Ein gefährlich sinnlicher Kuss - Anna DePalo - E-Book

Ein gefährlich sinnlicher Kuss E-Book

ANNA DEPALO

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Beschreibung

Ein sexy Kleid, das ihre aufregenden Kurven betont, verführerisches Make-up: Für das Treffen mit Cole Serenghetti stylt sich Lehrerin Marisa nur so aufwändig, weil sie ihn für ihre Spendenaktion einspannen will. Dass sie ein verräterisch erotisches Prickeln verspürt, sobald der millionenschwere Ex-Eishockeyprofi sie nur ansieht, spielt absolut keine Rolle. Denn sie hat sich geschworen: Nie wieder ein Sportler! Doch dann überrascht Cole sie mit einem berauschend sinnlichen Kuss. Lässt sie deshalb all ihre Vorsätze fahren?

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Seitenzahl: 194

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2016 by Anna DePalo Originaltitel: „Second Chance with the CEO“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2014 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Peter Müller

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 02/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733720223

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Cole Serenghetti“, murmelte Marisa vor sich hin, „bitte zeig dich. Du musst sofort auftauchen, denn ich brauche dich.“

Fast kam es ihr so vor, als ob sie den Geist aus einem Märchen heraufbeschwöre. Natürlich glaubte sie nicht an so etwas. Allerdings war in letzter Zeit so viel schiefgelaufen, dass es nur ausgleichende Gerechtigkeit wäre, wenn endlich wieder etwas klappen würde.

Andererseits war sie sich nicht so sicher, ob es wirklich gut für sie wäre, wenn ihr Wunsch in Erfüllung ginge …

Dann – als hätte sie ihn tatsächlich hergezaubert – entdeckte sie plötzlich einen hochgewachsenen, breitschultrigen Mann auf der Baustelle, die sie von ihrem geparkten Auto aus beobachtete. War er es? Es konnte durchaus sein.

Cole Serenghetti. Ihr Magen krampfte sich zusammen. In Gedanken hatte sie die Situation wieder und wieder durchgespielt, und es war ihr gar nicht so schwierig vorgekommen. In Gedanken. Aber die Realität war eine andere Sache.

Doch da musste sie nun durch. Die Schüler auf der Pershing School bauten darauf, dass sie Cole Serenghetti für ihre Zwecke einspannte. Möglicherweise hing sogar ihre Karriere davon ab.

Marisa Danieli griff mit zitternden Händen nach dem Fernglas und hielt es sich vor die Augen. Der Mann trug einen gelben Bauarbeiterhelm, sein Gesicht war nicht zu erkennen. Er bewegte sich auf den Ausgang der umzäunten Baustelle zu, auf der ein mehrstöckiges Ärztehaus entstand. In Jeans, einem karierten Hemd und Arbeitsschuhen sah er wie ein ganz normaler Bauarbeiter aus. Doch der selbstsichere Gang und die energischen Bewegungen verrieten, dass er es gewohnt war, Anweisungen zu erteilen, und nicht, sie zu erhalten.

Himmel, er war wirklich fantastisch gut gebaut! Besser als so manches Männermodel. Marisas Herz pochte wild.

Cole Serenghetti. Auf der Highschool war er ein Unruhestifter gewesen, ein Querulant, ein Bad Boy. Dann hatte er als Profi-Eishockeyspieler eine Riesenkarriere hingelegt. Später war er in den Schoß der Familie zurückgekehrt, um die familieneigene Baufirma Serenghetti Construction zu leiten. Hatte sie noch etwas vergessen? Ach ja. Auf der Highschool war sie in ihn verknallt gewesen. Aber das war nicht gut ausgegangen.

Marisa legte das Fernglas beiseite. Wenn sie jemand sah, würde er glatt denken, dass sie den millionenschweren Bauunternehmer stalkte. Dabei führte sie nichts Böses im Schilde. Sie war keine Stalkerin, sie war die nette Lehrerin Miss Danieli, die ihren Schülern helfen wollte.

Der Mann hatte die Baustelle inzwischen verlassen. Marisa stieg aus dem Wagen und ging auf ihn zu.

„Cole Serenghetti?“

Er drehte den Kopf und nahm seinen Bauarbeiterhelm ab.

Eigentlich hatte sie ohnehin keinen Zweifel gehabt, aber jetzt war sie sich hundertprozentig sicher. Er war es. Dunkles, zerzaustes Haar, haselnussbraune Augen. Auf der linken Wange hatte er eine nicht besonders auffällige Narbe, zusätzlich eine kleine am Kinn, die er schon auf der Highschool gehabt hatte.

Irgendwie störten Marisa diese Narben kein bisschen. Im Gegenteil, sie verliehen ihm ein geradezu verwegenes Aussehen. Kein Mann war ihr je so sexy vorgekommen.

Er war kräftiger, muskulöser als zu Schulzeiten, und seine Gesichtszüge hatten an Härte gewonnen. Vor allem strahlte er mehr Reife aus. Sie konnte nur erahnen, was er in der Zwischenzeit erlebt hatte. Als landesweit bekannter Eishockeyspieler, als Sportler, Sexsymbol und Traum unzähliger Frauen, als millionenschwerer Bauunternehmer. Von der Verletzung, die seine Sportlerkarriere beendet hatte, war ihm nichts anzumerken. Er bewegte sich immer noch mit raubtierartiger Eleganz.

Die Pershing School, an der Marisa unterrichtete, lag am Rande von Welsdale in Massachusetts, wo die Serenghettis wohnten. Trotz der räumlichen Nähe war sie Cole seit der Highschool nie wieder über den Weg gelaufen.

Er musterte sie interessiert. Dann lächelte er.

Sie atmete erleichtert auf. Seit der Highschool hatte sie sich vor diesem Wiedersehen gefürchtet, aber er schien bereit zu sein, Vergangenes ruhen zu lassen.

„Ja, ich bin Cole Serenghetti, junge Lady. Und egal, warum Sie das wissen wollen – ich stehe gern zu Ihrer Verfügung. In jeder Hinsicht.“ Er grinste breit.

Wie bitte? Das durfte ja wohl nicht wahr sein! Er erkannte sie nicht einmal.

Fünfzehn Jahre war das Ganze nun her. Sie beide hatten sich damals falsch verhalten. Doch Marisa hatte es nie vergessen können, hatte es die ganze Zeit mit sich herumgetragen. Und er? Ihn schien es nicht im Geringsten zu kümmern. Sorglos hatte er weitergelebt, als ob nichts geschehen wäre.

Sicher, sie hatte sich verändert. Sie hatte weiblichere Rundungen, ihre Frisur war anders, sie trug nicht mehr diese Riesenbrille. Dennoch hätte er sie wiedererkennen müssen.

Na schön, so oder so, sie hatte eine Mission zu erfüllen. „Ich bin es, Marisa Danieli. Wie geht es dir, Cole?“

Sein Lächeln erlosch.

Unsicher räusperte sie sich. „Du hast gerade gesagt, du stehst gerne zu meiner Verfügung …“

„Das nehme ich zurück.“

Autsch! Sie hatte schon befürchtet, dass es nicht gut laufen würde, aber da musste sie jetzt durch. Schließlich ging es um eine wichtige Sache. „Es ist lange her“, murmelte sie.

„Nicht lange genug.“ Er musterte sie von Kopf bis Fuß. „Ich schätze mal, du bist nicht zufällig hier. Oder ist es dein Hobby, dich in der Nähe von Baustellen herumzutreiben?“

Sie atmete tief durch. „Cole, die Pershing School braucht deine Hilfe. Wir sprechen die bekanntesten ehemaligen Schüler an, um …“

„Wir?“

Sie nickte. „Ich unterrichte dort. Englisch. In der zehnten Klasse.“

„Und die Schule hat dich auf Betteltour geschickt?“

„Ich leite das Projekt Spendensammlung.“

Er kniff die Augen zusammen. „Na, dann herzlichen Glückwunsch. Und viel Erfolg.“

Er ging weiter, und sie folgte ihm.

„Wenn du mir nur kurz zuhören würdest …“

„Kein Interesse. Vor fünfzehn Jahren habe ich mich noch von deinen Rehaugen bezaubern lassen. Heute nicht mehr.“

Sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. „Pershing braucht unbedingt eine neue Turnhalle, die alte ist in erbärmlichem Zustand. Du als professioneller Eishockeyspieler wirst doch verstehen, dass …“

„Ich bin ein Ex-Profi. Die Betonung liegt auf ‚Ex‘. Wenn du die alten Schülerverzeichnisse durchgehst, stößt du bestimmt noch auf andere Ehemalige, die infrage kommen.“

„Aber du stehst ganz oben auf meiner Liste.“

Plötzlich hielt er inne und blickte ihr ins Gesicht. „Oh, ich stehe ganz oben auf deiner Liste?“, fragte er sarkastisch. „Da fühle ich mich aber geschmeichelt.“

Marisa spürte, wie sie rot anlief. Es schien ihm ein teuflisches Vergnügen zu bereiten, sie so zappeln zu lassen.

Bei Männern war sie nicht besonders erfolgreich. Eigentlich hatte ihr Pech mit ihm auf der Highschool angefangen …

„Die Pershing School braucht deine Hilfe“, setzte sie noch einmal an. „Du weißt doch, wie es mit Spendenaktionen ist. Sie laufen besser, wenn ein großer Name dabei ist.“

Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die Sache geht mich nichts an. Such dir jemand anderen.“

„Aber die Spendenaktion hätte auch für Serenghetti Construction ihr Gutes, wenn du mitmachst“, beteuerte sie. Dieses Argument hatte sie sich vorher zurechtgelegt. „Euer Unternehmen stünde als Wohltäter da, dem am Wohlergehen der Schule gelegen ist.“

Er ging weiter. Sie hielt ihn am Arm fest.

Schlagartig erkannte sie, dass das ein Fehler gewesen war. Rasch zog sie die Hand zurück, aber es war zu spät. Die Berührung hatte eine Kaskade von Erinnerungen in ihr ausgelöst, Erinnerungen an Zärtlichkeiten, Liebkosungen …

Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, während sie ihm in die Augen sah. Seine Miene war ausdruckslos. Hart wie Stein.

„Du willst also meine Hilfe“, stellte er fest.

Sie nickte. Ihr war ganz heiß geworden.

„Schade für dich, dass ich nicht so leicht vergebe und vergesse. Du kannst es ruhig als Charakterfehler ansehen, aber ich bin ziemlich nachtragend.“

Sie errötete. Natürlich war ihr klar, worauf er anspielte. Sie hatte sich schon immer gefragt, ob er es wusste oder nur vermutete. Ob er das große Geheimnis aufgedeckt hatte: wer ihn als Urheber eines Streichs an die Schulleitung verraten hatte.

Er war für eine Weile von der Schule suspendiert worden und hatte nicht in der Eishockey-Schulmannschaft mitspielen dürfen. Vermutlich hatte es die Mannschaft den Sieg in der Schulmeisterschaft gekostet, dass der Topspieler gefehlt hatte.

Damals hatte Marisa durchaus ihre Gründe für ihr Verhalten gehabt. Gründe, die er sicher nicht hätte nachvollziehen können – früher ebenso wenig wie heute.

„Diese Highschool-Geschichten sind lange her, Cole“, sagte sie mit schwacher Stimme.

„Genau. Darum will ich sie auch nicht mehr aufwärmen. Und unsere Beziehung schon gar nicht.“

Seine kategorische Ablehnung schmerzte sie. Sie spürte, dass sie schlecht Luft bekam, ihr wurde schwindelig. Vermutlich, weil sie das Mittagessen hatte ausfallen lassen.

Mit einer Kopfbewegung deutete er auf ihr Auto. „Dein Wagen?“

Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie schon so weit gegangen waren. „Ja, das ist meiner.“

„Dann fahr vorsichtig. Ciao.“

Das Schwindelgefühl verstärkte sich. Ihr wurde schwarz vor Augen. Hätte ich nur heute Mittag eine Kleinigkeit gegessen, konnte sie gerade noch denken …

Da spürte sie, wie kräftige Arme sie auffingen, und sie verlor vollends das Bewusstsein.

Vermutlich waren nur Sekunden vergangen, bis sie wieder erwachte, aber genau konnte sie es nicht wissen. Auf jeden Fall befanden sie sich noch an derselben Stelle vor ihrem Auto.

Cole hielt sie in seinen Armen und blickte sie besorgt an. „Was ist mit dir, Marisa?“

„Ein kleiner Schwächeanfall, sonst nichts. Ich habe heute noch nichts Vernünftiges gegessen. Du kannst mich jetzt loslassen.“

„Bist du sicher? Du wirkst noch etwas benommen.“

„Mir geht’s gut, wirklich.“

Er setzte sie ab, hielt sich aber bereit, um sie im Notfall erneut auffangen zu können. „Wie in alten Zeiten“, bemerkte er sarkastisch.

Musste er sie daran erinnern? In der Highschool war ihr das auch einmal passiert. Genau wie heute war er damals zur Stelle gewesen, um sie festzuhalten. So hatte sie zum ersten Mal in seinen Armen gelegen.

„Wie lange war ich bewusstlos?“, fragte sie und vermied es, ihn anzusehen.

„Nicht mal eine Minute. Geht es wirklich wieder?“

„Ja, alles bestens.“

„Komisch, du scheinst zu Ohnmachtsanfällen zu neigen.“

„Das ist mir seit Jahren nicht passiert. Das Ganze nennt sich vasovagale Synkope, sagt der Arzt. Aber es kommt bei mir wirklich selten vor.“

Es sei denn, er war in der Nähe. Dazu kam der leeren Magen, weil sie in banger Erwartung des Wiedersehens keinen Bissen herunterbekommen hatte. Wobei er wahrscheinlich etwas anderes dachte. Sicher hielt er sie für eine begnadete Schauspielerin.

„Auf jeden Fall kam dieser kleine Schwächeanfall genau zur rechten Zeit“, merkte er trocken an. „Sonst hätten sich unsere Wege längst getrennt.“

„Ich hoffe wirklich, du glaubst nicht, ich hätte dir das nur vorgespielt.“

„So etwas würde ich dir nie unterstellen“, erwiderte er, und sie wusste nicht, ob er es ernst oder ironisch meinte. „Auf jeden Fall bleibe ich bei meinem Nein.“

Mit gesenktem Kopf zog sie die Autoschlüssel aus der Tasche und öffnete die Fahrertür.

„Bist du sicher, dass du schon wieder fahren kannst?“, fragte er.

„Ja, es geht mir bestens.“ Sie war bei ihm abgeblitzt, fühlte sich erschöpft und gedemütigt, aber es ging ihr gut. Wenigstens halbwegs.

„Dann leb wohl, Marisa.“

Es war wie ein Déjà-vu und klang endgültig. Damals in der Highschool hatte er sie auch nicht wiedersehen wollen – und jetzt wiederholte sich die Situation.

Es schmerzte sie, es schmerzte sie sogar sehr. Marisa stieg in ihren Wagen, ließ den Motor an und fuhr los. Im Rückspiegel sah sie, dass er immer noch dastand und ihr nachblickte.

Das war mächtig schiefgegangen! Normalerweise hätte sie nach dieser Niederlage aufgegeben. Aber sie brauchte Coles Hilfe für das Spendenprojekt so dringend, dass sie sich etwas einfallen lassen musste.

„Du siehst aus, als müsstest du dich dringend am Sandsack abreagieren“, begrüßte Jordan Serenghetti seinen Bruder Cole im Boxstudio. Er schlug seine Boxhandschuhe gegeneinander. „Oder du riskierst mit mir ein paar Runden im Ring. Aber ich kann nicht garantieren, dass du heil wieder rauskommst.“

Cole lachte auf. „Dir geht es wenigstens besser als mir, Bruderherz. Du kannst dich auch noch beim Eishockey abreagieren.“

Jordan spielte bei den New England Razors und war einer der großen Stars in der National Hockey League. Coles Hockeykarriere war ja leider durch die Verletzung beendet worden.

Wann immer Jordan in der Stadt war, trafen sie sich zum Boxtraining. Das machte Cole mehr Spaß, als im Fitnessstudio zu trainieren.

„Mein nächstes Spiel ist erst in drei Tagen“, sagte Jordan. „Wir haben also noch reichlich Zeit, um die Fäuste zu schwingen. Und du brauchst Ablenkung, das sehe ich dir an. Was ist denn los? Probleme mit der Damenwelt?“

Sofort musste Cole an Marisa denken. Komisch, seit sie ihm am vergangenen Freitag in die Arme gefallen war, ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Jordan begab sich in Boxpositur und tänzelte vor Cole herum. „Ach, stimmt ja, was Frauen angeht, ist zurzeit Leerlauf bei dir. Vicki hat dich für diesen Sportmanager verlassen. Wie hieß er noch gleich?“

„Sal Piazza“, antwortete Cole und wich Jordans erstem Boxhieb aus.

„Ach ja, Salami Pizza.“

„Außerdem hat sie mich nicht verlassen“, stellte Cole schnaufend richtig.

„Sie war es nur leid, dass du dich nicht binden wolltest.“

Cole landete einen ersten Treffer. „Unsinn, sie wollte gar keine feste Beziehung. Es war eine nette, unverbindliche Affäre, genau richtig.“

„Bis sie dann gehört hat, welchen Ruf du hast. Da wusste sie, dass es an der Zeit war weiterzuziehen.“

„Es war für uns beide okay.“ Behände bewegten sich die Brüder im Ring und nahmen nichts um sich herum mehr wahr.

Obwohl Mittwoch war, brummte Jimmy’s Boxing Gym vor Aktivität. Schweißgeruch lag in der Luft, die Neonröhren summten.

Jordan wich einem Punch aus. „Du weißt schon, dass du Mom glücklich machen würdest, wenn du endlich eine feste Beziehung eingingst.“

Cole lächelte. „Und du würdest sie glücklich machen, wenn du nicht mehr deine Kauleiste beim Eishockey aufs Spiel setzen würdest. Aber trotzdem machst du weiter.“

„Dann muss sie eben ihre Hoffnungen auf Rick setzen“, kommentierte Jordan. Rick war der mittlere der drei Brüder. „Wo steckt er eigentlich gerade?“

„Ich habe gehört, er dreht einen Film an der Riviera.“

Rick war Stuntman und hatte daher den gefährlichsten Beruf der drei. Zum Leidwesen ihrer Mutter hatten aber all ihre Söhne im Laufe der Zeit schon Verletzungen davongetragen.

„Gut für Mom, dass wenigstens Mia so ein sanftes Reh ist“, sagte Jordan. „Das ist ihr hoffentlich ein Trost.“ Mia, die jüngste der Geschwister, arbeitete als Modedesignerin in New York. Cole war also der Einzige, der in ihrer Heimatstadt Welsdale wohnte.

„Immerhin lebst du jetzt nicht mehr so gefährlich“, fuhr Jordan fort. „Ich glaube, du bist von uns vieren auch am besten geeignet, um Serenghetti Construction zu leiten.“

Kurz nachdem Cole seine Eishockeykarriere verletzungsbedingt beenden musste, hatte sein Vater Serg einen schweren Schlaganfall erlitten. Acht Monate war das nun her. Seitdem führte Cole das Bauunternehmen.

„Ich tue eben meine Pflicht als guter Sohn“, sagte er und versetzte Jordan einen Boxhieb. Er liebte seinen Bruder, aber ein wenig neidisch war er schon auf ihn. Auf seine Freiheit.

Cole hatte früher in den Sommerferien immer im Unternehmen ausgeholfen, deshalb war er einigermaßen auf den Job vorbereitet gewesen. Trotzdem hoffte er, dass sein Vater bald gesund genug sein würde, um die Leitung wieder zu übernehmen. Coles Sportlerkarriere war zwar ein für alle Mal Geschichte, trotzdem faszinierte der Sport ihn noch immer. Er konnte sich gut vorstellen, Trainer zu werden.

Jordans Faust wirbelte durch die Luft, knapp an Coles Kopf vorbei. „Jetzt hast du mir immer noch nicht verraten, warum du heute so schlechte Laune hast.“

„Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst: Marisa Danieli ist bei mir aufgetaucht. Sie hat mich auf der Baustelle abgefangen.“

Jordan blickte ihn fragend an.

„Das Mädchen von der Highschool“, erklärte Cole.

„Ach, jetzt weiß ich. Marisa. Das Mädchen, das dich beim Schuldirektor verpfiffen hat. Das kleine Miststück, das immer so unscheinbar daherkam.“

„Genau die. Die Verräterin.“ Seine Geschwister kannten die Geschichte. Allerdings wussten sie nicht, dass er und Marisa auch eine Liebesbeziehung gehabt hatten. Er hatte es damals geheim gehalten, weil er den Spott seiner Brüder fürchtete. Der Topsportler und die kleine Streberin – wie hätte das denn gewirkt?

Nie würde er den Moment vergessen, als der Schulleiter ihm versehentlich verraten hatte, dass es Marisa gewesen war, die ihn verpetzt hatte. Von diesem Tag an hatte er sich nie wieder einen Streich in der Schule erlaubt.

Es wurmte ihn, dass Marisa bei ihm aufgetaucht war. Ihr Verrat hätte beinahe seine Hockeykarriere beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Und jetzt war diese Karriere tatsächlich vorbei, wegen der Verletzung. Stattdessen spielte er den Firmenchef, hatte aber in dieser Position – trotz eines respektablen Starts – noch viel zu lernen.

Ein Boxhieb seines Bruders erwischte ihn an der Schulter. Verdammt, er musste sich konzentrieren, während er im Ring stand!

„Was wollte Marisa denn von dir?“, fragte Jordan, während er um ihn herumtänzelte.

„Sie möchte, dass ich das prominente Aushängeschild für die Spendenaktion der Pershing School werde. Sie unterrichtet da, und die Schule braucht dringend eine neue Turnhalle.“ Er holte zu einem Hieb aus, verfehlte Jordan aber.

„Etwas mehr Konzentration bitte“, spottete Jordan.

„Sie meinte, wenn ich mitmache, wäre das auch gute PR für Serenghetti Construction. Wir würden als Wohltäter dastehen, die sich ums Gemeinwohl kümmern.“

„Das ist gar nicht so dumm. In dieser Sache muss ich ihr recht geben.“

Selbst Cole musste ihr recht geben, aber das hätte er niemals laut gesagt. Für ein Bauunternehmen war ein guter Ruf wirklich wichtig.

An Marisas Intelligenz hatte Cole auch damals auf der Highschool keine Zweifel gehabt. Sie war ein schüchterner Bücherwurm mit Brille gewesen, von den Jungen kaum beachtet. Er musste zugeben, dass sie sich äußerlich gemacht hatte: ein schönes Gesicht, eine gute Figur. Es hatte ihn nicht kaltgelassen, als er sie nach ihrem Ohnmachtsanfall in den Armen gehalten hatte.

Um ehrlich zu sein, hatte es ihn ziemlich erregt.

Dennoch hatte sie ihn schon einmal in große Schwierigkeiten gebracht. Und er würde dafür sorgen, dass das kein zweites Mal geschah.

2. KAPITEL

„Brauche meinen Squashschläger zurück. Hole ihn später ab.“

Marisa schaltete ihr Handy aus. Die SMS von Sal war schon ein paar Stunden alt. Aber das Wiedersehen mit Cole hatte sie so durcheinandergebracht, dass sie die Nachricht erst jetzt, zurück in ihrem Apartment, entdeckt hatte.

Der Text ärgerte sie ein wenig. Natürlich, in einer SMS fasste man sich kurz. Das klang manchmal ein bisschen unhöflich. Aber die Nachricht kam ja nicht von irgendwem – sie kam von ihrem ehemaligen Verlobten, der vor einem Vierteljahr mit ihr Schluss gemacht hatte.

Während der relativ kurzen Beziehung mit Sal war sie schnell in die Rolle des Hausmütterchens hineingerutscht. Dies erkannte sie allerdings erst rückblickend. Bereitwillig hatte sie für ihn die Wäsche aus der Reinigung geholt und andere Botengänge erledigt. Wahrscheinlich brauchte er den Schläger jetzt so dringend, weil er sich mit einem potenziellen neuen Kunden im Squashcenter treffen wollte. Als Sportmanager tat man gut daran, einen fitten Eindruck zu machen.

Vielleicht sollte sie den Schläger einfach aus dem Fenster auf den Rasen werfen. Da konnte Sal ihn dann suchen.

Plötzlich hörte sie, wie jemand von außen den Schlüssel ins Schloss ihrer Wohnungstür steckte. Komisch, sie hatte Sal den Wohnungsschlüssel doch abgenommen?

Marisa riss die Tür auf. Ihre Cousine Serafina stand vor ihr. „Ach, du bist’s“, stieß Marisa erleichtert hervor.

„Natürlich bin ich es“, gab Serafina zurück. „Du hast mir doch den Schlüssel gegeben. Oder hast du noch mehr davon verteilt?“

„Nein, natürlich nicht. Ich war nur gerade in Gedanken.“ Marisa hatte tatsächlich schon befürchtet, Sal hätte sich heimlich einen Nachschlüssel machen lassen. Sie hätte es ihm zugetraut.

Sie war froh, dass sie ihr kleines Apartment behalten hatte, obwohl Sal und sie schon geplant hatten zusammenzuziehen. Das Apartment hatte sie vor fünf Jahren gekauft; damals war es für sie ein großer Schritt in die Unabhängigkeit gewesen.

Wo Cole wohl wohnte? Sicher in einem luxuriösen Penthouse. Auf jeden Fall war er immer noch außergewöhnlich attraktiv, das konnte sie nicht leugnen.

„Es gibt übrigens Neuigkeiten“, sagte Serafina. „Ich werde demnächst ausziehen!“

Die beiden Cousinen hatten einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend zusammen verbracht, und vor ein paar Monaten war Serafina zeitweilig zu Marisa gezogen, weil sie in der Stadt einen neuen Job suchte.

„Du willst hier ausziehen? Heißt das, du hast einen Job gefunden?“

„Ja, und auch ein Apartment ganz in der Nähe. Fast gleichzeitig, stell dir das vor! Ich hoffe, es ist okay für dich, wenn ich den ganzen Umzugskram erst nach meinem Besuch bei Tante Filo in Seattle organisiere.“

„Das ist überhaupt kein Problem. Du hättest auch gerne noch länger hier wohnen können.“

„Vielen Dank! Du bist wirklich meine Lieblingscousine. Und, was gibt’s bei dir Neues?“

„Heute habe ich Cole Serenghetti gefragt, ob er das Aushängeschild für die Spendenaktion an meiner Schule spielt. Als Werbegesicht.“

„Und? Was hat er gesagt?“

„Oh, er war begeistert. Kommst du mit in die Küche, Kuchen essen?“

„Ja, klar. Er hat also sofort zugestimmt?“

Marisa lachte bitter auf. „Nein, das war ein Scherz. Er hat mich abblitzen lassen.“

„Immer noch wegen der alten Geschichte aus der Highschool?“

„So ist es. Er ist nachtragend, das hat er selbst zugegeben.“ Marisa holte die Torte aus dem Kühlschrank und schnitt für sich und ihre Cousine je ein Stück ab. „Ach, warte mal, ich koche uns noch einen Kaffee dazu.“

Während sie das Kaffeepulver aus dem Schrank holte, kam sie ins Grübeln. Warum nur hatte sie sich überhaupt dazu überreden lassen, Cole Serenghetti um Hilfe zu bitten? Na ja, sie wusste schon, warum. Es hatte mit ihrem Ehrgeiz zu tun. Sie wollte stellvertretende Schulleiterin werden. Ein bisschen Karriere machen, nachdem sie sich aus bitterer Armut herausgekämpft hatte.

Aus diesem Grund hatte sie sich freiwillig bereit erklärt, die Spendenaktion zu leiten. Da hatte sie jedoch noch nicht ahnen können, dass der Schulleiter unbedingt Cole Serenghetti als Aushängeschild für die Aktion haben wollte. Er hatte im alten Schuljahrbuch gesehen, dass Cole und Marisa im selben Jahrgang gewesen waren. Daraus hatte er gefolgert, dass es ihr ein Leichtes sein müsste, ihn für die Sache zu gewinnen. Er kannte ja nicht die ganze Geschichte.

„Und was wirst du jetzt tun?“, fragte Serafina, während Marisa zwei Kaffeetassen auf den Tisch stellte.

„Keine Ahnung.“

„Du gibst doch sonst nicht so schnell auf.“

„Du kennst mich gut.“

„Natürlich. Wir sind doch zusammen aufgewachsen.“

Nein, normalerweise gab Marisa wirklich nicht so schnell auf. Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter war sie in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und hatte ihr Leben lang kämpfen müssen.