Die Nacht singt ihre Lieder - Jon Fosse - E-Book

Die Nacht singt ihre Lieder E-Book

Jon Fosse

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Beschreibung

Die Situationen sind von erschütternder Alltäglichkeit: Ein Paar schottet sich gegen die Außenwelt ab, bis plötzlich ein Nachbar die Ruhe stört (Da kommt noch wer). Ein Mädchen kehrt nach langer Zeit hochschwanger zu seinen überraschten Eltern zurück (Der Name). Eine junge Frau und Mutter verzweifelt an der Passivität ihres Mannes (Die Nacht singt ihre Lieder). In Jon Fosses frühen Stücken wird das Banale zur Bedrohung. Scheinbar harmlose Ereignisse werfen die Menschen aus der gewohnten Bahn und bewirken lebensverändernde Einschnitte. So durchschnittlich die Probleme sind, die Fosse zeigt: Mit seiner wunderbar lakonisch-poetischen Sprache entwickelt er einen eindringlichen Sog. «Jon Fosse erzählt wunderbar traurige Geschichten von traurigen Menschen.» (Der Spiegel) «Ein Meister des Unheimlichen.» (Theater heute)

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Jon Fosse

Die Nacht singt ihre Lieder

und andere Stücke

Dramen

 

 

Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel

 

Über dieses Buch

Die Situationen sind von erschütternder Alltäglichkeit: Ein Paar schottet sich gegen die Außenwelt ab, bis plötzlich ein Nachbar die Ruhe stört (Da kommt noch wer). Ein Mädchen kehrt nach langer Zeit hochschwanger zu seinen überraschten Eltern zurück (Der Name). Eine junge Frau und Mutter verzweifelt an der Passivität ihres Mannes (Die Nacht singt ihre Lieder).

In Jon Fosses frühen Stücken wird das Banale zur Bedrohung. Scheinbar harmlose Ereignisse werfen die Menschen aus der gewohnten Bahn und bewirken lebensverändernde Einschnitte. So durchschnittlich die Probleme sind, die Fosse zeigt: Mit seiner wunderbar lakonisch-poetischen Sprache entwickelt er einen eindringlichen Sog.

«Jon Fosse erzählt wunderbar traurige Geschichten von traurigen Menschen.» (Der Spiegel)

«Ein Meister des Unheimlichen.» (Theater heute)

Vita

Jon Fosse, 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geboren, gilt als einer der wichtigsten europäischen Schriftsteller unserer Zeit. International bekannt wurde er zunächst durch seine mehr als dreißig Theaterstücke, die weltweit aufgeführt werden und ihm zahlreiche Preise einbrachten. Für seinen Roman «Trilogie» bekam er den Literaturpreis des Nordischen Rates verliehen. Auch die Bände seines Werks «Heptalogie» wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und waren u.a. für den Booker International Prize nominiert. Seit 2022 ist Fosse Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. 2023 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. 

Hinrich Schmidt-Henkel, geboren 1959, lebt in Berlin. Seit 1995 ist er Jon Fosses deutsche Stimme. Er übersetzt unter anderem auch Jean Echenoz, Édouard Louis, Tomas Espedal und Tarjei Vesaas. Ausgezeichnet wurde er mit dem Jane Scatcherd-Preis, dem Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds und dem Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW (zusammen mit Frank Heibert).

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Juni 2016

Covergestaltung Anzinger und Rasp, München

Coverabbildung Umschlagabbildung: plainpicture/Matton

ISBN 978-3-644-56961-4

 

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

 

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www.rowohlt.de

Da kommt noch wer

(Nokon kjem til å komme)

Uraufführung 26.05.1996 Det Norske Teatret, Oslo (Regie: Otto Homlung)

Deutschsprachige Erstaufführung: 22.09.2001 Düsseldorfer Schauspielhaus (Regie: Jürgen Gosch)

Personen

ER

SIE

DER MANN

I

Der Platz vor einem alten, ziemlich verfallenen Haus. Die Wandfarbe ist verblasst, einige Fenster sind gesprungen; dennoch strahlt das Haus – es liegt allein, in einer flachen Bucht, mit Blick auf die See – eine eigene verwitterte Anmut aus. Ein Mann und eine Frau treten um die rechte Ecke des Hauses auf den Hof. Er ist in den Fünfzigern, beleibt, hat langes graues Haar, unstet blickende Augen; er bewegt sich langsam. Sie ist rund dreißig, relativ groß, ein bisschen kräftig, mit halblangem Haar, großen Augen; ihre Bewegungen haben etwas Kindliches an sich. Sie gehen vor dem Haus entlang; sie halten einander bei den Händen und sehen das Haus an

SIE

munter

Jetzt sind wir bald in unserem Haus

ER

Unser Haus

SIE

Ein schönes altes Haus

Weit weg von anderen Häusern

und von anderen Leuten

ER

Du und ich allein

SIE

Nicht nur allein

sondern allein zusammen

Blickt in sein Gesicht hoch

Unser Haus

In diesem Haus werden wir zusammen sein

du und ich

allein miteinander

ER

Und niemand wird kommen

Sie bleiben stehen und sehen das Haus an

SIE

Jetzt sind wir bei unserem Haus angekommen

ER

Das Haus ist ja doch hübsch

SIE

Jetzt sind wir bei unserem Haus angekommen

Bei unserem Haus

wo wir allein sein werden

Du und ich allein

bei dem Haus

wo du und ich allein sein werden

alleine

miteinander

ER

Unser Haus

SIE

Das Haus

das uns gehört

ER

Das Haus

das uns gehört

Das Haus

zu dem niemand kommen wird

Jetzt sind wir bei unserem Haus angekommen

Das Haus wo wir zusammen sein werden

allein miteinander

Sie gehen weiter an dem Haus entlang

SIE

etwas bekümmert

Aber es ist ein bisschen anders

ich hatte ja

nicht gedacht

dass es so sein würde

Auf einmal ängstlich

Denn

da kommt noch wer

es ist so einsam hier

dass da ganz sicher noch wer kommt

ER sieht nur immer zu dem Haus hin, wie in Gedanken versunken

Den ganzen langen Weg hierher

war ja kein Mensch zu sehen

lange sind wir gefahren

und haben keinen Menschen gesehen

nur die Straße

und jetzt stehen wir vor diesem Haus und

nachdrücklicher

stell dir vor wenn es dunkel wird

Und stell dir vor wenn ein Gewitter kommt

wenn der Wind

durch die Wände pfeift

wenn du das Meer tosen hörst

wenn die Wellen hochschlagen

wenn das Meer weiß und schwarz ist

und stell dir vor

wie kalt es in dem Haus wird

wenn der Wind durch die Wände pfeift

und stell dir vor

wie weit es bis zu anderen Leuten ist

wie dunkel es ist

wie still es sein wird

und stell dir vor

wie der Wind bläst

wie die Wellen schlagen

stell dir vor

wie das im Herbst wird

im Dunkeln

mit dem Regen und der Dunkelheit

Ein Meer

das weiß und schwarz ist

und nur du und ich

hier in diesem Haus

Und so weit bis zu anderen Leuten

ER

Ja so weit bis zu anderen Leuten

Pause

Jetzt sind wir endlich allein

SIE

etwas bekümmert

Aber wir sind nicht von allen

fortgefahren

Es waren nicht alle

nur ein paar Leute

waren das

ER

stellt sich vor sie und schaut sie an

Wir fahren von ihnen allen fort

von allen anderen

SIE

stellt sich vor ihn und schaut ihn an, fragend

Allen anderen

Fahren wir von allen anderen fort

ER

Ja von allen anderen

SIE

Aber kann man das

Werden nicht die anderen

sowieso dort sein

Kann man von allen anderen fortfahren

Ist das nicht gefährlich

ER

Aber wir wollen doch für uns sein

Es waren die anderen

alle anderen

die uns auseinandergerissen haben

All die anderen

Lauter

Wir wollen doch nur

miteinander zusammen sein

allein

irgendwo

wir wollen doch

nur irgendwo allein sein

wo wir wohnen können

Wo du und ich

allein zusammen sein können

Allein miteinander

Da wollten wir sein

Wir wollten doch nur

allein beieinander sein

allein miteinander

SIE

Aber können wir allein sein

Irgendwie ist doch wer hier

Verzweifelt

Hier ist wer

Da kommt noch wer

ER

ruhig

Hier sind nur wir

ER wendet sich ab, geht über den Hof, an der linken Ecke des Hauses vorbei, bleibt stehen und blickt zum Meer

Hier ist niemand

Und da

deutet

ist das Meer

Niemand kommt

SIE geht zu ihm, stellt sich neben ihn. Beide sehen zum Meer. ER, etwas heiterer

Schau

wie schön das Meer ist

Das Haus ist alt

und das Meer ist schön

Wir sind allein

Und da kommt niemand

Niemand kommt

Und unten das Meer ist so schön

schau mal die Wellen

schau wie die Wellen

über die runden Steine spülen

unten am Ufer

Welle um Welle

und dann das Meer

draußen

So weit das Auge reicht

ist nur das Meer zu sehen

Sonst nur ein paar Inseln

weit draußen

ein paar schwarze Inseln auf dem blauen und weißen Meer

Und da

Pause

Doch

ER schaut sie an. SIE schlägt die Augen nieder, sieht klein und ängstlich aus. Nachdenklich

Ja

Etwas bekümmert

Da kommt niemand

SIE

Ich spür es aber

da kommt noch wer

ER

Nein wir sind allein

wir kennen niemanden

Hier ist nur dieses Haus

Und dazu das Meer

SIE

Es gibt ja schon wen

der hier ist

Lauter

Ja

hier ist wer

Da kommt noch wer

Ich weiß

dass da noch wer kommt

ER

Nein wir sind hier allein

Pause

Endlich sind wir allein

Jetzt sind wir allein

zusammen beieinander

Entschieden

Wir konnten nicht da bleiben

wo wir waren

Wir haben weggemusst

wir wollten ja woandershin fahren

Dann eben hierher

zu diesem Haus

Und jetzt gehört das Haus uns

Etwas fröhlicher

Und jetzt werden wir in diesem Haus wohnen

Sieht wieder auf das Haus

Wir haben beschlossen hierherzufahren

Viel froher

Das haben wir beschlossen

Und dann haben wirs gemacht

Und jetzt sind wir hier

Wir werden in diesem Haus wohnen

wir haben das ja beschlossen

dass wir hierherfahren würden

In diesem Haus werden wir wohnen

Haben wir gesagt

Jetzt sind wir hier

Jetzt werden wir in dem Haus wohnen

Schaut wieder aufs Meer

Und da

deutet aufs Meer

ist das Meer

Groß und schön

SIE

schaut aufs Meer

Aber ich hatte nicht gedacht

dass es so sein würde

wenn wir hierherkommen

Nicht so

ja wie soll ich sagen

Schaut zu Boden. Pause

Das Meer ist so groß

Ich hatte nicht gedacht

dass es so sein würde

Ich hatte mirs vollkommen anders vorgestellt

ER

Aber wir habens doch nicht geschafft zu bleiben

wo die anderen sind

habens nicht geschafft

unter ihnen zu leben

Wir wollten nur zusammen sein

Wollten nur

allein zusammen sein

Wir wollten nicht sein

wo die anderen sind

Wir müssen doch wohnen

wo niemand sonst ist

wo nur

wir sind

Wir wollten ja da wohnen

nur du und ich

lauter

allein zusammen

Weit weg

Weit fort

von all den anderen

dort

weit weg

da wollten wir ja so gerne

wohnen

SIE

Aber hier ist es irgendwie so einsam

Und so irgendwie als

wäre hier noch wer

ohne dass wer

hier ist

Es ist einsam und nicht einsam zugleich

Es ist

bricht ab

ER

So sind alte Häuser eben

SIE

Ja vielleicht sind sie so

ER geht zu einer alten, morschen Bank, die an der Wand des Hauses steht, und setzt sich hin. SIE schaut ihm nach

Aber jetzt ist es hell

stell dir vor

wenn es dunkel wird

im Herbst

und wenn es Winter wird

wenn es dunkel und kalt ist

Und dann sind wir nicht allein

Denn da ist ja noch wer

Erregt

Ich weiß

dass hier noch wer ist

Und da kommt noch wer

Ich weiß dass noch wer kommt

ER

Wir dürfen zusammen sein

jetzt dürfen wir endlich

zusammen sein

allein beieinander

nicht dort

wo die anderen sind

sondern zusammen

allein beieinander

Jetzt werden wir

allein beieinander sein

Allein miteinander

allein

Hier werden keine anderen sein

Nur du und ich

werden jetzt zusammen sein

Bittend

Komm jetzt und setz dich zu mir

Willst du dich nicht setzen

SIE

nickt

Aber hier ist noch wer anderes

Da kommt noch wer

Verzweifelt

Wir werden nie

allein sein dürfen miteinander

Wir dürfen nie beieinander sein

ER

Komm schon

setz dich her

Wir sind gerade erst angekommen

SIE

geht hin und setzt sich neben ihn

Aber da kommt noch wer

das weiß ich

Ich spüre es

dass wer kommt

da will uns wer

nicht miteinander sein lassen

Da kommt noch wer

ER

Niemand ist hier

Niemand kommt

SIE

laut

Ich weiß dass wer

kommt

ER

Nein

SIE

Nie lassen die uns

miteinander sein

ER

Denk jetzt nicht an so was

SIE

Aber es kommt wer

ich spür das

SIE steht auf, stellt sich vor ihn, schaut auf ihn nieder. Verzweifelt

Da kommt noch wer

ER

Aber wir sind doch hergefahren

damit wir

allein sein können miteinander

Niemand soll kommen

Wir haben ja

bricht ab, schaut sie plötzlich verzweifelt an. Pause. Ängstlich

Wer kommt da noch?

SIE

Ich weiß nur

dass da noch wer kommt

Und du willst das auch

dass wer kommt

Du willst lieber

mit anderen zusammen sein als mit mir

Du willst lieber mit anderen zusammen sein

Da kommt noch wer

wenn wir reingehen kommt wer

und klopft an die Tür

Klopft und klopft an die Tür

Es kommt wer und klopft an die Tür

kommt und klopft und klopft an die Tür

und hört nicht auf

klopft immer weiter

Sofort wenn wir im Haus sind

kommt wer

ER

protestiert

Nein

Bittet

Kannst du dich nicht hinsetzen

hier neben mir auf die Bank

Tröstet sie

Niemand kommt noch

SIE

Ich weiß dass wer kommt

Ich spüre es genau

Es ist hier so einsam

dass noch wer kommt

Es kommt wer

Ich weiß dass wer kommt

ER

Nein niemand kommt

Niemand kommt noch

SIE

Es kommt ja immer wer

Es kommt noch wer

Sie auch

Sie ist auch gekommen und

hat sich hingesetzt

sitzt da

sieht dir in die Augen

Ich weiß das

Da kommt noch wer

Und sie kommt

um da zu sitzen

mit ihren Augen

Sie kommt

um da zu sitzen

und dir fast unmerklich

in die Augen zu schauen

Ich weiß das

Da kommt noch wer

Sie kommt noch

Und ich ertrage das nicht

Ich ertrage nicht dass wer kommt

Und sie kommt

ER

Kannst du dich nicht hinsetzen

hier zu mir auf die Bank

SIE setzt sich hin. ER legt ihr den Arm um die Schultern

Niemand kommt

Sie nicht

und auch sonst niemand

Jetzt sind wir allein

jetzt sind wir

zusammen miteinander

Allein

zusammen beieinander

SIE lehnt ihren Kopf an seine Schulter

Jetzt sind hier nur noch du und ich

SIE

Ich und du

ER

Ich und du

SIE

Aber ich kann nichts dafür

ich spüre

dass da noch wer kommt

Oder ist es wer

der schon hier ist

Fragend

Vielleicht ist wer im Haus

Beflissen

Und da

hast du nicht gehört

Schaut ihn ängstlich an, setzt sich aufrecht hin

Waren da nicht Schritte

ER schaut sie an, lauscht

Da war was

Waren das Schritte

Ich hab was gehört

ER nickt

Hast du das auch gehört

ER nickt

Du hast das auch gehört

ER

sieht etwas ängstlich aus

Ja

SIE

Da ist wer

Da kommt wer

ER

Ich glaub ich hab Schritte gehört

SIE

Hörst du jetzt was

ER schüttelt den Kopf

Aber eben war da was

Sieht sich um, schaut dann ihn an

Da war es wieder

ER

steht auf, sieht zu ihr hinunter

Da kommt wer

ER geht wieder zur linken Ecke des Hauses, schaut um die Ecke herum, dreht sich zur Bank um, schüttelt den Kopf

SIE

Niemand

ER

schüttelt wieder den Kopf. Schaut erneut um die Ecke, dann wieder zu ihr

Ich geh mal ums Haus nachsehen

SIE nickt. ER verschwindet langsam um die Hausecke. SIE bleibt auf der Bank sitzen, schaut sich um. Dann steht SIE auf, geht zu der Ecke hin. Blickt ihm nach

SIE

etwas lauter, fragend

Nichts

Du siehst nichts

Nichts

ER

hinter dem Haus

Nein

SIE dreht sich weg, geht über den Hof

II

SIE geht über den Hof. Und dann sieht SIE den MANN kommen, der an der rechten Ecke des Hauses auftaucht. Der MANN ist Ende zwanzig, ziemlich unauffällig. SIE schaut zu ihm hin, dann blickt SIE zu Boden. Sieht wieder auf, nickt ihm zu. Der MANN nickt ebenfalls, kommt dann langsam am Haus entlang heran, während er sie unverwandt anschaut. SIE sieht ihm entgegen. Der MANN bleibt vor ihr stehen.

DER MANN

stolz, etwas angeberisch

Bist du das

die das Haus gekauft hat

SIE schaut ihn an

Ich hab gehört

es hat wer das Haus gekauft

Ich bin nur grad bisschen spazieren

Hat lang leergestanden

das Haus verfällt schon

Und auf einmal war da wer

und wollte das Haus kaufen

Ich hab das Haus verkauft

Wollte nur mal sehen

wers gekauft hat

SIE schaut zu Boden

Ich habs geerbt

meine Familie hat hier gewohnt

Aber vor ein paar Jahren

ist Großmutter gestorben

Sie war die Letzte

die hier gewohnt hat

Liegt ja abseits

und ist so alt

War ziemlich schwierig

das Haus loszuwerden

Aber dann hats geklappt

Ich hatte nicht gedacht

dass ich wen finden würde

SIE

Also du hast das Haus verkauft

Der MANN nickt. Pause

Hast du hier auch gewohnt

DER MANN

Nein nur mein Vater

Vaters Eltern haben hier gewohnt

in diesem

holt mit den Armen aus

Haus hier

SIE

Ist ein ziemlich altes Haus

DER MANN

Ja

Ich weiß nicht genau

wie alt das Haus genau ist

Aber alt ist es

so viel steht fest

SIE

Ein altes schönes Haus

DER MANN

Aber ich würde

hier nicht selber wohnen wollen

SIE

Nicht

DER MANN

Nein

das Haus ist zu alt

SIE

fragend

Und es war schwierig

es loszuwerden

DER MANN

Ja das war schwierig

SIE geht zur Bank und setzt sich hin. Der MANN sieht ihr nach, dann geht er ebenfalls zur Bank und nimmt Platz, neben ihr. SIE schaut ihn an

SIE

Wohnst du hier in der Nähe

DER MANN

Ja

gar nicht so weit

Pause. Schaut sie an, fragend

Und jetzt wirst du hier wohnen

SIE nickt

Kann einsam sein hier

SIE nickt

Wohnen nicht so viele Leute hier in der Gegend

fast niemand

SIE

Sind wenig Leute hier

ja

DER MANN

Fast niemand hier in der Gegend

Pause. Beide schauen vor sich hin. ER kommt zu der linken Ecke des Hauses, schaut um die Ecke; genau als ER das tut, blickt SIE auf und schaut den MANN an. ER zieht sich zurück, lehnt sich direkt hinter der Ecke an die Wand. ER schaut zu Boden, lauscht nicht, hört aber, was die anderen sagen

Aber ich wohne hier jedenfalls

ist gar nicht weit

Ist jetzt bisschen

Lacht

SIE

Ja

DER MANN

Ich wohn hier also in der Nähe

Schaut sie an. Etwas schelmisch

Vielleicht können wir uns ein bisschen Gesellschaft leisten

SIE schaut ihn an, schüttelt mit dem Kopf

Ach sag das nicht

Hier sind nicht viele andere

und ich bin kein übler Kerl

will ich mal sagen

SIE schaut vor sich hin. Pause. ER, hinter der Ecke, wird unruhig, will hervorkommen, hält sich aber zurück

Nein

ich wollte also bloß mal nachsehen

ob jetzt wer hier ist

SIE

Ja

Der MANN schaut sie an. SIE blickt zu ihm auf

DER MANN

Ich wollte gern nachsehen

wer das Haus gekauft hat

SIE

Ja kann ich verstehen

DER MANN

Kommt ja nicht jeden Tag vor

dass ich ein Haus verkaufe

Angeberisch

Und jetzt hab ich Geld

SIE

Hast du

ja

DER MANN

Ja jetzt hab ich reichlich Geld

SIE

etwas ängstlich

Du wohnst also nicht weit von hier

Sieht dem MANN in die Augen

DER MANN

Nein

nicht weit

Flirtet

Willst du

SIE

unterbricht ihn

Nein

nein

Hinter der Ecke wird ER immer unruhiger, schubst sich dann gewissermaßen selber vor, kommt um die Ecke auf den Hofplatz, schaut zu den beiden auf der Bank. ER bleibt stehen, schaut zu Boden. SIE entdeckt ihn

Nervös

Ihm hier hat das Haus gehört

Wir habens ihm abgekauft

Der MANN steht auf, geht zu ihm.