Die Schuld der Monika L. - Nina Kayser-Darius - E-Book

Die Schuld der Monika L. E-Book

Nina Kayser-Darius

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Beschreibung

Mit den spannenden Arztromanen um die "Kurfürstenklinik" präsentiert sich eine neue Serie der Extraklasse! Diese Romane sind erfrischend modern geschrieben, abwechslungsreich gehalten und dabei warmherzig und ergreifend erzählt. Die "Kurfürstenklinik" ist eine Arztromanserie, die das gewisse Etwas hat und medizinisch in jeder Hinsicht seriös recherchiert ist. Nina Kayser-Darius ist eine besonders erfolgreiche Schriftstellerin für das Genre Arztroman, das in der Klinik angesiedelt ist. 100 populäre Titel über die Kurfürstenklinik sprechen für sich. »Du machst so ein nachdenkliches Gesicht, Monika«, sagte Stefan Märkel. »Was ist los?« Sie überlegte, ob sie es ihm sagen sollte. Sie hatte Stefan gern – und er sie. Vielleicht wurde mehr daraus, es war noch zu früh, um darüber etwas zu sagen. Aber sie wußte, daß auch ihr Vater viel von seinem jungen Mitarbeiter hielt. Er hätte sicher nicht gezögert, ihn ins Vertrauen zu ziehen. Monika Levenius und Stefan Märkel arbeiteten beide in der Baufirma von Monikas Vater Georg Levenius – Monika als Juniorchefin, Stefan als Abteilungsleiter. Er war vor zwei Jahren neu dazugekommen und hatte von Anfang an ausgezeichnete Arbeit geleistet. Monika und er waren lange ziemlich distanziert miteinander umgegangen, erst in letzter Zeit hatte sich das geändert. Monika wußte, daß ihr Vater diese Verbindung sehr gern sah – mit Stefan als Schwiegersohn brauchte er sich um die Zukunft der Firma seiner Ansicht nach keine Sorgen mehr zu machen. Das kränkte sie ein wenig, denn sie fand, daß er das ohnehin nicht nötig hatte: Sie selbst verstand bereits sehr viel vom Geschäft, und die Mitarbeiter, die ihr zunächst mit Mißtrauen begegnet waren – »dem Töchterchen vom Chef« – kamen längst mit allen möglichen Problemen zu ihr, die sie in der Regel auch zu lösen wußte. Sie hatte sich durchgesetzt, das durfte sie ohne Übertreibung sagen. Aber natürlich wäre eine Verbindung mit Stefan nicht nur privat schön, sondern auch beruflich segensreich gewesen. Sie warf ihn einen kurzen Blick zu und beschloß, ihm zumindest einen Teil dessen zu erzählen, was sie an diesem Tag

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Seitenzahl: 116

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Kurfürstenklinik – 39 –Die Schuld der Monika L.

Roman über die verhängnisvollsten Augenblicke ihres Lebens

Nina Kayser-Darius

»Du machst so ein nachdenkliches Gesicht, Monika«, sagte Stefan Märkel. »Was ist los?«

Sie überlegte, ob sie es ihm sagen sollte. Sie hatte Stefan gern – und er sie. Vielleicht wurde mehr daraus, es war noch zu früh, um darüber etwas zu sagen. Aber sie wußte, daß auch ihr Vater viel von seinem jungen Mitarbeiter hielt. Er hätte sicher nicht gezögert, ihn ins Vertrauen zu ziehen.

Monika Levenius und Stefan Märkel arbeiteten beide in der Baufirma von Monikas Vater Georg Levenius – Monika als Juniorchefin, Stefan als Abteilungsleiter. Er war vor zwei Jahren neu dazugekommen und hatte von Anfang an ausgezeichnete Arbeit geleistet.

Monika und er waren lange ziemlich distanziert miteinander umgegangen, erst in letzter Zeit hatte sich das geändert. Monika wußte, daß ihr Vater diese Verbindung sehr gern sah – mit Stefan als Schwiegersohn brauchte er sich um die Zukunft der Firma seiner Ansicht nach keine Sorgen mehr zu machen.

Das kränkte sie ein wenig, denn sie fand, daß er das ohnehin nicht nötig hatte: Sie selbst verstand bereits sehr viel vom Geschäft, und die Mitarbeiter, die ihr zunächst mit Mißtrauen begegnet waren – »dem Töchterchen vom Chef« – kamen längst mit allen möglichen Problemen zu ihr, die sie in der Regel auch zu lösen wußte. Sie hatte sich durchgesetzt, das durfte sie ohne Übertreibung sagen. Aber natürlich wäre eine Verbindung mit Stefan nicht nur privat schön, sondern auch beruflich segensreich gewesen. Sie warf ihn einen kurzen Blick zu und beschloß, ihm zumindest einen Teil dessen zu erzählen, was sie an diesem Tag erfahren hatte.

»Albert Hofmann hat mich angesprochen«, begann sie.

»Der neue Buchhalter?«, fragte er schnell.

»Ja. Er meint, er hat ein paar Ungereimtheiten in der Bilanz entdeckt, die ich mir mal ansehen soll.«

Stefan blieb stehen, sichtlich erregt. »Was sagst du da, Moni? Weiß dein Vater schon davon?«

»Nein, natürlich nicht!« antwortete sie. »Du weißt doch, daß er eine ziemlich schlimme Grippe hat, es geht ihm überhaupt nicht gut. Ich kann ihm im Augenblick mit solchen Dingen nicht kommen. Außerdem ist es ja nur ein Anfangsverdacht.«

»Schlimm genug«, murmelte Stefan. »Hat er denn genauere Angaben gemacht, was er entdeckt hat?«

Monika sah bedrückt zu Boden. Sie hatten die Firma gemeinsam verlassen und beschlossen, noch essen zu gehen. Eigentlich dachte sie, sollten wir über andere Dinge reden als immer nur über das Geschäft. Wie soll sich zwischen uns etwas entwickeln, wenn wir ständig nur die Firma im Kopf haben?

»Er meint, die Bilanz ist manipuliert worden – es fehlt Geld.« Sie schluckte. »Sehr viel Geld, Stefan!«

Er starrte sie an. Auf seiner Stirn war eine steile Falte erschienen. »Was sagst du da? Aber das ist doch unerhört! Ich war so froh, immer sagen zu können, daß ich bei Levenius arbeite, einer der wenigen Baufirmen, die als hundertprozentig seriös und sauber gelten.«

»Ich weiß.« Monikas Stimme war sehr leise geworden.

»Und du hattest keine Ahnung?« fragte Stefan weiter.

»Natürlich nicht!« rief sie. »Was für eine Frage, Stefan!«

Sein Gesicht war angespannt. »Entschuldige«, bat er. »Aber das trifft mich wirklich hart, Moni.«

»Meinst du etwa, mich nicht? Ich hoffe noch immer, daß Herr Hofmann sich geirrt hat. Diese Möglichkeit besteht ja auch.«

»Glaubst du das?«

»Ich weiß es nicht, ich hoffe es eben. Denn wenn er sich nicht irrt, dann sind die Folgen kaum auszudenken.« Sie zog die Schultern hoch, als fröstele sie, dabei war es für die Jahreszeit ungewöhnlich mild draußen. »Bei einer Firma dieser Größe sickert schnell etwas durch, und den Aufstand in der Presse kann ich mir lebhaft vorstellen: ›Unlauteres Geschäftsgebaren auch bei Levenius‹ und so weiter und so fort.«

Sie waren vor dem Restaurant angekommen, das sie sich ausgesucht hatten und traten ein. Monika hatte sich sehr über Stefans Vorschlag gefreut, noch gemeinsam essen zu gehen, doch jetzt mußte sie betrübt feststellen, daß das Gespräch die Stimmung verdorben hatte. Sie wäre für jede Aufmunterung dankbar gewesen, aber Stefan schien sich mindestens so große Sorgen zu machen wie sie selbst. Es war dumm von ihr gewesen, das nicht vorherzusehen.

»Laß uns von etwas anderem reden, Stefan!« bat sie. »Es reicht mir, wenn ich mich den ganzen Tag mit Firmendingen beschäftige – da will ich abends nicht auch noch dieselben Geschichten hören. Ich hätte dir gar nichts von diesem Verdacht erzählen sollen.«

»Im Gegenteil, es war genau richtig, daß du das getan hast, Moni. Aber du hast Recht: Wechseln wir das Thema.«

Sie gaben sich beide die größte Mühe, aber ein richtig entspannter Abend wollte es einfach nicht werden.

*

»Und wie gefällt es Ihnen, Adrian?« erkundigte sich Carola Senftleben in der Pause bei ihrem Nachbarn Dr. Adrian Winter, den sie an diesem Abend in die Oper Unter den Linden eingeladen hatte, wo »Cosi fan tutte« von Mozart gespielt wurde. Normalerweise fühlte sie sich eher für das leibliche Wohl ihres jungen Nachbarn zuständig, aber sie hatte ihm vorgeschlagen, daß sie beide einmal ihre eingefahrenen Wege verlassen sollten, und er hatte ihr zugestimmt.

Adrian Winter war der jüngste Chefarzt der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg, und als solcher leitete er die dortige Notaufnahme. Dank seiner überaus engagierten Arbeit war die Klinik weit über Berlin hinaus bekannt geworden. Adrian war für seine Bemühungen um die Notfallmedizin, über die er regelmäßig wissenschaftliche Artikel schrieb, sogar ausgezeichnet worden.

Carola Senftleben, die Ende Sechzig war, jedoch jünger aussah und sich auch so fühlte, war stolz auf ihren Nachbarn – und sie hatte ihn sehr gern, was im übrigen auf Gegenseitigkeit beruhte. Sie kochte leidenschaftlich gern und lud Adrian oft zum Essen ein, was für ihn ein Glück war, denn kochen konnte er nicht. Er hatte auch gar keine Zeit dafür, da er mit seiner Arbeit quasi verheiratet war.

Nun antwortete er auf die ihm gestellte Frage: »Ich sollte öfter mit Ihnen ausgehen, Frau Senftleben – es ist wirklich wunderschöne Musik. Die reicht vielleicht nicht ganz an Ihre Lammkeule heran, aber fast.«

Sie lachten beide, dann lud Adrian seine Nachbarin zu einem Glas Champagner ein. »Wenn wir schon einmal ausgehen, Frau Senftleben, dann muß das gefeiert werden. Sie fühlen sich hier wohl wie zu Hause, was?«

Carola Senftleben ging oft und gern in Konzerte, die Oper, das Theater. Das waren die Abende, an denen Adrian sich selbst verpflegen mußte, denn dann hatte sie für aufwendiges Kochen keine Zeit.

»Ja«, bestätigte sie, »ich kenne mich hier ganz gut aus. Den Champagner gibt’s dort drüben, kommen Sie!«

Er stellte sich geduldig in die Schlange, während sie auf ihn wartete. Als er mit den Gläsern zurückgekehrt war, prosteten sie einander zu. »Auf Ihr Wohl, Frau Senftleben.«

»Und auf Ihres, Adrian. Haben Sie nicht nächste Woche Nachtdienst?«

Er seufzte. »Ja, leider. Das wird wieder anstrengend.« Er lächelte ihr augenzwinkernd zu. »Und ich muß auf Sie und die gemeinsamen Mahlzeiten mit Ihnen verzichten, das ist vielleicht das Allerschlimmste.«

Sie strahlte, Komplimente hörte sie für ihr Leben gern. Frau Senftleben war als Schneiderin selbstständig gewesen. Man sah ihr nach wie vor an, daß sie etwas von Schnitten und Stoffen verstand. Sie war eine der elegantesten Frauen in der Oper, und mit ihren modisch kurz geschnittenen grauen Haaren und den unschuldig dreinblickenden blauen Augen war sie eine Erscheinung, an der viele Blicke haften blieben.

Adrian überragte sie um mehr als einen Kopf, und nicht wenige Opernbesucher fragten sich, wie die elegante ältere Frau und der attraktive jüngere dunkelblonde Mann mit den braunen Augen wohl zusammengehörten. Seine Mutter konnte die Dame eigentlich nicht sein, dazu sah sie zu jung aus...

In Wirklichkeit hätte sie sehr wohl seine Mutter sein können, denn Carola Senftleben war über dreißig Jahre älter als Adrian, aber das wußten die neugierigen Beobachter natürlich nicht.

Es klingelte zum Zeichen, daß die Pause sich dem Ende näherte. Sie tranken ihren Champagner aus, Adrian brachte die Gläser zurück, dann reihten sie sich in den Strom derer ein, die zurück in den Saal strebten. Adrian ließ die festliche Atmosphäre auf sich wirken und freute sich daran. In der folgenden Woche würde er sich ab und zu daran erinnern können – wenn in der Notaufnahme wieder einmal die Hölle los war und die Ärzte nicht einmal die Zeit für einen Kaffee zwischendurch fanden, weil ständig neue Patienten eingeliefert wurden, die Hilfe brauchten.

Die Musik setzte ein, und die Kurfürsten-Klinik verschwand wieder aus Adrians Gedanken. Er schloß die Augen und gab sich den betörenden Melodien hin.

*

Julian Lombard pfiff vergnügt vor sich hin, während er das Thema, das ihm gerade eingefallen war, auf dem Klavier spielte. Es war eine einschmeichelnde Melodie, genau richtig für den niedlichen Zeichentrickfilm, für den er die Musik komponieren sollte. Er war froh über diesen Auftrag – es war endlich einmal etwas anderes als die ewigen paar Takte für einen Werbespot. Dieser Film hier war dreißig Minuten lang – ein Kinderfilm, der eine heitere, liebenswerte Note hatte, die die Musik unterstreichen sollte. Gerade jetzt hatte er den entscheidenden Einfall gehabt. Wunderbar!

Eifrig kritzelte er die Noten aufs Papier. Er mußte es geahnt haben, als er sich entschlossen hatte, heute Abend zu arbeiten. Liane wäre zwar gern gekommen, aber... Er seufzte. Liane war lieb und nett, aber sie ging ihm schon wieder ein bißchen auf die Nerven, weil sie das tat, was die meisten Frauen nach einer Weile taten: Sie fingen an, seine Wohnung aufzuräumen, seine Wäsche zu waschen, zu kochen und sich »unentbehrlich« zu machen. Für Julian bedeutete das in der Regel, daß es höchste Zeit wurde, sich wieder zu trennen.

Er hatte ständig neue Freundinnen – was er gar nicht so schön fand. Wenn er endlich eine Frau gefunden hätte, die nicht versessen darauf gewesen wäre, aus ihm einen »normalen« Mann zu machen, dann hätte er es sicher länger mit ihr aushalten können als die üblichen sechs bis acht Wochen. Aber die Frauen, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte, waren alle darauf aus gewesen, ihn zu ändern und anschließend zu heiraten, was ihm außerordentlich mißfiel. Er wollte so bleiben, wie er war: ein bißchen schlampig und auf jeden Fall allein. Es war für ihn undenkbar, seine Wohnung mit einer Frau zu teilen. Sein Bett ja – aber niemals auch seine Wohnung.

Er spielte die Melodie noch einmal, wurde aber durch heftiges Klingeln gestört. Stirnrunzelnd sah er auf die Uhr: Es war schon nach elf, ob Liane etwa noch kam? Hoffentlich nicht, dann konnte er die weitere Arbeit vergessen. Er lief zur Tür und öffnete. Im gleichen Augenblick sagte er genervt: »Sie!«

»Ja, ich!« Monika Levenius, seine Nachbarin, stand vor ihm und funkelte ihn wütend an. »Es kann ja sein, Herr Lombard, daß Künstler unbedingt nachts arbeiten müssen – aber bei mir ist das leider anders! Ich stehe morgens um sechs auf und brauche meinen Schlaf. Also hören Sie gefälligst auf zu klimpern.«

Was war sie doch für eine unmögliche Person! Hübsch, das schon, aber das war auch alles, was zu ihren Gunsten sprach. Sie nervte ihn mit ständigen Beschwerden, weil er »die gesetzlichen Ruhezeiten« nicht einhielt – als könne er seine Einfälle so dressieren, daß sie ihm nur außerhalb dieser Ruhezeiten kamen! Er hatte diese Wohnung schließlich gekauft, weil ihm der Architekt versichert hatte, in diesem Altbau seien die Wände noch so dick, daß kein Nachbar vom Klavierspiel überhaupt etwas mitbekommen würde. Er hatte es rein vorsorglich sogar ausprobiert – und tatsächlich war kaum etwas durchgedrungen.

Aber diese Zicke, die seit ein paar Wochen neben ihm wohnte, schien Fledermausohren zu haben – sie stand sofort vor seiner Tür, wenn er ein bißchen zu lange spielte. Wobei er immerhin zugeben mußte, daß zwar die Wände dick, dafür aber leider die Türen nicht unbedingt schalldicht waren...

»Ich klimpere nicht, ich komponiere«, stellte er nun fest und maß sie von oben bis unten mit einem langen Blick. Ja, sie war hübsch – aber wie sie sich anzog, war eine reine Katastrophe. Immer im Kostüm, immer mit Aktenmappe, immer korrekt bis in die Zehenspitzen. Wirklich, der reine Horror, diese Frau. Wahrscheinlich ging sie auch perfekt geschminkt ins Bett, damit sie auch dort nur ja nicht menschlich aussah.

»Es ist mir völlig gleichgültig, wie Sie das nennen«, entgegnete sie beherrscht. »Nur tun Sie, was immer Sie tun, ja nicht länger, sonst kriegen Sie gewaltigen Ärger, das versichere ich Ihnen.«

»Wieso beschweren Sie sich überhaupt jetzt erst?« erkundigte er sich spöttisch. »Ist die gesetzliche Ruhezeit nicht schon längst ausgebrochen?«

Jetzt sah sie nicht mehr ganz so beherrscht aus, sondern funkelte ihn wütend an. »Versuchen sie nicht, witzig zu sein«, sagte sie kalt, »das sind Sie nämlich nicht. Sie sind bloß unverschämt. Und Sie hatten Glück, daß ich bis eben nicht zu Hause war, sonst hätte ich schon früher geklingelt.«

»Dachte ich’s mir doch«, erwiderte er und grinste breit. Er wußte, daß er unverschämt wirkte und genoß es. »Daß Sie überhaupt noch ausgehen, wo Sie doch so pflichtbewußt jeden Morgen mit den Hühnern aufstehen! Hat man da noch Lust, sich die halbe Nacht um die Ohren zu schlagen? Lassen Sie mich raten – es war garantiert nur ein geschäftliches Treffen, stimmt’s?«

»Ach, halten Sie doch die Klappe!« fauchte sie, drehte sich auf dem Absatz um und lief zu ihrer Wohnung. Dabei stolperte sie über eine Fußmatte und wäre fast gefallen.