Die Vergessenen Schriften 1 - Markus Heitz - E-Book

Die Vergessenen Schriften 1 E-Book

Markus Heitz

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Beschreibung

SPIEGEL-Bestsellerautor Markus Heitz führt alle Fans der Albae in neue Abenteuer und enthüllt die Geschichten, die in den Romanen noch nicht erzählt wurden - Geheimnisse werden gelüftet, Schicksale geklärt und von legendären, vergessenen Taten der dunklen Geschöpfe berichtet. Die erste Vergessene Schrift kündet von den Dorón Ashont und wie sie die Albae schlugen.

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Vollständige E-Book-Ausgabe 1. Auflage 2012

ISBN 978-3-492-96241-4

© Piper Verlag GmbH 2012 © 2012 Markus Heitz vertreten durch: AVA international GmbH Autoren- und Verlagsagentur www.ava-international.de Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Albae-Anthologie

DIE LEGENDEN DER ALBAE

- Die Vergessenen Schriften -

I

Dies sind die Vergessenen Schriften.

Sie erzählen von den bekannten und unbekannten Helden meines Volkes.

Von den größten Geschichtenwebern, den herausragendsten Künstlern.

Aber auch von den schrecklichsten Feinden und den innigsten Freunden.

Legenden, Geschichten, Märchen, Gedichte, Lieder

- sie wurden von mir gesammelt, dem Untergang entrissen und bewahrt, damit sie nicht gänzlich verloren gehen.

Wir Albae mögen unsterblich sein, und doch können wir vergessen werden.

Du, der diese Werke liest, schließe sie in dein Herz und halte sie. Halte sie sicher, trage sie weiter.

Verkünde sie und lasse sie erklingen.

DAS ist wahre Unsterblichkeit!

aus den Vergessenen Schriften,

gesammelt und aufgezeichnet von

Carmondai

dem Meister in Bildnis und Wort

Von den Dorón Ashont und wie sie uns schlugen

Ich gestehe, dass ich meine Vorstellungskraft bemühte, um diese Episode zu beschreiben.

Aber sie ist gespickt mit kleinen Wahrheiten, die ich inzwischen herausfand, über die Dorón Ashont und alles, was mit ihnen zusammenhängt.

Ob es sich an jenem Moment der Unendlichkeit so zutrug, wie ich ihn ersann, werden wir niemals herausfinden. Es ist geschehen und vorbei.

Doch ich durfte inzwischen Etliches über die Kultur der stärksten Gegner lernen, aus erster und aus zweiter Hand.

Seid gespannt, was ich euch alles näher bringen werden – denn ich war dort!

In ihrem Stock.

Aber das mag Gegenstand einer weiteren Vergessenen Schrift sein.

Nun taucht ein, in jenen Tag, als das Unheil seinen Lauf für uns nahm.

Carmondai

Ishím Voróo (Jenseitiges Land), einstiges Reich der Fflecx, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199. Sonnenzyklus), Frühjahr

»Noch einen Pfeil mehr, und ich hätte dieses Biest erlegt.« W’shar schlug seinem Freund Reg’sain auf die Schulter, sodass er leicht taumelte. Beide trugen leichte, hellbraune Lederkleidung, die auf der Jagd gut genug vor kratzenden Ästen und Zweigen schützte, die Bewegungsfreiheit aber nicht einschränkte. »Dennoch lasse ich dir den Abschuss.« Er rückte die schweren Bögen und Köcher mit den langen Geschossen über der Schulter zurecht, die er für sie beide schleppte.

Reg’sain trug dafür den erlegten, nackten Ishmanti-Barbaren. »Sicher. Wir beide wissen, dass du nur auf kurze Entfernung triffst.« Seine Art zu sprechen war zischelnd, die gespaltene blaue Zunge ließ auf die schlangenartige Abstammung schließen; ansonsten ähnelten sie den Barbaren, die sie jagten. Lediglich die dunkellilafarbenen Schopfhaare waren dicker, wirkten wie dünne Kordeln aus Hornplättchen.

Sie hatten den Ishmanti einen halben Sonnenmarsch von ihrer Stadt aufgescheucht und seine Beine mit Pfeilen gespickt, bis er zusammengebrochen und verblutet war. An Ort und Stelle brachen sie ihren Fang auf, entnahmen die Gedärme und ließen den Barbaren den letzten Lebenssaft durch einen Kehlenschnitt verlieren.

Nun befanden sie sich auf dem Rückweg in ihre junge Stadt, die sich Pt’rai nannte. Sie sehnten sich nach der Wärme der zahllosen Feuer in ihren Behausungen, denn sobald die Sonne versank, kühlte das Blut in ihnen ab und floss langsamer. Damit wurden auch W’shar und Reg’sain träger. Schon bereits jetzt war es viel zu frisch für ihr Empfinden.

Sie gehörten dem Volk der Oudwen an, das sich in den letzten Sonnenreisen ein großes Stück Land sicherte und seinen Einfluss gewaltsam ausweitete, nachdem sich die Welt durch den Silbernebeldämon gewandelt hatte. Niemand wollte auf dem Boden bleiben, den das Wesen mit seiner Macht vergiftete. Dabei nahmen die Oudwen keinerlei Rücksicht, weder auf Barbaren noch andere Bestien.

Dass ihnen die Eroberungen und die Behauptung ihres Besitzes gelang, lag an einem unschlagbaren Vorteil: ihrem zahlreichen Nachwuchs.

Sie schritten nebeneinander her und näherten sich ihrem Zuhause.

Pt’rai war rings um einem kegelförmigen Hügel erbaut; um den Fuß der Erhebung zog sich eine hohe, starke Mauer. Noch bestanden die meisten Häuser aus Holz, die Gründung der Stadt lag nicht allzu lange zurück. Es dauerte, bis die Stämme gegen massive Steinquader ausgetauscht waren. Alleine die schützende Mauer bestand aus massiven Granitblöcken

»Ich verlange die Schinken«, betonte Reg’sain und tätschelte die blutüberströmten Schenkel des Ishmanti, auf dem das Rot bereits getrocknet war.

W’shar wollte etwas erwidern, doch seiner Aufmerksamkeit entging der erschreckende Anblick nicht: Das massive Tor in der Mauer stand nicht einfach nur offen – es war regelrecht zersprengt, als wären fünf Rammböcke auf einmal dagegen geschmettert. »Sieh doch!«

Reg’sain wandte den Blick nach vorne, zischte einen Fluch und warf den erjagten Barbaren achtlos an den Wegesrand. »Ein Angriff! Wieso haben wir das Signalhorn nicht vernommen?«

»Zu weit weg?«

Sie schnallten sich die Köcher um, nahmen die Bögen zur Hand und huschten voran, auf den Eingang der Stadt zu.

Behutsam arbeiteten sich die Oudwen durch das zerstörte Tor, stiegen über die hölzernen und metallenen Trümmer hinweg an Toten vorbei, die halb darunter begraben lagen. Doch das Ende war diesen durch eine breite Klinge gebracht worden: In den Brustkörben klafften Einstiche, das ausgetretene grünlichblaue Blut schwamm in Pfützen und Bahnen um sie herum. Der süßlich-holzige Duft schien allgegenwärtig.

W’shar und Reg’sain tauschten einen raschen Blick. Die Wundenform kannten sie, doch wollte es keiner der beiden glauben. Die Oudwen hatten gedacht, in Sicherheit zu sein. Die Arbeit der Schwarzaugen erwies sich als nicht gründlich genug.

»Sind sie noch da?«, zischelte Reg’sain und schien nicht weiter in die schrecklich stille Stadt vordringen zu wollen. Am Himmel zogen Aasfresser zögerlich ihre Kreise, mutigere Rabenvögel hopsten krächzend zwischen den Leichen umher und zupften am weichen Fleisch, rupften Augenlider ab und hackten mit spitzen Schnäbeln durch Haut, labten sich am Blut.

Ende der Leseprobe