Die Nicht-Königin - Fiona West - E-Book

Die Nicht-Königin E-Book

Fiona West

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Nicht-Königin

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Die Nicht-Königin

Die Grenz-Chroniken, Band 2

––––––––

Fiona West

––––––––

Deutsch von Carolin Kern

––––––––

© 2020 - Fiona West

Bei diesem Werk handelt es sich um Fiktion. Ähnlichkeiten zu echten Personen, Orten oder Vorkommnissen sind rein zufällig.

––––––––

Copyright © 2019 by Fiona West

Titel der englischen Originalausgabe: »The Un-Queen«

Herausgegeben von Tempest and Kite Publishing Llc

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2020 by Carolin Kern

Alle Rechte vorbehalten

––––––––

Kein Teil dieses Buches darf ohne die ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Verlegers vervielfältigt oder in einem Datenabfragesystem gelagert oder in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise übertragen werden, weder elektronisch, mechanisch, fotokopiert, aufgezeichnet noch anderweitig.

Herausgegeben von TekTime

Table of Contents

Title Page

Copyright Page

Die Nicht-Königin (der Grenz-Chroniken, #2)

ZUR EINSTIMMUNG ...

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREIßIG

KAPITEL EINUNDDREIßIG

KAPITEL ZWEIUNDDREIßIG

KAPITEL DREIUNDDREIßIG

KAPITEL VIERUNDDREIßIG

KAPITEL FÜNFUNDDREIßIG

KAPITEL SECHSUNDDREIßIG

KAPITEL SIEBENUNDDREIßIG

KAPITEL ACHTUNDDREIßIG

KAPITEL NEUNUNDDREIßIG

KAPITEL VIERZIG

KAPITEL EINUNDVIERZIG

KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG

EPILOG

SAM

TEZZA

SAM

Inhaltsverzeichnis

ZUR EINSTIMMUNG ...

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREIßIG

KAPITEL EINUNDDREIßIG

KAPITEL ZWEIUNDDREIßIG

KAPITEL DREIUNDDREIßIG

KAPITEL VIERUNDDREIßIG

KAPITEL FÜNFUNDDREIßIG

KAPITEL SECHSUNDDREIßIG

KAPITEL SIEBENUNDDREIßIG

KAPITEL ACHTUNDDREIßIG

KAPITEL NEUNUNDDREIßIG

KAPITEL VIERZIG

KAPITEL EINUNDVIERZIG

KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG

EPILOG

Du mochtest es? Hast es gehasst? Schreib eine Rezension!

Hol dir die kompletten Grenz-Chroniken!

Danksagungen

Tritt mit Fiona in Verbindung!

ZUR EINSTIMMUNG ...

ES WAR EINMAL, DASS Abelia, Prinzessin des Königinnenreichs Brevspor, und Edward, Prinz des Königreichs Orangiers, im zarten Alter von zwölf einen Heiratsvertrag unterschrieben. Da sie beste Freunde waren, seit sie sich getroffen hatten, sahen ihre weisen Eltern, dass es vergeblich wäre zu versuchen sie getrennt zu halten. Es war sowieso nicht von großer Bedeutung, da keiner von beiden in ihren jeweiligen Ländern dazu vorgesehen war den Thron zu erben. Aber wie in so vielen Märchen, schlug eine Tragödie zu und alles veränderte sich für unsere Prinzessin, als ihre vier älteren Schwestern in einem tragischen Feuer umkamen. Nun die mutmaßliche Erbin, war ihr Herz gebrochen, ihre Gesundheit lädiert, aber niemand nahm ihre Bitten um Hilfe ernst. So floh Abbie im Alter von sechzehn aus dem einzigen Zuhause, das sie je gekannt hatte, dem einzigen Land, das sie je gekannt hatte, veränderte ihren Nachnamen und formte ein neues Leben in Gardenia auf der anderen Seite des Kontinents.

Aber sie war nicht die Einzige, deren Märchen scharf links abgebogen war. Edwards älterer Bruder Lincoln versuchte einen Putsch, den Edward zufällig vereitelte, was ihn im Alter von 21 ebenfalls in die direkte Thronfolge brachte. Lincoln brachte Truppen in einem anderen Land in Stellung, um zurückzuschlagen, und Edward glaubte, dass er den politischen Einfluss seiner Verlobten brauchte, um zu gewinnen. Er schickte Abgesandte, um Abbie zu suchen, und sie nahmen sie auf eine wilde Reise durch das Unverschleierte mit, ein »unzivilisierter« Teil des Kontinents, wo Magie unkontrolliert und unvorhersehbar ist, wo sie Freunde und Feinde gleichermaßen fand.

Aber Abbies Ängste bezüglich der Erfüllung ihres Vertrags waren wegen ihrer Gesundheit, nicht ihres gutaussehenden Prinzen: Da bei ihr schließlich Lupus diagnostiziert worden ist, glaubte sie, dass ihre chronische Krankheit mit dem Stress eines royalen Lebens nicht kompatibel war. Nachdem sie über ihren Vertrag geschaut hat, fand sie ein Schlupfloch: Er besagte nirgends, dass sie Königin sein musste. Weil sie beide in ihren Ländern in der Thronfolge standen, wurde der Heiratsvertrag absichtlich vage darüber belassen, welche Rolle jede Person für den anderen spielen würde. Also beschlossen sie zu heiraten, aber dass Abbie keine politische Rolle spielen würde, daher der abwertende Spitzname und Titel dieses Buchs: Die Nicht-Königin.

Lasst uns herausfinden, was unsere Liebenden jetzt vorhaben, wollen wir?

KAPITEL EINS

141 Tage bis zur Hochzeit

#

ABBIE SPÜLTE GERADE das Geschirr, als es an der Tür klopfte. Das heißt, sie saß auf der Couch, snackte, ihr E-Reader auf ihren Knien gestützt, ihre Haare in einem Dutt, trug Yogahosen und ein Sweatshirt, dachte, dass sie das Geschirr spülen sollte, als es an der Tür klopfte. Abbie schaute auf ihre Uhr; 15.02 Uhr. Das konnte nicht Parker sein. Seine Security war gegen 9 Uhr morgens gekommen, um ihr Apartment gründlich nach Wanzen, Bomben und Terroristen zu durchsuchen, sehr zu ihrer Belustigung. Sie überprüften sogar die Magie, die ihren Kühlschrank betrieb, welcher offensichtlich »verdächtige Geräusche« machte. Sie machte ihnen Kaffee. Sie sagten, dass er sie um 19.00 Uhr zum Abendessen abholen würde.

Deshalb, wenn jemand um 15.02 Uhr klopfte, ignorierte sie ihn.

Es klopfte wieder.

»Geh weg!«, rief sie durch einen Mundvoll Popcorn.

»Bist du sicher? Ich bin diesen ganzen Weg hierhergekommen und ich habe wirklich gedacht, dass wir über diese Stufe unserer Beziehung hinweg waren«, kam eine gedämpfte, akzentuierte Stimme von der anderen Seite der Tür.

Sie war in Rekordzeit von der Couch unten und warf die Tür auf. Parker stand dort, blickte finster drein.

»Abs, du hast das Guckloch nicht geprüft. Du musst schauen, bevor du einfach jeden hereinlässt. Ich hätte ein Mörder sein können. Ein gut gekleideter Mörder.«

Die Ex-Prinzessin zerrte ihn an seiner Krawatte in ihr Apartment, zuckte mit ihren Augenbrauen in Richtung seiner Security, um sie kichern zu lassen, bevor sie die Tür zuknallte. »Oh, sei still. Ich würde deine Aufgeblasenheit überall erkennen; ich konnte riechen, wie sie vom Flur hereinwehte.«

Parker schnüffelte spöttisch an seiner Achsel, zog dann eine Grimasse. »Du hast Recht. Wie lange geht das schon?«

»Seit dem Tag, an dem wir uns getroffen haben. Du hast mich gefragt, ob ich ›einen Rundgang um die Außenanlage‹ mit dir machen möchte. Du warst sieben. Warum hast du mich noch nicht geküsst?«

Grinsend bewegte sich Parker in ihre Zone, ihre Nasen berührten sich, während er sie gegen die Wand zurückschob. »Ich habe höflich darauf gewartet, dass du aufhörst zu sprechen.«

»Darauf solltest du nicht warten, es könnte ewig dauern«, sagte sie.

»Na ja, dann gute Nachrichten; wir haben ewig Zeit.«

Abbie ließ ihre Arme hoch über seine Schultern gleiten. »Sag das noch einmal.«

»Wir haben ew –« Sie schnitt ihm das Wort ab, zog ihn mit beiden Armen näher an sich, küsste ihn fest.

Er zog sich spielerisch zurück. »Hast du mich vermisst?«

Abbie schüttelte ihren Kopf, lehnte sich für einen weiteren Kuss zu ihm hin.

»Nicht einmal das kleinste bisschen?«

Sie schüttelte wieder grinsend ihren Kopf.

Parker seufzte. »Du bist so eine Lügnerin.«

»Ich weiß. Ich muss dich davon abhalten aufgeblasen zu werden, wenn jeder die ganze Zeit deine königliche Kehrseite küsst. Hast du mich vermisst?«

»Ich gebe gerne zu, dass ich das habe. Aber nur jede Minute von jeder Stunde von jedem Tag, an welchen wir getrennt waren, was 20 Tage, 480 Stunden oder 23.800 Minuten sind.«

»Armselig.«

»Autsch.«

»Kopf hoch, Eure Majestät.« Diesen Titel zu benutzen erinnerte Abbie daran, wer genau gegen sie gepresst war und sie wurde bleich. Sie war nicht bereit, dass er ihr Apartment sah ... Das war überhaupt nicht der erste Eindruck, den sie beabsichtigt hatte. Er war dem Schlimmsten abgewandt, aber er konnte in die Küche sehen, wenn er seinen Kopf drehte ...

Er brachte seinen Mund näher an ihr Ohr und senkte seine Stimme. »Du hast dich verspannt. Bist du besorgt, dass ich auf das Chaos schaue?«

Sie hob eine Augenbraue, obwohl er es nicht sehen konnte. »Hör auf mein Gehirn zu lesen.«

»Hör auf es so offensichtlich zu machen. Außerdem, jeder, der vier Stunden zu früh auftaucht, muss einsehen, dass die Wohnung nicht bereit für Gesellschaft sein könnte. Außerdem könnte es mir nicht egaler sein. Ich bin hier, um dich zu sehen, nicht dein Apartment.« Sein Wort haltend, schaute Parker sich nicht um, aber Abbie fühlte sich nicht besser. Sie wusste immer noch, dass es da war.

»Geh einfach für zehn Minuten raus – fünfzehn höchstens – und ich kümmere mich um das Schlimmste.« Sie schob ihn in Richtung der Tür, aber Parker stemmte seine Fersen in den Boden.

»Oh, ich werde nicht gehen. Ich bin gerade erst gekommen!«

»Willste gegen mich kämpfen?« Sie schob ihn wieder und er lachte und nahm eine niedrigere Haltung an, so dass sie ihn nicht umkippen konnte.

»Oh nein, ich bin nicht so töricht wie ich aussehe. Ich würde niemals gegen dich kämpfen.«

»Gut.«

»Des Weiteren muss ich das nicht.«

Abbie verschränkte ihre Arme. »Und warum ist das so?«

»Deswegen.« Er zeigte über ihre Schulter, und als sie sich umdrehte, um nachzuschauen, schlüpfte er an ihr vorbei und in das Wohnzimmer, ließ sich auf die Couch plumpsen, wobei ihr Schutzbezug aus Jeansstoff an den Ecken verrutschte.

»Hey!«

»Ich bin enttäuscht, Liebling. Das ist der älteste Trick im Buch. Deine Geschwister haben dich eindeutig nicht angemessen für ein Leben in der Politik vorbereitet.«

Sie kam vorsichtig um die Couch herum, während sie die Wohnung musterte.

»Wo ist denn dieses Chaos?«

»Ha ha.«

»Ich scherze wirklich nicht. Ist dir das peinlich? Ich habe nicht bemerkt, dass du ein Putzteufel bist.«

Abbies Gesicht wurde rot. »Das kannst du nicht ernst meinen. Schau: Geschirr im Spülbecken, saubere Wäsche noch immer ungefaltet im Korb, Schuhe unter der Couch, mein ungemachtes Bett ...« Das Flackern von Interesse in seinen Augen bei der Erwähnung ihres Betts ging an Abbie nicht vorbei, aber sie beschloss es nicht zu erwähnen. »Popcorn auf dem Fußboden.«

Parker bediente sich mit einer Handvoll aus der Schüssel. »Abs, das ist nichts. Das Geschirr ist eindeutig von deinem Mittagessen; das vom Frühstück hast du gespült. Falte, während wir uns das Neuste erzählen, und ich kann die Bettsituation später begutachten.« Er zwinkerte und sie erlaubte ihren Lippen sich in ein halbes Lächeln zu ziehen. »Dieses Popcorn ist sehr gut; was ist darauf?«

Abbie setzte sich neben ihn, ein Bein unter sich geklemmt. Es fühlte sich seltsam an so alleine mit ihm zu sein; sie hatten immer Rubald und Rutha als Puffer gehabt. Er schien sich nicht im Geringsten unwohl zu fühlen und sie fragte sich, wie er das schaffte. Mehr Übung darin seine königlichen Emotionen zu kontrollieren vielleicht.

»Avocado Öl und Meersalz.«

»Ich muss das bei meinem Kochpersonal erwähnen.«

»Alter, du kannst dein eigenes Popcorn machen.«

»Bei näherem Überlegen, möglicherweise werde ich das.« Seine Aufmerksamkeit verlagerte sich auf ihren E-Reader. »Du hast gelesen?«

Sie nickte. »Keine Romanze, ’tschuldigung.«

»Gott sei’s geklagt. Obwohl es erklären würde, warum du mich am Eingang ... so undamenhaft attackiert hast.«

Abbie grinste.

»Also, was liest du?«, fragte er.

»Arbeitszeug. Regierungsstandards für Wiedergewinnung von Essensabfällen für die Viehzucht.« Abbie zog den Wäschekorb zu sich und schob die saubere Unterwäsche subtil nach unten, als sie ein Brevspor Bengals-T-Shirt herauszog, um es zu falten.

Parker machte ein Gesicht. »Das liest du an einem Samstag? Solltest du nicht etwas Spaßiges tun?«

»Ich habe meinen Spaß dafür aufgehoben, wenn du hier ankommst.«

»Warum hast du das nicht gesagt?« Parker warf sein Popcorn über seine Schulter und warf sich auf sie. Abbie kreischte vor Lachen, als er sie malträtierte, ihren Hals mit lauten Küssen bedeckte. Es klopfte an der Tür und sie hielten inne.

»Alles in Ordnung da drin?« Es war Dean, Parkers Leiter der Security.

»Ja, danke«, rief Abbie, ihr Lachen kam zurück. »Alles ist gut!«

»Ihr sollt mich beschützen, nicht sie!«, rief Parker über das Sofa.

»Wir mögen sie mehr!«

»Und wer kann es ihnen verübeln?«, murmelte er, seine Augen neckten sie noch immer, als seine Lippen zurück zu ihrem Hals gingen, und Abbie entließ einen glücklichen Seufzer, während er sie zurück auf die Couch legte. »Ich habe dich vermisst, Liebling.«

»Ich habe dich auch vermisst, Süßer«, sagte Abbie, das Blut verließ rasch ihr Gehirn zugunsten von Teilen weiter südlich, Teile die offensichtlich sehr erfreut waren wieder in Parkers Gegenwart zu sein.

»Ich wusste es.«

»Halt die Klappe.«

KAPITEL ZWEI

ABBIE BRACHTE SEIN Gesicht hoch zu ihrem und ließ ihre Münder miteinander verschmelzen. Sein tiefes Stöhnen ließ ihr Brustbein vibrieren und sie kicherte, zuckte dabei, wie albern sie klang, innerlich ein wenig zusammen. Ist es das, was Liebe mit den Menschen machte? Er war weniger als zehn Minuten hier gewesen und sie waren bereits in der Horizontalen ... nicht dass es sie kümmerte. Als sie sich für eine Weile geküsst hatten, hörte er auf sich darum zu sorgen, ob er sie erdrückte, setzte sein gesamtes Gewicht frei, drückte sie in die Kissen. Es war ihr egal, ob sie atmen konnte. Vielleicht, wenn sie sich zu ihrem Bett bewegten, dann könnten sie nebeneinander liegen ... Guter Woz, wo kam denn dieser Gedanke her?

Er bemerkte ihre wackelige Atmung und setzte sich auf, zog sie mit sich, schob lose Strähnen ihres Haars aus ihrem Gesicht.

»Entschuldige, ich habe vergessen, dass du Sauerstoff brauchst.«

»Allerdings ganz richtig«, sagte Abbie, imitierte dabei seinen Akzent. »Wohin bringst du mich heute Abend?«

»Dies ist deine Stadt; was ist dein liebster Ort?«

Abbie zögerte nicht. »Martissant’s, zweifelsohne.« Sie speichelte beim Gedanken an deren Sechs-Pilz-Risotto.

»Dann schätze ich, ist es gut, dass ich Lauren vor drei Wochen angerufen und sie gefragt habe, was dein Liebstes wäre, so dass ich uns eine Reservierung holen konnte.«

»Und wenn du Reservierung sagst, meinst du, dass du aus Sicherheitsgründen den Ort für den Abend ausgekauft hast?«

»Das ist korrekt, ja.« Er zog sein Handy heraus, blickte auf den Bildschirm, legte es dann weg.

Sie griff nach einer Caprihose im Wäschekorb, blickte zu ihm hoch. »Du kannst einen Anruf annehmen, wenn du musst.«

Er blitzte sie vorwurfsvoll an. »Ich verschwende unsere wertvolle gemeinsame Zeit nicht an die Arbeit.«

»Aber die Arbeit eines Königs ist keine reguläre Arbeit. Ich verstehe das«, sagte sie, während sie die Falten glättete. »Ich will nicht, dass Nationen untergehen, weil wir herumgemacht haben.«

Er räusperte sich. »Abs, schau mich an und hör das, so wie ich es meine.« Sie hörte mit ihrer Falterei auf und Parker griff nach ihrer Hand. »Der Rest der Welt kann sich für eine kleine Weile um sich selbst kümmern. Jetzt gerade sind es du und ich. Dieses Wochenende bin ich für niemand anderen verfügbar.«

»Kein komplettes Wochenende«, setzte sie entgegen und er nickte.

»Nein, kein komplettes Wochenende, aber es ist das Beste, was ich tun konnte. Du bist jetzt die meisten Wochenenden in meinem Kalender und die nächste Person, die deine Zeit ›anpasst‹, wird gefeuert.«

Abbie lächelte; sie hatte nicht das kleinste bisschen dagegen, dass er sie beide vor seiner Belegschaft verteidigte. »Ich habe dir etwas besorgt.«

Parker sah verwirrt aus, als sie ihren Laptop unter der Couch hervorzog und ihn einschaltete. »Zeigst du mir ein Bild davon?«

»Nein, Herr Ungeduldig, warte einfach einen Moment.« Abbie blickte den Bildschirm mürrisch an. Sie konnte spüren, dass Parker sie noch immer anstarrte und sie versuchte sich unter seiner offenen Aufmerksamkeit nicht zu winden. »Ah! Los geht’s.« Sie drehte den Bildschirm und knallte ihn auf den Couchtisch vor ihm.

»Was ist das? Football?«

Sie nickte. »Um dich abzulenken, während ich dusche. Ich habe ein bezahltes Abo.«

Er blickte finster drein. »Das hättest du nicht tun müssen.«

»Warum sollte ich nicht? Du wirst öfter hier sein, also können wir den Typen jetzt gemeinsam zuschauen, wie sie das Feld hoch und runter rennen.«

Er schien ein Lächeln zurückzuhalten. »Es ist ein Spielfeld; kein Feld.«

»Siehst du?« Sie gestikulierte zum Bildschirm, während sie aufstand. »Ich muss so viel lernen.«

Er schaute sie skeptisch an. »Kannst du dir das leisten?«

»Normale Menschen sagen einfach danke.«

»Hör auf damit, ich meine es ernst – kannst du dir das leisten? Ich werde es dir gerne zurückzahlen.«

Ihre Hände fuhren an ihre Hüfte, als ob sie von einer magnetischen Kraft angezogen wurden, und sie kniff die Augen zusammen. »Ich darf dir keine Geschenke machen?«

Parker sah aus, als ob er die Schlinge, die vor ihm baumelte, sehen konnte. »Nein«, er schüttelte langsam seinen Kopf, »nein, das habe ich nicht gesagt.«

»Verdammt richtig, das hast du nicht. Ich weiß, dass ich dir gehöre, aber du gehörst auch mir. Ich kann ein paar Mahlzeiten auslassen, wenn nötig.«

»Abbie, du wirst nicht –«

»Nur Spaß! Nur Spaß«, sagte sie mit erhobenen Händen, während sie zu ihrer Schlafzimmertür kreuzte und ihr Sweatshirt auszog, dabei das baumwollene Trägershirt, das sie darunter trug, enthüllte.

»Wo gehst du hin?« Da war eine Schärfe in seiner Stimme.

»Ich sagte, dass ich duschen gehe. Ich brauch’ nur eine Minute; schau dein Football.«

Parker murrte etwas vor sich hin und Abbie verschränkte ihre Arme.

»Entschuldige, das hab’ ich nicht verstanden.«

»Ich sagte, es müsste das beste Spiel sein, das je gespielt wurde, um mich wirksam davon abzulenken, dass du nackt im Nebenraum bist.«

Abbie grinste und warf ihm eine Kusshand zu, als sie die Schlafzimmertür schloss.

––––––––

IHR WORT HALTEND, BRAUCHTE Abbie nicht lange; sie zerknüllte ihre Locken mit einem leichten Gel und ließ sie ihren Rücken herunterhängen, trug Lippenstift auf und glitt in ihr Outfit. Es war ein unechtes Wickelkleid mit winzigen weißen Tupfen auf einem dunkelblauen Stoff und großen cremefarbenen Plumeria über das Oberteil gedruckt. Mrs. Braun hatte einige Dinge mit ihr mitgeschickt, als sie gegangen war, wissend, dass sie ein paar öffentliche Auftritte machen würde. Es war überraschend schwer gewesen sie zu verlassen ... viel schwerer als Kurt zu verlassen, welcher seit dem Tod ihres Vaters nicht angerufen, geschrieben, gesimst, gemailt oder gezwitschert hat. Blödmann.

Gespannt seine Reaktion zu sehen, warf Abbie ihre Schlafzimmertür auf ... zu Stille. Er war eingepennt, Schuhe weggetreten, Football lief noch. Abbie lief auf ihren Zehenspitzen herüber und stellte sicher, dass er nur schlief und keinen medizinischen Notfall hatte. Sie war diejenige mit den Gesundheitsproblemen, nicht er, aber sie fühlte sich trotzdem besser, als sie ihn leise schnarchen hörte. Abbie rüttelte sanft an seiner Schulter.

»Parker. Parker, Schätzchen, ich bin fertig. Lass uns essen gehen.« Ihr Verlobter rührte sich nicht. Abbie seufzte. Er würde wütend sein, wenn sie ihn schlafen ließe, aber was sollte sie denn tun, ihn mit Wasser überschütten? Er brauchte offensichtlich die Erholung.

Sie schnappte die Steppdecke von ihrem Bett, deckte ihn zu und küsste seinen Kopf. Abbie holte ihr Handy und ihren E-Reader vom Couchtisch und stellte das Spiel aus. Sie streifte ihre Stöckelschuhe ab, tapste durch das winzige Apartment und öffnete die Vordertür.

»Ich bestelle imaharanisches Essen; wollt ihr Leute irgendetwas?«

Die zwei Wachmänner tauschten einen Blick aus. »Wir hatten den Eindruck, dass Sie beide ausgehen würden; die Kutsche ist für Sie bereit.«

Abbie hielt ein spöttisches Lächeln zurück. Sie hatte Kutschen satt, aber öffentliche Züge waren ein sicherheitstechnischer Alptraum, zu laufen war für Parker zu gefährlich und Autos waren im Schleier unmöglich. Eines Tages, wenn sie mit einer sauberen motorisierten Alternative herausrückten, die nicht jedem in der Stadt Asthma bescherte, wäre sie ganz vorne in der Schlange und besorgte sich eins.

»Unglücklicherweise findet sich Seine Majestät königlich erschöpft wieder und hat bedauerlicherweise auf dem royalen Sofa das Bewusstsein verloren, indes sich seine Verlobte fertig gemacht hat.«

Dean seufzte und schüttelte seinen Kopf, zog sein Handy heraus.

»Haben Sie ein paar Gedanken darüber, Dean?«

Er richtete sich auf. »Nein, Ma’am. Hier ist eine Liste mit genehmigten Restaurants ... Wie möchten Sie angesprochen werden?«

»Ms. Anderson ist in Ordnung hier.«

»Sehr wohl, Ms. Anderson. Wir hätten gerne Tu-Fut Ente und Neujahrs Hühnchen mit extra Reis.«

Waldo lehnte sich herüber, flüsterte etwas und Dean nickte.

»Und Ihr Verlobter mag aufgebrochene Eier Suppe und das Querbeet mit Nudeln. Es sollte ein Konto angelegt sein, um dafür zu bezahlen, unter Crawford. Wir werden jemanden schicken, um die Zubereitung zu beaufsichtigen.«

Abbie nickte und begann wieder hineinzugehen, drehte sich dann um.

»Sie dürfen im Dienst nicht trinken, oder?«

Sie schüttelten ihre Köpfe, zogen eine Grimasse.

»Na ja, wenn Sie fertig sind, da ist kaltes Bier in meinem Kühlschrank. Ich kann es nicht trinken, also werden Sie mir aushelfen müssen.«

Sie ging in ihr ruhiges Apartment zurück, querte zu ihrem Schlafzimmer und gab ihre Bestellung auf. Ihre Enttäuschung hallte laut in ihrem ruhigen Zimmer. Sie verstand es; sie verstand es vollkommen. Aber sie und Parker hatten noch immer so wenig Zeit zusammen. Sie sollte ihren Job nicht bis zum Zehnten Monat kündigen. Vielleicht sollte sie jetzt nach Orangiers ziehen. Dann wäre es nicht nur ein seltsames Wochenende hier und da. Sie hatte nicht das Geld, um viel hin und her zu fahren, und sie empfand es einfach nicht als richtig Parker für ihre Reisen zahlen zu lassen, noch nicht. Ehrlich gesagt würde das sogar nachdem sie verheiratet waren hart werden.

Sollte ich mich umziehen? Nee. Er kann den modischen Aufwand immer noch genießen, wann auch immer er aufwacht. Abbie rollte sich gedankenverloren im Bett zusammen. Sie konnte ihn durch die Tür sehen und versuchte zu lesen, aber ertappte sich dabei, wie sie einfach auf sein Gesicht starrte; solch ein attraktives Gesicht. Die letzten paar Wochen waren hart gewesen. Er hatte kaum Zeit gehabt sie anzurufen; ein paar Mal hatte sie bereits geschlafen, als er einen Moment gefunden hatte. Aufgrund seiner E-Mails wusste sie, dass er nachts nur fünf oder sechs Stunden Schlaf bekam. Es machte Sinn, dass er jedes Mal aus den Latschen kippte, wenn er genug entschleunigte, um sich auszuruhen.

Das leise Klopfen des Liefermädels schreckte sie auf und sie beeilte sich an die Tür zu gehen. Sie verteilte Schüsseln und Gabeln an Dean und Waldo, während sie den Rest des Essens innen weiterreichten. Obwohl sie sich ihr gegenüber immer höflich und angemessen verhielten, würde sie ihnen nicht unter anderen Umständen in einer dunklen Gasse begegnen wollen. Etwas lauerte knapp hinter ihren Lächeln, das ihr sagte, dass man es sich mit ihnen nicht verscherzen sollte, auch ohne ihren gigantischen Bizeps zu beachten. Sie war froh, dass sie auf derselben Seite war.

Abbie stellte ihr Essen in den Kühlschrank und begann zurück zu ihrem Schlafzimmer zu gehen, hielt dann inne. Wie oft ist er leibhaftig hier? Vorsichtig krabbelte sie über ihn und quetschte sich zwischen Parker und der Rückenlehne der Couch. Sie rollte sich neben ihm zusammen, ihr Kopf auf seiner Brust, ihr Arm über seiner Mitte. Seine war so köstlich flach im Vergleich mit ihrer. Er seufzte und sie lächelte, sog seinen ingwerartigen Duft, gemischt mit ihrem von der Steppdecke, ein. Werden so unsere Quartiere riechen? Nein, unser Haus wird wahrscheinlich langweilig riechen, nach Zitrone und Lavendel, weil irgendein wohlmeinender Haushälter alles fünfmal pro Tag fast zu Tode reinigt.

Ja, ein paar harte Wochen. Die Nachwehen der Ankündigung ihrer Verlobung waren flink gewesen; Rechtsexperten, Parlament und die Ratgeber des Palasts hatten widersprochen, obwohl die Unterstützung der allgemeinen Bevölkerung bei 70 Prozent lag. Rohnhart hatte Recht gehabt; es war ein Shitstorm. Und es war lange nicht vorbei. Gerade diese Woche war eine sechste Klage durch die Ravensdale Monarchy Preservation Society, einer Monarchie-Erhaltungsgesellschaft, gegen sie eingereicht worden. Als Orangierser war es ihnen nicht erlaubt Parker, den regierenden Monarchen, zu verklagen, aber sie konnten sie auf alle möglichen Arten und Weisen verklagen, also taten sie es, behaupteten, dass sie und Parker die Sprache des Vertrags verdrehten und sie verpflichtet war die Rolle der Königin zu spielen. Sie konnte nicht sehen, wie sie das alles innerhalb von sechs Monaten lösen würden.

Dennoch, während sie dort lag, seinem schlagenden Herzen und seinem gleichmäßigen Atem lauschte, seinen Körper an ihren gedrückt spürte, fühlte sie zum ersten Mal seit Wochen, dass es in Ordnung sein würde. Dass sie in Ordnung sein würden, zusammen. Ihr Apartment war oft still, aber in diesem Moment fühlte es sich auch friedlich an. Tränen der Dankbarkeit stiegen auf, aber sie blinzelte sie weg, schloss ihre Augen und schlief ein.

KAPITEL DREI

PARKERS SURRENDES HANDY weckte ihn. Er versuchte seine Hüfte anzuheben, um in seiner Gesäßtasche danach zu greifen, und fand, dass da eine Frau mit rostrotem Haar in einem fantastischen blauen Kleid auf seiner Brust schlief und damit die Bewegung behinderte.

Moment. Abbie ... Date Abend. Vergorene Fischabfälle.

Sie rührte sich. Ihr Haar roch nach Eukalyptus und Pfefferminz. Er schlang seine Arme um sie und drückte sie.

»Bevor ich dich dafür umbringe, dass du mich nicht geweckt hast, so dass ich dich zu einem anständigen Date ausführen konnte, hattest du ein nettes Schläfchen?«

»Zu deiner Information, ich habe versucht dich zu wecken. Es hat nicht funktioniert.«

»Wie viel Uhr ist es?«

»20.15 Uhr.«

»Lass uns gehen.«

»Was? Nein, jetzt ist es zu spät.«

»Ich habe für die ganze Nacht bezahlt. Lass uns gehen.«

Abbie seufzte. »Parker ...«

»Auf die Füße, Frau. Lass uns gehen!« Hierbei hob sie eine Augenbraue und er grinste. »Hilft es der Sache, wenn ich sage, dass du hinreißend aussiehst, und damit meine ich, dass ich dich in diesem Kleid langsam hinreißen möchte, in ungefähr sechs Monaten?«

Abbies Wangen erröteten. »Das ist eine sehr mehrdeutige Aussage; welche Definition von hinreißen benutzen wir? Wirst du mich mit Gewalt davontragen? Hast du vor mich auszurauben?«

»Nein, Liebling, die andere Definition; entzücken, mit intensivem Vergnügen erfüllen. Obwohl ich willens wäre eine der anderen – nicht die Schlimmste – zu gebrauchen, wenn du nicht von der Couch heruntergehst und deine hübschen Schuhe anziehst.« Sie drehte sich, um ihm direkt in die Augen zu blicken und er konnte ihre aufrichtige Verwirrung sehen.

»Warum ist dir das so wichtig?«

»Weil ich nicht hier bin, wenn du mich brauchst! Ich kann nicht von deinem Tag hören, ich kann dich nicht berühren, ich kann nicht ...« Er hatte unterschätzt, wie frustrierend das sein würde. Nicht der körperliche Teil; der war genau so schrecklich, wie er es erwartet hatte. Sondern der emotionale Teil, der Herz-Teil. Nachdem er jahrelang so zutiefst mit ihr zusammen sein wollte, hatte er gedacht, dass zweimal im Monat mit ihr Zeit zu verbringen ein Schritt vorwärts war, aber es war wie Salzwasser zu trinken; je mehr er trank desto durstiger wurde er.

»Ich will einfach etwas Besonderes für dich tun. Ich will, dass du dich geschätzt fühlst, wenn ich hier bin. Denn an den meisten Tagen lasse ich dich im Stich, ich weiß.«

Ihr Mund klappte auf. »Edward, das hast du gerade nicht gesagt. Du nimmst das jetzt sofort zurück.«

Er schüttelte seinen Kopf, hatte Angst ihrem Blick zu begegnen.

Sie stand auf. »Jetzt hörst du mir zu, mein zukünftiger Ehemann, weil ich das nur einmal sagen werde, und dann werden wir lächerlich teures Essen essen gehen: Du lässt mich nicht im Stich. Du hast den härtesten Job auf dem Kontinent; niemand weiß das besser als ich. Ich weiß, dass du dein Bestes gibst –«

»Es ist nicht ausreichend. Nicht für dich.«

Ihre Stimme wurde leise, Code tödlich. »Unterbrich mich nicht.« Ihr Starren ebnete ihn ein und er hoffte bei Woz, dass sie es in der nahen Zukunft in einem anderen Zusammenhang einsetzen würde.

»Macht keinen Fehler, Eure Majestät; ich bin keine welkende Blume, kein einsamer Welpe, der an der Tür liegt und darauf wartet, dass du durchgehst. Ich habe ein Leben und ich lebe es. Das bedeutet nicht, dass ich dich nicht vermisse ...« Ihre Stimme brach und er konnte sehen, wie die Emotion sie störte, dass sie wollte, dass ihre Worte Gewicht hatten und sie ihn nicht mit Tränen manipulierte. »Ich vermisse dich. Aber ich bin in Ordnung. Ich liebe es von dir zu hören, aber ich verstehe es, wenn du zu beschäftigt bist. Wie du dich vielleicht erinnerst, habe ich dich auch nicht jeden Tag angerufen.« Sie verschränkte ihre Arme.

»Bist du fertig?« Er arbeitete daran sein Gesicht ernst zu halten. »Weil ich nicht herausfinden will, was passiert, wenn ich dich wieder unterbreche ...«

»Du würdest es bereuen.«

»Das glaube ich dir.« Er hielt inne. »Aber ich will trotzdem für dich da sein.«

»Das bist du, Süßer. Das wirst du sein.« Sie streckte eine Hand aus. »Lass uns gehen.«

––––––––

DAS ABENDESSEN WAR unglaublich. Lauren hatte das Restaurant gut ausgewählt – ein intimer Ort, ein historisches weinberanktes Steingebäude. Da die Sonne untergegangen war, aßen sie draußen auf der Veranda, die durch Kerzen auf den unbenutzten Tischen erleuchtet wurde. Sie nahm eine Art Reisgericht, nachdem bestätigt wurde, dass kein Gluten darin war, und er nahm ein Steak, welches sie perfekt medium-rare zubereiteten. Parker dachte, dass der Chefkoch ein wenig enttäuscht schien, dass er nicht mit etwas Komplexeren angeben konnte, und diese Vermutung wurde bestätigt, als ihr Kellner ihnen einige Gerichte brachte, die sie nicht bestellt hatten: Enten Foie gras mit Pfirsichen, Crème fraîche, Hafer und Pekannüssen; gekühlte Garten-Zucchinisuppe, die so frisch schmeckte wie der Frühling; irgendeine Art Salat, den er gerne Abbie in Beschlag nehmen ließ, da er mit Ziegenkäse war.

Sie redeten über nichts. Sie erzählte ihm Geschichten von der Arbeit, zwischenmenschlichen Konflikten, und er versuchte sich die Namen der Hauptpersonen ins Gedächtnis zu prägen. Er erzählte ihr von seiner neuen Belegschaft, Gesetzgebungen, an welchen sie arbeiteten, seine Videospieleroberungen und den Eskapaden, die seine besten Freunde James, Saint und Simonson zurückmeldeten, während sie nach seinem Bruder Lincoln suchten, um ihn wegen Hochverrats festzunehmen (zuletzt ein Wettessen mit scharfer Soße, das katastrophale Konsequenzen hatte). Wenn von ihr entfernt zu sein wie den Atem anhalten war, dann war dies hyperventilieren, auf die bestmögliche Art. Er hasste es, dass er ihr sagen musste, was er beschlossen hatte. Als sie ihr Mangosorbet aufgegessen hatte, lehnte er sich nach vorne.

»Ich muss dir zwei Dinge sagen, die ich dir nicht sagen will.«

Sie legte ihren Löffel ab und betupfte ihren Mund mit ihrer Serviette. »Schieß los.«

»Willst du zuerst die guten oder die schlechten Neuigkeiten?«

»Immer zuerst die schlechten Neuigkeiten.«

»Ich weise dir einen Sicherheitstrupp zu.«

Sie zögerte keine Sekunde. »Hier sind fünf Gründe, warum das eine schreckliche Idee ist.«

Er massierte seine Schläfen. »Abs ...«

Sie begann an ihren Fingern abzuzählen. »Eins: Ich verliere jegliche Anonymität, die ich jetzt gerade habe. Zwei: Sie werden mich bei der Arbeit behindern. Drei: In meinem Apartment gibt es keinen Platz, wo sie bleiben können. Vier: Ich will einfach wirklich nicht –«

»Wir haben mehr Todesdrohungen bekommen.«

Er hörte, dass sie vorübergehend aufhörte zu atmen, und sein Magen sank.

»Wie viele mehr?«, fragte sie, ihre Stimme gleichmäßig.

»Sechs.«

»Das macht zusammen ...«

»Zwölf.«

»Zwölf einzigartige Drohungen? Oder könnten einige von denselben Leuten sein?«

»Du greifst nach Strohhalmen, Liebling ...«

Sie griff über den Tisch und nahm seine Hand und er hätte schwören können, dass sie versuchte mit ihren Wimpern zu klimpern.

»Woz bewahre mich. Abelia, du bekommst einen Trupp. Du musst es nicht mögen. Versuche ihnen auszuweichen, wenn du willst, aber sie sind beide gründlich vor dir gewarnt worden, den Vorfall mit den Nachthengsten miteingeschlossen.«

»Das war ein Sonderfall.«

»Schön wär‘s.«

Sie zog ihre Hand weg, ihre Stirn runzelte sich, Augen flammend. Er stufte diesen als an der Spitze ihrer bezauberndsten Gesichtsausdrücke ein: Sehr genervt, aber versuche es nicht an Parker auszulassen, welcher wahrscheinlich Recht hat, obwohl ich es nicht zugeben will.

Sie verschränkte ihre Arme. »Was sind die guten Neuigkeiten?«

»Meine Mutter und Schwestern wollen helfen unsere Hochzeit zu planen.«

Sie rollte so heftig mit ihren Augen, dass er befürchtete, dass sie sich einen Muskel zerrte. Ihr Kopf trieb nach unten, um auf dem Tisch zu ruhen, und ihre Stimme war gedämpft.

»Ich habe gesagt du sollst mit den schlechten Neuigkeiten anfangen, Süßer.«

»Schau, sie wissen, dass du nicht viel Familie und wenige Freunde hast ... sie versuchen nett zu sein.«

»Sie sind orangie Frauen. Sie werden es nicht verstehen.«

Er nippte an seinem Wein. »Was werden sie denn nicht verstehen?«

Sie richtete sich auf. »In Brevspor plant der Bräutigam die Hochzeit als Anerkennung gegenüber seiner Braut; er plant alles. Er wählt ihr Kleid aus. Er gestaltet die Dekoration. Er wählt das Menü aus all ihren liebsten Speisen aus. Und traditionsgemäß bewerten ihre Freunde und Familie ihn dann, wie gut er sie kennt und, im weiteren Sinn, wie gut die Ehe laufen wird. Offensichtlich hast du nicht die Zeit oder Kapazität das zu tun. In Orangiers und den meisten anderen patriarchalischen Gesellschaften träumen junge Mädchen davon diesen Tag zu planen und zu vollziehen. Über den Schokobrunnen hinaus könnte es mir nicht egaler sein welche Art Blumen ich halte, was ich trage, was wir essen oder wer kommt. Also klingt die Vorstellung dieses Ereignis mit meinen zukünftigen Schwiegereltern, die in das Ereignis emotional weitaus mehr investiert haben, schrecklich. Schrecklich.« Sie lehnte sich vor. »Schrecklich.«

»Sie werden Freitagabend hier sein, um eine vorläufige Planungssitzung abzuhalten und eine Farbpalette auszuwählen. Ich schlage vor, dass du ein paar Magazine erstehst.«

Sie machte ein finsteres Gesicht. »Da wir gerade von Unannehmlichkeiten sprechen ...« Abbie griff in ihre Handtasche, als der Kellner ihre blaue Porzellandessertschüssel nahm. Sie zog einen langen weißen Umschlag hervor und legte ihn auf den Tisch zwischen sie. Parker ahnte was darin war, aber beschloss sich dumm zu stellen.

»Was ist das?«

Abbie lächelte selbstzufrieden. »Meine erste Schuldenrückzahlung.«

Er entfernte seine Serviette von seinem Schoß. »Seltsam, ich erinnere mich an keinerlei Umstände, unter denen du mir irgendetwas schuldest.«

»Du hast meinen Studienkredit abbezahlt.«

»Als dein zukünftiger Ehegatte«, er nickte, »ja, habe ich.«

»Aber ich will diesen Gefallen nicht.«

»Ich verstehe das, aber –«

»Also werde ich jetzt, wie sie sagen, den Gefallen zurückgeben.«

Parker legte seinen Kopf schräg. »Ich glaube nicht, dass dies die korrekte Benutzung dieses Ausdrucks ist ...«

»Das weiß ich.«

Er lehnte sich nach vorne. »Du hast gesagt deine erste Schuldenrückzahlung ... Werden da noch mehr kommen?«

Sie verlagerte sich auf ihrem Stuhl und ihre Augen verrieten ihre Unsicherheit. »Solange ich einen Arbeitsplatz habe.«

»Hast du vor in Orangiers eine Arbeitsstelle zu suchen? Falls ja, wirst du eine Arbeitserlaubnis brauchen ...«

Sie kniff ihre Augen zusammen. »Drohst du mir meine Arbeitserlaubnis zu verweigern?«

Er kniff seine Augen genauso gegenüber ihr zusammen. »Hängt davon ab. Wirst du diesen Umschlag nehmen und es zurück auf dein Bankkonto tun, wo es hingehört?«

»Nein, weil es auf deins gehört«, knurrte sie.

Er verschränkte seine Arme, lehnte sich vom Tisch zurück. »Na ja, das akzeptiere ich nicht.«

»Na ja, dann schätze ich, dass unser Kellner ein verdammt gutes Trinkgeld bekommen wird.« Abbie erhob sich, lächelte gehässig und nahm ihren Mantel und ihre Handtasche vom wartenden Bediensteten auf. »Kommst du?«

Oh-oh. Sie wird ihn wirklich nicht nehmen. Sie wird diesen Haufen Geld dort liegen lassen ... Allerdings, wie viel konnte es sein? Ein paar hundert Dollar? Dennoch, es ist nicht so, dass es aus der königlichen Schatzkammer ist; das ist ihr Geld. Sie hat hart dafür gearbeitet und jetzt wirft sie es einfach weg ... Na ja, das ist ihr Vorrecht, nehme ich an. Ich muss nicht all ihre Fehler verhindern ... Das scheint, als ob es ein Vollzeitjob sein könnte.

»Abelia, du bist eine stolze, irrwitzige Frau und ich liebe dich.« Der junge König stand auf, streckte sich und nahm seinen eigenen Mantel vom Bediensteten. Er schlenderte zu ihr hinüber, bot ihr mit einem Lächeln seinen Arm an und beobachtete die schwache Panik, die sich über ihre Gesichtszüge legte. Sie hielt ihren Kopf hoch oben bis sie die Vordertür erreichten, wo sie zu ihm wirbelte.

»Parker! Wie kannst du das auf dem Tisch liegen lassen? Ich kann nicht glauben, dass du –«

Jemand hinter ihnen räusperte sich und sie drehten sich, um ihren Mantelbediensteten zu sehen.

»Es tut mir leid Sie zu unterbrechen, Ma’am, aber ich glaube Sie haben das auf dem Tisch gelassen ...«

Abbie schluckte schwer und biss ein unaufrichtiges Danke zu dem Bediensteten heraus, als sie den Umschlag annahm und ihn in ihre Handtasche stopfte. Als sie die Stufen zur Kutsche hochstiegen, stach sie einen Finger in Parkers Brust.

»Das ist nicht vorbei.«

Nein, dachte Parker, das ist ganz gewiss nicht vorbei... aber Runde eins geht an mich. Sein Gefühl von selbstzufriedenem Erfolg war jedoch kurzlebig, als er entdeckte, dass sie null Interesse daran hatte auf dem Weg nach Hause zu knutschen und ihn nicht in ihr Apartment einlud, als er mit ihr hinaufging, ihn damit zwang sich vor seiner Security zu verabschieden.

»Liegt für uns immer noch Frühstück an?«

Sie funkelte ihn an. »Ja.«

»Sollen wir uns hier treffen?«

Sie funkelte ihn weiterhin an. »Ja.«

»Wie viel Uhr?«

Sie funkelte ihn einfach weiter an. »Sieben ist in Ordnung.«

»Okay, na ja, schlaf gut, Liebling.« Er lehnte sich vor und sie machte einen raschen Schritt zurück.

»Gute Nacht, Edward.« Sie streckte ihre rechte Hand aus und wartete.

Ein Handschlag? Wirklich? Er wollte nicht lachen und so scheinen, als ob er wegen ihrem offensichtlichen Missfallen schadenfroh war oder sich daran erfreute, aber er konnte sich nicht daran hindern ein kleines Glucksen herausschlüpfen zu lassen. Er schenkte ihr das wärmste Lächeln, das er zustande bringen konnte, hielt ihren Blick und schüttelte fest ihre Hand. Er drehte sich um und flüchtete die Treppe herunter, bevor sie sehen konnte, wie verletzt er tatsächlich war.

KAPITEL VIER

140 Tage bis zur Hochzeit

#

UM 6.20 UHR AM NÄCHSTEN Morgen stand Abbie beim Pain Céleste, ihrer liebsten Bäckerei, Schlange. Sie hatte ihren Wecker auf 6.45 Uhr gestellt, hatte vorgehabt Kaffee durchlaufen zu lassen, Kleidung anzuwerfen und bis um sieben fertig zu sein. Die Schuld hatte jedoch andere Pläne und hatte sie um halb sechs geweckt, um ihre Entscheidungen am vorigen Abend durchzusprechen. Es war kindisch gewesen ihn zum Abschied nicht zu küssen; sie hatte das Ende ihres Dates ruiniert. Natürlich würden sie manchmal nicht einer Meinung sein ... aber es war falsch von ihr ihn dafür zu bestrafen, dass er die Dinge anders sah. Im Nachhinein dachte sie, dass sie das Thema hätte rational durchsprechen sollen und nicht versuchen ihn unter Druck zu setzen. Natürlich hatte er auch Unrecht, aber das war ein anderes Thema, vielleicht.

Abbie bestellte einen glutenfreien Apfel-Haferflocken-Muffin für sich und einen Ahornsirup-Bourbon-Vanille-Riegel, einen Blaubeeren-Plunder und einen Roter-Samtkuchen-Donut für Parker, in der Annahme, dass er immer mit seiner Security teilen konnte, wenn er nicht alle davon mochte. Es gab noch immer eine Menge seiner Vorlieben und Abneigungen, die sie nicht kannte ... und eine Menge Dinge, die er nicht über sie wusste.

Abbie nahm die Box, schaute auf ihrem Handy nach der Uhrzeit und bemerkte ein bekanntes Gesicht über ihre Schulter an einem Ecktisch. Es war erst sechs Uhr dreißig; was machte Dean hier? Bedeutete das, dass Parker hier war? Sie drehte sich um und grüßte ihn mit einem subtilen Nicken. Er erwiderte es und als sie in Richtung der Tür lief, folgte er einen Moment später mit seinem Kaffee in der Hand. Er folgte ihr zwei Blocks die Cedar Street herunter und als sie sich auf die Plumeria wandte, hielt sie an, um ihn aufschließen zu lassen, und bemerkte die Überraschung auf seinem Gesicht.

»Was machen Sie hier?« Sie versuchte ihre Stimme freundlich zu halten.

»Ich denke, dass Sie die Antwort auf diese Frage bereits kennen, Ms. Anderson. Habe jedoch nicht erwartet, Sie so früh schon wach zu sehen, nach solch einer langen Nacht.«

»Ich auch nicht.« Sie hob leicht die Box hoch, während sie gingen. »Entschuldigungs-Donuts.«

Der Mann mittleren Alters nickte. »Kenne ich.«

»Sind Sie verheiratet?«

»Das war ich.« Er nippte an seinem Reisebecher. »Habe nicht genug Donuts gekauft, schätze ich.«

»Tut mir leid.«

»Ist okay.« Sie bogen auf ihre Straße ein und er beäugte einen Läufer, der an ihnen vorbeiging.

»Also, habe ich einen Codenamen?«

Dean gluckste. »Ja, aber ich glaube nicht, dass ich Ihnen sagen sollte, wie er lautet.«

»Ist es die Harpyie?« Er schüttelte seinen Kopf. »Der Falke? Der Fuchs? Der Clownfisch?« Er lachte. »Schön, dann sagen Sie mir seinen Codenamen. Ich will mich hämisch freuen.«

»Meine Lippen sind versiegelt.«

»Keine Sorge, ich werde sie entsiegeln.«

»Sollte ich mir Sorgen machen, Ma’am?«

»Ja, das sollten Sie. Oh-oh.« Parkers Kutsche war bereits draußen vor dem Eingang. »Bis später.« Er hielt die Tür für sie auf und sie eilte die drei Treppenläufe hoch.

Parker sah erleichtert aus, als er sie kommen sah. »Das bist du ja; wir haben versucht dich anzurufen, aber die Mailbox ging dran.«

»Entschuldige, es muss noch immer im ›Stör mich und stirb‹-Modus sein. »Ich dachte, ich bin vor dir da.« Sie behielt ihren Schwung bei, während sie die Stufen hochging, und stieß in den wartenden König. »Halt mal«, sagte sie, während sie in ihrer Tasche nach ihren Schlüsseln fischte.

»Kein Bedarf.« Waldo öffnete die Eingangstür für sie, verzog dabei das Gesicht. »Ma’am, nichts für ungut, aber Ihre Sicherung ist ziemlich lasch. Ich habe das hier in weniger als drei Minuten geknackt.«

»Kein Donut für Sie, Waldo.« Sie ging hinein und Parker folgte ihr zögerlich.

»Wir müssen über die Sicherheitslage sprechen, Abs.«

»Pst. Komm rein und setz dich. Du bist nur mürrisch, weil du dachtest, dass ich vermisst werde, und dein Blutzucker niedrig ist.«

Er verschränkte seine Arme. »Ich habe bereits gegessen.«

»Ich dachte, das sei ein Frühstücks-Date?«

»Ich stehe um fünf auf.«

»Oh.« Abbie blickte sich frustriert um. »Na ja, ich habe Donuts. Du musst keinen davon nehmen.« Sie stellte die Donuts auf der Theke ab und hängte ihre Handtasche auf. »Schau, ich weiß, dass du sauer auf mich bist.«

Seine Haltung wurde nicht weniger abwehrend. »Nicht wütend per se ...« Sie durchquerte die Küche dorthin, wo er noch immer an der Eingangstür stand. Sie legte ihre Arme um ihn, wobei seine Arme zwischen ihnen noch immer verschränkt waren.

»Ich weiß, dass du sauer auf mich bist«, flüsterte sie. »Letzte Nacht tut mir leid. Ich habe das nicht korrekt gehandhabt.«

»Da stimmen wir überein.«

»Wie kann ich es wiedergutmachen?«

Seine Schultern senkten sich um einen Zentimeter. »Ich habe ein paar Ideen.«

»Oh?« Sie drückte einen sanften Kuss auf seine Lippen.

»Du könntest in ein sichereres Gebäude ziehen.«

Sie schüttelte ihren Kopf, küsste ihn wieder. »Ich mag mein Gebäude. Es ist von der Regierung genehmigt.«

»Nicht meiner Regierung. Und ich bin sicher, dass es für Ausreißer im Teenageralter und gescheiterte Tageshändler in Ordnung ist, die nicht zwölf Todesdrohungen gegen sich haben ...«

Abbies Handy bingte und sie zog es heraus. »Es ist Davis. Er will wissen, warum da heute wieder ›zwei schräge Typen‹ vor meinem Apartment stehen.« Sie drehte es, so dass er sehen konnte. »Und Mrs. Beaverton hat mich heute Morgen auf ihrem Weg zur Kirche erwischt und mich dasselbe gefragt.« Sie legte das Handy weg. »Du kannst mir nicht erzählen, dass alle Nachbarn diesen Grad an Sorge füreinander haben.«

»Nein, aber das brauchst du nicht, wenn du einen biometrischen Zugang und Fenster mit kugelsicheren Scheiben hast.« Er hielt inne, blickte auf ihre Lippen und Abbie lächelte ihn an. »Was hast du ihnen gesagt?«

»Selbstverständlich habe ich ihnen gesagt, dass Onkel Ed zu Besuch wäre.«

Sie rieb über seinen Bizeps und grinste ihn an, aber er brach nicht.

»Komm schon, Süßer. Es tut mir leid, okay? Es tut mir leid. Ich habe dir einen Blaubeeren-Plunder ...«

»Was ist ein Plunder?«

Sie schoss zur Box. »Es ist ein in Fett gebackenes Gebäck mit einer leichten Glasur. Siehst du?«

Er spähte hinein. »Blaubeere, hmh?«

»Ja, Blaubeere. Oder, falls du das nicht magst, habe ich auch roter Samtkuchen und Ahornsirup-Bourbon-Vanille.«

»Nichts anderes mit Obst?«

Sie schluckte schwer, kaschierte ihre Enttäuschung. »Doch, ich habe auch einen Apfel-Muffin. Du kannst den haben.« Sie reichte ihm die Box. »Willst du etwas Mandelmilch dazu? Ich habe keine Kuhmilch.«

»Sicher. Ich danke dir.« Sie goss sich etwas Kaffee ein und brachte beide Getränke mit sich an den Tisch herüber. »Das ist ziemlich gut«, sagte er, während er auf das Gebäck spähte, »aber es schmeckt ein wenig ... anders.«

»Tut es das? Hmm.« Das ist dann wohl der glutenfrei-Faktor, dachte sie. So sehr Celeste es auch versuchte und so köstlich er auch war, der Muffin ließ dich nie vergessen, dass er nicht mit Weizen gemacht war. Sie versteckte sich hinter ihrer Kaffeetasse und beabsichtigte die Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken, als ihr Magen laut knurrte. Sein verwirrter Gesichtsausdruck klärte sich und er legte den Muffin auf den Tisch.

»Abelia.«

»Ja?«

»Nehme ich dein Frühstück zu mir?«

»Was? Nein. Selbstverständlich nicht.«

»Was hattest du dann zum Frühstück?«

»Ich hatte einen Muffin auf dem Spaziergang zurück.«

Er ignorierte ihre Lüge. »Warum gibst du mir das eine Ding, das du essen könntest?«

Sie seufzte. »Weil das Entschuldigungs-Donuts waren und du wolltest sie nicht akzeptieren, was bedeutete ...«

»Dass ich deine Entschuldigung nicht annehme?«

Sie nickte, während sie ihre Tasse umfasste. Er stand auf, nickte und wischte seine Hände an einer Stoffserviette vom Korb auf dem Tisch ab. Er ging in die Küche, öffnete Schränke und spähte auf die Regale, bis er fand, nach was er suchte: einen tiefen Stieltopf. Er füllte ihn mit Wasser und stellte ihn auf die vordere Platte, deren grüne Flamme durch sein Streichholz entfacht wurde.

»Was machst du da?«

»Ich mache dir Frühstück.«

»Oh, ich brauche wirklich nichts.«

»Unsinn.« Er zog die Eier aus dem Kühlschrank. »Und in Zukunft, auch wenn ich verärgert mit dir bin, bitte gib dein Essen nicht weg. Es ist ja nicht so, dass du eine Vielzahl an Optionen hast. Ich werde dich nicht deine Gesundheit um des Friedens zwischen uns willen opfern lassen.« Sie ließ ihn einen Spritzer Essig in den Topf geben, bevor sie hinter ihn trat und ihre Arme um seine Mitte schlang. Er legte eine Hand über die ihren.

»Liebling, ich habe nichts gegen Meinungsverschiedenheiten; allerdings habe ich etwas dagegen dafür ausgeschlossen zu werden, dass ich eine abweichende Meinung habe. Ich mag es nicht manipuliert zu werden.«

»Okay. Es tut mir leid.«

»Okay.«

Sie ließ los, als er sich bewegte, um zwei Teetassen zu holen, und beobachtete fasziniert, wie er ein Ei in jeder aufschlug und sie zusammen in das wirbelnde Wasser gab. »Vergib mir, Parker; was zur Jersey machst du mir?«

Er blickte gutmütig finster drein. »Ich mache Eier.«

»... hartgekochte Eier?«

»Nein, pochierte Eier. Hast du die nie probiert?«

»Ich schätze nein ...«

Er grinste sie an. »Meine Mutter hat sie immer gemacht, wenn die Belegschaft im Urlaub war. Ich denke, es war das einzige Frühstücksessen, von dem sie wusste, wie man es kocht, neben kaltem Müsli und Milch.«

»Na ja, deine zukünftige Ehefrau kann es besser.«

»Meine zukünftige Ehefrau hat’s drauf. Sozusagen.«

»Sozusagen.«

Abbie lehnte sich gegen die Theke, beobachtete ihn. »Was kannst du noch kochen?«

»Käse-Röstschnitte.«

»Was ist das?«

»Man schmilzt Käse zwischen zwei Stücken Brot in einer Pfanne mit Butter.«

»Oh, Käsetoast. Schon mal mit einer Essiggurke gehabt?«

»Woz bewahre mich.« Der Küchenwecker ging los und er nahm die Eier mit einem Schaumlöffel heraus und legte sie auf einen Teller. Abbie fand, dass er übertrieben stolz auf sich aussah, wenn man bedachte, dass er Eier in heißes Wasser getan hat, aber sie schätzte die Mühe trotzdem.

»Danke. Was noch?«

»Was ich noch kochen kann?«

»Ja. Auf welche kulinarischen Wonnen kann ich mich freuen, wenn die Belegschaft im Urlaub ist?«

Er kicherte, als sie sich zurück an den Tisch setzten. »Mal sehen. Zählt es eine Suppe aus der Dose aufzuwärmen?«

Sie gluckste, schüttelte ihren Kopf, als sie ihren ersten Bissen nahm, und griff nach dem Salz.

»Dann ist das alles. Pochierte Eier und Käse-Röstschnitten werden reichen müssen.«

»Wir können damit auskommen. Oh, und ich habe das Mittagessen heute abgedeckt. Ich habe gestern Abend imaharanisches Essen bestellt, als du deine Nachahmung eines toten Typen gemacht hast.«

Seine Augen leuchteten auf. »Das Querbeet?« Sie nickte. Parker stieß seine Faust triumphierend vor und zurück und es war sehr unköniglich, was Abbie ihn umso mehr lieben ließ. »Es ist sowieso besser am nächsten Tag.«

»Waldo hat mir gesagt, dass du es magst.«

»Woz segne diesen Mann.« Er nahm einen weiteren Bissen vom Muffin. »Ich muss übrigens um drei in der Luft sein.«

Abbie nickte langsam, zog ihre Lippen auf eine Seite und blickte nicht von ihrem Teller auf.

»Wir haben dennoch noch sieben Stunden.«

»Richtig.«

»Werde nicht griesgrämig mit mir.«

»Bin ich nicht.«

»Abbie ...« Er neigte seinen Kopf nach unten, um zu versuchen Augenkontakt mit ihr herzustellen, aber sie konnte seinem Blick nicht richtig begegnen.

»Bin ich wirklich nicht.«

»Du kannst mich nicht einmal ansehen!«

»Ich muss pinkeln.« Abbie schoss auf ihre Füße und ihr Stuhl kippte um. Parker sprang auf und blockierte ihren Weg zum Schlafzimmer und damit auch zum Badezimmer.

»Oh nein, musst du nicht. Ich bin dieser List auf der Spur.«

»Verzeihung«, murmelte sie und warf ihr Haar zurück. »Ich muss hier durch.«

»Nein, Liebling. Ich bin derjenige, der durchkommen muss, bei dir. Ich entschuldige mich, ich hätte das nicht sagen sollen; es ist absolut natürlich traurig darüber zu sein, dass ich gehe. Wirst du mir vergeben?«

Abbie öffnete ihren Mund, um wieder zu sagen, dass sie in Ordnung war, aber es kamen keine Worte heraus. Sie erlaubte es sich in Parkers starker Umarmung umfasst zu werden.

»Ich weine nicht.«

»Ich weiß, dass du das nicht tust.« Er strich über ihr Haar, während sie ihren Kopf an seiner Brust ruhen ließ und sein Hemd befeuchtete.

»Ich bin ein harter Typ, eine unabhängige Frau.«

»Das bist du, du bist ein total harter Typ.« Parker ihr Fluchen wiederholen zu hören brachte sie zum Lächeln.

»Ich brauche dich hier nicht. Ich kann voll auf mich selbst aufpassen.«

»Du bist eine völlige Nestorin.«

Sie hob ihren Kopf, um in seine Augen zu schauen. »Was ist das?«

»Ein Experte auf deinem Gebiet.«

»Oh, ja, ich bin eine völlige Nestorin.«

»Ich weiß, deshalb habe ich das gesagt.« Er hielt sie für ein paar Momente länger, bevor sie sich löste und ihre Tränen wegwischte.

»Ich musste wirklich pinkeln. Aber ich danke dir für die Umarmung und die Entschuldigung. Wenn ich zurückkomme, willst du Football anschauen und während der Werbung rummachen?«

Er schien dies zu bedenken. »Liege ich richtig zu denken, das rummachen knutschen ist?«

Sie nickte.

»In diesem Fall, unbedingt.«

KAPITEL FÜNF

SIE BESCHLOSS NICHT auf den Flugplatz zu gehen, entschied sich für ein privates Auf Wiedersehen in ihrem Apartment und einen Nachmittag des Putzens und Trübsal blasens. Sie las nicht für die Arbeit. Sie ließ das Footballspiel laufen und machte ein Nickerchen. Sie aß die Reste vom Martissant’s auf der Couch zum Abendessen, ging dann zum Lebensmittelladen. Dean folgte ihr dorthin und zurück.

»Ma’am, ich ermahne Sie die Bitte des Königs umzuziehen zu bedenken«, sagte er, als sie die Treppen wieder hochtrotteten. »Wir könnten Ihnen helfen eine geeignetere Unterkunft zu finden, hätten innerhalb von Stunden alles eingepackt und Sie hier draußen. Sie besitzen sehr wenig Habseligkeiten.« Sie hielt ihren Mund, bis sie die Tür aufschloss und sie beide hineinließ.

»Ich schätze Ihre Sorge, aber mir geht es gut hier.« Sie begann die Lebensmittel aufzuräumen.

»Richtig. Ich werde mich dann empfehlen.« Er stellte seine Taschen für sie auf der Theke ab.

»Dean, ich bin eine normale Person, keine Royale. Sie müssen sich nicht ›empfehlen‹. Sie finden einfach selbst hinaus.«

»Nur dass Sie Bescheid wissen, Ihr neues Sicherheitspersonal wird morgen früh ankommen.«

»Was?« Abbie schaute davon auf Romana-Salat in das Gemüsefach zu legen. »Da Sie mir das ganze Wochenende hinterhergezogen sind, habe ich angenommen, dass Sie meine neue Security wären.«

»Nein, Ma’am. Seine Majestät hat andere Pläne. Ich will jedoch hoffen, dass Sie in naher Zukunft nach Orangiers kommen?«

Sie hielt ihre Finger hoch, während sie die Eier wegräumte. »Zwei Wochen. Ich sehe Sie dann. Bier für den Weg?«

Er schaute sich um, als ob er beobachtet wurde, er ließ seinen Kopf hochschnellen und sie warf ihm eine Flasche zu. Er legte seine Finger auf seine Lippen und sie zwinkerte ihm zu. Der Sicherheitsbeauftragte schloss ihre Eingangstür hinter sich, rief dann: »Machen Sie bitte die Schlösser zu.«

Abbie rollte mit ihren Augen, querte zur Vordertür und legte den Riegel um.

»Und die Kette«, forderte die gedämpfte Stimme auf.

Abbie tat ihm den Gefallen, machte sich dann auf ins Badezimmer, um ihre Zähne zu putzen. Sie ging durch ihr Schlafzimmer und hielt überrascht an. Da waren jetzt zwei Betten in ihrem Schlafzimmer, ein neu montiertes Set eines Stockbetts blockierte das Fenster des winzigen Zimmers. Sie zog ihr Handy heraus und wählte.

»Hallo, Liebling.«

»Hör auf mit deinem ›Liebling‹. Warum sind da mehr Betten in meinem Haus? Du hast das gemacht, während ich im Laden war?«

»Die sind für deine Security; wir haben das besprochen.« Abbie konnte im Hintergrund andere Menschen und raschelnde Papiere und Wassergläser, die gefüllt wurden, hören. Er war in einer Besprechung. Sie störte. Gut.

»Äh, nein, Liebling, wir haben absolut nicht besprochen, dass ich mein Schlafzimmer mit Fremden teile, wie durchleuchtet sie auch immer von Dean, oder wem auch immer, sein mögen.«

»Mach dir deswegen keine Sorgen. Warte mit deinem Urteil, bis du sie getroffen hast.«

»Kann ich nicht. Will ich nicht. Sie können auf dem Sofa schlafen.«