Die Muskeltiere – Einigkeit macht stark - Maike Stein - E-Book

Die Muskeltiere – Einigkeit macht stark E-Book

Maike Stein

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Beschreibung

Einer für alle, alle für einen!

Pomme de Terre, der Abenteurer, Picandou, der Genießer, Hamster Bertram, der edle Held, und Gruyère, die kluge Laborratte - das sind die Muskeltiere! Zusammen kämpfen die vier gegen alle Bösewichte, die das Hafenviertel und seine Bewohner unsicher machen: allen voran der fiese Rattila und seine Rattenmafia. Mit Mut und Herz riskieren die Muskeltiere alles: Einer für alle und alle für einen!

Acht spannende, actiongeladene Geschichten zum Vorlesen und Selbstlesen, basierend auf den Episoden der beliebten TV-Serie.

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Seitenzahl: 180

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Nach den Episoden der TV-Serie

Text von Maike Steinnach den Drehbüchern vonTony Power und Andreas VöllingerDeutsche Dialogbücher: Hans Schneck

Basierend auf den Originalbüchern »Die Muskeltiere«von Ute Krause

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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© 2021 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenAlle Rechte vorbehalten»Die Muskeltiere« ist eine Buchserie von Ute KrauseProduzent der dem Werk zugrundeliegenden Fernseh-Episoden: Caligari Film-und Fernsehproduktions GmbHUmschlag- und Innenillustration: Caligari Film-und Fernsehproduktions GmbHUmschlagkonzeption: Lena EllermannText von Maike Stein nach den Drehbüchern von Martin Duffy, Gregor Eisenbeiß, Jonathan Evans, Anthony Power, Andreas VöllingerBasierend auf den Originalbüchern »Die Muskeltiere« von Ute Krauseck · Herstellung: UKSatz & Reproduktion: Lorenz & Zeller, Inning a. A.ISBN 978-3-641-27615-7V002

www.cbj-verlag.de

Inhalt

Alles Käse

Pomme auf Abwegen

Einigkeit macht stark

Das fünfte Muskeltier

Falscher Verdacht

Echte Freunde

Die Meisterdiebin

Nebel im Kopf

… Mutig, schlau und heldenhaft,

kleines Team, große Kraft …

Alles Käse

In der Deichstraße, im Keller von Fröhlichs Feinkostgeschäft, genauer gesagt unter der Kellertreppe, ging es hoch her: Die Muskeltiere trainierten, damit sie für ihre guten Taten auch gut in Form blieben. Gruyère sprang von einer ehemaligen Tortenschachtel hinab, flitzte um ein paar auf dem Boden verstreute Käsestückchen herum, ohne sie zu beachten, und hielt auf die Farbeimer am anderen Ende der Strecke zu. »Los, Jungs, gleich sind wir am Ziel!«, rief sie den anderen Muskeltieren zu, ließ ihren langen Rattenschwanz nach vorn schnellen und schleuderte ein paar Steinchen aus ihrem Weg.

Bertram, der Hamster, flitzte an ihr vorbei, den Degen gezückt, den breitkrempigen Hut mit einer Pfote fest umklammert, damit er ihm nicht vom Kopf fiel.

Gruyère beschleunigte ihre Schritte wieder und setzte ihm nach. Hinter ihr kam Pomme de Terre heran. Der Mäuserich lief leichtfüßig dahin und summte dabei leise eine heitere Melodie. Eigentlich hätte sie dahinter die etwas schwereren Schritte des anderen Mäuserichs, Picandou, hören müssen. Sie spitzte die Ohren. Nichts. Doch mit dem Ziel so nah vor Augen wollte Gruyère keine Zeit damit vergeuden, sich umzuschauen. Weiter vorn erklomm Bertram schon das Abstreifgitter, das an einem der Farbeimer lehnte. Den Degen hatte er wieder in den Gürtel gesteckt, damit er alle Pfoten zum Klettern frei hatte. Gruyère sprintete vorwärts.

Picandou hastete aus der Metallröhre hinaus, die bestimmt das hundertste Hindernis dieses Trainingslaufs war. Er hüpfte über die verstreut herumliegenden Kronkorken, Steinchen und Käsestückchen in seinem Weg, schwankte, blinzelte. Die anderen drei Muskeltiere waren ihm weit voraus. Aber er würde sie schon wieder einholen! Er rannte weiter, auch wenn der herrlich würzige Duft eines Stück Roquefort seine Nase umschmeichelte. Er durfte sich nicht ablenken lassen! Entschlossen setzte Picandou seinen Weg fort. Der Geruch von lange gelagertem Parmesan ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und war da nicht auch eine Note von Brie? Gar mit Walnuss? Niemand konnte ernsthaft von ihm verlangen, dass er daran einfach vorbeirannte!

Ein kleiner Happen schadet sicherlich nicht, dachte Picandou, der jetzt nur noch auf der Stelle joggte. »Nur zur Stärkung«, murmelte er vor sich hin. Schließlich musste man auf seine Kräfte achten, wenn man gute Taten vollbringen wollte. So rasch er konnte, lief er rückwärts den Gerüchen nach. Dabei ließ er die anderen Muskeltiere nicht aus den Augen, die bereits kurz vor dem Ziel waren. Doch zu ihm drehte sich niemand um. Sehr gut.

Pomme de Terre schoss hinter einem Holzrahmen hervor und sprang auf das Abstreifgitter. Mit wenigen Sätzen war er oben auf dem Farbeimer, Gruyère folgte gleich hinter ihm. Jetzt mussten sie nur noch den Abgrund zwischen diesem und dem nächsten Eimer überwinden, dann wären sie am Ziel! Schon griff Bertram nach dem Kabel, das sachte zwischen den beiden Farbeimern schaukelte. Der Hamster hielt sich an dem Kabel fest, stieß sich von der Kante des Eimers ab und schwang sich über den Abgrund. Pomme de Terre schnappte sich das zurückschwingende Kabel und sprang ihm nach. Kurz darauf stand auch Gruyère neben ihnen.

»Wir haben es geschafft!« Sie klatschten einander mit den Pfoten ab. Gruyère blickte sich um.

»Wo ist denn Picandou?«

Da erst fiel es Pomme de Terre auf: Sie waren nur zu dritt! Wo war ihr viertes Muskeltier? »Picandou!«, rief er mit den anderen beiden zusammen. »Picandou-ou!«

»Oh.« Picandou legte das Stück Käse, an dem er knabberte, beiseite. »Ach so.« Er musste ja weiter! Das hatte er ganz vergessen über diesem Genuss. Picandou setzte sich schnell wieder in Bewegung. Er keuchte, als er das Abstreifgitter hinaufkletterte. Seine Seiten stachen. Trotzdem schaffte er es nach oben – aber das war noch immer nicht das Ende. Erschöpft nahm Picandou erneut Anlauf und packte das Kabel, um sich zu den anderen hinüberzuschwingen. Aber mitten zwischen den Eimern verlor er an Schwung, das Kabel pendelte schwach hin und her, und Picandou rutschte seufzend an ihm hinab und hinab und hinab – bis der Stecker am Ende ihn stoppte. Am Boden begrüßte ihn bereits Bertram.

»Picandou, mein Freund, du bist mutig und du hast viele Fähigkeiten«, sagte er und fügte gequält hinzu: »Aber Käse ist noch mal dein Untergang.«

Picandou ließ den Kopf hängen. Er wagte kaum, Pomme de Terre und Gruyère anzuschauen, die sich zu ihnen gesellten. Er hatte sie alle so enttäuscht.

»Wenn du die Fresserei im Ernstfall nicht lässt, bringst du uns alle in Gefahr!«, empörte sich Pomme.

Picandou starrte auf seine Pfoten. »Es tut mir ja leid, Freunde.« Wie sollte er das bloß erklären? Wenn er Käse roch, dann hatte irgendwie nichts anderes Platz in seinem Kopf. Gruyère legte ihm eine Hand auf die Schulter.

»Du bist ein tolles Muskeltier, Picandou. Aber du lässt dich zu leicht ablenken.«

»Ich kann einfach nichts dagegen tun, Gruyère.« Picandou schloss die Augen. »Es liegt am Käse!« Schon führten Brie, Gouda und Camembert einen Tanz in seinen Gedanken auf. Schnell riss Picandou die Augen auf und blickte die anderen an, um die Käse-Bilder aus dem Kopf zu bekommen. »Bei Käse werde ich immer irgendwie schwach.«

»Hmmmm.« Unter Bertrams Musterung wurde Picandou ganz mulmig zumute. »Ich hab’s!«, verkündete der Hamster. »Das ist es. Ich denke, ich kann Picandou von seiner unbezwingbaren Lust auf Käse heilen.« Bertram wirkte äußerst zuversichtlich. Doch Pomme und Gruyère blickten so zweifelnd drein, wie Picandou sich fühlte.

Zumindest verschwand sein mulmiges Gefühl, als Bertram einen ganzen Käse-Berg vor ihm aufstapelte. Emmentaler! Brie! Gouda! Saint Albray! Roquefort! Köstlich! Picandou riss die Augen immer weiter auf. »Und das ist alles für mich?«

Von der anderen Seite des Käse-Berges aus nickte ihm Bertram zu. »Das ist alles für dich«, bestätigte er. »Greif zu.«

Das ließ Picandou sich nicht zweimal sagen. Er hatte zwar keine Ahnung, wie ihn das von der Lust auf Käse heilen sollte, aber er würde sich bestimmt nicht darüber beschweren, so viel Käse essen zu dürfen. Heute war sein Glückstag!

Pomme und Gruyère verließen das Hauptquartier der Muskeltiere, um bei Familie van der Kaas vorbeizuschauen. Von all den Käseresten, die sie im Feinkostgeschäft über ihrem Hauptquartier abstaubten, konnten sie gut und gerne etwas abgeben. Die Arme voller Käse bogen sie in die Gasse ab, in der Familie van der Kaas ihren Unterschlupf hatte. Die gesamte Familie erwartete sie bereits, und die beiden Kinder, Maike und Jost, stürzten sich sofort auf den Käse, den sie vor ihrer Tür abluden.

»Na, ihr habt ja Hunger«, bemerkte Pomme de Terre.

Herr van der Kaas nickte. »Wir waren alle krank.« Und er wirkte noch immer nicht gesund, musste zwischen jedem Wort lautstark husten und sich bei seiner Frau anlehnen. Die legte einen Arm um ihn.

»Ja, die ganze Woche lang«, sagte sie und klopfte ihrem Mann auf den Rücken. »Ich bin erst seit heute wieder auf den Beinen und konnte noch kein Essen besorgen.«

Gruyère stemmte die Pfoten in die Seiten. »Warum habt ihr uns denn nicht eher Bescheid gesagt?«

»Ach …« Frau van der Kaas sah zu Boden. »Ihr habt selbst genug um die Ohren.«

Gruyère seufzte. »Aber wir sind doch Freunde!«, rief sie. »Und Freunde helfen einander in der Not!«

Sie stutzte, denn sie hatte bemerkt, dass die Mäusekinder etliche Käsestücke auf einen gesonderten Haufen sortierten, anstatt sich weiter satt zu futtern. »Was wird das denn?«, fragte sie neugierig.

»Das ist für –« Herr van der Kaas konnte nicht weitersprechen, weil er schon wieder von einem Hustenanfall geschüttelt wurde.

»Das sind unsere Steuern für Rattila«, erklärte Frau van der Kaas.

Pomme schnaufte. »Ihr habt doch kaum genug für euch selbst!«, rief er.

»Du kennst doch die Regeln, Pomme de Terre.« Frau van der Kaas klang, als belehrte sie eines ihrer Kinder. »Wenn wir hier bleiben wollen, müssen wir Rattila und seine Ratten-Mafia bezahlen.«

Manchmal schämte Gruyère sich, eine Ratte zu sein.

Pomme fuhr unbeirrt fort: »Was soll er euch denn groß antun, wenn ihr die Steuern nicht bezahlt? Er kann euch nicht wegnehmen, was ihr nicht habt.«

Frau van der Kaas drückte ihren Mann an sich. »Dann schickt er seine Schläger, und die tun ihm wieder weh«, sagte sie leise. Ihr Mann seufzte.

»Das tun sie garantiert nich’, wenn wir euch helfen!«, erklärte Pomme entschlossen.

»Das ist lieb gemeint.« Frau van der Kaas lächelte. »Aber ihr könnt ja nicht die ganze Zeit hier bei uns sein, nicht wahr?«

»Aber wir können bei euch sein, wenn sie zum Abkassieren kommen.« In Pommes Augen glitzerte die Wut über die Ungerechtigkeit.

Auch Gruyère war empört. Damit durfte Rattila nicht durchkommen!

Doch Frau van der Kaas drückte ihren Mann enger an sich. »Ich glaube, das lassen wir lieber mal«, murmelte sie.

Pomme und Gruyère sahen sich ratlos an. Wie konnten die beiden sich einfach so mit dieser scheußlichen Sache abfinden?

Inzwischen futterte Picandou noch immer Käsestückchen. Eins nach dem anderen schob er sich in den Mund. Ein lang gereifter Pecorino! Herrlich, wie der auf der Zunge zerkrümelte. Der perfekte letzte Happen, dachte Picandou und rieb sich den Bauch. »Danke, das war wirklich köstlich.« Er ließ sich auf den Boden plumpsen, um seinen schweren Bauch zu entspannen.

Doch Bertram sah ihn streng an. »Ah, ah, ah. Nicht schwächeln jetzt!« Er deutete mit der Degenspitze auf den Käse-Berg, der nicht einmal zur Hälfte verputzt war. »Alles wird aufgegessen, hatten wir gesagt. Bis zum letzten Stückchen.«

»Aber, aber, aber – ich kann nicht mehr«, stöhnte Picandou und beäugte die vor ihm aufgestapelten Käsestückchen. Jedes Mal, wenn er blinzelte, schienen sie größer zu werden. Bertram kannte keine Gnade. Er spießte ein Stück Gouda auf und hielt es Picandou unter die Nase. Obwohl er so satt war, lief Picandou bei dem sahnigen Geruch schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Er rappelte sich auf. »Das ist zu viel«, protestierte er halbherzig und zog das Gouda-Stück von der Degenspitze.

Bertram verschränkte die Arme. »Es ist zu deinem Besten. Glaub mir.«

»Also gut, dann …« Picandou stopfte sich den Käse in den Mund. Bertram hielt ihm schon das nächste hin, während er noch kaute. Zögernd griff Picandou danach. Unerbittlich folgte ein Käsestück dem nächsten. Er konnte die einzelnen Sorten schon gar nicht mehr unterscheiden. Alles schmeckte nur noch nach Pappe. Picandou kaute und schluckte und sackte mit jedem Bissen weiter in sich zusammen. Am liebsten hätte er sich ins Bett gelegt und geschlafen, bis sein voller Bauch sich wieder besser anfühlte. Das nahm einfach kein Ende! Picandou schloss die Augen, während er sich brav ein Stück Käse nach dem anderen in den Mund schob, kaute, schluckte, kaute, schluckte, obwohl sein Bauch bestimmt gleich platzen würde. Wer hätte gedacht, dass es so anstrengend sein konnte, Käse zu vertilgen!

»Und das war der letzte«, verkündete Bertram.

Picandou kaute, schluckte und riss die Augen auf. Tatsächlich: Der gesamte Käse-Berg war verschwunden. Er setzte sich schwer auf den Boden und ließ sich auf den Rücken fallen. Nicht einmal der beste Käseduft könnte ihn jetzt wieder zum Aufstehen bringen.

»Nicht einschlafen.« Bertram rüttelte ihn an der Schulter. »Wir müssen erst noch überprüfen, ob meine großartige Idee funktioniert hat.«

Picandou starrte den Hamster an. Das konnte nicht sein Ernst sein. Doch Bertram gab keine Ruhe, bis Picandou sich mühselig aufrappelte. Sofort drängte Bertram ihn zum Startpunkt ihrer Muskeltier-Trainings-Strecke, während Picandou bei jedem Schritt fürchtete, einfach vornüber auf seinen vollgefressenen Bauch zu kippen. Endlich erreichten sie die Startlinie. Picandou stützte sich an der Wand ab. Das würde kein gutes Ende nehmen.

Bertram eilte ans andere Ende des Kellers und kletterte leichtfüßig auf den Farbeimer, der das Ziel war. So unendlich weit fort! »Bereit?«, rief Bertram und streckte den Degen in die Höhe.

Nicht wirklich, dachte Picandou. Dann riss er sich zusammen. Immerhin ging es hier um seinen Einsatz für die Muskeltiere. Er nickte Bertram zu.

»Dann los!« Bertram ließ den Degen nach unten sausen.

Picandou hievte sich über die Startlinie. Die ersten Schritte fühlten sich an, als würde er einen Sack Steine vor sich herschleppen.

Unter Aufbietung aller Kräfte zog er sich auf eine Käseschachtel und sprang am anderen Ende hinunter. Jetzt lag der Tunnel vor ihm. Picandou rannte hinein, streckte die Pfoten zu beiden Seiten aus, um sich zu stützen, und stürmte weiter. Na bitte, das ging doch.

Vor dem Tunnelausgang lagen erneut Käsestückchen. Picandou beugte sich schon hinab. Aber was war das? Der Käse roch ganz und gar nicht verlockend. War das überhaupt Käse? Picandou zuckte mit den Schultern und rannte weiter. Über sein Keuchen hinweg hörte er Bertram jubelnd aufschreien. Was hatte der denn?

Picandou quälte sich das Abstreifgitter hinauf, packte mit letzter Kraft das Kabel und schwang sich von einem Farbeimer auf den nächsten. Geschafft! Er stützte die Pfoten auf die Oberschenkel und atmete heftig, während Bertram um ihn herum hüpfte.

»Du hast es geschafft! Ich wusste es! Du bist von deiner Gier nach Käse geheilt!«

War er das? Picandou riss den Kopf hoch. In seinem Bauch drehte sich alles. Gerade noch rechtzeitig wandte er sich von Bertram ab – dann kam auch schon der ganze Käse wieder hoch. Er würgte und spuckte und zitterte am ganzen Körper.

Pomme konnte sich einfach nicht beruhigen über das, was die van der Kaases erzählt hatten. »Gib mir nur ein paar Minuten allein mit Rattila und seinem hinterhältigen Sohn!« Mit geballten Fäusten stürmte er ins Muskeltier-Hauptquartier. »Ein paar Minuten nur!«

Gruyère sprang nach ihm aus der Röhre. »Wir können nichts tun, Pomme«, seufzte sie. »Jedenfalls im Moment nicht.« Sie stand mit hängenden Schultern da, als Bertram auf sie beide zustürmte. Picandou schlurfte hinter ihm her. Er sah sehr blass aus.

»Endlich seid ihr zurück.« Bertram riss sich den Hut vom Kopf und verbeugte sich mit schwungvoller Geste. »Wenn ihr erlaubt, präsentiere ich euch den neuen, den geheilten Picandou.« Er deutete mit dem Hut auf den Mäuserich und richtete sich wieder auf.

Pomme runzelte die Stirn. Jetzt übertrieb der Hamster mal wieder. So schnell verdarb man niemandem die Lust auf Käse. Pomme schüttelte ungläubig den Kopf.

»Seht selbst.« Bertram hielt Picandou ein Stück Käse vor die Nase, umklammerte es dabei aber fest. Picandous Nase zuckte.

War Bertram denn völlig verrückt geworden? Pomme riss dem Hamster den Käse aus der Pfote und stürzte mit dem Leckerbissen zu Boden, bevor Picandou auch nur einen Schritt machen konnte. Puh! »Das war jetzt aber knapp!« Pomme schüttelte den Kopf und rappelte sich auf. »Bertram! Das hätte dich einen Finger kosten können!«

Da beugte sich Picandou ganz langsam hinunter und hob den Käse auf. Er schnüffelte daran. Schnüffelte noch einmal. Dann zuckte er mit den Schultern und tat das ganz und gar Unglaubliche: Er streckte Bertram den Käse hin.

Pomme hielt den Atem an. »Hier. Dein, äh, Käse«, sagte Picandou.

Pomme und Gruyère klatschten begeistert. Picandou war eindeutig von seiner Käsesucht geheilt!

Da tönte der Muskeltier-Alarm durch ihr Quartier! Jemand brauchte ihre Hilfe! Sofort stürmten sie alle zum Muskeltier-Notruf-Apparat, aus dem alle Hilferufe ertönten. Pomme rief: »Hier Muskeltiere! Wir hören!«

Durch das lange, gewundene Rohr, das von dem Trichter durch Mauern und Böden hinauf zur Straße führte, klang eine verzweifelte Stimme zu ihnen: »Ratterich raubt die Familie van der Kaas aus! Kommt schnell!«

»Dieser Gauner«, fluchte Pomme. »Ich hätte doch bei ihnen bleiben sollen!«

»Wir kommen sofort«, rief Gruyère und rannte schon auf den Ausgang zu. Die anderen folgten ihr.

Picandou gab sein Bestes, aber dieser Vormittag hatte ihn doch sehr mitgenommen. Als Letzter verließ er das Hauptquartier und wackelte den drei anderen Muskeltieren hinterher. Sein Bauch war zwar nicht mehr schwer vor Käse, aber dafür rumorte es darin ordentlich. So, als wäre alles in ihm verrutscht.

»Wartet, nicht so schnell«, krächzte Picandou und hetzte mühselig den Gehsteig entlang. Doch die drei vor ihm hörten ihn wohl nicht. Er zwang sich weiter voran.

Gruyère konnte kaum glauben, was Frau van der Kaas ihnen erzählte. Die Ratten hatten der Familie tatsächlich alle ihre Vorräte gestohlen! Sie schnaufte. »Versteh ich nicht, die Steuern bekommt die Ratten-Mafia doch sowieso. Wieso bestiehlt Rattila euch dann auch noch?«

Frau van der Kaas ließ den Kopf hängen. »Es war ja nicht Rattila, sondern sein Sohn Ratterich, der uns beraubt hat. Und Ratterich sagt, Rattila würde uns nie glauben, wenn wir behaupten, dass sein Sohn uns bestiehlt. Da würde unser Wort gegen seines stehen. Und wem Rattila dann glaubt, ist ja klar.« Frau van der Kaas drückte ihre Kinder an sich und Herr van der Kaas legte einen Arm um sie.

Das Ganze war so ungerecht, dass Gruyère schreien wollte! Sie mussten Ratterich die gestohlenen Vorräte wieder abnehmen! Aber um es mit der Ratten-Mafia aufzunehmen, mussten sie vollzählig sein. Wo blieb nur Picandou?

Da schnaufte und keuchte er endlich heran. »Was trödelst du denn so herum?«, fuhr Pomme de Terre ihn sogleich an.

»Es …«, keuchte Picandou und stützte die Pfoten in die Seiten. »Es tut mir leid, ich –«

Aber Pomme redete schon über ihn hinweg. »Wo sind die Ratten denn hin?«

»Da lang!«, rief die versammelte Familie van der Kaas und deutete die Gasse entlang. Sofort stoben die Muskeltiere los. Picandou drehte sich im Laufen noch einmal zu der beraubten Mäusefamilie um.

»Ihr kriegt alles wieder«, versprach er atemlos. Dann wandte er sich wieder nach vorn und rannte den anderen hinterher. Doch nur zu bald standen sie auf einem weiten Platz vor einer Mauer. Außer ein paar geparkten Autos war nichts zu sehen. Keine Spur von Ratten oder gestohlenem Käse. Picandous Nase juckte, und so sehr er sie auch kräuselte, das Jucken wollte sich einfach nicht vertreiben lassen. Gruyère strahlte ihn an.

»Du hast doch noch immer jeden Käse erschnüffelt, Picandou.«

Doch so sehr er auch schnüffelte, die Luft einsog, sich hierhin und dorthin wandte: Picandou roch keine einzige Spur von Käse. Er zuckte mit den Schultern. »Nichts«, sagte er und schnüffelte noch einmal ausgiebig. »Ich rieche hier nirgendwo Käse.«

»Jetzt komm schon, Picandou!«, regte Pomme sich auf. »Du kannst das doch sonst immer. Reiß dich zusammen!«

Aber Picandou konnte schnüffeln so viel er wollte, nicht einmal ein Hauch von Käseduft stieg ihm in die Nase. Er schüttelte den Kopf. Bertram stieß ihn sanft an. »Deine Verfressenheit bist du losgeworden. Aber jetzt brauchen wir den alten Picandou und seinen Geruchssinn. Bitte. Sei so gut. Versuch es noch einmal.«

Alle Blicke ruhten auf ihm. Picandou atmete tief durch. Dann schloss er die Augen und schnüffelte. »Da lang«, sagte er und machte ein paar zögerliche Schritte. »Nein, wartet – dort entlang.« Er runzelte die Stirn und öffnete die Augen. »Nein, doch dort lang. Ganz sicher.« Irgendetwas war ihm da in die Nase gestiegen. Ein irgendwie muffiger Geruch. Besser als nichts. Picandou deutete nach links. »Los!«

Sofort stürmten alle in die Richtung, in die er gezeigt hatte. Picandou schloss sich an und drückte sich die Pfoten. Doch sie landeten nur wieder in einer Sackgasse. Einer Sackgasse voller Mülltonnen. Daher also der muffige Geruch. Doch keine Ratte und kein gestohlener Käse weit und breit.

»Los, kommt.« Pomme rannte an ihm vorbei aus der Gasse hinaus, würdigte ihn keines Blickes.

»Ja, aber …« Picandou starrte dem Mäuserich, der Ratte und dem Hamster hinterher. Er schluckte. Was war nur los mit ihm? Auf seinen Geruchssinn hatte er immer vertrauen können. Und jetzt … Picandou schüttelte sich. Dann folgte er den anderen Muskeltieren, so schnell er konnte.

Sie rannten hierhin und dorthin und drehten sich ratlos im Kreis. Schließlich blieben sie stehen. Bertram wandte sich zu ihm um. »Riechst du vielleicht hier etwas?«

Picandou hob die Nase und schnüffelte in alle Richtungen. Wieder und wieder. Aber es nutzte nichts. »Nein«, sagte er leise. »Tut mir leid. Ich rieche gar nichts.« Er ließ den Kopf hängen, und seine Ohren senkten sich, bis sie flach an seinem Kopf lagen. Bestimmt genügte er nicht mehr als Muskeltier, jetzt, da ihn sein Geruchssinn verlassen hatte. Nicht einmal der dreifache Seufzer von Gruyère, Bertram und Pomme de Terre tröstete ihn. Er konnte nur daran denken, wie tief er sie enttäuscht hatte.

»Hey, ich – ich hätte vorhin nicht so unfreundlich zu dir sein dürfen«, klang Pommes vertraute Stimme durch seine Traurigkeit. Vorsichtig blickte Picandou hoch. Pomme kam auf ihn zu. »Die ganze Sache mit den Steuern, wie Ratterich die Leute ausnimmt – da tick ich einfach aus«, erklärte Pomme und legte ihm eine Pfote auf die Schulter. »Aber ich wollte das nicht an dir auslassen. Entschuldige, Kumpel.«

»Danke, Pomme de Terre.« Picandou fühlte sich schon ein wenig besser.

»Meinst du, du kannst es noch mal versuchen?«, fragte Pomme.