Die Star-Schule: Wenn Wünsche wahr werden - Henriette Wich - E-Book

Die Star-Schule: Wenn Wünsche wahr werden E-Book

Henriette Wich

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Willkommen auf der Star-Schule, dem Internat der Stars von morgen! Hier lernen Vicky und ihre Freundinnen die neuesten Dance-Moves und die coolsten Schauspieltricks. Und auch mit ihren eigenen Songs feiert Vicky erste Erfolge. Als sie in dem neuen Musikvideo von Hip-Hop Superstar Sami Swan mittanzen darf, scheinen ihre größten Träume in Erfüllung zu gehen. Doch der Erfolgsdruck ist groß, und die fiesen Intrigen von Konkurrentin Coco lassen Vicky mehr als einmal an sich zweifeln. Gut, dass sie mit Luna und Maxi zwei Freundinnen hat, auf die sich immer hundertprozentig verlassen kann! Das perfekte Lesefutter für alle Mädchen mit großen Träumen: spannend, humorvoll und mit viel Gefühl!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 176

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Henriette Wich

Die Star-Schule

Wenn Wünsche wahr werden

FISCHER E-Books

Inhalt

1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel

1.Kapitel

»Wie lange dauert es denn noch?« Vicky beugte sich im Auto nach vorne und legte ihre Arme um die Kopfstütze des Fahrers.

»Das fragst du jetzt schon zum dritten Mal«, seufzte ihr Vater. »Gib’s zu: Du willst deine doofen, alten Eltern so schnell wie möglich loswerden!«

Vicky lachte. »So ein Quatsch! Erstens seid ihr nicht alt, und zweitens seid ihr die besten Eltern, die ich mir vorstellen kann.«

Vickys Mutter drehte sich vom Beifahrersitz zu ihrer Tochter um. »Oh, danke! Nett, dass du das sagst.« Dann warf sie einen Blick auf ihre Uhr. »Falls es keinen Stau gibt, müssten wir in einer guten Stunde da sein.«

»Was, so lange noch?«

Vickys Stimme klang entsetzt, und ihr Vater schüttelte ungläubig den Kopf. »Da soll mal einer die Schüler von heute verstehen! Als ich zur Schule ging, hab ich mich auf die Ferien gefreut, und nicht umgekehrt.«

»Die Weihnachtsferien waren ja auch total schön«, sagte Vicky. »Aber jetzt kann ich es kaum erwarten, bis es wieder losgeht: die Gesangs-Workshops und Schauspielproben, die ganze aufregende Stimmung drum herum und sogar das Lampenfieber.«

Vickys Herz klopfte sofort schneller, wenn sie an die Star-Schule dachte. Das erste Halbjahr lag bereits hinter ihr und das zweite stand kurz bevor. Manchmal konnte Vicky es immer noch nicht glauben, dass sie eins der begehrten Stipendien ergattert hatte. Ein Talentscout hatte sie beim Sommerkonzert an ihrer alten Schule entdeckt, und seither rückte ihr großer Traum, später einmal ein Star zu sein, jeden Tag ein Stückchen näher.

»Ich versteh dich sehr gut, Schatz«, sagte ihre Mutter. »Und ich bin stolz, dass du auf so eine berühmte Schule gehst.«

Vickys Vater nickte. »Klar, ich weiß ja auch, wie du das meinst. Wirklich schade, dass ich schon zu alt und kein Mädchen bin. Sonst würde ich auf der Star-Schule sofort einziehen!«

Bei der Vorstellung mussten alle drei lachen. Dann konzentrierte Vickys Vater sich wieder auf den Verkehr, seine Frau vertiefte sich in ihr Buch, und Vicky sah zum Fenster hinaus. Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Die Felder auf beiden Seiten der Straße waren mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt, als ob jemand großzügig Puderzucker auf einem riesigen Kuchenblech verteilt hätte.

Vicky machte kurz die Augen zu und dachte an die vergangenen zwei Wochen zurück. Die Zeit daheim war wie im Flug vergangen: Weihnachten mit ihren Eltern und Großeltern und die große Silvesterparty im Jugendzentrum, auf der sie mit ihrer besten Freundin Sara wild gefeiert hatte. Nach Neujahr war Vicky dann mit ihren Eltern für ein paar Tage nach Berlin zu ihrer Tante gefahren. Von Berlin aus war es nicht mehr weit bis zum Internat. Deshalb hatten die Eltern beschlossen, Vicky selbst hinzubringen.

Die anderen Star-Schülerinnen waren jetzt mit dem Bus unterwegs. Ihre erste Busfahrt würde Vicky nie vergessen. Damals hatte sie noch niemanden gekannt und sich ein bisschen fremd gefühlt. Doch das hatte sich bald geändert. Und mittlerweile war Vicky mit Luna und Maxi fast so gut befreundet wie mit Sara.

Vickys Mutter reichte eine Dose nach hinten. »Magst du ein Plätzchen?«

»Gerne.« Vicky nahm sich einen Zimtstern und ließ ihn genießerisch auf der Zunge zergehen. Dann holte sie ein Schreibheft und ihren neuen Regenbogen-Stift aus der Tasche. Den Stift hatte Sara ihr zu Weihnachten geschenkt.

Vicky wollte endlich nachholen, was sie zu Hause nicht mehr geschafft hatte: Sie wollte ihre guten Vorsätze und Wünsche fürs neue Jahr aufschreiben! Da fielen ihr sofort ganz viele Dinge ein. Vickys Stift flog über das Papier. Bald war sie fertig mit ihrer Liste.

 

Vickys Vorsätze und Wünsche fürs neue Jahr

Ich möchte mich nicht verbiegen und meinem Herzen treu bleiben! Die kleine Herzmuschel, das Weihnachtsgeschenk der Rektorin, wird mich immer daran erinnern.

Ich will für Luna und Maxi da sein. Es ist so toll, Freundinnen zu haben!

Ich möchte einen neuen Song schreiben. Ich bin nämlich eine Singer-Songwriterin!

Ich will mich nicht mehr so stark über Mischa Weinfeld ärgern. Das nächste Mal lasse ich seine Kritik einfach an mir vorbeirauschen. Zum Glück gibt es nettere Tanzlehrer als ihn: Fernando Martinez zum Beispiel.

Das Gleiche gilt für Coco. Soll sie doch über mich ablästern. Ich weiß, dass sie im Vergleich zu mir nicht nur super singen, sondern auch super tanzen kann, aber sie geht ihren Weg. Und ich gehe meinen Weg.

Ich möchte einen ganz langen Winterspaziergang am Bodden entlang machen. Verschneite Wiesen, zugefrorene Seen, der blaue Himmel über mir, der Wind und ich. Das wird wunderbar.

Und dann hab ich noch einen Wunsch: Ich hätte gern eine neue Herausforderung. Irgendein spannendes Projekt, das mich weiterbringt. Das wäre so schön!

Vicky las ihre Liste noch mal durch und lächelte. Es war alles drin. Nichts war zu viel, nichts fehlte. Zufrieden klappte sie das Heft zu, lehnte sich in ihrem Sitz zurück und spielte mit der silbernen Kette, die sie von ihrer Mutter am Anfang des Schuljahres geschenkt bekommen hatte. Das Besondere daran war ein fein geschwungener Notenschlüssel als Anhänger. Die Kette war ihr persönlicher Glücksbringer, den sie nicht mehr missen wollte.

Vicky drehte den Kopf zum Fenster. Die Landschaft draußen hatte sich verändert. Das Festland lag nun schon hinter ihnen, und sie fuhren den schmalen Küstenstreifen zwischen Meer und Bodden entlang. Die Star-Schule lag auf einer Halbinsel. Vicky liebte beides: die stürmische See und den ruhigeren Bodden, der durch Landzungen weitgehend vom offenen Meer abgetrennt war.

Vicky wurde immer aufgeregter. Nur noch ein Ferienort, den sie hinter sich lassen mussten, eine kurze Strecke danach, und dann müssten sie eigentlich gleich da sein. Vicky drückte ihre Nase gegen die Fensterscheibe. Das Auto erreichte den Fuß eines Hügels. Plötzlich rief Vicky laut: »Stopp! Halt sofort an, Papa!«

»Was ist denn jetzt los?« Ihr Vater setzte den Blinker, bremste und parkte den Wagen am Straßenrand. Vicky riss die Tür auf.

»Geht es dir nicht gut? Ist dir schlecht geworden?«, fragte ihre Mutter besorgt.

»Wartet bitte kurz!« Vicky sprang aus dem Auto und lief ein paar Schritte. Jetzt endlich! Sie hatte sich die Stelle gemerkt. Von hier aus war der erste Blick auf die Star-Schule am allerschönsten.

Ganz oben auf dem Hügel stand das Haupthaus. Das mit Schilfrohr gedeckte Dach hatte in den Ferien eine Mütze aus Schnee bekommen. Zwischen den grauen Wolken blitzte die Sonne hindurch. Sie brachte die rote Außenfassade zum Leuchten. Auch auf den Geländern der zwei langen Terrassen und im Garten lag Schnee. Weiter unten, dort wo der Garten in eine Dünenlandschaft überging, flogen zwei Möwen um die Wette. Vicky hörte ihr fröhliches Kreischen. Sie spürte den Wind, der die salzige Luft vom Meer zu ihr herübertrug, sie atmete den frischen Duft des Schnees ein und dachte, wie gern sie diesen wunderbaren Augenblick festhalten würde. Wenn es nach ihr ging, konnte er ewig dauern.

»Vicky!«, rief ihre Mutter. »Ist dir vom Autofahren schlecht geworden?« Sie und ihr Mann waren auch ausgestiegen und ihrer Tochter gefolgt.

Vicky drehte sich zu ihren Eltern um. »Überhaupt nicht. Seht nur, wie toll die Star-Schule aussieht! Den ersten Blick darf man nicht verpassen, da darf man nicht einfach dran vorbeirasen.«

Ihr Vater musste lachen. »Wie gut, dass du uns rechtzeitig vor diesem schlimmen Fehler bewahrt hast! Aber es stimmt, der Blick ist wirklich phantastisch.« Er legte einen Arm um seine Frau und den anderen um Vicky.

Eine Weile standen sie so da, schwiegen und teilten den Augenblick. Dann verschwand die Sonne hinter den Wolken. Der Wind frischte auf, und Vicky zog fröstelnd die Schultern hoch. »Jetzt können wir weiterfahren.«

Sie stiegen wieder ins Auto. Kurz vor der Abzweigung zum Internat machte die Straße eine Kurve. Vickys Vater verringerte das Tempo und schaltete einen Gang runter.

Rumms!

Plötzlich krachte es. Vicky wurde nach vorne gerissen und fiel mit einem Ruck in den Riemen des Sicherheitsgurts.

»Was … was war das?«, rief sie noch ganz benommen.

Ihr Vater hatte eine Vollbremsung hingelegt. Er stützte sich mit den Händen aufs Lenkrad und stöhnte. »Uns ist jemand reingefahren! Es ging alles so schnell, ich konnte es nicht verhindern. Seid ihr verletzt?«

»Nichts passiert«, beruhigte ihn seine Frau.

»Mir geht es auch gut«, versicherte Vicky. Sie sah einen großen, schwarzen Geländewagen, der frontal mit dem Auto ihrer Eltern zusammengestoßen war.

Die Fahrerin stieg aus, fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und stieß einen Schwall englischer Schimpfwörter aus: »Shit! I don’t believe it! Damn it, shit!«

»O nein!«, seufzte Vickys Mutter. »Ich fürchte, das gibt gleich einen Riesenärger.«

Ihr Mann sprintete zum Kofferraum, zog sich eine gelbe Weste über und stellte schnell ein Warndreieck auf. Dann ging er ruhig auf die Fahrerin des Geländewagens zu und sagte: »Calm down, please! Sprechen Sie Deutsch?«

»Ja«, antwortete die Fahrerin. Es war eine schlanke Frau in Cowboystiefeln, Jeans und Cowboyhut, den sie tief in die Stirn gezogen hatte.

Vickys Vater atmete tief durch und setzte zu einer Verteidigungsrede an. »Das war nicht meine Schuld. Ich bin ganz langsam und vorsichtig um die Kurve gefahren. Ich fürchte, Sie waren zu schnell und haben die Kurve geschnitten.«

Die Frau kehrte wortlos zu ihrem Wagen zurück, fluchte noch einmal und kickte mit dem Stiefel gegen ihr eigenes Auto. Dann drehte sie sich wieder um, ging zu Vickys Vater hin und gab ihm die Hand. »Sorry! Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich weiß, es war mein Fehler. Ich bin zu schnell gefahren. Es tut mir total leid!«

Mit dem plötzlichen Umschwung hatte Vickys Vater nicht gerechnet. Er räusperte sich verlegen. »Schon okay. Es ist ja zum Glück niemandem was passiert. Wir sind nur alle ziemlich erschrocken.«

»Das bin ich auch. O my god!« Die Frau schob ihren Cowboyhut zurück und lachte. »Beim Autofahren rege ich mich immer gleich so auf. Aber wie sagt man auf Deutsch: Wir haben Glück im Pech gehabt?«

»So ähnlich. Es heißt Glück im Unglück«, verbesserte Vicky vom Rücksitz aus. Dann stutzte sie kurz und sah die Frau mit großen Augen an. War das nicht …? Ja, sie musste es sein … Dieses Gesicht kannte sie doch. Unzählige Male hatte sie es im Internet gesehen.

Vicky hielt es nicht länger im Auto aus. Sie machte die Tür auf, sprang ins Freie und platzte mit ihrer Frage heraus: »Sind Sie Ruby Andersen, die berühmte australische Country-Sängerin?«

Die Frau lachte wieder. »Ja, so heiße ich, aber so berühmt bin ich auch wieder nicht.«

Vicky wusste es besser. Ruby Andersen hatte mehrere Preise für ihre Musik gewonnen. Ihr letztes Album war sogar zum besten Country-Album des Jahres gewählt worden. Vicky liebte ihre Songs, ihre raue Stimme und die Art, wie sie Gitarre spielte: meistens energisch und leidenschaftlich. Und dann schlug sie plötzlich wieder ganz zarte Töne an.

Vickys Mutter war inzwischen auch ausgestiegen und stellte sich vor. »Ich bin die Mutter von Viktoria. Vicky geht hier aufs Internat. Freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Seit meine Tochter Ihre Songs hört, bin ich auch ein großer Fan.«

»Wirklich tolle Musik!«, schloss sich Vickys Vater an. Vicky musste grinsen, weil er eigentlich am liebsten Schlager mochte und mit Country-Musik nicht besonders viel anfangen konnte.

Ruby Andersen winkte ab. »Leider kann ich nur halb so gut Auto fahren, wie ich singe. Oh! Wir haben uns ja noch gar nicht unsere Autos angesehen.« Sie ging zu ihrem Wagen und beugte sich mit gerunzelter Stirn über die Stoßstange. »Ach, nur ein paar Kratzer, das ist ja gar nicht schlimm.«

Auch das Auto von Vickys Eltern hatte den Unfall erstaunlich gut überstanden. Bis auf eine kleine Delle war nichts zu sehen.

»Die Reparatur bezahlt meine Versicherung«, sagte Ruby Andersen. »Das ist ein Mietwagen, und ich hab ihn rundum versichern lassen. Als hätte ich geahnt, dass es vielleicht nötig sein würde!«

Vickys Vater war erleichtert. »Schön, dass wir das so schnell klären konnten. Dann rufen wir jetzt am besten die Polizei an, damit sie den Unfallschaden aufnehmen kann und alles seine Ordnung hat. Einverstanden?«

»Einverstanden.« Die Country-Sängerin setzte sich auf die Kühlerhaube ihres Geländewagens und schlug lässig ihre langen Beine übereinander.

Während Vickys Mutter mit dem Handy die Polizei informierte, stellte Vicky die Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge lag: »Sind Sie gerade auf Tour in Europa?«

Ruby Andersen schüttelte den Kopf. »Nein, ich mache Urlaub und besuche Freunde. Eine gute Freundin von mir ist Julia Böhme, die Rektorin der Star-Schule. Sie hat gesagt, dass ich unbedingt im Internat vorbeischauen soll, wenn ich schon mal da bin, und einen Intensivkurs Country-Gitarre geben soll.«

»Das ist ja genial!«, rief Vicky begeistert. »Ich bin Schülerin hier, zwar erst bei den Newcomern, aber ich würde wahnsinnig gerne an dem Intensivkurs teilnehmen.«

»Das ist bestimmt kein Problem.« Plötzlich schlug sich die Country-Sängerin mit der Hand auf den Mund. »Oops! Jetzt hab ich’s verraten. Julia wollte, dass es ein Geheimnis bleibt. Es soll nämlich eine Überraschung für die Star-Schülerinnen sein. Das kommt davon, wenn ich immer sofort losquatsche!«

»Von mir erfährt keiner was«, versprach Vicky. »Nicht mal meine besten Freundinnen.«

Ruby Andersen zwinkerte Vicky zu. »Danke! Ich verlass mich auf dich.«

Aus der Ferne hörte man eine Polizeisirene. Ein Streifenwagen näherte sich, und dann waren alle erst mal damit beschäftigt, den Beamten Auskunft zu geben, damit sie ein Unfall-Protokoll aufnehmen konnten.

Ein Auto nach dem anderen fuhr langsam an der Unfallstelle vorbei. In einem Wagen saß Lissi, eine Mitschülerin von Vicky, die auf der Insel wohnte und als Externe das Internat besuchte. Als Vicky ihr erschrockenes Gesicht sah, lächelte sie, um Lissi verständlich zu machen, dass nichts Schlimmes passiert war. Lissis Gesichtsausdruck entspannte sich, sie winkte, und ihre Eltern fuhren weiter.

Endlich war das Protokoll fertig, und auch Vickys Eltern konnten ihre Reise fortsetzen. Ruby Andersen entschuldigte sich noch mal und verabschiedete sich. Sie wollte noch kurz ans Meer runterfahren, bevor sie ihre Freundin Julia Böhme besuchte.

Vicky rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her. Die letzten Meter auf der gepflasterten Straße bis zum Parkplatz kamen ihr ewig vor. Endlich hatte sich Vickys Vater eine der letzten Parklücken gesichert.

Vicky hängte sich ihren Gitarrenkoffer um, sprang aus dem Auto und war sofort von lachenden, laut rufenden Star-Schülerinnen umringt. Die Mädchen fielen sich gegenseitig in die Arme und tauschten ihre Ferienerlebnisse aus. Einige liefen, mit Koffern und Taschen bepackt, bereits hinüber zum Haupthaus. Vor dem Bus waren der Lärm und das Gedränge besonders groß. Zuerst sah Vicky Fleur, die Klassenbeste bei den Newcomern. Fleur war braungebrannt vom Skifahren und erzählte, wie gut ihr die Pause getan hatte.

»Das freut mich für dich«, lachte Vicky. Am Anfang des Schuljahres waren Pausen für die ehrgeizige Fleur noch ein Fremdwort gewesen, aber inzwischen war sie viel entspannter geworden.

Dann kamen Kristin und Michelle Vicky entgegen. Die unzertrennlichen Freundinnen hatten auch die Weihnachtsferien gemeinsam verbracht. Vicky stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen besseren Überblick zu bekommen. Wo steckten bloß Luna und Maxi? Sie waren doch auch mit dem Bus angereist!

Inmitten der Menge entdeckte Vicky endlich ein zierliches Mädchen, das die roten Haare zu einem langen Zopf geflochten hatte. Vicky formte die Hände zu einem Trichter und brüllte: »Luna!«

Die Rothaarige drehte sich um, suchte eine Weile und rief dann laut zurück: »Vicky!«

Sie bahnten sich von beiden Seiten einen Weg durch die Menge und umarmten sich.

»Ist das schön, dich wiederzusehen!«, rief Vicky.

»Ich freu mich auch!«

Da klopfte jemand energisch auf Vickys Schulter. »Hey Vicky, bin ich froh, dass du noch lebst!« Maxi zog finster ihre Augenbrauen zusammen und stieß ein heiseres Röcheln aus. »Ich, Konstantin der Schreckliche, hab mich zu früh gefreut! Ich wollte dich nämlich schon in mein dunkles Reich der Geister entführen.«

Vicky musste lachen. »Hör bloß auf damit! Du hast die Rolle von unserer Weihnachtsshow noch viel zu gut drauf. Das ist gruselig.«

Maxi grinste. »Danke. Lob kann man immer gebrauchen als Schauspielerin.« Dann wurde sie wieder ernst und sah Vicky besorgt von der Seite an. »Lissi hat gerade erzählt, ihr hattet einen Autounfall?«

»Was?? Das ist ja furchtbar!« Lunas Augen weiteten sich vor Schreck.

Vicky beruhigte ihre Freundinnen: »Uns ist nichts passiert. Wir hatten großes Glück. Mein Vater hatte vorher abgebremst.« Sie erzählte, wie es zu dem Unfall gekommen war und wie unkompliziert sie sich mit der anderen Fahrerin geeinigt hatten. Nur ein Detail ließ sie aus: dass es nicht irgendeine Fahrerin gewesen war, mit der sie zusammengestoßen waren, sondern Ruby Andersen! Es fiel ihr schwer, die tolle Begegnung nicht mit Luna und Maxi teilen zu können, aber sie schaffte es. Schließlich hatte sie es versprochen.

Ihre Freundinnen hörten gebannt zu. Nach und nach bildete sich eine kleine Gruppe um die drei Mädchen. Ein paar Schülerinnen aus der Newcomer-Klasse blieben neugierig stehen.

Coco mit ihren Kofferbergen und ihrer neuen, pinkfarbenen Daunenjacke war nicht zu übersehen. Sie verzog spöttisch den Mund und sagte halblaut zu ihrer Freundin Jil: »Wetten, das war alles gar nicht so dramatisch? Vicky will doch bloß angeben!«

»Hört sich ganz so an«, stimmte Jil zu. Sie bewunderte Coco und traute sich meistens nicht, eine eigene Meinung zu haben.

Vicky tat so, als hätte sie Cocos fiese Bemerkung nicht gehört. Sie spürte, wie die altbekannte Wut in ihr hochstieg. Coco ließ wirklich keine Gelegenheit aus, um über sie herzuziehen! Vicky biss sich auf die Unterlippe, doch dann fielen ihr die guten Vorsätze fürs neue Jahr ein. Was hatte sie noch gleich über ihre Konkurrentin geschrieben? »Soll sie doch über mich ablästern. Sie geht ihren Weg, und ich gehe meinen Weg.«

Vicky griff mit einer Hand nach Maxis Sporttasche und mit der anderen nach Lunas Regenschirm. »Ich helfe euch beim Tragen. Mein Vater ist so lieb und kümmert sich um mein Gepäck. Habt ihr unsere schönen Zimmer auch so vermisst?«

Luna nickte. »O ja, sehr sogar! Besonders die Aussicht aufs Meer hat mir in den Ferien gefehlt.«

Vicky spürte Cocos intensiven Blick im Nacken, während sie auf das Hauptgebäude zulief. Seltsamerweise machte es ihr nichts aus. Ihr war nämlich gerade ihr Lieblingssong von Ruby Andersen eingefallen: When I’m famous. Darin ging es um ein Mädchen, das darüber nachdachte, wie es wohl sein würde, wenn es eines Tages berühmt wäre. Es wünschte sich, dass es so bleiben würde wie jetzt: ein ganz normales Mädchen, das mit seinem gebrauchten Fahrrad durch die Gegend fährt und Pommes aus der Papiertüte isst.

Vicky summte die Melodie des Songs leise vor sich hin. Mit jeder Treppenstufe, die hinauf zu ihrem Zimmer führte, bekam sie bessere Laune.

2.Kapitel

Im offenen Kamin der Eingangshalle des Haupthauses prasselte ein großes Holzfeuer. Die Newcomer hatten nach dem Abendessen ein paar Sessel und Sofas zusammengerückt und saßen bei Früchtepunsch und Keksen noch gemütlich zusammen, um ihre Ferienerlebnisse auszutauschen.

Vicky war ein bisschen wehmütig, weil sie sich gerade von ihren Eltern verabschiedet hatte. Erst in den Osterferien würde sie ihre Mutter, ihren Vater und Sara wiedersehen. Bis dahin war es noch sooo lange hin!

Vicky verdrängte den Gedanken und ließ sich von Luna und Maxi erzählen, wie sie die Ferien verbracht hatten. Dabei warf sie einen Blick in die Runde. Zum Glück hatte sie ja noch eine zweite Familie! Es gab insgesamt nur zwölf Schülerinnen bei den Newcomern: Luna, Maxi, Fleur, Lissi, Coco und Jil, Kristin und Michelle, die hübsche Azuka aus Südafrika, Charlotte, die später mal Moderatorin werden wollte, und Josephine, die zweisprachig aufwuchs, weil ihr Vater Amerikaner war. Und sie selbst natürlich.

Im ersten halben Jahr hatten die Newcomer so viele aufregende Dinge zusammen erlebt: Erfolge und Rückschläge beim Singen, Tanzen und Schauspielern, Premieren auf der Schulbühne und eine heimliche Mitternachtsparty am Strand. So unterschiedlich sie auch waren, durch die gemeinsamen Erlebnisse waren sie sich schnell nähergekommen.

Azuka streckte ihre Hände nach dem Feuer aus. Sie trug einen flauschigen, roten Wollpulli und hatte sich zusätzlich einen XXL-Schal um den Hals gewickelt. »Ich bin ja so glücklich, wieder hier zu sein!«, sagte sie mit einem wohligen Seufzer. »Wenn ich bloß nicht dauernd frieren würde! In Südafrika war es so schön warm.«

»Warst du im Meer?«, fragte Josephine.

Azuka nickte. »Ja, es war großartig! Wir sind ganz oft am Strand gewesen und haben gegrillt.« Azuka strich sich eine Haarlocke aus der Stirn. Dabei rutschte der Ärmel ihres Pullis ein Stück nach unten, und man konnte ein hübsches weißes Armband sehen.

Automatisch berührte Vicky ihr eigenes Armband und musste an die erste Begegnung mit der Rektorin denken. Nachdem Julia Böhme eine feierliche Rede gehalten hatte, hatten alle Newcomer weiße, geflochtene Armbänder bekommen. Sie waren ein Zeichen für ihr gemeinsames Ziel: an sich selbst und an ihren Mitschülerinnen zu wachsen.

Maxi trank genießerisch einen Schluck Punsch. »Hier könnten wir natürlich auch ins Meer springen. Es gibt doch diese Neopren-Anzüge von den Surfern. Die halten super Kälte und Wind ab.«

»Ohne mich!«, protestierte Lissi. »Dazu bringen mich keine zehn Pferde.«

Die anderen mussten lachen. Der Vergleich passte fast schon zu gut. Lissis Eltern besaßen auf der Insel nämlich einen Pferdehof, und Lissi war eine begeisterte Reiterin. Seit neuestem hatte sie sogar ein eigenes Pferd: die temperamentvolle Rappstute Allegra.