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Ein praxisorientierter Leitfaden für gelingenden Unterricht Vollkommen überarbeitete Neuauflage des Klassikers Die aufgestellten Regeln verbessern die Unterrichtsqualität Fördert Spaß am Lernen und Gesundheit der Lehrkräfte Eine Klasse braucht klare Regeln, um effektiv zu funktionieren. Doch es kommt nicht nur auf die Regeln selbst an, sondern auch darauf, wer sie aufstellt. Christoph Eichhorn zeigt in seinem praxisorientierten Leitfaden, wie Lehrkräfte und Schüler:innen gemeinsam Regeln entwickeln können, die die Unterrichtsqualität und das Lernklima verbessern. Durch die Einhaltung dieser Regeln wird der Unterricht produktiver, was sowohl den Schüler:innen als auch den Lehrkräften zugutekommt. Schüler:innen lernen besser und haben mehr Spaß, während Lehrkräfte von einer besseren Gesundheit und einem geringeren Burnout-Risiko profitieren. Ein unverzichtbares Buch für alle, die einen erfolgreichen und gesunden Unterricht gestalten möchten.
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Seitenzahl: 140
Veröffentlichungsjahr: 2025
Christoph Eichhorn
Die neuen Klassenregeln
Der Leitfaden für einen besseren Unterricht
Klett-Cotta
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe zum Zeitpunkt des Erwerbs.
Klett-Cotta
www.klett-cotta.de
J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH
Rotebühlstr. 77, 70178 Stuttgart
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Cover: Jutta Herden, Stuttgart
unter Verwendung einer Abbildung von © iStock / Jacob Wackerhausen
Gesetzt in den Tropen Studios, Leipzig
Gedruckt und gebunden von CPI – Clausen & Bosse, Leck
ISBN 978-3-608-98901-4
E-Book ISBN 978-3-608-12505-4
PDF-E-Book ISBN 978-3-608-20724-8
3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
Die ersten beiden Auflagen erschienen unter dem Titel: Die Klassenregeln. Guter Unterricht mit Classroom-Management
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Einleitung: Das bietet Ihnen dieses Buch
Die großen Vorteile von Klassenregeln
Das 3-Phasen-Modell der Klassenregeln
Phase 1: Klassenregeln aufstellen
Phase 2: Die Hauptphase: Das Einhalten fördern
Phase 3: Regelübertritte können immer vorkommen
Das macht Sie erfolgreich
Die TOP-Studien, die Ihre Tätigkeit fördern
Phase 1: Klassenregeln einführen: 9 Schritte
Das macht Regeln für Schüler wichtig
Einen positiven Kontext für unsere Interventionen aufbauen
Akzeptanz der Interventionen erhöhen
Schüler auf negative Emotionen ansprechen
Bei jüngeren Schüler:innen: Rituale erfolgreich einführen und langfristig festigen
Wie gut, dass es mehr gibt als nur Klassenregeln
Wechsel vom Sitzkreis an den Platz
Präventiv vorgehen – eine große Erleichterung für Ihren Unterricht
Eigene Erwartungen über Anerkennung mitteilen statt über Kritik –
Narrating positive behavior
(
Evertson und Weinstein, 2006
)
Schüler:innen mit herausforderndem Verhalten
Die Hauptphase bei jüngeren Schüler:innen: Üben
Was das Einhalten von Klassenregeln besonders fördert
Managing Transitions
Rituale in der Grundschule
Große Unruhe im Klassenzimmer
Phase 2: Klassenregeln einhalten: Schwerpunkt Klassen 1–5
Vorausschauend handeln
Negative Emotionen gegenüber Schüler:innen zulassen – statt zu verdrängen
Ein Top-Tool: Sich über eine neue Klasse vorinformieren
Gute Beziehungen fördern das Einhalten der Klassenregeln
Das schafft gute Beziehungen
Mit innerer Balance: Lockerer unterrichten und besser leben
Was gegen Aggressionen hilft: Schüler auf ihre negativen Emotionen ansprechen
Die Aufmerksamkeit der Klasse auf Positives lenken
Schüler unterstützen sich gegenseitig beim Einhalten von Klassenregeln – Trainingspartnerschaften einrichten
Phase 2: Ab Klasse 5: Klassenregeln einhalten
Fairness-Code Trainings-Tabellen
Trainingstage einrichten
Bei Regelübertritten gemäß den Interventionsleitlinien bei kleineren Störungen intervenieren
Das fördert Ihre Entwicklung und Ihr Wachstum
Die Persönlichkeit von Schüler:innen fördern
Fehler als Lernanlass besprechen
Jetzt erfolgreich werden: Mit Lösungsorientierung Klassenregeln festigen
So gelingt die Zusammenarbeit mit Eltern
Mit Hilfe von Anerkennung, Lob und Wertschätzung unterrichten
Eine TOP-Regel: Die STOPP-Regel
Am Thema Regeleinhaltung dranbleiben
Phase 3: Klassenregeln werden nicht mehr eingehalten: Das hilft Ihnen – ohne großen Aufwand!
Auflösungen der Fragen
Anhang: Zwei Tabellen für Sie als Lehrer:innen
Literatur- und Videomaterial-Verzeichnis
Sie erleichtern Ihren Unterricht, fördern Ihre Energie, Gesundheit, Kreativität, Unterrichtsgestaltung (Klusmann, 2019) und machen lockerer und entspannter. Das strahlt auf Ihre Schüler:innen aus, was Sie bei ihnen sympathischer macht. Sie stören dann weniger, befolgen Ihre Anweisungen besser und lernen intensiver, wenn es im Klassenzimmer ruhiger wird. Es hilft sogar den Schülern mit psychischen Problemen, weil es gute Beziehungen, Ruhe, Sicherheit und Sich-wohl-Fühlen fördert (Hurrelmann und Razum, 2016). Und sie verbessern die Kooperation mit Eltern, weil es in der Klasse geordneter zugeht, ihr Kind dann besser klarkommt und zu Hause positiver über uns spricht.
Leider ist der Lehrberuf oft sehr stressig. Hoher und lange anhaltender Stress während der Arbeitsphase strahlt in die Freizeitphase aus, die dann weniger schön ist und das Sich-Erholen erschwert (Allmer, 1996), was auf Dauer zu Burn-Out führen kann. Da aber Klassenregeln Stress reduzieren, können wir lockerer aus der Schule gehen, haben schönere Freizeit und entspannen leichter.
Einige der wichtigsten Themen des Buchs neben den Klassenregeln sind:
Das bringt uns gute Beziehungen zu unseren Schülern, Eltern und Kolleginnen.
Was Regelverstöße reduziert und wirksam intervenieren lässt.
Was uns cooler unterrichten lässt.
Ich wünsche Ihnen entspanntes Lesen:
Z. B. zum Thema »Wie die Zusammenarbeit mit Eltern gelingt« (siehe Kapitel: »Phase 2: Ab Klasse 5: Klassenregeln einhalten« Abschnitt »So gelingt die Zusammenarbeit mit Eltern«). Dazu finden Sie die wichtigsten Anregungen auf wenigen Seiten und müssen kein weiteres Buch mehr dazu lesen.
Ähnliches gilt für das, was das Einhalten von Klassenregeln besonders fördert, z. B. »Bei Regelübertritten gemäß den Interventionsleitlinien bei kleineren Störungen intervenieren«. (In: »Phase 2: Ab Klasse 5: Klassenregeln einhalten«) Und viele andere.
Wenn die Details des Buchs nicht in Ihrer Ausbildung vorkamen, kann es sein, dass Sie sich von den vielen überfordert fühlen. Entschuldigung, ich möchte Sie wirklich nicht belasten. Ich will Ihnen aber wichtige Inhalte nicht vorenthalten. Als ich noch Lehrer war, hätte ich die vielen Anregungen nie alle gleich umsetzen können. Wenn wir damals auch Fachpersonen an der Schule gehabt hätten, hätte ich eine gebeten, mir zu helfen. Und ihr den entsprechenden Abschnitt im Buch gezeigt, sind ja wenige Seiten.
Am Schluss des Buchs finden Sie zwei Tabellen. Auf einer können Sie notieren, was Sie übernehmen möchten, auf der anderen, wie Ihnen das gelingt.
Schwierige Arbeitsbedingung, wie sehr große, schwierige Klassen, Schüler mit Diagnosen, schwieriger familiärer Situation, usw. erschweren das Umsetzen von Klassenregeln. Sich dann zusammen mit den Kolleg:innen Ihrer Klasse und z. B. einer Fachperson absprechen.
Das wünsche ich Ihnen: Bessere Arbeitsbedingungen – hoffentlich bald! Damit Ihnen Ihr wertvolles Tun Freude macht.
Praxisnahe Anregungen: Sie können unter den zahlreichen Varianten auswählen. Evtl. finden Sie einige Anregungen für Ihre Klasse nicht sinnvoll. Sehr gut, wenn Sie das erkennen! Ich kenne ja Ihre Klasse nicht. Gut, wenn Sie die Inhalte auf Ihre Schüler zuschneiden.
Das Buch bietet Ihnen einige Fragen zu wichtigen Inhalten. Die Antworten finden Sie am Ende des Buchs.
Einige Inhalte sind Ihnen wohl schon bekannt, sehr gut! Das zeigt, dass Sie schon sehr Wichtiges wissen!
Jüngere Schüler: Von der ersten Klasse bis etwa 10 bis 12 Jahren. Ab 10 bis 12 Jahre die älteren.
Das Buch richtet sich auch an Schulleitungen, Student:innen und Referendar:innen. Dozent:innen an Universitäten und PHs, Fachkräften an Schulen und Schulpsycholog:innen bietet es Praxisnähe.
Bei Begriffen wie Lehrer:innen, Schüler:innen verwende ich der besseren Lesbarkeit halber meist die männliche Form.
Welchen Lehrpersonen ich dieses Buch nicht unbedingt empfehle: Bei Ihrer wirklich anspruchsvollen Tätigkeit ist verständlich, dass man sich einfach umzusetzende Anregungen wünscht, damit es im Unterricht schnell wieder runder läuft. Das ging mir auch so, als ich Lehrer war. Aber beim Unterrichten geht es um Details.
Fallbeispiel
Als es in einer Klasse laut ist, macht der Lehrer das Licht an, und es ist sofort ruhig. Gleiche Schule, gleiche Klasse, gleiche Woche, gleiches Ritual: Aber ein anderer Lehrer macht das Licht an, weil es laut ist. Es bleibt laut (Kounin, 2006). Mögliche Ursachen: Der Lehrer hat sich nicht wirklich um die Einhaltung dieses Rituals gekümmert, oder viele seiner Schüler können ihn nicht leiden, o. ä.
So helfen Schulleitungen: Das Buch ist anspruchsvoll, weil es viele konkrete Hinweise gibt. Diese alle gleich umzusetzen, kann nicht gelingen. Da bietet es sich an, die Lehrkräfte zu unterstützen. Z. B. ihr mitzuteilen, erst mal nur das zu lesen, was sie am interessantesten findet.
Variante: Das Inhaltsverzeichnis bei einem Lehrertreffen vorstellen oder von der Lehrperson, die das Buch liest, vorstellen lassen. Dann fragen, wer noch etwas davon lesen möchte. Und mitteilen, dass jeder den Abschnitt lesen kann, der ihn am meisten interessiert. Anbieten, sich von einer Fachperson z. B. bei Fragen und beim Umsetzen der Anregungen helfen zu lassen. Damit ermöglichen Sie, dass Klassenregeln in Ihrer Schule an Bedeutung gewinnen, was dazu beiträgt, dass es insgesamt reibungsloser läuft. Z. B. auch erwähnen, »Wir profitieren alle, wenn wir uns alle um Klassenregeln kümmern. Wenn das nur wenige machen, sind sie schwieriger umzusetzen und es hat nur begrenzte Effekte. Bei denen, die sich nicht darum kümmern, wird mehr gestört« (Details unter: Das 3-Phasen-Modell der Klassenregeln Die TOP-Studien, die Ihre Tätigkeit fördern).
Wir haben nie mehr Einfluss auf unsere Klasse und jeden einzelnen Schüler als zu Beginn mit einer neuen Klasse (Scarlett, 2015).
Eine gute Beziehung zu unseren Schüler:innen herstellen (Details in »Phase 2: Klassenregeln einhalten: Schwerpunkt Klasse 1–5«).
Ein gutes Klassenklima einrichten und
Klassenregeln aufstellen (Wong und Wong, 2018).
Das ist anspruchsvoll und erfordert einiges an Zeit. Deshalb gleich zu Beginn mit einer neuen Klasse nicht nur auf Fachliches setzen. Denn dann gibt es keinen guten Unterricht, was zu dauerhaften Problemen führt. Das erspart Ihnen dieses Buch.
Sehr förderlich ist, wenn alle Lehrkräfte der Klasse darauf achten, dass die Abmachungen eingehalten werden.
Klasse 1 bis 6: Vor allem üben, üben, üben. Dabei freundlich auftreten, auch kleinere Fortschritte würdigen, um positives Klima beim Üben zu fördern.
Bei älteren Schüler:innen: Sie z. B. in Kleingruppen besprechen lassen, welche Vorteile ihnen ihre Klassenregeln bringen und wie es gelingt, sie einzuhalten.
Am Thema Klassenregeln länger dranbleiben, statt nur in den ersten Wochen eines neuen Schuljahres.
Selbst wenn die Regeln über einige Monate sehr gut eingehalten werden, kann es vorkommen, dass wieder einige anfangen, dagegen zu verstoßen. Wenn Sie darauf gut vorbereitet sind, verfügen Sie über sehr gute Möglichkeiten, die Ihnen Zeit, Energie und Nerven sparen, um Regelübertritte zu korrigieren. Details im letzten Abschnitt auf etwa einer Seite.
Vom Sinn und den Vorteilen von Klassenregeln überzeugt sein. Das erleichtert erheblich ihre Umsetzung. Einige Menschen erleben Gesetze und Verordnungen als Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit und deshalb als unnötig. Wenn wir am Sinn von Gesetzen und Regeln zweifeln, überträgt sich unsere Haltung auf unsere Schüler:innen und sie halten sie weniger ein.
Genauso überträgt es sich auf unsere Klasse, wenn wir das Thema wichtig finden, überzeugend auftreten und auf die Regeleinhaltung sorgfältig achten (Götz et al., 2017). Wenn Schüler:innen spüren: »Wenn ich eine Regel nicht einhalte, fällt das meinen Lehrerinnen schnell auf und sie reagieren darauf«, bemühen sie sich, die Klassenregeln einzuhalten.
Vor allem älteren Schüler:innen vermitteln, dass Gesetze und Regeln für unser Zusammenleben hilfreich sind: Ohne Gesetze und Regeln würde eine Gesellschaft ins Chaos abdriften, da einige Erwachsene auf ihren eigenen Vorteil bedacht wären und sogar gewaltsam ihre eigenen Interessen verfolgen würden. Die durch Gesetze und Regeln erworbene Sicherheit ermöglicht eine Entwicklung der Persönlichkeit, Wohlstand und Fortschritt, da wir uns nicht dauernd darum sorgen müssen, dass uns andere Menschen betrügen, bestehlen, erstechen usw. (Kretzer, 2023). Das fördert unsere Lebensfreude und reduziert Stress. Das ist auch bei unseren Schüler:innen so.
Wenn Schüler:innen Klassenregeln und Rituale nicht einhalten oder stören, ohne dass wir eingreifen:
Entstehen immer mehr Regelübertritte (Schuster, 2020).
Betrachten viele das als Billigung ihres unangemessenen Verhaltens und sehen keine Notwendigkeit, etwas zu ändern (Wettstein und Scherzinger, 2018).
Finden sich bald einige Nachahmer (Wettstein und Scherzinger, 2018).
Je länger wir auf Regelübertritte nicht reagieren, desto mehr werden sie zur Gewohnheit (Roth, 2021). Dann wird es immer schwieriger gegenzusteuern (Scarlett, 2015).
Wenn Sie wenig Zeit in einer Klasse unterrichten, wird das noch anspruchsvoller als es schon ist (Wettstein und Scherzinger, 2018).
Wenn Schüler:innen Klassenregeln oder Rituale kaum einhalten, besteht das Risiko, dass man ihnen gegenüber negative Emotionen entwickelt.
Das wäre bei mir, als ich Lehrer war, so gewesen. Dann hätte ich öfters laut und emotional interveniert. Das hätte sogar zu negativen Emotionen bei vielen der NICHT ermahnten Mitschüler:innen geführt, z. B. Kränkungen, Ärger, usw. (Wettstein et al., 2019). Dann halten sie die Klassenregeln weniger ein und stören mehr. Das hätte meine negativen Emotionen ihnen gegenüber weiter verstärkt. Dann hätte ich immer schlechter, z. B. verärgerter reagiert, wenn sie wieder eine Regel oder ein Ritual nicht einhalten. Damit wäre eine negative Beziehungsdynamik zwischen den Schüler:innen und mir entstanden (Brophy, 2004) mit großen Problemen und Stress für mich. Dieses Problem auflösen gelingt kaum mehr. Aber was tun, damit es nicht dazu kommt?
Sich über die neue Klasse vorinformieren, ob die Schüler:innen die Klassenregeln und Rituale einhalten oder nicht. Wenn »ja«, haben Sie eine sehr wichtige Information. Nämlich, dass diese Klasse die Basis für ein geordnetes Klassenzimmer und guten Unterricht schon hat. Jetzt dafür sorgen, dass das in Ihrer Klasse so bleibt: Z. B., von den Schüler:innen die Klassenregeln oder ein Ritual, das sie gut befolgen, vorstellen lassen. Chance: Freundlich und begeistert Anerkennung geben.
Noah hat sich über uns geärgert und das zu Hause erzählt. Manche Eltern fragen oft ihr Kind, wie es ihm in der Schule gefallen hat – sehr gut. Jetzt besteht aber das Risiko, dass sich Noahs Eltern über uns ärgern. In manchen Klassen gibt es WhatsApp-Gruppen von Eltern. Wenn eine solche Gruppe bei den Eltern Ihrer Klasse besteht, und falls darin einige Eltern Ihre Vorgänger:innen hart kritisiert oder sogar beleidigt haben, dann empfiehlt sich: Präventiv vorgehen: So früh wie möglich diesen Eltern Positives über ihr Kind mitteilen.
Im Fall, dass die Klassenregeln bei unseren Vorgänger:innen nur schlecht eingehalten wurden: Eine sehr wichtige Information. Jetzt nämlich gleich zu Beginn des neuen Schuljahres dem Thema Klassenregeln hohe Priorität geben. Aber nicht gleich zu Beginn des ersten Schultages mit der neuen Klasse. Da geht es ja darum, dass sich die Schüler:innen wohlfühlen und wir uns kennenlernen. Damit rechnen, dass Klassenregeln von vielen schlecht eingehalten werden. Dann angemessen intervenieren, statt das zu ignorieren. Denn dann halten sie die Regel immer weniger ein (Wettstein und Scherzinger, 2018). Z. B. dem Schüler kurz und sachlich zuflüstern, was er tun soll. Und in Klasse 1–5 früh üben (Details in »Bei jüngeren Schüler:innen: Rituale erfolgreich einführen und langfristig festigen«). Dabei freundlich vorgehen. Wenn das mehrere Lehrer:innen der Klasse machen, ist das deutlich wirksamer, als wenn das nur eine macht (Wong und Wong, 2004). Dies und weitere Details vor dem ersten Schultag z. B. zusammen mit einer Fachperson vorbesprechen.
Wenn Sie schon so ähnlich präventiv vorgehen wie oben beschrieben, schaffen Sie die Basis für ein geordnetes Klassenzimmer, guten Unterricht und mehr Freude im Lehrberuf. Das wünsche ich Ihnen!
Angenommen, Sie haben sich nicht über die neue Klasse informiert und einige Schüler:innen halten permanent die Regeln und Rituale nicht ein, was zu starken negativen Emotionen führt, wie könnte man in einem solchen Fall vorgehen? Wenn Sie möchten, können Sie das hier notieren. Die Antwort finden Sie am Schluss des Buchs unter »Auflösung Frage 1«
Bei älteren Schüler:innen wie folgt vorgehen, aber auch bei jüngeren. Sie können das entsprechend anpassen.
Fallbeispiel
Eine Lehrerin fragte, »Warum sind Regeln wichtig?« Eine sehr gute Frage. Ein Schüler meldete sich und sagte, »Das frag ich mich auch«. Dann sagte ein anderer, »Um dagegen zu verstoßen«. Gelächter in der Klasse. Eine sehr wichtige Information. Nämlich, dass einige Schüler eine negative Haltung gegenüber Regeln und dem Begriff Klassenregeln haben. Wenn man jetzt mit dem Begriff Klassenregeln arbeitet, hat man sofort erhebliche Probleme. Ein populärer und relativ neuer Song hat den Titel »I don’t wanna go to school, I just wanna break the rule« mit 200 Millionen Aufrufen:
https://www.youtube.com/watch?v=ABhDiXbUaBE
Variante: Fragen, »Wer findet das Wort Klassenregeln blöd oder hat was gegen Klassenregeln?« Wenn das viele bestätigen, Begriffe vorschlagen, die unsere Schüler:innen vielleicht besser finden wie z. B. »Our Fairness-Code«. Sie dann in Kleingruppen einen für sie attraktiven Begriff überlegen lassen und den wenn möglich übernehmen.
Bei Gesprächen über Klassenregeln das Wort »Regeln« ersetzen z. B. durch »Abmachungen« oder »Vereinbarungen« etc.