Die Nachtschwärmer - Oliver Jungwirth - E-Book

Die Nachtschwärmer E-Book

Oliver Jungwirth

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Beschreibung

"Wir können nicht alle Helden sein." Als René in einem fremden Bett auchwacht, ahnt er noch nichts von der Tragweite der Konsequenzen. Diese Nacht und alles was dazu geführt hat, wird ihn an den Rand des Wahnsinns bringen und sein Leben für immer auf den Kopf stellen. Kritikerstimmen: "(...) hat meine Erwartungen erfüllt - nein, sie übertroffen! Bei weitem. Unglaublich, ich hätte es mir nicht gedacht. Bleibt zu hoffen, dass weitere Werke folgen." - Uwe Mutz "Es reisst einen schnell in seinen Bann und ist von Beginn bis zum Schluss spannend (das Ende nicht vorhersehbar!)!" - Nicole "'Sonnenglaster' war auch für mich spannend, flüssig geschrieben und hat mich immer wieder überrascht." - Genuss-Fee "Ein toller und spannender Roman!" - Literaturblog "Mir gefil die Story, der Aufbau (...) und vor allem die ständige Ungewissheit, die einem genauso wie René ständig im Nacken sitzt." Mestra Yllana "(...) ein Überraschungserfolg: das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, mitreißend und atemlos. Es kann stilistisch überzeugen und bietet im Subtext mehr als die Bezeichnung 'Werwolfgeschichte' vermuten lässt" - shnoo

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Inhaltsverzeichnis

TEIL 1: ABENDDÄMMERUNG

Kapitel 1: Ein perfekter Tag (I)

Kapitel 2: Runter zur Spitze

Kapitel 3: Mit meinen Augen (I)

Kapitel 4: ein perfekter Tag (II)

Kapitel 5: Ein Haufen Narren (I)

Kapitel 6: Spiegel, Spiegel (I)

Kapitel 7: perfekter Tag (III)

Kapitel 8: Mit meinen Augen (II)

Kapitel 9: Spiegel, Spiegel (II)

TEIL 2: MITTAGSSONNE

Kapitel 10: ein anderer perfekter Tag

Kapitel 11: Lauf (I)

Kapitel 12: Kraft deiner Liebe

Kapitel 13: Ein Haufen Narren (II)

Kapitel 14: Runter zur Spitze (II)

Kapitel 15: Lauf (II)

Kapitel 16: perfekter Tag (IV)

TEIL 3: NACHTSCHWÄRMER

Kapitel 17: Spiegel, Spiegel (III)

Kapitel 18: Lauf (III)

Kapitel 19: Der Blick in den Spiegel

EIN KURZES (NACH)WORT VOM AUTOR

DANKSAGUNGEN

ÜBER DEN AUTOR

EINLEITUNG

Es ist jetzt bereits ein paar Jahre her, dass ich „Sonnenglaster“ geschrieben habe und ich bin immer wieder überrascht, wenn ich darauf angesprochen werde.

Das Buch ist brutal, es ist ziemlich hart und es ist – immer noch – wahr. Die Rückmeldungen, die ich bekommen habe, waren durch die Bank positiv. Vor allem erstaunlich fand ich die Erkenntnis, dass alle Leserinnen und Leser die Doppeldeutigkeit der Monster erkannt haben. Nicht, dass sie sehr subtil wäre. Trotzdem ist es keine Selbstverständlichkeit ein Publikum zu haben, welches Subtext erkennt und – viel wichtiger – wertschätzt.

Danke dafür.

Leserinnen und Leser werden feststellen, dass das Buch einen neuen Titel und ein neues Cover hat. Das hat nichts mit irgendeiner Unzufriedenheit mit dem alten Cover oder Titel zu tun, sondern mit dem neuen (größeren) Kontext. Abgesehen davon habe ich geringfügige Änderungen vorgenommen und ein paar (unwesentliche) Kleinigkeiten geändert, die mich schon immer gestört haben.

Ich plane ein letztes Buch mit den hier vorkommenden Hauptfiguren – anders als ich selbst ursprünglich dachte. Anfangs wollte ich keinen zweiten Teil schreiben. Danach meinte ich, es sei genug. Dann kam mir die Idee zu einer Geschichte und ich habe sehr rasch bemerkt, dass ich auf meine alten Bekannten René, Susi und Angela zurückgreifen muss, um sie richtig zu erzählen.

Danach wird es allerdings (sage ich jetzt) keine weiteren Bücher mit den hier vorkommenden Hauptfiguren geben, allerdings werde ich in diese Welt voller Intrigen, Verrat und (wenigen) Lichtblicken immer wieder zurückkehren, zumal meine Romane ja verknüpft sind und auch die Christoph Friedberg-Akten im gleichen Universum spielen.

Das bedeutet nicht, dass diese Bücher in einer bestimmten Reihenfolge gelesen werden müssen sondern es bedeutet, dass es in dieser Welt noch weitere Geschichten zu erzählen geben wird.

Das allerdings, sind andere Geschichten.

Die ich ein anderes Mal erzählen werde.

Ergebenst,

Ihr Oliver Jungwirth

August 2019

VORWORT VON UWE MUTZ

Um es gleich vorwegzunehmen: das Schreiben eines Vorwortes ist eine Ehre. Eine verdammte.

Es verlangt dem Vorwort-Schreibenden ein Höchstmaß an Genialität ab, welches man – und dessen ist man sich zu jeder Zeit bewusst – gezielt, jedoch diskret und versteckt dem geschätzten Leser unterzujubeln hat. Meist beginnt es damit, dass man quasi beiläufig auf Zitate von »Alten Größen« der Literatur oder Philosophie zurückgreift. Manchmal tun es auch die »Neuen Größen« wie Jean-Paul Sartre, Albert Camus, Friedrich Nietzsche, Francis Bacon, Karl Popper, Donald Trump, Donald Duck oder ähnliche Großkaliber.

Diese Taktik ist gut, wird jedoch mittlerweile – und da müssen wir uns doch alle ehrlich sein – allzu oft erkannt, denn der Leser ist kein Dummer nicht. Und in jedem Fall lenkt es davon ab, was denn der wahre Sinn eines Vorwortes wäre: den Autor dieses Buches zu ehren und nicht sich selbst! Somit fängt die eigentliche Arbeit erst an, denn nun heißt es vom Pfad der eigenen Unzulänglichkeiten abzukehren (Gott sei Dank!) und die richtige Abzweigung zu nehmen.

Womit wir also beim Thema wären (endlich!), denn Ehre wem Ehre gebührt (haben Sie's bemerkt?).

Oliver Jungwirth ist ein Talent, wie es im Buche steht. Vielleicht nicht gerade in diesem, dass Sie, werter Leser, gerade in Händen halten, aber das spielt doch nun wirklich keine Rolle.

Er ist jemand, der seine Leserinnen und Leser zu fesseln weiß, der uns Bilder und Geschichten in den Kopf zaubert, die uns noch lange nicht loslassen werden, Geschichten, die einem förmlich ins Gesicht schreien: »Lies mich fertig!«. Das Metier, die Handlungsspanne, die Charaktere sind vielfältiger Natur, und es spielt auch keine Rolle, ob es sich um den Kommissar oder den Werwolf handelt – was in Wahrheit zählt, ist der oft schon bedrohlich sanfte Umgang mit dem inneren Spannungsfeld des Jeweiligen.

Wer möchte nicht in die Tiefen der Brillanz dieser Wörter versinken, eingehüllt von der Geschichte mitsamt ihren Helden und Schurken die Zeit vergessen, mitten in der Nacht hochzuschrecken mit der Gewissheit, dass dies wieder eine sehr kurze Nacht werden wird? Naja, ich gebe zu, Letzteres bereue ich am nächsten Tag so gut wie immer. Streichen wir das also.

Über Oliver Jungwirth darf man mit Fug und Recht Lobgesänge abliefern, denn er hat es –und das schreibe ich, ohne mit der Wimper zu zucken – verdient. Mit Wort und Stil tritt er den Beweis an, dass Literatur gleich welcher Natur ein immerwährender Stern am Himmel der Fantasten, Tagträumer und Denkenden ist. Sie und ich, wir alle sind diejenigen, die es wagen, zu träumen.

Halten wir daran fest. Und wer das nicht so sieht, der möge sich doch bitte still und leise zur Hölle scheren. Und dabei belassen wir es nun: bei der Gewissheit, ein Buch in Händen zu halten, das es wert ist, gelesen, verschlungen, geliebt und zerfleischt zu werden.

Halleluja.

Uwe Mutz

Univ.-Lektor Ing. MSc MAS BEd

Buchautor

PS: Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Donald Trump ist ein Idiot. Donald Duck hingegen nicht.

Ebensowenig Sartre, Camus, Nietzsche & Co.

So, dann hätten wir das auch in die korrekte Lage gebracht.

TEIL 1 : ABENDDÄMMERUNG

Kapitel 1: Ein perfekter Tag (I)

‘The way the pain flows through my head, the way I can´t get up of bed, the way the muscles of my eyes contract the blue into grey skies, the way my legs feel sick and lame the way my arms do feel the same, the way the clock rings means "OK, it´s gonna be a perfect day!"’

- Aquarian Age “perfect day”

Ich wache auf. Aus einem Traum.

Und obwohl ich keine Ahnung habe, worum es in diesem Traum ging, bin ich dennoch froh, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnern kann, denn er war mit Sicherheit schlecht. Ich träume in der letzten Zeit immer schlecht.

Träume, die mich manchmal an diesen langen, unglaublich langweiligen Tagen heimsuchen. Selbst im Wachzustand.

Ich stehe auf und beginne mich zu fragen, was heute für ein Tag ist. Der Kopf schmerzt und ich fühle mich schrecklich. Als hätte ich Tonnen von Gestein im Magen und noch viel schlimmer - der Geschmack in meinem Mund ist genau der gleiche: Dreckig, erdig.

Dann erinnere ich mich, dass ich mich am Vorabend erbrochen habe. Immerhin in die Toilette. Ich schüttle den Kopf, um die Müdigkeit und die Verwirrung abzuschütteln und vielleicht das Bild klarer zu sehen, aber es hilft nicht.

Doch, da ist es. Klar und deutlich.

Ich, wie ich mit meiner Toilette nähere Bekanntschaft schließe und... Moment - das ist nicht meine Toilette. Ich senke den Kopf.

Das ist auch nicht mein Bett.

Was zum …?

Ich sehe mich um und die Erkenntnis trifft mich wie ein Fußtritt: Ich bin überhaupt nicht in meiner Wohnung.

Es ist ein fremdes Zimmer, eine fremde Wohnung, ein fremder Raum. Ich blicke über den Rand meiner Decke hinweg und betrachte das Bett: Es ist ein Doppelbett.

Nach zögerlichem Tasten erkenne ich, dass ich alleine darin liege. Ich falle erschöpft ins Kissen zurück.

Dann dringt ein Geräusch an meine Ohren.

Ein Geräusch, das ich vorher nicht wahrgenommen habe: Es klingt nach laufendem Wasser.

Jemand duscht.

Im Bad.

Ich blicke mich wieder um und erkenne, dass sich auf der anderen Seite des Bettes eine Tür befindet. Von dort kommt das Geräusch.

Ich schlage die Decke zurück, klettere aus dem Bett - mir tut alles weh, was war gestern Abend nur los? - und bemerke, dass ich nackt bin. Ich weiß zwar nicht warum, aber die Ursache, wird sich ja hoffentlich gleich herausstellen.

Nachdem ich mich wieder angekleidet habe und noch immer niemand aus dem Bad gekommen ist, klopfe ich langsam und zögernd an die Tür.

Eine Stimme ruft, ich soll eintreten.

Soweit ich das beurteilen kann, war es die Stimme einer Frau.

Ich öffne die Tür.

Vor mir steht eine junge Frau, ein wenig über zwanzig, und blickt mich mit einem Grinsen im Gesicht an.

Ich lächle zurück, wenn auch etwas spät und unbeholfen. Sie blickt mich an und meint, dass ich ja schon wieder etwas anhätte. Anscheinend sei ich mit dem Anziehen schneller, wie mit dem Ausziehen.

Dann lacht sie.

Ich lache mit und stammle irgendetwas von Übung macht den Meister, beiße mir dann fast schon auf die Zunge und rette mich in ein vielsagendes Grinsen.

Sie scheint weder entsetzt noch sonst etwas zu sein, sondern tritt auf mich zu, legt mir einen Arm auf die Schulter und zieht mich ein wenig zu sich heran, blickt mir kurz in die Augen und nickt.

Schade, meint sie, sie hätte gehofft, dass ich vielleicht noch eine Stunde oder so bleiben könnte.

Ich schüttle den Kopf, es tue mir leid, aber ich wäre in Eile.

Einen Moment lang bin ich ein kleines bisschen enttäuscht von meinem Erinnerungsvermögen. Da habe ich – scheinbar – eine tolle Nacht mit dieser – wirklich schön anzusehenden – Frau verbracht und habe keine Ahnung mehr was eigentlich passiert ist.

Mist.

Sie wirkt ebenfalls ein wenig enttäuscht, aber nachdem sie auf die Uhr geblickt hat nickt sie unmerklich.

Es wäre vielleicht wirklich besser, wenn ich gehen würde, denn ihr Freund würde in ungefähr einer halben Stunde nach Hause kommen.

Ich zucke zusammen.

Ihr Freund? Freund wie in „Lebenspartner“?

Sie hat mein Zucken bemerkt und scheint meine Überraschung nicht zuordnen zu können. Sie erinnert mich daran, dass ich das ja gewusst hätte.

Ich nicke, ja, ich habe das nur verschlafen, bin noch ein wenig müde, ich gehe dann, wir sehen uns.

Sie nickt, küsst mich auf die Wange und ich spüre durch das Handtuch, dass sie sich umgebunden hat, ihre wohlgeformten Brüste, was – obwohl ich ein bisschen unter Schock stehe – doch ein wenig erregend ist, denn sie ist keineswegs hässlich.

Sie lächelt und meint, ich solle die nächste Woche nicht vergessen, sie würde warten.

Ich nicke nur und verlasse die Wohnung.

Auf dem Weg nach draußen fluche ich leise vor mich hin, schimpfe mich selbst einen Idioten und frage mich, warum ich schon wieder einmal keine Ahnung habe, was am Vorabend passiert ist.

Mein Kopf ist schwer wie Blei und ich kann mir noch immer kein Bild von dem, was gestern Abend geschehen ist, machen. Der Geschmack in meinem Mund erinnert mich mittlerweile mehr an Erbrochenes als an sonst etwas und mir wird wieder schlecht.

Ich zucke unbeholfen mit den Schultern und mache mich auf die Suche nach einem Kaffeehaus.

Ich trete auf die Straße und sehe mich um.

Keine Ahnung wo ich bin, geschweige denn, wie ich hierher kam.

Ich seufze und werde im selben Moment mit der Tatsache konfrontiert, dass ich einen sehr üblen Mundgeruch habe.

Links, die Straße runter ist ein Einkaufsmarkt.

Ich betrete ihn, gehe die Reihen durch und suche verzweifelt nach irgendwelchen Pastillen, die meinen Mundgeruch beseitigen können. Aber ich finde keine, also muss ich mir mit Kaugummi aushelfen.

Ich kaufe zwei Packungen und trete wieder auf die Straße, schiebe mir gleich eine ganze Packung in den Mund, kaue darauf herum und hoffe, dass es hilft. Mein Blick fällt auf ein Kaffeehaus, das auf der anderen Seite der Straße liegt und ich lächle.

Ein Pluspunkt.

Immerhin.

Nach einer guten Stunde verschwinde ich wieder in den fortgeschrittenen Tag hinaus, aber mit seltsamen Gedanken im Kopf.

Ich betrachte die Fahrzeuge, die an mir vorbeifahren, betrachte die Häuser und sie wirken, als würden sie mich erschlagen wollen. Ich betrachte die Sonne, die mich töten will mit ihren hellen, alles durchleuchtenden Strahlen, betrachte die Straßenschilder, die mich mit stummen Worten anklagen und mir mein Leben vor Augen führen.

Einbahnstraße, steht dort.

Und Keine Umkehr möglich.

Was mich auch tief trifft ist das Wort Sackgasse.

Ich schüttle den Kopf, versuche diese Illusion, diesen Witz, diese Paranoia – als könnten diese Schilder mein Leben betreffen und mich durch und durch erschüttern – von mir abzuschütteln und beginne zu überlegen, beginne nachzudenken, wo mein Auto eigentlich wirklich steht und wie ich am besten nach Hause komme.

Der erste Schritt ist immer der schwerste Schritt.

Ich versuche, mich endlich daran zu erinnern, wo ich gestern war.

Ein kurzes Aufflackern in meinem Geist bringt mich auf die Spur der Erinnerung, drängt mich dazu, mir selbst einzugestehen, dass ich gestern vielleicht ein paar mehr über den Durst getrunken habe, als ich zunächst angenommen hatte.

Dann fällt mir ein, weshalb das alles.

Zuerst war … etwas passiert.

Etwas, das mich dazu gebracht hat, in eine Bar zu stürzen und mich zu betrinken.

Danach kam das Mädchen ins Spiel.

Die Erinnerung trifft mich, wirft mich beinahe zu Boden.

Ich taumle kurz, halte mich an einer Ampel fest, damit ich nicht umfalle.

Leute, Schatten, düstere Silhouetten der Vorahnung ziehen an mir vorüber, eine davon sagt zu ihrem Begleiter: „Diese jungen Leute! Um diese Uhrzeit schon betrunken, oder weiß-Gott-wassonst!“

Ich rufe ihr ein „Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß, Alte!“ hinterher.

Dann richte ich mich auf, verscheuche die Schatten, die sich auf meine Seele gelegt haben und atme ein paar Mal tief durch.

Okay.

Ich habe mich wieder im Griff.

Ich kann mich wieder erinnern.

Vielleicht nicht an alles und vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht, aber zumindest an vieles.

Ich mache mich auf zu meinem Auto, aber die Schatten der Häuser und die Verkehrszeichen verfolgen mich. Eine dunkle Bedrohung hängt in der Luft.

Sackgasse

keine Umkehr möglich

Ist es wirklich so? Gibt es kein Zurück mehr?

Ich weiß nicht und ich will auch nicht darüber nachdenken.

Auf der Fahrt nach Hause gehen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Ich versuche alles zu verdrängen, aber zu viele Dinge kommen immer wieder zurück und kleine Reize - Schilder am Straßenrand, Bemerkungen im Radio, was auch immer – machen mich auf meine Erinnerungslücke und vor allem auf ein kleines Detail in genau diesen Erinnerungen aufmerksam.

Die Fahrt kommt mir sehr kurz vor, obwohl sie wohl eine halbe Stunde gedauert haben muss.

Ich steige aus und bemerke, dass es regnet.

Die Wolken müssen aufgekommen sein, als ich gedanklich woanders war.

Seltsam, dass ich keinen Unfall gebaut habe.

Ich seufze, trete in das Haus und betrachte kurz die Flasche Rotwein, die in einer Ecke des Treppenhauses liegt und den roten Fleck, der sich rund um sie gebildet hat. Es ist Rotwein, ohne Zweifel, aber mich erinnert die Farbe an Blut.

Blut von unschuldigen Menschen.

Aber wer ist schon wirklich unschuldig?

Ich sicher nicht.

Ich betrete die Wohnung und stelle im Vorbeigehen fest, dass mein Wohnungskollege ebenfalls anwesend ist.

Er steht in der Küche und scheint mich nicht zu bemerken, zumindest reagiert er nicht auf mich.

Ich betrete mein Zimmer und lasse mich aufs Bett fallen.

Erschöpft, müde und verwirrt.

Der Regen prasselt an das Fenster und ich fühle mich schlechter als jemals zuvor. Jetzt kann ich nicht mehr davon laufen. Jetzt ist der Zeitpunkt da, da ich mich der Erinnerung stellen muss. Und dann muss ich nachdenken, viel und lange Zeit nachdenken.

Kombinieren.

Ich sollte ein paar Dinge überprüfen und dann werde ich vielleicht sehen. Vielleicht verstehen.

Aber als ich mich umdrehe, um vielleicht ein wenig schlafen zu können - obwohl ich nicht sehr viel Hoffnung in diese Richtung hege - bemerke ich Georg, der in der Tür steht.

Er sieht an mir vorbei aus dem Fenster, als hätte er draußen einen Geist gesehen, oder als würde er in sich nach Dingen suchen, die ihm entfallen sind.

Aber das tut er nicht, wie ich im nächsten Moment feststellen muss, denn er spricht mich an.

„Die Schatten gehen heute länger um als sie es sonst tun.“

Ich nicke.

„Das muss am Wetter liegen. Sie waren die ganze Nacht beschäftigt.“

Georg nickt nur und sagt nichts.

Ich schließe die Augen und wieder sehe die kaputte Flasche Rotwein im Treppenhaus und den Fleck, den sie hinterlassen hat.

Blut.

Ich schließe die Augen und ich sehe Blut.

Eigentlich bin ich der Meinung, dass Georg bereits wieder verschwunden ist, aber dann höre ich seine Stimme nahe an meinem Ohr.

„Die Schatten scheren sich nicht viel um Wetter. Sie gehen des Nachts um. Am Tag leben sie unerkannt unter uns.“

Ich öffne die Augen nicht.

„Ich weiß.“ antworte ich trotzdem. „sonst könnten sie niemals so lange existieren.“

„Was weißt du davon?“, will er wissen.

Ich öffne nun doch die Augen und sehe ihn an.

Sehe ihn das erste Mal seit langer Zeit bewusst an.

Er sitzt auf dem Sessel, der neben der Tür steht. Vor meinem Zimmer. Die Hände auf die Knie gelegt und einen gleichgültigen, aber vage interessierten Blick im Gesicht.

So als würde er zwar wissen, dass es ihn etwas angehen würde, aber gleichzeitig kein großes Interesse daran haben, etwas darüber zu erfahren.

„Wolltest du es schon jemandem erzählen?“

Ich schüttle den Kopf.

„Nein, wollte ich nicht.“

Ich setze mich wieder auf.

Was weiß Georg über die Schatten im Leben?

Über die Dinge, über die man nur nachts spricht?

Was weiß er und warum sagt er nichts Konkretes?

Was verbirgt er vor mir?

All diese Fragen scheinen mir ins Gesicht geschrieben zu sein, denn Georg lacht kurz auf und zuckt dann mit den Schultern.

„Glaubst du etwa, du wärst der einzige?“

Ich halte kurz inne.

Ja, das dachte ich.

Aber die Offenbarung, dass die Schatten existieren, ist bereits genug Schock, als das man auch noch darüber nachdenken würde, ob es mehr davon gibt und ob man einen kennen würde.

„Bist du einer von ihnen?“ frage ich ihn.

Er schüttelt stumm den Kopf: Er hat sein Geheimnis. Ich habe mein Geheimnis. Und es ist für beide besser, wenn einer nicht zu viel von dem des anderen weiß.

Er hat recht damit.

Vermute ich zumindest.

All das ist neu für mich. Und es gefällt mir nicht.

„Seit wann?“

Georg zuckt wieder mit den Schultern.

Er blickt weiter aus dem Fenster, sieht dem Regen zu, der die Scheibe hinab läuft und er wirkt auf eine seltsame Art traurig, verbittert. Zugleich kann ich das erste Mal eine Art von Stärke an ihm feststellen, die mir zuvor noch nie aufgefallen ist. Als würde man die Blätter eines Baumes durch Nebel sehen, ohne je daran zu denken, dass da ebenfalls ein Stamm sein muss, an dem sie wachsen. Dann verschwindet der Nebel und plötzlich sieht man den ganzen Baum und fragt sich, wie man ihn jemals übersehen konnte.

Mich fröstelt.

„Was wirst du tun?“ fragte er mich.

„Ich habe mich noch nicht entschieden“, antworte ich.

Wieder nickt er nur, dann wirft er einen Blick auf meinen Wandkalender. Wieder scheint kein echtes Interesse vorhanden zu sein, sondern die stumme Resignation eben zu tun, was man tun muss.

„Du hast noch Zeit. Ich hoffe, dass du das weißt.“

Ich nicke.

Dann lasse ich mich wieder auf das Bett fallen.

Genug für heute.

Genug.

Ich bin müde.

Schrecklich müde.

Ich öffne kurz die Augen und bin kurz davor Georg nochmals anzusprechen, aber er ist nicht mehr im Raum. Er ist auch von seinem Platz vor der Tür verschwunden.

Ich drehe mich zur Seite und versuche zu schlafen.

Aus dem Nebenraum höre ich Geräusche.

Eine kurze Stille folgt und dann höre ich noch wie Georg etwas sagt, bevor ich einschlafe: „Du wirst dich dafür entscheiden. Das tun wir alle.“

Dann schlafe ich wirklich ein und träume.

Als ich wieder aufwache ist draußen immer noch Regenwetter angesagt und irgendwie fühle ich mich schlapper als zuvor.

Ich habe lange geschlafen. Die Nacht ist vor dem Fenster angekommen. Ich habe den ganzen Tag verpennt. Aber der Schlaf war nicht erholsam und ich bin immer noch müde.

Durch meine halb geöffneten Augenlider kann ich die Schatten sehen, die sich vor mir abzeichnen und sie erinnern mich daran, dass ich Angst habe. Eine tief sitzende, panische Angst. Sie ist zu groß, als dass ich ihr nachgeben oder ihr entgegentreten könnte. Sie ist sogar so groß, dass ich nichts tun kann, außer da zu liegen und sie zur Kenntnis nehmen.

Einer der Schatten an der Wand tritt mir entgegen, sieht mich mit großen, dunkeln und leeren Augen an. Dann lächelt er oder sie oder es, tut aber sonst nichts, berührt mich nicht, steht nur da und sieht mich an.

In seinen oder ihren Augen liegt Wissen.

Die Leere und die Kälte darin überschwemmen mich und reißen mich in einen dunkeln Teich, in dem ich mich selbst als Spiegelbild sehe, verzerrt und verunstaltet. Ich tue Dinge, schreckliche Dinge. Dinge, die ich niemals tun würde.

Dann wache ich wirklich auf.

Ich hoffe, dass es nur ein Traum war.

Ich hoffe, es war keine Erinnerung.

Kapitel 2: Runter zur Spitze

‘You got to conform to society you got to forget whatever you feel and whatever you want, or else there’d be much to regret.’

Aquarian Age “Down to the top”

Georg öffnet den Mikrowellenherd und ich setze mich verschlafen an den Tisch.

Langsam kehren meine Lebensgeister zurück. Die Panikattacke, die ich hatte, ist vorbei.

Ich fühle mich besser.

Noch immer nicht gut, aber immerhin besser.

Georg mustert mich kurz und drückt mir dann einen Kaffee in die Hand.

„Ich mag keinen schwarzen Kaffee. Das weißt du doch“, murmle ich und greife nach der Milch.

Georg zieht sie weg und schüttelt den Kopf.

„Wäre kein Fehler, wenn du ihn schwarz trinken würdest, glaub mir. Du siehst aus, als würdest du jeden Moment umkippen und weiterschlafen.“

Ich schenke ihm einen giftigen Blick, den er ignoriert, und trinke die Tasse in einem Zug leer.

Sofort fühle ich Brechreiz in mir aufsteigen, aber er vergeht so rasch wieder wie er gekommen ist.

Dann schlage ich die Zeitung auf.

„Seite Sieben. Linke Spalte“, meint Georg.

Ich blicke ihn kurz an und blättere dann auf diese Seite.

Zuerst sehe ich nicht, was er meint, aber dann fällt es mir auf. Dort stehen drei Schlagzeilen: Die oberste und erste hat mit dem Sparpaket zu tun und damit, dass das die Regierung stolz auf sich ist.

Die zweite berichtet davon, dass irgendein Politiker in irgendeinem Land, von dem ich noch nie im Leben gehört habe, China und Russland für ihr Veto in der Syrienfrage kritisieren. Syrienfrage, was für ein harmloses Wort.

Die dritte handelt von einer Leiche, die in einer Mülltonne gefunden wurde.

Ich überfliege den Bericht und blicke wieder zu Georg.

„Was ist damit?“, will ich wissen. Es ist zwar neu für mich, dass Mörder ihre Leichen in Mülltonnen entsorgen, aber vermutlich kommt das des Öfteren vor.

Georg sieht mich mitleidig an.

„Noch nicht ganz wach?“, fragt er.

Ich ignoriere ihn.

Nein.

Ich ignoriere ihn nicht, aber mein Blick ist an dem Bild hängen geblieben, welches in der Zeitung neben dem Artikel zu finden ist. Das Foto eines jungen Mädchens. Darunter stehen ihr Name und ein Wort.

Nur ein einziges Wort.

Aber es ist bedeutungsvoll genug, dass ich zusammenzucke und nicht anders kann als es anzustarren.

„Ich wusste, dass du es bemerken würdest.“

In weiter Ferne höre ich die Stimme.

In weiter Ferne erinnere ich mich an ein Lächeln.

Und noch weiter weg ist die Erinnerung an ein altes, vergangenes Leben.

„Sie war hübsch“, meint Georg.

Ich nicke nicht. Ich schüttle den Kopf nicht.

Ich tue nichts.

Ich kann nichts tun.

Ich kann nur dasitzen und das Foto anstarren.

Ein einziges Wort.

Ein einziges Wort das alles sagt, was es jemals zu sagen gab.

Opfer.

Mit einem Mal wird mir wieder übel.

Tot.

In einer Mülltonne.

„Warum zeigst du mir das?“, frage ich ihn.

Georg zuckt mit den Schultern, schlürft seinem Kaffee und meint dann leicht von meiner Reaktion amüsiert: „Ich dachte es interessiert dich. Sie hat dir doch mal das Herz gebrochen, oder?“

Ich sage nichts, blicke wieder auf das Foto.

„Und jetzt hat ihr jemand ein paar Knochen gebrochen und das Herz rausgerissen.

Irgendwie passend, oder?“, meint er weiter.

Ich starre ihn an.

Und kann nicht glauben, was er da von sich gibt.

Er sitzt vor mir und spricht über eine Person, die ich einst liebte. Spricht von ihr mit Worten, die ich nicht einmal über irgendeine andere, mir fremde, Person hören möchte.

Ich sammle all die Verachtung zu der ich fähig bin in einem einzigen Blick und werfe ihm diesen entgegen.

„Du klingst wie ein verdammter Psychopath, weißt du das?“

Er reagiert nicht, sondern schenkt sich noch eine Tasse – mittlerweile kalten – Kaffee ein.

Ich sehe ihm zu und weiß nicht was ich sagen soll, deshalb senke ich den Blick wieder und lese den Artikel genauer.

Georg hatte Recht.

Sie wurde übel zugerichtet und das Herz … hat man nicht gefunden.

Ich lasse kraftlos die Zeitung fallen und starre aus dem Fenster.

Knurren. Krallen. Schreie. Zerfetzte Kleidung und seltsames Licht. Seltsame Farben.

Dinge, an die ich mich nicht erinnern will.

Was würde ich dafür geben, wenn ich sagen könnte, dass dies was hier geschieht nur Fragmente eines Albtraums sind, der mich heimsucht.

Nicht die Realität.

Nur Gespinste meines kranken Hirns.

Aber ich kann nicht.

Ich bin mir nicht sicher.

Ich kenne die Szene, die sich gerade vor mir abspielt. Draußen vor dem Fenster ist eine Straße und ich sehe wie ein kleiner Junge mit Schulranzen vorbei geht. Gleich wird ein gelbes Auto von rechts nach links vor dem Fenster vorbeifahren, dann wird Georg seine Tasse auf den Tisch stellen und mein Blick wendet sich ihm zu, weil er etwas sagt, was ich nicht verstehe.

Da ist der kleine Junge. Da kommt das Auto.

„Was?“, wende ich mich Georg zu.

Er hat die Tasse auf den Tisch gestellt und mich irgendetwas gefragt.

„Ich habe gesagt, dass ich glaube, dass die Polizei uns besuchen wird.“

Ich blicke ihn skeptisch an.

„Warum sollte sie?“

Georg seufzt, stellt seine Tasse auf den Tisch und schüttelt mitleidig den Kopf. Er grinst noch immer.

„Wach doch endlich auf: Deine Exfreundin liegt tot und ohne Herz in einer Mülltonne.

Wen werden sie besuchen kommen, wenn nicht dich?“

Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.

Vermutlich nichts.

Es war ohnehin keine wirkliche Frage. Ich stehe auf, gehe in mein Zimmer, ziehe mich fertig an und verschwinde aus dem Haus.

Die Mülltonne ist völlig gewöhnlich.

Grün.

Restmüll.

Deshalb wurden die Leute darauf aufmerksam.

Ich finde es seltsam, was Menschen alles auffällt: Sie wissen, dass Biomüll in den dafür vorgesehen Müllcontainer gehört und sie versuchen ihn auszusortieren, wenn sie bemerken, dass beim Restmüll jemand Biomüll hinein geworfen hat. Hören sie aber Schreie aus einer Seitenstraße, laufen sie fort, anstatt zu helfen. Und doch wollen sie alle, in Kindesjahren zumindest, Helden sein.

Die Guten. Als ob es jemals „die Guten“ gewesen wären, die sich über Restmüll beschwert haben.

Ich finde die Welt ist ein seltsamer Ort.

Ich schüttle den Kopf.

Ein letzter Blick in die Gasse. Ich betrachte, was herumliegt: Zeitungen, Plastikverpackungen, Getränkedosen, Flaschen, Zigarettenstummel. Der übliche Müll. Es riecht nach Verwesung, aber ich rede mir ein, dass der Grund dafür die Tonne mit dem Biomüll ist.

Ich spüre immer noch die Wut, die hier in der Luft liegt. Und das, obwohl es bereits fünf Monate her ist.

Schließlich wende ich mich ab und gehe ein paar Schritte zurück, weg vom Ort des Verbrechens. Weg von Tod und Verwesung.

Die Schatten hin, die Schatten her.

Was immer Georg gesagt hat, hatte mit diesen Schatten zu tun, dabei habe ich nicht mal wirklich eine Ahnung, ob er damit das gleiche meint wie ich.

Knurren. Krallen. Schreie. Zerfetzte Kleidung und seltsames Licht. Seltsame Farben.

Ich zucke zusammen und schließe die Augen als die Erinnerung mich wieder trifft.

Ja: Ich habe etwas gesehen.

Und ja: Ich glaube zu wissen, was es war.

Und Nein: Ich kann nicht beurteilen, was es war, kann nicht genau sagen, was ich gesehen haben. Das Bild ist zu unklar.

Aber bedeutet das, dass ich herausfinden muss, was ich erlebt habe? Ist es eine Notwendigkeit mich dem zu stellen?

Ich habe nicht darum gebeten, zu sehen was ich sah. Und vor allem habe ich keine Verpflichtungen gegenüber irgendjemand.

Oder irgendetwas.

Ich drehe mich um.

Mein Blick fällt auf eine gesprayte Nachricht an der Wand.

Der Teufel lebt – er kommt uns holen.

Mich fröstelt und mir ist, als wäre die Luft rund um mich kälter geworden. Alles ist still.

Keine Hunde bellen.

Keine Kinder spielen in der Ferne.

Keine alte Frau sitzt an irgendeinem Fenster und blickt in den Hof.

Nichts.

Einen Augenblick lang glaube ich neben mir einen Schatten wahrzunehmen, aber als ich herumfahre, um ihn genauer anzusehen, ist da nichts.

Ich habe es mir vermutlich nur eingebildet.

Langsam verlasse ich diesen Ort.

Der Teufel lebt, geht mir durch den Kopf.

Aber das weiß ich doch schon längst.

Meine Eltern sind beide Lehrer.

Mein Vater lehrt Physik und Chemie. Meine Mutter unterrichtet Mathematik. Ich bin nicht abergläubisch.

Soweit die wichtigsten Informationen in aller Kürze.

Wie auch immer man es drehen und wenden mag, ich glaube nicht an Übernatürliches und ich glaube auch nicht daran, dass es so etwas wie Vorhersehung gibt. Und es gibt keine Beweise für Monster oder Ähnliches.

Aber dennoch nagt in mir ein seltsames Gefühl.

Etwas, dass mir sagen, mir zeigen will, dass ich mich täusche.

Die Schatten.

Wie erkläre ich mir die Schatten, die mich verfolgen?

Wie erkläre ich mir die Tatsache, dass es mir vorkommt, als würde mich nachts der Henker besuchen und mir sagen, dass die Schlinge auf welcher mein Name steht bereits geknüpft ist?

Ich kann es mir nicht erklären.

Ich fühle mich beobachtet, wende mich immer wieder um und immer wieder glaube ich, dass mich jemand (oder etwas) im Blickfeld hat. Selbst dann, wenn ich weiß, dass dem nicht so ist.

In dieser Gasse haben Uschi und ich uns zerstritten.

Fünf Monate ist es her.

In dieser Gasse wurde der Schlussstrich unserer Beziehung gezogen.

Ich weiß noch genau worum es hauptsächlich ging. Wie könnte ich das nur jemals vergessen?

Seltsamerweise scheint es in der Welt so zu sein, dass man - wann immer man die Möglichkeit hat etwas mehr Geld zu verdienen - diese Chance ergreifen muss.

Ich wähle hier absichtlich das Wort müssen.

Es ist scheint keine Option zu sein, keine Auswahlmöglichkeit, nein, es ist ein Zwang.

Zumindest wenn es nach Uschi ging.

Hey, wie sieht es aus?

Na ja, mir wurde heute eine Beförderung angeboten.

Ja und weiter?

Nichts, ich habe abgelehnt.

Du hast was?

Ja, warum sollte ich mein Aufgabengebiet wechseln? Ich bin glücklich da wo ich bin.

Ja, aber die Chance, die du verpasst hast! Du könntest, wenn du willst, in einem Jahr der Boss der verdammten Firma sein!

Ja, ich weiß, aber ich bin glücklich und zufrieden da wo ich bin.

Ich verstehe dich nicht, du bist immer so … so emotional, ich hasse das, du hast keine Perspektiven, du nimmst deine Chancen nicht wahr, du tust so als ob du zufrieden wärst, du … Ich bin zufrieden, ich tue nicht so.

Ach, mit dir kann ich nicht streiten, weißt du was? Hau ab! Oder nein, ich verschwinde.

Ich habe es satt mein Leben mit jemanden zu teilen der keine Pläne für die Zukunft hat.

So ungefähr sah unser Gespräch aus.

Wenn man es kurz fasst und die ganzen Beleidigungen streicht.

Ich seufze.

Hier in dieser Gasse war es geschehen.

Irgendwie scheint es eine Ironie des Schicksals zu geben, denn die Tatsache, dass man sie in genau dieser Gasse gefunden hat scheint … nun, ironisch. Wenn ich es taktlos formuliere.

Ihr Herz ist weg.

Ich sollte zur Polizei gehen. Georg hat Recht.

Sie werden mich sowieso besuchen kommen.

Gestritten. Trennung. Herz weg.

Ich kann mich noch genau erinnern wie ich ihr nachgerufen habe, dass sie kein Herz hätte.

Sie hat geantwortet, dass sie sehr wohl ein Herz habe. Sie sei sich nur ganz sicher, dass es nicht mehr für mich schlagen würde.

Und ich weiß auch noch was ich dann gesagt habe.

Na ja, nicht direkt gesagt.

Gedacht eher.

Oder gemurmelt.

Genau genommen gebrüllt:

„Dann hoffe ich, dass es dir mal jemand rausreißt.“

Wolken ziehen auf und die ersten Tropfen fallen.

Ich bin stehen geblieben.

Ich rühre mich nicht von der Stelle.

Gefangen in meinen Gedanken, die in der Vergangenheit ruhen. Und mit der halbherzigen Hoffnung, dass der Regen vielleicht meine Taten reinwäscht.

Aber der Regen kann mir nicht verzeihen.

Er ist nur Wasser, das vom Himmel fällt.

Vielleicht sollte ich zur Polizei gehen.

Vielleicht sollte ich den Mord gestehen.

Vielleicht sollte ich mich auch einfach erschießen.

Der Regen wird stärker.

Ich setze die Kapuze meines Sweaters auf und verlasse die Szene.

Regen macht mich depressiv.

Kapitel 3: Mit meinen Augen (I)

„With my eyes I want to tell you more than words can say And with my eyes I got to see that people hurt you nearly everyday. But when you feel you’re left alone and don’t know what to do Have a look into my eyes and you know there’s someone there for you.”

Aquarian Age “With My Eyes”

Ich habe dich beobachtet.

Durch den fallenden Regen hindurch habe ich dich beobachtet. Gesehen wie du getanzt hast.

Allein in der Einsamkeit deines Zimmers.

Vergraben in dir selbst und deiner verlorenen Seele.

Immer und immer wieder musste ich dich ansehen, konnte den Blick nicht abwenden von deiner Eleganz, deiner Bewegung.

Wie du engelsgleich durch den Raum, nein, wie der Raum sich um dich drehte, denn das Zentrum von allem warst du.

Immer nur du.

Und langsam verschwand die Welt um mich herum.

Langsam verblassten alle Lichter und nur noch die Einsamkeit deines Zimmers füllte meinen Horizont.

Deine Bewegung.

Dein Tanz.

Beides ein Aufblitzen der Ewigkeit, des ewig Schönen in meinem Kosmos des normalen, des abstrakten Bösen.

Eine Quelle des Lichts in meiner Welt der Schatten.

Du warst so anders wie sie alle.

Ganz anders.

Du warst die Reinheit in einer Welt des Schmutzes.

Aber wie alles Unschuldige in dieser Welt musstest du zugrunde gehen.

Wie alles Reine in dieser Welt wurdest du besudelt.

Von ihm.

Niemand hat dir geholfen.

Und der Regen hat dich nicht rein gewaschen.

Er hat dir nur klar gemacht, dass etwas zu Ende ist und nichts Neues begonnen hat.

Ich habe dich beobachtet.

Ich war dabei, als du zusammengebrochen bist.

Ich war anwesend, als du am Boden deines Zimmers gelegen und geweint hast.

Krämpfe schüttelten deinen Körper.

Die Tränen fraßen sich wie Säure in den Boden.

Sie tropften in den Kern der Welt und veränderten ihn für immer.

Die Sonne schien.

Ich weiß es noch.

Ich stand unter einem Baum, damit mich ihr Licht nicht blendet.

Seine Blätter schützten mich.

Ich lehnte am Stamm und konnte durch die Zweige in dein Zimmer sehen.

Aber das Licht schwand.

In dem Moment, als ich sah, dass deine Tränen zu Boden fielen, deine Anmut zerbrach und dein Tanz – eins mit der Welt – zu Ende war, begriff ich, was geschehen war:

Du bist gestürzt.

Meine Tränen mischten sich an diesem Tag mit den deinen.

Im Boden wurden sie eins.

Donner durchzog den eben noch so schönen Tag.

Es fiel mir schwer den Blick von dir zu wenden.

Wie du so da lagst.

Am Boden.

Geweint hast.

Ich konnte meinen Blick nicht abwenden.

In seinen Augen du nichts weiter als eine der Welt entrückte Puppe gewesen.

Eine Marionette mit der er glaubte spielen zu können.

Ein Püppchen, schön anzusehen.

Wer konnte es ihm verdenken?

Wer?, frage ich dich.

Was hätte ich gegeben, um dir helfen zu können?

Was hätte ich gegeben zu dir stoßen zu können, um dich zu retten?

Und wie sehr hat es mich verletzt, genau das zu tun.

Ich kam zu dir.

Aber du nahmst meine Hilfe nicht an.

Auch ich fiel an diesem Tag.

Nicht er hat mich zerstört.

Du hast mich zerstört.

Ich hatte so gern eine Heldin sein wollen.

Für dich.

Hätte dich retten wollen.

Aber ich war nur ein Kind.

Dein Kind.

Und meine Tränen sind gefallen.

Sie wurden zu Eis.

Genau wie mein Herz.

Deine Schläge haben nur noch meine Hülle verletzt.

Man kann auch werden, was man hasst.

Kapitel 4: ein perfekter Tag (II)

‘Some people run away in fear but I just smile and drink their beer, and while I’m searching for my teeth I hear someone call the police. Some catholic man’s speaking of sin and then policemen hurry in. When they imprison me I say "This is for sure a perfect day!"

Aquarian Age “Perfect Day”

Licht am Ende des Tunnels.

Vermutlich nur ein Zug.

Ich habe Kopfschmerzen.

Langsam setze ich mich auf und versuche wieder Leben in meine Glieder zu bekommen. Immerhin habe ich es geschafft ein wenig zu schlafen.

Georg ist nicht im Haus.

Ich habe gehört, wie er die Tür draußen zugeschlagen hat. Das macht er immer. Wie ich ihn kenne liegt da draußen irgendwo ein Zettel herum, auf welchem steht, was er gerade macht. Allerdings kann ich nicht sagen, dass mich das im Moment sehr interessieren würde.

Ich seufze und überlege, ob jetzt nicht eine Tasse Kaffee das richtige wäre.

Nach einem halbherzigen und nicht wirklich langen Kampf gebe ich mich meiner inneren Überzeugung und gehe in die Küche.

Der Tag hat erst dreizehn von seinen vierundzwanzig Stunden hinter sich gebracht.

Ich zittere.

Der Kaffee war wohl zu stark.

Quatsch.

Purer Selbstbetrug.

Ich weiß genau, warum ich zittere.

Seitdem ich von meinem kurzen Ausflug nach Hause gekommen bin warte ich doch nur darauf, dass die Polizei endlich anruft, oder - noch besser - gleich die Tür eintritt und mir meine Rechte vorliest.

Nicht, weil ich meine Exfreundin getötet habe, sondern weil ich der letzte war, den sie lebend gesehen hat. Was natürlich Blödsinn ist, es liegen Monate zwischen ihrem Tod und unserem Streit. Aber das Hirn spielt einem Menschen hin und wieder seltsame Streiche.

Was redet man sich nicht alles ein, wenn man verzweifelt ist.

Und trotzdem lässt mich das Gefühl nicht los, dass ich recht damit habe. Ich war der letzte Mensch, der sie gesehen hat.

Woher diese innere Überzeugung kommt, weiß ich nicht.

Meine Gedanken schweifen wieder in die Ferne und ich fühle mich unendlich langsam, träge. Als würde etwas nach mir greifen und mich mit gehässigem Lachen nach unten ziehen. Aber selbst dieses Übel, dieses düstere Nichts, das meine Stimmung unter die Erdoberfläche ziehen will entpuppt sich am Ende doch nur als ich selbst.

Die heutige Zeitung liegt drüben am Tisch, aber ich weigere mich nach ihr zu greifen.

Ich weigere mich in ihr zu lesen, denn wer weiß schon, welche Dämonen sie noch heraufbeschwören mag.

Immer wieder und wieder höre ich die gleichen Worte in meinem Kopf.

Immer und immer wieder höre ich, wie ich mich selbst in die Gasse brüllen: Dann hoffe ich, dass es dir mal jemand rausreißt … Und dann hänge ich für einen viel zu kurzen Augenblick im Traum eines Sommers fest: Kleine Wolken ziehen über einen blauen Himmel und vor uns liegen endlose Felder.

Sie lächelt mich an. Ich lächle zurück.

In ihren Augen sehe ich dieselbe Liebe für mich, die ich für sie verspüre … liebst du mich? … ein Hauch in der Luft, nur ein Flüstern im Wind … Ja, für immer … eine Antwort, die sie niemals hätte geben sollen.

Für immer.

Wer weiß schon wie lange das ist? Ich mit Sicherheit nicht … und sie kannte sie auch nicht. Ein Sommer der Freude. Entgegen der Meinung aller die ich kannte, war es nicht der einzige Sommer der Freude, nein, wir haben ein paar verbracht.

Anfangs als Freunde. Dann als Liebende … und dann keinen mehr.

Vielleicht glorifiziere ich, jetzt, wo alles zu Ende, unwiderruflich verloren, ist.

Vielleicht male ich in meinem Kopf nur Bilder die ich gerne gesehen hätte, aber niemals wirklich gesehen habe.

Mit einer abrupten Bewegung reiße ich mich aus meinen Gedanken los, stoße dabei die Tasse um und Kaffee tropft vom Tisch auf den Boden.

„Mist“, fluche ich, greife aber nach einem Tuch, knie mich auf den Boden und wische das klebrige Zeug weg.

„Hast du gekleckert? … du Tollpatsch, komm schon, ich will dir was zeigen, etwas, was dich viel wacher macht als Kaffee …“ Ihre Stimme aus der Vergangenheit.

Ich bleibe am Boden sitzen und frage mich, warum es mich immer noch berührt. Diese Zeit ist bereits lange zu Ende, vorbei.

Ich war lange schon darüber hinweg.

Aber dann … Was muss alles passieren, damit man etwas wirklich vergisst? Damit man wirklich über etwas hinweg ist?

Vielleicht muss gar nichts passieren.

Vielleicht ist es schlicht und einfach nicht möglich.

Ich stehe wieder auf und quetsche den Kaffee aus dem Tuch in den Abfluss.

Ich sollte die Polizei anrufen.

Vielleicht sollte ich das wirklich tun.

Eine Weile stehe ich noch unentschlossen in der Küche, dann setze ich mich endlich in Bewegung.

Ich habe die Polizei nicht angerufen.

Stattdessen habe ich mich endlich angezogen, meine Zigaretten und meine Geldbörse geschnappt und – ohne viel Hoffnung auf Ablenkung – in die nächste Kneipe verzogen.

Hier stehe ich nun am Tresen und trinke ein Glas Wein. Das dritte.

Es ist jetzt gerade mal zwanzig nach Zwei und ich bin am besten Weg mich zu betrinken.

Die Leute um mich herum meiden mich, sie starren mich an. Ich habe keine Ahnung weshalb. Mir wäre nicht aufgefallen, dass ich irgendwie anders aussehen würde als in den letzten Tagen, Wochen, Monaten, all der Zeit in welcher ich des Öfteren hier war.

Trotzdem glotzen mich alle an.

Dann dämmert es mir endlich: Sie alle wissen, dass Uschi tot ist.

Wie könnte es auch anders sein? Natürlich haben sie es in der Zeitung gelesen und natürlich waren wir oft auch gemeinsam hier.

Frank hinter der Bar sieht mich an und will dann wissen wie es mir geht.

„Es geht“, antworte ich.

Meine Lust auf verbale Kommunikation ist dann doch eher gering. In Anbetracht der Umstände bin ich ganz froh wenn mich alle hier einfach in Ruhe lassen und ich mich einfach so gemütlich innerhalb der nächsten - sagen wir zwei Stunden - betrinken kann.

Frank nickt, scheint zu bemerken, dass mir nicht nach Reden ist und verschwindet ans gegenüberliegende Ende des Tresen, um andere Gäste zu bedienen.

Im Stillen danke ich ihm dafür. Vermutlich spürt er es, wann Leute ansprechbar sind und wann nicht. In meinem ein wenig angeheitertem Zustand stelle ich mir kurz die Frage, ob das zu den Anforderungen gehört, die man an einen Barkeeper stellt, oder ob das nur in Filmen so ist … na ja, eigentlich ist es mir egal.

Eine Hand legt sich auf meine Schulter und dreht mich ziemlich unsanft herum.

Ich taumle kurz, halte mich an der Bar fest und sehe einem wildfremden Menschen ins Gesicht.

Hinter ihm stehen zwei Mädchen.

Die beiden kenne ich, kann sie allerdings in meinem Zustand nicht gleich zuordnen.

Neben ihm stehen noch ein paar Typen, die ich zwar nie zuvor gesehen habe, aber so aussehen als würden sie mich – aus welchen Gründen auch immer – am liebsten auseinander nehmen.

„Wie kannst du es wagen?“, beginnt der Kerl, der mich herumgedreht hat und direkt vor mir steht.

Ich sehe ihn an und überlege krampfhaft, ob und woher ich ihn kennen sollte.

„Wie kann ich was wagen?“, will ich wissen und versuche meine Trunkenheit zu überspielen.

„Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen? Jetzt! Heute! Du hast sie doch auf dem Gewissen!“, faucht er mich an.

Ich blinzle verwundert.

Dann begreife ich, was und wen er meint.

„Du sprichst … du sprichst von Uschi?“, will ich von ihm wissen.

Im nächsten Moment spüre ich einen akut aufflammenden Schmerz an der linken Wange. Der Kerl hat mir eine Ohrfeige verpasst. Eine Ohrfeige!

Hin und her gerissen zwischen Wut, Unverständnis und leichter Belustigung, schüttele ich den Kopf und sehe ihn verwundert an. Aber bevor ich noch irgendwie reagieren kann, schnappt er mich am Kragen und die Mädchen hinter ihm feuern ihn an. Sie stacheln, kreischen, schreien.

Mach ihn fertig!

Er hat es verdient!

Er hat Schuld!

Zeig es ihm!

Plötzlich fällt mir ein, woher ich die beiden Frauen kenne: Ich habe sie mehrmals in der Stadt gesehen.

Mit Uschi.

Der toten Uschi, fährt es mir durch den Kopf.

Die anderen Kerle sehen nur zu. Sie stehen neben den Frauen und scheinen nur darauf zu warten, dass ich mich wehre.

Wie abgerichtete Hunde, die auf ihr Kommando warten, fährt es mir durch den Kopf.

Ich werde mich hüten, mich zu wehren.

„Du hat Schuld daran, dass sie sich so gehen hat lassen!“, knurrt der eine, der mich immer noch am Kragen hält.

„Ja, Deinetwegen!“, ruft eine der Frauen.

„Genau!“, stimmt die andere zu.

Sie schreien und kreischen als würde es um ihr Leben gehen.

Allerdings wird mir zusehends bewusster, dass es – wenn überhaupt - um mein Leben zu gehen scheint.

Ich drehe den Kopf, um zu sehen, ob nicht vielleicht Frank in seinem Lokal Ruhe schaffen will, aber das stellt sich als keine gute Idee heraus.

Als ich den Kopf abwende, bekomme ich einen Faustschlag verpasst und taumle ein paar Schritte den Tresen entlang.

Einen kurzen Augenblick, nur ein Blinzeln lang, sehe ich Rot, bricht meine Wut hervor.

Alles ist still.

Als wär die Zeit angehalten worden und nur ich könne mich weiterhin bewegen.

Mein Herz schlägt laut.

Es pocht in meinen Ohren.

Der Kerl, der mich eben noch am Kragen gepackt hatte, liegt vor mir auf dem Boden.

Er blutet.

Eine der beiden Frauen hat sich über ihn gebeugt.

Die andere steht stumm hinter ihm und starrt mich auf Angst einflößende Weise an.

Die Kerle schweigen ebenfalls, wirken angespannt und scheinen sich nicht sicher zu sein, ob sie mich jetzt in die Mangel nehmen dürfen oder nicht.

Auf wessen Kommando hören die beiden?

Eine Frage, die ich im Moment nicht bewusst stelle, denn ich bemerke, dass ich ein Glas in der Hand habe.

Ein kaputtes Glas, dessen Ränder mit Blut verschmiert sind.

Ich betrachte es verwundert und stelle es neben ein intaktes, halb volles Glas am Tresen, dass ich als meines erkenne.

Ich nehme den Whiskey und schütte dem am Boden liegenden den Inhalt auf die Wunde.