Die mutige Minerva-Mannschaft - Band 2 - Florian Füllbier - E-Book

Die mutige Minerva-Mannschaft - Band 2 E-Book

Florian Füllbier

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Beschreibung

Ihre Recherchen führen die mutigen Männer und Frauen der Minerva-Mannschaft dieses Mal bis ins ferne Asien. Dabei gehen sie nicht nur der Frage nach, ob Grüne Gentechnik Fluch oder Segen ist. Sie bekommen es auch mit gefährlichen Gangstern zu tun und müssen beweisen, dass sie sich von Aktivisten nicht so leicht einschüchtern lassen.

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Seitenzahl: 78

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 1

Nichts auf diesem Planeten lässt Dich cooler aussehen, als eine Zigarette zu rauchen. Keine noch so gutsitzende Kleidung, keine noch so perfekte Frisur, kein noch so gewaltiger Bizeps kann Dir die Aura verleihen, die Dir die in Papier gestopften Blätter der Tabakpflanze zu geben vermögen. James Dean gilt nicht nur dank seines frühen Todes in einem Porsche 550 Spyder selbst im 21. Jahrhundert noch als Ikone der Coolness, sondern verdankt dies vor allem der Kippe, die er auf dem Filmplakat für „...denn sie wissen nicht, was sie tun“, lässig zwischen Zeige- und Mittelfinger hält.

John Wayne, in seinen Rollen stets für seine Unerschrockenheit bekannt, ließ sich im wahren Leben von keinem Krebsrisiko irritieren und fungierte in den 1950er Jahren als Werbeträger der Zigarettenmarke Camel.

Auch Sean Connery stellte sich in „007 jagt Dr. No“ am Casinotisch als „Bond. James Bond.“, vor, während er dabei von seiner Umgebung unbeeindruckt den Rauch seiner Filterlosen durch die Nase ausstieß. Auf vergleichbare Weise erklärte Al Pacino 1972 in der Rolle des Michael Corleone seinem Filmbruder John Cazale in „Der Pate“, dass es nicht ratsam für ihn wäre, sich je wieder gegen die Familie zu stellen.

Sein Filmvater Marlon Brando hatte schon 21 Jahre früher den heißblütigen Stanley Kowalski in Endstation Sehnsucht rauchend auf die Leinwand gebracht und seiner Leinwandpartnerin Vivien Leigh souverän mit einem Streichholz Feuer gegeben. Als John Travolta sich in in „Grease“ qualmend als Sportler versucht, rät sein Coach ihm, es auf zwei Schachteln am Tag zu reduzieren – eine Einschränkung, auf die sich der von ihm dargestellte Rebell Danny Zuko natürlich niemals einlassen würde. Umstritten, ob Al Pacino in „Scarface“ oder in „Carlito's Way“ den härteren Latino-Gangster spielte, unmustritten sein Zigarettenkonsum in beiden Fällen. Dass der Glimmstengel zum Gangster gehört, bewiesen auch Robert de Niro und Ray Liotta in „Good Fellas“.

Brad Pitt hätte in „Fight Club“ als Nichtraucher zur Revolution aufrufen können – doch wer wäre ihm dann gefolgt? Kevin Spacey rauchte als gnadenloser Keyser Söze in „Die üblichen Verdächtigen“, genauso wie Mel Gibson während seines Rachefeldzuges in „Payback“ und Clint Eastwood in „Gran Torino“, in dem er einen Teenager in Old-School-Manier eines Koreakriegsveteranen zurück auf den rechten Weg bringt. Lucky Luke war nie wieder derselbe, nachdem seine Selbstgedrehten gegen einen Grashalm hatte eintauschen müssen, um weiter im Kinderfernsehen laufen zu dürfen. Genauso wenig wie Fred Feuerstein, der während der ersten beiden Staffeln noch von Winston-Zigaretten gesponsort wurde.

Pinocchio hatte sich in der Disney-Verfilmung von 1940 eine Zigarre gegönnt und wer einst auf dem Schulhof als erster in der Raucherecke stand, hatte auch die erste Freundin und doppelt so viele Freunde hatte er sowieso.

Dennoch war Lukas froh, dass er nicht rauchte. Denn jetzt war er mit Larissa allein in Martins Schlafzimmer. Die anderen fünf Partybesucher, die sich gerade noch rege hier unterhalten hatten, gaben sich auf dem Balkon ihrer Sucht hin. Seit Nicos Tod war Lukas nicht mehr ausgegangen. Teils aus Trauer, teils, weil ihm die Arbeit am Minerva—Magazin zu wenig Zeit ließ. Als er zufällig Martin im Supermarkt getroffen hatte, hatte er angesichts der Aussicht auf Ablenkung dessen Einladung angenommen.

Lukas kannte Martin von einem früheren Praktikum beim Berliner Tagesspiegel. Und er stand ihm skeptisch gegenüber. Martin war sechsunddreißig Jahre alt, wohnte in einer Wohngemeinschaft mit drei Studenten, die sich alle noch in ihren Zwanzigern befanden.

Martin kiffte, besuchte Studenten-Partys und spielte Gitarre in einer Band, deren Gigs seine Freunde wahrscheinlich aus Mitleid ansahen, vielleicht aber auch, um die Bandmitglieder zu verspotten. Lukas, obwohl selbst mehrere Jahre jünger als Martin, konnte mit dessen Jugend-orientiertem Lebensstil immer weniger anfangen. Mit Larissa etwas anfangen zu können, war da die weitaus attraktivere Vorstellung. Angeregt unterhielt er sich mit der schlanken Blondine über den besten Burger Berlins.

„Ich habe siebenundzwanzig Länder bereist und in keinem gibt es einen besseren Hamburger als in diesem kleinen Laden im Prenzlauer Berg“, behauptete Larissa, „das Fleisch ist zur Perfektion gebratenes Rindfleisch von grasgefütterten Tieren. Die Brötchen werden von einer Bäckerei in Pankow geliefert und kross getoastet. Der Salat ist 1A und die Pommes sind hausgemachte Kartoffelträume.“ „Hausgemachte Kartoffelträume?“, Lukas schmunzelte. Larissa schmunzelte zurück.

Dann fragte er: „Sag' mal, was arbeitest du eigentlich?“ „Ich bin Journalistin.“ „Tatsächlich? Ich auch.“ „Zwei Leute auf einer WG-Party in Berlin, die was mit Medien machen … Schätze, dass ist nicht die ganz große Überraschung. Bist du frei oder irgendwo angestellt?“

„Ich habe zusammen mit einigen anderen eine eigene Zeitschrift gegründet. Das Minerva-Magazin.“ „Minerva-Magazin, davon habe ich gehört. Hattet ihr nicht dem öffentlichrechtlichen Rundfunk den Kampf angesagt?“ „Bist du beim ÖRR?“ „RBB.“ „Nun, den Kampf angesagt. Ich will es mal so sagen: Der ÖRR verfügt dank der zwangsweise eingetriebenen Gebühren über ein Budget von mehr als neun Milliarden Euro im Jahr. Der WDR-Intendant hat im Jahr 2017 399.000 Euro verdient, das sind über Hunderttausend Euro mehr als die Bundeskanzlerin.

Auch andere verdienen dort fürstlich und dafür wird eine Menge Zeug produziert, was nur der Unterhaltung dient und meiner Meinung bei den privaten besser aufgehoben wäre: Schlager- und Kochsendungen, Krimis, Quizshows, Seifenopern, Sport, sogar Reality-TV. Und für die Sportrechte will die ARD in der Beitragsperiode 2017 bis 2020 mehr als eine Milliarde ausgeben“ „Du weißt doch, wir haben einen Versorgungsauftrag“, sagte Larissa und konnte dabei einen ironischen Unterton nicht verbergen. Dann führte sie weiter aus: „Ich habe auch meine Probleme mit dem, was du da aufgezählt hast. Aber glaubst du nicht, dass Nachrichten unabhängig von Partei- oder Wirtschaftsinteressen enorm wichtig sind? Dass sonst schnell jeder Unsinn als offizielle Nachricht verbreitet werden könnte?“

„Und, sind eure Nachrichten frei von Partei- oder Wirtschaftsinteressen?“ „Sie versuchen es zu sein.“ „Nun, neulich wurde zum Beispiel berichtet, der Welthunger sei seit 2015 gestiegen. Dass dies in absoluten Zahlen zwar richtig ist, aber die Weltbevölkerung gleichzeitig gestiegen ist, wurde gar nicht erwähnt.

Würde man der Bild-Zeitung als reißerisch ankreiden. Am 11.03.2013 hat die Tagesschau ernsthaft behauptet, beim Reaktorunglück in Fukushima, wären etwa 16.000 Menschen ums Leben gekommen, obwohl diese Menschen durch den Tsunami ertrunken sind, der das Unglück erst ausgelöst hat.“ „Nun, wo gehobelt wird, fallen Späne und wo Menschen arbeiten passieren Fehler.

Natürlich kann man darüber sprechen, ob Sport und Quizshows nicht lieber dem Privatsektor überlässt. Und leider sind nicht alle ÖRR-Journalisten immer so neutral, wie sie sein sollten. Aber es gibt keine Partei und keine Firma, die uns kontrolliert. RTL zum Beispiel gehört zu mehr als drei Vierteln Bertelsmann. Glaubst du wirklich, die Leute wären besser informiert, wenn die die Hoheit über den Nachrichtenmarkt hätten und ihre Sicht der Dinge verbreiten würden?“

Lukas wollte nicht mit Larissa diskutieren. Journalismus war seine Leidenschaft und er hatte in der Tat ein Problem mit den exorbitanten Summen, die der gebührenfinanzierte Rundfunk für die Champion's League und für den Fernsehgarten verwendete.

Und bei den Nachrichten enttäuschte ihn, dass es immer wieder zu Verstößen gegen das Neutralitätsgebot und zu unsauberen Recherchen kam.

Aber Meinungsverschiedenheiten würden ihm nicht bei der Erfüllung seines Wunsches helfen, lange in Larissas tiefblaue Augen zu starren. Er war selbst erstaunt, wie wohl er sich in ihrer Anwesenheit fühlte. Ging es ihr genauso? Sie lächelte, legte den Kopf in den Nacken, wobei ihm das gepflegte Weiß ihrer Zähne auffiel. „Woran arbeitest du im Moment?“, fragte Lukas in der Hoffnung auf einen Themenwechsel.

„Ich arbeite an einer Reportage über Grüne Gentechnik. Sehr interessant übrigens. Erfordert allerdings unglaublich viel Recherche.

Wenn ich heute Abend nach Hause komme, geht es direkt wieder an die Arbeit.“ „Mit dem Thema habe ich mich auch schon viel befasst.“, behauptete Lukas. Das war übertrieben. Tatsächlich hatte Lukas die Idee einer Reportage über Grüne Gentechnik für das Minerva-Magazin ins Auge gefasst. Er kannte einige Zeitungsartikel und Originalstudien und einige Dokumentationen zu diesem Bereich der Pflanzenzüchtung. Von den umfassenden Kenntnissen, die er über alles haben wollte, was er in seinem Namen veröffentliche, war er dennoch noch weit entfernt. „Und, würdest du gentechnisch veränderte Lebensmittel essen?“, wollte Lukas wissen.

„Oh, ich habe sie schon gegessen. In gewisser Weise haben wir sie alle schon gegessen - schließlich geht es dabei um die Mehrung positiver Eigenschaften durch genetische Veränderung. Und genau das ist das Ziel jeder Pflanzenzüchtung. Schon mal eine Nektarine gegessen?“ „Klar.“ „Nektarinen sind Mutationszüchtungen. Quasi mutierte Pfirsiche, denen das Gen für die Behaarung fehlt.“

Von Mutationszüchtungen hatte Lukas gehört. Durch künstlich induzierte Mutationen wird versucht, ein Zuchtziel, zum Beispiel höhere Erträge oder eine bessere Resistenz gegen Pflanzenkrankheiten, zu erreichen. Zur Auslösung der Mutationen nutzt man Röntgen- oder Neutronenstrahlen, Wärme- und Kälteschocks oder chemische Mutagene.

Ein Großteil der so entstehenden Mutanten weist Defekte auf und eignet sich nicht für die Weiterverwendung. Die brauchbaren Exemplare werden mit leistungsfähigen Zuchtlinien gekreuzt, um die Weitergabe der erwünschten Veränderungen zu sichern.

In den Richtlinien und Verordnungen der Europäischen Union werden durch Mutationszüchtung entstandene Pflanzen den „gentechnisch veränderten Organismen“ zugerechnet. Sie sind jedoch von den für die unter Anwendung gezielter gentechnischer Verfahren entstandenen geltenden Kennzeichnungs- und Zulassungsvorschriften ausgenommen. Das ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass Tausende auf diesem Weg gezüchtete Sorten bereits seit langer Zeit auf dem Markt sind.