Die Piraten von Shan - Harold L. Goodwin - E-Book

Die Piraten von Shan E-Book

Harold L. Goodwin

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Beschreibung

Deutsche Fassung des im Jahre 1958 erschienenen Abenteuer-Romans 'The Pirates of Shan', den Harold L. Goodwin unter seinem Pseudonym 'John Blaine', verfasst hat. Er ist Teil seiner lehrreichen Jugendbuchserie um den jungen Helden 'Rick Brant' und seiner Freunde. Zwei amerikanische Wissenschaftler sind im philippinischen Dschungel verschwunden und eine gefährliche Suche nach ihnen beginnt. Kein Mobilfunk, kein Internet, man hat aber das 'Neueste' dabei, das damals zur Verfügung stand. Was als 'moderne Elektronik' galt - tragbare Funksets oder Drahtaufzeichnungsgeräte, machen das Buch auch deshalb zu einem Retro-Abenteuer. Das Equipment erweist sich aber dennoch als sehr hilfreich im Kampf gegen blutrünstige Piraten, auf die sie bald stoßen werden, im Herzen der pazifischen Tropen. Fantasiereich für den jugendlichen Leser geschrieben, der sich wohl gerne mit den jungen Burschen identifiziert, wird auch der eine oder andere Erwachsene Gefallen an dem Abenteuerroman finden können und die durchgehende Spannung schätzen, besonders wenn man respektiert, in welcher Zeit er verfasst wurde. Das Buch ist auch deshalb recht lesenswert, weil man viel über die Leute und das Land im pazifischen Feuerring lernt, mit interessanten Beschreibungen von Landschaften, Orten und nicht zuletzt der See und ihren vielen Inseln. Dazu erfährt man viel Wissenswertes über die verschiedenen Kulturen, was der Handlung ein sehr plastisches Bild gibt, das man immer vor Augen hat.

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Seitenzahl: 217

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die verschwundenen Wissenschaftler

Der Hindu Händler

Im Bagobo Land

Das Geheimnis des Häuptlings

Die Spur der Sampaguita

Der Mann mit dem roten Fez

Neuigkeiten in Zamboanga

Das Boot

Swift Arrow

Die Moro-Messer

Südlich von Sulu

Die tanzenden Piraten

Die Suche auf dem weiten Meer

Die zwei Datus

Das hohe Feuer

Der Angriffsplan

Die schwarze Felsenklippe

Die Funkverbindung

Im Schutz der Dunkelheit

Chahda fegt über die See

Die Patrouille übernimmt

Spindrift Island, eine fiktive Insel vor der Küste von New Jersey, USA

VORWORT

Dies ist die deutsche Fassung des im Jahre 1958 erschienenen Abenteuerromans 'The Pirates of Shan', den Harold L. Goodwin unter seinem Pseudonym 'John Blaine', verfasst hat. Er ist Teil seiner lehrreichen Buchserie um den jungen Helden 'Rick Brant' und seine Freunde.

Zwei amerikanische Wissenschaftler sind im philippinischen Dschungel verschwunden und eine gefährliche Suche nach ihnen beginnt. Kein Mobilfunk, kein Internet, man hat aber das 'Neueste' dabei, das damals zur Verfügung stand. Was als 'moderne Elektronik' galt – tragbare Funksets oder Drahtaufzeichnungsgeräte, machen das Buch auch deshalb zu einem Retro-Abenteuer. Das Equipment erweist sich aber dennoch als sehr hilfreich im Kampf gegen blutrünstige Piraten, auf die sie bald stoßen werden, im Herzen der pazifischen Tropen.

Fantasiereich, für den jugendlichen Leser geschrieben, der sich wohl gerne mit den jungen Burschen identifiziert, wird auch der eine oder andere Erwachsene Gefallen an dem Abenteuerroman finden können und die durchgehende Spannung schätzen, besonders wenn man respektiert, in welcher Zeit er verfasst wurde.

Das Buch ist auch deshalb recht lesenswert, weil man viel über die Leute und das Land im pazifischen Feuerring lernt, mit interessanten Beschreibungen von Landschaften, Orten und nicht zuletzt der See und ihren vielen Inseln. Dazu erfährt man viel Wissenswertes über die verschiedenen Kulturen, was der Handlung ein sehr plastisches Bild gibt, das man immer vor Augen hat.

Die Philippinen, Handlungsort des Buches

Kapitel I

Die verschwundenen Wissenschaftler

'Wir sollten besser etwas unternehmen', sagte Rick Brant mit grimmiger Stimme, 'und wir sollten es schnell tun'. Er hob einen Stein auf und warf ihn weit hinein in das grüne Wasser des Atlantiks, doch diese Aktion half wenig, ihn von seinen Sorgen und der Angespanntheit zu entlasten.

Don Scott, mit dem Nicknamen Scotty, sagte besänftigend: 'Ich weiß wie du dich fühlst. Mir geht es ähnlich. Vergiss nicht, dass dein Vater genauso besorgt ist, wie wir es sind – vielleicht sogar noch mehr, denn er fühlt sich verantwortlich. Ansonsten glaube ich, dass wir nicht lange warten müssen, jetzt, wo Colonel Rojas bei uns ist.'

Rick wusste, dass sein dunkelhaariger Kamerad recht hatte, aber Untätigkeit, selbst unter normalen Umständen, machte ihn rast- und ruhelos; und nun, da zwei angestellte Wissenschaftler auf mysteriöse Weise verschwunden waren, wurde sein angeborenes Verlangen, die Dinge zu beschleunigen, durch die Sorge für ihre Sicherheit verstärkt.

Die Spindrift Wissenschaftsstiftung, mit Hauptsitz auf der bekannten Insel Spindrift, vor der Küste von New Jersey gelegen, wurde von den meisten Leuten als eine typische Gruppe von Wissenschaftlern angesehen, sachlich und effizient, die manchmal wichtige Entdeckungen machten oder in wissenschaftliche Abenteuer verwickelt waren. Aber das Bild der Stiftung, wie es nur durch nüchterne, akademische Arbeiten vermittelt wurde, war meist falsch.

Die forschungsmäßige Leistungsfähigkeit und die Zielsetzungen von Spindrift konnten nicht angezweifelt werden. Was die Öffentlichkeit aber meist nicht genügend würdigte, waren die Mitarbeiter. Angeführt von dem Wissenschaftler und Vater von Rick Brant, war es mehr eine Familie als eine Gesellschaft.

Das Zentrum der Aktivitäten war das große Brant Haus und die angrenzenden Laboratorien auf der Insel Spindrift. Die Wissenschaftler waren nicht nur Kollegen, sondern enge, persönliche Freunde.

Als Folge dessen war das gesamte Personal der Stiftung besorgt, als der Zoologe Dr. Howard Shannon und der Archäologe Dr. Anthony 'Tony' Briotti nicht pünktlich von einer Expedition in die Sulusee zurückkamen. Alle Arbeiten wurden unterbrochen, während die Angestellten rätselten, was passiert sein konnte und was sie unternehmen sollten.

Rick Brant und sein Kumpel Scotty waren besonders aufgeregt, als die Zeit vorbeiging und Hartson Brant keine Entscheidung bezüglich einer Vorgehensweise fällen konnte. Rick wusste natürlich, dass sein Vater logisch vorging und Informationen von den Philippinen über Telegramme und Telefon erhalten hatte, aber er ärgerte sich über die bereits vorüber gegangenen Tage.

'Ich bin froh, dass Rojas hier ist', sagte Rick. 'Das bedeutet sicherlich, dass mein Vater sich jetzt entschieden hat. Und du weißt auch, was ich dabei hoffe, ist es nicht so?'

'Natürlich! Das würde ich mir auch wünschen, sagte Scotty, aber erhoffe dir nicht zu viel. Vielleicht wird dein Vater beschließen, dass das eine Arbeit für Profis ist und nicht für uns.

Hartson Brant war erst vor einigen Minuten von einem eiligen Abstecher rüber nach New York zurückgekommen. Er hatte Colonel Felix Rojas von der philippinischen Polizei mitgebracht. Der großgewachsene, schlanke Beamte, war derzeit zur Delegation seines Landes bei den Vereinten Nationen abgestellt. Er war ein alter Freund, was bis zu dem Abenteuer mit dem goldenen Schädel zurückging, als Rick, Scotty, Chahda und Tony Briotti zu den fabelhaften Reisterrassen von Ifugao gereist waren.

Der Colonel hatte ein verspätetes Mittagessen mit Dr. und Mrs. Brant. Ricks Vater hatte höflich, aber bestimmt, darauf hingewiesen, dass die beiden jungen Männer die Angelegenheit mit den vermissten Wissenschaftlern nicht zur Sprache bringen, bis der Colonel mit dem Essen fertig war. Dr. Brant hatte versprochen, sie dann zum Meeting zu rufen, was direkt nach dem Essen stattfinden sollte. Beide Burschen warteten so ungeduldig darauf, dass die Sitzung endlich beginnt, dass es ihnen so erschien, als würden die anderen unangemessen lange brauchen, ihr Mahl einzunehmen.

'Rick, Scotty, kommt in die Bibliothek.'

Nach diesem Ruf von Hartson Brant machten sich die jungen Kerle flugs auf den Weg und rannten von der Ufergegend zum großen Brant Haus. Als sie eintraten, kam Hobart Zircon gerade die Treppe von seinem Zimmer herunter. Der angesehene Nuklearphysiker grüßte sie mit einem kameradschaftlichen Winken. 'Also, ihr beiden seid auch bei dem Meeting anwesend, ja? Ich glaube, wir werden unsere Kräfte wieder vereinen.'

Zircon war bei vielen Abenteuern der beiden Burschen dabei gewesen. Mehr als einmal, wurden sie durch seine enorme Größe und legendäre Stärke, aus kniffligen Situationen geholt. Der Physiker war deutlich über eins fünfundachtzig und wie ein Kampfstier gebaut. Er hatte auch eine donnernde Stimme, die seiner körperlichen Erscheinung entsprach.

Hartson Brant stellte Zircon dem Colonel Rojas vor, winkte die Gruppe zu den Stühlen und kam zur Sache. Er wandte sich an den philippinischen Beamten: 'Lassen Sie mich im Namen aller sagen, wie sehr wir in ihrer Schuld stehen, dass Sie ihr Büro, auf so kurze Ankündigung hin, verlassen haben, damit wir von ihren Empfehlungen und Ratschlägen profitieren können.'

'Das ist kein Problem. Wenn ich behilflich sein kann, würde es mich freuen. Vielleicht erzählen Sie alles von Anfang an, das wird die Dinge besser erklären.'

Der Wissenschaftler nickte zustimmend. 'Ich werde das gerne tun. Wie ich Ihnen schon auf dem Weg hier herüber gesagt habe, vermissen wir zwei unserer Mitarbeiter. Sie kennen einen von ihnen – Dr. Anthony Briotti. Der andere ist Dr. Howard Shannon, unser Zoologe. Tony, wie Sie wissen, ist der Archäologe. Sie sind vor mehreren Wochen zu einer gemeinsamen Expedition in die Sulusee aufgebrochen, um neue Hinweise für die Theorie der Wanderbewegungen der frühen Völker im Pazifikraum zu finden.

Hobart Zircon fügte hinzu: 'Wir haben vor einiger Zeit mit dieser Theorie auf einer Reise zu einer Insel im Westpazifik begonnen. Dr. Briotti hatte diese Arbeit während der Expedition zu den Reisterrassen fortgeführt. Ich denke, Sie haben ihn damals getroffen.'

'Das habe ich', sagte Colonel Rojas zustimmend. 'Wie ist die derzeitige Expedition mit ihrer vorherigen Arbeit verbunden? Die Kombination von einem Archäologen und einem Zoologen erscheint ungewöhnlich.'

'Tony hat festgestellt, dass der Ursprung der Bajaus, die Seezigeuner von Sulu, von Bedeutung sein könnte', erklärte Hartson Brant. 'Darüber hinaus wollte er Genaueres über die Bagobokultur herausfinden. Dr. Shannon hoffte, einige Hinweise beisteuern zu können, die auf frühen Wanderungen einiger Tiere vom asiatischen Festland auf die Inseln basieren.'

Colonel Rojas nickte. 'Ich verstehe. Die Anwesenheit einiger Tiere könnte darauf hinweisen, dass eine Landbrücke zwischen Sulu und dem Festland existiert hat, über die manche Urvölker eingewandert sein könnten.'

'Genau. Ich bin sicher, dass Sie auch wissen, dass unsere Mitarbeiter mit Dr. Remedios Okola von der Universität der Philippinen zusammenarbeiten. Von ihm haben wir erfahren, dass unsere Freunde verschwunden sind, nachdem sie es versäumt hatten, eine wichtige Verabredung einzuhalten.'

'Kennen Sie ihre Reiseroute?'

'Ja. Sie sind nach Manila geflogen und haben einige Tage mit Dr. Okola verbracht. Bei dieser Gelegenheit hatte er sie dazu überredet, ihre Pläne zu ändern, damit sie noch lange genug in Manila verweilen konnten, um ihn auf einer Reise zu den Reisterrassen zu begleiten. Sie flogen nach Zamboanga, mieteten irgendein Boot, und segelten nach Davoa über Cotabato. Sie sollten es in Davao zurücklassen und nach Manila zurückfliegen, um die Reise mit Okola zu machen. Danach würden sie nach Davao zurückkommen und das Boot wieder nehmen, um in die Sulusee zu gehen.' Die Lippen des Wissenschaftlers zogen sich zusammen, als er hinzufügte: 'Sie haben ihre Verabredung mit Okola niemals eingehalten!'

'Was hat Okola daraufhin getan?'

'Er hat sich an die Polizei gewandt und gebeten, Nachforschungen anzustellen. Dabei dachte er noch, dass sie sich verspätet haben könnten. Die Polizei von Davao hat einen Bericht geschickt, dass Shannon und Briotti ihr Ziel Davao erreicht haben und einen Lastwagen bestellt hatten, der sie nach Bagobo Stadt bringen sollte. Der Lastwagenfahrer hatte sie an einen Fußpfad zur Stadt abgesetzt. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen.'

Rojas rieb sich gedankenvoll sein Kinn. 'Haben Sie etwas vom amerikanischen Konsulat in Manila gehört?'

'Ja, am Telefon, am gleichen Tag, an dem ich mit Okola gesprochen hatte. Das Konsulat hatte ihre Regierung um Hilfe gebeten. Gestern jedoch, habe ich ein Telegramm erhalten, in dem steht, dass auch eine zweite Untersuchung nichts Neues ergeben hatte.

Er scheint so, dass unserer beider Regierungen alles getan haben, was sie können; aber sicherlich dürfen wir es nicht dabei belassen. Ich habe deshalb entschieden, Dr. Zircon zusammen mit Rick und Scotty loszuschicken, um die Jagd nach unseren Freunden aufzunehmen.

Rick und Scotty warfen sich Blicke der Erleichterung zu. Das war es, was sie erhofft und erwartet hatten.

Der Colonel nickte. 'Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen Dr. Zircon zu treffen, aber ich habe Rick und Scotty in Aktion erlebt. Sie sind einfallsreich und sie haben Glück – zwei notwendige Voraussetzungen für eine Expedition wie diese. Planen Sie auch ihren Hindu-Freund Chahda einzusetzen?'

'Ja', sagte Hartson Brant. 'Ich habe ihm, über seine Organisation, ein Telegramm geschickt, er hat aber noch nicht geantwortet.'

Rick lehnte sich angespannt nach vorne. Er hatte vor einigen Tagen vorgeschlagen, Chahda um Hilfe zu bitten, aber sein Vater wartete zu dieser Zeit noch auf eine Nachricht vom amerikanischen Konsulat. Chahda, einst ein Bettlerjunge aus Bombay, wurde ein enger Freund, seit der Expeditionsreise in Tibet. Er war ein echter Zauberer, wenn es darum ging, Informationen zu bekommen.

Chahda war nun ein Verbindungsassistent und Sekretär des obersten Agenten von JANIG, der Geheimorganisation, die mit dem Schutz der am strengsten gehüteten Geheimnisse der Vereinigten Staaten beauftragt war.

Der Chef des jungen Hindu, Carl Bradley, war ein alter Freund von Hartson Brant. Rick wusste, dass Bradley Chahda sofort freistellen würde, wenn Hilfe für Spindrift benötigt wurde, nicht nur wegen der Freundschaft zu den Brants, sondern weil die Wissenschaftler von der Insel einmal dabei behilflich waren, einen Fall für den Fernostagenten zu lösen.

Chahda würde bei der Suche nach den verschollenen Forschern von besonderem Wert sein, denn er kannte sich gut auf den Philippinen aus und hatte auch Freunde dort. Es erschien Rick so, dass sein Vater Chahda per Adresse von Bradley kontaktiert hatte, über den Spindrift Kontaktmann bei JANIG – Spezialagent Steve Ames.

Colonel Rojas steckte sich eine Manila Zigarre an und lehnte sich im Stuhl zurück. 'Lasst uns zuerst einmal über die Gegend reden, wo eure Freunde verschwunden sind. Davao ist auf der Insel Mindanao, die größte in den Philippinen. Es ist eine ruhige Region, zumindest die meiste Zeit über, obwohl wir dort eine Mischung aus Moros, Christen und Heiden haben.'

Rick kannte die Moros, philippinische Einwohner moslemischen Glaubens. Sie waren als tapfere und mörderisch kämpfende Männer bekannt. Die Heiden waren primitive Völker, wie die Bagobos.

'Davao ist eine große, halbwegs moderne Stadt. Aber wenn man sich außerhalb des engeren Stadtbezirks befindet, wird das Land wild. Einige der Bagobo Dörfer liegen nahe bei Davao. Die Einwohner dort sind friedlich und ziemlich harmlos, aber es gibt Wilde im Hinterland, die es unter Umständen nicht sind.'

'Vielleicht sollten wir Waffen mitnehmen', sagte Zircon.

'Das würde ich auch vorschlagen', stimmte Lacson zu. 'Zumindest ein Gewehr und irgendeine Handwaffe.'

Scotty meldete sich zu Wort: 'Ich kann mein Gewehr mitnehmen.'

'Und ich kann mir die Fünfundvierziger Automatik von Hartson borgen', fügte Zircon hinzu.

'So ist es gut', stimmte der Colonel zu. Ihr könnt euch auch immer an die Polizei wenden und um Hilfe bitten. Ich werde euch Schreiben mitgeben, die an alle kommandierenden Offiziere in der Gegend gerichtet sind.'

Rick wusste, dass dies viele Türen öffnen würde, denn Rojas war nicht nur ein ehemaliger Kommandant bei der Polizei, sondern auch sehr beliebt bei der ganzen Truppe.

'Was sollen wir anziehen, Colonel?', fragte Rick.

'Ich vermute, ihr nehmt das Flugzeug. Das bedeutet wenig Gepäck zum Mitnehmen. Ein Tropenanzug und der Rest feste Kleidung wäre mein Vorschlag.'

Scott änderte das Thema. 'Sir, haben Sie irgendeine Idee, was unseren Freunden passiert sein könnte?'

Der Offizier zuckte mit den Achseln. 'Keine andere, als ihr auch haben würdet. Wissenschaftler sind im Allgemeinen nicht reich genug, um sie auszurauben, aber wiederum nicht so arm, dass sie ungeschoren davonkommen. Ein Raubüberfall ist immer möglich, obwohl unwahrscheinlich, mit einer Ausnahme. Hatten sie irgendwelche Waffen dabei?'

'Shannon hatte einen Jagdbogen und Pfeile', antwortete Mr. Brant. Er hatte geplant, einige Exemplare wilder Tiere mitzubringen. Briotti führte keinerlei Waffen mit sich.'

'Dann schließt das die einzige Möglichkeit eines Raubüberfalls aus, an die ich denken kann. Wenn sie gut bewaffnet gewesen wären, hätten sie die Moros vielleicht angegriffen, um an ihre Waffen zu kommen. Die Moros lieben Waffen aller Art und würden unter Umständen dafür töten, um sie zu bekommen– ein Punkt, an man denken sollte.'

Rick schüttelte seinen Kopf. 'Es ist schwer, sich vorzustellen, warum ihnen irgendjemand ein Leid antun sollte – falls man es überhaupt getan hat. Ich denke, wir gehen besser sobald als möglich nach Mindanao. Wann brechen wir auf, Vater?'

'Morgen Nacht, mein Sohn. Ich habe die Reservierungen für euch vorgenommen, während ich in New York war.'

'Werden wir spezielle Ausrüstung mitnehmen?', fragte Scotty.

Rick hatte selbst an diesen bestimmten Punkt gedacht. 'Ich plane die Megabuck Funkgeräte mitzunehmen. Sie werden nützlich sein, wenn wir uns trennen müssen.'

Ein kleines Netzwerk von drei Miniaturfunkeinheiten, Sender und Empfänger in einem, waren eine unschätzbare Hilfe gewesen, als man eine Gruppe von ausländischen Agenten stellen konnte, die Pläne der Vereinigten Staaten für Interkontinentalraketen stehlen wollten.

Zircon und Scotty waren sich einig, dass die Funkeinheiten gut zu gebrauchen sein würden, und der Physiker fügte hinzu: 'Ich habe ein batteriebetriebenes Drahttongerät, dass ich für die Aufzeichnung von Notizen benutze. Ich werde das mitnehmen. Es könnte sich als wertvoll erweisen, Gespräche für spätere Übersetzungen aufzuzeichnen.

'Eine gute Idee', stimmte der Colonel zu. 'Der lokale Dialekt wird Chebucano genannt. Natürlich sprechen viele Leute Englisch. Habt ihr einen Atlas? Ich denke, es wäre nützlich, wenn wir uns eine Karte von Mindanao und des Sulu Seegebiets ansehen.'

Das Studium der Karte war sehr hilfreich. Die drei sogen das Wissen und die Informationen über die Gegend auf, die Colonel Rojas parat hatte. Sie kannten zwar die Philippinen durch andere Abenteuer, aber das war ein spezieller Teil dieser Welt, den keiner von ihnen zuvor gesehen hatte und sich, ein paar Grad über dem Äquator, in den tiefsten Tropen befand. Westlich von Mindanao war die Sulusee, mit der Celebessee in der südlichen Richtung. Die weit verstreuten Zentren der Zivilisation hatten berühmte, die Fantasie anregende Namen wie Jolo, Tawi Tawi, Cotabato und Zamboanga.

Später diktierte der Filipino-Offizier Ricks Schwester Barby die Einführungsschreiben.

Barby war ein blondes Mädchen, ein Jahr jünger als ihr Bruder. Sie schrieb das Diktierte direkt in die Schreibmaschine. Als die Briefe unterschrieben und an Dr. Zircon ausgehändigt waren, begleitete Hartson Brant den Colonel auf das Festland, wo bereits Vorbereitungen getroffen wurden, damit ihn ein örtliches Taxi zurück nach New York bringt. Rojas bemerkte beim Abschied: 'Diese Angelegenheit bereitet mir Sorgen. Ich bin sehr an den weiteren Entwicklungen interessiert, und ihr werdet eher von mir hören, als ihr denkt.'

Scotty und Rick trafen sich danach im Zimmer von Rick und unterhielten sich, während sie die Funkgeräte mit frischen Batterien versorgten.

'Ich würde gerne wissen, wie lange es dauern wird, bis wir von Chahda hören', fragte Rick.

'Das hängt davon ab, wo er ist und wie schnell Steve Ames eine Nachricht zu ihm bringen kann. Er wird mit uns kommen, wenn er kann. Darauf kannst du wetten.'

'Das hoffe ich doch', sagte Rick gedankenvoll. 'Wir werden in ein paar Tagen in Manila sein, und wir brauchen ihn. Wir haben einen Job vor uns, denn Tony und Shannon sind nicht verloren gegangen, da kannst du dir sicher sein. Sie sind nicht von der Art, die verloren geht. Und wenn sie in irgendeinen Unfall verwickelt gewesen wären, hätten wir davon gehört.'

'Was soll das heißen?'

Ricks Augen trafen die von Scotty. 'Das lässt nur eine logische Antwort zu, nicht wahr? Sie wurden entweder getötet oder gefangen genommen.'

Kapitel II

Der Hindu Händler

Sechsunddreißig Stunden später – nach einem aufreibenden Trans-Pazifik Flug, mit nur sehr kurzen Aufenthalten, um das Flugzeug zu wechseln, waren Rick, Scotty und Zircon in Manila.

Als sie erst drei Stunden in der Stadt waren, hatten sie bereits das amerikanische Konsulat besucht und herausgefunden, dass es keine neuen Nachrichten bezüglich der vermissten Wissenschaftler gab.

Sie hatten auch einen Termin zum Mittagessen mit Dr. Okola vereinbart und Sitze auf dem Philippine Airlines Flug nach Davao, am nächsten Morgen, gebucht.

Rick lief umher und trank ein Glas mit frischer Limonade, die mit Calamansi, den winzigen, scharfen lokalen Limonen hergestellt wurde.

Er hatte die letzten drei Tage damit verbracht, abwechselnd zu dösen und über das Problem der vermissten Wissenschaftler nachzudenken. Je mehr er sich über deren seltsames Verschwinden Gedanken machte, umso besorgter wurde er.

'Es gibt überhaupt keinen Grund dafür', sagte er laut vor sich hin.

Scotty schaute von seinem Stuhl auf, wo er Platz genommen hatte und die Manila Times las. Dem stattlichen Burschen musste man nicht erklären, was sein Freund dachte.

'Es gibt kein Motiv, das wir erkennen können', stimmte er zu. 'Dennoch muss es irgendeinen Grund geben.'

Hobart Zircon sprach von dem Schreibtisch aus, an dem er gerade eine Notiz an Hartson Brant schrieb: 'Du wirst dich vielleicht erinnern, Rick, dass wir schon auf anderen Expeditionen waren, wo die Gründe für bestimmte Ereignisse genauso verwirrend waren, wie jetzt.'

Rick kannte diese Art von Vorfällen, welche der Physiker meinte. Nur wenige Meter von genau diesem Zimmer entfernt, als sie schon einmal in Manila waren, in der Stadt, mit ihren antiken Mauern, gerieten er und Scotty unter den Beschuss von Gewehrfeuer, für einen Grund, den sie zu diesem Zeitpunkt nicht haben erahnen können.

'Hört euch das an', sagte Scotty plötzlich. Er las aus der Zeitung: 'Das amerikanische Konsulat hat heute bekannt gegeben, dass drei Mitglieder der Spindrift Stiftung in Manila angekommen sind, um sich auf die Suche nach den amerikanischen Wissenschaftlern zu machen, die vor Kurzem als vermisst gemeldet wurden. Die Forscher sind nördlich von Davao verschwunden. Ende der Nachricht.'

'Das ist kurz und präzise', war der Kommentar von Rick, ein wenig bitter. 'Sie kümmern sich offensichtlich nicht besonders um zwei vermisste Amerikaner, ist es nicht so?'

'Und es ist erst auf Seite siebzehn', fügte Scotty hinzu. Er schlug wieder die erste Seite der Zeitung auf und sagte: 'Jetzt schaut euch diese Schlagzeile an.'

Über die gesamte Titelseite hinweg prangte folgende Schlagzeile: 'WO IST ELPIDIO TORRES?'

'Wer ist das?', fragte Rick.

'Ein Filipino Kind. Er ist, weggelaufen verloren gegangen oder wurde entführt. Keiner weiß genau, was passiert ist. Sein Vater ist eine große Nummer im Zuckergeschäft und ein Politiker. Das Kind ist schon seit Wochen weg, aber die Zeitung bringt es immer noch, oben auf Seite eins.'

Rick schniefte. 'Schlagzeilen für einen Filipino-Jungen und die Seite siebzehn für zwei amerikanische Wissenschaftler. Ein ziemlicher Gegensatz!'

Hobart Zircon klebte eine Marke auf den Brief und kam rüber zu den jungen Männern.

'Du siehst das nicht richtig, Rick. Nimm mal an, zwei philippinische Wissenschaftler wären in den Rocky Mountains verloren gegangen, und der Sohn eines tonangebenden amerikanischen Bürgers würde vermisst. Wie würden unsere eigenen Zeitungen damit umgehen?'

Rick musste grinsen. 'Der Schwerpunkt würde wohl auf den heimischen Jungen gelegt, nehme ich an. Sie haben recht, Professor. Ich bin nur verärgert. Ich hatte gehofft, dass etwas mehr vom Konsul gekommen wäre, heute Morgen.'

Der Vizekonsul, der mit diesem Fall betraut wurde, konnte nichts hinzufügen, was sie selbst nicht wussten; dennoch hatten sie die vage Hoffnung, mehr Informationen zu bekommen. Der amerikanische Botschafter hatte Zusicherungen von der philippinischen Regierung erhalten, dass man der Spindrift Suchmannschaft jede mögliche Hilfe gewährt und dass die Polizei ihre Jagd nicht aufgeben würde. Mehr konnte man nicht tun. Das amerikanische Konsulat hatte keine Mittel und Ressourcen, mit denen man eine Suche durchführen konnte.

'Kommt mit', sagte Zircon, 'es ist Zeit für das Mittagessen. Dr. Okola wird in ein paar Minuten bei uns sein.'

'Nun gut', sagte Rick, 'aber ich wünschte mir, dass wir mit unserer Suche beginnen oder jemanden finden könnten, der uns hilft. Selbst Chahda hat sich nicht blicken lassen, und wir haben auch keine Nachricht von meinem Vater.'

Als sie hinunter ins Speisezimmer gingen, bemerkte Scotty, dass Chahda vielleicht schwer zu erreichen sei. 'Alles, was wir wissen ist, dass er sich inmitten von Malaysia befindet, oder an irgendeinem anderen Ort. Er würde kommen, wenn er könnte, Rick.'

Rick wusste, dass Scotty recht hatte. Chahda hatte seine Loyalität und Freundschaft mehr als einmal bewiesen. Deshalb hoffte er, dass er noch kommen würde. Der junge Hindu, mit seiner Bildung, die er sich aus seinem Welt-Almanach angeeignet hatte, würde eine große Hilfe sein.

Chahda hatte sich nicht nur sämtliche Dinge in diesem Buch gemerkt, er schien auch einen sechsten Sinn für Menschen und Orte zu haben, was stets eine Quelle der Verwunderung für Rick und Scotty gewesen war.

Das Mittagessen mit Dr. Okola war angenehm, obwohl es zu einem Fortschritt, hinsichtlich der Suche, nichts beitragen konnte. Rick und Scotty erinnerten sich an die Goldener Schädel-Expedition mit dem philippinischen Archäologen und genossen die Zeit. Sie trennten sich unter der Zusicherung von Dr. Okola, dass er bereit war, in jeglicher Weise zu helfen.

Als Rick nach dem Essen die Tür des Raumes öffnete, sagte er: 'Ich denke, es ist nun an uns…' Er hielt mit einem Freudenschrei inne, als die Tür aufschwang. Am Fenster saß jemand, der auf sie wartete, ein schlanker, dunkelhäutiger Bursche mit einem Turban. Chahda!

Der junge Hindu schubste sie vor Freude, dann schüttelte er die Hände von Zircon. 'Es ist gut, wenn sich alte Freunde treffen', rief Chahda aus, 'sogar unter solch unglücklichen Umständen.'

'Warum hast du nicht telegrafiert?', fragte Rick. 'Wir hatten gedacht, dass JANIG in der Lage sei, dir die Nachricht zukommen zu lassen.'

'Ich war mit meinem Boss Carl Bradley in Singapur', erklärte Chahda. 'Als die Nachricht kam, sagte er, ich solle gehen und meinte, ›in der Zeit, die es braucht, ihnen eine Antwort schicken, bist du auch schon da‹. Er hatte recht. Ich war vor euch hier, schon seit zwei Tagen.'

'Seit zwei Tagen!', rief Scotty aus. 'Was hast du gemacht?'

Chahda verbeugte sich. 'Scotty, sei ein wenig respektvoller. Du sprichst jetzt mit Raman Sunda, einem Stoffverkäufer.'

'Ich werde dir den entsprechenden Respekt erweisen', sagte Scotty mit einem Grinsen. 'Meintest du wirklich Stoffe?'

'Ja, Tücher, Textilien', antwortete Chahda.

'Textilien', bei dem Wort dröhnte Zircons Stimme. 'Chahda, was um alles in der Welt hat ein Hindu-Textilhändler mit dem Auffinden von Briotti und Shannon zu tun?'

'Sehr viel, Professor. In diesem Land gibt es viele Hindus wie mich, die Textilien verkaufen. So kann ich reisen und mich umhören.'

Rick hatte immer noch nicht verstanden. 'Aber warum, Chahda?'

'Wir haben doch eine gemeinsame, gedankliche Basis, die du so schätzt, Rick. Das ist ein Land, wo Menschen mit brauner Haut wohnen, wie ich. Manche Leute werden nur mit mir sprechen und nicht mit dir. Ich gehe allein nach Davao, auf der Insel von Mindanao. Im Almanach steht, dass es eine große Stadt ist, mit 111,263 Einwohnern. Manche dort, könnten etwas wissen. Meine Freunde hier haben mich zu einem Freund in Davao geschickt. Er kann behilflich sein, Leute zu treffen, die vielleicht von Nutzen sein können. OK?'

'Ich hätte es wissen sollen', sagte Rick mit Bewunderung. 'Man muss es wirklich dir überlassen, Nachrichten auszugraben.'

Chahda zwinkerte. 'Die Hindus sind bekannt für ihre Ideen. Ich gehe also heute Nacht nach Davao. Ihr kommt doch auch? Bleibt dort im Apo View Hotel. Das ist sehr gut, ich war selbst schon da. Wir sollten uns aber für eine Weile nicht kennen, denke ich. Ich komme deshalb mit einem speziellen Schlüssel zu euren Zimmern. Den hat mir mein Boss gegeben; er öffnet viele Türen.'

'Es ist besser, wenn ich zuerst alleine arbeite.'

Scotty fragte, 'wie viel weißt du über das Verschwinden unserer Freunde, Chahda?'

Der junge Hindu begann mit einer knappen und präzisen Schilderung. Rick war nicht überrascht, als er herausfand, dass Chahda bereits alles wusste, was sie herausgefunden hatten.

'Du verblüffst uns immer wieder', dröhnte Zircons Stimme erneut.

Rick ging zu seinem Koffer und nahm ein Gerät des Megabuck