Die Schuld vergangener Tage - Peter Temple - E-Book
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Die Schuld vergangener Tage E-Book

Peter Temple

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Beschreibung

Ein Klassiker der Kriminalliteratur - klug und fesselnd geschrieben!

Mac Faraday glaubt nicht, dass sich sein Freund Ned das Leben genommen hat. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln, denn wenn es nicht Selbstmord war, muss es Mord gewesen sein. Faradays Nachforschungen führen ihn zu einer Erziehungsanstalt. Dabei entdeckt er eine Mädchenleiche in einem stillgelegten Bergwerksschacht. Nach und nach kommt Faraday denen auf die Spur, die zahllose Mädchen aus der Erziehungsanstalt missbraucht haben. Je näher er der Wahrheit kommt, desto mehr bringt ihn seine Recherche selbst in Gefahr.

«Ein wunderbarer, ein einzigartiger Roman.»
Deutschlandfunk Kultur

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PETER TEMPLE, geboren 1946 in Südafrika, gehört zu den herausragenden australischen Autoren seiner Generation. Fünf seiner Romane erhielten den Ned Kelly Award. International bekannt wurde er mit seinem mehrfach ausgezeichneten Roman »Kalter August«. 2010 wurde sein Roman »Wahrheit« mit dem wichtigsten australischen Literaturpreis, dem Miles Franklin Award, ausgezeichnet. Zuletzt erschien auf Deutsch »Tage des Bösen«. Er lebt mit seiner Familie in Ballarat.

Außerdem von Peter Temple lieferbar:

Tage des Bösen (74701)

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PETER TEMPLE

DIE SCHULD VERGANGENER TAGE

THRILLER

Deutsch von Hans M. Herzog

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Die Erstausgabe erschien 1998 unter dem Titel »An Iron Rose« im Verlag HarperCollins, Sydney.
PENGUIN und das Penguin Logo sind Markenzeichen von Penguin Books Limited und werden hier unter Lizenz benutzt.
Copyright © 1998 by Peter Temple published by arrangement with Text Publishing Company, Melbourne Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2016 bei Penguin Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenUmschlag: Cornelia Niere, München Umschlagmotiv: jinny goodman/arcangelimages Redaktion: Stefanie Viereck Satz: Uhl + Massopust, Aalen ISBN 978-3-641-16733-2V003www.penguin-verlag.de

Für Josephine Margaret Temple und Alexander Royden Harold Wakefield Temple:die ersten und besten Einflüsse

Mac«, sagte die Stimme. »Ned ist tot.«

Ich kapierte es nicht. Ich verdrehte die Augen und versuchte, mich zu konzentrieren, den Kopf voller Schlaf und bierseliger Träume.

»Was ist?«, sagte ich.

Er wiederholte es.

»O Gott, nein. Wann?«

»Keine Ahnung.« Es gab eine Pause. »Er hängt im Schuppen, Mac. Kannst du herkommen?«

Tot? Ned? Wie viel Uhr war es? Zwei Uhr fünfundvierzig. Sonntagfrüh. Ich zog ein paar Grimassen, kämpfte gegen den Nebel und das Nichtverstehen. Dann sagte ich: »In Ordnung. Klar. Klar. Hör zu, weißt du genau, dass er tot ist?«

Es folgte ein langes Schweigen. Lew schniefte. »Mac. Komm her.«

Meine Gedanken wurden klarer. »Krankenwagen. Hast du ’nen Krankenwagen gerufen?«

»Ja.«

»Bullen?«

»Nein.«

»Ruf sie an. Bin in zehn Minuten da«, sagte ich.

Im Flur schnappte ich mir den Driza-Bone-Regenmantel und nichts wie raus. Anziehen überflüssig. Ich war komplett bekleidet in einem rissigen Ledersessel eingeschlafen, bei laufendem Fernseher, eine halb gegessene Pastete auf dem Schoß.

Ich sah den Hund nicht, hörte ihn aber auf der Pritsche landen. Ein leiser Aufprall. Die Abkürzung durch Quinn’s Marsh. Ich sparte ein paar Minuten, indem ich das Tor mit den Kuhfängern aufstieß und den alten Land Rover über die Schafweide hinter Ned Loweys Haus lenkte. Man sah das Haus schon von Weitem: alle Lichter brannten.

Als ich um die Ecke bog, stand Lew im Scheinwerferlicht: mit hängenden Armen, wirren Haaren, eine ausgebeulte Jogging­jacke über der Pyjamahose, barfuß.

Ich sprang aus dem Wagen. »Bleib da«, rief ich dem Hund zu. Und an Lew gewandt: »Wo?«

Er ging mit mir den Weg zwischen Garage und Hühnerauslauf hinunter zum großen Maschinenschuppen. Die Doppeltüren standen offen und ein weißer Lichtstrahl lag auf dem Betonboden. Lew blieb stehen, wies in den Schuppen. Er wollte da nicht rein.

»Warte vorm Haus auf den Krankenwagen«, sagte ich.

Einen Moment lang blendete mich das Licht, vielleicht wollte ich auch nichts sehen. Dann konzentrierte ich mich auf Ned, der in einem gestreiften Schlafanzug auf der Beifahrerseite neben dem Truck hing, die Arme ordentlich an den Seiten. Sein Kopf war von mir abgewandt. Als ich näher kam, sah ich, warum Lew meine Frage, ob Ned wirklich tot sei, nicht beantwortet hatte.

Ich schaute nach oben. Das Seil war etwa zwei Meter über der Fahrerkabine an einem gewalzten Stahlträger befestigt worden. Ned war auf das Kabinendach geklettert, hatte das Tau um den Träger gewickelt, es ein Stück weit verschoben und sich ­einen Henkersknoten um den Hals gelegt. Dann war er vom Kabinendach getreten.

»Mann, Mann«, sagte ich hilflos. Ich wollte weinen, mich übergeben und weglaufen. Ich wollte wieder schlafen, ohne vom Telefon geweckt zu werden.

Lew saß auf der Verandastufe, mit hängenden Schultern, den Kopf gesenkt. Ich holte alle Utensilien, die ich für den Fall, dass ich eine rauchen musste, im Land Rover verwahrte, drehte mir eine Zigarette und ging die fünfzig Meter bis zum Tor. Die Nacht war schwarz, absolut still. Dann überquerte in der Ferne ein schnelles Fahrzeug die Schwelle zum Hörbaren.

Ich ging zurück ins Haus, durch den langen Flur zu Neds Schlafzimmer. Es war ordentlich, wie das Lager eines Soldaten, das Bett akkurat glatt gezogen.

Warum hatte Ned seinen Schlafanzug an?

Auf dem Weg nach draußen machte ich im Wohnzimmer halt und sah mich ohne guten Grund in dem vertrauten Raum um. Es war warm, das Holz im Ofen war runtergebrannt und glühte.

Mein Blick wanderte zu dem Foto auf dem Kaminsims: Ned und mein Vater, zwei stämmige Männer in Overalls, lachend, jeder mit einer Mulgaschlange in der Hand. Zwischen ihnen ließ die Kamera einen schmalen Jungen in Schuluniform erstarren. Er wirkte besorgt. Das war ich.

Ich ging nach draußen und setzte mich neben Lew, betrachtete sein Profil. Er war eine Mischung aus Ned und seiner ­Mutter: langes Gesicht, hohe Wangenknochen, kräftiger Kiefer. »Wie hast du ihn gefunden?«, fragte ich.

Lew erschauerte. »Ich kam gegen elf nach Hause. Um die Zeit schläft er immer schon. Ich bin ins Bett gegangen. Bin vor, keine Ahnung, ’ner halben Stunde aufgewacht und pinkeln gegangen. Als ich wieder ins Bett bin, dachte ich: Er hat nichts gesagt.«

»Nichts gesagt?«

»Immer, wenn man an seiner Zimmertür vorbeikam, sagte er irgendwas. Egal, zu welcher Zeit, auch mitten in der Nacht. Und als ich auf dem Klo war, bevor ich ins Bett ging, hat er auch nichts gesagt. Aber da hatte ich mir nichts dabei gedacht. Also bin ich aufgestanden, und er lag nicht in seinem Bett.« Er schwieg. »Dann hab ich nach dem Wagen gesehen, und er war da, darum hab ich nach dem Pick-up gesehen. Und …«

Er schlug die Hände vors Gesicht. Ich legte ihm meinen Arm um die Schultern, drückte ihn, wusste nicht, wie ich ihn trösten, wie ich mich trösten sollte. So saßen wir da, bis der Krankenwagen kam. Etwa eine Minute später folgte der Polizeiwagen. Zwei Cops. Als Lew und ich schließlich unsere Aussagen gemacht hatten, war es fünf Uhr durch, vor dem Haus parkten zwei Polizeiwagen, und in dem warmen Wohnzimmer standen vier Cops, rauchten Zigaretten und warteten darauf, dass jemand von der Spurensicherung eintraf.

Ich nahm Lew mit zu mir nach Hause. Dort konnte er nicht bleiben, in diesem vertrauten Haus, das jetzt nur noch fremd und furchtbar war. Stumm fuhren wir im silbrigen Morgengrauen, Nebel lag in den Senken, hing in den Bäumen, Teiche glitzerten kalt. Unterwegs stieg der erste Rauch des Tages aus den Schornsteinen von Farmhäusern.

Ich spürte, dass ich mit ihm reden sollte, konnte aber nicht. Er ist noch ein Kind, sagte ich mir. In zwei Wochen ist er darüber hinweg. Doch ich wäre dann nicht darüber hinweg. Niemals. Seit ich zehn war, war Edward Lowey ein Teil meines Lebens gewesen. Er war die Verbindung zu meinem Vater. Ich wollte Lew eine Menge Fragen stellen, doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt.

Zu Hause machte ich Rühreier, doch keiner von uns bekam etwas runter. Wir hockten da wie die Insassen einer Nervenheilanstalt, schauten auf den Tisch, sahen nichts. Irgendwann schüttelte ich mich und sagte: »Lass uns etwas Holz reinholen. Angeblich soll es kälter werden.«

Ich gab dem Hund das Rührei zu fressen, und wir gingen raus in den ungemütlichen Morgen, tief hängende Wolken, Sprühregen. Lew lief mit den Händen in den Hosentaschen herum und trat gegen irgendwas, ich fand eine zweite Axt und schärfte sie auf dem Schleifstein. Dann hackten wir konzen­triert Holz, eine Stunde lang, jeder auf einer Seite des Holz­stapels, ohne zu reden, machten nur Pausen, um Kleidungsstücke abzulegen. Holzhacken bringt dich nicht auf andere Gedanken, aber es verbrennt das Adrenalin und versetzt dich in eine Art Trance.

Lew war gerade erst sechzehn geworden, hatte aber einen schlanken, muskulösen Oberkörper, hielt Scheit für Scheit mit mir Schritt und hörte erst auf, als ich es tat. Während er etwas zu trinken holte, stand ich auf die Axt gestützt da, der Schweiß kühlte ab, ein alter roter Dodge-Pick-up kam die Auffahrt hoch.

Eine groß gewachsene, vielleicht dreißigjährige Frau ließ sich lässig aus dem Fahrerhaus fallen: schmal, die lange Nase ein ­wenig schief im Gesicht, leicht gesenkte Schultern, raspelkurze aschblonde Haare, Latzhose, Caban, kein Make-up.

»Tach«, sagte sie. »Allie Morris.«

Ich hatte unseren Termin vergessen. Ich ging zu ihr und gab ihr die Hand. »Mac Faraday.«

Lewis kam mit zwei Gläsern aus dem Haus.

»Wir hatten hier einen ziemlichen Schock«, sagte ich. »Sein Großvater …«

Ich wollte es nicht aussprechen. »Er hat heute Morgen seinen toten Großvater gefunden.«

»Das tut mir leid«, sagte sie. »Das ist furchtbar.« Sie zuckte die Achseln. »Nun, zu der anderen Sache. Vermutlich ist das nicht der passende Zeitpunkt …«

Ich sagte: »Es ist der passende Zeitpunkt. Gab nie einen besseren.«

Ich machte sie mit Lew bekannt, dann überließen wir es ihm, das Holz zu stapeln, und gingen in die Schmiede. Ich hatte Samstagmorgen die Esse ausgeräumt und alles fürs Feuer vorbereitet: Papier und Kienspäne über dem Loch der Düse, drumherum Koks, und um den Koks die Schmiedekohle geschichtet. Ich zündete das Papier an und setzte das Gebläse in Gang. Allie Morris kam mit der Gießkanne rüber und feuchtete die Schmiedekohle an. Sie hatte die Jacke ausgezogen. Unter ihrer Latzhose trug sie ein Hemd mit schweren Drillichärmeln.

»Praktisches Hemd«, sagte ich.

»Das macht die Frau eines Schmiedes in England. Ich war’s leid, mir dauernd angekokeltes Fleisch anzugucken.«

»Kein schöner Anblick.«

»Ist Ihnen wirklich klar, was Sie hier machen?«, fragte sie. »Hab noch nie gehört, dass jemand so was macht.«

»Das hat man jahrhundertelang gemacht.«

»Tja, vielleicht hatte man damals keine Wahl. Sie könnten sich eine neue besorgen. Das Ding in ein Museum stecken.«

»Darauf wurde schon gearbeitet, als Königin Victoria noch ein Baby war«, sagte ich.

»Stimmt«, sagte sie. »Und es hat seine Schuldigkeit getan. Genauso gut könnte man sich an seine alte Unterhose klammern.«

Ich dachte ein Weilchen darüber nach. »Ich wünschte, jemand anders würde sich an meine alte Unterhose klammern«, sagte ich. »Während ich sie anhabe.«

Allie schob Kohle zu dem glühenden Koks. Sie schaute auf, ausdruckslos. »Bin überrascht, dass die Stelle unbesetzt ist«, sagte sie. »Blasen Sie Luft rein, sonst sind wir den ganzen Tag hier.«

Ich betätigte den Blasebalg. Allie Morris war eine in England ausgebildete Huf- und Grobschmiedin. Lange hatte ich eine Person gesucht, die sich um die Pferde kümmerte und in der Schmiede half. Dann sah ich unter den Stellengesuchen in der Zeitung ihre Anzeige.

»Ich wäre dabei, wenn die Bedingungen stimmen«, hatte sie am Telefon gesagt. »Aber eins müssen Sie wissen, auf das Geschäftliche bin ich nicht scharf.«

»Sie meinen, das Geld an Land ziehen?«

»Das ganz besonders.«

»Wollen Sie Sonntag vorbeikommen? Halb neun? Oder zu jeder anderen Zeit. Sie gehen mir in der Schmiede zur Hand. Dabei reden wir drüber.«

Ich hatte erklärt, was ich machen wollte.

Es dauerte eine ganze Weile: rechen und löschen, bis wir eine ausreichend große Menge brennenden Koks hatten, die man komprimieren konnte.

»Ich dachte mir«, sagte ich, »dass Sie sich um die Pferde kümmern, ich nehme die Aufträge an und beschaffe neue, ­verschicke die Rechnungen und sorge dafür, dass die Penner bezahlen.«

»Der letzte Punkt auf der Liste«, sagte Allie, »ist der wichtigste. Daran scheitere ich immer.« Sie schüttelte den Kopf. »Pferdenarren.«

»Geizig wie die Schotten«, sagte ich.

»Einem Typ musste ich drohen, ich käme mit zwei starken Männern vorbei, dann würden wir ihm ein Paar Hufeisen annageln und ihn über die Hindernisse jagen. Trotzdem hat er sich mit dem Bezahlen noch ’ne Woche Zeit gelassen.«

»Sie müssen mir auch bei einigen laufenden Arbeiten ­helfen«, sagte ich. »Die wachsen mir manchmal über den Kopf. Und bei den Feinheiten bin ich nicht besonders fit.«

»Das hört sich gut an«, sagte Allie und schichtete Kohle um den Koks. »Für so eine Arbeit braucht man gleichmäßige Hitze. Sie muss von der Kohle abprallen, den Sauerstoff verzehren. Das Feuer reduzieren, kennen Sie den Ausdruck?«

»Ein fester Bestandteil meines Vokabulars«, sagte ich.

Lew und der Hund kamen rein und sahen zu. Der Hund ging schnurstracks zu seinem Platz auf einem Stapel alter Kartoffelsäcke in einer Ecke, ein gutes Stück von Funken und he­rumfliegenden Brocken entfernt.

Schließlich sagte Allie: »In Ordnung, packen wir’s an.« Von der Hitze war sie errötet – ein attraktiver Anblick.

An den Stahlträger im Dach hatte ich eine Gleitbacke samt Flaschenzug angebracht und eine Kette um die Taille des ramponierten Ambosses geschlungen. Lew und ich zogen ihn hoch, sperrige hundertdreißig Kilo Metall. Das Gewicht erkannte man an den Ziffern, die in die Ambosstaille eingestanzt waren: zwei-sechs-null, also 260 Pfund. Um den Amboss unter den Rauchabzug und auf das Koksbett zu bekommen, ließ Allie ihn langsam eine Stahlblechplatte hinunterrutschen.

Als er sich an seinem Platz befand, löste ich die Kette.

»Haben Sie ’nen Tee?«, fragte Allie. »Das hier wird ein Weilchen dauern.«

»Ich mach ihn«, sagte Lew. Offenbar war er froh darüber, beschäftigt zu sein.

Es dauerte etwa eine Stunde bei großer Hitze, bis der obere Teil des Ambosses die richtige Farbe hatte. Dann zogen wir unsere Handschuhe an; ich legte dem Amboss die Kette um die Taille und zerrte ihn zum Rand der Esse, während Lew und ­Allie ihn nach oben hievten. Es war ein dunkler Tag, und in der Schmiede brannte kein Licht. Doch als der Amboss aus dem Feuer kam, in der Luft hing und sich sacht drehte, erfüllte ein leuchtendes orangefarbenes Licht den Raum, und wir standen einen Moment lang ehrfürchtig da, drei Priester mit güldenen Gesichtern.

Vorsichtig setzten wir den gefährlichen Gegenstand auf dem Klotz aus dreifach verstärktem Beton ab, den ich für schwere Arbeiten benutzte.

»Tja«, sagte Allie, »wahrscheinlich zerbricht das Ding in zwei Teile. Setzen Sie Ihren Helm auf.«

Ich gab ihr einen großen Schmiedehammer und einen knapp ein Kilo leichten kleinen Hammer, und wir legten los, hämmerten, bearbeiteten die Seiten und Kanten des Ambosses, versuchten der Arbeitsfläche wieder so etwas wie ihre ursprüngliche Glätte zu verpassen.

»Diesen Amboss hat Lews Großvater entdeckt«, sagte ich. »In den alten Stallungen von Kinross Hall. Er hat ihn denen für zwanzig Dollar abgekauft. Und meinem alten Herrn ­geschenkt.«

Kaum war Allie Morris weggefahren, als sie eintrafen, zwei Männer in Zivil und einem silberfarbenen Holden. Ich hörte den Wagen und empfing sie an der Tür der Schmiede. Der Hund begleitete mich nach draußen. Seine Oberlippe zuckte.

»Platz«, sagte ich. Er drehte den Kopf, musterte mich, legte sich hin. Seine Augen waren wieder auf die Männer gerichtet.

»MacArthur John Faraday?«, sagte der vordere Cop.

Ich nickte.

»Polizei«, sagte er. Beide ließen kurz ihre Marken aufblitzen.

Ich streckte die Hand aus. »Die will ich sehen.«

Sie sahen sich an, ihre Blicke sprachen Bände, dann reichten sie mir ihre Dienstmarken. Der Mann, der gesprochen hatte, war Detective Sergeant Michael Bernard Shea. Sein Partner­ hieß Detective Constable Allan Vernon Cotter. Shea war ein Mittvierziger, groß und demnächst schwabbelig, rotblond, verblasste Sommersprossen, große Ohren. Er hatte einen leeren Gesichtsausdruck, wie Fließ­bandarbeiter ihn haben. Cotter war dunkelhaarig, unter dreißig, Nackenmuskeln wie ein Bull­terrier, Augen zu dicht nebeneinander, Haare geschoren wie ein Dreitagebart. Er kaute Kaugummi.

Ich gab ihnen die Dienstmarken zurück.

»Ist Lewis Lowey hier?«, fragte Shea.

»Ja.«

»Wir würden gern zuerst mit Ihnen reden, dann mit ihm. Können wir uns irgendwo setzen?«

»Worüber reden? Wir haben unsere Aussagen schon gemacht.«

Shea hielt eine große Hand hoch. »Inoffiziell. Wir wollen den Hintergrund ausloten.«

Ich steckte den Kopf nach hinten durch die Tür. »Polizei«, sagte ich. »Du bleibst hier, Lew.«

Ich begleitete die beiden zu dem Schuppen, der als Büro diente. Dort standen ein Tisch, drei Stühle und ein halbhoher Aktenschrank, den ich auf einem Räumungs­verkauf erstanden hatte. Ich nahm hinter dem Tisch Platz. Cotter drehte einen Stuhl um, sodass die Rückenlehne nach vorn zeigte, und setzte sich drauf wie ein Cowboy.

Shea thronte auf dem Aktenschrank hinter Cotter. Voller Abscheu sah er sich in dem Raum um, schnüffelte in der muffigen Luft wie jemand, der irgendwo ein Gasleck vermutet. »Sie sind also wie lange hier, fünf Jahre?«

»So was in dem Dreh«, sagte ich.

»Und Sie kennen den Burschen?«

»Schon ewig.«

»Als Erster am Tatort.«

»Zweiter.«

»Sie und der Junge. Erster und Zweiter.«

Ich schwieg. Eine Zeit lang blieb es still. Shea hustete, ein trockener kleiner Husten.

»Stehen Sie dem Jungen, äh, sehr nahe?« Das kam von dem Partner, Cotter. Er sah mich an, die schwarzen Augen glänzten wie abgelutschte Weintrauben. Er hatte zwar gepiercte Ohren, trug aber keinen Ohrring. Er grinste und zwinkerte mir zu.

Ich sagte zu Shea: »Detective Constable Cotter hat mir gerade zugezwinkert. Was bedeutet das?«

»Ich übernehme das, Detective Cotter«, sagte Shea. »Lewis hat Sie also um … ?«

»Zwei Uhr fünfundvierzig angerufen. Steht in der Aussage.«

»Klar. Er sagt, Sie seien gegen zwei Uhr fünfundfünfzig eingetroffen. Er habe die ganze Zeit auf seine Uhr geschaut.«

»Das dürfte stimmen.«

»Erklären Sie mir das«, sagte Shea. »Von hier sind es zwanzig Kilometer. Die sind Sie in zehn Minuten gefahren und haben sich vorher noch angezogen. Plus minus eine Minute.«

»Es sind fünfzehn, wenn man die Abkürzung nimmt«, sagte ich. »Und ich habe mich nicht angezogen. Ich war schon angezogen. Ich bin in Klamotten eingeschlafen. Und ich habe mich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten.«

Shea rieb mit einem Finger, der wie eine rothaarige ­Banane aussah, den Winkel seines rechten Auges. »Hatte der Alte Knete?«

»Sieht’s denn so aus?«

»Bei manchen merkt man’s nicht. Sie packen’s unter die Matratze­. Ist das sein Grund und Boden?«

Ich nickte.

»Wer wird’s denn jetzt erben?«

»Da gibt’s nur Lew, seinen Enkel.«

»Und es gibt Sie.«

»Ich gehöre nicht zur Familie.«

»Wieso erben Sie dann was?«

Ich sagte: »Ich verstehe Sie nicht.«

»Wir haben sein Testament gefunden«, sagte Shea. »Sie bekommen einen Anteil.«

Ich zuckte die Achseln. Das war mir neu. »Das höre ich zum ersten Mal.«

Cotter sagte: »Haben Sie Gummistiefel?« Pause. »Mr. Faraday?«

Ich sah ihn an. »Scheißt der Bär in den Wald? Versuchen Sie’s auf der Veranda hinterm Haus.«

Cotter stand auf und ging.

»Wir müssen Sie mitnehmen«, sagte Shea.

Ich stand auf und ging ans Fenster. Cotter hatte die Beifahrertür des Land Rover geöffnet und durchstöberte das Chaos im Wageninneren.

»Hat Ihr Kollege einen Durchsuchungsbeschluss?«, fragte ich.

»Alles schön der Reihe nach«, sagte Shea. Seiner Jacken­tasche entnahm er ein zusammengefaltetes Blatt Papier. »Das ist Ihr Exemplar.«

»Schwebt Ihnen irgendwas vor?«, sagte ich.

Jetzt war Shea an der Reihe zu schweigen, er sah mich nur an, und zwar nicht besonders interessiert.

Ich hörte ein Motorgeräusch, dann schob sich noch ein Auto um die Hausecke. Zwei Männer und eine Frau.

»Die ganze Bande ist da«, sagte ich. »Legen Sie los.«

Shea hustete. »Ich muss Sie bitten, zu einer Befragung in die Stadt zu kommen. Sobald wir hier fertig sind. Der junge ­Bursche auch. Ich will nicht, dass Sie vorher mit ihm reden. Klar? Sie dürfen also nicht gemeinsam fahren. Er kann bei mir im Wagen sitzen, oder Sie lassen sich etwas anderes einfallen, rufen einen Freund an. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Der Junge muss in Begleitung befragt werden. Wenn Sie nicht freiwillig mitkommen wollen, tja, dann machen wir’s auf die andere Art. Verlassen Sie sich drauf.«

Es führte kein Weg daran vorbei. »Lassen Sie mich das Lew erklären«, sagte ich.

Shea nickte. Wir gingen in die Schmiede. Lew war, wo ich ihn zurückgelassen hatte, verwirrt und ängstlich. Ich setzte mich neben ihn.

»Lew«, sagte ich, »hör zu, Kumpel. Sie werden das Haus durchsuchen. Außerdem wollen sie, dass wir sie in die Stadt begleiten, damit sie uns ein paar Fragen stellen können. Sie werden alles aufzeichnen. Du musst einen Anwalt dabeihaben, nur damit alles seine Richtigkeit hat. In Ordnung?«

»Wir haben ihnen alles erzählt«, sagte Lew.

»Ich weiß. Aber so gehen sie nun mal vor. Ich erklär es dir später. Jetzt besorge ich dir erst mal einen Anwalt. Vor den Vernehmungen können wir nicht mehr miteinander reden. Aber wenn du fertig bist, werde ich da sein.«

Er sah mich an, sah weg, war wieder Kind in einer Welt, die plötzlich aus Stein zu Wasser geworden war. Jeden Moment konnte er in Tränen ausbrechen. Ich boxte ihn leicht auf den Arm. »Kumpel, das ist in null Komma nichts ausgestanden. Dann futtern wir ’nen Happen, holen ein wenig Schlaf nach. Halt durch. Klar?«

Er bewegte den Kopf, eher ein Zittern als ein Nicken. Er war erschöpft.

Ich rief den Anwalt an, der den Nachlass meines Vaters verwaltet hatte. »Sie sollten besser jemanden nehmen, der auf Strafsachen spezialisiert ist«, sagte er. »Wie lautet Ihre Nummer?«

Ich wartete neben dem Telefon. Ein groß gewachsener Cop kam rein, öffnete den Bollerofen und stocherte in der Asche herum. Als er fertig war, fing er mit der Kommode an, arbeitete sich wie ein Einbrecher von unten nach oben vor.

Das Telefon klingelte.

»Mr. Faraday?«

Ich bejahte.

»Ich bin Laura Randall.« Tiefe Stimme. »Mike Sherman sagte, Sie bräuchten Hilfe.«

Ich erzählte ihr, was los war.

Sie schwieg, bis ich geendet hatte. Dann sagte sie: »Rufen Sie mich an, ehe Sie aufbrechen. Wir treffen uns dort.«

Die Durchsuchung dauerte fast zwei Stunden: Haus, Schmiede, sämtliche Nebengebäude. Als sie fertig waren, hielten die fünf draußen eine Besprechung ab. Shea kam ins Büro und sagte, ohne eine Miene zu verziehen: »Schusswaffe auf dem Anwesen.«

Ich nickte.

».38er Colt Python.«

Ich nickte erneut.

»Waffenschein?«

»Nein.«

»Schusswaffe ohne Waffenschein?«

Ich kostete den Moment aus. »Sondergenehmigung.«

»Sondergenehmigung. Aus welchem Grund?«

Ich sagte: »Finden Sie raus, ob man es Ihnen sagt, Detective Sergeant.«

Das gefiel ihm nicht. »Das werde ich. Das werde ich.«

Sobald sie die Waffe in eine Asservatentüte gelegt hatten, machten wir uns auf den Weg in die Stadt, Shea und Cotter mit Lewis vorneweg, dann ich in dem Land Rover, dann der andere Wagen. Es fing an zu regnen, als wir den letzten ­Buckel der Australischen Kordillere erklommen, die ganzen sechzig Höhenmeter.

Ich parkte hinter Shea und Cotter vor dem Polizeirevier, ­einem alten, zweistöckigen roten Backsteingebäude mit einem hässlichen neuen Anbau. Die anderen Cops nahmen eine Einfahrt, an der PARKEN NUR FÜR BEHÖRDENFAHRZEUGE stand.

Als ich ausstieg, öffnete sich auf der anderen Seite der schmalen Straße die Tür eines BMW, dem eine groß gewachsene Frau mit dunklen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren entstieg. Sie nahm eine lederne Aktentasche vom Rücksitz und kam rüber.

»Mr. Faraday?«, sagte sie. »Laura Randall.« Ihr Atem dampfte in der kalten Nachmittagsluft. Sie war Mitte dreißig, schmal, unscheinbar, blasse Haut, leicht amüsierter Zug um den Mund. Die Kleidung war teuer: braune lederne Bomber­jacke, dunkle karierte Hose über glänzenden Stiefeln.

Wir gaben einander die Hand. Shea, Cotter und Lew ­waren ausgestiegen, standen auf dem Gehweg. Cotter hatte die Hände in den Taschen und eine Zigarette im Mund. Er sah aus wie ein Rausschmeißer, der gerade Pause hat.

Ich stellte mich so hin, dass ich ihnen den Rücken kehrte. »Das ist Ihr Mandant«, sagte ich. »Der junge Bursche. Er hat ihnen heute Morgen erzählt, was vorgefallen ist. Er weiß nichts. Der Dicke da drüben, Shea, hat angedeutet, seiner Meinung nach könnten der Junge und ich Ned wegen des Erbes umgebracht haben. Vielleicht seien wir auch mehr als nur Freunde.«

Sie schaute mir fest in die Augen. »Sexuell involviert?«, sagte sie. »Sind Sie’s?«

»Nur mit dem anderen Geschlecht«, sagte ich. »Und das bloß sporadisch.«

Sie lächelte nicht.

Ich sagte: »Da war nichts dergleichen. Lew ist ein guter Junge, seine Mutter hat ihn schikaniert. Sein Großvater war der beste Freund meines Vaters.« Ich hielt inne. »Er war auch mein bester Freund.«

Laura Randall sagte: »Damit eins klar ist, wenn er in dieser Vernehmung ein Geständnis macht, werden sie mich als ­Zeugin aufrufen. Dann kann ich ihn nicht vertreten.«

Ich schüttelte den Kopf. »Kann nicht passieren. Es gibt nichts zu gestehen. Ich will nur, dass jemand bei ihm ist, ihm das Gefühl gibt, mit diesen Typen nicht allein zu sein.«

»Sie brauchen auch jemanden, der Sie vertritt«, sagte sie.

»Nein«, sagte ich. »Nicht bei denen hier. Mich haben schon Profis aushorchen wollen.«

Sie musterte mich interessiert. »Wir reden später«, sagte sie. »Mr. Faraday.«

»Ms. Randall.« Zu dem Hund sagte ich: »Bleib!«

Es war dunkel, als wir nach Hause kamen, und uns beiden ­fielen vor Erschöpfung die Augen zu. Nachdem ich den Motor ausgeschaltet hatte, saßen wir eine Zeit lang stumm da. Schließlich gab ich mir einen Ruck. »Na gut, Lew, das haben wir hinter uns. In der obersten Schublade des Gefrierschranks liegen zwei große Pasteten. Knall sie in die Mikrowelle, zwanzig ­Minuten auftauen. Ich mach das Feuer an.«

Wir aßen vor dem Kaminfeuer Lammpasteten, die mir die Frau unten an der Straße gemacht hatte, sahen uns im Fernsehen ein Footballspiel in Perth an. Lew trank ein halbes Glas Bier. Ich trank eine halbe Flasche Roten. Kaum hatte er aufgehört zu kauen, kippte sein Kopf auf die Schulter. Ich machte das Bett im Gästezimmer, legte einen Pyjama auf das Kissen, weckte ihn und schob ihn Richtung Bett. Dann nahm ich mir die andere Hälfte der Flasche vor.

Nachts, lange vor dem Morgengrauen, setzte ich mich auf, hellwach, und streifte mir die Decke von den Beinen. Irgendein Geräusch hatte mich aus dem Tiefschlaf aufgeschreckt. Nicht der Wind, der an den Regenrinnen und losen Ziegeln rüttelte, die Fenster schüttelte, die Bäume stöhnen ließ wie alte Männer, die massiert wurden. Nicht der gelegentliche Regenguss, der wie Kiesel gegen die Scheiben prasselte. Nicht die Holzbalken des Hauses, die knarzten und knackten und kleine Quietscher von sich gaben, nicht die gurgelnden und klopfenden Rohrleitungen, nicht die sich im Dach regenden Lebe­wesen.

Etwas anderes.

Als ich nach Melbourne gekommen war, in das Haus meines Vaters an der Straßenkreuzung, als mein altes Leben in Furcht und Wachsamkeit noch schwer auf mir lastete, hatte ich mich im Dunkeln in jedes Zimmer des Hauses gesetzt, mit geschlossenen Augen, und gelauscht, die Geräusche zugeordnet. Und ich hatte wochenlang unruhig geschlafen, bis ich jeden nächtlichen Laut im Haus kannte. Erst dann war ich mir sicher, dass ich die Geräusche hören würde, auf die ich ständig horchte: ein Fahrzeug, das auf der Straße oder auf dem Weg anhielt, ein Knirschen des neuen Schotters, den ich ums Haus herum verteilt hatte, das leise Klagen eines Fensters, das aufgestemmt wurde.

Jetzt hörte ich es wieder: Das kurze, harte Knallen einer schlagenden Tür hatte mich geweckt.

Es war die Tür der Schmiede. Ein- oder zweimal im Jahr vergaß ich, den Riegel vorzuschieben. Der Wind stemmte die Tür allmählich auf, dann knallte er sie triumphierend zu und stemmte sie wieder auf.

Ich stand auf und ging in die schwarze, nasse Nacht. Der Hund kam aus dem Nichts und schloss sich mir an, stumm.

Francis Keany wartete vor dem heruntergekommenen Herrenhaus namens Harkness Park auf uns, saß in seinem ­warmen Discovery, rauchte eine Panatela und hörte sich auf acht Boxen La Traviata an. Als die Scheibe nach unten glitt, drangen die Wärme, der aromatische kubanische Duft und die Musik rüber zu uns, die wir in der Kälte, in Matsch und Regen standen.

»Jungs«, sagte er. »Ihr wisst, dass ich nicht gern warte, wenn ihr meine Zeit beansprucht.«

Stan Harrop zog die Nase hoch und spuckte den Rotz aus, ein Geräusch, als würde ein Pfeil durch ein Blasrohr gejagt. Das Geschoss traf die vordere rechte Radkappe. »Wir beanspruchen nicht deine Scheißzeit, Frankie«, sagte er. »Wir sind hier, um einen Auftrag zu begutachten. Wenn’s dir nicht passt, verpissen wir uns.«

Francis’ Augen wurden schmal. Dann verlangte der Eigennutz sein Recht, und er legte den Kopf schräg und lächelte, dieses Lächeln, das die Herzen so vieler würdiger älterer Damen erobert hatte. Und alles andere auch, wie man munkelte. »Du hast völlig recht, Stan«, sagte er. »Ich bin übers Ziel hinaus­geschossen. Ich zeige euch mal das ganze Ausmaß der Aufgabe.«

Er stieg aus, setzte einen Barbour-Hut auf, um sein Barbour-Outfit zu vervollständigen, und führte uns die Auffahrt hinunter und in die Wildnis. Weit kamen wir nicht: Die Natur hatte sich den Garten zurückgeholt. Francis ging einen ehemaligen Weg hinunter, der jetzt ein rasch schmaler werdender, tropfender Tunnel war. Ein paar Meter lang rang er mit Zweigen, aber nach und nach verließ ihn der Mut. Angesichts eines undurchdringlichen Dickichts gab er schließlich auf. Wir alle machten kehrt, Lew voran, dann ich, dann Flannery, dann Stan, dann Francis.

Francis schob sich an uns vorbei und probierte es auf einem anderen verfilzten und durchnässten Weg. Nach ein paar Metern verfehlte er eine überwucherte Stufe, fiel vornüber und verschwand in einer feuchten Masse Grünzeug. Sein Schrei hing in der kalten Luft, wild genug, um Hunderte Vögel in den Himmel aufsteigen zu lassen.

Wir alle hielten inne. Stan fing an, einhändig eine Zigarette zu rollen, während wir warteten, dass Francis wieder auftauchte. »Wehgetan?«, fragte Stan, ohne jede Spur von Mitge­fühl, als sich die pitschnasse Gestalt fluchend aufrichtete.

»Klar hab ich mir sauwehgetan«, sagte Francis, jedes Wort eine kleine deutliche Explosion. »Seht euch diese Scheiße auf meiner Hose an.«

»Auf?«, sagte Stan. »Wir wissen, dass du Scheiße in der Hose hast. Was suchen wir hier, Frankie? Ich muss mir nicht den Weg mit einer blöden Machete freihacken, um zu sehen, dass es ein Dschungel ist.«

Francis betrachtete den Schleim auf seinen Handflächen, verzog angewidert den Mund. »Meine Kunden wollen es res­tauriert haben«, sagte er. »Ich habe versucht, euch die Ungeheuerlichkeit dieser Aufgabe zu zeigen.«

»Ungeheuerlichkeit? Da hast du dich im Ausdruck vergriffen, Frankie«, sagte Stan. In Sprachdingen war er Pedant. »Versuch’s mal mit Monstrosität. Und wenn sie es restauriert haben wollen, was soll verdammt noch mal dabei rauskommen?«

»Ich weiß es nicht«, fauchte Francis. »Ist mir auch scheißegal. Die frühere beschissene Pracht. Das ist euer Bereich.«

»Francis Keany weiß es nicht, und es ist ihm scheißegal. Das solltest du auf deine Visitenkarte drucken lassen.«

Stan genoss es, Francis so zu piesacken. Francis ließ sich das nur gefallen, weil er ohne Stan derartige Aufträge nicht würde annehmen können. Francis hatte als Florist begonnen und sich den Weg in die Gartengestaltung erschwindelt. Offenbar hatte er ein Händchen dafür, kleine Buchsbaumquadrate mit Scheinzaunrüben in der Mitte anzulegen und Schneewittchen-Rosen an dunkelgrüne Rankgitter zu binden. Doch dann beauftragte ihn eine seiner zufriedenen würdigen älteren Damen damit, bei Mount Macedon aus dem Nichts einen anderthalb Hektar großen Garten anzulegen. Francis geriet in Panik: Man konnte nicht anderthalb Hektar mit kleinen Quadraten Buxus sempervirens füllen. Man konnte nicht einen anderen großen Garten kopieren. So etwas fiel auf. Und dann hörte er irgendwie von Stan Harrop.

Mit zwölf hatte Stan angefangen, in Sefton Hall im Süden Englands als Gärtnergehilfe zu arbeiten. Vier Jahre später log er, was sein Alter anging, und zog in den Krieg. Als er nach fünf Jahren zurückkam, war er gerade mal einund­zwanzig, hatte Sergeant-Streifen am Ärmel, die Spange des Military Cross an der Brust und eine lange Bajonettnarbe am rechten Unterarm. Es vergingen zwanzig Jahre, bis er Sefton Hall wieder verließ, diesmal nahm er den P&O-Dampfer nach Sydney, um Chefgärtner auf einem Anwesen bei Mittagong zu werden. In den nächsten zwanzig Jahren leitete er vier große Gärten. Dann kaufte er die Straße runter von Ned Lowey zwanzig Hektar Land mit einem runden Hügel drauf und legte eine Baumschule an. Dort fand ihn Francis Keaney. Es war der glücklichste Tag in Francis’ Leben. Und für Ned und Flannery, später auch für mich, bedeutete es ziemlich regelmäßige Arbeit bei ordentlicher Bezahlung.

»Da drüben ist eine kleine lichte Stelle«, sagte Lew. Wir folgten ihm durch einen Platanenhain auf eine Lichtung. Aus ­irgendeinem Grund, vielleicht wegen des felsigen Bodens, war hier nichts gewachsen. Man konnte immerhin ein Stück weit in den Dschungel sehen. Überall waren überwucherte Büsche. Ausgewachsene Laubbäume – Eichen, Eschen, Ulmen, Platanen, Ahorne, Birken – standen in tiefen Verwehungen aus faulenden Blättern. Zur Linken stellte das, was vielleicht einmal eine Zierhecke aus Eibe, Liguster und Stechpalme gewesen war, eine undurchdringliche grüne Barrikade dar. Wild wuchernde Stechpalmen hatten sich überall ausgebreitet und glänzten wie nasses Plastik. Alle Spuren des einstigen Gartens, seiner Anlage und Gestaltung, waren durch jahrelanges ungezügeltes Wachstum ausgelöscht worden.

»Diesen Kunden von dir«, sagte Stan, »ist ihnen das Ausmaß des Unterfangens bewusst? Finanziell betrachtet.«

»Leon Karsh«, sagte Francis. »Essen. Hotels. Reisen. Leon und Anne Karsh.«

Stan sah mich an. »Essen. Hotels. Reisen. Was schlägst du vor, wie wir das angehen, Mac?«

Ich sagte: »Essen. Hotels. Reisen. Aus der Luft. Wir gehen das aus der Luft an. Luftbildfotografie.«

»Sehe ich ganz genauso«, sagte Stan. »Francis …?«

»Luftbildfotografien?«, sagte Francis. »Seid ihr irre? Könnt ihr euch die Kosten vorstellen? Warum stöbert ihr nicht einfach herum und …«

»Luftbildfotografien«, sagte Stan. »Luftbildfotografien und andere Recherchen. Stundenweise bezahlt. Oder wir verpissen uns.«

Man sah, wie sich Francis’ Fäuste in den geräumigen ­Taschen der Barbour-Hose ballten. »Natürlich«, sagte er zwischen überkronten Zähnen hindurch. »Alles, was erforderlich ist.« Pause. »Stan.«

Ehe wir aufbrachen, gingen wir die Straße hinunter und ­sahen uns die marode dreistöckige Getreidemühle aus Blaustein am Bach an der tiefsten Stelle des karshschen Grundstücks an. Flannery zog los, um den Mühlenteich und die Schleusenanlage zu mustern. Maschinen faszinierten ihn, je älter, desto besser. Als er zurückkam, sah man das Staunen in seinem Gesicht, dem Gesicht eines fünfunddreißigjährigen Lausejungen.

»Das Schleusentor funktioniert noch«, sagte er. »Jemand hat es ­geölt.«

Der Wind hatte aufgefrischt, und während wir das Gebäude betrachteten, löste sich eine Schieferplatte vom Dach und segelte in das Pappeldickicht am Bach.

»Ist gefährlich, da unten am Bach«, stellte Flannery fest.

Wir fuhren an dem Landfriedhof vorbei, wo wir Ned begraben hatten. Es war ein windiges Fleckchen Erde mit schiefen Grabsteinen und vom Regen ausgewaschenen Wegen auf ­einem Hügel über einer holzverkleideten presbyterianischen Kirche. Auf der Koppel nebenan grasten Schafe, die erstarrten, sobald sie den Hund sahen.

»Ich leg das mal eben ab«, sagte Stan. Er hatte aus Efeu und Stechpalme einen Kranz für Neds Grab gemacht. Zur Beerdigung war er nicht gekommen. »Ich kann nicht, Mac«, hatte er am Telefon gesagt. »Ich kann nicht auf Beerdigungen gehen. Keine Ahnung, warum. Hat irgendwas mit dem Krieg zu tun. Ned wusste davon. Er wird’s verstehen. Erklär’s dem Jungen, ja?«

Wir stiegen alle aus, traten in den sauberen, beißenden Wind. Das war mein dritter Besuch auf diesem Friedhof. Das Grab meines Vaters war auch hier. Man konnte meilenweit sehen, besiedeltes Land, gerodet, große runde Hügel mit Halsketten aus Schafen, die Straßen von nackten Pappeln gesäumte Alleen. Neds Grab war ein frisch gepflügter Fleck auf dem Friedhof. Als wir näher kamen, flogen zwei Flötenvögel ver­ärgert auf, gestört bei der dankbaren Aufgabe, den fruchtbaren umgegrabenen Boden nach Würmern zu durchsuchen.

Stan legte den Kranz auf den Grabhügel. »Schlaf gut, alter Freund«, sagte er. »Wir sind alle bessere Menschen, weil wir dich gekannt haben.«

Ich ging weiter zum Grab meines Vaters. Das Unkraut musste gejätet werden, und die silberne Farbe auf der eingemeißelten Inschrift blätterte ab. Colin MacArthur Faraday, 1928-1992, stand da. Unter den Jahreszahlen eine einzelne Zeile, von Ned ausgewählt: Ein freier und großzügiger Geist fand seine Ruhe.

Für seine eigene Beerdigung hatte Ned sämtliche Vorkehrungen getroffen: Parzelle, Sarg, ausgesucht und bereits bezahlt. Das war typisch. Er war in allem organisiert, kam wahrscheinlich deshalb so gut mit meinem Vater zurecht, der an Kreuz­wegen im Nu das Leben verändernde Entscheidungen fällte und jeden Tag für den ersten Schöpfungstag hielt.

»Man fragt sich, warum«, sagte Stan, als wir uns seinem Tor näherten.

»Man fragt sich, wer«, sagte ich.

Allie Morris war gerade erst eingetroffen, als wir neben der Schmiede parkten. Sie hatte ihren Blaumann an, eine Wollmütze und gelbe Arbeitshandschuhe aus Leder. Obwohl sie Ned nicht gekannt hatte, war sie zur Beerdigung gekommen.

»Ich hab bei der Beerdigung deine Beine gesehen«, sagte ich. »Eine Premiere.« Sie hatte einen dunkelblauen Nadelstreifenblazer mit passendem Rock, ein schwarzes Hemd und schwarze Strümpfe getragen. Ned wäre einverstanden gewesen. So wie alle anderen Männer auf der Beerdigung, viele davon nüchtern.

Sie kratzte sich unter der Mütze mit dem Daumennagel an der Stirn. »Beine?«, sagte sie. »Du hättest nur fragen müssen. Was steht heute an?«

Wir gingen ins Büro, um uns die Aufträge anzusehen und den Anrufbeantworter abzuhören.

»Du hast zwei drüben in Miner’s Rest, dann verlangt die Shetland-Frau nach dir. Danach gibt’s einen neuen Auftrag in Strathmore. In den Badlands.«

»Badlands«, sagte sie. »Ich nehm die Badlands vor den Shetlands. Beim letzten Mal hat eins der Viecher versucht, mich in den Hintern zu beißen.«

»Das Shetlandpony«, sagte ich. »Ein aufmerksames Geschöpf. Erkennt einen beißenswerten Hintern, wenn es ihn sieht.«

»Ich weiß nicht recht, wie ich das verstehen soll.«

»Wie’s gemeint ist. Bist du dann am Donnerstag frei? Hier wartet heiße Arbeit auf uns.«

Als sie weg war, setzte ich die Esse in Gang, um weiter an ­einem Messer zu arbeiten.

Die Eröffnung von Neds Testament fand am Tag nach seiner Beerdigung statt. Er hatte es aufgesetzt, kurz nachdem ich die Schmiede wiedereröffnet hatte, gegenüber vom Pub im Kartoffelland, anderthalb Fahrstunden von Melbourne. Es war das Jahr, als Lew zu ihm zog, nachdem seine Mutter vor Hayman Island ertrunken war. Monica Lowey probierte im Laufe der Zeit eine Menge seltsamer Dinge aus, doch mit Geräte­tauchen auf Speed war sie am schlechtesten beraten. Das Anwesen war Neds größter Vermögenswert. Er verfügte, dass es verkauft und im Verhältnis 60:40 zwischen Lew und mir aufgeteilt wurde, wobei Lew seinen Anteil mit fünfundzwanzig ­bekommen sollte. Ich erhielt die Werkzeuge und den Bagger, Lew alles andere. Und dann gab es noch eine kleine private Angelegenheit: Er bat mich, etwas von meinem Anteil zu verwenden, um für Lew zu sorgen.

Ich arbeitete gerade mit der Feile, als ich den Wagen hörte. Ein silberner Holden. Shea und Cotter. Shea stieg aus, eine Plastiktüte in der Hand.

»Die sagen, Sie können sie wiederhaben«, sagte er.

Ich nahm die Tüte. Ich hatte vergessen, wie schwer die ­Python war.

Shea sah sich um, als beabsichtige er, eine zweite Durch­suchung vorzunehmen. »In letzter Zeit einen Strick gekauft?«

»Sie können mich mal«, sagte ich.

Er sah mich durchdringend an. »Waren nicht hilfreich, die Feds«, sagte er. »Die ficken sich selbst ins Knie.«

»Ach ja?«

Shea steckte beide Hände in die Hosentaschen, zog schaudernd die Schultern hoch. »Herrgott, wie kann man hier draußen wohnen? Am Arsch der Welt. Der Typ die Straße runter hat Schlafstörungen. Kennt Ihr Motorgeräusch. Weiß, um wie viel Uhr Sie vorbeigefahren sind. Ganze Weile, nachdem der Kleine den Krankenwagen gerufen hat.«

»Unglaublich, was lehrbuchmäßige Polizeiarbeit so alles zutage fördert«, sagte ich. »Was sagt die Gerichtsmedizin? Ned hätte sich nie und nimmer umgebracht.«

Er seufzte, schob den Unterkiefer von einer Seite zur anderen. »Hören Sie, ich hab schon mal gefragt. Gibt’s was in seinem Background, das wir wissen sollten? Alte Feinde, neue Feinde, irgendwas?«

Ich schüttelte den Kopf. »Hab nie so was gehört.«

»Tja«, sagte Shea. Er nahm die Hände aus den Taschen, raue, rötliche Werkzeuge, und rieb sie aneinander. »Es ist unklar, ob er’s selbst war oder ob es Hilfe gab. Sieht jedenfalls nicht so aus, als hätte er gesundheitliche Probleme gehabt. ­Rufen Sie mich an, wenn Ihnen was einfällt.« Er nahm seine Brieftasche heraus und gab mir eine Karte. Als er in den Wagen stieg, sagte er: »Es gibt also ein Leben danach, eh?«

»Wonach?« Ich wusste, was er meinte.

»Nachdem man eine so große Nummer bei den Feds war, dass sie einem die Waffe lassen.«

»Um ein Leben danach zu haben, muss man ein Leben davor gehabt haben«, sagte ich.

Er schürzte die Lippen, nickte, stieg ein.

Ich widmete mich wieder dem Messer, dachte über Ned nach. Selbstmord? Das Wort ließ mir keine Ruhe.

Ich brauchte drei Tage, um Neds Haus auszuräumen. Ich fing draußen an, arbeitete mich durch seine diversen Schuppen, schaffte Sachen rüber in mein Haus. Am Morgen des dritten Tages nahm ich all meinen Mut zusammen und betrat das Haus. Seit über einer Woche war nicht mehr geheizt worden, und die feuchte Kälte war unter den hölzernen Bodendielen hervorgekrochen und hatte sich der Räume bemächtigt.

Zuerst kümmerte ich mich um Neds Zimmer – es ging nicht anders. Ich legte seine gesamte Kleidung in Kisten, packte die wenigen persönlichen Habseligkeiten in Neds alten Koffer. Dann fing ich an, den restlichen Inhalt des Hauses zu verpacken. Was eine überschaubare Aufgabe war. Neds Ordnungssinn und seine spartanischen Bedürfnisse machten es mir leicht. Als Letztes nahm ich mir das Wohnzimmer vor. Es war ein großer Raum, entstanden aus zwei zusammengelegten Zimmern. An der Nordseite gab es zwei Fenster, dazwischen stand ein alter Tisch, an dem Ned seinen Papierkram erledigt hatte. Offenbar hatten die Cops sich dort umgesehen. Beide Schubladen standen einen Spaltbreit offen.

Ich zog die tiefen Schubladen heraus. Die eine enthielt Briefpapier, einen Füllfederhalter, eine Tintenflasche, Tacker, Locher, dicke Stapel Rechnungen und Quittungen, die von Gummibändern zusammengehalten wurden, einen großen gelben Umschlag, Neds Arbeitstagebuch, eine Kladde. Die andere enthielt ein Telefonbuch, einen Ordner mit allen Unterlagen zum Kauf des Anwesens und den regelmäßigen Ausgaben, drei Exemplare des Dispatch, Schnur, eine Lupe, ein paar Murmeln und ein hölzernes Lineal, das ein Laden in Wagga Wagga verschenkt hatte. Der gelbe Umschlag war nicht zugeklebt. Ich schaute hinein: Heftklammern, Gummibänder, Schnur, diverser Kleinkram. Ich stopfte die Zeitungen in eine Mülltüte und packte alles andere in einen Karton.

Abends hatte ich alles, was die Heilsarmee bekommen sollte, in einem Schuppen untergebracht, die Sachen, die ich behalten wollte, in einem anderen, und der Inhalt von Lews Zimmer und Neds persönliche Dinge lagen hinten im Land Rover. Außerdem hatte ich zwei große Säcke mit Sachen zum Wegwerfen.