Die Schilddrüsen-Formel - Michael Achilles - E-Book

Die Schilddrüsen-Formel E-Book

Michael Achilles

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Beschreibung

Alles, was Frauen über die Schilddrüse wissen sollten – wissenschaftlich fundiert und ganzheitlich In seinem Gesundheits-Ratgeber erklärt der Schilddrüsen-Experte Michael Achilles, wie Frauen ihre Schilddrüse auf natürliche Weise heilen und wieder in die Balance bringen können. Sein wissenschaftlich fundierter Therapieansatz bietet endlich konkrete Hilfe, um zu neuer Lebensfreude zu finden und dauerhaft gesund zu werden – ohne lebenslang Medikamente einnehmen zu müssen. Mehr als jedes andere Organ weist die Schilddrüse auch auf die Mehrbelastung von Frauen hin – die in der Folge unter Symptomen leiden wie: - Erschöpfung - Gewichtszunahme - Konzentrationsprobleme - Schlafstörungen - Haarausfall - mangelnde Energie - unerfüllter Kinderwunsch Die hormonellen Herausforderungen jeder Lebensphase Das Hauptaugenmerk des ganzheitlichen Ansatzes liegt auf den verschiedenen Lebensaltern der Frau und den speziellen hormonellen Herausforderungen, die sehr oft zu einer scheinbaren Unterfunktion der Schilddrüse und damit schnell zu Fehldiagnosen führen: So können in der Pubertät ein Eisenmangel, bei zu viel Stress ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel oder in den Wechseljahren ein Progesteronmangel die eigentlichen Ursachen sein. Erst wenn dies berücksichtigt wird, kann die Behandlung wirklich erfolgreich sein. Michael Achilles zeigt auf leicht verständliche Weise, wie die Schilddrüse im Verbund mit anderen Organen arbeitet. Wer die Zusammenhänge durchschaut, kann seine Schilddrüse stark machen und sich dauerhaft von Hashimoto, Schilddrüsenunter- oder -überfunktion, depressiven Stimmungen, Gewichtszunahme, Stress und Überbelastung befreien.

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Seitenzahl: 238

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Michael Achilles

Die Schilddrüsen-Formel

Wie Frauen ihr unterschätztes und oft überfordertes Organ schützen und heilen

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Alles, was Frauen über die Schilddrüse wissen sollten

In seinem Gesundheitsratgeber erklärt der Schilddrüsen-Experte Michael Achilles, wie Frauen ihre Schilddrüse auf natürliche Weise heilen und wieder in die Balance bringen können. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den verschiedenen Lebensaltern der Frau und deren speziellen hormonellen Herausforderungen.

 

Häufige Symptome sind:

Erschöpfung Gewichtszunahme Konzentrationsprobleme Schlafstörungen Haarausfall mangelnde Energie unerfüllter Kinderwunsch

 

Der wissenschaftlich fundierte ganzheitliche Therapieansatz bietet endlich konkrete Hilfe, um zu neuer Lebensfreude zu finden und dauerhaft gesund zu werden – ohne lebenslang Medikamente einnehmen zu müssen.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Disclaimer

Anstelle eines Vorworts

Einführung

Teil I – Das Wesen der Schilddrüse und warum sie bei Frauen besonders anfällig ist

1 Die verkannte Dirigentin unseres Körpers

Die »Brennstoffe« der Schilddrüse

Die Hypophyse

2 Frauen und Hormone

Die Geschlechtsdrüsen – Progesteron und Estradiol

Die Nebennieren und Cortisol

3 Die Funktionsstörungen der Schilddrüse

Hashimoto-Thyreoiditis

Morbus Basedow

Schilddrüsenknoten

Teil II – Wie finde ich heraus, ob meine Schilddrüse gesund ist?

4 Die Untersuchung der Schilddrüse

Anamnese – Das »Erinnern« an das, was einen plagt

Die körperliche Untersuchung der Schilddrüse

Blutdiagnostik – Der TSH-Wert allein genügt nicht, er ist trügerisch

Die wichtigsten Blutwerte für eine ursächliche Therapie

Allen Parametern zum Trotz – Der Mensch und sein Befinden steht über der wissenschaftlichen Erkenntnis

Körpertemperatur

Ultraschall

Szintigrafie

Die Gewebeprobe – Feinnadelbiopsie

Worauf Sie bei der Diagnostik achten sollten

Teil III – Über Ernährung, Entgiftung und Schilddrüsenextrakt

5 Was hilft der Schilddrüse?

6 Thyroid statt L-Thyroxin

L-Thyroxin – Das Universalmittel

Natürlicher Schilddrüsenextrakt – Was ist das überhaupt?

Schilddrüsenextrakt in der Therapie – Wie setze ich ihn ein?

Einmal L-Thyroxin, immer L-Thyroxin – Muss man Schilddrüsenhormone ein Leben lang einnehmen?

7 Essen für die Schilddrüse

Grünkohl und Co. – Bremsen Kohlarten die Schilddrüse?

Tofu und Co. – Ist Soja schlecht für die Schilddrüse?

Glutenverzicht – und alles wird gut?

Sellerie – Hype oder heilsam?

Und nun – was soll ich jetzt essen?

8 Schilddrüse und Kinderwunsch

9 Jod

Was ist Jod und wofür brauchen wir es?

Die Lugol’sche Lösung

Und was soll ich nehmen?

Teil IV – Die Therapie der Schilddrüse in den Lebensphasen der Frau

10 Umbrüche

11 Die Pubertät und die Jahre des Aufbruchs

Eisenmangel

Die Pille als Schilddrüsenbremse

12 Die Jahre des Ankommens

Kinderwunsch – Die vier S: Sperma, Schilddrüse, Stress und Steroidhormone

Die Schwangerschaft und die Phase nach der Geburt – Die Zeit des Progesterons

Hashimoto-Thyreoiditis – oft nicht (oder zu spät) erkannt

Morbus Basedow – Die Kraft eines unterschätzten Organs

13 Die Wechseljahre

Die Schritt-für-Schritt-Lösung

Fallbeispiele

14 Die Seniorinnenzeit

Was braucht die Schilddrüse »im Alter«?

Schilddrüsenknoten erkennen

15 Ende und Neuanfang

Seien Sie kritisch und denken Sie groß

Meine persönlichen Empfehlungen: Tun Sie das, was Ihnen und Ihrer Schilddrüse guttut

Literatur

Hilfreiche Adressen

Disclaimer

Die in diesem Buch vorgestellten Anwendungen wurden vom Autor und dem Verlag sorgfältig geprüft und haben sich in der Praxis bewährt. Da jeder Mensch für sich besonders ist, können wir allerdings Ergebnisse nicht garantieren. Der Verlag und der Autor schließen jegliche Haftung für Gesundheits- und Personenschäden aus.

Anstelle eines Vorworts

Warum ich mich als Heilpraktiker manchmal schäme und warum ich froh bin, kein Arzt zu sein

Ich habe eine Schilddrüsenpraxis und täglich kommen Frauen zu mir, die über Beschwerden berichten, die von der Schilddrüse kommen oder zumindest den heißen Verdacht erregen, sie könnten von diesem seltsamen Organ zwischen Kopf und Rumpf ausgehen. Pro Tag sind das über den Daumen gepeilt um die 15 Patientinnen, und jede von ihnen hat eine mehr oder minder ausführliche Krankheitsgeschichte. Wenn Sie mich also fragen, was ich den ganzen Tag tue, dann müsste ich zweifellos antworten: Ich sitze die meiste Zeit herum und höre zu.

Die Beschwerden der Patientinnen umfassen dabei ihr ganzes Leben, vom Kopf bis zu den Füßen und von Banalitäten bis ins Zentrum intimer Details. Die klaren Spitzenreiter sind Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Gewichtszunahme, sie reichen aber auch bis hin zu Depressionen, Libidomangel oder Kinderwunsch. Und ich? Ich höre noch immer zu. Natürlich nehme ich auch Blut ab und bestimme Blutwerte, ich messe den Blutdruck und mache Ultraschall-Untersuchungen der Schilddrüse, aber vor allem mache ich eben eins: Ich stelle Fragen und höre zu. Und das tue ich nicht, weil ich besonders neugierig bin, und übermäßig faul bin ich meines Erachtens auch nicht, sondern ich tue es aus konkreter therapeutischer Absicht.

Ich gebe der Anamnese diesen Raum, weil ich – inzwischen mehr oder minder erfahren – glaube gelernt zu haben, dass Hormone, und besonders die der Schilddrüse, so mannigfaltig auftreten und bis in die letzten Winkel unseres Daseins reichen, dass es keine Parameter gibt, die es vermögen, ihre Wirkbreite gänzlich abzubilden. Geschweige denn Funktionsstörungen, die sie hervorrufen. Ich will damit nicht sagen, dass Parameter wie die Blutwerte der Schilddrüsenhormone keine Bedeutung haben. Das nicht. Aber ich will sagen, dass Blutwerte einer Patientin ohne Einordnung in ein Beschwerdebild zuweilen gewaltig an deren Lebensrealität vorbeigehen – und das ist für die betroffene Patientin zumeist nicht von Vorteil.

Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Frau, die eines Tages in meine Praxis kam und verzweifelt berichtete, seit Jahren an einer Überfunktion zu leiden. Obwohl sie seitdem chemische Schilddrüsenblocker einnahm, hatte sie deutliches Übergewicht und war so müde und unkonzentriert, dass sie ihren Alltag als berufstätige Mutter kaum noch bewältigen konnte. Da eine Überfunktion zu genau gegenteiligen Beschwerden führt, beschlich mich ein Verdacht, der sich nach eingehender Diagnose bestätigte: Einzig gestützt auf einen Blutwert, hatte die Patientin seit mehr als einem Jahrzehnt ein falsches Medikament eingenommen, das bei ihr eine Unterfunktion der Schilddrüse auslöste und damit auch die stark belastende Gewichtszunahme – in 17 Jahren über 30 Kilo! Offenbar hatte sich also nie jemand das Gesamtbild ihrer Erkrankung angeschaut. Und das ist beileibe kein Einzelfall. Ähnliche Geschichten, mehr oder minder drastische, begegnen mir in der Praxis mehrmals pro Woche.

Die Frage, warum viele Patientinnen in der Schilddrüsentherapie nicht ausreichend Gehör finden und in der Folge mit ihren Beschwerden alleine dastehen, begleitet mich seit dem Tag, an dem ich meine Praxis eröffnete. Inzwischen weiß ich, dass es sicher nicht daran liegt, dass Therapeuten, gleich ob Ärztin oder Heilpraktiker, kein wahres Interesse daran hätten, einem Patienten zu helfen. Ich kenne jedenfalls keinen einzigen!

Größere Bedeutung spielt da schon eher der straff durchökonomisierte Praxisalltag, insbesondere der kassenärztliche, der gemäß der Abrechnungssysteme für jeden einzelnen Patienten nur wenig Zeit vorsieht. Da ein aufmerksamer Blick und ein oder zwei gezielte Fragen aber schnell erledigt sind und in der Regel ausreichen, um das Allgemeinbefinden einer Patientin zu erfassen, wollte ich das als alleinige Erklärung nie gelten lassen. Die wahre Ursache sehe ich inzwischen vielmehr darin, dass sich der menschlichste aller Berufe, nämlich der des Mediziners, steif und fest als Wissenschaft zu behaupten versucht und als solcher die Krankheit als ein anonymes, vom Menschen unabhängig auftretendes Naturphänomen betrachtet und auch lehrt – was Alexander Mitscherlich, der Begründer der Psychosomatik, übrigens schon in den 1970er-Jahren kritisierte. Nur so kann ich mir erklären, dass es zu solchen zuweilen paradoxen, aber gleichsam traurigen Fällen wie dem oben beschriebenen kommen kann: Ein Blutwert, hier vor allem der TSH-Wert, der bei einigen Endokrinologen gleichsam sakrale Bedeutung genießt, steht hierarchisch schlichtweg über dem individuellen Beschwerdebild einer Patientin.

Ich bin kein Arzt, nur Heilpraktiker. Mir steht es nicht zu, über den ärztlichen Beruf zu schreiben, und zudem auch noch kritisch. Ich tue es trotzdem. Weil es in meinen Augen einfach zu viele Frauen gibt, die – mit oder ohne ihr Wissen – etwas an der Schilddrüse haben, aber nicht die Therapie finden, die ihren Lebensumständen und Beschwerden gerecht wird. Dabei geht es mir nicht um eine Abrechnung mit der Schulmedizin, keineswegs. Ich bin selbst aus schulmedizinischem Haus und verdanke insbesondere der Notfallmedizin in mehreren Fällen mein Leben, wofür ich äußerst dankbar bin. Ich bin auch nicht standestreu. Dem Beruf des Heilpraktikers stehe ich kritisch gegenüber, jedenfalls den mitunter exotischen Therapieformen, die häufig nichts anderes sind als Verlegenheitstherapien und die am Beschwerdebild der Patientin ebenso vorbeigehen wie die eiserne schulmedizinische Regel, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse ausschließlich mit der Einnahme von synthetischen Schilddrüsenhormonen behandelt werden kann.

 

Ich schreibe dieses Buch für Frauen. Zum einen, weil überwiegend Frauen zu uns in die Schilddrüsenpraxis kommen, zum anderen, und das ist mein Hauptanliegen, weil die hormonellen Schwankungen, die eine Frau monatlich, aber auch in ihren unterschiedlichen Lebensphasen erlebt, in der gegenwärtigen Therapie kaum bis gar nicht berücksichtigt werden. Doch es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ein Mädchen in der Pubertät oder eine Frau in den Wechseljahren zum Beispiel eine Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt.

Die Schilddrüse ist ein Spiegel unserer aktuellen Lebensrealität, zudem ist sie eng verbunden mit anderen Drüsen unseres Körpers, vor allem den Geschlechtsdrüsen. Und da der Kontext, in dem ein Mädchen lebt, sich wesentlich von dem einer Frau in den mittleren Jahren unterscheidet – zudem die hormonelle Lage nicht zu vergleichen ist –, ist eine Kenntnis dessen für eine nachhaltige Therapie darum unerlässlich. Die Schilddrüse eines Mädchens ist eine andere als die einer Frau in den Wechseljahren! Der therapeutische Teil dieses Buchs geht daher speziell auf die Schilddrüse und ihre Erkrankungen in den einzelnen Lebensphasen einer Frau ein – von der Pubertät über den Kinderwunsch und die Schwangerschaft bis hin zu den Wechseljahren und der Seniorinnenzeit. Neben aktuellen Studien stütze ich mich dabei vor allem auf das, was ich in den letzten Jahren von, mit und über meine Patientinnen gelernt habe, die mit ihren Nöten und Beschwerden, aber auch Erfolgen und Anregungen zu mir in die Praxis kamen.

Mein Wunsch ist, mit diesem Buch den Leserinnen ein Grundverständnis für das wunderbare Organ Schilddrüse, ihre Erkrankungen und vernünftige Therapien zu vermitteln sowie Fragen zu beantworten, die mir tagtäglich in der Praxis begegnen, wie etwa: »Soll ich nun Jod einnehmen oder nicht?«, »Ist eine Hashimoto-Thyreoiditis heilbar und was kann ich tun?« oder »Kann man L-Thyroxin auch mal weglassen oder soll ich das mein ganzes Leben lang einnehmen?« Und ich hoffe, dass jede, die mit ihrer mehr oder minder angeschlagenen Schilddrüse allein dasteht, darin ein paar hilfreiche Anregungen für geeignete Therapien findet. Gleichzeitig möchte ich vor falschen Therapieempfehlungen, besonders durch Instagram & Co., schützen, die häufig auf falsch interpretierten Studien beruhen und mit heroischen wie nutzlosen Verzichtsübungen verbunden sein können.

Erwarten Sie in diesem Buch aber bitte keine einfache Wahrheit in Form eines Allheilmittels. Warum? Weil die Schilddrüse und die Hormone allgemein einfach zu kompliziert sind, um sie zu verstehen. Sie sind so vielgestaltig wie das Leben selbst. Im Grunde sind sie unser Leben, und daher gibt es auch nicht den einen Weg der Heilung. Es gibt nur den eigenen, ganz individuellen – nämlich Ihren!

Häufig wird mir in der Praxis die Frage gestellt, ob man bei einer Schilddrüsenerkrankung auf bestimmte Lebensmittel verzichten sollte, etwa auf Kohlgemüse oder Walnüsse.

Hier kann ich Entwarnung geben. Dass Kohlarten und Walnüsse die Schilddrüse bremsen und sogenannte Kropfbildner sind, ist zwar richtig, aber nur unter extremen Bedingungen. So zeigen Studien bei Kaninchen nach Langzeitfütterung mit Kohl durchaus ein höheres Risiko zur Ausbildung einer Unterfunktion der Schilddrüse, ebenso bei Ratten nach 75-tägiger Walnussfütterung. Aber da in meiner Praxis bisher keine Patientin erschienen ist, die sich ausschließlich von Kohl – und das dann auch noch roh – oder Walnüssen ernährt, können Sie unbesorgt sein: Essen Sie ruhig weiter Kohlgerichte und Walnüsse, beides ist sehr gesund.

Einführung

Die Schilddrüse, das Organ unseres Ausdrucks, und der Weg, wie ich zu ihr kam

Mein Weg zur Schilddrüse führte nicht über die Medizin. Ich lernte die Schilddrüse auch nicht als ein Organ kennen, das unseren Stoffwechsel taktet, sondern als eines, das mehr wie jedes andere dafür verantwortlich ist, ob wir ein Leben führen können, das wir uns wünschen. Dabei kenne ich die Schilddrüse praktisch von Geburt an. Das Umfeld, in dem ich aufwuchs, war medizinisch geprägt und es sah lange so aus, als würde ich in die Fußstapfen meines Vaters treten. Er ist Allgemeinmediziner und führt eine Schilddrüsenpraxis, die es bereits seit den 1950er-Jahren gibt. Als Jugendlicher half ich dort oft bei der kassenärztlichen Abrechnung, ich pipettierte Blutproben im praxiseigenen Labor und hatte täglich Kontakt zu Patienten, die anriefen oder mit ihren Anliegen direkt vor unserer Haustür standen. »Kannst du deinem Vater bitte ausrichten, dass ich ein neues Rezept brauche? Mir ist mein Thyroxin ausgegangen.«

Als ich vor der Berufswahl stand, traf ich eine andere Entscheidung. Es erschien mir verlockender, das Leben aus etwas größerer Distanz zu betrachten als aus direkter Nähe in Form von Erschöpfung, Verdauungsbeschwerden und Kropfleiden: Ich entschied mich für die Literatur und wurde Autor. Das klingt nach einem gänzlich anderen Feld. Aber nur auf den ersten Blick: Literatur kann auch ein wirksames Heilmittel sein. Das durfte ich als Jugendlicher selbst erleben, als ich schwer erkrankte und mir den Kummer von der Seele schrieb.

Natürlich denken wir bei dem Begriff »Literatur« erst einmal an Bücher, die uns unterhalten. Aber Literatur kann heilsam und auch eine Quelle der Selbsterkenntnis sein. Wenn wir uns ausdrücken, uns mit Worten »be-schreiben«, kommen wir uns näher. Und wer bei sich ist und ein Leben führt, das seinem Selbstbild entspricht, hat weniger Stress, und da Stress eine große Krankheitsquelle darstellt, auch die Chance auf ein gesundes Leben. Insofern leistet die Literatur einen Beitrag zu unserer Gesundheit und steht in enger Beziehung vor allem zur psychosomatischen Medizin, die in ihrem Kern besagt, dass eine Krankheit der Ausdruck eines nicht lösbaren Konfliktes sein kann.

Der amerikanische Psychologe James Pennebaker hat die Methode des Expressiven Schreibens in den 1980er-Jahren entwickelt und viel Forschung dazu betrieben. Er zählt zu den bekanntesten Experten auf dem Gebiet des therapeutischen Schreibens und hat mit dieser einfachen und kostenlosen Intervention sehr gute Ergebnisse bei Angst, Depressionen, inneren Spannungszuständen und sogar Traumata erzielt. In weiteren Studien wurde zudem nachgewiesen, dass das regelmäßige Schreiben eine positive Wirkung auf Immunsystem, Blutdruck, Rheuma und andere Erkrankungen hat.

Die Selbstbestimmung prägte mein Leben als Autor und auch meine spätere berufliche Aufgabe als Dozent, als ich begann, an einer staatlichen Hochschule zu unterrichten. Die Schilddrüse spielte in meinem eigenen Leben bis zu diesem Zeitpunkt keine größere Rolle, denn ich war hauptsächlich in Kunstkreisen unterwegs. Zur Wiederentdeckung der Schilddrüse kam es erst durch einen Studenten, der sich an unserer Akademie zu einem Sorgenkind entwickelte. Es ist wohl nicht selten, dass Studierende im Laufe des Studiums ihren Elan verlieren, der sie durch die ersten Semester getragen hat, ganz besonders in der Kunst, die auch immer eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst bedeutet, Sinnkrisen inklusive. Aber solch eine Kehrtwende, wie sie der besagte Student hinlegte, war auch für uns Lehrende neu. Er zog sich zurück, erschien, wenn überhaupt, zu spät zum Unterricht und verströmte aus jeder Pore eine Aura von unmissverständlicher Apathie. Weil wir das nicht einordnen konnten, wurde er zum Thema in einigen Besprechungen, und als wir Lehrende nach einem Vertrauensgespräch erfuhren, dass er sich in psychiatrische Behandlung begeben habe und Antidepressiva bekomme, waren wir erleichtert, dass uns jemand auf diesem Wege die Verantwortung für ihn aus den Händen nahm. Im Ergebnis änderte sich aber so gut wie nichts, eher im Gegenteil: Mit den verschriebenen Antidepressiva, die er einnehmen musste, wurde unser Sorgenkind nur noch müder und ging zudem auf wie ein Hefekuchen. Er tat mir leid – dann verlor ich ihn aus den Augen.

Etwa ein Jahr später traf ich ihn auf dem Campus der Akademie im Vorübergehen. Ich erkannte ihn kaum wieder. Er war noch immer von kräftiger Statur, aber er strahlte volle Lebendigkeit aus. »Was ist passiert?«, fragte ich ihn und konnte meine Verwunderung kaum verbergen. Er habe eine Unterfunktion der Schilddrüse, gab er zur Antwort, und dass es ihm besser gehe, seit er Medikamente für die Schilddrüse nehme. »Aha«, sagte ich, und schon in dem Moment, als wir uns verabschiedeten, drehte sich in meinem Kopf alles um die Schilddrüse. Ich erinnerte mich an die Gespräche mit meinem Vater. Immer wieder sprach er von dieser mysteriösen Drüse und betonte stets, wie viel Einfluss sie auf den Menschen habe, ohne dass er es bemerke. Und hier erlebte ich nun ein eindrückliches Beispiel, wie sehr die Schilddrüse unser Leben prägen kann: einen Menschen, der sich um 180 Grad gedreht hatte, von müde und träge zu vital und begeistert.

Diese eindrückliche Erfahrung ließ mich nicht mehr los, und ich begann mich für die Schilddrüse und für Hormone allgemein zu interessieren. Ich besorgte mir Bücher und nahm jede Gelegenheit wahr, um mich tiefergehend über dieses geheimnisvolle Organ und die Botenstoffe, die es produziert, zu informieren. Als Autor fiel mir das auch nicht besonders schwer. Sah mich jemand schräg an, so konnte ich immer sagen, dass ich für einen wichtigen Artikel recherchieren müsse. Und das war keine Lüge, jedenfalls nicht ganz, denn ich war definitiv auf Recherche, auch wenn mir noch nicht ganz klar war, wofür.

Was ich in dieser Zeit über die Hormone herausfand, war verblüffend. Sie sind nämlich nichts Geringeres als die heimlichen Architekten unseres Lebens. Sie signalisieren den Zellen unseres Organismus, was sie zu welcher Zeit zu tun haben, und steuern Entwicklungen, die unser gesamtes Leben bestimmen: Wachstum, Reife, Liebe, Sexualität, Rhythmus oder Resilienz. Ohne sie wären wir ein planloser Haufen von 80 Billionen Zellen, die nicht wüssten, wohin. Ohne die Hormone haben wir keinen Anfang und kein Ende, wir wären ohne Bestimmung. Dabei sind sie unfassbar winzig. Ein Millionstel, teilweise ein Billionstel Gramm pro Liter Blut genügt ihnen, um große Prozesse wie etwa die Metamorphose eines jungen Menschen in der Pubertät in Gang zu setzen. Sie führen uns durch unser gesamtes Dasein, ohne dass wir es merken, sie agieren im Stillen, so wie eine kleine Kompassnadel einen riesigen Frachter über die Weltmeere steuert.

Ich lernte in dieser Phase neben der Schilddrüse noch andere spannende Hormondrüsen kennen, so zum Beispiel die Nebennieren und die Geschlechtsdrüsen, die auch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unser Leben haben. Mein besonderes Interesse galt aber weiterhin der Schilddrüse. Wenn ich mich mit dem Thema beschäftigte, hatte ich noch immer den Studenten vor Augen und erlebte unter dem Eindruck seiner 180-Grad-Drehung von tief betrübt zu heiter sonnig, wie sich meine Einstellung zu Krankheit allgemein änderte. Für mich hatte bis zu diesem Zeitpunkt gegolten: Wer ein Seelenleiden hat, zum Beispiel eine Depression, der ist bei einem Psychiater oder Psychotherapeuten gut aufgehoben und nicht bei einem Internisten. Klar, die Seele ist angekratzt, also ist die Ursache und auch die Therapie in ihr zu finden. Wer hingegen mit einer Verstopfung kämpft oder eine Fettleber mit sich herumträgt, der ist bei einem Internisten an der richtigen Adresse.

Die Erfahrung mit unserem Sorgenkind ließ diese Definition nicht mehr gelten. Er litt an Beschwerden, die sich nicht von denen einer Depression unterscheiden ließen. Er war müde, antriebslos, verstimmt und dazu, wen wundert’s, von Selbstzweifeln geplagt. Aber seine Beschwerden waren nicht auf ein Seelenleiden zurückzuführen, sie hatten einen organischen Ursprung. Sein Psychotherapeut hätte mit ihm alle seine Traumata durchkämmen können, und es wäre doch ohne Erfolg geblieben. Den brachte erst ein Internist, der über den Tellerrand blickte.

Das damalige Sorgenkind unserer Akademie ist kein Einzelfall. Unerkannte und in Folge als Depressionen eingestufte Hypothyreosen sind nicht selten, vor allem bei Frauen. So sind laut Untersuchungen etwa 15–20 Prozent aller Depressionen auf eine Unterfunktion der Schilddrüse zurückzuführen.

Mein Interesse wuchs, und bald stellte sich die Frage, was ich mit dem Wissen, das ich anhäufte, anstellen soll. In der Kunst kam ich mit der Schilddrüse und den Hormonen nicht weiter, zwar hat die Kunst eine enge Verknüpfung mit der Medizin, sie bleibt aber körperlos, sie legt nicht Hand an.

Anfangs ging ich davon aus, dass ich die traditionelle Humanmedizin mit anschließender Spezialisierung in der Endokrinologie absolvieren müsse, um zur Schilddrüse und der Hormonlehre vorzudringen. Ich erwog es auch. Aber sechs Jahre für ein Medizinstudium und weitere sechs Jahre für die Facharztausbildung zum Endokrinologen zu investieren, wie sollte ich mir das leisten, zeitlich wie auch finanziell. Zudem rieten mir praktizierende Ärzte, mit denen ich Gespräche führte, durch die Bank von einem Medizinstudium ab. Das Arztsein sei nicht mehr wie früher, hieß es. Es sei stark reglementiert, und man habe mehr mit der Bürokratie zu tun als mit Patientinnen und Patienten. Das schreckte mich ab, und ich nahm innerlich von meinem Wunsch zu praktizieren bereits Abschied.

 

Von der Möglichkeit der Zulassung zur Heilkunde als Heilpraktiker erfuhr ich erst später. Eine Bekannte sprach es an: »Du könntest doch den Heilpraktiker machen«, sagte sie. »Den Heilpraktiker?«, fragte ich verwundert, und in meinem Kopf entstand reflexartig ein Mischbild aus Globuli, Räucherstäbchen und Darmsanierung.

Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt nichts mit Heilpraktikern zu tun und kam über Halbwissen nicht hinaus. Als ich dem Tipp jedoch mit Interesse nachging und mich über diesen Berufsstand informierte, erfuhr ich Überraschendes: Wer die Zulassung zur Heilkunde als Heilpraktiker erreichen wollte, der musste eine amtsärztliche Prüfung bestehen, die das gesamte schulmedizinische Basiswissen zum Inhalt hatte. Von Globuli & Co. war nicht die Rede, im Gegenteil. Die Prüfungsfragen, die ich nachschlug, reichten von Untersuchungstechniken des Herzens über Frakturen des Sprunggelenks bis zu neurologischen und hormonellen Erkrankungen. Das war mir neu. Die Bezeichnung »Heilpraktiker« bedeutete nichts anderes als die Zulassung zur Ausübung der Heilkunde. Die Spezialisierung erfolgte erst im Anschluss, so etwa zur Homöopathie, Osteopathie oder, in meinem Fall, zur Schilddrüse und der Hormonlehre allgemein.

Das war das, was ich suchte. Es in die Tat umzusetzen kostete mich allerdings noch große Überwindung. Mein Vorhaben stieß im Familien- und Bekanntenkreis auf gegenteiliges Echo. Die einen sahen mich schräg an, als hätten sie schon immer gewusst, dass ich nicht ganz dicht bin. Die anderen waren offen und erzählten mir in einem Atemzug freizügig von ihrem letzten Heilpraktikerbesuch. Zu meiner Überraschung erfuhr ich, dass mindestens die Hälfte meiner Bekannten regelmäßig zu einer Heilpraktikerin oder einem Heilpraktiker geht.

Das größte Hindernis jedoch war die tief in mir sitzende bürgerliche Abwehr gegenüber allem, was irgendwie anders und alternativ ist, eine Art vorgefertigter Tabuisierung. Als ich sie überwand und mich schließlich für den Besuch einer Heilpraktikerschule in Stuttgart entschied, war für diese akademische Arroganz kein Platz mehr. Drei Jahre lang paukten meine Kolleginnen und ich die Grundlagen der Humanmedizin, von der Mikrobiologie über die Anatomie bis hin zu sämtlichen Infektionskrankheiten. Jeder, der sich das antut und die amtsärztliche Prüfung im Anschluss besteht, hat inzwischen meinen größten Respekt.

Nach erfolgreich bestandener Prüfung begann dann zu meiner Freude der Teil, in dem es direkt um den Patienten geht. Ich hatte großes Glück und konnte direkt in einen laufenden Praxisbetrieb einsteigen, nämlich in die väterliche Schilddrüsenpraxis. Täglich kamen hier zahlreiche Patientinnen zur Sprechstunde, die die ganze Bandbreite an Schilddrüsenerkrankungen aufwiesen, von der einfachen Unterfunktion über entzündliche Erkrankungen bis hin zu Schilddrüsenknoten. Ich machte wertvolle praktische Erfahrungen und profitierte vom Wissensschatz meines Vaters. Wir sprachen über Krankheitsbilder, ich studierte Laborwerte und lernte alle Untersuchungstechniken, die eine gründliche Schilddrüsendiagnostik umfassen: vom Tastbefund über die Blutabnahme bis hin zur Ultraschalluntersuchung.

Nach insgesamt fünf intensiven Jahren, in denen ich zudem noch die Ausbildung zum ganzheitlichen Schilddrüsentherapeuten bei Dr. med. Berndt Rieger absolvierte, fühlte ich mich ausreichend vorbereitet, um eine eigene Praxis zu eröffnen.

Teil I

Das Wesen der Schilddrüse und warum sie bei Frauen besonders anfällig ist

1 Die verkannte Dirigentin unseres Körpers

Der Blick auf die Schilddrüse verändert sich. Noch vor wenigen Jahren schien sie zu nicht viel mehr zu taugen als zur Ausbildung eines unschönen Kropfes, der die Schilddrüse mitsamt der gesamten Halsregion durch Jodmangel anschwellen lässt – mitunter zu derart gewaltigen Ausmaßen, dass bei einigen Menschen das Kinn spurlos verschwindet und Kopf und Rumpf übergangslos miteinander verschmelzen. Verständlich, dass man es da kaum erwarten konnte, diese unschöne Drüse bei erstbester Gelegenheit operativ zu entfernen.

Zwar werden heute noch immer deutlich zu viele unnötige Schilddrüsenoperationen durchgeführt, wie es aus der Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung 2019 hervorgeht, aber die Zeiten, da die Schilddrüse ein Nischendasein führte, sind vorbei.1

Das merke ich in der Praxis deutlich. Die Schilddrüse tritt zunehmend in den Vordergrund, ich würde sogar sagen, sie liegt im Trend. So erhalte ich auf meine Eingangsfrage, was mir die Ehre des Besuchs verschaffe, oft Antworten, die ihren neuen Bedeutungsgrad deutlich abbilden. »Mein Osteopath sagt, ich solle mir mal dringend die Schilddrüse checken lassen.« Oder: »Ich esse so gut wie nichts und nehme trotzdem zu. Kann das an der Schilddrüse liegen?« Oder: »Ich habe schon alles versucht, die Schilddrüse ist meine letzte Hoffnung.«

Neben der größeren medizinischen Bedeutung ist die Schilddrüse in der Öffentlichkeit aktuell omnipräsent. Es vergeht kaum ein Tag, an dem sie einem nicht irgendwie oder irgendwo begegnet. Jedes Magazin, das etwas auf sich hält, hat inzwischen eine Sonderausgabe zum Thema »Schilddrüse« publiziert. Wer bei Google die Schilddrüsenentzündung »Hashimoto« eingibt, erhält sagenhafte 120 Millionen Beiträge. Und viele, die etwas an der Schilddrüse haben, sind in Selbsthilfeforen organisiert – die bei Gesprächen in der Praxis übrigens auch gerne selbstbewusst als »meine Hashi-Gruppe« angeführt werden.

So ist die Schilddrüse auch zu etwas geworden, das über ihre Bedeutung als Organ hinausgeht, sie ist zu einem Symbol geworden: für einen achtsamen Umgang mit Körper und Seele, aber auch zu einem Symbol für ein neues Selbstbewusstsein von Patientinnen, die sich wünschen, ernst genommen zu werden. Und manchmal ist sie sogar Schauplatz eines stolzen und kämpferischen Befreiungswillens: »Ich und meine Schilddrüse allein gegen die Pharmaindustrie!«

Die neue Prominenz steht der Schilddrüse gut und entspricht ihrer zentralen Rolle, die sie in unserem Körper spielt. Dabei drängt sie sich nicht in den Vordergrund. Sie ist klein, nur etwa so groß wie eine Walnuss, und legt sich einen Fingerbreit über der Drosselgrube unauffällig um die Luftröhre. Aber es gibt wohl kein Organ, das größeren Einfluss auf unser Ich-Empfinden hat als sie – sie ist die Dirigentin unseres Organismus.

Das liegt vor allem an den Schilddrüsenhormonen, die sie produziert und die anregend auf jede einzelne Zelle unseres Körpers wirken.

Wenn die Schilddrüse das Tempo erhöht – das tut sie, indem sie mehr Schilddrüsenhormone freisetzt –, reagiert jede Zelle unseres Körpers mit der Produktion von mehr Energie. Das ist eine ungeheure Kraft, die hier frei wird. Und das erklärt, warum sich eine Funktionsstörung der Schilddrüse auf unseren ganzen Körper auswirkt und warum das damit verbundene Beschwerdebild schier grenzenlos erscheint. Wenn die Schilddrüse zu wenig tut, also eine Unterfunktion der Schilddrüse besteht, drosselt jede Zelle unseres Körpers ihre Tätigkeit. Mit der Folge, dass es Körper und Geist an Energie mangelt und zu Müdigkeit, Kälte, Konzentrationsstörungen, Verstopfung, Gewichtszunahme usw. kommt. Das nennt sich in der Medizin dann Hypothyreose.

Gegenteiliges blüht uns, wenn die Schilddrüse zu viel tut, also eine Überfunktion besteht, und jede Zelle unseres Körpers das Tempo erhöht. Dann kommt es zu Hitze, Unruhe, Schlafstörungen, Durchfall oder auch Gewichtsabnahme. Das ist dann eine Hyperthyreose. Die Schilddrüse wirkt dabei immer total. Sie sorgt, wenn alles glattläuft, aber auch dafür, dass unser Organismus auf die unterschiedlichen Anforderungen eines jeden einzelnen Tages reagieren kann. Sie sorgt sich um unsere innere Balance. Wie jedes andere Organ braucht sie dafür bestimmte Stoffe, um arbeiten zu können – nennen wir sie mal Brennstoffe. Das füge ich hier mit an, da ich das Verstehen der Schilddrüse für ungemein wichtig halte, vor allem wenn es um Erkrankungen der Schilddrüse geht. Da müssen wir durch. Ich beschränke mich aber auf das wirklich Notwendige.

Die »Brennstoffe« der Schilddrüse

Die Schilddrüse braucht für die Produktion von Hormonen vor allem Jod, Tyrosin, Eisen und Selen. Das Schwermetall Jod und die Aminosäure Tyrosin sind die Grundbausteine, aus denen die oben beschriebenen Schilddrüsenhormone bestehen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem raren Jod zu. Seine Bedeutung zeigt sich daran, dass die Schilddrüsenhormone, deren Hauptelement es ist, die evolutionär ältesten Hormone sind. Es gibt auf diesem Planeten kein Lebewesen, das ohne es auskommt, kein Tier und keine Pflanze. Jod ist ein Brennstoff erster Güte, es ist pure Energie.

Eisen benötigen wir vor allem für die Sauerstoffversorgung der Körperzellen, aber auch als Enzym ist es an vielen Prozessen im Körper beteiligt, so zum Beispiel an der sogenannten Thyreoperoxidase. Das ist der erste Stoffwechselprozess bei der Herstellung von Schilddrüsenhormonen und bedeutet nichts anderes als die Verknüpfung von Jod und Tyrosin. Besteht in einem Organismus also ein Eisenmangel, so kommt die Produktion der Schilddrüsenhormone ins Stocken, was – richtig! – eine Unterfunktion der Schilddrüse zur Folge hat.