Die Sprache unserer Gelenke - Jean-Pierre Barral - E-Book

Die Sprache unserer Gelenke E-Book

Jean-Pierre Barral

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  • Herausgeber: Südwest
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
Beschreibung

Neue Erkenntnisse der Osteopathie

Jean Pierre Barral, einer der weltweit führenden Osteopathen, stellt in seinem zweiten populären Buch die neuesten Erkenntnisse aus seiner jahrzehntelangen Praxis vor. Anhand von Fallbeispielen erklärt er allgemein verständlich die Sprache der Organe und deren Gedächtnis, das Zusammenwirken von körperlichen und geistigen Befindlichkeiten und zeigt Wege zu einer gesünderen Lebensführung fernab von Medikamenten und Apparatemedizin. In seinem neuen Werk vertieft er die Kenntnisse seines Grundlagenwerks „Die Botschaften des Körpers“ und zeigt neueste Tendenzen in der Osteopathie.

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Seitenzahl: 255

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Inhaltsverzeichnis

EinleitungERSTER TEIL - Warum unsere Gelenke schmerzen
Ein Überblick über die Ursachen von GelenkschmerzenTraumaRheumaGelenke und OrganeDie Gelenke und das VerdauungssystemGelenke und HormonstörungenDie emotionale Dimension
ZWEITER TEIL - Gut für sich selbst sorgen
Was kann ich für mich tun?Unterschiede zwischen den Gelenken von Männern und FrauenEine gute Haltung einnehmen
DRITTER TEIL - Unsere Gelenke
Knöchel und FußDas KnieDas Becken und die HüftenDie WirbelsäuleLendenwirbelsäule – Kreuzbein (Sakrum) – SteißbeinBrustwirbelsäule und BrustkorbDie Halswirbelsäule

Einleitung

Das Buch »Die Botschaften unseres Körpers«, das im Jahr 2005 ebenfalls im Südwest-Verlag erschienen ist, befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen unseren Organen und unseren Emotionen und zeigt auf, auf welche Weise sie sich gegenseitig beeinflussen können.

In diesem neuen Buch möchte ich damit fortfahren, Sie an meinen Erkenntnissen über menschliche, physiologische und strukturell-morphologische Wechselwirkungen teilhaben zu lassen, die ich während meiner 40-jährigen Ausübung der Osteopathie erworben habe. Mein Blick richtet sich dabei vor allem auf die Gelenke und das Zustandekommen ihrer Schmerzen.

Wenn wir uns bewegen, finden in unserem Körper mechanische Vorgänge statt, die wir nicht isoliert voneinander betrachten können, denn der Mensch ist ein ganzheitliches Individuum aus Körper und Seele. Unsere Emotionen, Organe und unsere Gelenke stehen nicht isoliert nebeneinander, sondern sie tauschen miteinander Botschaften aus, und wir müssen lernen, deren Bedeutung zu verstehen. Es ist wichtig, dass wir uns mit unseren Schmerzen auseinandersetzen und wissen, wo unsere Schwachpunkte liegen.

Das vorliegende Buch soll Ihnen dabei helfen, die Botschaften Ihrer Gelenke zu verstehen. Welche Bedeutung haben Gelenkschmerzen? Treten sie zufällig auf? Sind sie Ausdruck unserer Körperhaltung, unserer inneren Einstellung, unseres Verhaltens? Was kann man tun, um sie zu vermeiden, und wie können sie behandelt werden?

Zu Beginn meines beruflichen Werdegangs stand die Behandlung meiner Patienten im Mittelpunkt meines Interesses. Aber je mehr Konsultationen ich hatte, je mehr Patienten ich begegnete und je mehr ich über ihre Beschwerden erfuhr, desto größer wurde mein Wunsch, die Vernetzungen zwischen unseren verschiedenen Körpersystemen und zwischen ihnen und unseren Emotionen zu verstehen.

Sobald man einen Menschen und seine Schmerzen als Einheit begreift, gelingt es besser, ihm Erleichterung zu verschaffen. Man behandelt nicht einfach auf gut Glück. Jeder Therapeut hat den Wunsch, die Geheimnisse des Seins und darin vielleicht sogar sich selbst zu entdecken! Dabei erweist sich der Weg, eine Behandlung in ihren psychologischen und philosophischen Zusammenhang zu stellen und zu versuchen, die zugrunde liegenden Ursachen eines Schmerzes oder einer Krankheit zu entschlüsseln, als gerechtfertigt, aber auch als lang, ja als endlos. Aber ist es nicht wichtig und lohnend, Schritt für Schritt auf diesem Weg voranzukommen?

Wundern Sie sich beim Lesen dieses Buches nicht, Sie werden häufig auf Formulierungen stoßen wie beispielsweise: »Ein Trauma kann zu … führen«, »Eine Behandlung kann … verschaffen. « In der Medizin gibt es kein Erfolgsversprechen. So individuell jeder Mensch ist, so unterschiedlich können die Ergebnisse einer Behandlung sein. Häufig heißt es: »Die Medizin ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.« Das gilt ganz besonders für alle Bereiche der manuellen Medizin. Wichtig ist, angesichts der Beschwerden eines Patienten bescheiden zu bleiben und sich viele Fragen zu stellen. Das ist ein Zeichen dafür, dass wir unserem Gegenüber zuhören.

Die vorgestellten Beispiele beziehen sich auf reale Fälle. Wir haben uns bemüht, im Sinne der Schweigepflicht die Identität der Patienten unkenntlich zu machen.

Das Skelett – durch Gelenke beweglich

Der menschliche Körper ist äußerst komplex aufgebaut: eine subtile Verzahnung von Systemen, die miteinander in direkter und ständiger Verbindung stehen. Für die Verknüpfung aller Informationen sorgt das Gehirn, das sie empfängt, verarbeitet und weiterleitet.

Die Knochen bilden das Skelett, das Gerüst unseres Körpers. Seine Beweglichkeit wird durch die Gelenke gewährleistet. Sie sind die Verbindung zwischen zwei oder mehreren Knochen. Setzt sich der Körper in Bewegung, zieht dies eine Folge von automatischen Bewegungsabläufen nach sich, die vom Kleinhirn gesteuert sind und die ohne Gelenke unmöglich wären. Unsere Gelenke ermöglichen uns ein normales Leben.

Die ständige mechanische Arbeit des Skeletts kann auf Dauer Beschwerden, Blockaden oder Gelenkschmerzen verursachen, sei es durch eine Verletzung, durch Abnutzung oder aufgrund anderer Ursachen, die ich in den folgenden Kapiteln ausführen werde.

Beschäftigt man sich mit der Anatomie des menschlichen Körpers, werden die zahlreichen Haltungs- und Positionsänderungen deutlich, die das Lebewesen Mensch im Laufe seiner Evolution durchgemacht hat. Sein heutiges aufrechtes Erscheinungsbild ist das Ergebnis einer Entwicklung, die Millionen von Jahren beansprucht hat. Auch unser Skelett, unsere Muskeln und Bänder haben sich während dieser Entwicklung vom Vierzum Zweibeiner langsam verändert. Hinsichtlich der Evolution des Menschen sind noch viele Fragen ungeklärt, die anatomischen Anpassungen stellen aber Beweise für eine langsame Veränderung dar.

Nicht nur der Bewegungsapparat musste sich an die Zweifüßigkeit anpassen. Der Mensch musste auch erst einmal sein Gleichgewicht finden. Man kann sich vorstellen, wie sich die Vorfahren des Homo sapiens in der Anfangszeit des aufrechten Gangs bewegt haben müssen! So wie heute jedes Kleinkind, mussten auch sie das Gehen auf zwei Füßen erst erlernen.

Um seine Bewegungen zu beherrschen und sich im Gleichgewicht zu halten, muss der Mensch seine propriozeptiven Eigenschaften nutzen. Diese Sensibilität für die Wahrnehmung der Körperlage und -bewegung ermöglicht den Informationsaustausch zwischen Muskeln, Gelenken und Gehirn. Im Gehirn ist eine bestimmte Region, nämlich das Kleinhirn, für die Koordination von Bewegung, Haltung und Gleichgewicht zuständig. Es analysiert die Daten, die ihm vom Hirnstamm und dem Rückenmark zugesandt werden, und sendet unverzüglich Befehle zur Ausführung der Körperbewegung.

In dem Buch »Die Botschaften unseres Körpers« werden die Schwachpunkte unserer inneren Organe thematisiert. Auch unser Skelett, unser Knochengerüst, besitzt Schwachpunkte, die ihm eine gewisse Instabilität verleihen und auf die sich Traumata, natürliche Abnutzung und die Folge einer schlechten Haltung auswirken. Nicht selten hört man, dass jemand von der besonderen Empfindlichkeit eines bestimmten Gelenks berichtet: »Ich habe empfindliche Knöchel«, ebenso wie man andere sagen hört: »Ich habe einen empfindlichen Darm.« Oder auch: »Ich verletze mich immer an der gleichen Körperstelle.« Ohne unsere Gelenke wäre unser Skelett ein starres Gebilde, Bewegungen wären unmöglich.

Deshalb können Verletzungen im Bereich der Gelenke oder Gelenkschmerzen für unser tägliches Leben schwerwiegende Konsequenzen haben. Daran sieht man, wie wichtig die Gelenke sind, welche die Bewegungen unseres Körpers in Gang setzen.

Das Angeborene und das Erworbene

Der Zustand unserer Knochen und Gelenke hängt sowohl von angeborenen als auch von erworbenen Faktoren ab. Betrachtet man sich Aufnahmen von Kindern im Mutterleib, so wird unmittelbar einsichtig, dass Leben nicht erst mit der Geburt beginnt. Mit diesem Wissen geht aber zugleich die Frage einher, wo die Grenze zwischen Angeborenem und Erworbenem zu ziehen ist. Ein Beispiel macht das Problem deutlich: Eine Mutter hat während ihrer Schwangerschaft mit psychischen Problemen zu kämpfen. Dieser Kampf wirkt sich unweigerlich auf den Fetus und seine Entwicklung aus. Wo soll man bei diesem Kind, das bereits während seiner Entwicklung im Uterus Störungen ausgesetzt war, die Grenze ziehen zwischen Angeborenem und Erworbenem? Wir müssen also definieren, was wir im Folgenden unter Angeborenem und Erworbenem verstehen wollen.

Das Angeborene

Hierunter fallen all die Stärken und Schwächen, die wir zum Zeitpunkt unserer Geburt bereits innehaben. In der Medizin spricht man auch von konnatalen Faktoren.

Hierunter versteht man

▬ zum einen unser genetisches Erbe. Von unseren Vorfahren haben wir bestimmte Eigenschaften geerbt. Eine mehr oder weniger kräftige Konstitution, ein mehr oder weniger ausgewogener Körperbau. Diese Eigenschaften werden durch die Gene bestimmt, die wir von unseren Eltern und diese von ihren Großeltern und so weiter vererbt bekommen haben.▬ zum anderen Faktoren, die während der Zeit im Uterus und während der Geburt Einfluss auf uns genommen haben und auch noch nach der Geburt unsere körperliche Befindlichkeit mitbestimmen.

Durch eine ungünstige Lage des Fetus im Uterus kann ein Teil seines Körpers, zum Beispiel eine Körperseite, geschwächt sein. Das oben angesprochene Beispiel ist hier einzuordnen: Psychische Belastungen der Mutter können sich auf das Kind im Mutterleib auswirken, ebenso wie Mangelernährung. Es können sich möglicherweise eine Skoliose (Seitwärtskrümmung der Wirbelsäule) oder eine Kyphose (Rundrücken) und auch O- oder X-Beine entwickeln.

Das Erworbene

Im Laufe unseres Lebens machen wir bestimmte Erfahrungen und werden mit einer Umgebung konfrontiert, die Körper und Seele prägen. Einfluss auf uns haben unter anderem

▬ unsere Familie und unser soziales Umfeld: Sie erziehen uns und bestimmen durch direkte und indirekte Botschaften unsere Verhaltensweisen mit;▬ unser geografisches und unser kulturelles Umfeld: So erwirbt jemand, der auf einem Bergbauernhof aufwächst, eine andere körperliche Konstitution als jemand, der in der Großstadt groß wird;▬ unsere individuellen Lebensgewohnheiten, die sich auf unsere Befindlichkeit auswirken;▬ unser Essverhalten: Unsere Ernährung beeinflusst das physiologische Gleichgewicht, auch von Knochen, Gelenken, Bändern und Sehnen;▬ unsere sportlichen Aktivitäten: Je nachdem, welche Sportart wir betreiben, und je nachdem, wie intensiv wir sie ausüben, werden bestimmte Gelenke stärker beansprucht als andere. Risikosportarten bergen zudem ein Unfallrisiko. Generell wirkt sich der Erhalt der körperlichen Fitness auch im Alltag auf unsere Konstitution aus;▬ unsere Lebenshygiene: Wie gehen wir mit uns und unserem Körper um? Haben wir geregelte Essenszeiten? Achten wir auf genügend Schlaf? Räumen wir uns Zeit für Muße und Entspannung ein? Auf all dies zu achten, bedeutet, Lebenshygiene zu betreiben.

Auch Krankheiten und dramatische Erlebnisse stellen Erfahrungen dar, die sich unser Körper einprägt. Probleme mit den inneren Organen können sich auf das Gleichgewicht der Gelenke auswirken. Emotionale Schocks und psychische Probleme machen sich an den Schwachpunkten unseres Körpers bemerkbar. Ein Gelenk kann ein solcher Schwachpunkt sein.

Das, was uns angeboren ist, und das, was wir im Laufe unseres Lebens erwerben, beeinflusst unsere Physiognomie. Jeder Mensch weist neben seinem biografischen Alter, das sich aus dem Geburtsdatum errechnet, auch ein physiologisches Alter auf. In ihm werden die prägenden Erfahrungen unseres Lebens, unsere Lebensgewohnheiten und die Geschichte unserer Gesundheit sichtbar. Nicht selten staunt man über körperliche Unterschiede Gleichaltriger, denn das tatsächliche Lebensalter kann sich stark vom physiologischen unterscheiden.

Aber auch unsere Verhaltensweisen und unsere Einstellungen werden durch unsere angeborenen und erworbenen Eigenschaften mitbestimmt. Es gibt immer wieder Zeiten in unserem Leben, in denen wir uns nicht im Gleichgewicht befinden. Wir ziehen uns zurück, lehnen uns auf oder kämpfen im schlimmsten Fall um unser Leben. Dadurch verändern sich automatisch auch unsere Verhaltensweisen: Wir sind hyperaktiv oder reduzieren unsere Aktivitäten. Der Wandel unseres Verhaltens findet seine Entsprechung in körperlichen Reaktionen. So sind Gelenkschwächen häufig die Folge solcher gestörter Körperschemata.

Der Zustand der Gelenke wird von der allgemeinen Funktionstüchtigkeit des Körpers mitbestimmt: von seiner Gesamtmechanik, seinen Funktionsstörungen, seinen Anpassungsmechanismen – man spricht dabei von Kompensation.

Man kann sich leicht vorstellen, dass ein junger Mensch aus einer Bergbauernfamilie, der ein eifriger Skifahrer ist, ein höheres Risiko hat, sich das Knie zu verrenken, als ein Student in der Stadt. Ebenso leicht kann man sich vorstellen, dass der Student in der Stadt, der viel am Computer sitzt, unter Schmerzen der Halswirbelsäule leidet, da er viele Stunden nach vorn gebeugt sitzt, den Blick auf den Bildschirm fixiert. Leidet er zusätzlich noch unter Stress und ernährt sich unausgewogen, verstärken sich die Probleme weiter.

Es gibt keinen Zufall

Das von uns Erworbene hat nichts mit Zufall zu tun. Die Erfahrungen, die wir machen, das, was unseren Körper und unsere Seele im Laufe unseres Lebens prägt, gründet auf eine gut organisierte Abfolge von Verhaltensmechanismen. Doch sollten wir darauf achten, nicht für alles eine systematische Erklärung zu suchen. Oftmals entgehen uns aus Unwissenheit Dinge, ohne die aber kein stimmiges Bild entstehen kann.

Jedes traumatische Ereignis lässt sich als Mangel an Glück oder als Pech interpretieren. Aber sollten wir nicht eine tiefer gehende Erklärung suchen, die zu einem besseren Verständnis unseres Körpers beitragen könnte, sodass wir in der Lage sind, besser für sein Gleichgewicht zu sorgen?

▬ Warum kam es zu diesem dritten Fahrradsturz?▬ Warum treten immer wieder Verspannungen in der Muskulatur der Halswirbelsäule auf?▬ Woher rührt diese Tendenz, immer wieder auf die Hände zu fallen?▬ Warum kam es zu dieser Sehnenentzündung?▬ Wo liegt die Ursache für eine akute deformierende Polyarthritis?

Könnte dies nicht

▬ ein deutlicher Warnhinweis auf mangelnde Wachsamkeit sein?▬ ein Alarmsignal sein, das auf andere Funktionsstörungen hinweist?▬ Unbewusstes über familiäre oder altüberlieferte Ängste enthüllen?▬ den unerfüllten Wunsch ausdrücken, etwas zu verweigern oder loszulassen?▬ die Folge der Bemühung sein, beweisen zu wollen, dass man etwas kann, oder auch nur den Wunsch ausdrücken, auf sich aufmerksam zu machen?▬ der Beweis dafür sein, dass man sich auf einem Irrweg befindet?▬ ein Signal des Körpers sein, mehr auf ihn zu achten, ihm mehr Ruhe zu gönnen?▬ ein SOS-Ruf sein, eine letzte Warnung, die dazu zwingt, die Ernährung umzustellen oder den Alkoholkonsum zu reduzieren, den Lebensstil zu ändern?

Manche Menschen bleiben solchen Ankündigungen bevorstehender Krankheit gegenüber taub und blind. Häufig steckt dahinter die Furcht vor der Konfrontation mit der Realität, die Angst davor, Verhaltensweisen ändern zu müssen. Gelegentlich ist es aber auch falsch verstandener Mut. In solch einem Fall sollte man nicht versuchen, diese Person zur Mäßigung zu zwingen. Sie wird nicht darauf hören. Überlegen Sie sich die Tragweite Ihrer Worte und schicken Sie diesem Menschen unterschwellige kleine Botschaften. Seien Sie sehr diplomatisch, damit er das Gefühl hat, selbst darauf gekommen zu sein.

ERSTER TEIL

Warum unsere Gelenke schmerzen

Ein Überblick über die Ursachen von Gelenkschmerzen

Gelenkschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Ich werde mich hier auf die wichtigsten konzentrieren und sie kurz analysieren.

Verletzungen

Es ist unmittelbar einsichtig, dass ein Sturz, ein Unfall, ganz allgemein jede körperliche Verletzung Gelenke traumatisieren kann. Die Schädigungen können den Knorpel, die Knochen, Bänder oder Muskeln betreffen und äußern sich je nach ihrer Stärke als Risse, Prellungen, Ödeme, Schwellungen, Blockaden oder auch Blutungen. Es ist darauf hinzuweisen, dass sich das Gelenkproblem weit entfernt von der eigentlichen Verletzung äußern kann. Denn die Kräfte eines Zusammenpralls bahnen sich ihren Weg durch den Körper, bis sie dort gestoppt werden, wo sich die Verstauchung, die Fraktur oder Organverletzung dann manifestiert.

Rheuma ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Sammelbegriff für Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat, mit denen häufig auch Bewegungseinschränkungen verbunden sind. Dementsprechend oft hört man Menschen über rheumatische Beschwerden klagen. Natürlich sind die reißenden oder stechenden Schmerzen unserer Gelenke ernst zu nehmen, aber mit dem Satz: »Das liegt an meinem Rheuma!« ist noch längst nicht alles gesagt. Es ist ein genauer Blick auf die Beschwerden notwendig, um die zugrunde liegende Ursache ausmachen zu können. Arthrose kann zum Beispiel auch vorliegen, ohne dass sie sich in Symptomen äußert. Sie kann sich aber auch bereits sehr früh bei jungen Menschen äußern.

Schlechte Ernährungsgewohnheiten

Eine unausgewogene Ernährung wirkt sich indirekt auch auf unsere Gelenke aus. Alles, was der Organismus nur schwer eliminieren kann, verändert nach und nach den Säurespiegel im Körper. Zudem neigen Abfallprodukte, die vom Organismus produziert und angehäuft werden, dazu, sich in den Gelenken oder gelenknahen Weichteilen anzureichern. Betroffen sind vor allem Gelenkkapsel und Schleimbeutel.

Gelenkkapsel

Sie umgibt als Schutzhülle das Gelenk und sorgt so normalerweise für einen Unterdruck, eine Art Vakuum. Sie stabilisiert das Gelenk und ermöglicht den Knorpeln durch die Produktion von Gelenkschmiere eine bessere Gleitfähigkeit. Sie ist sozusagen das Öl für unsere Gelenke. Ein Automotor läuft ohne Öl heiß, die Metallteile verformen sich und können sogar kaputt gehen. Auch unsere Gelenke würden ohne Schmiermittel heiß werden, anschwellen und versteifen.

Hormonstörungen

Von Hormonstörungen sind vor allem Frauen betroffen, sie führen zu Muskel-, Sehnen- und Gelenkproblemen, wie dem Karpaltunnelsyndrom (ein Kompressionssyndrom eines Nervs im Bereich der Handwurzel), der Rhizarthrose (Daumensattelgelenkarthrose) oder auch der Hüftarthrose. Man macht dafür ein Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron verantwortlich, das vor allem in der Menopause auftritt. Bei jungen Mädchen in der Pubertät können die starken Hormonschübe ebenfalls Schmerzen in den Knien zur Folge haben.

Schleimbeutel

Schleimbeutel sind Säckchen, die zwischen Gelenken beziehungsweise Knochen und Muskeln und Sehnen liegen. Sie werden auch »Bursae« genannt, vom lateinischen Wort für »Beutel«. Sie sorgen als Schutzkissen dafür, dass die Muskeln und Sehnen über die Gelenke gleiten können, ohne dass die verschiedenen Gewebe aneinanderreiben und so irgendwann durchscheuern. Die Bursae sind in aller Regel mit nur wenig Gelenkschmiere gefüllt, entzünden sie sich aber, füllen sie sich mit Flüssigkeit und schwillen an. Häufig entsteht ein Kniegelenkserguss aus einer Entzündung eines Schleimbeutels. Der umgekehrte Weg ist allerdings auch möglich.

Die Beziehungen zwischen unseren Organen und unseren Gelenken

Theoretisch können alle Organe für die Entstehung von Gelenkschmerzen verantwortlich sein, wenn sie ihre Aufgabe schlecht erfüllen und die wichtigen verschiedenen Körperfunktionen nicht korrekt gewährleisten.

Im Laufe meiner 40-jährigen Berufserfahrung konnte ich jedoch beobachten, dass bestimmte Organe einen größeren Einfluss auf unsere Gelenke haben als andere. Dieses Thema wird in den nächsten Kapiteln genauer behandelt.

Die Kraft der Emotionen

Alles steht zueinander in Beziehung. Die einzelnen Systeme des menschlichen Körpers, Gelenke, Nerven, innersekretorische – »endokrine« – Drüsen, Atmung, Gefäße, Verdauung, Geschlechtsorgane und viele weitere, sind komplex miteinander verknüpft, und zwischen ihnen herrscht reger Austausch. Das Gehirn ist der Dirigent, der das Miteinander koordiniert. Es ist in der Lage, zehn Milliarden Informationen pro Sekunde zu empfangen.

Verengen wir unseren Blick von den Systemen auf ihre kleinsten Bestandteile, die Zellen, so zeigt sich auch hier: Alle Zellen sind voneinander abhängig und wirken harmonisch zusammen, um die Homöostase zu erhalten, also um wichtige Funktionen im Gleichgewicht zu halten. Die Zellen kommunizieren mit unserem emotionalen System im Gehirn, dem limbischen System. Es umfasst all diejenigen Strukturen im Gehirn, die eine wichtige Rolle beim Gedächtnis und den Emotionen spielen. Dazu zählen unter anderem die Amygdala (Mandelkern), der Hippocampus, das Septum, der Balken, aber auch die olfaktiven Wege, denn Gerüche und Emotionen sind miteinander verknüpft. Weiterhin ist das Kleinhirn an der Analyse unserer Emotionen und den Reaktionen, die sie auslösen, beteiligt. Es spielt auch beim Gedächtnis eine bedeutende Rolle. Bei Traumata beobachtet man häufig einen Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, insbesondere bei Unfällen vom Typ des Schleudertraumas. Unsere bewussten und unbewussten Erinnerungen sind in Hinblick auf Verletzungen oder negative Erfahrungen von großer Bedeutung.

Stellen Sie sich vor, Sie leiden unter einem wiederkehrenden Gelenkschmerz. Dieser sendet negative Botschaften an Ihr Gehirn und reaktiviert dort bereits abgespeicherte Botschaften ähnlichen Inhalts. Dabei muss man wissen, dass das Gehirn dazu neigt, vor allem Negatives abzuspeichern. Wer unter Schlaflosigkeit leidet, kennt das: Wer nachts nicht schlafen kann, hat in dieser Zeit selten positive Gedanken. Vielmehr werden immer wieder Probleme und Konflikte gewälzt – alles, was sich nur schwer konkretisieren lässt oder was unmöglich zu realisieren ist. Betrachten wir ein Beispiel.

Philippe hat einen unspektakulären Autounfall, der bei ihm Schmerzen im Nacken ausgelöst hat. Einige Tage später leidet er unter Magenschmerzen. Er sieht zwischen beiden Beschwerden keinen Zusammenhang, und doch gibt es eine Beziehung zwischen den Leiden, die durch die Befragung durch den Osteopathen offenbar wird.

Die Schmerzen in der Halswirbelsäule haben sich auf die Zone im Gehirn ausgewirkt, wo der emotionale Schock schlummerte, den er Jahre zuvor durch die Scheidung seiner Eltern erlitten hatte. Dieses Ereignis hatte bei ihm ein Magengeschwür verursacht, der Magen ist seither sein Schwachpunkt.

Um angesammelte Negativbotschaften loszuwerden, bedient sich das Gehirn derjenigen Nervenbahnen, die auch von dem neuen Trauma genutzt werden, allerdings in der Gegenrichtung. Dadurch kann sich der Nackenschmerz ausweiten, der Magenschmerz kann erneut erwachen. Möglicherweise wird zusätzlich sogar eine depressive Phase in Gang gesetzt.

Es ist inzwischen keine neue Erkenntnis mehr, dass Emotionen körperliche Schmerzen verursachen können. Das dürfte jeder von uns bereits erlebt haben.

Der Schmerz erwacht

Ein erwachender Schmerz gleicht einem plötzlich ausbrechenden Vulkan. In der Natur müssen zahlreiche Parameter zusammenkommen, damit dieses Phänomen ausgelöst wird. Schmerzen, darunter auch alle Arten von Gelenkschmerzen, werden durch eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren reaktiviert. Nachfolgend werden sie aufgelistet, und ich gehe in den nachfolgenden Kapiteln genauer auf sie ein.

▬ Klimatische Faktoren

Es ist bekannt, dass Feuchtigkeit Gelenkschmerzen verstärkt.

▬ Luftdruck

Wiederholte Luftdruckänderungen können Schmerzen reaktivieren. So können kariesbedingte Zahnschmerzen durch die einfache Tatsache erneut auftreten, dass man in einen Wintersportort hoch in die Berge oder von dort ins Tal fährt.

▬ Mechanische Auslöser

Eine erneute Stauchung in einem bereits angegriffenen Gelenk ist meist sehr schmerzhaft und nur schwer zu ertragen.

▬ Hormonelle Schwankungen

Bei Frauen können hormonelle Schwankungen, vor allem in der Prämenopause und der Menopause, Gelenkschmerzen verursachen.

▬ Metabolische Faktoren

Eine schlechte Verdauung kann zu Beschwerden führen, beispielsweise durch einen Anstieg des Harnsäurespiegels.

▬ Sozialpsychologische Faktoren

Wer überlastet ist und zu viele Spannungen aushalten muss, wird dies von seinen Schwachpunkten in der Halswirbelsäule mitgeteilt bekommen.

▬ Genetische Faktoren

Unser genetisches Erbe kann Schmerzen bedingen, zum Beispiel eine familiäre rheumatische Vorbelastung.

▬ Infektionen

Spontane Knieschmerzen ohne vorausgegangene Verletzung

können Ausdruck einer immer wiederkehrenden Angina sein. Sie sehen, dass Schmerzen im Allgemeinen und Gelenkschmerzen im Besonderen ihre Ursache in einer Vielzahl von Faktoren haben können. Dabei sind die Auslöser nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Der Therapeut ist da, um dem Patienten dabei zu helfen,

▬ die Zusammenhänge zwischen Gelenkschmerzen und deren tieferen Ursachen zu verstehen;▬ Auslösefaktoren zu erkennen;▬ Faktoren der Verschlimmerung vorherzusehen.

Gelenkschmerzen sind Übermittler von Botschaften. Wir werden lernen, diese zu entziffern und gemeinsam über den Sinn von Traumata nachdenken, die wir erleiden.

Beschäftigen wir uns mit unseren eigenen Schmerzen

Die Schmerzempfindlichkeit ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Unterschätzen Sie daher nicht den Schmerz eines anderen. Messen und bewerten Sie Schmerzen Ihrer Nächsten nicht im Vergleich zu Schmerzen, die Sie selbst aushalten können oder mussten. Hören Sie zu, respektieren Sie anderes Empfinden, urteilen Sie nicht – keine einfache Aufgabe!

Jeder Mensch erlebt Schmerzen auf der Grundlage seiner persönlichen Probleme und Fähigkeiten. Der Schmerz resultiert aus einem Zusammenwirken unserer angeborenen und erworbenen Faktoren und Erfahrungen, das individuell ist und das nur jeder Einzelne für sich ermessen kann. Dementsprechend bringen wir ihn unterschiedlich zum Ausdruck – je nach unseren Erlebnissen, unserer Erziehung, unserer Empfindlichkeit. Daher zählt nicht das Ereignis, sondern die Art und Weise, wie es erlebt wird. Unabhängig von der Stärke des Schmerzes sollten wir berücksichtigen, dass das Symptom – der Ort, an dem sich der Schmerz äußert – nicht das Wichtigste ist. Sehr häufig muss nach der Wurzel des Übels gesucht werden, und diese befindet sich oft an ganz anderer Stelle. Es ist die Aufgabe des Therapeuten, dies zusammen mit dem Patienten herauszufinden.

Gelenkschmerzen und Selbstachtung

Sind Gelenkschmerzen ein Angriff auf unsere Selbstachtung?

Gelenkschmerzen, die sich ein Sportler im Wettkampf zuzieht, bringen diesem eher Anerkennung als Schmach ein. Es sind die Schmerzen des Tapferen, der sich dem Kampf gestellt hat! Chronischen Gelenkschmerzen wird hingegen die Bedeutung beigemessen, dass man alt und in seiner Mobilität eingeschränkt ist. Das Bild des agilen und selbstsicheren Menschen erleidet dadurch Schaden, unsere Achtung vor uns selbst wird beeinträchtigt. So ruft eine gekrümmte Haltung, die nicht behandelt wird, zwangsläufig einen Minderwertigkeitskomplex hervor.

Warum schmerzen unsere Gelenke gelegentlich so stark?

Die Mechanismen unserer Bewegungen sind sehr komplex und störanfällig. Damit sie ablaufen können, besitzt jedes Gelenk ein sehr weit entwickeltes und kunstvolles Nervennetzwerk. Wenn Sie beispielsweise gehen, treten die Gelenke der oberen und unteren Extremitäten, der Wirbelsäule, des Beckens und sogar unserer inneren Organe gleichzeitig in Aktion. Alle Körperteile, die sich in Bewegung befinden, müssen ständig sowohl vom Gehirn Informationen empfangen als auch Botschaften an dieses aussenden, damit der Gang frei und möglichst harmonisch und energiesparend ist.

Bei Beschwerden in einem Gelenk transportiert dieses auf Grund seiner hohen Sensibilität automatisch Millionen Negativmeldungen in die Schmerzzentren, deren Verknüpfungen dann die Schmerzen auslösen.

Aber kehren wir zu dem tapferen Sportler zurück. Hat er Mühe, sich von seiner Verletzung zu erholen, und dauert die Erholungsphase zu lange, wird auch in ihm ein Gefühl der Minderwertigkeit heranreifen. Er wird glauben, nicht belastbar genug zu sein, und er wird sich in seiner sozialen Stellung herabgesetzt fühlen.

Was verbirgt sich hinter bestimmten Schmerzen? Unausgesprochenes, nicht geäußerte Gefühle

Philippe, gut 30 Jahre alt, aktiv und sportlich, hat sich einen bösen Hexenschuss zugezogen, und das ausgerechnet wenige Tage vor der Hochzeit! Ich behandele ihn, ohne darauf einzugehen, dass dieser Hexenschuss sicher eine Warnung sei. Da ich ihn kaum kenne, enthalte ich mich jeden Kommentars.

Zehn Jahre später sehe ich ihn wegen eines verstauchten Knöchels wieder. Natürlich frage ich, wie es ihm gehe und ob er Kinder habe. »Oh nein«, antwortet er. »Meine Ehe war eine einzige Katastrophe. Der berühmte Hexenschuss kurz vor der Hochzeit war sicher ein Vorbote! Ich hätte spüren müssen, dass ich dabei war, eine Dummheit zu begehen. Sie haben mich letztlich zu gut behandelt. Ohne diese Behandlung hätten mich die Schmerzen mit Sicherheit ans Bett gefesselt, und ich hätte nicht zum Standesamt gehen können.« Man kann es eben nicht jedem recht machen.

Interpretation der Symptome

Es ist bekannt, dass Migräne häufig durch Probleme mit den Halswirbeln verstärkt wird. Weniger bekannt ist hingegen, dass

▬ häufige Infektionskrankheiten Auswirkungen auf Knie und Hüften haben können;▬ ein steifer Nacken (Torticollis), der ohne Verletzungshintergrund auftritt, seine Ursache bei den Zähnen haben kann;▬ ein schlechtes Sehvermögen Auswirkungen auf die Halswirbelsäule und die Wirbelsäule allgemein haben kann.

Die Ursachen von Gelenkschmerzen können an einer völlig anderen Körperstelle als die Schmerzen selbst und auch zeitlich weit in der Vergangenheit liegen. Dies zeigt, dass all unsere Körpersysteme interagieren und aufeinander angewiesen sind. Die Suche nach den Ursachen, ihre Lokalisierung und ihre Behandlung sind wichtig.

Manuelle Therapien

Jede der zahlreichen Formen der manuellen Therapie hat ihren speziellen Zuständigkeitsbereich und ihre spezielle Bedeutung. Wie kann man aber unter den vielen Therapeuten denjenigen herausfinden, dem man wirklich vertrauen kann? Vielen fällt eine Unterscheidung der Manualtherapeuten schwer: Was genau gehört in den Bereich des Osteopathen, des Chiropraktikers, des Vertebrotherapeuten oder des Kinesiotherapeuten?

Wir möchten hier nicht auf den Ursprung dieser verschiedenen Berufe eingehen, sondern definieren einfach die wichtigsten Aufgabenbereiche.

Die verschiedenen Behandlungsformen

▬ Die Osteopathie

Sie stammt ursprünglich aus den USA und verbreitete sich anschließend in England, bevor sie das übrige Europa eroberte. Man kann sagen, dass der Osteopathie als manueller Therapieform mittlerweile in Europa mehr Bedeutung zukommt als in den USA. Osteopathen verschaffen mittels ihrer Hände Linderung und wenden ihr Können auf den gesamten Körper an. Sie behandeln Gelenke, Organe, Nerven, Arterien oder den Schädel. Auch der Schädel hat seine gelenkigen Verbin dungen und gelegentlich ist auch dort eine Behandlung erforderlich. In den Vereinigten Staaten sind Osteopathen den Ärzten gleichgestellt und behandeln in erster Linie im Rahmen der Schulmedizin und nur selten manuell. So sind sie beispielsweise auch als Chirurgen tätig.

Einige grundlegende Hinweise für die richtige Auswahl

Wie der Name schon sagt, arbeitet ein Manualtherapeut mit seinen Händen. Je mehr Geräte er benutzt, desto mehr verlieren seine Hände die unerlässliche Sensibilität für die Schmerzwahrnehmung und die Fähigkeit, diese Schmerzen zu lindern. Während der Konsultation sollte er den gesamten Körper untersuchen und seine Behandlung nicht auf den schmerzenden Bereich beschränken.

Der Therapeut sollte die Anzahl der Behandlungen begrenzen. Er sollte sehr bald in der Lage sein, Ihnen sagen zu können, ob er sich für geeignet hält, Ihre Beschwerden zu lindern. Falls Sie nach drei oder vier Sitzungen noch keine Besserung verspüren, besteht wenig Aussicht, dass die Behandlung für Ihren speziellen Fall auch wirklich geeignet ist.

Er sollte Ihnen aber auch nicht bereits beim ersten Termin Erfolge versprechen. So einfach ist es nicht, einen Patienten von seinen Gelenkschmerzen zu befreien!

Zurzeit erleben wir in ganz Europa eine unglaubliche Expansion dieser Kunst. Deutschland hat zusammen mit Frankreich und Belgien am stärksten zur Verbreitung dieses Berufs beigetragen. Aber wird es der Osteopathie in Europa gelingen, ihrer ursprünglichen Philosophie treu zu bleiben? Oder wird sie den gleichen Weg hin zu einer schulmedizinischen Orientierung gehen, wie in Amerika geschehen? Die Zukunft wird es zeigen.

Er darf Sie nicht von seiner Behandlung abhängig machen.

Er sollte seine Kollegen oder andere Therapeuten, die Sie bereits aufgesucht haben, nicht kritisieren. Wer kann sich schon rühmen, im Besitz der alleinigen Wahrheit über Schmerzbehandlungen zu sein, und von sich behaupten, immer gute Ergebnisse zu erzielen?

Er sollte Ihnen geeignete Empfehlungen hinsichtlich der Behebung Ihrer Probleme geben, also günstige Bewegungsübungen zeigen, aber auch Bewegungen nennen, die Sie meiden sollten, auf Ernährungsfragen eingehen und spezifische körperliche Aktivitäten mit Ihnen besprechen.

Was besonders wichtig ist: Die manuelle Behandlung darf keinesfalls länger anhaltende Schmerzen verursachen. Der Organismus reagiert meist mit Muskelkater oder kleinen Muskelzuckungen, die jedoch nicht länger als drei oder vier Tage andauern sollten.

▬ Die Chiropraktik

Sie ist ebenfalls in den USA entstanden. Noch vor wenigen Jahren war sie in Europa verbreiteter, als sie es heute ist. Chiropraktiker befassen sich vor allem mit der Wirbelsäule. Sie gelten als sehr geschickt. Mit Hilfe spezieller Handgriffe, dem sogenannten Einrenken, soll der Druck auf die Spinalnerven oder das Rückenmark vermindert werden, durch die Dehnung von Gelenken soll die Beweglichkeit verbessert werden.

▬ Die Vertebrotherapie

Sie wird speziell im Bereich der Wirbelsäule angewendet und wird von Ärzten in Kombination mit der manuellen Therapie und der Verordnung von Analgetika (Schmerzmittel) und Antiphlogistika (entzündungshemmende Mittel) eingesetzt.

▬ Die Kinesiotherapie

Sie ist eine bedeutende Therapieform, die speziell in der Rehabilitation und zur Lockerung der Gelenke angewendet wird, und das ist nicht unwichtig! Oft kommen Kinesio-Tapes zum Einsatz, die auf die schmerzenden Körperstellen aufgeklebt werden. Dadurch entsteht eine Art Dauermassage, die den Schmerz lindert. Einige Kinesiotherapeuten arbeiten mit globaleren Techniken, wie der Mézière-Methode, bei der der gesamte Körper vom Kopf bis zu den Füßen gedehnt wird. Dies ist eine ausgezeichnete Technik, die sich nicht allein auf die Behandlung der Symptome beschränkt.

▬ Die Rheumatologie

Sie sucht – was nicht offensichtlich ist – nach Lösungen für die schweren Erkrankungen Arthritis und Arthrose. Die Rheumatologie setzt zur Behandlung das gesamte Spektrum der zur Verfügung stehenden Analgetika, Antiphlogistika und Kortikoidinfiltrationen (Injektionen von Steroidhormonen) ein. Rheumatologen injizieren außerdem bei akuten Schmerzen im Knie eine viskose Flüssigkeit, um so die Gelenkbewegung zu erleichtern.

Dank der Grundlagenforschung versteht man heute den entzündlichen Prozess besser, der Gelenkschmerzen zugrunde liegen kann. Die Behandlungsmethoden im Bereich der Rheumatologie sind allerdings weitgehend unverändert geblieben und bringen häufig unerwünschte Nebenwirkungen mit sich.

Ich möchte an dieser Stelle weitere wirksame Therapien nur nennen, da die unterschiedlichen Formen nicht Hauptgegenstand dieses Buches sind: Akupunktur, Tai-Chi, Entspannung, Kinesiologie und noch eine Vielzahl weiterer Arten der Behandlung.

Jede manuelle Therapie wirkt wohltuend. Aber es sei hier noch einmal gesagt: Hüten Sie sich vor Therapeuten, die von sich behaupten, wahre Hexenmeister zu sein, oder Gurus spielen. Sie werden Ihnen das Blaue vom Himmel herunter versprechen und versuchen, Sie häufiger als nötig zu behandeln, oder sie möchten Ihnen Produkte verkaufen, die Sie zu Hause einnehmen sollen. Dem Berufsethos nach ist ein Therapeut aber kein Kaufmann.

Trauma

Der Unfall