Die Spürnasen vom Schraberg - Jörg S. Gustmann - E-Book

Die Spürnasen vom Schraberg E-Book

Jörg S. Gustmann

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Beschreibung

(Mit Illustrationen von Robert Filipovic) Unheimliches geschieht in dem uralten Kloster auf dem Semberg: knarrende Türen, schweigsame Mönche und ein Jahrhunderte altes Geheimnis. Und was hat das alles mit dem Bankräuber zu tun, der die Sparkasse überfallen hat und nun wie vom Erdboden verschluckt ist? Zunächst tappen die Spürnasen im Dunkeln, doch schon bald überstürzen sich die Ereignisse: Die vier Detektive kommen hinter das Geheimnis des Klosters und geraten in Lebensgefahr. Sie lernen, wie wichtig Freundschaft, gegenseitiges Vertrauen und der Glaube sind. Können Cäsar, Anne, Lea und Nellie den neuen Fall lösen?

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Seitenzahl: 127

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DIE SPÜRNASEN

vom Schraberg

…und das Geheimnis der sieben Mönche

 

 

 

 

Impressum:

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

Illustriert von Robert Filipovic

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-201-9

MOBI ISBN 978-3-95865-202-6

 

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1

Natürlich. Mal wieder zu spät. Welche Ausrede könnte ich denn heute mal benutzen? Bus verpasst? Klappt nicht. Ich geh ja immer zu Fuß zur Schule. Wecker nicht gehört? Hatte ich schon zehn Mal. Den kleinen Bruder versorgen? Quatsch. Das würde mir Frau Engholm sowieso nicht glauben. Die Wahrheit? Och nöö! Nicht besonders glaubhaft. Cäsar grübelte fieberhaft und rannte die Straße entlang. Ihr Tornister hüpfte auf dem Rücken wie der Beutel eines wildgewordenen Kängurus, nur das der bei denen eben vorne hing. Völlig außer Puste gelangte sie durch die menschenleere Pausenhalle. Mucksmäuschenstill war es dort. Klar, denn alle Kinder waren längst in ihren Klassen verschwunden. Nur das Klappern ihrer Clogs war weithin zu hören. Die Treppe rauf, dann den Flur nach links und die zweite Tür rechts. Ihr kleines Herz schlug wie ein afrikanischer Trommler in ihrer Brust. Langsam drückte sie die Klinke von der Tür zu ihrem Klassenzimmer herunter. Stopp! Heute war ja Schulanfang. Zur Sicherheit besser noch mal nachschauen. Katzenklasse stand vorne drauf. Richtig! Sie atmete noch einmal tief ein und aus, und schlich dann mit einem gehetzten Gesichtsausdruck hinein. Bedröppelt dreinschauen und sich reumütig zeigen, das hatte sie schon oft erfolgreich angewendet.

„Na, Fräulein Weißmann. Was haben wir denn diesmal für eine Ausrede parat?“, rief Frau Engholm Cäsar zu. Dabei neigte sie den Kopf leicht nach links und zupfte sich am linken Ohrläppchen, so wie sie es immer tat, wenn sie sich ärgerte.

„Ähm, äh ... eigentlich gar keine. ´tschuldigung. Ich hab einfach nur verschlafen. Das ist aber diesmal die reine Wahrheit“, versicherte Cäsar und legte die unschuldigste Miene auf, die sie in ihrer Schublade für Entschuldigungen finden konnte.

„Ehrlich?“, fragte Frau Engholm und zog die Stirn in Falten. „Sonst nichts?“, argwöhnte sie und machte einen Eintrag ins Klassenbuch.

„Nee. Sonst nichts. Ich habe gestern Abend zu lange in meinem spannenden Buch gelesen ...“ Cäsar zuckte mit den Schultern und grinste zu ihrer besten Freundin Lea rüber. Schnell setzte sie sich neben sie auf ihren Platz.

Sebastian schaute blöde zu ihnen herüber und zog mal wieder eine Grimasse. Cäsar ignorierte ihn und beugte sich zu Lea.

„Wie müssen uns unbedingt in der Pause auf dem Klo treffen!“, tuschelte Cäsar hinter vorgehaltener Hand Lea zu. „Am besten mit Anne und Nellie.“

„Was ist denn nun schon wieder los und wieso auf dem Klo?“, flüsterte Lea zurück.

„Na, damit die Jungs uns nicht belauschen können“, erwiderte Cäsar ungeduldig. „Es ist was ganz Schlimmes passiert!“ Lea riss die Augen und den Mund weit auf und ahnte die nächste Katastrophe auf sich zukommen.

„Ist jetzt vielleicht mal Ruhe dahinten?“, schimpfte Frau Engholm. „Es reicht doch schon zu spät zu kommen, oder möchtest du gern zu den Hausaufgaben noch eine Strafarbeit schreiben, Cäcilia?“

Sofort war absolute Ruhe in der hintersten Reihe, in der die beiden Tuschelliesen saßen. Cäsar, wie sie genannt wurde, weil alle den Namen „Cäcilia“ scheußlich fanden, schüttelte verlegen den Kopf, wischte sich die schweißverklebten Haare aus dem Gesicht und holte ihr Matheheft aus dem Scoutrucksack hervor.

Frau Engholm begann mit quietschendem Geräusch auf der Tafel unverständliche Zeichen zu kritzeln. „Erinnert ihr euch noch, wo wir gestern aufgehört haben?“

Sie drehte sich zur Klasse um und hämmerte mit dem Stock auf der Formel herum, die auf der frischgeputzten und noch feuchten Tafel stand. Die meisten Kinder vergruben ihre Gesichter hinter den Büchern, um nicht drangenommen zu werden. Cäsar zappelte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, als hätte sie Frau Engholm gar nicht gehört. Sie kniff die Augen zusammen und dachte nach. Plötzlich stieß sie Lea in die Seite und flüsterte leider viel zu laut: „Los schreib einen Geheimbrief an Anne, den sie an Nellie weitergeben soll.“

Lea erschrak und spürte den verärgerten Blick von Frau Engholm auf sich ruhen. „Was ist denn nun schon wieder?“, zischte Lea genervt.

„Schreib in unserer Geheimschrift, dass sie in der großen Pause in die letzte Toilette auf dem Mädchenklo kommen sollen.“

Lea sah keine Chance, sich dem Drängen von Cäsar entziehen zu können. Langsam kritzelte Lea einige Worte auf einen kleinen Zettel, den sie vorsichtig und leise aus einem Heft ausgerissen hatte. Geheimschrift zu schreiben ging nämlich nicht so schnell wie richtige Schrift. Dabei musste man ganz schön intensiv nachdenken.

In dem Moment, als Lea den Zettel fertiggeschrieben und Cäsar zurückgegeben hatte, rief Frau Engholm Cäcilia nach vorn. Cäsar ging mit gesenktem Kopf und unter den schadenfreudigen Blicken der Jungs vor zur Tafel. Sie schaute Anne, die am Gang saß, direkt an und zwinkerte ihr mit dem rechten Auge zu. Heimlich ließ sie den zusammengeknüllten Zettel in Annes Schoß fallen. Wenigstens das war ihr geglückt.

„Also Cäcilia“, begann Frau Engholm. „Das dürfte dann ja wohl für dich kein Problem sein, diese Aufgabe zu lösen.“ Cäsar schaute nachdenklich auf die Formel an der Tafel und wusste sogleich, dass der Nachmittag mit einer Zusatzaufgabe gründlich versaut sein würde. Trotzdem versuchte sie ihr Bestes. Nur keine Schwäche zeigen, dachte sie. „Kein Problem, Frau Engholm. Das ist ganz einfach. Also ...“

Cäsar kratzte sich am Kopf und zerbröselte dabei fast die Kreide in ihrer Hand. Die vier Jungs von der Bande der Gladiatoren lachten sich schlapp.

Hauptsache, irgendetwas hinschreiben, dachte Cäsar und setzte die Kreide auf der Tafel auf. In dem Moment flüsterte ihr Nellie, die in der ersten Reihe saß, etwas zu. „Zwanzig und danach Hundert.“ Schnell schrieb Cäsar die Zahlen auf und grinste über beide Backen, während sie sich zu Frau Engholm umdrehte. Frau Engholm staunte nicht schlecht. Die Lösung war nämlich richtig.

Mathe war nun mal noch nie Cäsars Stärke gewesen, dafür war sie ein Ass in Lesen, Schreiben, Reli und Sport. Man kann ja schließlich nicht alles gut können, behauptete sie immer.

„Sag ich doch. Überhaupt kein Problem“, gackerte Cäsar frech und stolzierte auf ihren Platz zurück. Nun war sie es, die den Jungs eine Grimasse schnitt.

Die Mathestunde nahm ihren Lauf und die Minuten verstrichen so langsam, wie sie nur konnten. Immer wenn ich es eilig habe, vergeht die Zeit so lahm, dachte Cäsar. Ausgerechnet heute. Dann endlich klingelte die Pausenglocke. Cäsar rammte Lea den Ellenbogen in den Magen und gab ihr mit einer Kopfbewegung zu verstehen, ganz fix mit ihr zum Klo zu rennen. Sie stürmten in die letzte Toilette am hinteren Ende und verschlossen die Tür.

„Was ist denn so Schlimmes passiert?“, drängelte Lea.

„Noch nicht. Lass uns warten, bis wir komplett sind“, beruhigte Cäsar sie. Fünf Minuten später kamen auch Anne und Nellie angerannt und klopften mit den clubtypischen Klopfzeichen an die Tür. Zweimal kurz, dreimal lang.

Cäsar drehte schnell den Schlüssel um und öffnete ihnen die Klotür „Wieso kommt ihr erst jetzt?“, fauchte Cäsar sie an.

„Frau Engholm hat mich noch am Arm festgehalten, als ich rausflitzen wollte und hat mir gesagt, dass sei das letzte Mal gewesen, dass ich vorgesagt habe. Sie fuchtelte mir mit ihrem Zeigefinger so dicht im Gesicht herum, das sie mir fast damit in der Nase gebohrt hätte.“ Nellie kicherte wie ein Huhn. Cäsar schluckte heftig und murmelte: „Mist. Sie hat es gemerkt. Na egal!“

„Also Mädels. Sind euch die Jungs auch garantiert nicht gefolgt?“ Anne, Lea und Nellie schüttelten die Köpfe. „Dann haltet euch fest.“ Cäsar legte eine spannungsgeladene Pause ein. Die vier Mädchen quetschten sich aneinander in der engen Toilette, in der es auch nicht gerade lecker roch. Cäsar hatte natürlich den besten Platz. Sie saß auf dem Klodeckel, blickte zu den anderen hoch, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ sich mächtig Zeit. Schließlich holte sie ganz langsam tief Luft und begann:

„Ich bin heute Morgen zu spät gekommen, weil Papa noch aus der Zeitung vorgelesen hat.“

„Na und?“, fragte Anne. „Das interessiert doch sowieso keinen, was da drin steht, oder verstehst du was von Politik und diesem Zeugs?“

„Dann hast du ja schon wieder gelogen!“, sagte Nellie empört. Cäsar ging gar nicht darauf ein.

2

Die Sonne schickte warme, weiche Strahlen zur Erde und kein Wölkchen war am Himmel zu sehen, nicht einmal eine noch so kleine Schäfchenwolke. So weit der Blick auch reichte war der Himmel einfach nur blau, blau, und nochmals blau, wie in einem superschönen Urlaub in Italien.

Der Mann mit dem großen Koffer und dem langen grauen Bart schlurfte schweratmend den steilen Weg hoch. Unter seinen schwarzen, blankpolierten Schuhen knirschten kleine Kieselsteinchen, während seine Augen die Entfernung bis zum Ziel abschätzten. Noch hundert Meter vielleicht, dachte er und schnaufte so heftig, dass er für eine Weile stehen bleiben musste und den offensichtlich ziemlich schweren Koffer neben sich stellte. Ein Eichhörnchen kreuzte seinen Weg und er sah ihm nach, wie es auf einer Tanne verschwand.

Der erschöpfte Mann streckte den Rücken durch und stützte seine rechte Hand auf die Speckrollen seines dicken Bauches. „So ein verfluchter Mist“, schimpfte er in seinen Bart hinein. „Warum muss ein Kloster bloß immer auf einem hohen Berg stehen. Ich hätte vorher mehr trainieren müssen, oder abnehmen vielleicht. Und dann noch diese blöde, warme Kutte ...“

Er nahm den Koffer wieder in die rechte Hand und wischte sich mit der linken den Schweiß von der Stirn. Sein Fluchen wurde leiser und leiser, je näher er sich dem ehrfürchtigen Kloster auf dem Semberg näherte. Schließlich, nach einer weiteren ermüdenden halben Stunde, stand er direkt vor dem großen Tor seiner zukünftigen Bleibe. Nur so lange wie nötig, dachte er. Sein Atem beruhigte sich allmählich und er blickte sich um und betrachtete die Umgebung. Die äußere Mauer des Klosters umschloss ein scheinbar viereckiges Areal, und es wirkte trostlos und verlassen auf den ersten, wenn nicht sogar auch noch auf den zweiten Blick. Die endlosen Mauern hatten in regelmäßigen Abständen kleine vergitterte Fenster und sie wirkten auf den müden Ankömmling wie ein Gefängnis. Er hasste es, daran erinnert zu werden.

Die große Wiese vor dem Kloster war schon lange nicht mehr gemäht worden, so dass viele Blumen und Gräser als zentrale Anflugstelle für alle möglichen Pollensammler dienten. Das war auch das einzige, was neben seinem rasselnden Atem in dieser Einöde zu hören war – das fleißige Summen der Insekten. Eine wohlige, ihm kaum bekannte Ruhe schlich sich in sein Gemüt ein, – bis plötzlich die riesige Kirchturmglocke am Ende der Mauer zwölf Mal schlug und damit jegliches Summen und Rasseln mühelos übertönte. Der Mann erkannte, dass es zwölf Uhr mittags sein musste.

Es gab keinen Weg mehr zurück, er musste seinen Plan durchziehen. Und es war kein schlechter Plan, wie er fand. Er schritt langsam zu der braunen verwitterten Holztür, nahm den Knauf des Löwenkopfes in die verschwitzte Hand und schlug damit dreimal so laut er konnte an die Tür. Dann trat er wieder einen Schritt zurück und wartete. Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis der Schlüssel von innen in seinem Schloss herumgedreht und die Tür mit einem gespenstischen Knarren geöffnet wurde. Ein kleiner dicker Mann mit einer spiegelblanken Glatze und einem breiten Grinsen erschien hinter der Tür und freute sich sichtlich, den Besucher willkommen zu heißen. Er breitete die Arme aus und lud den Mann, der die gleiche schwarze Kutte trug wie er, ins Innere des Klosters ein. Der Besucher nahm seinen Koffer, blickte sich ein letztes Mal um und folgte schließlich dem ausgestreckten Arm des alten Mönches. Sie schritten durch einen vier Meter breiten Torbogen.

„Herzlich willkommen, Bruder Anselm. Wie war die Reise?“

Bruder Anselm lächelte dezent und nickte nur.

„Ach ja. Entschuldigung. Ich vergaß dein Gelübde.“

Bruder Anselm nickte wieder.

„Dein Brief hat uns gestern erreicht. Es ist eine Ewigkeit her, dass wir Besuch bekommen haben. Du kannst natürlich unser Gast sein, solange du möchtest.“

Bruder Anselm nickte ein drittes Mal, was so viel wie „Dankeschön“ heißen sollte. So standen sie nun im Innenhof des Klosters und tauschten freundliche Begrüßungsworte aus. Wenigstens der eine, denn der Besucher, der sich in seinem Brief als Bruder Anselm angekündigt hatte, redete kein einziges Wort. Er hatte geschrieben, dass er auf einer Pilgerreise sei, um alle Klöster des heiligen Benedikts, die es in Deutschland noch geben würde, zu besuchen. Er schrieb weiter, dass er schon vor langer Zeit ein Schweigegelübde abgelegt hätte und daher zur Verständigung nur nicken, den Kopf schütteln und wenn nichts anderes funktionieren würde, etwas auf Papier schreiben werde. Das hatte er sich vorher gründlich überlegt. Somit wäre er mit Sicherheit vor unerwünschten Fragen seitens der Ordensbrüder geschützt und könnte sich zunächst eine Weile aus der unruhigen Welt zurückziehen.

„Dies also ist unsere heilige Burg“, begann der Abt Pater Franziskus dem Neuankömmling zu erklären und machte dabei eine ausladende Bewegung mit den Armen. Bruder Anselm schaute sich um und bemerkte erst jetzt, wie schön es in diesem Innenhof war. Es schien, als hätten die Mönche alle Schönheit der Natur innerhalb dieser Mauern gesammelt. Der ganze Innenhof war begrünt und feinsäuberlich in verschiedene Reihen Grünzeug aufgeteilt. Zahlreiche Gänge führten durch die Beete wie ein kunstvoll erdachtes Labyrinth. Bruder Anselm erinnerte sich an den Garten seiner Großeltern und stellte fest, dass dieser fast genauso aussah wie hier, eben nur nicht so schön und vollkommen. Er erkannte eine Reihe mit Salatköpfen, dann wieder eine Reihe mit Kohl oder Kohlrabi und schließlich eine Reihe mit Tomatenpflanzen. Dann versagten seine Gemüsekenntnisse.

„Wir sind hier völlig autonom“, bemerkte Abt Franziskus begeistert. „Wir haben alles, was wir zum Leben brauchen. Sogar das Brot backen wir selbst.“ Langsam beugte sich der Abt zu Bruder Anselm und flüsterte ihm etwas ins Ohr, was die anderen natürlich schon wussten: „Sogar unser eigenes Bier brauen wir im Keller“, und grinste dabei verschmitzt über beide Backen. Jetzt erst bemerkte Anselm die lange Reihe mit Getreide, die eben nicht nur zum Brotbacken diente.

„Komm. Ich stelle dich den anderen vor. Wir sind hier zu siebt.“

Gemächlich schritten die beiden um die Beete herum, während Bruder Anselm seinen Koffer nicht eine Minute aus der Hand gab. Über ihnen hielt eine hohe Gewölbedecke mit uralten, teilweise abgeblätterten Malereien die stechende Sonne fern, und Anselm war glücklich über ein wenig Schatten. In der Mitte des Kreuzganges blieben sie stehen und blickten direkt in sechs neugierige, in den Gemüsebeeten verteilte Mönchsgesichter.

„Liebe Brüder. Ich habe euch gestern den Brief von Bruder Anselm vorgelesen, und hier ist er nun.“