Die Schauspielerin und der Millionär - Anna DePalo - E-Book

Die Schauspielerin und der Millionär E-Book

ANNA DEPALO

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Beschreibung

Eine Scheinbeziehung, um die Presse von ihrem spielsüchtigen Vater abzulenken? Schweren Herzens nimmt Schauspielerin Chiara den Vorschlag ihrer Agentin an und lässt Rick Serenghetti bei sich einziehen. Der Stuntman soll ihren Freund nur spielen - mehr auf gar keinen Fall! Denn Chiara hat gelernt, dass sie sich auf Männer nicht verlassen kann. Doch je länger sie mit Rick zusammen ist, desto mehr sprühen die Funken zwischen ihnen. Aber kann sie seinen Schwüren wirklich trauen? Er hat sie schon einmal belogen …

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Anna DePalo Originaltitel: „Hollywood Baby Affair“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2018 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Peter Müller

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733720353

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Die Schöne und der Stuntman! Hinter den Filmkulissen knistert es gewaltig!“

Die Schlagzeile der Klatsch-Internetseite ging Chiara Feran nicht aus dem Kopf. Dabei brauchte sie gerade jetzt ihre ganze Konzentration.

Sie klammerte sich an die muskulösen Schultern des Stuntmans, während er sich an einem Helikopter festhielt und die Windmaschinen ihnen Luft ins Gesicht bliesen. Todesangst lag in ihrem Blick. Gespielte Todesangst natürlich; es handelte sich ja nur um Dreharbeiten.

Der Klatsch, dass sie und der Stuntman etwas miteinander hätten, kam ihr sehr gelegen. Er lenkte von anderen bösen Gerüchten ab – Gerüchten um ihren Vater, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte. Gerüchten, wonach er nicht nur spielsüchtig war, sondern obendrein ein Falschspieler.

Sie warf den Kopf zur Seite, um eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu bekommen. Ihr Stuntman hieß Rick, das wusste sie von den Proben. Wenn sie ehrlich war, mochte sie ihn überhaupt nicht. Er schien sie für eine mimosenhafte Diva zu halten, die man mit Samthandschuhen anfassen musste.

Bei den Proben hatte er ein paar hämische Kommentare in dieser Richtung abgelassen, die sie ihm übelnahm. Sie war überhaupt keine verwöhnte Prinzessin und fand es unverschämt, dass er ihr das unterstellte, obwohl er sie gar nicht kannte. Welche Ironie, dass das Klatschportal ihr ausgerechnet eine Affäre mit diesem unangenehmen Typen angedichtet hatte!

Andererseits musste sie zugeben, dass er eine enorme Anziehungskraft besaß. Ein gut aussehender, durchtrainierter Mann, keine Frage! Und er hatte das Charisma eines Filmstars, das sich viele Möchtegern-Schauspieler wünschten, aber nie erlangen würden. Man hatte es einfach – oder eben nicht. Er hatte es, und sie fragte sich, warum er sich dennoch mit seiner Stuntman-Tätigkeit zufriedengab. Andererseits war er auch so schon eingebildet genug. Wäre er noch mehr von sich selbst überzeugt gewesen, wäre er wahrscheinlich geplatzt. Außerdem gab es Gerüchte, dass er nicht der war, der er zu sein vorgab, und eine geheimnisvolle Vergangenheit hatte.

Es wurde zum Beispiel gemunkelt, dass er in Wahrheit unglaublich reich wäre und die Arbeit überhaupt nicht nötig hätte. Aber bei seinem großen Ego würde es sie nicht wundern, wenn er diese Gerüchte selbst in die Welt gesetzt hätte. Auf jeden Fall war er ein Macho, und Machos konnte Chiara nicht leiden. Sie hatte ihre Erfahrungen mit Männern gemacht und daraus gelernt. Sie würde sich von keinem Mann abhängig machen!

Der Regisseur gab ihr ein Zeichen, und sie spulte ihren Text ab. „Um Himmels willen, wir werden beide sterben!“

„Schön festhalten!“, knurrte er. „Dann wird alles gut.“

Er klang überzeugend, aber eigentlich war das egal. In der Nachbearbeitung würde er nachsynchronisiert werden von dem Schauspieler, für den er die Stunts machte.

Ich bin froh, wenn die Szene abgedreht ist, schoss es ihr durch den Kopf. Natürlich, Rick und sie waren durch unsichtbare Seile abgesichert, aber trotzdem konnten bei Dreharbeiten Unfälle passieren. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Eine Explosion ertönte, und sie zuckte zusammen, wie es das Drehbuch verlangte.

„Cut!“, rief der Regisseur. „Die Szene ist im Kasten. Das hast du sehr gut gemacht, Chiara.“

Sie atmete auf. Sie klammerte sich an Rick, und er hielt sie fest, während sie beide an den Seilen zu Boden gelassen wurden.

Der Drehtag war mal wieder ganz schön lang gewesen. Zwölf Stunden. In letzter Zeit hatte eine grundlegende Ausgelaugtheit von ihr Besitz ergriffen. Ein Gefühl des Überdrusses, als wäre eigentlich alles egal. Nur gut, dass der Film bald abgedreht sein würde.

Actionfilme langweilten sie, aber sie brachten gutes Geld ein. Außerdem bescherte diese Art von Filmen die meiste Publicity, wie ihre Agentin Odele immer wieder betonte. Und ein hoher Bekanntheitsgrad war wichtig, weil man durch ihn an lukrative Werbeaufträge kam. Also hatte sie den Vertrag für den Film „Pegasus Pride“ unterschrieben. In dem Streifen ging es darum, dass Anschläge auf mehrere Regierungsgebäude verhindert werden mussten. Gähn!

Kaum stand sie wieder auf sicherem Boden, löste sie sich von Rick und trat einen Schritt zurück.

Sein dunkles Haar war zerzaust, seine Kleidung verschmutzt und zerrissen. Er sah aus wie ein richtiger Actionheld. Und es schien nicht nur Maskerade zu sein. Irgendwie hatte Chiara den Eindruck, als ob er auch im wahren Leben in jeder Beziehung seinen Mann stünde.

Ja, er machte schon etwas her, das konnte sie nicht leugnen. Aber das waren nur Äußerlichkeiten. Seine Art und sein Verhalten gefielen ihr überhaupt nicht. Er war arrogant und nervig. Und trauen konnte man ihm sicher auch nicht, wie ohnehin kaum einem Mann.

Nein, sie würde sich von ihm nicht einschüchtern lassen. Wer war er denn schon? Ein kleiner Stuntman. Sie hatte bestimmt zwanzigmal so viel Geld auf dem Konto wie er.

„Alles in Ordnung?“, fragte Rick. Seine Stimme war dunkel und wohlklingend.

„Warum sollte nicht alles in Ordnung sein?“, gab sie gereizt zurück. „Es war ein ganz normaler Arbeitstag. Ein bisschen anstrengender als sonst vielleicht, aber nichts Besonderes.“

„Etwas ist heute doch anders“, erwiderte er ernst.

„Wie bitte?“

„Hat Ihre Agentin Ihnen noch gar nichts gesagt?“ Er warf einen Blick zu Chiaras Wohnwagen hinüber.

„Was gesagt? Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.“

„Na, dann schauen Sie mal hier.“ Er holte sein Handy hervor und zeigte ihr das Display.

Die Schlagzeile eines Newsportals war zu sehen. „Chiara Feran und ihr Stuntman: Die Gerüchteküche kocht über! Wie lange wollen sie ihre Affäre noch geheim halten?“

Aha, jetzt hatte also die nächste Klatschseite das Gerücht aufgegriffen, und weitere würden folgen. Rick wusste jetzt offenbar auch davon. Vielleicht hätte sie dem Gerücht von Anfang an energisch entgegentreten sollen. Aber sie war so froh gewesen, dass diese Schlagzeile von dem wirklich brisanten Thema – ihrem Vater – abgelenkt hatte …

Sie bemerkte, dass Rick sie unverschämt selbstsicher angrinste. „Danke für den Hinweis. Ich werde gleich mit Odele darüber sprechen.“

Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, was sie als unangemessen intime Geste empfand. „Wenn Sie mich wollen“, sagte er lächelnd, „brauchen Sie dafür doch keine Gerüchte zu streuen. Fragen Sie mich einfach direkt.“

„Eingebildet sind Sie wohl gar nicht, wie?“, zischte Chiara wütend. „Ich kann es Ihnen ganz direkt sagen: Ich habe keinerlei Interesse an Ihnen!“

Er lächelte. „Sie können mir ja Bescheid geben, wenn sich das ändert.“

Wutschnaubend wandte sie sich um und ging. Schnell war sie in ihrem Wohnwagen verschwunden.

Drinnen wartete schon Odele auf sie. Die erfahrene Agentin mit den ergrauten Haaren lächelte sie an.

Chiara fasste sich an den Kopf. „Ich habe immer noch Kopfschmerzen. Dabei habe ich schon vor über einer Stunde zwei Tabletten genommen.“

„Gegen Männerprobleme ist die Schmerzmittelindustrie immer noch machtlos“, kommentierte Odele mit ihrer rauchigen Stimme.

Chiara berichtete ihr von den Schlagzeilen und von Ricks Reaktion. „Dieser eingebildete Kerl glaubt doch tatsächlich, er wäre Gottes Geschenk an die Schauspielerinnenwelt!“

„Du brauchst einen festen Freund“, erwiderte Odele nur.

„Wie bitte?“

Ihrer eigenen Ansicht nach brauchte Chiara gar nichts. Sie hatte schon alles. Sie galt als Trendsetterin. Sie wurde von Modefirmen dafür bezahlt, bei öffentlichen Veranstaltungen eine bestimmte Handtasche oder bestimmte Schuhe zu tragen. Am Set wurde sie verwöhnt. Ihr Bankkonto war gut gefüllt. Sie vermisste nichts, erst recht keinen Freund.

Es stimmte, dass sie lange kein Date mehr gehabt hatte. Doch sie wusste, dass sie jederzeit eines hätte haben können. Sie wollte einfach nicht. Männer machten nur Ärger. Sie verkomplizierten das Leben ungemein.

„Wir müssen einen festen Freund für dich an Land ziehen“, sagte Odele.

„Was ist denn in dich gefahren? Ich will keinen festen Freund. Ich bin mit meinem Leben zufrieden, so, wie es ist.“

„Vergiss nicht: Du bist der Liebling der Nation“, sagte die Agentin. „Alle wollen dich glücklich sehen.“

„Du meinst, sie wollen sehen, wie ich allmählich auf eine Ehe und auf Kinder zusteuere.“

Odele nickte.

„Im Leben läuft es aber nicht immer so.“

Odele seufzte. „Was zählt in der Filmbranche schon das wahre Leben? Wir sind in Hollywood, da geht es um Illusionen, um Träume.“

Chiara sah sie gereizt an.

„Du weißt, wie wichtig ein positives Image ist“, fuhr Odele fort. „Deines würde durch einen neuen Freund mächtig aufpoliert werden.“

„Und wo soll ich so einen Freund herzaubern?“

Odele schnippte mit den Fingern. „Ich wüsste schon einen.“

„Wer soll das sein?“

„Ein Stuntman. Du kennst ihn sogar schon.“

Chiara blickte sie mit großen Augen an. „Jetzt wird mir so einiges klar. Du hast die Gerüchte über Rick und mich in die Welt gesetzt!“

Die Agentin nickte und lächelte zufrieden. „Das hast du sehr gut erkannt. Ich musste handeln, und zwar schnell. Wir brauchten ein Ablenkungsmanöver, damit sich die Presse nicht auf die Geschichte über deinen Vater stürzt.“

Chiara stemmte die Hände in die Hüften. „Wie konntest du nur? Ausgerechnet dieses Ekelpaket!“

Doch Odele blieb ruhig.

„Was hält er denn von deinem Plan?“

„Er ist nicht abgeneigt.“

Das erklärte Ricks Verhalten von eben. Odele hatte ihn bereits gefragt, ob der Chiaras Freund spielen würde. „Aber er ist überhaupt nicht mein Typ!“

„Er sieht gut aus, die Frauen stehen auf ihn. Er macht sich bestimmt gut neben dir auf dem roten Teppich.“

„Aber ich kann ihn nicht ausstehen!“

„Ihr gebt ein schönes Paar ab. Was willst du mehr?“

Chiara seufzte tief. Es war eine Sache, eine Story nicht zu dementieren. Aber selbst ein Gerücht in die Welt zu setzen …

„Das gefällt mir nicht. Du willst wirklich, dass ich mir für die Presse einen falschen Freund zulege?“

„Das ist doch gar nichts. Deine Konkurrentinnen machen noch ganz andere Sachen. Die lassen private Sexvideos von sich an die Öffentlichkeit dringen und tun dann ganz entsetzt …“

„Die wollen nur die Publicity. Aber ich will einen Oscar.“

„Du brichst dir doch keinen Zacken aus der Krone, wenn du ein paarmal mit ihm ausgehst. Das ist, als ob ein Freund euch ein Date vermittelt hätte …“

„Mit dem Unterschied, dass es pure Berechnung meiner Agentin ist.“

„Berechnung ist so ein böses Wort. Manche Dinge muss man einfach ein bisschen steuern.“

„Findest du wirklich, dass ich das nötig habe? Einige meiner Konkurrentinnen haben ihre Partner betrogen, sind betrunken Auto gefahren, waren in Sorgerechtsstreitigkeiten verwickelt – und stehen trotzdem ganz oben in der Gunst des Publikums.“

„Ja, aber nur, weil ihre Agenten oder PR-Berater sofort geschickt gegengesteuert haben. Glaub mir, so etwas ist nicht einfach und klappt auch nicht immer. Also, mach diese Sache mit dem Stuntman, und alles wird gut.“

„Ich will aber nicht!“ Vor allem diesen Rick wollte sie nicht. Sie verstand überhaupt nicht, warum er als Stuntman einen eigenen Wohnwagen am Set bekommen hatte. Der war sonst den Hauptdarstellern vorbehalten. Und sogar den Fitness-Wagen benutzte er, ebenfalls ungewöhnlich für einen Niemand …

Odele zog ihr Handy hervor und zeigte ihr eine Schlagzeile vom Vortag: „Chiara Ferans Vater in illegalen Wettskandal verwickelt. Der Beschuldigte klagt: Meine Tochter will nichts von mir wissen!“

Chiara seufzte. „Ja, ja, ich weiß, diese Schlagzeile muss von etwas Positivem verdrängt werden. Die ganze Sache ist total ungerecht. Natürlich will ich seit zwanzig Jahren nichts von ihm wissen. Er ist ein Lügner und Betrüger. Und plötzlich bin ich nicht nur für mein eigenes Image verantwortlich, sondern auch noch für die Taten und Untaten meines Erzeugers?“

„Erzeuger“ – das war die einzig richtige Bezeichnung für Michael Feran. Was man gemeinhin mit dem Wort „Vater“ verband, traf auf ihn nicht zu. Nicht mal sein Nachname war echt. Er war auf Ellis Island geändert worden, als seine Vorfahren vor drei Generationen eingewandert waren. Vom italienischen „Ferano“ zum amerikanischer klingenden „Feran“.

„Wir brauchen jetzt unbedingt gute Neuigkeiten über dich“, beharrte Odele. „Und deshalb brauchst du einen Freund.“

„Oh, mein verdammter Erzeuger! Alles nur seinetwegen! Ich könnte ihn erwürgen!“

Verstohlen schaute Rick Serenghetti auf dem Studiogelände zu, wie Chiara Feran ihre nächste Szene drehte. Er konnte es nicht leugnen – sie war eine überaus attraktive Frau. Ein fantastischer, kurvenreicher Körper, ein wunderschönes Gesicht. Und Talent hatte sie obendrein. Noch hatte sie keinen Oscar bekommen, aber die Presse schrieb gern und viel über sie. Und das, obwohl sie – für Hollywood ungewöhnlich – ein absolut skandalfreies Leben führte. Abgesehen von den Geschichten über ihren Vater, den notorischen Glücksspieler.

Eigentlich schade, dass sie nicht besonders gut miteinander auskamen. Sie benahm sich ihm gegenüber ziemlich ruppig; offenbar mochte sie seine Art nicht. Dabei hätte er sich gut etwas mit ihr vorstellen können, zumindest auf körperlicher Ebene …

„Rick, ich müsste mal mit Ihnen sprechen!“

Die Frau, die ihn angesprochen hatte, war Odele Wittnauer, Chiaras Agentin. Sie mochte um die sechzig sein, und als eine der wenigen Frauen in Hollywood versuchte sie nicht, ihr Alter zu kaschieren. Das machte sie ihm sympathisch.

Rick lächelte sie freundlich an. „Was kann ich für Sie tun?“

„Ich wollte Ihnen etwas vorschlagen. Es geht um eine Beziehung, also eine feste Beziehung …“

Er grinste. „Odele, Sie gehen ja ganz schön ran.“

„Um Himmels willen, doch keine Beziehung mit mir! Eine Liebesbeziehung mit Chiara Feran.“

Rick rieb sich nachdenklich das Kinn. Das kam überraschend. Doch dann ging ihm ein Licht auf. „Diese Gerüchte über Chiara und mich – die haben Sie gestreut, stimmt’s?“

„Gut erkannt“, antwortete Odele und lächelte. Es schien ihr überhaupt nicht peinlich zu sein. „Ich musste den Pressehaien Futter geben. Und sie vor allem von einer anderen Story ablenken – über Chiaras Vater.“

„Den Glücksspieler.“

„Den charakterlosen Versager.“

„Sie sind ganz schön hart“, stellte Rick fest.

„Chiara und Sie würden wunderbar zusammenpassen“, fuhr Odele ungerührt fort. „Sie beide sind ein schönes Paar, ein Traumpaar.“

Natürlich, Chiara gefiel ihm, andererseits ließ er sich nicht gern für irgendwelche eigennützigen Zwecke anderer Leute einspannen. „Schön, dass Sie das so sehen“, sagte er diplomatisch. „Aber wenn ich da mitspiele, gerate ich ins Kreuzfeuer der Presse. Und bei den Journalisten ist man schneller unten durch, als man denken kann.“

„Sie würden sehr schnell bekannt werden. Richtig berühmt.“

„Sorry, ich mag’s lieber diskret. Diese Art von Ruhm wäre mir nur lästig.“

„Ich … würde Sie sehr gut bezahlen.“

„Ich brauche das Geld nicht.“

Odele sah ihn enttäuscht an. Doch noch hatte sie ihr Pulver nicht verschossen. „Dann muss ich wohl an Ihre Ritterlichkeit appellieren. An Ihre Ritterlichkeit als starker Mann, als Beschützer …“

„Was soll denn das jetzt heißen?“

Sie sah ihm tief in die Augen. „Sehen Sie, Chiara hat da nämlich noch ein Problem. Einen Fan, der ein bisschen zu besessen von ihr ist …“

„Sie meinen einen Stalker?“

„Ich fürchte, darauf läuft es hinaus, obwohl es vielleicht noch zu früh wäre, ihn jetzt schon so zu bezeichnen. Auf jeden Fall hat er schon mal versucht, über den Zaun zu ihrem Haus zu klettern.“

„Er weiß, wo sie wohnt?“

„Wir leben im Internet-Zeitalter, mein Bester. So etwas wie Privatsphäre gibt es kaum noch.“

Rick hatte noch ein bisschen davon und wollte sie sich auch bewahren. Die Leute brauchten nicht alles über ihn zu wissen.

„Aber bitte erwähnen Sie diesen übereifrigen Fan in Chiaras Beisein nicht. Sie redet nicht gerne darüber.“

Rick musterte Odele misstrauisch. „Weiß sie, dass Sie mir diesen Vorschlag machen?“

„Sie glaubt, ich hätte es gestern schon getan.“

Das hieß, sie musste mit Odeles Plan einverstanden sein, obwohl sie ihm zu verstehen gegeben hatte, dass sie ihn nicht mochte. Aber so waren sie eben, diese Filmschauspielerinnen. Der Zweck heiligte die Mittel. Leider hatte er schon einmal schlechte Erfahrungen mit einer Schauspielerin gemacht. Ihr war es nur um die Publicity gegangen, und er war am Ende der Dumme gewesen.

„Ich sehe schon, Sie müssen über meinen Vorschlag noch einmal nachdenken“, sagte die Agentin. „Geben Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie es sich überlegt haben.“

Sie wandte sich um und ging. Er blickte ihr stirnrunzelnd nach. Die Sache war kompliziert. Komplizierter, als Odele und Chiara ahnten. Denn Rick war kein einfacher Stuntman. Hinter den Kulissen hatte er noch mehr mit dem Film zu tun, in dem Chiara die weibliche Hauptrolle spielte: Er war einer der Produzenten.

In diesem Moment klingelte sein Handy. Auf dem Display erschien der Name seines Geschäftspartners Pete. „Hallo, Pete, was gibt’s?“

Pete hatte am Vormittag eine Besprechung mit dem Regisseur eines geplanten Independentfilms gehabt und schilderte ihm nun seine Eindrücke.

„Das hört sich gut an, Pete. Das Thema ist interessant, und die Herangehensweise des Mannes gefällt mir. Aber ich brauche mehr Details. Am besten, er mailt mir mal das Drehbuch. Wenn es mir gefällt, würde ich mich mit bis zu fünf Millionen an den Kosten beteiligen.“

In Ricks Welt waren fünf Millionen Dollar nicht besonders viel Geld.

„Du bist der Boss“, sagte Pete.

Ja, Rick war der Boss. Doch niemand hier im Studio wusste, dass er der Produzent des Films „Pegasus Pride“ war. Und wenn es nach ihm ging, sollte es auch so bleiben.

In der Ferne sah er Chiara, die gerade ihre Szene abgedreht hatte. Er musste schmunzeln, als er daran dachte, wie sie ihn bisher behandelt hatte. Eher wie einen Komparsen – jedenfalls nicht wie den Mann, der für ihren Film mitverantwortlich war.

Bisher waren die Dreharbeiten gut verlaufen, aber er war lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass sich das in jeder Minute ändern konnte. Und im Moment schien Chiara der größte Risikofaktor zu sein.

2. KAPITEL

„Hey, hallo, bleiben Sie mal stehen!“

Die Anrede war für Chiaras Geschmack etwas zu burschikos. Aber was konnte man von so einem ruppigen, verschwitzten Stuntman schon erwarten?

Komisch, dass ihr Herz dennoch höherschlug!

Manchmal fühlte man sich eben zu seinem kompletten Gegenteil hingezogen. Sie: Eine ehemalige Schönheitskönigin mit klassischer Theater-Schauspielausbildung, die der Ruf nach Hollywood ereilt hatte. Er: Vermutlich aus einfachsten Verhältnissen, auf der Straße großgeworden, ein Mann voller Körperlichkeit. Knochenbrüche, Narben.

Sie wandte sich zu ihm um. Niemand war in der Nähe. Sie standen nah bei den Wohnwagen der Schauspieler, etliche Meter entfernt von dem Platz, wo gerade gedreht wurde. Nach dem Gespräch mit Odele war sie ihm aus dem Weg gegangen, zwei Tage lang. Doch jetzt war die Stunde der Wahrheit gekommen.

„Sie brauchen also einen festen Freund“, sagte er ohne große Vorrede.

Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, kam ihr mehr als unverschämt vor. „Ich brauche überhaupt nichts“, erwiderte sie gereizt. „Es geht nur um eine, sagen wir, geschäftliche Vereinbarung, die uns beiden Vorteile bringen würde.“

„Das haben Sie schön ausgedrückt. Aber im Klartext: Sie brauchen mich.“

So, wie er es sagte, hatte es obendrein noch sexuelle Untertöne. Als würde sie ihn begehren. Unglaublich!

Er lächelte. „Man hat mich im Laufe der Zeit ja schon um so einiges gebeten, aber noch nie darum den Gigolo zu spielen.“

„Lassen Sie sich das bloß nicht zu Kopf steigen.“

„Keine Sorge, ich bin ja Profi. Davon abgesehen würden Sie in mein Beuteschema passen. Diese langen schwarzen Haare …“

„Das heißt, Sie machen mit? Sie sind mit Odeles Vorschlag einverstanden?“

„Moment, Moment, so weit sind wir noch lange nicht. Wir müssen ja erst mal schauen, ob wir überhaupt miteinander harmonieren. Und dafür … müssen wir uns küssen.“

„Sind Sie verrückt geworden?“

„Nein. Auch wenn wir das Ganze nur spielen – auf die Öffentlichkeit und die Paparazzi müssen wir überzeugend wirken.“ Er strich ihr übers Haar. „Ihr schwarzes Haar gefällt mir. Es gefällt mir wirklich sehr.“

„Ich wette, das sagen Sie zu allen Frauen.“

„Nicht zu denen, die blond sind.“

Im nächsten Moment küsste er sie. Nicht fordernd, sondern überraschend sanft. Dann spürte sie seine Zunge in ihrem Mund.

Chiara war schon öfter geküsst worden – bei Filmdrehs und privat –, aber dieser Kuss nahm sie sofort gefangen. Er war wirklich gut, gefühlvoll, zärtlich …

Pass gefälligst auf! Denk dran, du magst diesen Typen überhaupt nicht!

Schnell zog sie sich von Rick zurück. „Das reicht“, zischte sie. „Die Probeaufnahmen sind beendet!“

„Und? Wie war ich?“

„Ich weiß noch nicht mal Ihren Nachnamen“, antwortete sie ausweichend.

„Ach, du darfst mich nennen, wie du willst. ‚Schatz‘, ‚Liebling‘, ‚Süßer‘ – ich bin nicht besonders wählerisch.“

„Das glaube ich dir aufs Wort. Trotzdem bräuchte ich den Nachnamen. Für den Fall, dass ich dich mal aus irgendwelchen Gründen bei der Polizei zur Fahndung ausschreiben lassen muss.“

Er lächelte. „Na schön, mein Name ist Rick Serenghetti. Aber wenn wir in der Öffentlichkeit auftreten, sag lieber ‚Schätzchen‘ oder so was zu mir. Mein Nachname darf ruhig aus dem Spiel bleiben.“

„Serenghetti? Das klingt italienisch. Mein Nachname stammt ursprünglich auch aus dem Italienischen. Ferano.“

„Für eine nordische Schönheit hätte ich dich auch nicht gehalten. Ich meine, für eine Schönheit schon, aber nicht nordisch. Man sieht dir die südeuropäische Abstammung an.“

„Deshalb hat man mir also nie die Rolle der Wikingerprinzessin angeboten.“

Er lachte. „Man kann eben nicht allen Rollen gerecht werden. Ich bin ja auch kein Prinz – ich spiele höchstens sein Double. Für die Nacktaufnahmen.“

Chiara verzog den Mund. „Irgendwie habe ich den Eindruck, das Ganze wird nicht klappen.“

„Du bist doch Schauspielerin, du kriegst das schon hin. Odele hat erwähnt, dass du auch schon mal Schönheitswettbewerbe gewonnen hast.“

„Na ja, ich war ein Mal Miss Rhode Island.“

„Der kleinste der fünfzig Bundesstaaten, da ist die Konkurrenz ja nicht so groß. Trotzdem eine Leistung. Glückwunsch!“

„Machst du dich über mich lustig?“

Er setzte eine ernste Miene auf. „Das würde ich nie wagen. Ich mache mich doch nicht über eine Frau lustig, die ich ins Bett kriegen will.“

„Bist du immer so direkt? Ich dachte, du magst mich nicht mal.“

„Seit wann muss ich dich mögen, um dich ins Bett zu kriegen?“

„Langsam reichen mir diese Unverschämtheiten.“ Sie waren in Hollywood, deshalb war Chiara jede Art von dummer Anmache gewohnt. Aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie sich so etwas gefallen ließ. „Ich habe das Gefühl, Odele wird mich doch nicht davon überzeugen können, ihrem Plan zuzustimmen.“

Rick zog eine Augenbraue hoch. „Soll das heißen, du hast noch gar nicht zugestimmt?“

„Keineswegs. Sie mag dich ja überzeugt haben – aber mich noch lange nicht.“

Erstaunt sah er sie an. „Ich habe mich nur bereit erklärt mitzumachen, weil ich dachte, du hättest schon Ja gesagt.“