Die McKettrick-Saga - Weit wie der Himmel - Linda Lael Miller - E-Book

Die McKettrick-Saga - Weit wie der Himmel E-Book

Linda Lael Miller

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Beschreibung

Die Frauen liegen ihm zu Füßen, doch sein Herz schlägt nur für eine ...

Arizona, 1885. Kade McKettrick ist von heiratswilligen jungen Damen umgeben, die nur allzu bereit sind, ihm einen Sohn zu schenken und damit das Erbe der väterlichen Ranch zu sichern. Aber Kade hat gerade andere Sorgen: Als neuer Marshal von Indian Rock ist er einer Gang Gesetzloser auf den Fersen, die in der Umgebung ihr Unwesen treiben. Dennoch scheint es einer der Damen zu gelingen, seine Aufmerksamkeit zu erregen: Die hübsche Nonne Mandy Sperrin lässt den jungen Marshal nicht mehr los. Doch Kade ahnt, dass Mandy nicht die ist, die sie vorgibt zu sein ...

Band 2 der erfolgreichen McKettrick-Saga und der historischen Western-Romance-Trilogie um die drei Cowboys von der Triple M Ranch.

Dieser Liebesroman ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel "Entflammte Herzen" erschienen.

Weitere historische Liebesroman-Reihen von Linda Lael Miller bei beHEARTBEAT:

Die Corbin-Saga. Springwater - Im Westen wartet die Liebe. Die McKenna-Brüder. Die Orphan-Train-Trilogie um die Chalmers-Schwestern.

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Seitenzahl: 531

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

47. Kapitel

48. Kapitel

49. Kapitel

50. Kapitel

51. Kapitel

52. Kapitel

53. Kapitel

54. Kapitel

55. Kapitel

56. Kapitel

57. Kapitel

58. Kapitel

59. Kapitel

60. Kapitel

61. Kapitel

62. Kapitel

63. Kapitel

64. Kapitel

65. Kapitel

66. Kapitel

67. Kapitel

68. Kapitel

69. Kapitel

Epilog

Über dieses Buch

Die Frauen liegen ihm zu Füßen, doch sein Herz schlägt nur für eine …

Arizona, 1885. Kade McKettrick ist von heiratswilligen jungen Damen umgeben, die nur allzu bereit sind, ihm einen Sohn zu schenken und damit das Erbe der väterlichen Ranch zu sichern. Aber Kade hat gerade andere Sorgen: Als neuer Marshal von Indian Rock ist er einer Gang Gesetzloser auf den Fersen, die in der Umgebung ihr Unwesen treiben. Dennoch scheint es einer der Damen zu gelingen, seine Aufmerksamkeit zu erregen: Die hübsche Nonne Mandy Sperrin lässt den jungen Marshal nicht mehr los. Doch Kade ahnt, dass Mandy nicht die ist, die sie vorgibt zu sein …

Über die Autorin

Linda Lael Miller wurde in Spokane, Washington geboren und begann im Alter von zehn Jahren zu schreiben. Seit Erscheinen ihres ersten Romans 1983 hat die New York Times- und USA Today-Bestsellerautorin über 100 zeitgenössische und historische Liebesromane veröffentlicht und dafür mehrere internationale Auszeichnungen wie den Romantic Times Award erhalten. Linda Lael Miller lebt nach Stationen in Italien, England und Arizona wieder in ihrer Heimat im Westen der USA, dem bevorzugten Schauplatz ihrer Romane. Neben ihrem Engagement für den Wilden Westen und Tierschutz betreibt sie eine Stiftung zur Förderung von Frauenbildung.

Mehr Informationen über die Autorin und ihre Bücher unter http://www.lindalaelmiller.com/

Linda Lael Miller

DIEMCKETTRICKSAGA

Weit wie der Himmel

Aus dem amerikanischen Englischvon Ulrike Moreno

beHEARTBEAT

Digitale Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2003 by Linda Lael Miller

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Shotgun Bride«

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This edition published by arrangement with the original publisher, Pocket Books, a division of Simon & Schuster, Inc., New York.

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2006/2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titel der deutschsprachigen Erstausgabe: »Entflammte Herzen«

Covergestaltung: Manuela Städele-Monverde unter Verwendung von Motiven © Aleta Rafton; © shutterstock: Gergely Tsolnai | TonyNg

eBook-Erstellung: Olders DTP.company, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-5043-2

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Für meine Neffen

Mike LaelJerome LaelChris LaelChandler LaelJesse LangDerek ReadmanAndy WileyBo Wiley

1. Kapitel

Anfang März, 1885

Den Hut tief in die Stirn gezogen, den Kragen seines schlammbespritzten schwarzen Mantels hochgestellt, um seine Ohren warm zu halten, kehrte Kade McKettrick an jenem rauen, unfreundlichen Winternachmittag nach Indian Rock zurück. Er hatte sich auch einen Bart wachsen lassen, seit er auf Wunsch seines besorgten Vaters die Triple M verlassen hatte, um den rebellischen Bruder zu suchen, der nun an seiner Seite ritt. Seiner Meinung nach konnte der alte Herr jedoch niemand anderem als sich selbst die Schuld an all den Schwierigkeiten geben. Schließlich war er derjenige gewesen, der seine drei Söhne gegeneinander aufgebracht hatte, als er verfügt hatte, dass der erste Sohn, der heiratete und einen Erben zeugte, auch die Ranch erhalten würde.

Nun war Kades Haar verfilzt und struppig, seine Kopfhaut juckte, und er konnte sich nicht einmal entsinnen, wann er das letzte Mal ein heißes Bad, eine ungestörte Nachtruhe oder auch nur eine anständige Mahlzeit genossen hatte. Nachdem er zunächst einer Reihe falscher Spuren gefolgt war, hatte er Jeb dann schließlich doch in Tombstone aufgespürt, wo der kleine Strolch sich anscheinend bestens amüsiert hatte. Diese Erfahrung hatte einen bitteren Nachgeschmack in Kades Mund hinterlassen, und im Augenblick hätte er Jeb am liebsten ein paar seiner perfekten Zähne ausgeschlagen.

Jeb war nur allzu gern mitgekommen, wahrscheinlich, weil er in Tombstone nichts Gutes im Schilde geführt hatte und mit einigen recht unangenehmen Leuten in Konflikt geraten war. Doch wenn er hätte bleiben wollen, hätte Kade kein leichtes Spiel mit ihm gehabt. Jeb hatte mit keinem Wort erwähnt, was er dort unten getrieben hatte, und Kade, der mindestens genauso stur war wie sein Bruder, hatte ihn auch nicht danach gefragt, obwohl er von sich aus schon vermutet hatte, dass Frauen mit im Spiel gewesen waren. Bei Jeb waren schließlich immer Frauen mit im Spiel.

In Wahrheit hätte er natürlich nur allzu gern etwas über die jüngsten Streiche seines Bruders erfahren, doch da er nicht in der Stimmung war für Jebs herablassendes Grinsen und seine besserwisserischen Redensarten, hielt Kade es für ratsamer, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Oder zumindest doch für den Moment.

Auf der Main Street war es ungewöhnlich still, und die Luft war ganz seltsam drückend, so als braute sich dort draußen vor der Stadt etwas zusammen. Ohne auch nur einen Blick zu wechseln, hielten die Brüder ihre Pferde vor dem Mietstall an, wo der alte Billy seine Schmiede hatte, und sprachen so wenig wie nur möglich miteinander oder mit dem redseligen Besitzer, während sie veranlassten, dass ihre Pferde getränkt, gestriegelt und gefüttert wurden. Kade wünschte sich nichts sehnlicher, als zur Triple M zurückzukehren, zu seinen Büchern, seinem eigenen Bett und Concepcions guten und vor allem reichhaltigen Mahlzeiten, aber es wurde bereits dunkel, und ihre Pferde waren nach mehreren Tagen aufreibenden Reitens sehr erschöpft. Die Ranch war nur noch zwei Stunden entfernt, doch es hätten ebenso gut auch zwanzig sein können, so anstrengend würde es sein, sie noch heute Abend erreichen zu wollen.

Nachdem die Brüder den Mietstall verlassen hatten, gingen sie Seite an Seite den breiten hölzernen Bürgersteig hinunter, und das Klirren ihrer Sporen war wie ein überlautes, misstönendes Konzert in der geradezu unheimlichen Stille auf der Straße. Auch die Tatsache, dass so wenige Menschen unterwegs waren, machte Kade nervös; er ließ seinen Blick über die Ladenfassaden und Dächer rechts und links der Straße gleiten und suchte … was? Fremde? Heckenschützen? Ihm war selbst nicht so recht klar, wonach er suchte, doch irgendetwas stimmte hier nicht.

Und dann begann auch noch ein heftiges Schneetreiben, das von einem schneidend kalten Wind begleitet wurde, der Kades verdrießliche Stimmung endgültig besiegelte.

Das »Arizona Hotel« lag direkt vor ihnen, hinter seinen Fenstern brannte Licht, und obwohl die neuen Teile des Gebäudes bereits von Bauholz eingerahmt waren, wirkten sie noch immer wie ein Skelett. Kade griff sich unwillkürlich an seinen Bart, als sie auf das Hotel zugingen, und wünschte, er sähe ein wenig präsentabler aus. Es war nämlich gut möglich, dass sie Emmeline, die Frau ihres älteren Bruders Rafe, dort antreffen würden, da sie Mitbesitzerin des »Arizona Hotels« war, das ihre temperamentvolle, unkonventionelle Mutter führte. Und Kade hatte eine ausgeprägte Schwäche für seine Schwägerin. Seinem Bruder Rafe hingegen wollte er lieber nicht begegnen, zumindest nicht im Augenblick.

Seit ihr Vater diese absurde Verfügung hinsichtlich der Ranch getroffen hatte, kamen sie nicht mehr sonderlich gut miteinander aus.

Als sie die Eingangstür des Hotels erreichten, kam Jeb Kade zuvor und riss sie mit einer angedeuteten Verbeugung auf. »Nach dir«, sagte er mit unverkennbarer Gereiztheit in der Stimme.

Kade maß seinen Bruder mit einem kurzen, scharfen Blick, dann straffte er die Schultern und trat über die Schwelle. Die Eingangshalle mit ihren Gardinen, Teppichen und chinesischen Laternen war warm und einladend und bot einen willkommenen Kontrast zu den Entbehrungen des langen Ritts, und es brannte auch ein anheimelndes Feuer in dem erst kürzlich eingebauten steinernen Kamin. Aromatische, appetitanregende Gerüche kamen aus dem angrenzenden Speisezimmer und einzigen Restaurant der Stadt. Es war natürlich nicht mit jenen in dem sehr viel größeren und belebteren Tombstone zu vergleichen, wo es eine Unmenge solcher Lokale, ja sogar die eine oder andere Eisdiele gab, aber wenn es schon nur ein einziges Restaurant in Indian Rock gab, war Kade froh, dass es wenigstens ein gutes war.

Eine kleine Nonne mit auffallend blaugrünen Augen stand hinter der Rezeption. Kade, der kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte vor Ermüdung, blinzelte erstaunt und dachte, dass es sich um eine Sinnestäuschung handeln musste. Doch dann erinnerte er sich, der jungen Frau schon bei zwei anderen Gelegenheiten begegnet zu sein, einmal vor ein paar Monaten auf einer Party auf der Ranch und das zweite Mal bei einem früheren Besuch im »Arizona Hotel«. Sie war eines Tages mit der Postkutsche nach Indian Rock gekommen, soviel er gehört hatte, und Emmeline und ihre Mutter hatten ihr angeboten, in ihrem Hotel zu arbeiten, denn sie hatten gesehen, dass sie offenbar in Not war. Da war etwas an dieser jungen Frau, das an Kades Erinnerung nagte wie ein Hund an einem Knochen, aber er schrieb es seiner Übermüdung zu und der Tatsache, dass er wahrscheinlich einfach nur viel zu lange im Sattel gesessen hatte.

Sie nannte sich Schwester Mandy, das zumindest wusste er noch. Er lächelte ein wenig und schlenderte zu ihr hinüber, dicht gefolgt von seinem Bruder, der an der Tür ein wenig hinter ihm zurückgeblieben war. Und während Kade auf die kleine Nonne zuging, fragte er sich unwillkürlich, wie sie wohl in einem Kleid aussähe.

»Willkommen im ›Arizona Hotel‹«, sagte sie und beobachtete ihn misstrauisch, als versuchte sie, sich ein Bild von ihm zu machen. Sie sah aus, als fühlte sie sich schon halb bemüßigt, auf den nächsten Ausgang zuzustürzen. Seines schmuddeligen Aussehens wegen hielt sie ihn wahrscheinlich für einen Banditen, was er mindestens ebenso drollig fand wie die Verkleidung, die sie trug. Denn egal, was Schwester Mandy auch tatsächlich sein mochte, sie war genauso wenig eine Nonne wie er ein Bandit. Darauf hätte er seinen besten Sattel verwettet – oder ihn eingetauscht für einen wirklich guten Blick auf sie …

»Möchten die Herren ein Zimmer?«, fragte sie.

Kade erinnerte sich wieder seiner Manieren – da er in letzter Zeit nicht viel Anlass gehabt hatte, sie zu benutzen, war er etwas aus der Übung – und nahm seinen Hut ab. »Zwei Zimmer«, antwortete er, ohne seinen Bruder dabei anzusehen. Er hatte fast eine ganze Woche neben diesem Iltis am Lagerfeuer geschlafen, und deshalb brauchte er nun dringend ein wenig Bewegungsfreiheit. »Bitte.«

Schwester Mandy nickte und schob Kade das Anmeldebuch zu, damit er unterschreiben konnte. Er nahm die Feder, tunkte sie in ein offenes Tintenfässchen und schrieb in großen, schwungvollen Buchstaben seinen Namen. Jeb kritzelte seine Unterschrift darunter, die wie immer fast nicht zu entziffern war.

»Ich würde gern ein Bad nehmen«, meinte Jeb. Er schien das Sprechen also leider doch noch nicht verlernt zu haben.

»Du brauchst auch eins«, bemerkte Kade und vermied es auch diesmal, seinen Bruder anzusehen. Er war gereizt und streitlustig, und das ging schon so, seit sie Tombstone verlassen hatten, doch er nahm sich zusammen und beschloss, noch ein Weilchen abzuwarten. Becky hatte hart gearbeitet, um das »Arizona Hotel« zu einem respektablen Etablissement zu machen, und das Letzte, was sie brauchen konnte – oder tolerieren würde –, war eine Prügelei in ihrer gepflegten Eingangshalle. Im Übrigen befanden sie sich in Gesellschaft einer Dame. Oder gewissermaßen jedenfalls.

»Fahr zur Hölle«, erwiderte Jeb ungerührt. Doch aus den Augenwinkeln sah Kade, dass sein Bruder seine linke Hand zur Faust ballte. Jeb verlangte es ebenso nach einer ordentlichen Rauferei wie ihn selbst, das wusste Kade.

»Das kostet fünfzig Cent extra«, erklärte Mandy mit etwas lauterer Stimme, während sie sichtlich unbehaglich von einem Bruder zum anderen schaute. Ihr kurzer Wortwechsel war nicht allzu rau gewesen, doch der gereizte Unterton war nicht zu überhören. Kade schämte sich einen Augenblick sogar dafür, das Mädchen erschreckt zu haben, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass Jeb anständig genug war, um das Gleiche zu empfinden. »Mit dem Zimmer macht das dann zwei Dollar«, fügte Mandy hinzu.

Jeb legte das Geld auf den Rezeptionstresen und forderte Mandy mit einer Handbewegung auf, ihm den Zimmerschlüssel zu geben. Kade griff gerade nach seiner Brieftasche, als Emmeline, mit geröteten Wangen, mollig und strahlend vor Glück, aus dem Speisesaal ins Foyer kam und sie dadurch alle ablenkte. Ihre und Rafes Ehe hatte keinen guten Anfang genommen, aber nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, hatten sie offenbar ihre ärgsten Schwierigkeiten überwunden und eine einigermaßen annehmbare Übereinstimmung erreicht.

»Ihr seid wieder da!«, rief sie erfreut, während sie zu Jeb und Kade hinübereilte und sich dann auf die Zehenspitzen stellte, um beiden einen schwesterlichen Kuss zu geben. Wieder einmal wünschte Kade, er hätte sich irgendwo unterwegs die Zeit für ein Bad und eine Rasur genommen. »Wir waren schon schrecklich besorgt um euch, wir alle hier. Wo habt ihr nur all die Wochen gesteckt?«

Kade und Jeb sahen sich mit ausdruckslosen Mienen an, aber als Kade sich darauf wieder seiner hübschen blonden Schwägerin zuwandte, lächelte er. Sie gehörte Rafe, so war es von Anfang an gewesen, und es war besser für ihn, sich ein für alle Mal damit abzufinden. Doch wenn er ihr ins Gesicht sah, fühlte er sich dennoch plötzlich furchtbar einsam.

»Das ist eine zu lange Geschichte, um sie zu erzählen, solange ich so hungrig bin«, entgegnete er und deutete mit dem Kopf auf das Fenster des Foyers, von dem aus man die Straße sehen konnte. »Was ist los? Wo sind die ganzen Leute? Dieser Ort sieht aus wie eine Geisterstadt.«

Emmeline griff hinter sich und spielte an der Schleife ihrer Schürze herum. Ihr eben noch so strahlendes Lächeln verblasste. »Die Leute sind … nervös. Es hat einigen Ärger gegeben …«

Kade sah aus den Augenwinkeln, wie Schwester Mandy sein und Jebs Geld einsteckte und dann zwei Messingschlüssel auf den Tresen legte. Ihre Wangen glühten. Also verbirgt sich doch eine Frau aus Fleisch und Blut unter dieser Aufmachung, dachte Kade und grinste im Stillen.

»Was für Ärger?«, hakte Jeb nach, bevor Kade dieselbe Frage stellen konnte, und griff nach einem der beiden Schlüssel. Kade vermutete, dass auch Jeb sich einige Illusionen in Bezug auf Emmeline gemacht hatte. Sie war in ihre Familie hineingeweht wie eine frische Brise an einem heißen, trockenen Sommertag, als sie als »bestellte Braut« aus Kansas City eingetroffen war, und keiner von ihnen war seitdem noch derselbe. Vor allem Rafe nicht.

Emmeline biss sich auf die Lippe. »Es soll zu Schießereien gekommen sein zwischen den Ranchern«, berichtete sie leise und deutete dann mit dem Kopf in Richtung Speisesaal. »Kommt mit, dann bringe ich euch etwas zu essen. Ihr habt bestimmt seit Tagen nichts mehr bekommen, das sich nicht über einem Lagerfeuer zubereiten ließ. Beim Essen erzähle ich euch dann, was ich weiß.«

Jeb und Kade setzten sich an einen Tisch am Fenster, und Emmeline brachte ihnen als Erstes Kaffee und eilte eine Weile geschäftig hin und her, bevor sie schließlich ihre Bestellung für zwei Portionen Brathähnchen aufnahm.

»Hat es denn nun Schießereien gegeben oder nicht?«, wollte Jeb von Emmeline wissen, als sie ihnen das Essen brachte und sich zu ihnen an den Tisch setzte. »Oder ist das nur wieder Gerede?« Jeb wirkte jetzt sogar noch empfänglicher für eine ordentliche Rauferei als vorhin draußen im Foyer, obwohl er nun sogar bereit zu sein schien, es mit der halben Stadt aufzunehmen statt nur mit Kade. Wie üblich wartete er gar nicht erst auf eine Antwort, sondern zog den ersten, einigermaßen einleuchtenden Schluss. »Es hat bestimmt was damit zu tun, dass Holt Cavanagh das Chandler-Land unterhalb von Dads Land gekauft hat, nicht? Und jetzt ist er hingegangen und hat der Triple M das Wasser abgeschnitten.«

Cavanagh war mehr als nur ein lästiger Nachbar, er war obendrein auch noch Rafes, Jebs und Kades Halbbruder – Angus’ Sohn von seiner ersten Frau, der in Texas geboren und dort als kleines Kind zurückgeblieben war, nachdem Ellie McKettrick gestorben war und der alte Herr es sich in den Kopf gesetzt hatte, nach Norden hinaufzuziehen. Kade, Jeb und Rafe hatten nicht einmal etwas von Holts Existenz gewusst, bis er vor kurzem auf der Triple M eine Stellung angenommen und sich als ganz gewöhnlicher Cowboy ausgegeben hatte, und er war ihnen immer noch ein Dorn im Fleisch. Kade hegte den Verdacht, dass Cavanagh in erster Linie nach Indian Rock gekommen war, um die McKettricks zu schikanieren, wo er konnte, und obwohl er auch durchaus seine angenehmeren Momente hatte, gelang ihm das wirklich ausgezeichnet.

Emmeline zögerte und befingerte nervös ihr Haar. Einige wenige Leute wagten sich inzwischen auf die Straße hinaus, obwohl das Schneegestöber und der scharfe Wind inzwischen sogar noch heftiger geworden waren. Kade war froh, nicht mehr diesem schlechten Wetter ausgesetzt zu sein. Trotzdem wünschte er, es hätten sie bessere Neuigkeiten in Indian Rock erwartet. Eine Prügelei in der Scheune mit einem oder mehreren seiner Brüder war eine Sache; eine Bande schießwütiger Cowboys, die durch die Gegend ritten und einander abzuknallen versuchten, hingegen eine völlig andere.

»Zu richtigen Schießereien ist es noch nicht gekommen«, meinte Emmeline. »Oder jedenfalls bisher noch nicht. Aber es gab ein paar hässliche Auseinandersetzungen zwischen der Triple M und der Circle C, bei denen ein paar andere Leute Partei ergriffen haben. Es sind einige Zäune zerschnitten und Rinder gestohlen worden – ihr wisst schon, solche Sachen.«

Kade schnitt ein Stück von seinem Hähnchen ab und biss hinein. Sein Magen knurrte laut und vernehmlich, und er wusste, er würde nicht eher einen vernünftigen Gedanken fassen können, bis er zumindest seinen ärgsten Hunger gestillt hatte. »Und was sagt Rafe zu all dem?«, erkundigte er sich zwischen zwei Bissen. Rafe war derzeit der Vorarbeiter der Triple M, und obwohl ihr Vater es so bestimmt hatte, ärgerte Kade sich darüber. Seiner Meinung nach war es ein großer Fehler von Angus McKettrick, einem seiner Söhne Autorität über die anderen zu geben, doch Kades Meinung schien in letzter Zeit ja ohnehin nicht viel zu zählen.

Emmeline seufzte und zupfte an den karierten Vorhängen am Fenster. »Er ist beunruhigt«, gab sie zu. »Bisher waren es hauptsächlich nur dumme Streiche, doch wenn es zu Gewalttätigkeiten kommen sollte, könnte daraus ein Weidekrieg entstehen.«

In der Vergangenheit hatte es im ganzen Westen schon viele blutige Kämpfe zwischen rivalisierenden Ranchern gegeben, und Kade wollte so etwas nicht auf der Triple M oder in ihrer Nähe sehen. »Hat er mit Cavanagh gesprochen?«, fragte er Emmeline. Holt besaß ein größeres Stück Land, und die verschiedenen Quellen, die den Bach speisten, der durch die Triple M floss, befanden sich alle unmittelbar auf seinem Besitz. Wenn er den McKettricks also echten Schaden zufügen wollte, brauchte er nur den Verlauf des Bachs zu ändern oder einen Damm auf seinem Land zu bauen.

»Sie hatten Streit«, gab Emmeline zu und versuchte zu lächeln, was ihr jedoch nicht ganz gelingen wollte. »Ihr wisst ja, wie dickköpfig Rafe ist, und Holt ist mindestens genauso schlimm oder vielleicht sogar noch schlimmer als er. Bisher haben sie nur die Klingen miteinander gekreuzt und einige wüste Anschuldigungen gegeneinander vorgebracht. Ein paar Mal dachte ich, sie würden tatsächlich handgreiflich werden.«

Die unschuldige, naive Emmeline. Sie war in einer Stadt aufgewachsen, in einem Haus, in dem es nur Frauen gab, auch wenn es ein erstklassiges Bordell gewesen war, und hatte daher nicht die geringste Vorstellung vom Temperament von Brüdern, die einander schon als Kinder verdroschen hatten wie gereizte Bärenjunge. Es musste eine kolossale Anstrengung für sie gewesen sein, sich an das Leben auf der Triple M zu gewöhnen, und zumindest Kade bewunderte sie für die Courage und die Intelligenz, die sie bewiesen hatte.

»Wo ist denn unser großer Bruder jetzt?«, fragte Jeb. Er hatte anscheinend schon genug gegessen und schob seinen Teller beiseite, um sich dem starken Kaffee zuzuwenden. Kade hingegen zog ernsthaft in Erwägung, sich noch eine zweite Portion Hähnchen zu bestellen, da die erste ihn praktisch überhaupt nicht gesättigt hatte. Es gab fast nichts, was seinen Appetit zu beeinträchtigen vermochte, nicht einmal Gespräche über Schießereien und Weidekriege.

»Er ist mit einigen Männern draußen, um Zäune zu flicken und verirrtes Vieh zusammenzutreiben«, erwiderte Emmeline. Für einen winzigen Moment erschien ein etwas wehmütiger Ausdruck in ihren Augen, der jedoch im Handumdrehen wieder verschwunden war. Kade fragte sich, ob es trotz ihres offensichtlichen Wohlbefindens nicht vielleicht doch noch Probleme zwischen ihr und seinem Bruder gab.

»Und du bleibst in der Stadt?«, wollte Kade mit einem aufmunternden Lächeln von ihr wissen. »Was ist mit diesem wunderbaren Haus, das Rafe auf der anderen Seite des Bachs für euch gebaut hat? Steht es etwa leer in diesen Tagen?«

Emmeline schüttelte den Kopf und sah plötzlich erschreckend müde aus. Kade war beunruhigt; falls Emmeline ein Kind erwartete, würde Rafe nun sicher endgültig die Kontrolle über die Triple M gewinnen. Und obwohl Kade wirklich sehr gern Onkel würde, wollte er doch zunächst einmal ein Vater sein. Ein Vater mit einem Erbe, das er seinen Kindern hinterlassen konnte.

»Becky war mit John Lewis für eine Woche oben in Flagstaff«, berichtete Emmeline, »deshalb habe ich Clive und Schwester Mandy in der Zwischenzeit geholfen, das Hotel zu führen.« Becky Fairmont, auch bekannt als Becky Harding – was ganz und gar von ihrer Stimmung und der jeweiligen Phase des Mondes abhing –, war Emmelines Mutter, und John Lewis, der Marshal der Stadt, war ihr Verehrer. Die beiden hatten die in Indian Rock geltende Auffassung von einer gesitteten Gesellschaft regelrecht ins Wanken gebracht, so wie sie sich benahmen; die Damen in der nigelnagelneuen Kirche unten an der Straße mussten sich ja geradezu verpflichtet fühlen, noch mehr Zeit mit Tratschen zu verbringen als mit Beten und mit Hymnensingen. Nur gut, dass keine dieser Damen das Familiengeheimnis kannte, nämlich dass Becky Bordellwirtin in Kansas City gewesen war, bevor sie das Hotel eröffnet hatte!

Jeb stieß einen tief empfundenen Seufzer aus, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah genauso schäbig und verwahrlost aus, wie Kade sich fühlte, da er dringend einen Kamm, ein Bad und eine Rasur benötigte, und er roch auch nicht viel besser als ein Maulesel nach einem harten Arbeitstag. »Ich reite morgen zur Triple M«, sagte er zu Emmeline. »Ich borge mir gern einen Wagen vom alten Billy aus und fahr dich hin.«

Er versuchte unaufhörlich, Frauen zu bezaubern, dieser Jeb, und es schien ihm dabei absolut nichts auszumachen, ob sie schon einem anderen Mann gehörten. Kade biss die Zähne zusammen und unterdrückte eine Bemerkung, die wahrscheinlich wirklich besser ungesagt blieb.

»Wie du mich an jenem ersten Tag zur Triple M begleitet hast, als ich in Indian Rock ankam«, erinnerte sich Emmeline mit einem kleinen Lachen, das sehr dazu beitrug, Kades niedergedrückte Stimmung ein wenig zu heben. Sie schüttelte den Kopf, weil sie vermutlich gerade daran dachte, wie sie in Arizona angekommen war: in dem festen Glauben, wirklich und wahrhaftig mit einem Mann verheiratet zu sein, der soeben gerade durch die Türen des »Bloody Basin« geflogen und direkt vor ihren Füßen liegen geblieben war. Ihre erste Begegnung mit Rafe hatte ihr die Augen geöffnet, sogar für westliche Verhältnisse. »Ich weiß noch, wie ich mir wünschte, ich hätte mich verpflichtet, dich zu heiraten und nicht deinen Bruder.«

»Das«, erwiderte Jeb mit dem für ihn typischen schiefen Grinsen, »war deine Vernunft, die da gesprochen hat.«

Und dann wurde plötzlich auf der Straße Lärm laut, das Klappern von Pferdehufen auf dem harten Boden, das Ächzen von Sattelzeug und die Stimmen von Männern, die sich lauthals miteinander unterhielten.

»Da ist er«, verkündete Emmeline, aber sie hätte es nicht einmal zu erwähnen brauchen, denn allein an der Art, wie sie aufsprang, ganz strahlend vor lauter Glück und Aufregung, hätte Kade erkannt, dass Rafe zurückgekommen war. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als eine Frau zu haben, die sich so sehr auf ihn freute, doch langsam begann er die Hoffnung zu verlieren, dass dieses Glück ihm je beschert sein würde.

Rafe stürmte in das Hotel, als gehörte es ihm, und brachte den eisigen, mit Schnee vermischten Wind und neun oder zehn lärmende, mit ihren Sporen klirrende Rancharbeiter mit. Wenn Rafe einen Raum betrat, bekam man immer das Gefühl, als wäre die Decke eingestürzt und die Wände wären zusammengerückt.

»Na so was«, murmelte Rafe, als er im Eingang stehen blieb und seine dicken Arbeitshandschuhe abstreifte, »wenn das nicht meine aus fernen Landen heimgekehrten kleinen Brüder sind! Dann wollen wir mal das sprichwörtliche Kalb zu ihrer Begrüßung schlachten.«

2. Kapitel

Mandy Sperrin schlich durch die Hotelküche, ohne das Speisezimmer auch nur zu betreten, und flüchtete sich in die dahinterliegende Gasse. Ohne sich des Schnees oder der schneidenden Kälte bewusst zu sein, die sogar durch ihren dicken wollenen Habit drang, blieb sie ganz still stehen, den Rücken an die Wand des Gemischtwarenladens gepresst und eine Hand an ihrer Brust. Ihr Herz donnerte wie eine ganze Herde durchgegangener Pferde.

Sie war sicher, dass Kade McKettrick sie nicht von jener Nacht vor fünf Jahren in Cave Creek in Erinnerung behalten hatte, was sie verwunderte, aber auch erleichterte. Trotzdem hatte er ihr ein paar neugierige Blicke zugeworfen. Doch das lag bestimmt nur an meiner Nonnentracht, sagte sie sich und versuchte, ihre Ängste zu beschwichtigen. Wenn sie das nächste Mal eine Verkleidung brauchte, würde sie sich auf jeden Fall etwas anderes aussuchen, das nicht so viel Aufmerksamkeit erregte wie der Habit. Oder so kratzte, als trüge sie einen ganzen Sack von Flöhen auf ihrer Haut.

In dem einen Moment stand sie noch da, verbarg sich und kämpfte gegen das Bedürfnis, sich zu kratzen, und im nächsten wurde sie brutal an die Schindelwand gedrückt und erstickte beinahe an dem eisigen Gewehrlauf, den jemand der Länge nach gegen ihre Kehle presste. In ihrer Verzweiflung stellte sie sich auf die Zehenspitzen und versuchte, das Gewehr mit beiden Händen fortzustoßen, aber all ihre Anstrengungen waren umsonst.

Blinzelnd vor Furcht und Atemnot, starrte sie in Gig Currys wütend glitzernde Augen. Curry wäre ihr Stiefvater gewesen, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, ihre Mutter zu heiraten, obwohl er keine Hemmungen hatte, diesen Titel für sich zu beanspruchen, falls er irgendeinen Nutzen für sich darin sah. All die alten Emotionen stiegen wieder in ihr auf, und obwohl sie bitter waren und heftig, waren sie zugleich jedoch auch stärkend. Ihr Blut lief wie brennendes Petroleum durch ihre Adern.

Langsam verringerte Curry den Druck seines Gewehrs und erlaubte Mandy, sich wieder gerade hinzustellen und Luft zu holen. Curry war ein dünner, nicht besonders großer Mann, doch er war erstaunlich kräftig, und er war praktisch schon zornig auf die Welt gekommen.

»So, so«, sagte er mit täuschend sanfter Stimme und hielt sein Gesicht so dicht an Mandys, dass sie ein paar Spritzer seines Speichels abbekam. »Hier hat sie sich also versteckt, unsere kleine Schwester Mandy.« Er hielt kurz inne, um den Kopf zu schütteln. »Das ist ja wirklich ein Witz, dass ausgerechnet du die Nonne spielst. Geradezu zum Schreien komisch.«

Mandy schloss für einen Moment die Augen, um Mut zu sammeln, und fixierte Curry dann mit einem gereizten Blick. Er weidete sich an der Angst anderer Menschen und konnte sie riechen wie das wilde Tier, das er ja auch war. Aber Mandy hatte schon vor langer Zeit gelernt, keine Furcht zu zeigen, ob er nun da war oder nicht.

»Was willst du?«, fragte sie mit trotzig vorgeschobenem Kinn, während sie an Cree, ihren Halbbruder, dachte und hoffte und betete, dass er weit entfernt von hier und sicher war.

Curry hob seine freie Hand, als wollte er Mandy schlagen, aber dann schien er sich eines Besseren zu besinnen und ließ sie wieder sinken. »Ich möchte wissen, wo dieser kleine Schreihals von deinem Bruder steckt. Er hat über mich getratscht und mir mein Geschäft verpfuscht.«

Mandy hätte jetzt vielleicht um Hilfe gerufen, wenn mehr Leute auf der Straße gewesen wären, aber die Kälte und die wachsende Angst vor Reibereien zwischen den verschiedenen Ranchern hatten sie in die Häuser getrieben. »Ich habe ihn nicht gesehen«, erwiderte Mandy so schnippisch, wie sie nur konnte, obwohl ihr klar war, dass sie sich damit vielleicht nur Schläge einhandelte – oder Schlimmeres. »Aber selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht verraten.«

Gig sah aus, als wäre er drauf und dran, sie zu erdrosseln. »Du hinterhältiges kleines …«

Sie versuchte, ihn so lange anzustarren, bis er den Blick abwandte.

»Jetzt hör mir mal gut zu, Amanda Rose. Wenn dieser Wilde Gelegenheit dazu bekommt, dann wird er mir eine Falle stellen, und das bedeutet, dass mein Leben auf dem Spiel steht. Es gibt nur einen Menschen auf der Welt, an dem ihm etwas liegt, und dieser Mensch bist du. Mir scheint also, dass du vielleicht nur ein wenig Ermunterung benötigst, um deinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.«

Als würde sie ihren Bruder je verraten! Er war der einzige Mensch auf der Welt, dem sie voll und ganz vertraute, und der einzige, außer ihrer Mutter, den sie je geliebt hatte. »Cree ist kein Wilder«, protestierte sie. »Er ist zehn Mal so viel wert wie du!«

Gig hob wieder die Hand, und diesmal wusste Mandy, dass er sich nicht beherrschen würde. Er würde sie schlagen – hart genug, dass sie Gefahr lief, ihre Zähne zu verlieren. So, wie er es so oft mit ihrer Mutter getan hatte … und auch mit Cree, bevor ihr Bruder sechzehn Jahre alt geworden war, genug davon gehabt hatte und fortgeritten war, um nie wieder zurückzukommen.

Irgendwo in der Nähe öffnete sich quietschend eine Tür, und Mandy blieb vor Schreck das Herz fast stehen. Mit einem Blick sah sie, dass Kade McKettrick auf den Stufen vor der Hintertür erschienen und im Begriff war, sich einen Zigarillo anzuzünden. Er hatte Rock und Hut im Hotel gelassen, aber an seiner rechten Hüfte trug er einen 45er, der locker und griffbereit in seinem Pistolenholster saß. Diese Waffe erregte Mandys Interesse, und für einen Moment lang konnte sie ihren Blick nicht davon abwenden.

Kade blies das Streichholz aus, das er gerade angezündet hatte, und steckte den unangezündeten Zigarillo in die Tasche seines Hemdes. »Probleme?«, erkundigte er sich freundlich, doch es lag etwas Gefährliches in seinem Ton.

Gig murmelte bei Kades Anblick einen Fluch, und Mandy vermutete, dass er schon lange genug in Indian Rock herumgeschlichen war, um zu wissen, wer hier wer war, und insbesondere die McKettricks kannte. Für einen Moment lang glühten seine Augen förmlich auf vor Bosheit; er hasste die meisten Menschen, allein schon aus Prinzip, aber ganz besonders jene, die er als privilegiert empfand.

Diese Zurschaustellung seiner Niedertracht unterdrückte er jedoch augenblicklich. Curry hatte auch etwas von einem Chamäleon. »Absolut nicht«, antwortete er und trat einen Schritt zurück. Sein Lächeln war harmlos, freundlich – und durch und durch verlogen.

Wahrscheinlich lächelt der Teufel so, wenn er arme Seelen in der Hölle schmoren sieht, dachte Mandy. Die Vorstellung ließ sie erschaudern. Wenn Stehlen wirklich eine Todsünde war, würde sie eines Tages selbst im Hades an einem Spieß über dem Feuer enden.

Mandy zwang sich, langsam durchzuatmen und sich zu beruhigen. Sie strich ihren Habit glatt, zupfte ihren Schleier zurecht und kämpfte gegen das entwürdigende Bedürfnis an, die Stufen hinaufzustürzen und sich hinter McKettrick zu verstecken. Es siegte jedoch ihr unbändiger Stolz, selbst über den Instinkt, sich selbst zu schützen, und sie blieb stehen, wo sie war.

»Es ist kalt hier draußen«, bemerkte ihr Retter in gleichmütigem Ton, doch obwohl seine Worte Mandy galten, blieb sein Blick auf Gig gerichtet, und seine Augen wurden schmal. »Vielleicht sollten Sie lieber wieder hereinkommen … Schwester.«

Mandy straffte ihren Rücken und entkrampfte ihre Schultern. Über den Zynismus, den sie in dem Wort Schwester gehört hatte, würde sie später nachdenken; im Moment wollte sie nur so viel Distanz wie nur möglich zwischen sich und Curry bringen. »Ja«, erwiderte sie freundlich. »Ich glaube, das sollte ich jetzt wirklich.«

Sie spürte, dass Gig nach ihrem Arm griff, als sie an ihm vorbeiging, die Bewegung dann aber genauso schnell auch wieder unterdrückte. Sie ging weiter, noch zehn Schritte, noch sieben, fünf … Geh weiter … setz einfach nur einen Fuß vor den anderen …

»Kennen Sie irgendwelche Rancher, die einen guten Arbeiter gebrauchen können?«, rief Gig McKettrick zu. »Ich werd wohl noch ’ne Weile hier bleiben, denke ich.«

Ein kalter Schauer durchlief Mandy.

»Nein«, antwortete McKettrick. Sein Blick wich nicht von Gig, und er nahm auch nicht die Hände vom Geländer an der Treppe, doch Mandy konnte die gespannte Wachsamkeit in ihm spüren, als sie näher kam. Er sah sie vielleicht nicht direkt an, aber er stand da und nahm jede noch so subtile Nuance der Szene in sich auf. Er war ein Mann, der nicht so leicht zu täuschen wäre, falls dies einmal nötig werden sollte. Doch andererseits hatte sie das ja schon seit der Begebenheit in Cave Creek gewusst.

»Ich hörte, dass ein gewisser Cavanagh noch Arbeiter für seine Ranch sucht«, erklärte Gig mit einem gewinnenden und wieder ganz und gar unechten Lächeln. Mandy glaubte schon das Geheul der in der Hölle schmorenden Sünder zu vernehmen.

»Da müssen Sie ihn schon selber fragen«, gab McKettrick schulterzuckend zurück.

Mandy hatte die Treppe inzwischen hinter sich gebracht, und Kade trat rasch einen Schritt beiseite, um sie vorbeizulassen. Als sie jedoch stehen bleiben wollte, um zu sehen, wie sich die Dinge weiterentwickeln würden, warf er ihr einen warnenden Blick zu, und sie besann sich blitzschnell eines Besseren.

»Wir sehen uns bald wieder, Schwester Mandy!«, rief Gig ihr noch eine freundliche Warnung nach, als sie in die anheimelnde Wärme und vorübergehende Sicherheit der Küche trat.

Mandys Magen verkrampfte sich angesichts der versteckten Drohung, die in Currys Worten lag, aber die liebenswerte, vernünftige Emmeline war in der Küche und nahm gerade eine frische Kanne Kaffee vom Herd, und es wäre nicht gut, sich vor der Chefin die Verwirrung anmerken zu lassen. Kade McKettrick mochte sie diesmal noch gerettet haben, doch früher oder später würde Gig sie schon zu fassen bekommen – oder bei dem Versuch sein Leben lassen.

Emmeline hielt inne und musterte sie mit besorgter Miene. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie.

Kade stand noch immer draußen auf den Eingangsstufen, und der schwache Tabakgeruch, der durch die offene Tür hereinwehte, wirkte auf Mandy ganz merkwürdig beruhigend.

Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Mir ist nur ein bisschen kalt«, sagte sie, um das unübersehbare Frösteln zu erklären, das sie durchlief. Sie war gewöhnlich tapfer, wenn sie unmittelbar mit Problemen konfrontiert wurde, doch später, wenn sie nicht mehr ganz so auf der Hut war, hatte sie die größte Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. »Warten Sie – lassen Sie mich den Kaffee hineinbringen.«

Emmeline zögerte, doch dann stellte sie die schwere Kanne wieder auf den Herd und gab Mandy die Topflappen. »Danke«, entgegnete sie, und ihr Blick glitt fragend zu der noch immer offen stehenden Hintertür.

Mandy zwang sich zur Ruhe, hob die Kaffeekanne auf und ging in den Speisesaal, der sich in den letzten Minuten mit Cowboys und anderen Gästen gefüllt hatte. Sie schenkte Rafe McKettrick, Emmelines Mann, Jeb, seinem Bruder, und allen anderen Männern Kaffee ein, während sie darauf wartete, dass Kade wieder hereinkam, und ging dann schließlich weiter zu dem großen Ecktisch vor dem Fenster. Eine kleine Gruppe junger Frauen, die alle »bestellte Bräute« waren, saß dort und hatte sich zu einem ihrer regelmäßig abgehaltenen »Kriegsräte« versammelt.

Mandy war nicht ohne Sympathie für die angehenden jungen Ehefrauen, die aus allen möglichen Ecken des Landes nach Indian Rock gekommen waren, um einen McKettrick zu heiraten, und alle in Mrs. Sussex’ Pension abgestiegen waren, um Geld zu sparen. Das Problem war, dass nur noch zwei heiratsfähige Brüder übrig waren, Holt Cavanagh natürlich nicht mitgezählt, und es aber sechs »bestellte Bräute« gab.

Bislang zumindest. Denn es schien fast so, als brächte jede Postkutsche eine weitere dieser Bräute mit.

Mandy lächelte für einen Moment belustigt, doch ihr Lächeln verblasste sofort wieder, als sie aufblickte und Gig Curry auf der anderen Seite des Fensters auf der Straße stehen und zu ihr hinaufstarren sah. Sein Blick war kälter als der tiefste Hochlandwinter, und Gig brauchte keine Worte, um ihr seine Botschaft zu übermitteln: Er würde sie umbringen, wenn sie ihn nicht dabei unterstützte, ihren Halbbruder zu finden.

3. Kapitel

Was weißt du über diese Schwester Mandy?«, fragte Kade Emmeline, als er seinen Zigarillo ausgedrückt hatte und in die Küche zurückkam, wo seine Schwägerin gerade dabei war, eine gedeckte Pfirsichtorte aufzuschneiden und die Portionen auf bereitstehende Teller zu legen. Er hatte das Gefühl, sich wieder an irgendetwas zu erinnern, das er aber leider nicht genau bestimmen konnte, obwohl es irgendwie zum Greifen nahe schien. Es lag auch eine gewisse Faszination in dieser Erinnerung, und das beunruhigte ihn sehr.

Emmeline sah sich über ihre Schulter nach ihm um. Eine lose Haarsträhne lockte sich an ihrer Schläfe, und es kostete Kade große Überwindung, nicht die Hand auszustrecken und sie ihr zurückzustreichen. Oder sie nicht heim zur Ranch zu schicken oder wenigstens in das private Wohnzimmer des Hotels, damit sie die Füße hochlegen und sich ein wenig ausruhen konnte. Er tat jedoch nichts von all dem, weil Emmeline die Ehefrau seines Bruders war, nicht seine Frau. Vergiss das nicht, Cowboy!, ermahnte er sich im Stillen.

»Nicht viel«, beantwortete Emmeline seine Frage. »Sie kam eines Tages mit der Postkutsche hier an, und Becky gab ihr einen Job. Wir vermuten, dass sie vor irgendetwas auf der Flucht ist, doch sie hat sich uns nicht anvertraut, und bei all dem, was hier los war, haben wir sie auch nicht dazu gedrängt, es uns zu erzählen.«

»Ich dachte, Nonne zu sein, wäre schon ein Job«, bemerkte Kade und war merkwürdigerweise sehr verstimmt, als er die Tür vor der Kälte schloss und die Arme vor der Brust verschränkte. Er hatte es überhaupt nicht eilig, in den Speisesaal zurückzukehren und sich mit seinen beiden Brüdern zugleich befassen zu müssen – sie waren schon lästig genug, wenn sie einzeln auftraten.

Emmeline zuckte mit den Schultern. »Da ich nicht katholisch bin«, sagte sie, noch immer mit ihrem Kuchen beschäftigt, »habe ich natürlich keine Ahnung, wie das ist.«

Kade war auch nicht religiös, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne, aber Concepcion, die langjährige Haushälterin seines Vaters, war eine fromme Frau. Sie stand mit allen Heiligen auf Du und Du, betete regelmäßig ihren Rosenkranz und suchte Pater Herrera in der spanischen Mission auf der anderen Seite der Stadt auf, um zu beichten. Kade hatte vor, die Angelegenheit mit ihr zu besprechen, sobald er wieder auf der Triple M war, aber vorher würde er vermutlich erst eine Flut von Fragen über sich ergehen lassen müssen. Concepcion würde alles wissen wollen, was sich zugetragen hatte, seit er sich auf die Suche nach Jeb begeben hatte, und sie würde nicht eher Ruhe geben, bis er ihr alles bis ins kleinste Detail geschildert hatte. »Du solltest nicht jedem vertrauen, der daherkommt und um Arbeit bittet, Emmeline«, mahnte er und dachte an den Mann, den er dort draußen mit Schwester Mandy gesehen hatte. »Es treiben sich eine Menge nichtsnutziger Vagabunden hier herum.«

Emmeline strich die lose Haarsträhne zurück, nahm in jede Hand zwei Kuchenteller und ging zu der Tür zum Speisesaal, die sie geschickt mit ihrer Hüfte aufstieß, bevor sie wieder innehielt und sich noch einmal zu Kade umdrehte. Ein spitzbübisches Lächeln spielte jetzt um ihre Lippen.

»Ich nehme an, du hast noch immer vor zu heiraten«, meinte sie wie nebenbei.

Diesen Umstand hatte er zum Glück für eine leider nur allzu kurze Zeit vergessen, und die Erinnerung daran veranlasste ihn, erneut die Stirn zu runzeln. »Ja«, brummte er. Seine Zuneigung zu seiner Schwägerin war eine Sache, seine Notwendigkeit, die Triple M zu erben, eine andere. Er hatte durchaus die Absicht, eine Ehefrau zu finden und dafür zu sorgen, dass sie so schnell wie möglich schwanger wurde, denn schließlich hatte er immer noch gute Chancen, Rafe und Jeb zuvorzukommen. »Ja. Und je eher ich heirate, desto besser.«

Emmeline lächelte, und ihre Augen funkelten. »Nun, dann bekommst du jetzt vielleicht Gelegenheit dazu«, erwiderte sie leichthin. »Da draußen im Speisesaal sitzen nämlich sechs Frauen, die alle ganz versessen darauf sind, einen McKettrick zum Mann zu nehmen. Und ganz besonders dich.«

Kade stöhnte innerlich. »Was?«

Emmeline lachte über seine verdutzte Miene. »Du hast anscheinend verlautbaren lassen, dass du auf der Suche nach einer Ehefrau bist. Und nun sind die Damen hier. Du kannst dir eine aussuchen.«

Damit trat sie durch die Schwingtür und verschwand im Speisesaal, und Kade, dem der Kopf schwirrte von dem Gehörten, starrte ihr betroffen nach. Es hätte jedoch wenig Sinn gehabt, sie zurückzurufen und darauf hinzuweisen, dass mindestens eine dieser Frauen von Rafe bestellt worden war, als er gefürchtet hatte, die Dinge zwischen ihm und Emmeline entwickelten sich anders als erhofft. Tatsache war jedenfalls, dass Rafe einen Brief an die Heiratsagentur geschrieben und auch eine Gebühr entrichtet hatte, und vermutlich hatte Jeb es ihm gleichgetan, obwohl dieser Geheimniskrämer das wahrscheinlich niemals zugegeben hätte. Bei genauerer Überlegung kam es Kade sogar so vor, als machte Jeb sich absolut keine Sorgen darüber, ob er eine Frau fand oder nicht, und wahrscheinlich hatte es ihm auch großen Spaß bereitet, Kade schmoren zu sehen wie ein Spanferkel über dem Grill.

Kades erster Impuls war, sich auf dem Absatz umzudrehen und aus der Hintertür zu stürzen.

»Teufel noch mal«, murmelte er. Er war wochenlang unterwegs gewesen, hatte Jeb gesucht und dann die lange Heimreise mit ihm unternommen, damit der alte Herr keinen Herzanfall bekam vor lauter Sorge um den kleinen Esel, und nun sah er aus und fühlte sich in etwa auch so anziehend wie ein alter Bär, der gerade aus einem ausgedehnten Winterschlaf erwachte. Im Augenblick hätte er buchstäblich fast alles dafür gegeben, ein wenig Zeit zu haben, um Ordnung in seine Gedanken zu bringen, aber es sah ganz und gar nicht danach aus, als könnte er sich diesen Luxus gönnen.

Als er endlich den Mut aufbrachte, in den Speisesaal zurückzukehren, war der Raum erfüllt von lauten, rauen Cowboystimmen, dem leisen Klingeln von Löffeln in Kaffeetassen und dem Gekicher aufgeregter Frauen.

Ein Moment verstrich, bevor jemand Notiz von seiner Ankunft nahm, aber als sie ihn bemerkt hatten, breitete sich im Saal ein viel sagendes Schweigen aus, und Kade hätte schwören können, dass aller Augen im Raum auf ihn gerichtet waren. Er sah Belustigung und auch eine etwas ironische Neugierde in Rafes Blick, und Jeb, der mit zurückgekipptem Stuhl dasaß und die Arme über der Brust verschränkt hatte, grinste völlig ungeniert. Schwester Mandy hingegen sah ihn überhaupt nicht an, aber ihre Wangen glühten, als hätte sie zu nahe am Herd gestanden.

Die sechs Frauen an dem Ecktisch ließen ihn nicht aus den Augen. Sie registrierten sein ungekämmtes Haar, seinen Bart, seine schmuddeligen Kleider und seine abgetragenen, schlammbespritzten Stiefel. Sein Stolz zwang ihn dazu, ihre Blicke zu erwidern, doch selbst wenn es um sein Leben gegangen wäre, hätte er nicht eine einzige der Bräute näher beschreiben können. Sie sahen für ihn aus wie ein Schwarm nervöser Vögel, farbenfroh, hübsch befiedert und bereit, sich jeden Augenblick auf ihn zu stürzen.

Eine der Damen erhob sich von ihrem Stuhl, und dann taten die anderen es ihr nach, als wären sie irgendwie alle miteinander verbunden wie Maulesel in ein und demselben Geschirr.

Kade schluckte.

Die mutigste der Damen kam mit einem spröden Lächeln auf den Lippen auf ihn zu, und Kade musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht unwillkürlich einen Schritt zurückzutreten. Und obwohl er sich die größte Mühe gab zu lächeln, gelang es ihm nicht, auch nur eine Miene zu verziehen.

»Mr. McKettrick«, begann die Frau und streckte ihm eine behandschuhte Hand entgegen, und ihre leicht schrille Stimme jagte Kade einen jähen Schauder über den Rücken. Er hoffte nur, dass Rafe und Jeb nicht seine Reaktion gesehen hatten, weil sie ihn sonst nämlich für den Rest seines Lebens damit aufziehen würden. »Sue Ellen Carruthers ist mein Name, und ich bin hier, um Sie zu heiraten.«

Kades Zunge fühlte sich wie ein erschrecktes Tierchen an, das sich in seiner Kehle zu verstecken versuchte. »W-wie geht es Ihnen?«, krächzte er.

Miss Carruthers schien eine sehr direkte, offenherzige Person zu sein, befand er, und im fortpflanzungsfähigen Alter war sie anscheinend auch, was bedeutete, dass sie seinen Zwecken zweifellos genügen würde. Doch leider war sie alles andere als eine Augenweide. Und da anzunehmen war, dass er die nächsten vierzig Jahre oder sogar noch länger damit verbringen würde, die Frau, die er heiratete, am Tisch und von seiner Seite des Bettes aus anzusehen, widerstrebte es ihm natürlich, diese Miss Carruthers um ihre Hand zu bitten.

Eine andere Frau trat hinter Sue Ellen, schob sie mit dem Ellbogen beiseite und lächelte ihn strahlend an. Er erhaschte einen kurzen Blick auf flachsblondes Haar und kornblumenblaue Augen, aber leider nicht viel mehr. »Ich bin Marvella Denhome«, informierte sie ihn, »und ich war schon über eine Woche vor Sue Ellen hier.«

Streitlustig, dachte er. Was war es noch, was die Bibel über das Leben mit einer streitlustigen Frau sagte? Es sei besser, in der Wüste zu verdursten?

»Abigail Bergen«, stellte sich eine dritte Bewerberin vor. Sie war hübsch anzusehen und hatte auch eine angenehme Stimme, doch das boshafte Glitzern in ihren Augen ließ Kade zögern. Sie wollte entweder einen Ehemann oder aber blutige Rache an jemandem nehmen, und er hatte den Eindruck, dass ihr das eine genauso recht sein würde wie das andere.

Die nächsten drei Kandidatinnen nahm er nur noch recht verschwommen wahr, und als sie sich endlich alle vorgestellt hatten und aufhörten zu plappern, konnte Kade an nichts anderes mehr denken als daran, möglichst bald in den »Bloody Basin Saloon« zu gehen und seine Müdigkeit und seinen Verdruss mit ein paar großzügig bemessenen Whiskeys hinunterzuspülen. Vielleicht wäre er sogar auf der Stelle ohnmächtig geworden, vor den Augen seiner Brüder und der Hälfte der Rancharbeiter der Triple M, wenn in diesem Moment nicht Becky Fairmont hereingekommen wäre und sich nun einen Weg durch die Frauen bahnte, wie der Herr die Wasser des Roten Meers geteilt hatte, um die Israeliten passieren zu lassen.

Als Emmelines Mutter und Haupteigentümerin des »Hotel Arizona« besaß Becky eine nicht zu unterschätzende Macht, und obwohl die bestellten Bräute nicht allzu glücklich darüber schienen, traten sie, wenn auch nicht ganz ohne Murren, zurück.

»Kade McKettrick«, bemerkte Becky mit Entschiedenheit, als sie sich bei ihm unterhakte und ihn auf die Tür zur Eingangshalle zusteuerte. »Du bist genau der Mann, den ich sehen wollte.«

Die Bräute hinter ihnen begannen laut zu protestieren, und auch die Cowboys hatten auf seine Kosten etwas zu lachen, doch Kade wäre dem Teufel selbst hinausgefolgt, um all diesen heiratslustigen Frauen zu entkommen.

Er atmete jedoch erst auf, als Becky und er sich hinter geschlossenen Türen in ihrem Büro hinter der Rezeption befanden. Die frühere Bordellwirtin, die noch immer elegante Reisekleidung und einen schicken Hut mit einer langen Feder trug, ging geradewegs zu einer Anrichte und schenkte einen doppelten Whiskey für sie beide ein.

Kade stürzte seinen in einem Zug hinunter, und dann ließ er sich in den Sessel fallen, den Becky ihm zugeschoben hatte, dachte an die bestellten Bräute und überlegte, ob er nicht besser irgendetwas Schweres vor die Tür schieben sollte.

»Ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten«, verkündete Becky, während sie an ihrem Whiskey nippte und es sich hinter ihrem Schreibtisch bequem machte. Sie war dunkelhaarig und noch immer eine schöne Frau, aber sie war auch zart und sehr zerbrechlich. Wie Kades Vater, Angus, hatte sie ein schwaches Herz, was sie jedoch keineswegs dazu veranlasste, ein wenig kürzer zu treten.

»Und was soll das für ein Vorschlag sein?«, fragte Kade nach einem hoffnungslosen Blick auf die Whiskeykaraffe auf der anderen Seite des Raums. Diese Leute von der Happy-Home-Heiratsagentur in Kansas City waren etwas zu übereifrig mit der Erledigung von Bestellungen, fand er. Er hatte vielleicht zwei oder möglicherweise sogar drei Bräute bestellt, da er manchmal etwas zerstreut war, aber sechs?

»John Lewis und ich möchten heiraten und dann auf eine richtige Hochzeitsreise gehen«, informierte Becky ihn. »Das Problem ist nur, dass diese Stadt hochgehen wird wie ein chinesisches Feuerwerk wegen der Probleme zwischen der Triple M und der Circle C, und das nur unter anderem. John sagt, er könnte sie nicht unbeaufsichtigt lassen. Was meinst du, hättest du keine Lust, dir für eine Zeit lang seine Plakette anzustecken und dich Marshal McKettrick zu nennen?«

4. Kapitel

Da es nicht Kades Art war, wichtige Entscheidungen ganz spontan zu treffen, gab er Becky nicht sofort eine Antwort. Sie tranken beide noch einen Whiskey, und er zerbrach sich den ganzen Abend und den größten Teil der Nacht den Kopf über ihr Angebot.

Doch so gründlich er auch darüber nachdachte, am nächsten Morgen war er noch immer nicht zu einem Entschluss gekommen. Auf der einen Seite gehörte er zur Triple M, wie Kiesel zu einem Bachbett gehörten, und das war ihm auch durchaus bewusst. Auf der anderen Seite jedoch interessierte er sich sehr für das Gesetz und studierte es praktisch schon, solange er zurückdenken konnte, und die Möglichkeit, etwas von diesem Wissen in die Praxis umzusetzen, reizte ihn schon sehr.

Er nahm sein Frühstück mit Becky und John im Speisesaal ein und versprach ihnen, so schnell wie möglich einen Entschluss zu fassen.

Der Ritt zur Ranch war anstrengend, und als Kade und Jeb endlich den Bach überquerten und zum Haus hinaufritten, saß Angus auf der vorderen Veranda, als hätte er sie schon erwartet. Der alte Mann sah vertrocknet, grau und seltsam eingefallen aus. Er saß in einem Schaukelstuhl, mit einer Decke über seinen Beinen, aber seine blauen Augen funkelten, als er seine Söhne näher kommen sah. Es war die pure Sturheit, dieses Funkeln, und nicht mit väterlicher Zuneigung zu verwechseln, doch es zu sehen, beruhigte Kade trotz allem ein wenig. Angus McKettricks Kampfgeist war noch nicht erloschen, und das wiederum bedeutete, dass die Erde sich nach wie vor um die Sonne drehte und auf den Frühling immer noch der Sommer folgte.

Während des gesamten Ritts aus der Stadt heraus hatte Kade mit der Idee gespielt, das Amt des Marshals zu übernehmen, hatte hin und her überlegt, über das Für und Wider nachgedacht und nicht ein einziges Mal auch nur den Versuch unternommen, ein Gespräch mit seinem Bruder zu beginnen. Doch als er nun seinen Vater auf der Veranda sitzen sah, beschloss er, sein Dilemma zu verschieben.

»Ich sollte euch zwei zum Teufel schicken, nach all den Sorgen, die ihr mir bereitet habt«, knurrte Angus mit einer streitlustigen Handbewegung. Da er von Natur aus bereits voller Widerspruchsgeist war, meckerte er gern, selbst wenn er seinen Willen bekommen hatte. »Natürlich erst nach einer anständigen altmodischen Auspeitschung.«

Concepcion schlüpfte aus der Tür, trat hinter Angus und legte eine ihrer tüchtigen braunen Hände auf seine Schulter. Sie hieß die beiden Brüder nicht willkommen, aber Kade hoffte dennoch, dass sie sich diesmal wenigstens nicht weigern würde, für sie zu kochen und zu waschen, wie sie es früher so oft getan hatte, wenn die Jungen sie mal wieder verärgert hatten. Schon vor Georgia McKettricks Tod, als die Brüder noch kleine Jungen gewesen waren, hatte Concepcion den Haushalt auf der Triple M geführt und später vieles fortgesetzt, was Georgia McKettrick begonnen, aber leider nicht hatte beenden können. Das Leben auf der Ranch wäre ohne Concepcion sehr viel trostloser gewesen. Sie war stets bemüht gewesen, es den Jungen zu erleichtern.

Mit einem draufgängerischen Grinsen schwang Jeb sich als Erster aus dem Sattel, ließ das Pferd mit herabbaumelnden Zügeln stehen und ging auf die Veranda zu. Wie Kade hatte auch er am Abend zuvor im Hotel ein Bad genommen, aber das schien nicht allzu viel genützt zu haben, denn er sah noch immer wie ein heruntergekommener Goldgräber aus.

»Du hast mir gefehlt, Pa«, sagte Jeb.

Kade saß ab, mehr aus Resignation als alles andere. Er war nicht so aalglatt wie Jeb, und er hatte sehr viel zu bedenken, seit er nach Indian Rock zurückgekommen war: Da waren der Marshal-Stern, der ihm angeboten worden war, all diese Bräute, die ihm auf den Fersen waren, und die Probleme zwischen der Triple M und dem kürzlich erst von Cavanagh erworbenen Land. Leichte Konversation zu machen, ging jetzt schlicht und einfach über seine Kräfte.

»Ich weiß nicht mal, ob ich euch zurückhaben will«, regte Angus sich auf. »Ihr nennt euch McKettricks? Ihr seht aus wie zwei Hausierer.«

Jeb lachte, öffnete das Gartentor und ließ es zurückfallen gegen Kade, als der versuchte, ihm zu folgen. »Und du siehst wie eine zerbrechliche alte Dame aus mit dieser Decke auf den Knien. Wo ist dein Strickzeug?«

Angus versuchte, an seiner Empörung festzuhalten, aber selbst er konnte gar nicht anders, als trotz seines mürrischen Gebarens ein wenig zu grinsen. Jeb würde den frömmsten Prediger dazu beschwatzen können, einen Freudentanz mit dem Teufel aufzuführen, wenn er es sich vornahm. Das war eine Gabe, die Kade leider nicht besaß, und wenn er nicht auf der Hut war, beneidete er Jeb sogar darum.

Als die beiden Brüder die breiten Verandastufen hinaufstiegen, kam ein Rancharbeiter, um die Pferde in den Stall zu bringen, und Angus erhob sich mit einem knackenden Geräusch, das entweder von dem Sessel oder seinen alten Gelenken herrührte. Concepcion blieb dicht in seiner Nähe, bemerkte Kade, beging aber nicht den Fehler, dem alten Mann beim Aufstehen zu helfen.

»Ich hörte, dass sich ein Kampf zusammenbraut«, meinte Kade rasch, weil er überhaupt nicht mehr zu Wort kommen würde, wenn er jetzt nicht das Wort ergriff, bevor Jeb ernsthaft drauflosschwatzte.

»Da hast du richtig gehört«, stimmte Angus mit plötzlich hochrotem Gesicht zu. Seine Halsschlagader trat hervor, und seine rechte Schläfe pochte. »Und es ist dieser Halbbruder von euch, der meiner Meinung nach dahintersteckt. Ich würde mein Leben darauf verwetten, dass er es ist. Dieser verdammte Dickschädel.«

»Ich frage mich, woher er das wohl hat?«, entgegnete Kade schmunzelnd.

Concepcion warf ihm einen missbilligenden Blick zu und ergriff zum ersten Mal das Wort. »Von dort, wo du es auch herhast, würde ich sagen.«

Angus streckte eine Hand aus, und Kade ergriff sie rasch und drückte sie. Der Händedruck des alten Mannes war noch immer fest; vielleicht spielte er ja auch nur den Schwachen, Hinfälligen, um ein wenig Mitgefühl und Aufmerksamkeit zu erlangen?

Concepcion ging ins Haus voran und murmelte irgendetwas von »Scheren« und »Rasiermesser«. Sie schien fest entschlossen zu sein, ihnen eine Rasur und einen Haarschnitt zu verpassen; und wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab es so gut wie gar nichts, was sie daran hindern könnte, auch zur Tat zu schreiten.

Jeb und Kade blieben stehen, um ihre Mäntel, Hüte und Waffengurte an der Kleiderablage in der Eingangshalle abzulegen, und auch Angus blieb zurück, um seine Jungen im Auge zu behalten. Vielleicht dachte er, sie würden die Flucht ergreifen, wenn er nicht auf sie Acht gab.

»Wo zum Teufel habt ihr Jungs gesteckt?«, flüsterte er krächzend. »Ich dachte schon, ihr wärt tot, so lange wart ihr fort. Und nicht ein einziges Wort, um mich zu beruhigen! Habt ihr noch nie etwas von einem Telegramm gehört?«

Kade fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Wir sind zu schlecht zum Sterben, Pa«, witzelte er. »Genau wie du. Und ich dachte, wenn ich dir ein Telegramm schickte, würdest du meckern und dich ja doch nur über die Extraausgabe aufregen.«

Jeb enthielt sich ausnahmsweise eines Kommentars dazu, doch er grinste ein wenig, was immer ein schlechtes Zeichen war, als er an seinem Vater und Bruder vorbei in die Küche ging, wo Concepcion bestimmt schon ihren Barbiersalon aufbaute.

Als sie allein waren, klopfte Angus Kade anerkennend auf die Schulter. »Danke, dass du Jeb zurückgebracht hast«, sagte er leise.

»Ich musste eine Menge Steine umdrehen, um ihn aufzuspüren«, gab Kade zu. »Aber ich dachte mir, dass er früher oder später schon irgendwo auftauchen würde, und so war es dann ja auch.« Tatsächlich hatte er seinen kleinen Bruder stockbetrunken beim Pokerspielen im Hinterzimmer eines Tombstoner Bordells gefunden, doch er hielt es nicht für sinnvoll, näher ins Detail zu gehen. Zumindest nicht im Augenblick. Obwohl sein Wissen ihm später durchaus nützlich sein konnte.

Die anheimelnde Wärme des Küchenherds und das köstliche Aroma guten hausgemachten Essens schlug Kade entgegen, als er kurz darauf die Küche betrat, und er begann zu hoffen, dass es ihm vielleicht ja doch noch gelingen würde, ein wenig Ordnung in seine Gedanken zu bringen, sobald er seinen leeren Magen besänftigt hatte.

Concepcion hatte Jeb bereits mitten im Zimmer auf einen Stuhl gesetzt, mit einem karierten Tischtuch um die Schultern, und klapperte mit ihrer Schere, während sie versuchte zu entscheiden, wo sie beginnen sollte. Ohne seinen Bruder zu beachten, holte Kade die Waschschüssel von der hinteren Veranda, schöpfte etwas heißes Wasser aus dem Behälter seitlich des Herdes hinein und begann ein Rasiermesser an einem Streichriemen zu schärfen.

Dicke Strähnen von Jebs dunkelblondem Haar bedeckten den Fußboden um seinen Stuhl, als Kade sich schließlich rasiert hatte und die beiden Brüder ihre Plätze tauschten.

Jeb war als Erster mit seiner Toilette fertig, nachdem er kurzen Prozess mit seinem Bart gemacht hatte, schenkte sich eine Tasse starken Kaffee ein und lehnte sich damit ans Spülbecken, um zuzusehen, wie Concepcion seinem Bruder die Haare schnitt. »Es überrascht mich, dass du es geschafft hast, die großen Neuigkeiten für dich zu behalten, Bruder«, bemerkte er mit einem mutwilligen Funkeln in den Augen.

»Was für große Neuigkeiten?«, wollte Concepcion dann auch prompt wissen, ohne ihre Arbeit allerdings auch nur für einen Moment zu unterbrechen.

Kade warf Jeb einen warnenden Blick zu, obwohl ihm im Voraus schon bewusst war, dass es nichts nützen würde. Wenn Jeb erst einmal loslegte, gab es für ihn kein Halten mehr, und man konnte im Grunde nur die Flucht ergreifen oder aber sein Gerede über sich ergehen lassen.

Jeb prostete ihm mit seiner Kaffeetasse zu. »Mein großer Bruder beabsichtigt zu heiraten. Oder beziehungsweise, sobald er herausgefunden hat, für welche seiner vielen Verehrerinnen er sich entscheiden soll.«

Concepcion hörte auf, an Kades Haar herumzuschnippeln, und Angus, der sich an seinem gewohnten Platz am Kopf des Tisches niedergelassen hatte, schaute abrupt auf.

»Ist das wahr?«, fragte er. Sein neutraler Tonfall konnte Kade nicht täuschen: Angus wollte, dass seine Söhne heirateten und Väter wurden, und vielleicht nicht einmal unbedingt in dieser Reihenfolge. Rafe lag ganz vorne im Rennen um die Ranch, da er die Ehefrau (wenn nicht sogar das Kind) schon hatte, aber ob sie gewannen oder verloren – Kade sah keine Möglichkeit für sich und Jeb, dem Dekret ihres Vaters überhaupt noch zu entkommen. O ja. Der alte Herr würde schon dafür sorgen, dass auch sie heirateten und eine Familie gründeten. Andernfalls würde auf der Triple M der Teufel los sein.

»Sechs ›bestellte Bräute‹ warten in Indian Rock auf seine Entscheidung«, berichtete Jeb mit diesem spöttischen Grinsen, das er schon die ganze Zeit zur Schau trug. Kade hätte es ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen, doch Concepcion hatte ihn mit den zwei Ecken des Tischtuchs, die sie hinter seinem Nacken zusammengebunden hatte, regelrecht gefesselt, und zudem war sie mit einer Schere bewaffnet. »Und dann ist da auch noch dieser Posten, der ihm angeboten wurde.«

»Sechs Bräute?«, wiederholte Angus, der immer noch bei den vielen Bräuten war, und machte ein so entgeistertes Gesicht, dass Kade nicht hätte entscheiden können, ob er erfreut oder entsetzt war. »Was, zum Donnerwetter, könnte ein einzelner Mann schon mit sechs Frauen wollen?«

Jebs Grinsen wurde gewinnender. Er hatte sich mit diesem Grinsen eine Menge Prügel erspart – und sich sogar noch mehr damit eingehandelt. »Du scheinst wirklich langsam alt zu werden, Pa.«

Angus runzelte die Stirn, doch dann tauschte er einen raschen Blick mit Concepcion, der Kade dazu veranlasste, sich noch etwas gerader hinzusetzen. Er wäre jede Wette eingegangen, dass Jeb es nicht einmal bemerkt hatte – sein Bruder war wieder einmal viel zu beschäftigt damit, dummes Zeug zu reden –, aber Kade merkte sich den kurzen Austausch, um später noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken.