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Damian Mohler hat mit „Die Reise des kleinen Engels Thot“ eine märchenhafte und berührende Fabel über den Kreislauf des Lebens geschrieben. Fabeln waren schon immer ein wunderbarer Weg zu lehren, zu berühren, zu verändern; sie geben uns Mut und bringen uns Liebe; sie aktivieren unseren Sinn für Abenteuer und neue Erfahrungen, sie können klären und heilen. Sterben und Tod haben in der Vergangenheit in der westlichen Gesellschaft ein Tabuthema dargestellt – und so ist es oft auch heute noch. Nicht viele wollen sich damit beschäftigen und noch weniger darüber sprechen. Das Thema Tod wird sozusagen oft „totgeschwiegen“. Dogmatische Lehren brachten Angst vor dem Tod und konnten das Leiden und die Trauer durch die Trennung von einem geliebten Menschen noch verstärken. Ich selbst, in einer westlichen Gesellschaft aufgewachsen, machte meine erste „leichte“ Erfahrung mit dem Tod 1993 auf einer Reise nach Bali. Wir nahmen an einer hinduistischen Verbrennungszeremonie für die Verstorbenen teil. Die Hindus glauben an die Wiedergeburt und dass die Seele, nachdem sie den menschlichen Körper verlassen hat, wieder neu inkarniert, um zu ihren geliebten Menschen zurückzukehren. Dies kann jedoch erst geschehen, wenn die alte Hülle, d. h. der Körper, verbrannt wurde. Die Zeremonie in Bali war von Freude erfüllt – der Kreislauf von Geburt, Leben und Tod hatte sich geschlossen und konnte jetzt auf ein Neues beginnen. Genau diesen Zyklus von Geburt, Leben und Tod als einen ewigen Kreislauf beschreibt Damian Mohlers Fabel. Sie enthält dabei jedoch keine religiösen Anbindungen oder Dogmen. Damian Mohler lässt den Leser durch den Protagonisten diesen Zyklus miterleben. Die Entdeckungsreise des kleinen Engels Thot soll dem Leser helfen, ihm diesen Kreislauf nahezubringen und ihn zu verstehen. Schmerz und Trauer beim Tod eines geliebten Menschen sind menschlich. Doch im Verstehen dieses Kreislaufs können wir vielleicht ein Licht sehen und dadurch Heilung, Reife und Erkenntnis finden. Und wie der kleine Engel Thot beschreiben auch wir Menschen täglich die Reise durch die Höhen und Tiefen des Lebens in diesem Kreislauf. Herausforderungen, Verluste und Schmerz auf dieser Reise können uns dabei das Gefühl geben, dass wir zerbrechen, dass es nicht mehr weiter geht, und wir aufgeben wollen. Hier werden wir durch Thots Erfahrungen daran erinnert, dass im Dunklen dieser Gefühle immer noch die Hoffnung vorhanden ist. Damian besitzt das Talent, diese Weisheit und auch sein Wissen, das von seiner langjährigen Arbeit und seinen eigenen Erfahrungen geprägt ist, weiterzugeben. Einfühlsam, berührend und liebevoll vermittelt er durch die Entdeckungsreise des kleinen Engels Thot unsere eigene Reise zu uns selbst. Kristie Reeves Los Angeles, 18. August 2014
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Prolog
Während draußen leise der Schnee rieselte, lagst du auf dem Bett. In Grau waren die Sommerfelder gemalt. Die Vögel sangen nicht, die Bäche standen still, weder nah noch fern brannte ein Licht.
In deinem Himmel war kein Platz mehr für das Spiel der Drachen, kein Feuer für die kleine Kerze, keine Zeit mehr für unser Lachen. Schlaf, mein Vater, schlaf, ich liebe dich.
Der Beginn
Diese Geschichte – meine Geschichte, um genau zu sein – begann vor vielen, vielen Jahren. In einer Vergangenheit, die mir noch als damals in Erinnerung ist.
Damals, ach damals, als die Zeit noch jung war, die Blumen und das Lächeln eins, die Sonne und der Mond Bruder und Schwester waren. Damals, als wir träumten, dass das Leben wie ein Tautropfen im Morgentau eines großen Spinnennetzes war; gespiegelt in vielen tausend anderen Tautropfen oder eine von vielen Farben in einem Regenbogen ohne Anfang und ohne Ende ...
Kapitel 1: Mit staunenden Augen vor Daleds Tor
Ein kleiner Engel namens Thot stand am Rande des Himmels, weit oben über der Welt, ihren pulsierenden Städten und den unzähligen Menschen, die sie bewohnten. Menschen aller Gestalt und Wesensart, manche fleißig, manche faul, manche dumm, manche gescheit, und manche freundlich oder vergrämt. In dieser Welt ließen Kinder ihre Drachen steigen, lachten und weinten, und manchmal neckten sie sich in ihrem Ausgelassenheit.
Jener kleine Engel, dessen Kleid aus einem Hauch von Traumseide bestand, schwebte eines Tages – nicht richtig fliegend, aber auch nicht gehend – zu einem mächtigen Tor hinüber. Es war umrankt von weißen, schwarzen und dunkelroten Rosen; doch nicht sie waren es, die ihn anlockten. Schon aus der Ferne hatte er Lichtgestalten gesehen, die, mal zu zweit, mal zu mehreren, dorthin strömten. Im Dunkel der Nacht weithin sichtbar, blitzten Sterne um sie herum und der Boden warf sanft das kraftvolle Licht zurück, welches jede der Gestalten ausstrahlte. Thot war, als zöge es ihn unwiderstehlich dorthin. Beim Eingang angelangt, erblickte er einen stattlichen Engel in all seiner Pracht stehen. Sein Gewand, welches schwärzer als die tiefste Nacht war, zierte eine Spange, die in allen Prismenfarben funkelte. Das Auffallendste aber war sein Gesicht: Faltendurchwirkt schien es die Zeit selbst widerzuspiegeln und die dunklen Augen bargen das Wissen der ganzen Welt in sich. Tief beeindruckt blieb Thot stehen und schaute zu ihm hinauf.