Die Schrecken der deutschen Sprache - Mark Twain - E-Book

Die Schrecken der deutschen Sprache E-Book

Mark Twain

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  • Herausgeber: DigiCat
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

In 'Die Schrecken der deutschen Sprache' widmet sich Mark Twain auf humorvolle Weise den Schwierigkeiten, die mit dem Erlernen der deutschen Sprache einhergehen. Durch persönliche Anekdoten und satirische Einsichten beleuchtet er die Tücken und Kuriositäten dieses komplexen Sprachsystems. Twains scharfer, ironischer Stil und sein Gespür für Komik machen das Buch zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis, das den Leser sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken bringt. Mit diesem Werk setzt Twain nicht nur ein Denkmal für die deutsche Sprache, sondern auch für die Kunst des satirischen Schreibens in der Literaturgeschichte. Seine humorvolle Herangehensweise an ein scheinbar trockenes Thema macht das Buch zu einem zeitlosen Klassiker, der auch heute noch lesenswert ist. Mark Twain, bekannt für seine satirischen Werke und seinen scharfen Verstand, nutzte seine eigenen Erfahrungen mit der deutschen Sprache als Grundlage für dieses Buch. Als passionierter Beobachter und Schriftsteller war Twain fasziniert von den sprachlichen Eigenheiten und Absurditäten, die er während seines Aufenthalts in Deutschland entdeckte. Seine kritische, aber liebevolle Darstellung der deutschen Sprache zeugt von seiner Fähigkeit, komplexe Themen auf humorvolle Weise zu präsentieren. 'Die Schrecken der deutschen Sprache' ist daher nicht nur ein Buch über Sprache, sondern auch über Kultur und zwischenmenschliche Kommunikation. Ich empfehle dieses Buch jedem, der sich für Sprachen, Humor und die Werke von Mark Twain interessiert. Es bietet nicht nur einen amüsanten Einblick in die deutschen Sprachfallen, sondern regt auch dazu an, die vielfältigen Facetten der Sprache und deren Herausforderungen zu reflektieren.

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Mark Twain

Die Schrecken der deutschen Sprache

Humoristische Reiseerzählung
 
EAN 8596547739302
DigiCat, 2023 Contact: [email protected]
Inhaltsverzeichnis
Die Schrecken der deutschen Sprache
Berliner Eindrücke
Rezept für Schwarzwäldergeschichten
Eine Episode in Baden-Baden
Wagnermusik
Sonntagsheiligung in Deutschland
Trauben-und Molkenkur
Der deutsche Portier

Die Schrecken der deutschen Sprache

Inhaltsverzeichnis

Ich war oft im Heidelberger Schloß, um die daselbst befindliche Kuriositätensammlung zu besichtigen und eines Tages überraschte ich den Besitzer derselben mit meinemDeutsch, das ziemlich seltsam lauten mochte. Er war sehr aufmerksam, und nachdem ich eine Zeit lang gesprochen hatte, äußerte er, mein Deutsch sei ganz seltener Art, vielleicht ein ›Unikum‹, er möchte es gerne seinem Museum einverleiben. Hätte er gewußt, was die Erwerbung meiner Fertigkeit mich gekostet hatte, so würde er auch gewußt haben, daß deren Anschaffung einen jeden Sammler zu Grunde richten müßte. Mein Freund Harris und ich hatten damals mehrere Wochen lang tüchtig an unserm Deutsch gearbeitet, und obwohl wir gute Fortschritte machten, hatten wir doch unser Ziel nur unter großen Schwierigkeiten und Plackereien erreicht, denn drei von unsern Lehrern waren darüber gestorben. Wer nicht selbst deutsch gelernt hat, kann sich keine Vorstellung davon machen, was das für eine verzwickte Sprache ist.

Es giebt gewiß keine andere Sprache auf der Welt, die so systemlos ist, so schlüpfrig und aalglatt, um sie zu fassen. Man treibt darin umher wie in einem brandenden Meer, bald hierhin, bald dorthin, in der elendesten Hilflosigkeit, und wenn man einmal glaubt, eine Regel gefunden zu haben, welche festen Grund bietet, um einen Augenblick in dem allgemeinen Wirrwarr und Tumult der zehn Redeteile auszuruhen, so vernimmt man in der Grammatik: ›Der Schüler gebe acht auf folgende Ausnahmen.‹ Ein Blick auf diese zeigt ihm, daß deren mehr sind, als Beispiele für die Regel selbst. So wird er hoffnungslos wieder über Bord geschleudert, um nach einem neuen Berg Ararat zu jagen und statt dessen eine neue Sandbank zu finden. Dies sind die Erfahrungen, die ich gemacht habe und noch fortwährend mache. So oft ich glaube, ich habe einen von den vier vertrakten ›Kasus‹ richtig gepackt, schleicht sich eine anscheinend bedeutungslose Präposition in meinen Satz hinein, die mit einer furchtbaren ungeahnten Macht ausgerüstet ist, und zerbröckelt mir den Boden unter den Füßen. Z. B. fragt mein Lesebuch nach einem Vogel (es fragt immer nach Dingen, die für keinen Menschen irgend welchen Wert haben): »Where is the bird?« – Die Antwort auf die Frage lautet nach dem Buch: »The bird is waiting in the blacksmith shop on account of the rain.« Selbstverständlich würde das keinem Vogel einfallen, allein das mußt du mit dem Buch ausmachen. Also, ich mache mich daran, die deutsche Übersetzung dieser Antwort herauszuklauben. Ich muß dabei notwendig am verkehrten Ende anfangen, so will es der deutsche Gedankengang. Ich sage mir: Regen ist männlichen Geschlechts – oder vielleicht auch weiblich oder möglicherweise sächlich – darnach zu schauen, ist mir jetzt zu umständlich. Je nach dem Geschlecht nun, das sich schließlich herausstellt, heißtthe rainentwederderRegen oderdieRegen oderdasRegen. Im Interesse der Wissenschaft will ich die Annahme zu Grunde legen, das Wort sei männlichen Geschlechts. Gut! Dann heißtthe rain›derRegen‹, falls derselbe einfach in ruhendem Zustand erwähnt wird ohne nähere Erörterung, alsoNominativ; ist jedoch dieser Regen überall rings auf dem Boden angelangt, dann ist er an eine bestimmte Örtlichkeit gebunden, erthutetwas, nämlichruhen(in der deutschen Grammatik wird dies unter die Tätigkeiten gerechnet) und dies versetzt den Regen in denDativ, so daß er zu ›demRegen‹ wird. Allein dieser Regen hat noch keine Ruhe, sondern entwickelt eineaktiveThätigkeit – er fällt nieder – vermutlich dem Vogel zum Ärger – dies zeigt Bewegung an und hat die Folge, daß das Wort in denAkkusativgeschoben und dadurch ausdemRegen ›denRegen‹ wird.

Nachdem ich mit der Befragung des Schicksals über diesen Punkt zu Ende bin, antworte ich keck darauf los und sage auf deutsch: »Der Vogel wartet in der Hufschmiedewegen denRegen«. Der Lehrer dämpft darauf sanft meine Freude mit der Bemerkung, daß, wo das Wörtchenwegenin einem Satz vorkommt, es das abhängige Wort in denGenetivversetze, möge daraus entstehen, was da wolle – und daß deshalb dieser Vogel in der Schmiede gewartet habe ›wegen des Regens‹.

NB. Später erfuhr ich von einer höheren Autorität, daß es eine ›Ausnahme‹ gebe, die einem unter gewissen besonderen verwickelten Umständen gestatte, zu sagen, wegendenRegen, es komme jedoch diese Ausnahme ganz allein bei diesem Wort vor.

Von der Schwierigkeit dieser Sprache kann die nächste beste Zeitung überzeugen. Ein Normalsatz in einer deutschen Zeitung ist eine überraschende Merkwürdigkeit; er nimmt eine Viertelseite ein und enthält sämtliche Redeteile dieser Sprache, nicht in einer geregelten Ordnung, sondern durcheinander. Er besteht hauptsächlich aus zusammengesetzten Wörtern, von dem Verfasser eigens für seinen Zweck gebaut und nirgends im Wörterbuch zu finden; oft sechs bis sieben Worte an einem Stücke ohne Nähte und Einschnitte; der Satz handelt von 14 bis 15 verschiedenen Gegenständen, von denen jeder einen Zwischensatz bildet, bisweilen schließt ein Hauptzwischensatz mehrere kleinere ein und damit sie nicht auseinander fallen, werden sie zum Teil mit Klammern zusammengehalten; –nach alledemkommt endlich das Zeitwort, woraus man erst klug wird, was der Verfasser eigentlich sagen wollte; nach dem Zeitwort schließt der Verfasser – wie mir scheint, lediglich aus dekorativer Spielerei – mit den Wörtern ›haben zu sein‹, ›gewesen sein dürften‹, oder ähnlich. Vermutlich ist dieser Schlußknalleffekt so etwas wie der Schnörkel, den man unter seine Unterschrift zu machen pflegt; was nicht gerade nötig ist, aber hübsch aussieht. Ich rate zum bessern Verständnis, deutsche Bücher so zu lesen, daß man sie vor den Spiegel hält oder auf den Kopf stellt, damit die Konstruktion umgekehrt erscheint; aber deutsche Zeitungen zu lesen, wird dem Fremden stets eine unerreichbare Kunst bleiben. Ich will mich zum Beweis des Gesagten auf ein Beispiel aus einem deutschen Buche, einer anerkannt guten Novelle, beschränken. ›Wenn er aber auf der Straße der in Sammt und Seide gehüllten, jetzt sehr ungeniert nach der neuesten Mode gekleideten Regierungsrätin begegnete?‹ So steht es in Marlitts ›Geheimnis einer alten Mamsell‹. Man wird bemerkt haben, wie weit das Zeitwort von der Operationsbasis des Lesers entfernt ist. In den Zeitungen ist das noch weit schlimmer, da steht das Zeitwort immer erst auf der nächsten Spalte, und mir wurde gesagt, es käme oft vor, daß der Verfasser eines Artikels, der sich ein bis zwei Spalten lang mit Einreihungen und Zwischensätzen aufgehalten hat, sich am Ende so beeilen muß, daß der Satz ohne Zeitworte in die Druckpresse geht. Dann sind natürlich die Leser übel dran.