich darüber und wollte das Ganze verdrängen. Doch so einfach ließ es sich nicht verdrängen. Im Gegenteil, je mehr ich mich dagegen wehrte, umso präsenter manifestierten sie sich in meinem Kopf.
Wollte ich damit meinen seelischen Schmerz übertünchen oder war es nur der verdammte Alkohol? Ich wusste es nicht und doch lies es mich nicht mehr los. Die folgenden Tage waren für mich furchtbar. Thomas versuchte immer wieder, mit mir zu reden, doch für mich gab es nichts zu mehr zu reden. Es war aus und vorbei. Als er seine Sachen holte, versuchte er ein letztes Mal, mich davon zu überzeugen, dass so etwas nie wieder vorkommen würde. Doch ich wollte davon nichts mehr hören. Mein Vertrauen war zerstört, meine Liebe zu ihm war zerstört. Hätte er doch mit mir darüber gesprochen, wenn es etwas gab, was ihm fehlte. Dann hätten wir gemeinsam eine Lösung finden können. Wenn er das Verlangen danach gehabt hätte, sexuell etwas anderes auszuprobieren, dann wäre ich die Letzte gewesen, die sich dagegen verwehrt hätte. Aber die Nummer von ihm war für mich nicht zu ertragen. Sie und er bei uns im Schlafzimmer. Das war einfach ein No-Go!
Die einsamen Abende ohne ihn fraßen mich innerlich auf. Mein Schmerz wurde nicht kleiner, denn ich vermisste ihn trotz allem und sehnte mich nach einer starken Schulter, nach jemandem, der für mich da war. Doch da war keiner mehr. Ich war kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn, die einfachsten Dinge zu erledigen. Ich war einfach nur zu nichts mehr zu gebrauchen. Ich weinte viel und mein Weinvorrat verringerte sich zusehends. Und dieser kleine Gedanke danach, mir wehzutun, kam immer und immer wieder. Es lies mich nicht mehr los.
Eines Abends hing ich wieder auf dem Sofa und versuchte, mich mit einem Buch abzulenken, was mir jedoch nicht wirklich gelingen wollte. Ich las immer wieder die gleiche Seite, weil ich einfach nicht richtig bei der Sache war. Das Fernsehprogramm war auch mehr als traurig, so ließ ich lieber Musik laufen. Irgendetwas brauchte ich, um die Stille in der Wohnung zu vertreiben.
Da waren sie, die kleinen Teelichter, die ich so gern brennen lies, wenn wir es einmal romantisch haben wollten. Mein nun Ex-Verlobter und ich. Da kam mir ein Gedanke: Ich zündete die Kerzen an und wartete, bis sich das Wachs verflüssigt hatte. Keine Ahnung, wie ich auf diese Idee kam, sie war wohl einfach plötzlich da. Ich zog meine Kleider aus und holte mir ein großes Handtuch, welches ich auf dem Sofa ausbreitete. Dann nahm ich ein Teelicht ganz vorsichtig und schloss meine Augen. Ich lag auf dem Handtuch und so fing es an. Tropfen für Tropfen lies ich auf meinen Körper rieseln. Heiße Wachstropfen trafen auf meinen Bauch und es tat so gut. Es war verrückt, ich entspannte bei jedem Tropfen mehr, der mich traf. Ich verringerte den Abstand der Kerze und machte weiter, ließ das Wachs auf meine Brüste laufen. Meine Nippel reagierten sofort. Was war los mit mir? Warum gefiel mir das? Nicht nur einmal verbrannte ich mir fast die Finger an dem heißen Teelicht. Und doch war da der Zwang weiterzumachen. Und ich gab nach. Ein Tropfen nach dem anderen traf meine empfindliche Haut auf dem Bauch, weiter nach unten, meine Oberschenkel und meinen Venushügel. Ich stöhnte auf, denn es fühlte sich so richtig an. Ich vergaß alles in diesem Moment. Wirklich alles, und der Abstand der Kerze verringerte sich noch mehr. Nach dem ersten Licht folgte das zweite und ich wurde mutiger, das flüssige Wachs traf meinen Venushügel. Meine Erregung, die ich verspürte, wuchs immer mehr. Mit meiner noch freien Hand streichelte ich meine Clit. Es machte mich so sehr an, dass ich immer heftiger an meiner empfindlichsten Stelle rieb, die mehr und mehr anschwoll. Ich drang mit meinen Fingern in mich ein uns spürte die Nässe. Mein Mut wuchs und die Tropfen des heißen Wachses näherten sich immer weiter meiner Mitte. Noch ein Stück und noch ein Tropfen. Meine Finger fickten mich schneller, während sich das Wachs auf mir verteilte. Ich stöhnte auf vor Erregung und ich war kurz davor zu kommen. Ein, nein zwei Tropfen trafen direkt meine Clit und ich kam, meine Finger zogen sich aus mir zurück, rieben meine erogenste Zone und die heißen Wellen strömten durch meinen Körper.
Später, als ich mich von dem ganzen Wachs, das nun fest auf meiner Haut klebte, befreite, war ich einerseits entspannt doch andererseits auch verwirrt über das Ganze. Was war los mit mir? Noch nie zuvor hatte ich solch eine Idee und noch mehr verwirrte es mich, dass ich es erregend fand. Es war ein lustvoller Schmerz, der mich von all dem Scheiß der vergangenen Wochen ablenken konnte. Ich wollte mehr davon. Dessen war ich mir bereits damals sicher. Dass dies der Anfang von etwas war, was mich mein weiteres Leben nicht mehr loslassen sollte, wusste ich damals noch nicht. Und dass dies einen so wichtigen Bestandteil meines Lebens einnehmen sollte, dass es mich komplett verändern würde, ahnte ich nicht. Und doch war es das Erwachen meiner dunklen Seite, die mir oft Angst machte, aber mich vielleicht auch davor bewahrt hatte, mich aufzugeben und in meinem Selbstmitleid zu versinken.
Ein Tag nach dem anderen verging. Ich funktionierte nur noch und versuchte meine Pflichten im Job und zu Hause so gut es ging zu erfüllen. Von Thomas hörte ich erst einmal nichts mehr und das war auch gut so. Ich vermisste ihn und seine Nähe, doch was hätte es geändert? Es war aus und vorbei, also war es besser so, dass er mich in Ruhe ließ. Abends sinnierte ich über mein Leben und was ich bis dahin erreicht hatte. Ich war nun 34 und hatte einen guten Job als Zeichnerin und Designerin für Werbeplakate, Comics und Kinderbücher. Es machte mir Spaß, denn ich konnte auch öfter von zu Hause aus arbeiten, wenn ich mal komplette Ruhe zu gewissen Projekten brauchte. Die Leute in der Agentur waren locker, die beiden Chefs auch. Die beiden waren auch erst Ende dreißig und von ihrer Art her ziemlich leger. Ehrlich gesagt war es von Anfang an ein Traumjob für mich. Ich konnte meine kreative Ader voll und ganz ausleben. Nur wenn es einem richtig scheiße geht, ist das mit der Kreativität so eine Sache. Es läuft nicht so, wie es sollte und das machte mich selber unzufrieden. Wie ein Teufelskreis, man zieht sich selber immer weiter runter, weil nichts richtig funktioniert. Ich hatte schon immer sehr hohe Ansprüche an meine Arbeit und wollte stets perfekte Ergebnisse erzielen. Meine Chefs Mike und Knut sollten zufrieden sein mit dem, was ich abliefere. Und natürlich die Kunden. Und deshalb fand ich meine Situation, in der ich mich befand, so zermürbend, dass ich einfach nur noch frustriert war. Alles, was ich erstellte, gefiel mir nicht zu hundert Prozent. Ich war nie so richtig zufrieden mit dem, was ich zu dieser Zeit entwarf.
Schon immer war ich jemand, der es allen recht machen wollte und doch hatte ich oft das Gefühl zu scheitern. Heute verstehe ich warum. Denn das ist etwas, was ein Mensch einfach nicht schaffen kann. Es allen rechtzumachen ist unmöglich! Oft verdrängte ich meine Bedürfnisse, verbog mich quasi für andere, indem ich meine Wünsche hinten anstellte. Und vergaß manchmal, das zu tun, worauf ich Lust hatte. Nein, ich muss das korrigieren, ich vergaß es nicht, ich äußerte es nur fast nie. Da ich stets die Gedanken im Hinterkopf hatte, dass es andere nicht für guthießen, albern fanden oder mich nicht ernst genug nahmen, um auf meine Wünsche einzugehen. Deshalb versuchte ich, mich viel zu oft nach der Person zu richten, mit der ich es gerade zu tun hatte. Personen, die mir wichtig waren und denen ich gefallen wollte.
Wenn ich heute darüber nachdenke, war ich noch nie jemand, der gern die Führung übernahm. Aufgrund einiger Dinge, die in meinem Leben passierten, musste ich es jedoch. Zumindest musste ich die Führung für mein Leben übernehmen! Ich war gezwungen zu lernen, mit beiden Beinen im Leben zu stehen und ich lernte es, eine gewisse Stärke auszustrahlen, um das zu erreichen, was mir wichtig war. Was blieb mir anderes übrig, nachdem ich mit meiner Familie gebrochen hatte, weil ich die ständige Kritik nicht mehr ertragen konnte, die sie mir zukommen ließen. Dauernd wurden mir irgendwelche Fehler vorgehalten. Statt aufmunternder Worte hagelte es selbst für Kleinigkeiten immer wieder Vorwürfe. Nichts konnte ich ihnen recht machen.
Um daran nicht gänzlich zu zerbrechen, verließ ich mein Zuhause bei meiner Mutter bei der erstbesten Gelegenheit, die sich mir bot. Wir wohnten nur zu zweit, denn meine Schwester hatte bereits eine eigene Familie. Und da ja sowieso nur sie, die um einiges älter war als ich, diejenige war, die in höchsten Tönen gelobt wurde und in den Augen meiner Mutter schon immer alles richtig gemacht hatte, war ich mir sicher, dass mich keiner wirklich vermissen würde.
Damals war ich gerade achtzehn geworden. Ich wollte nur weg und lieber auf eigenen Füßen stehen, als mich weiterhin von ihr bevormunden zu lassen. Dass dies nicht so einfach war, war mir schon in irgendeiner Weise klar, doch es lief nicht so, wie ich gehofft hatte. Als ich mich das erste Mal richtig verliebte, war ich zu allem bereit und zog nach nur kurzer Zeit mit ihm zusammen. Doch es kam, wie so oft, wir scheiterten. Vielleicht weil wir einfach zu verschieden waren oder weil ich meine neugewonnene Freiheit nicht wieder gänzlich aufgeben wollte. Mein damaliger Freund war verdammt eifersüchtig auf jeden und alles. Nun stand ich ganz allein da. Und doch hatte ich den Willen zu kämpfen, ja ich wollte es allen beweisen. Ich wollte zeigen, dass ich niemanden brauchte. Dass ich gut genug war und mein eigenes Leben führen konnte.