Die Muskeltiere – Einmal Held sein - Maike Stein - E-Book

Die Muskeltiere – Einmal Held sein E-Book

Maike Stein

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Beschreibung

Einer für alle, alle für einen!

Neue Abenteuer mit den Muskeltieren!

Pomme de Terre, der Abenteurer, Picandou, der Genießer, Hamster Bertram, der edle Held, und Gruyère, die kluge Laborratte - das sind die Muskeltiere! Zusammen kämpfen die vier gegen alle Bösewichte, die das Hafenviertel und seine Bewohner unsicher machen: allen voran der fiese Rattila und seine Rattenmafia. Doch auch der gierige Hafenkater Cäsar hat üble Pläne - und so beginnt für alle ein sehr gefährliches Katz-und-Maus-Spiel.

Mit Mut und Herz riskieren die Muskeltiere alles, um ihren Freunden zu helfen: Einer für alle und alle für einen!

Acht spannende, actiongeladene Geschichten zum Vorlesen und Selbstlesen, basierend auf den Episoden der beliebten TV-Serie.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 155

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Nach den Episoden der TV-Serie

Text von Maike Steinnach den Drehbüchern von Martin Duffy, Gregor Eisenbeiß, Jonathan Evans, Tony Power, Andreas VöllingerDeutsche Dialogbücher: Hans Schneck

Basierend auf den Originalbüchern »Die Muskeltiere«von Ute Krause

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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© 2021 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbHUmschlagkonzeption: Lena EllermannText von Maike Stein nach den Drehbüchern von Martin Duffy, Gregor Eisenbeiß, Jonathan Evans, Anthony Power, Andreas VöllingerBasierend auf den Originalbüchern »Die Muskeltiere« von Ute Krauseck · Herstellung: UKSatz & Reproduktion: Lorenz & Zeller, Inning a. A.ISBN 978-3-641-27616-4V002

www.cbj-verlag.de

Inhalt

Gully, lass los

Katz und Maus

Bestohlene Diebe

Ein übler Schurke

Der Ring-Kampf

Mäuschen in der Grube

Einmal Held sein

Wasser bis zum Hals

… Mutig, schlau und heldenhaft,

kleines Team, große Kraft …

Gully, lass los

Im Hauptquartier der Muskeltiere in der Deichstraße, im Keller von Fröhlichs Feinkostgeschäft unter der Kellertreppe, schliefen alle friedlich. Alle? Nein, einer war schon wach. Und wunderte sich selbst darüber, warum er schon aufgewacht war.

Picandou setzte sich in seinem Bett auf und schnupperte. Ah! Der herrliche Duft von altem, italienischem Asiago-Käse zog durch das Hauptquartier. Davon war er aufgewacht. Der König der Käse! Der Käse der Könige! Picandou sprang aus dem Bett.

Auf die anderen Muskeltiere machte der Geruch wohl keinen Eindruck. Bertram, Pomme de Terre und Gru­yère schliefen einfach weiter. Von Bertram ragte nur der Kopf aus seinem Schlafhäuschen, und sein leises Schnarchen ließ seine Barthaare zittern. Pomme hatte sich in seiner Fischdose zusammengerollt, während Gru­yère lang ausgestreckt in ihrer Bett-Pappschachtel lag und im Schlaf mit den Krallen gegen das Fußende tippte.

Nun, dann würde er dieser Verlockung eben allein nachgehen, beschloss Picandou und hob die Nase, um zu erschnüffeln, welche Richtung er nehmen musste. Erstaunlicher Weise kam der Geruch nicht aus dem Feinkostgeschäft über ihnen. Picandou schnüffelte – und schnüffelte noch einmal. So seltsam es war, der Duft stieg aus der Kanalisation auf. Picandou machte sich sogleich auf den Weg.

Rattila, der Chef der Ratten-Mafia, war ungewöhnlich gut gelaunt. Es war aber auch ein zu perfekter Tag! Er spazierte mit Ratussi durch die Kanalisation, hielt ein Festmahl für sie beide in den Pfoten und hatte sich für diese besondere Gelegenheit frei genommen.

»Oh, Rattila«, seufzte Ratussi schwärmerisch und legte einen Arm um ihn. »Was für ein herrlicher Festschmaus! Das wird wie damals, als wir uns kennengelernt haben.«

»Für meine Herzdame ist mir nichts gut genug – schon gar nicht an unserem Hochzeitstag«, erwiderte Rattila und gratulierte sich still zu der perfekten Käse-Auswahl.

Er hätte es zwar vorgezogen, den Käse gleich hier unten zu verzehren, aber seine Herzdame wollte unbedingt an die frische Luft. Also spazierten sie bis zum nächsten Gully, und er schob den Käse durch eines der Löcher hinaus auf die Straße. Dann streckte er die Arme durch das Loch und zog sich hoch. »Und du bist sicher, dass du draußen sitzen willst?«, fragte er Ratussi, die sich gerade aus dem Loch neben seinem hochstemmte.

»Rattila, das ist doch romantisch.« Sie steckte noch halb im Gully und strahlte ihn an. »Hier hatten wir unser erstes Date.« Sie strich über den Gullydeckel. »Hach, immer wenn ich an so einem Kanaldeckel vorbeigehe, denke ich dabei an dich.«

»Das hast du wirklich schön gesagt, mein Herzblatt.« Rattila reichte ihr beide Pfoten, um ihr das letzte Stück aus dem Loch zu helfen. Er zog und zerrte und stöhnte. »Was ist denn los?«, wunderte er sich, da er Ratussi keinen Zentimeter weit aus dem Loch herausbekam. Keuchend verdoppelte er seine Anstrengungen.

»Ich steck irgendwie … fest«, stöhnte Ratussi.

»Mach dich mal ganz dünn«, schlug er vor. »Vielleicht bist du zu … äh, dick für das Loch.«

Ratussi blitzte ihn wütend an. »Ich – zu dick? Nein, dieses Loch ist zu eng!«

Schnell ging Rattila um sie herum. Mit Ratussis Wutanfällen war nicht zu spaßen. Außerdem half es vielleicht, sich die Lage von allen Seiten zu betrachten. »Warte.« Er packte sie unter den Achseln und zog und zerrte. Ratussi ächzte und knurrte. Rattila keuchte und stöhnte. Bewegte sie sich da nicht ein Stück nach oben? Er zog noch heftiger – aber Ratussi steckte fest. Er seufzte und schüttelte den Kopf. »So wird das nichts. Ich klettere wieder rein und zieh dich runter.«

Ratussi schüttelte wild ihre Fäuste. »Ich lass mich von dir nicht runterziehen! Klar?«

»Soll ich runter drücken? Oder willst du lieber in dem Loch stecken bleiben?«

»Rattila«, knurrte seine Herzdame ihn an.

»Was soll ich denn tun?«, regte er sich auf. »Ich kann das Loch nicht größer machen! Ich … hm … ich brauche Unterstützung.« Und er wusste auch schon, wo er die finden würde. »Aber zuerst müssen wir dich verstecken. Heutzutage ist man ja hier selbst am helllichten Tag nicht mehr sicher.« Er blickte sich um. Was könnte dabei helfen, seine Herzdame vor gefährlichen Gestalten wie den Muskeltieren zu verbergen? Am Straßenrand entdeckte er einen weggeworfenen Papp-Kaffeebecher und eilte darauf zu.

»Rattila!«, kreischte Ratussi.

Oh, oh. Mit dem Kaffeebecher in den Pfoten hastete Rattila zurück.

»Was willst du mit diesem Ding?«, schnauzte Ratussi ihn an.

»Na ja, so sieht dich keiner, bis ich wieder da bin.« Bevor sie ihn noch weiter beschimpfen konnte, stülpte er den Becher über sie. Perfekt. So war sie vor aller Augen verborgen. Schnell schob er noch den Käse unter den Becher zu Ratussi. Das fehlte noch, dass jemand den entdeckte und sich darüber hermachte. »Und nicht weglaufen«, konnte er sich nicht verkneifen. Dann machte er sich schleunigst davon.

»Ha!«, klang es dumpf unter dem Becher hervor. »Tolles Date!«

Ratussi fasste es einfach nicht. Erst stülpte Rattila ihr dieses Ding über den Kopf und dann ließ er sie auch noch allein! An ihrem Hochzeitstag! Statt zu feiern, hockte sie hier im Dunkeln. Was dachte der Kerl sich eigentlich? Zur Strafe sollte sie den Käse allein aufessen. Da würde er Augen machen. Ha!

Allerdings war ihr über all dem die Lust auf Käse gründlich vergangen. Und sie konnte nicht einmal gegen den Becher treten, um etwas von ihrer schlechten Laune loszuwerden, weil sie in diesem Loch feststeckte. Ratussi wollte sich die Seele aus dem Leib schreien, so ungerecht war das alles. Sie holte schon tief Luft, da prallte etwas von außen gegen den Becher. Ratussi schrie auf und kniff die Augen gegen die plötzliche Helligkeit zusammen. Der Becher flog über sie hinweg.

Vor ihr schrie es ebenfalls. Dreistimmig. Sie verstummte. Auch die drei Mäuse vor ihr verstummten. Starrten sie an. Dann fingen sie an zu lachen. Sie lachten sie aus! Als wäre ihre Lage nicht schon schlimm genug. Jetzt wurde sie auch noch von Mäusen ausgelacht! Ratussi knurrte. »Habt ihr nichts Besseres zu tun? Holt lieber Hilfe!«

Die drei blickten einander an. Sie bildeten einen Kreis und ­murmelten miteinander. Sie verstand kein Wort. Wie unhöflich! Schließlich stürmten die drei Mäuse los, ohne sich zu verabschieden. Ratussi wusste nicht, ob sie erleichtert oder wütend sein sollte.

Picandou tappte durch die Kanalisation. Immer der Nase nach. An jeder Abzweigung schnüffelte er ausgiebig. Dann nahm er den Weg, wo ihm der Geruch am stärksten schien. Er rieb sich den Bauch und lief immer schneller, je näher er dem König der Käse kam. Was war das? Der Geruch lag nicht länger vor ihm – er war über ihm. Picandou blinzelte nach oben. Durch die Löcher eines Gullydeckels fiel etwas Sonnenlicht zu ihm hinunter – und ganz eindeutig der Asagio-­Duft. Er war ganz nah!

Schnell packte Picandou die Kante eines Loches und zog sich nach oben. Mit geschlossenen Augen sog er dabei den köstlichen Geruch ein. Er konnte den Käse schon schmecken! Picandou öffnete die Augen. Und da war er, direkt vor seiner Nase! Ein golden glänzender Kegel, voller kleiner Löcher und feiner Risse, die von einem ausgezeichneten Reifegrad sprachen. Picandou seufzte ergriffen. »Das ist wahre Schönheit.«

»Oh, danke«, ertönte es da neben ihm.

Er fuhr herum. »Ratussi?« Ach du Schreck! Was machte die denn hier? »Nein, nein«, erklärte er hastig. »Der Käse, ich meinte den Käse.«

Die Ratte knurrte ihn an. Hatte er etwas Falsches gesagt? »Äh, er ist auch schön – sehr sogar.« Er starrte den goldgelben Kegel vor ihm an. »Der schönste Käse, den ich je gerochen hab.« Er legte die Pfoten zu beiden Seiten auf den Gullydeckel und stemmte sich hoch. Oder vielmehr: Er wollte sich hochstemmen. Doch das verflixte Loch gab ihn einfach nicht frei! »So was.« Picandou drückte sich mit aller Kraft hoch, keuchte und stöhnte. »Was soll das?«, fluchte er.

Ratussi sah ihm mit verschränkten Pfoten zu. »Ach, zu dick?«, fragte sie und lehnte sich in ihrem eigenen Loch zurück.

Picandou schnaufte empört. »Nein. Aber das Loch hier ist zu eng.«

»Genau das Gleiche ist mir auch passiert.«

Und nun? Ratlos blickte Picandou sich um. Sie steckten in einem Gullydeckel mitten auf der Straße fest! Es ging weder vor noch zurück, und jederzeit konnte eines dieser Metallmonster heranrollen!

Rattila hetzte die Leiter zum Mafia-Hauptquartier hoch. »Alle mal herhören! Alarmstufe Rot!«, rief er, noch bevor er ihren Unterschlupf betrat. »Wir haben einen super dringenden Notfall«, fuhr er fort und rannte hinein. »Ihr müsst mit mir –« Er stoppte. Bis auf seine Tochter Rattelique war weit und breit niemand zu sehen. »Wo stecken die alle?«, fauchte er.

Rattelique hockte auf dem Bett und feilte sich die Krallen. Sie blickte nicht einmal auf. »Ratterich ist mit seinen Kumpeln unterwegs. Und ich dachte, Ritschie und Robbi wären bei dir?«

»Nein. Denen hab ich heute freigegeben.« Was ein wirklich blöder Einfall gewesen war, wie er jetzt feststellen musste.

»Und wieso brauchst du sie jetzt plötzlich doch?« Rattelique schärfte ihre nächste Kralle. Dann streckte sie die Pfote aus und beäugte das Ergebnis. »Sollen sie euch ein Ständchen bringen zum Hochzeitstag? Euch was vorsingen?«

»Hach, vergiss es einfach«, knurrte Rattila. Er schnappte sich Ratteliques Nagelfeile. Dann würde er diese zwei Faulpelze eben selbst suchen!

»Hey!«, rief Rattelique ihm nach. »Meine Nagelfeile!«

Picandou leckte sich die Lippen. Der köstliche Duft, so nah vor seiner Nase, vertrieb jeden Gedanken an seine gefährliche Lage. Er streckte die Pfoten aus, um den Käse zu sich heranzuziehen. Doch gerade, als er zugreifen wollte, kam ihm Ratussi zuvor. Sie zog den Käse näher zu sich und fort aus der Reichweite seiner Pfoten. Picandou streckte sich trotzdem. Vergeblich.

Ratussi verschränkte die Pfoten. »Du bist eines von diesen Muskeltieren, hab ich recht?«

»Picandou«, murmelte er und beäugte sehnsüchtig den goldgelben Kegel.

»Wie bitte? Was soll das heißen? Ich hoffe, das war nicht irgendeine Frechheit!«

»Nein, nein«, winkte Picandou schnell ab. »Das ist mein Name.«

»Ah, verstehe.« Ratussi musterte ihre Krallen. »Nun, also ich, in meiner Position, ich rede normalerweise gar nicht mit Leuten wie dir.«

»Äh, ja.« Picandou zog sich zurück, so weit er konnte. Die redete genauso geschwollen, wie Bertram es manchmal tat.

»Das wäre meinem Mann auch gar nicht recht«, fuhr Ratussi fort. »Am besten wäre es wohl, wenn wir uns gegenseitig gar nicht beachten«, erklärte sie. »Bis Hilfe eintrifft. Meinst du nicht?«

»Ist gut«, seufzte Picandou. Dann würde er wohl hier herum­hängen und – und – und – nichts tun. Er seufzte und stützte den Kopf auf eine Pfote. Hinter ihm quietschte irgendetwas. Quietschte und quietschte und kam näher. Und dann sauste auch schon ein Fahrrad an ihm vorbei – so dicht, dass seine Ohren im Fahrtwind flatterten. Erschreckt schrie er auf und Ratussi stimmte in seinen Schrei ein.

Picandous Herz raste und er zitterte am ganzen Körper. Er krallte sich am Gullydeckel fest, während er dem Fahrrad hinterherstarrte. Sein eigener Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren und vermischte sich mit dem Quietschen des Fahrrads, das langsam verschwand. Picandou atmete noch immer schwer von dem Schock. »Das war knapp.«

»Keine Panik«, gab sich Ratussi gelassen. »Rattila holt schon Hilfe. Der schnippt ein Mal mit der Kralle und gleich hat er ein Dutzend Leute beisammen. Die kommen dann alle hierher und retten – mich.« Sie legte eine Pfote auf die Brust.

»Ja, ja.« Picandou versuchte ihre Gelassenheit zu übernehmen. »Ich schätze mal, meine Kollegen werden auch jeden Moment hier sein. Irgendwer wird sicher Alarm schlagen.« Schließlich hockten sie hier mitten auf der Straße fest. Unübersehbar. Und alle im Hafenviertel kannten den Muskeltier-Notruf-Apparat. Nun ja, zumindest den von außen sichtbaren Teil davon: das vergitterte Ende des Rohrs, das dann tief hinabführte bis zu dem Trichter im Muskeltier-Hauptquartier. Dort konnten sie hören, wenn jemand draußen in das Rohr hineinsprach und sie zur Hilfe rief.

»Also«, Ratussi verschränkte die Pfoten, »mein Mann findet euch Muskeltiere einfach nur – lästig. Wie Fliegen auf dem Käse.«

Käse … Picandou stützte den Kopf auf eine Pfote und sah den unerreichbaren Asiago-Käse an. »Im Moment wär ich ganz gern eine Fliege«, seufzte er. Ratussi lachte. Und dann schob sie ihm tatsächlich den Käse zu!

»Du bist witzig«, sagte sie.

»Keine Angst! Hilfe naht!«, rief da eine vertraute Stimme. Bertram! Er eilte über den Gehweg heran, Gru­yère und Pomme dicht hinter ihm.

»Picandou!« Gru­yère klang erleichtert. Dann fügte sie verwundert hinzu: »Ratussi?«

Und Picandou tat etwas, das er – solange er sich erinnern konnte – noch nie getan hatte: Er schob den Käse von sich fort. »Äh, es ist nicht so, wie’s aussieht«, sagte er schnell.

»Ganz und gar nicht, in der Tat.« Ratussi wandte sich ab und streckte die Nase in die Luft.

»Und es hat auch nichts mit diesem großen Stück Käse zu tun, nehm ich an?« Pomme zog die Augenbrauen hoch.

»Was?« Picandou blickte sich um, als wüsste er gar nichts von einem Käse. »Oh, ach, das.«

»Keine Sorge. Wir holen euch schnell da raus«, versprach Gru­yère. Doch Pomme hielt sie mit einer Pfote zurück.

»Warte. Schlagen wir Rattila ein Geschäft vor. Wir befreien Ratussi und dafür bezahlen alle ein Jahr lang keine Steuern.«

»Was?«, tobte Ratussi in ihrem Loch.

Auch Bertram war entschieden dagegen. »Ein Muskeltier muss helfen, auch ohne damit ein Geschäft zu machen«, rügte er Pomme.

»Ich sage ja nicht, dass wir ihr nicht helfen sollten, sondern nur, dass da für uns was drin ist«, versuchte Pomme es weiter. Bertram knurrte und bebte vor Zorn. Pomme seufzte. »Aber bitte«, winkte er ab.

»Ach, ich brauch euch nicht.« Ratussi stemmte die Pfoten in die Seiten. »Mein Mann kommt sowieso gleich und holt mich hier raus.«

Raus – genau das war das entscheidende Wort, fand Picandou. Weniger Worte, mehr Taten! Das schien auch Bertram so zu sehen, denn er reichte ihm die Pfote.

»Dann komm, mein alter Mitstreiter.« Ohne Worte ging es bei Bertram natürlich nicht. Doch er ließ den Worten auch sofort Taten folgen und zog und zerrte an Picandous Arm. Ohne jeden Erfolg. Pomme packte mit an. Sie zogen und zerrten an ihm herum, sie keuchten und stöhnten, und Picandou meinte, schon doppelt so lang zu sein wie zuvor von dem ganzen Gezurre und Gezerre. Aber er bewegte sich kein Stück aus dem Loch heraus.

»Willst du wirklich keine Hilfe von uns?«, wandte Gru­yère sich an Ratussi. »Wir könnten dich doch einfach runterziehen«, schlug sie vor.

»Niemand zieht mich runter.« Ratussi funkelte Gru­yère an. »Ich warte hier auf meinen Ehemann.« Sie zuckte mit den Schultern. »Was soll auch schon groß passieren?«

Kaum hatte sie das gesagt, ertönte von der anderen Uferseite ein schweres Brummen und Dröhnen. Picandou duckte sich erschrocken. Das konnte nur eines bedeuten! Sie starrten alle hinüber auf die Straße am gegenüberliegenden Ufer. Dort fuhr ein Kehrwagen gemächlich in Richtung der Brücke. Die zwei Bürsten an seiner Vorderseite drehten sich unablässig, trieben alles, was auf der Straße herumlag, in den Schlund des riesigen Gefährts.

»Der fährt jetzt die Straße hoch«, rief Pomme, »und dann auf unserer Seite wieder runter. Und dann –« Er hielt den Blick starr auf den Kehrwagen gerichtet. »Dann verschluckt er die beiden.« Pomme verstummte.

Was soll schon passieren, hatte Ratussi gesagt. Nun, das würde passieren, wenn sie hier nicht schnellstens herauskamen! Picandou wand sich in seinem Loch, doch es half nichts, er steckte fest. Gru­yère packte Ratussi bei den Pfoten, die jetzt gegen Hilfe nichts mehr einzuwenden hatte. Bertram und Pomme zogen und zerrten mit neuer Kraft an Picandou. Ihr Ächzen und Keuchen wurde von dem Motorengeräusch des Kehrwagens geschluckt. Je näher er kam, desto lauter wurde er.

»Wartet, wartet«, rief Gru­yère. »Sie sitzen fest, und wir machen es nur noch schlimmer!« Sie rieb sich nachdenklich die Nase. »Äh, wir brauchen – Butter!« Sie strahlte. »Sozusagen als Schmiermittel.«

Picandou schöpfte ein wenig Hoffnung. Auf Gru­yères Geistesblitze war doch immer Verlass. Jetzt brauchten sie also nur noch Butter.

»Aber wo bekommen wir die her?«, sprach Bertram seine Gedanken aus.

Auch dafür hatte Gru­yère schon eine Lösung. »Es gibt doch diese Frau, die oft hier am Ufer sitzt und ihre Zeitung liest.«

»Ah, die mit Angst vor Mäusen«, fiel Pomme de Terre ein.

»Genau. Sie isst morgens immer ein Brot!«, fuhr Gru­yère fort. »Wir müssen uns beeilen«, fügte sie panisch hinzu, denn der Kehrwagen hatte bereits die Brücke erreicht. Gru­yère und Pomme hetzten los. Und obwohl noch immer der König der Käse direkt vor seiner Nase stand, hätte sich Picandou ihnen am liebsten angeschlossen.

Doch er klemmte nach wie vor in diesem Gullydeckelloch und konnte bei allem nur zusehen. Auch Bertram, der nicht tatenlos blieb. Der Hamster blickte sich um, als würde er etwas suchen. »Ah!«, rief er schließlich und eilte zur Bordsteinkante. Dort hob er einen leicht verbogenen, spitzen Nagel auf. »Na, dann werde ich dieses Ungetüm mal stoppen«, verkündete er laut. Mit diesen Worten hastete er davon.

Was hatte er bloß vor? Picandou verrenkte sich in seinem Loch, um Bertram hinterherzuschauen. Der Kehrwagen überquerte die Brücke. Gleich würde er auf ihre Straße abbiegen. Und direkt auf sie zukommen. Und Bertram rannte auf den schnaufenden und dröhnenden Wagen zu! Was hatte er nur vor?

»Rattila, mein Held!«, jubelte da Ratussi neben ihm.

Picandou fuhr herum und wünschte sich, er könnte sich unsichtbar machen. Als wäre seine Lage nicht schon gefährlich genug! Jetzt kam auch noch der Chef der Ratten-Mafia dazu.

»Wo hast du so lange gesteckt?«, schimpfte Ratussi, als hätte sie nicht gerade eben erst seine Ankunft bejubelt. Rattila trat von einer Pfote auf die andere, dann beugte er sich zu Picandou.

»Was ist eigentlich hier los?«, wollte er wissen.