Die Philosophie im Boudoir - Marquis de Sade - E-Book

Die Philosophie im Boudoir E-Book

MARQUIS DE SADE

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Beschreibung

*** Erstmalig die vollständige Übersetzung als E-Book - überarbeitet und kommentiert *** "Die Philosophie im Boudoir" ist das 1795 veröffentlichte Werk des umstrittensten Schriftstellers seiner Zeit: Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade. In Dialogen beschreibt er darin die philosophischen Betrachtungen und Gedanken während der Erziehung einer jungen Schülerin hin zu einer willfährigen Sklavin - körperlich wie geistlich. Wie in seinen anderen Werken - wenn auch viel differenzierter - nutzt de Sade die Lust als Antrieb zur intellektuellen Auseinandersetzung mit der Welt, den Religionen und der Moral. Der Autor fechtet für die sexuelle und geistige Emanzipation, er ist ein Libertin. In einem längeren Exkurs im fünften Dialog monologisiert de Sade über die Kirche, Religionen, Moral und Herrschaftsformen. Er fordert die ultimative, eigenverantwortliche Freiheit des Einzelnen und negiert die Sinnhaftigkeit eines Gesellschaftsvertrages, in dem Individuen ihre Rechte an einen schützenden Staat abtreten. Stattdessen beharrt er darauf, allein die Herrschaft des Stärkeren gelten zu lassen. "Man wird unsere Ideen vielleicht ein wenig übertrieben finden; was tut das? Haben wir nicht das Recht erworben, alles auszusprechen? Lasst uns vor den Menschen große Wahrheiten entfalten; sie erwarten sie von uns. Es wird Zeit, dass der Irrtum verschwindet, seine Fessel muss neben die der Könige niederfallen. Ist Mord in den Augen der Natur ein Verbrechen? Das ist die erste Frage, die ich stelle." 3. Auflage (Überarbeitete Fassung) Umfang: 286 Buchseiten bzw. 228 Normseiten Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 300

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Marquis de Sade

Die Philosophie im Boudoir

oder Die lasterhaften Lehrmeister

Marquis de Sade

Die Philosophie im Boudoir

oder Die lasterhaften Lehrmeister

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 3. Auflage, ISBN 978-3-954185-18-4

null-papier.de/desade

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Buch

Den Li­ber­tins

Ers­ter Dia­log

Zwei­ter Dia­log

Drit­ter Dia­log

Vier­ter Dia­log

Fünf­ter Dia­log

Fran­zo­sen

Die Re­li­gi­on

Die Sit­ten

Fünf­ter Dia­log (Fort­set­zung)

Sechs­ter Dia­log

Sieb­ter und letz­ter Dia­log

Dan­ke

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Buch

»Die Phi­lo­so­phie im Bou­doir« ist das 1795 ver­öf­fent­lich­te Werk des um­strit­tens­ten Schrift­stel­lers sei­ner Zeit: Do­na­ti­en-Alphon­se-François, Mar­quis de Sade.

In Dia­lo­gen be­schreibt er dar­in die phi­lo­so­phi­schen Be­trach­tun­gen und Ge­dan­ken wäh­rend der Er­zie­hung ei­ner jun­gen Schü­le­rin hin zu ei­ner will­fäh­ri­gen Skla­vin - kör­per­lich wie geist­lich.

Wie in sei­nen an­de­ren Wer­ken - wenn auch viel dif­fe­ren­zier­ter - nutzt de Sade die Lust als An­trieb zur in­tel­lek­tu­el­len Aus­ein­an­der­set­zung mit der Welt, den Re­li­gio­nen und der Moral. Der Au­tor fech­tet für die se­xu­el­le und geis­ti­ge Eman­zi­pa­ti­on, er ist ein Li­ber­tin.

In ei­nem län­ge­ren Ex­kurs im fünf­ten Dia­log mo­no­lo­gi­siert de Sade über die Kir­che, Re­li­gio­nen, Moral und Herr­schafts­for­men. Er for­dert die ul­ti­ma­ti­ve, ei­gen­ver­ant­wort­li­che Frei­heit des Ein­zel­nen und ne­giert die Sinn­haf­tig­keit ei­nes Ge­sell­schafts­ver­tra­ges, in dem In­di­vi­du­en ihre Rech­te an einen schüt­zen­den Staat ab­tre­ten. Statt­des­sen be­harrt er dar­auf, al­lein die Herr­schaft des Stär­ke­ren gel­ten zu las­sen.

»Man wird un­se­re Ide­en viel­leicht ein we­nig über­trie­ben fin­den; was tut das? Ha­ben wir nicht das Recht er­wor­ben, al­les aus­zu­spre­chen? Lasst uns vor den Men­schen große Wahr­hei­ten ent­fal­ten; sie er­war­ten sie von uns. Es wird Zeit, dass der Irr­tum ver­schwin­det, sei­ne Fes­sel muss ne­ben die der Kö­ni­ge nie­der­fal­len. Ist Mord in den Au­gen der Na­tur ein Ver­bre­chen? Das ist die ers­te Fra­ge, die ich stel­le.«

Den Libertins

Wol­lüs­ti­ge Men­schen jeg­li­chen Al­ters und je­den Ge­schlechts, euch al­lein schen­ke ich die­ses Buch; macht euch sei­ne Prin­zi­pi­en zu ei­gen, sie för­dern eure Lei­den­schaf­ten, und die­se Lei­den­schaf­ten, aus de­nen kal­te und plat­te Moral­pre­di­ger euch ein Schreck­bild ma­chen, sind nichts an­de­res als die Mit­tel, die die Na­tur an­wen­det, um den Men­schen zu dem zu brin­gen, was sie mit ihm be­ab­sich­tigt. Ein­zig ihr Ur­sprung soll euch zum Glück füh­ren.

Sinn­li­che Frau­en, möge die wol­lüs­ti­ge Saint-Ange euer Vor­bild sein; ver­ach­tet wie sie all das, was den gött­li­chen Ge­set­zen der Lust ent­ge­gen­steht, die ihr gan­zes Le­ben be­stimmt ha­ben.

Jun­ge Mäd­chen, die ihr all­zu lan­ge die un­sin­ni­gen und ge­fähr­li­chen Fes­seln ei­ner un­wirk­li­chen Tu­gend­haf­tig­keit und ei­ner ab­scheu­li­chen Re­li­gi­on ge­tra­gen habt, ahmt die lei­den­schaft­li­che Eu­ge­nie nach. Rasch wie sie zer­stört, zer­tre­tet all die lä­cher­li­chen Vor­schrif­ten, die ein­fäl­ti­ge El­tern euch ein­ge­prägt ha­ben.

Und ihr, lie­bens­wer­te Ver­derb­te, die ihr von Ju­gend an kei­ne an­de­ren Zü­gel als eure Be­gier­den und kei­ne an­de­ren Ge­set­ze als eure Lau­nen habt, euch die­ne der Zy­ni­ker Dol­man­cé als Bei­spiel. Geht so­weit wie er, wenn ihr wie er alle Blu­men­pfa­de be­schrei­ten wollt, die die Sinn­lich­keit euch be­rei­tet. Sei­ne Leh­re über­zeu­ge euch, dass das un­glück­se­li­ge In­di­vi­du­um na­mens Mensch, ohne sei­ne Ein­wil­li­gung in die­ses tris­te Uni­ver­sum ge­wor­fen, nur da­durch ein paar Ro­sen auf die Dor­nen des Le­bens streu­en kann, dass es den Be­reich sei­ner Nei­gun­gen und Lieb­ha­be­rei­en er­wei­tert, dass es al­les der Lust auf­op­fert.

Erster Dialog

MADEME DE SAINT-ANGE, CHEVALIER DE MIRVEL

MADEME DE SAINT-ANGE: Gu­ten Tag, Bru­der. Nun, und Dol­man­cé?

CHEVALIER: Er kommt pünkt­lich um drei, und wir es­sen erst um sie­ben; du siehst, wir ha­ben Zeit ge­nug zum Plau­dern.

MADEME DE SAINT-ANGE: Weißt du Bru­der, ich be­reue et­was mei­ne Neu­gier und all die ob­szö­nen Plä­ne für heu­te. Wirk­lich, mein Freund, du bist zu nach­sich­tig. Je ver­nünf­ti­ger ich sein müss­te, de­sto mehr er­regt sich mein ver­fluch­ter Kopf und wird lie­der­lich: Du lässt mir al­les durch­ge­hen, das macht mich noch schlim­mer … Mit mei­nen sechs­und­zwan­zig Jah­ren müss­te ich be­reits fromm sein, und ich bin noch die zü­gel­lo­ses­te al­ler Frau­en … Man macht sich kei­ne Vor­stel­lung da­von, was ich mir aus­den­ke, mein Freund, was ich tun möch­te. Ich glaub­te, wenn ich mich ein­zig an die Frau­en hiel­te, wür­de mich das zur Ver­nunft brin­gen …; mei­ne Be­gier­den, auf mein Ge­schlecht kon­zen­triert, wür­den sich nicht mehr dem eu­ren ent­ge­gen­drän­gen: schi­mä­ri­sche Plä­ne, mein Freund; die Ver­gnü­gun­gen, die ich mir ver­sa­gen woll­te, stell­ten sich nur noch leb­haf­ter mei­nem Geis­te dar, und ich habe ge­merkt, dass, wenn man wie ich für die Li­ber­ti­na­ge ge­bo­ren ist, be­reits der Ge­dan­ke sinn­los wird, sich Zü­gel an­zu­le­gen: Lei­den­schaft­li­che Be­gier­den zer­rei­ßen sie als­bald. Kurz, mein Lie­ber, ich bin ein am­phi­bi­sches We­sen; ich lie­be al­les, al­les amü­siert mich, ich möch­te alle Ar­ten ver­bin­den; aber gib zu, Bru­der: Ist es nicht völ­lig ver­rückt von mir, den merk­wür­di­gen Dol­man­cé ken­nen­ler­nen zu wol­len, der, wie du sagst, sein Le­ben lang kei­ne Frau hat se­hen kön­nen, wie der Brauch es vor­schreibt, der, So­do­mit aus Prin­zip, nicht nur sein ei­ge­nes Ge­schlecht ver­göt­tert, son­dern dem un­se­ren so­gar nur nach­gibt un­ter der be­son­de­ren Be­din­gung, dass man ihm die be­vor­zug­ten Rei­ze über­lässt, de­ren er sich bei den Män­nern zu be­die­nen ge­wohnt ist? Dies, Bru­der, ist mei­ne bi­zar­re Idee: Ich will der Ga­ny­med die­ses neu­en Ju­pi­ter sein, ich will sei­ne Nei­gun­gen, sei­ne Aus­schwei­fun­gen ge­nie­ßen, ich will das Op­fer sei­ner Irr­tü­mer sein: Du weißt, mein Lie­ber, dass ich mich bis­her so nur dir – aus Freund­lich­keit – oder ei­nem mei­ner Leu­te hin­ge­ge­ben habe, der da­für be­zahlt war, mich so zu be­han­deln, und sich nur aus Ei­gen­nutz dazu her­beiließ; heu­te ist es we­der Freund­lich­keit noch Lau­ne mehr, nur die Nei­gung be­stimmt mich … Ich sehe zwi­schen den Metho­den, die mich die­ser bi­zar­ren Ma­nie un­ter­wor­fen ha­ben, und de­nen, die mich ihr un­ter­wer­fen wer­den, einen un­fass­ba­ren Un­ter­schied, und ich will ihn er­ken­nen. Schil­de­re mir dei­nen Dol­man­cé, ich be­schwö­re dich, da­mit ich ihn gut im Kopf habe, ehe er er­scheint; denn du weißt, dass ich ihn nur da­her ken­ne, dass ich ihm neu­lich in ei­nem Hau­se be­geg­net bin, wo ich nur ein paar Mi­nu­ten mit ihm zu­sam­men war.

CHEVALIER: Dol­man­cé, Schwes­ter, hat ge­ra­de sein sechs­und­drei­ßigs­tes Le­bens­jahr er­reicht; er ist groß, sehr wohl­ge­stal­tet, hat sehr leb­haf­te und geist­rei­che Au­gen, doch un­will­kür­lich spie­gelt sich ir­gen­det­was ein we­nig Har­tes und Bö­ses in sei­nen Zü­gen; er hat die schöns­ten Zäh­ne der Welt, eine ge­wis­se Weich­lich­keit in Ge­stalt und Hal­tung, zwei­fel­los durch sei­ne Ge­wohn­heit, häu­fig fe­mi­ni­nes Ge­ba­ren an­zu­neh­men; er be­sitzt höchs­te Ele­ganz, eine an­ge­neh­me Stim­me, Ta­len­te und vor al­lem viel Phi­lo­so­phie im Den­ken.

MADEME DE SAINT-ANGE: Er glaubt hof­fent­lich nicht an Gott.

CHEVALIER: Oh, was sagst du da! Er ist der größ­te Athe­ist, der sit­ten­lo­ses­te Mensch … Oh, hier ist si­cher­lich die weit­ge­hends­te und voll­stän­digs­te Ver­derbt­heit, das bös­ar­tigs­te und ruch­lo­ses­te In­di­vi­du­um, das es auf der Welt ge­ben kann.

MADEME DE SAINT-ANGE: Wie all das mich er­hitzt! Ich wer­de noch schwär­men für die­sen Mann. Und sei­ne Vor­lie­ben, Bru­der?

CHEVALIER: Du kennst sie; die Won­nen So­do­mas schätzt er eben­so als Han­deln­der wie als Pas­si­ver; er will nur Män­ner zu sei­nem Ver­gnü­gen, und wenn er sich den­noch manch­mal her­bei­lässt, Frau­en zu ver­su­chen, so nur un­ter der Be­din­gung, dass sie so freund­lich sind, das Ge­schlecht mit ihm zu tau­schen. Ich habe ihm von dir er­zählt, ich habe ihn von dei­nen Plä­nen un­ter­rich­tet, er ist ein­ver­stan­den und macht dich sei­ner­seits zu­vor auf die Klau­seln des Han­delns auf­merk­sam. Ich war­ne dich, Schwes­ter, er wird dich rund­weg zu­rück­wei­sen, wenn du ihn zu et­was an­de­rem brin­gen willst. »Was ich mit Ih­rer Schwes­ter zu tun be­reit bin«, be­haup­tet er, »ist eine Aus­nah­me … ein Sei­ten­sprung, mit dem man sich nur sel­ten und mit vie­len Vor­sichts­maß­re­geln be­schmutzt.«

MADEME DE SAINT-ANGE: Sich be­schmut­zen! … Vor­sichts­maß­re­geln! … Ich lie­be die Spra­che die­ser lie­bens­wür­di­gen Leu­te wahn­sin­nig! Un­ter uns Frau­en ha­ben wir eben­falls der­ar­ti­ge Ex­klu­siv­wor­te, die wie jene den tie­fen Ab­scheu be­wei­sen, der uns ge­gen­über al­lem er­füllt, was nicht zum ak­zep­tier­ten Kult ge­hört … ja, sag mir doch, mein Lie­ber, er hat dich ge­habt? Mit dei­nem ent­zücken­den Ge­sicht und dei­nen zwan­zig Jah­ren kann man, glau­be ich, so einen Mann fes­seln!

CHEVALIER: Ich will dir mei­ne Aus­schrei­tun­gen mit ihm ab­so­lut nicht ver­ber­gen: Du hast zu viel Geist, um sie zu ta­deln. Tat­säch­lich lie­be ich die Frau­en, und ich gebe mich je­nen bi­zar­ren Nei­gun­gen nur hin, wenn ein lie­bens­wür­di­ger Mann mich dazu drängt. Es gibt nichts, was ich dann nicht täte. Ich bin weit von je­nem Dün­kel ent­fernt, der un­se­re jun­gen Laf­fen glau­ben ma­chen will, man müs­se der­ar­ti­ge Aner­bie­ten mit Stock­schlä­gen be­ant­wor­ten; ist der Mensch Herr sei­ner Nei­gun­gen? Man muss die be­kla­gen, die be­son­de­re ha­ben, doch nie sie be­lei­di­gen: Ihr Un­recht ist das der Na­tur; sie hat­ten es eben­so we­nig in der Hand, mit an­ders­ar­ti­gen Nei­gun­gen zur Welt zu kom­men, wie wir, krumm­bei­nig oder wohl­ge­stal­tet ge­bo­ren zu wer­den. Sagt euch üb­ri­gens ein Mann et­was Un­an­ge­neh­mes, wenn er euch den Wunsch be­zeugt, sich mit euch zu ver­gnü­gen? Zwei­fel­los nicht; er macht euch ein Kom­pli­ment; warum also ihm mit Be­lei­di­gun­gen oder Be­schimp­fun­gen ant­wor­ten?

Nur To­ren kön­nen so den­ken; nie wird ein ver­stän­di­ger Mann über die­ses The­ma an­ders re­den, als ich es tue; aber die Welt ist voll von plat­ten Dumm­köp­fen, die glau­ben, man ver­let­ze sie, wenn man ih­nen ge­steht, dass man sie zur Lust für ge­eig­net hält, und die, ver­dor­ben durch die Frau­en, die im­mer ei­fer­süch­tig sind auf das, was ihre Rech­te an­zu­tas­ten scheint, sich wie ein Don Qui­chot­te die­ser ge­wöhn­li­chen Rech­te Vor­kom­men, wenn sie die bru­ta­li­sie­ren, die die­se nicht in ih­rer gan­zen Reich­wei­te an­er­ken­nen.

MADEME DE SAINT-ANGE: O mein Freund, küs­se mich! Du wä­rest nicht mein Bru­der, wenn du an­ders däch­test; doch ein paar Ein­zel­hei­ten, ich be­schwö­re dich, und zwar über das Äu­ße­re die­ses Man­nes und über sei­ne Ver­gnü­gun­gen mit dir.

CHEVALIER: Dol­man­cé wuss­te durch einen mei­ner Freun­de von dem pracht­vol­len Glied, mit dem ich, wie du weißt, aus­ge­stat­tet bin; er ver­an­lass­te den Mar­quis de V…, mich mit ihm zum Sou­per ein­zu­la­den. Nach­dem ich ein­mal da war, muss­te ich wohl zur Schau stel­len, was ich be­saß; die Neu­gier schi­en zu­nächst das ein­zi­ge Mo­tiv, ein über­aus schö­ner Arsch, den man mir zu­wand­te und den man mich zu ge­nie­ßen bat, ließ mich bald er­ken­nen, dass ein­zig die Nei­gung an die­ser Un­ter­su­chung be­tei­ligt ge­we­sen war. Ich warn­te Dol­man­cé vor all den Schwie­rig­kei­ten des Un­ter­fan­gens, nichts schreck­te ihn ab. »Nicht ein­mal der Bock kann mir et­was an­ha­ben«, sag­te er zu mir, »und Sie ha­ben nicht mal die Ehre, der fürch­ter­lichs­te der Män­ner zu sein, die den Arsch durch­bohrt ha­ben, den ich Ih­nen dar­bie­te!« Der Mar­quis war an­we­send; er er­mun­ter­te uns, in­dem er al­les, was wir an den Tag leg­ten, be­tät­schel­te, be­fühl­te, küss­te. Ich stel­le mich … ich will zu­min­dest ein paar Vor­be­rei­tun­gen. »Hü­ten Sie sich ja da­vor!«, sagt der Mar­quis, »Sie näh­men die Hälf­te der Ge­füh­le, die Dol­man­cé von Ih­nen er­war­tet; er will, dass man ihn zer­spal­tet … Er will, dass man ihn zer­reißt!« »Er soll zu­frie­den­ge­stellt wer­den!«, sage ich, wäh­rend ich mich blind­lings in den Ab­grund stür­ze … Und du denkst viel­leicht, Schwes­ter, ich hät­te große Mühe ge­habt? … Nichts der­glei­chen; mein Schwanz, so rie­sig er ist, ver­schwand, ohne dass ich es merk­te, und ich be­rühr­te den Grund sei­ner Ein­ge­wei­de, ohne dass der Schur­ke es zu füh­len schi­en. Ich be­han­del­te Dol­man­cé als Freund; die ex­zes­si­ve Wol­lust, die er ver­spür­te, sein Er­be­ben, sei­ne köst­li­chen Wor­te, all das mach­te mich bald sel­ber glück­lich, und ich be­netz­te ihn. Kaum war ich drau­ßen, als Dol­man­cé sich zu mir um­wand­te, das Haar ver­wirrt, rot wie eine Bac­chan­tin. »Du siehst, in wel­chen Zu­stand du mich ver­setzt hast, teu­rer Che­va­lier«, sag­te er, in­dem er mir einen har­ten und le­ben­di­gen Schwanz wies, sehr lang und von min­des­tens sechs Zoll Um­fang; »ge­ru­he, o Liebs­ter, ich be­schwö­re dich, mir als Frau zu die­nen, nach­dem du mein Lieb­ha­ber warst, auf dass ich sa­gen kann, ich habe in dei­nen gött­li­chen Ar­men jeg­li­che Lust der Nei­gung ge­nos­sen, die ich mit sol­cher Aus­schließ­lich­keit lie­be.« Da ich das eine nicht schwie­ri­ger fin­de als das an­de­re, er­klär­te ich mich be­reit. Der Mar­quis zog sich vor mei­nen Au­gen die Ho­sen aus und be­schwor mich, mit ihm noch ein we­nig Mann sein zu wol­len, wäh­rend ich die Frau sei­nes Freun­des wer­de. Ich be­han­del­te ihn wie Dol­man­cé, der mir hun­dert­fach alle Stö­ße zu­rück­gab, mit de­nen ich den Drit­ten reich­lich ver­sah, und mir bald ins In­ners­te mei­nes Arschs die ver­zau­bern­de Flüs­sig­keit spritz­te, mit der ich fast gleich­zei­tig den Arsch von V. be­netz­te.

MADEME DE SAINT-ANGE: Du hast si­cher ex­tre­mes Ver­gnü­gen emp­fun­den, als du dich so entre deux be­fandst, Bru­der; man sagt, das sei herr­lich.

CHEVALIER: Si­cher­lich, mein En­gel, ist das der bes­te Platz, doch was man auch sa­gen möge, all das sind Ex­tra­va­gan­zen, die ich nie­mals dem Ver­gnü­gen mit Frau­en vor­zie­hen wer­de.

MADEME DE SAINT-ANGE: Nun, Liebs­ter, um am heu­ti­gen Tage dein de­li­ka­tes Ent­ge­gen­kom­men zu be­loh­nen, will ich dei­ner Lei­den­schaft ein jung­fräu­li­ches Mäd­chen über­lie­fern, schö­ner als Amor.

CHEVALIER: Wie! Zu­sam­men mit Dol­man­cé … lässt du eine Frau zu dir kom­men?

MADEME DE SAINT-ANGE: Es han­delt sich um eine Er­zie­hung; ich habe die­ses klei­ne Mäd­chen letz­ten Herbst im Klos­ter ken­nen ge­lernt, wäh­rend mein Mann im Bad war. Dort konn­ten wir nichts tun, wag­ten wir nichts, zu vie­le Bli­cke haf­te­ten auf uns, doch wir ga­ben uns das Ver­spre­chen zu­sam­men­zu­kom­men, so­bald dies mög­lich wäre; ein­zig von die­sem Wunsch be­ses­sen und um ihn zu be­frie­di­gen, habe ich mit ih­rer Fa­mi­lie Be­kannt­schaft ge­schlos­sen. Ihr Va­ter ist ein Li­ber­tin … den ich ge­won­nen habe. End­lich kommt die Schö­ne, ich er­war­te sie; wir wer­den zwei Tage zu­sam­men ver­brin­gen … zwei won­ne­vol­le Tage; den längs­ten Teil die­ser Zeit ver­wen­de ich, um die jun­ge Per­son zu er­zie­hen. Dol­man­cé und ich wer­den in die­sen hüb­schen klei­nen Kopf alle Prin­zi­pi­en der Li­ber­ti­na­ge ein­pflan­zen, ihn mit un­se­rer Glut ent­zün­den, ihn mit un­se­rer Phi­lo­so­phie füt­tern, ihm un­se­re Be­gier­den ein­flüs­tern, und da ich der Theo­rie ein we­nig Pra­xis hin­zu­fü­gen will, da ich will, dass man in dem Maße de­mons­triert, in dem man er­ör­tert, habe ich dir, Bru­der, die Myr­ten Ky­theras be­stimmt, Dol­man­cé die Ro­sen von So­dom. Ich wer­de zwei­er­lei Ver­gnü­gen zu­gleich er­le­ben, das­je­ni­ge, selbst jene ver­bre­che­ri­schen Lüs­te zu ge­nie­ßen, und das, Leh­ren zu er­tei­len, den Ge­schmack dar­an der lie­bens­wer­ten Un­schuld ein­zu­ge­ben, die ich in un­se­re Net­ze lo­cke. Nun, Che­va­lier, ist die­ser Plan mei­ner Vor­stel­lungs­kraft wür­dig?

CHEVALIER: Nur sie kann ihn kon­zi­pie­ren; er ist himm­lisch, Schwes­ter, und ich ver­spre­che dir, aufs bes­te die reiz­vol­le Rol­le zu spie­len, die du mir be­stimmst. O Schur­kin, wie du das Ver­gnü­gen ge­nie­ßen wirst, die­ses Kind zu er­zie­hen; wel­che Won­ne für dich, es zu ver­der­ben, in sei­nem Her­zen je­den Sa­men der Tu­gend und der Re­li­gi­on zu ver­nich­ten, den sei­ne Leh­re­rin­nen hin­ein­ge­legt ha­ben! In der Tat, das ist zu ab­ge­feimt für mich!

MADEME DE SAINT-ANGE: Si­cher­lich wer­de ich kein Mit­tel scheu­en, um sie zu per­ver­tie­ren, um in ihr all die falschen mo­ra­li­schen Prin­zi­pi­en zu zer­stö­ren, um­zu­sto­ßen, mit de­nen man sie viel­leicht schon ver­dummt hat; ich will sie in zwei Un­ter­richts­pha­sen eben­so ruch­los ma­chen, wie ich es bin … eben­so gott­los … eben­so ver­derbt. Un­ter­rich­te Dol­man­cé, sage ihm Be­scheid, so­bald er kommt, da­mit das Gift sei­ner Im­mo­ra­lis­men, das in die­sem jun­gen Her­zen zu­sam­men mit dem zir­ku­liert, das ich hin­ein­sprit­ze, in kur­z­er Zeit jeg­li­che Saat der Tu­gend aus­rei­ßen kann, die dort ohne uns auf­kei­men könn­te.

CHEVALIER: Un­mög­lich hät­test du bes­ser den Mann fin­den kön­nen, den du brauchst: Ir­re­li­gio­si­tät, Gott­lo­sig­keit, Un­mensch­lich­keit flie­ßen Dol­man­cé von den Lip­pen wie die sal­bungs­vol­le Mys­tik von den Lip­pen des be­rühm­ten Erz­bi­schofs von Cam­brai; er ist der größ­te Ver­füh­rer, der ver­derb­tes­te Mann, der ge­fähr­lichs­te. O lie­be Freun­din, lass dei­ne Schü­le­rin den Be­mü­hun­gen des Leh­rers ent­spre­chen, und ich ga­ran­tie­re dir, dass sie bald ver­lo­ren ist.

MADEME DE SAINT-ANGE: Si­cher dau­ert das nicht lan­ge bei ih­ren Ver­an­la­gun­gen, die ich ken­ne …

CHEVALIER: Doch sage mir, lie­be Schwes­ter, fürch­test du nichts sei­tens ih­rer El­tern? Wenn das klei­ne Mäd­chen an­fin­ge zu plau­dern, wenn es nach Hau­se komm­t…

MADEME DE SAINT-ANGE: Hab kei­ne Angst, ich habe den Va­ter ver­führt … Er ist mir er­ge­ben. Muss ich es end­lich ge­ste­hen? Ich habe mich ihm hin­ge­ge­ben, da­mit er die Au­gen schlös­se; er kennt mei­ne Plä­ne nicht, doch er wird nie wa­gen, sie zu er­grün­den. Ich habe ihn in der Hand.

CHEVALIER: Dei­ne Mit­tel sind ent­setz­lich!

MADEME DE SAINT-ANGE: Gen­au­so müs­sen sie sein, da­mit sie si­cher sind.

CHEVALIER: Aber sag mir, ich bit­te dich, wer ist die jun­ge Per­son?

MADEME DE SAINT-ANGE: Man nennt sie Eu­ge­nie; sie ist die Toch­ter ei­nes ge­wis­sen Mis­ti­val, ei­nes der reichs­ten Steu­er­be­am­ten der Haupt­stadt; er ist un­ge­fähr sechs­und­drei­ßig Jah­re alt, die Mut­ter höchs­tens zwei­und­drei­ßig, und das klei­ne Mäd­chen fünf­zehn. Mis­ti­val ist eben­so li­ber­tin wie sei­ne Frau bi­gott. Was Eu­ge­nie an­geht, so wür­de ich ver­geb­lich ver­su­chen, sie dir zu schil­dern: Sie über­trifft mei­ne Dar­stel­lungs­mit­tel; dir sei an der Über­zeu­gung ge­nug, dass si­cher­lich we­der du noch ich je­mals auf der Welt et­was so Wun­der­ba­res ge­se­hen ha­ben.

CHEVALIER: Aber deu­te we­nigs­tens an, wenn du nicht schil­dern kannst, da­mit ich, wenn ich un­ge­fähr weiß, mit wem ich zu tun habe, bes­ser mei­ne Fan­ta­sie mit dem Idol er­fül­len kann, dem ich op­fern soll.

MADEME DE SAINT-ANGE: Nun denn, mein Freund, ihr kas­ta­ni­en­far­be­nes Haar, das eine Hand kaum fas­sen kann, reicht ihr bis über die Hüf­ten hin­un­ter; ihr Teint ist von blen­den­der Wei­ße, ihre Nase leicht ge­bo­gen, ihre Au­gen sind eben­holz­schwarz und von ei­ner Glut, o Freund, es ist un­mög­lich, die­sen Au­gen zu wi­der­ste­hen … Du kannst dir nicht vor­stel­len, zu wie vie­len Tor­hei­ten sie mich ge­bracht ha­ben … Wenn du die hüb­schen Brau­en sä­hest, die sie krö­nen, die in­ter­essan­ten Li­der, die sie um­ge­ben! … Ihr Mund ist sehr klein, ihre Zäh­ne sind pracht­voll, und das al­les von ei­ner Fri­sche!

Ein Zug ih­rer Schön­heit ist die ele­gan­te Art, wie ihr schö­ner Kopf auf den Schul­tern sitzt, der An­flug von Adel, wenn sie ihn wen­det … Eu­ge­nie ist groß für ihr Al­ter; man wür­de sie für sieb­zehn hal­ten; ihre Tail­le ist ein Mus­ter an Ele­ganz und Fein­heit, ihre Brust ent­zückend … Ganz si­cher die hüb­sche­s­ten Tit­ten! Kaum ge­nug, um eine Hand zu fül­len, aber so weich … so frisch … so weiß! … Zwan­zig Mal habe ich den Kopf ver­lo­ren, als ich sie küss­te; und wenn du ge­se­hen hät­test, wie sie sich un­ter mei­nen Lieb­ko­sun­gen be­leb­te … wie ihre großen Au­gen mir den Zu­stand ih­rer See­le spie­gel­ten! … Mein Freund, ich weiß nicht, wie das Üb­ri­ge ist. Oh, wenn ich nach dem ur­tei­len soll, was ich ken­ne, so hat der Olymp nie eine Gott­heit be­ses­sen, die ihr gleich­käme … Doch ich höre sie … Lass uns al­lein; geh durch den Gar­ten hin­aus, um ihr nicht zu be­geg­nen, und sei pünkt­lich beim Ren­dez­vous.

CHEVALIER: Die Schil­de­rung, die du mir ge­ge­ben hast, bürgt dir für mei­ne Pünkt­lich­keit… O Him­mel!… dich ver­las­sen in dem Zu­stand, in dem ich mich be­fin­de! … Adieu! … Ei­nen Kuss … Ei­nen ein­zi­gen Kuss, Schwes­ter, um mich bis da­hin zu­frie­den­zu­stel­len. (Sie küsst ihn, be­rührt durch sei­ne Hose hin­durch sein Glied, und der jun­ge Mann stürzt hin­aus.)

Zweiter Dialog

MADEME DE SAINT-ANGE, EUGENIE

MADEME DE SAINT-ANGE: Gu­ten Tag, mei­ne Schö­ne; ich habe dich mit ei­ner Un­ge­duld er­war­tet, die du leicht er­rätst, wenn du in mei­nem Her­zen liest.

EUGENIE: O du Gute, ich glaub­te, ich wür­de nie an­kom­men, so dräng­te es mich, in dei­nen Ar­men zu lie­gen; eine Stun­de vor mei­nem Auf­bruch zit­ter­te ich, dass al­les sich än­dern könn­te; mei­ne Mut­ter war ab­so­lut ge­gen die­sen herr­li­chen Aus­flug; sie be­haup­te­te, es schi­cke sich nicht, dass ein jun­ges Mäd­chen in mei­nem Al­ter al­lein gehe; aber mein Va­ter hat­te sie vor­ges­tern so übel be­han­delt, dass ein ein­zi­ger Blick von ihm Ma­da­me ins Nichts ver­sin­ken ließ; sie stimm­te schließ­lich dem zu, was er mir er­laub­te, und ich bin her­ge­eilt. Man gibt mir zwei Tage; un­be­dingt müs­sen über­mor­gen dein Wa­gen und eine dei­ner Frau­en mich nach Hau­se brin­gen.

MADEME DE SAINT-ANGE: Wie kurz die­se Span­ne ist, ge­lieb­ter En­gel! Kaum kann ich dir in so ge­rin­ger Zeit all das aus­drücken, was ich dir füh­le … Und au­ßer­dem ha­ben wir zu re­den; weißt du nicht, dass ich dich bei die­sem Zu­sam­men­sein in die ge­heims­ten Mys­te­ri­en der Ve­nus ein­füh­ren muss? Ha­ben wir in zwei Ta­gen die Zeit?

EUGENIE: Oh, wenn ich nicht al­les weiß, blei­be ich … Ich bin her­ge­kom­men, um zu ler­nen, und ich gehe nicht, ehe ich be­lehrt bin.

MADEME DE SAINT-ANGE: (küsst sie) O Liebs­te, was wir ein­an­der sa­gen und tun wer­den! Doch da fällt mir ein: Willst du früh­stücken, mei­ne Kö­ni­gin? Es ist mög­lich, dass der Un­ter­richt lan­ge dau­ert.

EUGENIE: Lie­be Freun­din, ich habe kein an­de­res Be­dürf­nis als zu hö­ren; wir ha­ben eine Mei­le von hier ge­ges­sen; ich wür­de jetzt bis acht Uhr abends war­ten, ohne das ge­rings­te Be­dürf­nis zu füh­len.

MADEME DE SAINT-ANGE: Ge­hen wir also in mein Bou­doir, dort wer­den wir es be­que­mer ha­ben; ich habe mei­ne Leu­te be­reits un­ter­rich­tet; sei si­cher, dass man sich nicht ein­fal­len las­sen wird, uns zu stö­ren. (Sie ge­hen Arm in Arm hin­über.)

Dritter Dialog

Die Sze­ne spielt in ei­nem ent­zücken­den Bou­doir

MADEME DE SAINT-ANGE, EUGENIE, DOLMANCÉ

EUGENIE: (sehr über­rascht, in dem Zim­mer­chen einen Mann zu fin­den, den sie nicht er­war­tet hat) O Gott! Lie­be Freun­din, das ist Ver­rat!

MADEME DE SAINT-ANGE: (gleich­falls über­rascht) Wel­cher Zu­fall führt Sie her, mein Herr? Sie soll­ten, wie mir scheint, erst um vier Uhr kom­men!

DOLMANCÉ: Dem Glück, Sie zu se­hen, Ma­da­me, eilt man stets so weit wie mög­lich vor­aus; ich habe Ihren Herrn Bru­der ge­trof­fen; er sah die Not­wen­dig­keit mei­ner Ge­gen­wart bei dem Un­ter­richt, den Sie die­sem Fräu­lein er­tei­len wol­len; er wuss­te, dass hier das Ly­ze­um ist, wo die Er­zie­hung statt­fin­den soll; er hat mich heim­lich her­ge­bracht, da er nicht glaub­te, dass Sie ihn miss­bil­li­gen wür­den; und er sei­ner­seits wird, da sei­ne Vor­füh­run­gen erst nach den theo­re­ti­schen Dar­le­gun­gen nö­tig sind, spä­ter er­schei­nen.

MADEME DE SAINT-ANGE: In der Tat, Dol­man­cé, dies ist ein Streich …

EUGENIE: Auf den ich nicht her­ein­fal­le, lie­be Freun­din; all dies ist dein Werk … We­nigs­tens hät­te man mich fra­gen müs­sen … Nun schä­me ich mich so, dass be­stimmt all un­se­re Plä­ne ge­stört wer­den.

MADEME DE SAINT-ANGE: Ich be­teu­re dir, Eu­ge­nie, dass die Idee die­ser Über­ra­schung ein­zig von mei­nem Bru­der stammt; doch darf sie dich nicht er­schre­cken: Dol­man­cé, den ich als einen sehr lie­bens­wür­di­gen Mann ken­ne und der ge­nau das Maß an Phi­lo­so­phie be­sitzt, das wir zu dei­ner Be­leh­rung brau­chen, kann un­se­ren Plä­nen nur nütz­lich sein; was sei­ne Dis­kre­ti­on be­trifft, so bür­ge ich dir für ihn wie für mich. Mei­ne Lie­be, ma­che dich also mit dem Mann ver­traut, der auf der gan­zen Welt am bes­ten in der Lage ist, dich zu bil­den und auf den Weg des Glückes und der Lust zu füh­ren, den wir zu­sam­men durch­ei­len wol­len.

EUGENIE: (er­rö­tet) Oh, ich bin trotz­dem so ver­wirr­t… DOLMANCÉ: Kom­men Sie, schö­ne Eu­ge­nie, be­ru­hi­gen Sie sich … Die Scham­haf­tig­keit ist eine ver­al­te­te Tu­gend, auf die Sie mit so vie­len Rei­zen sehr gut ver­zich­ten kön­nen.

EUGENIE: Aber der An­stand …

DOLMANCÉ: Noch so ein mit­tel­al­ter­li­cher Brauch, um den man sich heu­te we­nig küm­mert. Er wi­der­spricht so sehr der Na­tur! (Dol­man­cé fasst Eu­ge­nie, presst sie in sei­ne Arme und küsst sie.)

EUGENIE: (wehrt sich) Hö­ren Sie auf, Mon­sieur! … Wirk­lich, Sie neh­men sehr we­nig Rück­sicht auf mich!

MADEME DE SAINT-ANGE: Eu­ge­nie, höre auf mich, wir soll­ten bei­de die­sem char­man­ten Mann ge­gen­über nicht mehr prü­de sein; ich ken­ne ihn bes­ser als du: Aber sieh nur, wie ich mich ihm hin­ge­be! (Sie küsst ihn lüs­tern auf den Mund.)

EUGENIE: Oh, mei­net­we­gen; wer könn­te mir bes­se­re Bei­spie­le ge­ben! (Sie über­lässt sich Dol­man­cé, der sie lei­den­schaft­lich küsst, die Zun­ge in ih­rem Mund.)

DOLMANCÉ: Oh, was für ein lie­bens­wer­tes und ent­zücken­des Ge­schöpf!

MADEME DE SAINT-ANGE: (küsst sie eben­falls) Glaubst du denn, klei­ne Schel­min, dass ich nicht auch mein Teil ha­ben will? (Jetzt hält Dol­man­cé sie bei­de in den Ar­men und zün­gelt sie eine Vier­tel­stun­de lang, und bei­de ver­gel­ten es ihm und ein­an­der.)

DOLMANCÉ: Oh, das sind Vor­be­rei­tun­gen, die mich mit Wol­lust be­rau­schen! Mei­ne Da­men, glau­ben Sie mir, es ist über­aus warm: Ma­chen wir es uns be­quem, wir kön­nen dann viel bes­ser plau­dern.

MADEME DE SAINT-ANGE: Ich bin ein­ver­stan­den; zie­hen wir die­se lan­gen Ga­ze­ge­wän­der an: Sie ver­hül­len von un­se­ren Rei­zen nur, was der Be­gier­de ver­bor­gen wer­den muss.

EUGENIE: Wirk­lich, mei­ne Lie­be, Sie las­sen mich Din­ge tun …

MADEME DE SAINT-ANGE: (hilft ihr, sich aus­zu­zie­hen) Ganz und gar lä­cher­li­che, nicht wahr?

EUGENIE: Je­den­falls sehr un­schick­li­che, wirk­lich … Oh, wie du mich küsst!

MADEME DE SAINT-ANGE: Welch schö­ner Bu­sen! … Eine kaum er­blüh­te Rose.

DOLMANCÉ: (be­trach­tet Eu­ge­nies Brüs­te, ohne sie zu be­rüh­ren) Und er ver­spricht an­de­re Rei­ze … un­end­lich hö­her zu schät­zen­de.

MADEME DE SAINT-ANGE: Hö­her zu schät­zen­de?

DOLMANCÉ: O ja, auf Ehre! (macht Mie­ne, Eu­ge­nie um­zu­dre­hen, um sie von hin­ten zu be­trach­ten)

EUGENIE: O nein, nein, ich be­schwö­re Sie!

MADEME DE SAINT-ANGE: Nein, Dol­man­cé … Ich will nicht, dass Sie schon jetzt … einen Ge­gen­stand se­hen, des­sen Macht über Sie zu groß ist, als dass Sie, wenn Sie ihn ein­mal im Kop­fe ha­ben, noch kalt­blü­tig über­le­gen könn­ten. Wir brau­chen Ihre Leh­ren, ge­ben Sie sie uns, und die Myr­ten, die Sie pflücken wol­len, sol­len Sie da­nach be­krän­zen.

DOLMANCÉ: Gut, doch um zu de­mons­trie­ren, um die­sem schö­nen Kind die ers­ten Lek­tio­nen in Li­ber­ti­na­ge zu er­tei­len, müs­sen we­nigs­tens Sie, Ma­da­me, die Freund­lich­keit ha­ben, sich zur Ver­fü­gung zu stel­len.

MADEME DE SAINT-ANGE: Bit­te sehr … Nun denn, hier ha­ben Sie mich ganz nackt: Spre­chen Sie über mich, so­viel Sie wol­len.

DOLMANCÉ: Oh, welch schö­ner Kör­per! … Das ist Ve­nus selbst, von den Gra­zi­en ver­schönt!

EUGENIE: O lie­be Freun­din, wel­che Rei­ze! Lass sie mich be­trach­ten, so­viel ich will, lass mich sie mit Küs­sen be­de­cken. (Sie tut es.)

DOLMANCÉ: Her­vor­ra­gen­de An­la­gen! Et­was we­ni­ger Feu­er, schö­ne Eu­ge­nie; nur Auf­merk­sam­keit ist es, was ich in die­sem Au­gen­blick von Ih­nen ver­lan­ge.

EUGENIE: Gut, ich höre, ich höre … Aber sie ist so schön … so rund­lich, so frisch! … Oh, mei­ne Freun­din ist zau­ber­haft, nicht wahr, Dol­man­cé?

DOLMANCÉ: Sie ist schön, ge­wiss vollen­det schön; doch ich bin über­zeugt, dass Sie ihr in nichts nach­ste­hen … Kom­men Sie, hö­ren Sie zu, hüb­sche klei­ne Schü­le­rin, oder fürch­ten Sie, dass ich, wenn Sie nicht folg­sam sind, Rech­te ge­gen Sie übe, die mir mein Ti­tel als Ihr Leh­rer in rei­chem Maße ver­leiht.

MADEME DE SAINT-ANGE: O ja, ja, Dol­man­cé, ich über­las­se sie Ih­nen; Sie müs­sen sie or­dent­lich schel­ten, wenn sie nicht brav ist.

DOLMANCÉ: Es könn­te gut sein, dass ich mich nicht auf den Ta­del be­schränk­te.

EUGENIE: Oh! Ge­rech­ter Him­mel! Sie er­schre­cken mich … Und was wür­den Sie denn tun, Mon­sieur?

DOLMANCÉ: (stam­melt und küsst Eu­ge­nie auf den Mund) Stra­fen … Züch­ti­gun­gen … Und die­ser hüb­sche klei­ne Arsch könn­te mir wohl für die Feh­ler des Kop­fes her­hal­ten. (Er schlägt ihr durch das Ga­ze­ge­wand, das Eu­ge­nie nun trägt, auf den Hin­tern.)

MADEME DE SAINT-ANGE: Ja, ich bil­li­ge den Plan, doch nicht die Ges­te. Be­gin­nen wir mit un­se­rem Un­ter­richt, oder die kur­ze Zeit die uns bleibt, Eu­ge­nie zu ge­nie­ßen, ver­streicht in Vor­be­rei­tun­gen, und die Be­leh­rung fin­det nicht statt.

DOLMANCÉ: (be­rührt der Rei­he nach an Ma­da­me de Saint-Ange alle Kör­per­tei­le, die er vor­führt) Ich be­gin­ne. Ich spre­che nicht von die­sen Fleisch­ku­geln: Sie wis­sen so gut wie ich, Eu­ge­nie, dass man sie nach Be­lie­ben Bu­sen, Brüs­te, Tit­ten nennt; sie sind für das Ver­gnü­gen von großer Be­deu­tung; ein Lie­ben­der hat sie beim Ge­nuss vor Au­gen; er lieb­kost sie, tät­schelt sie, man­che ma­chen sie so­gar zum Ort des Ge­nus­ses; ihr Glied nis­tet sich zwi­schen den bei­den Ve­nus­hü­geln ein, die die Frau um die­ses Glied drückt und zu­sam­men­presst, und nach we­ni­gen Be­we­gun­gen ge­lingt es man­chen Män­nern, dort den köst­li­chen Bal­sam des Le­bens zu ver­gie­ßen, des­sen Aus­fluss al­les Glück der Li­ber­tins aus­macht … Doch wäre es nicht an­ge­bracht, Ma­da­me, die­ses Glied, über das un­auf­hör­lich zu spre­chen sein wird, un­se­rer Schü­le­rin vor­zu­füh­ren?

MADEME DE SAINT-ANGE: Das glau­be ich auch.

DOLMANCÉ: Nun denn, Ma­da­me, ich will mich auf die­ses Sofa le­gen; Sie plat­zie­ren sich ne­ben mich, er­grei­fen das Ob­jekt und er­klä­ren un­se­rer jun­gen Schü­le­rin sei­ne Ei­gen­schaf­ten. (Dol­man­cé legt sich hin und Ma­da­me de Saint-Ange de­mons­triert.)

MADEME DE SAINT-ANGE: Die­ses Zep­ter der Ve­nus, das du vor Au­gen hast, Eu­ge­nie, ist der Haup­ter­re­ger der Lie­bes­lust: Man nennt es vor­zugs­wei­se Glied; es gibt kei­nen Teil des mensch­li­chen Kör­pers, in den es nicht ein­drin­gen könn­te. Im­mer ge­hor­sam den Lei­den­schaf­ten des­sen, der es be­wegt, nis­tet es sich bald hier (sie be­rührt Eu­ge­nies Fot­ze) ein: Das ist sein ge­wöhn­li­cher Weg, der ge­bräuch­lichs­te, doch nicht der an­ge­nehms­te; auf der Su­che nach ei­nem ge­heim­nis­vol­le­ren Tem­pel will der Li­ber­tin oft hier (sie spreizt ihre Hin­ter­ba­cken und zeigt ihr Ar­sch­loch) ge­nie­ßen: Wir kom­men auf die­sen Ge­nuss zu­rück, er ist der köst­lichs­te von al­len; der Mund, die Brust, die Ach­sel­höh­len bie­ten ihm eben­falls häu­fig Al­tä­re, auf de­nen sein Weih­rauch brennt; und wel­chen Ort von all die­sen er auch schließ­lich be­vor­zugt, se­hen wir das Glied, nach­dem es sich ein paar Au­gen­bli­cke be­wegt hat, eine wei­ße und zähe Flüs­sig­keit aus­sprit­zen, de­ren Er­guss den Mann in einen Rausch ver­setzt, stark ge­nug, um ihm die sü­ßes­te Lust zu ge­wäh­ren, die er je im Le­ben er­hof­fen kann.

EUGENIE: Oh, wie gern möch­te ich die­se Flüs­sig­keit flie­ßen se­hen!

MADEME DE SAINT-ANGE: Das wäre mög­lich durch die blo­ße vi­brie­ren­de Be­we­gung mei­ner Hand: Sieh, wie es sich er­regt, in­dem ich es hin und her be­we­ge! Die­se Be­we­gun­gen hei­ßen Ma­stur­ba­ti­on, und in der Spra­che der Li­ber­ti­na­ge heißt die­se Hand­lung Wich­sen.

EUGENIE: O lie­be Freun­din, lass mich die­ses schö­ne Glied wich­sen!

DOLMANCÉ: Ich hal­te das nicht aus! Las­sen wir sie, Ma­da­me: Die­se Nai­vi­tät er­regt mich schreck­lich.

MADEME DE SAINT-ANGE: Ich bin ge­gen die­se Auf­re­gung. Sei­en Sie ver­nünf­tig; der Aus­fluss die­ses Sa­mens wür­de, in­dem er die Ak­ti­vi­tät Ih­rer Le­bens­geis­ter ver­min­der­te, das Feu­er Ih­rer Dar­le­gun­gen läh­men.

EUGENIE: (be­tas­tet Dol­man­cés Ho­den) O lie­be Freun­din, wie kränkst du mich durch den Wi­der­stand, den du mei­nen Wün­schen ent­ge­gen­setzt … Und die­se Ku­geln, wozu die­nen sie, und wie nennt man sie?

MADEME DE SAINT-ANGE: Der Fach­aus­druck ist Eier … Ho­den der me­di­zi­ni­sche. Die­se Ku­geln um­schlie­ßen das Re­ser­voir des frucht­ba­ren Sa­mens, von dem ich dir ge­spro­chen habe und des­sen Eja­ku­la­ti­on in die Ge­bär­mut­ter der Frau die mensch­li­che Ras­se her­vor­bringt; doch ge­hen wir auf die­se De­tails nicht wei­ter ein, Eu­ge­nie, sie be­tref­fen mehr die Me­di­zin als die Li­ber­ti­na­ge. Ein hüb­sches Mäd­chen soll sich nur mit Fi­cken be­fas­sen und nie mit Zeu­gen. Wir ge­hen über al­les hin­weg, was zum plat­ten Mecha­nis­mus der Fort­pflan­zung ge­hört, um uns haupt­säch­lich und ein­zig an die li­ber­ti­nen Lüs­te zu hal­ten, de­ren Geist ab­so­lut nicht der der Fort­pflan­zung ist.

EUGENIE: Aber lie­be Freun­din, wenn die­ses rie­si­ge Glied, das ich kaum in der Hand hal­ten kann, in ein so klei­nes Loch wie das dei­nes Hin­tern ein­dringt – und du ver­si­cherst mir, dass das mög­lich sei, muss das der Frau ziem­li­che Schmer­zen ver­ur­sa­chen.

MADEME DE SAINT-ANGE: Ob es von vorn, ob es von hin­ten ein­dringt, wenn eine Frau noch nicht dar­an ge­wöhnt ist, emp­fin­det sie im­mer Schmerz. Es hat der Na­tur ge­fal­len, uns nur durch Qua­len zum Glück ge­lan­gen zu las­sen; doch ein­mal be­siegt, kann nichts die Lust be­schrei­ben, die man ge­nießt, und das Ver­gnü­gen, das man fühlt, wenn das Glied in un­se­rem Arsch ein­dringt, ist zwei­fel­los all de­nen vor­zu­zie­hen, die sein Ein­drin­gen von vorn be­wir­ken kann. Wel­che Ge­fah­ren ver­mei­det eine Frau üb­ri­gens auf die­se Wei­se! We­ni­ger Ri­si­ken für ihre Ge­sund­heit und kei­nes der Schwan­ger­schaft. Ich ver­brei­te mich jetzt nicht wei­ter über die­se Wol­lust; un­ser bei­der Leh­rer, Eu­ge­nie, wird sie bald aus­führ­lich ana­ly­sie­ren und dich, in­dem er die Pra­xis zur Theo­rie fügt, hof­fent­lich über­zeu­gen, mei­ne Lie­be, dass du un­ter al­len Ver­gnü­gen des Ge­schlechts­ge­nus­ses ein­zig die­sem den Vor­zug ge­ben musst.

DOLMANCÉ: Be­ei­len Sie sich mit Ihren Dar­le­gun­gen, Ma­da­me, ich be­schwö­re Sie, ich kann es nicht mehr aus- hal­ten; ich wer­de mich ent­la­den, ohne es zu wol­len, und die­ses fürch­ter­li­che Glied, zu ei­nem Nichts ge­wor­den, könn­te Ihren Be­leh­run­gen nicht mehr die­nen.

EUGENIE: Wie! Es ver­schwän­de, mei­ne Lie­be, wenn es den Sa­men ver­lö­re, von dem du mir er­zählst! … Oh, lass mich es ihn ver­lie­ren ma­chen, da­mit ich sehe, was aus ihm wird … Und au­ßer­dem wür­de es mir sol­chen Spaß ma­chen, das flie­ßen zu se­hen!

MADEME DE SAINT-ANGE: Nein, nein, Dol­man­cé, ste­hen Sie auf; den­ken Sie dar­an, dass dies der Preis für Ihre Mü­hen ist und dass ich ihn Ih­nen erst über­las­sen kann, wenn Sie ihn ver­dient ha­ben.

DOLMANCÉ: Gut; doch wäre et­was da­ge­gen ein­zu­wen­den, dass Sie, um Eu­ge­nie bes­ser von all dem zu über­zeu­gen, was wir über das Ver­gnü­gen vor­tra­gen wer­den, sie zum Bei­spiel vor mei­nen Au­gen wichs­ten?

MADEME DE SAINT-ANGE: Zwei­fel­los nichts, und ich wer­de es mit umso grö­ße­rer Freu­de tun, als die­se lust­vol­le Epi­so­de un­se­ren Be­leh­run­gen nur för­der­lich sein kann. Lege dich auf das Sofa, mei­ne Lie­be.

EUGENIE: O Gott, was für eine ent­zücken­de Ni­sche! Aber wozu all die­se Spie­gel?

MADEME DE SAINT-ANGE: Weil sie, in­dem sie tau­send­fäl­tig die Stel­lun­gen wie­der­ho­len, un­end­lich die glei­chen Genüs­se in den Au­gen de­rer ver­meh­ren, die sie auf die­ser Ot­to­ma­ne kos­ten. Kein Teil des einen oder des an­de­ren Kör­pers kann auf die­se Wei­se ver­bor­gen blei­ben: Al­les muss sicht­bar sein; es sind eben­so viel Grup­pen, die sich um die scha­ren, die die Lie­be ver­ket­tet, eben­so viel Nach­ah­mer ih­rer Won­nen, eben­so vie­le köst­li­che Bil­der, an de­nen ihre Lüs­tern­heit sich be­rauscht und die dazu die­nen, sie selbst zu ver­voll­komm­nen.

EUGENIE: Die­se Er­fin­dung ist wun­der­bar!

MADEME DE SAINT-ANGE: Dol­man­cé, ent­klei­den Sie selbst das Op­fer.

DOLMANCÉ: Das ist nicht schwer, da man nur die­sen Schlei­er weg­neh­men muss, um die rüh­rends­ten Rei­ze nackt zu er­bli­cken. (Er zieht sie nackt aus, und sei­ne ers­ten Bli­cke zie­len so­gleich auf den Hin­tern.) Ich soll ihn also se­hen, die­sen gött­li­chen und kost­ba­ren Arsch, nach dem ich so lei­den­schaft­lich ver­lan­ge! … Beim Him­mel! Wel­che Rund­lich­keit und wel­che Fri­sche, wel­cher Glanz und wel­che Ele­ganz! … Ich habe noch nie einen schö­ne­ren ge­se­hen!

MADEME DE SAINT-ANGE: O Spitz­bu­be! Wie dei­ne ers­ten Hul­di­gun­gen dein Ver­gnü­gen und dei­ne Nei­gun­gen be­wei­sen!

DOLMANCÉ: Aber kann es denn auf der Welt et­was ge­ben, das dem gleich­käme? … Oh, hät­te die Lie­be gött­li­che­re Al­tä­re? … Eu­ge­nie … herr­li­che Eu­ge­nie, las­sen Sie mich die­sen Arsch mit den sü­ßes­ten Lieb­ko­sun­gen be­de­cken! (Er be­tas­tet und küsst ihn be­geis­tert.)

MADEME DE SAINT-ANGE: Hö­ren Sie auf, Li­ber­tin! … Sie ver­ges­sen, dass mir al­lein Eu­ge­nie ge­hört, der ein­zi­ge Preis der Leh­ren, die sie von Ih­nen er­war­tet; erst nach­dem sie sie emp­fan­gen hat, wird sie Ihr Lohn. Hal­ten Sie die­se Glut zu­rück, oder ich wer­de böse.

DOLMANCÉ: O Schel­min! Das ist Ei­fer­sucht … Nun, über­las­sen Sie mir Ihren: Ich wer­de ihn mit den glei­chen Hul­di­gun­gen über­häu­fen. (Er nimmt Ma­da­me de Saint-Ange den Ga­ze­stoff weg und lieb­kost ih­ren Hin­tern.) Oh, wie schön er ist, mein En­gel… wie köst­lich ist auch er! Las­sen Sie mich sie ver­glei­chen, einen ne­ben dem an­de­ren be­wun­dern: Das ist Ga­ny­med ne­ben Ve­nus! (Er be­deckt bei­de mit Küs­sen.) Ma­da­me, könn­ten Sie nicht, um mei­nen Au­gen stän­dig das be­zau­bern­de Schau­spiel von so­viel Schön­heit zu bie­ten, ein­an­der um­schlin­gen und mir so im­mer­fort die köst­li­chen Är­sche zei­gen, die ich ver­göt­te­re?

MADEME DE SAINT-ANGE: Si­cher­lich! … So, sind Sie zu­frie­den? … (Sie um­schlin­gen ein­an­der so, dass sich ihre Är­sche Dol­man­cé ge­gen­über be­fin­den.)

DOLMANCÉ: Es könn­te nicht bes­ser sein: Das ist ge­nau, was ich woll­te; be­we­gen Sie die­se schö­nen Är­sche mit al­lem Feu­er der Lüs­tern­heit; he­ben und sen­ken Sie sie rhyth­misch; las­sen Sie sie den Im­pul­sen fol­gen, die ih­nen die Lust ein­gibt! Gut, gut, das ist herr­lich!

EUGENIE: O mei­ne Lie­be, wel­ches Ver­gnü­gen du mir machst! … wie nennt man das, was wir da tun?

MADEME DE SAINT-ANGE: Wich­sen, mein Lieb­chen … sich Lust ver­schaf­fen; aber war­te, lass uns die Plät­ze tau­schen; be­trach­te mei­ne Fot­ze … So nennt man den Tem­pel der Ve­nus. Sieh ihn dir ge­nau an, die­sen Spalt, den dei­ne Hand be­deckt: Ich will ihn ein we­nig öff­nen. Die­se Er­he­bung, die ihn krönt, wie du siehst, heißt Hü­gel: Er be­deckt sich ge­wöhn­lich mit vier­zehn oder fünf­zehn Jah­ren mit Haa­ren, wenn ein Mäd­chen die Re­gel be­kommt. Die­ses Züng­lein, das man dar­un­ter ent­deckt, heißt Kli­to­ris. In ihr liegt die gan­ze Emp­fin­dungs­fä­hig­keit der Frau; sie ist auch der gan­ze Sitz der mei­nen; man kann mich an die­ser Stel­le nicht kit­zeln, ohne dass ich vor Lust au­ßer mir ge­ra­te. Ver­su­che es … O klei­ne Schel­min! Wie du los­legst! … Man möch­te sa­gen, du hät­test dein Le­ben lang nichts an­de­res ge­tan! … Hör auf! … Hör auf! … Nein, ich sage dir, ich will mich nicht hin­ge­ben! … Oh, hal­ten Sie mich zu­rück, Dol­man­cé! … Ich bin nahe dar­an, un­ter den Zau­ber­fin­gern die­ses hüb­schen Mäd­chens den Kopf zu ver­lie­ren!

DOLMANCÉ: Nun, wenn es mög­lich ist, ihre Ge­dan­ken ab­zu­küh­len, in­dem Sie sie va­ri­ie­ren, wich­sen Sie sie selbst; hal­ten Sie sich zu­rück. Sie al­lein soll sich hin­ge­ben. So, ja! … in die­ser Hal­tung; ihr hüb­scher Arsch be­fin­det sich auf die­se Wei­se un­ter mei­nen Hän­den; ich wer­de ihn leicht mit dem Fin­ger rei­zen. Ge­ben Sie sich hin, Eu­ge­nie; über­las­sen Sie all Ihre Sin­ne dem Ver­gnü­gen; es soll der ein­zi­ge Gott Ihres Le­bens sein; ihm al­lein soll ein jun­ges Mäd­chen al­les op­fern, und nichts darf in sei­nen Au­gen so hei­lig sein wie das Ver­gnü­gen.

EUGENIE: Oh je­den­falls ist nichts so won­ne­voll, ich füh­le es … Ich bin au­ßer mir … Ich weiß nicht mehr, was ich sage, noch, was ich tue …