Die Vergessenen Schriften 2 - Markus Heitz - E-Book

Die Vergessenen Schriften 2 E-Book

Markus Heitz

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

SPIEGEL-Bestsellerautor Markus Heitz führt alle Fans der Albae in fantastische Abenteuer und enthüllt die Geschichten, die in den Romanen noch nicht erzählt wurden - Geheimnisse werden gelüftet, Schicksale geklärt und von legendären, vergessenen Taten der dunklen Geschöpfe berichtet. Die zweite Vergessene Schrift kündet von Horgàta und Narósil und was ihnen widerfuhr.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



www.piper-fantasy.de

Vollständige E-Book-Ausgabe 1. Auflage 2013

ISBN 978-3-492-96242-1

© Piper Verlag GmbH 2013 © 2012 Markus Heitz vertreten durch: AVA international GmbH Autoren- und Verlagsagentur www.ava-international.de Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Albae-Anthologie

DIE LEGENDEN DER ALBAE

- Die Vergessenen Schriften -

II

Dies sind die Vergessenen Schriften.

Sie erzählen von den bekannten und unbekannten Helden meines Volkes.

Von den größten Geschichtenwebern, den herausragendsten Künstlern.

Aber auch von den schrecklichsten Feinden und den innigsten Freunden.

Legenden, Geschichten, Märchen, Gedichte, Lieder

- sie wurden von mir gesammelt, dem Untergang entrissen und bewahrt, damit sie nicht gänzlich verloren gehen.

Wir Albae mögen unsterblich sein, und doch können wir vergessen werden.

Du, der diese Werke liest, schließe sie in dein Herz und halte sie. Halte sie sicher, trage sie weiter.

Verkünde sie und lasse sie erklingen.

DAS ist wahre Unsterblichkeit!

aus den Vergessenen Schriften,

gesammelt und aufgezeichnet von

Carmondai

Von Horgàta und Narósil und was ihnen widerfuhr

Eines der größten Geheimnisse unseres Volkes: Was geschah mit Horgàta und dem Heer, das sie aus Tark Draan führte, als sie die Elbinnen nach der Schlacht bei Mühlenstadt hetzte?

Ich durfte es erfahren und denke, dass es an der Zeit ist, das Rätsel zu lüften.

Denn die Albae, die aus dem Süden stammen und zu uns stießen, sind uns tatsächlich näher, als die meisten von uns glaubten.

Auch wenn manche sie mit Abscheu betrachten und nicht wissen, woher ihr unstetes Wesen rührt, so sind sie unsere Verwandten.

Mehr als wir erahnten.

Mehr als wir möchten.

So lest und staunt und hört, dass Horgàta nicht selbst nach Tark Draan zurückkehrte – aber ihre Blutlinie, in die möglicherweise der Einfluss unserer Todfeinde geriet. Ob es uns nun gefällt oder nicht.

Carmondai

Ishím Voróo (Jenseitiges Land), viele Meilen südlich des Blauen Gebirges, 4371. Teil der Unendlichkeit (5200. Sonnenzyklus), Winter

Horgàta preschte auf dem Rücken ihres Nachtmahrs über den Schnee; das Weiß explodierte regelrecht um die blitzenden Fesseln des Rappen, verging zischend in den magischen Entladungen.

Die Albin duckte sich unter den heranschnellenden Ästen hinweg, um nicht getroffen zu werden. Die Kapuze des langen schwarzen Mantels war nach hinten gerutscht, Strähnen ihrer langen, weißblonden Haare verfingen sich gelegentlich in den Zweigen und entglitten ihnen wieder. Die Schmucksteine und das Knochenschnitzwerk erzeugten leise Geräusche, die kaum gegen das Donnern der Nachtmahrhufe ankamen.

Horgàta hielt die gänzlich schwarz gefärbten Augen auf ihre Beute gerichtet, die keine zehn Schritte vor ihr durch den winterlichen Wald dahinjagte. Weder das Unterholz noch der aufkommende Nebel konnten sie beschützen.

Eine der elbischen Lanzenreiterinnen kam ihn Sicht. Ihre acht Schritt lange Lanze behinderte sie bei der Flucht, aber sie schien nicht gewillt zu sein, die Waffe wegzuwerfen, sondern reckte sie wie zum Stoß nach vorne, um sich nicht in den Bäumen zu verheddern. Die schwere, ungepflegte Rüstung klapperte verräterisch.

»Gleich haben wir sie«, raunte Horgàta dem Nachtmahr ins Ohr, der daraufhin ein wütendes Schnauben ertönen ließ und beim Wiehern seine messerscharfen Zähne entblößte. Die glutroten Augen glommen in Vorfreude auf. »Du bekommst Elbenfleisch zu fressen!«

Seit sie bei ihrer Verfolgung durch das Reich der südlichen Unterirdischen geritten waren und Tark Draan verlassen hatten, dezimierten sie die Elbinnen eine nach der anderen. Aus ihren Leibern brachen sie die Knochen und formten daraus Schmuck als Zeichen des Triumphs, doch das meiste mussten sie an Ort und Stelle verbrennen, da ihnen die Zeit fehlte. Die Hatz duldete keinerlei Aufschub.

Inzwischen hatte Horgàta aus Verhören erfahren, dass der Anführer der Gegner ein Elb namens Narósil war, ein Adliger und Verwandter der vernichteten Fürstin der Goldenen Ebene. Die Einheit bestand, von ihm abgesehen, ausschließlich aus Elbinnen und stellte einst die Ehrengarde der ausgelöschten Herrscherin dar.

Aber auch Horgàtas Trupp lichtete sich.

Ihre Krieger fielen den heimtückischen Pfeilen der Todfeinde oder deren zielsicheren Lanzen und den Unwägbarkeiten des Gebirges zum Opfer.

Und doch setzte die Albin mit den geflochtenen, weißblonden Haaren unerbittlich nach. Nur weil sie Tark Draan verlassen hatten, bedeutete es nicht, dass sie die Elbinnen entkommen ließ!

Erst wenn sie Narósil und dessen letzte Streiterin vor sich liegen sah, wenn sie aus ihren Schädeln kunstvolle Trinkschalen gemacht hatte, wenn sie auf die abgezogenen Häute Bilder malte, dann dachte sie an Rückkehr. Die eigenen Verluste sollten nicht umsonst gewesen sein. Die Nostàroi verfügten über genug herausragende Helden, um den Rest des Landes zu erobern.

Horgàta lenkte den Nachtmahr blitzschnell einen langgezogenen, kaum bewachsenen Hügel hinauf, der sich parallel zum Weg der Elbin erstreckte, und ließ den Rappen galoppieren. Der muskulöse Körper des Tieres steckte sich unter ihr, er flog über die Kuppe und befand sich zwei Herzschläge darauf dicht neben der Verfolgten.

Die Elbin bemerkte Horgàta, konnte die Lanze jedoch wegen der Bäume nicht herumschwenken und sie zwischen die Läufe des Nachtmahrs schieben, um ihn zu Fall zu bringen.

Horgàta zog hoffnungsvoll ihre Kurzschwerter, die sie in der Rückenhalterung ihrer tioniumverstärkten Lederrüstung trug.

Vor ihnen tauchte eine unbewachsene Stelle auf und bot den Widersacherinnen eine gleichermaßen günstige Gelegenheit.

Die Elbin richtete sich auf und hielt sich sichtlich bereit, um den überlangen Spieß zum Einsatz zu bringen.

Horgàta sprang im gestreckten Galopp auf den Sattel und drückte sich erneut ab. Der Satz trug sie schräg zu einem dicken Ast, von dort stieß sie sich wieder ab und katapultierte sich herab, genau in den Rücken der Elbin.

Die Lanzenreiterin konnte wegen ihres Helms nicht sehen, was die Gegnerin tat, und brachte ihr Tier mehr aus Eingebung heraus zum Stehen.

Aber das bewahrte sie nicht vor Horgàta, die mit den Sohlen auf dem hinteren Pferderücken landete. Der Schwung warf sie nach vorne, die aufgereckte Schwertklinge fuhr durch die schmale Lücke zwischen Halsberge und Helm genau in den Nacken der Elbin.

Sofort erschlaffte die Gegnerin mit einem röchelnden Geräusch und kippte seitwärts in den Schnee, wo sich der Leichnam mehrmals überschlug, den Schild und die Lanze verlor.

Das Pferd tänzelte aufwiehernd zur Seite, um die fremde Reiterin abzuschütteln.

Horgàta warf sich in den Sattel und stieß die Kurzschwerter dabei überkreuz wie Scherenklingen gegen den Nacken des Tieres und kappte die Wirbel, ohne den Kopf gänzlich abzuschlagen.

Der Schimmel sackte zusammen und lag gleich danach neben seiner Herrin.

Horgàta war noch vor dem Zusammenbruch des Tieres abgesprungen, die blutfeuchten Schwerter in den Händen, und keuchte leicht vor Anstrengung und Triumph. Eine weniger!

Ihre Taktik, die Formation der Lanzenreiterinnen aufzubrechen und Einzelne aus dem Verband zu drängen und zu jagen, ging erstaunlich oft auf. Narósil musste ein schlechter oder unerfahrener Anführer sein, dass er es immer noch zuließ.

Ihr Nachtmahr nährte sich ungeduldig, versenkte auf ihren Wink hin die Reißzähne in den warmen Hals des Schimmels und riss das Fleisch auf. Gierig soff er das Blut, zerrte Brocken heraus und verschlang sie; die zähe Haut mit dem weißen Fell dehnte sich, bevor sie riss. Die roten Augen des Nachtmahrs blieben dennoch verlangend auf die tote Elbin gerichtet.

»Gleich, mein Starker.« Horgàta steckte ein Kurzschwert weg, rammte das andere in den Schnee und schälte die Elbin zügig aus der Panzerung samt Unterkleidern, um ihren bloßen Leib betrachten zu können. Sie begab sich auf die Suche nach dem perfektesten Körperteil.

In diesem Fall entschied sich die Albin für den rechten Oberschenkelknochen. Sie beabsichtigte, ein Knochenbäumchen anzufertigen, und das entnommene Gebein sollte für den Anfang als gerade gewachsenes Stämmchen dienen.

Ende der Leseprobe