Die Vergessenen Schriften 4 - Markus Heitz - E-Book

Die Vergessenen Schriften 4 E-Book

Markus Heitz

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Beschreibung

SPIEGEL-Bestsellerautor Markus Heitz führt alle Fans der Albae in neue Abenteuer und enthüllt die Geschichten, die in den Romanen noch nicht erzählt wurden - Geheimnisse werden gelüftet, Schicksale geklärt und von legendären, vergessenen Taten der dunklen Geschöpfe berichtet. Die vierte Vergessene Schrift kündet von den Zhadár und wie sie entstanden.

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Vollständige E-Book-Ausgabe 1. Auflage 2013

ISBN 978-3-492-96244-5

© Piper Verlag GmbH 2013 © 2013 Markus Heitz vertreten durch: AVA international GmbH Autoren- und Verlagsagentur www.ava-international.de Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Albae-Anthologie

DIE LEGENDEN DER ALBAE

- Die Vergessenen Schriften -

IV

Dies sind die Vergessenen Schriften.

Sie erzählen von den bekannten und unbekannten Helden meines Volkes.

Von den größten Geschichtenwebern, den herausragendsten Künstlern.

Aber auch von den schrecklichsten Feinden und den innigsten Freunden.

Legenden, Geschichten, Märchen, Gedichte, Lieder

- sie wurden von mir gesammelt, dem Untergang entrissen und bewahrt, damit sie nicht gänzlich verloren gehen.

Wir Albae mögen unsterblich sein, und doch können wir vergessen werden.

Du, der diese Werke liest, schließe sie in dein Herz und halte sie. Halte sie sicher, trage sie weiter.

Verkünde sie und lasse sie erklingen.

DAS ist wahre Unsterblichkeit!

aus den Vergessenen Schriften,

gesammelt und aufgezeichnet von

Carmondai

Von den Zhadár und wie sie entstanden

Nun möchte ich an eine Zeit erinnern, in der unser Volk über weite Teile von Tark Draan herrschte, wenn auch in verschiedenen Regionen und mit unterschiedlichen Herrschern.

Eine Tragödie sondergleichen!

Welche Möglichkeiten uns Inàste, Tion und Samusin in die Hände gaben!

Es war schmerzhaft mit anzusehen, wie sich nichts fügte und man das Ende unausweichlich kommen sah.

Da waren Sisaroth, Firûsha und Tirîgon, die sich mit ihrem Auftauchen anschickten, ein neues Dsôn zu errichten. Die Drillinge nannten es Dsôn Bhará, das Wahre Dsôn, und sich selbst Dsôn Aklán, die Götter von Dsôn.

Und da war Aiphatòn, das Kind der Unauslöschlichen, der auf seinen Reisen im südlichen Ishím Voróo weit jenseits von Tark Draan die Albae fand, die aus Horgàtas Nachfahren und den Elben hervorgegangen waren.

Zu einfach würde ich es mir machen, nun einen Schuldigen zu benennen.

Ich kannte die Drillinge sehr gut, und ich genoss Aiphatòns Gastfreundschaft. Nichts Schlechtes vermag ich über beide Seiten zu sagen.

So bleibt mir festzustellen, dass es wiederum an den Gegebenheiten lag, die zum Scheitern führten.

Ganz Tark Draan hätte uns gehören können!

Aber das ist nun vergangen, doch unvergessen.

Unvergessen sind auch unsere Verbündeten, die Zhadár.

Sie wurden von Sisaroth und seinen Künsten erschaffen, und ohne die Verbannung nach Phondrasôn hätte er dieses Wissen niemals erlangt.

Einst waren es Unterirdische, doch wir brachen sie nach viel Mühe und noch mehr Vorarbeit durch einen anderen unvergessenen Helden. Zuerst ihren Leib, dann ihren Willen, wenn auch nicht ohne Anstrengung.

Das dachten wir zumindest.

Es erwies sich, dass der Wille eines Unterirdischen härter als jegliches Material ist, das man sich vorstellen könnte.

Ich will die Unterirdischen nicht mehr loben, als sie es verdienen, doch ich gestehe: Selbst wenn man Diamanten, Tionium und Stahl zu einer Legierung verbände, es reichte nicht an die Widerstandskraft eines Zwergengeistes heran.

Die Zhadár und unsere Verbündeten täuschten uns, verrieten uns, von Anfang an!

Lest und lernt daraus.

Carmondai

Meister in Bildnis und Wort

Tark Draan (Geborgenes Land), Dsôn Bhará, 5434. Teil der Unendlichkeit (6310. Sonnenzyklus), Frühling

„Wenn ich noch einen höre, der mir diesen Aiphatòn als Kaiser meines Volkes vorstellt, ich schwöre, ich werde denjenigen an den Fersen aufhängen und solange mit einem Knüppel auf seinen Wanst eindreschen, bis ihm die Innereien als blutiger Brei aus dem Mund laufen!“, schrie Sisaroth außer sich.

Er sprang von seinem Stuhl auf, verließ den gedeckten Tisch und eilte zum bodentiefen Fenster; das lange, schwarzrote Gewand mit den silbernen Stickereien flatterte und raschelte leise.

„Verzeih, ich dachte mir nichts dabei.“ Einen Augenblick fürchtete Tirîgon, sein Zwillingsbruder nähme Anlauf für einen gewaltigen Sprung, der ihn nach dem Sturz in die Tiefe in die Endlichkeit beförderte. Doch das passte nicht zu ihm. Also blieb Tirîgon ruhig an seinem Platz sitzen und warf seiner Schwester Firûsha einen beruhigenden Blick zu. „Es ist nun einmal sein Titel.“ Er trug die schwarze Tioniumrüstung, die ihnen Tungdil einst in Phondrasôn geschmiedet hatte; der Staub seiner langen Rundreise durch den Osten haftete noch an ihm. Sisaroths Drohung nahm er nicht persönlich, er kannte das rasch entzündbare Gemüt. „Wenn du nicht möchtest, dass er mit seinen Vasallen heranrollt und dich daran erinnert, dass auch wir ihm … in gewisser Weise … unterstehen, dann überwinde deinen Stolz.“

Firûsha atmete leise aus und ergriff die Karaffe mit dem Gewürzwein. Über ihrem leichten, hellgrauen Kleid lag ein nachtblauer Überwurf, die schwarzen Haare wurden durch ein funkelndes Diadem aus Silber und Edelsteinen zurückgehalten.

„Ein Titel, den ich ihm nicht verlieh!“ Sisaroth blieb am bogenförmigen Fenster stehen und starrte hinab in den abendlichen Kraterkessel. Sie residierten nicht wie die Unauslöschlichen in einem Beinturm, sondern in einem rechteckigen Palast aus grauem Marmor, gelegen auf der Kuppe eines Berges, der inmitten der Stadt aufgeschüttet war.

„Wir meisterten Phondrasôn mit all seinen Schrecken, wir führten die letzten überlebenden Albae aus Dsôn Sòmran durch den Mondteich nach Tark Draan“, sprach er düster und legte einen Arm gegen die Wand, um die Stirn abzustützen. Unverwandt sah er hinaus. „Und kaum dass wir hier sind, dass wir unser Dson Bhará errichten und unsere Macht als Dson Aklán ausbauen, kommt dieser …“ Er biss vor Hass die Zähne zusammen.

„Er ist der Nachfahre der Unauslöschlichen“, mahnte Tirîgon. „Der Sohn von Nagsor und Nagsar Inàste. Reineres Herrscherblut als ihn gibt es nicht in …“

„Ich weiß das!“, schrie Sisaroth wieder. „Ich weiß um seine verfluchte Magie! Und ich weiß um seine unzähligen wilden Albaebastarde! Aber es macht es nicht einfacher, je öfter ich es ertragen muss, es zu hören!“ Seine Augen färbten sich tiefschwarz, und Wutlinien zeichneten sein Antlitz. Die Hand ballte sich zur Faust. „Ich fühle mich so … hilflos“, flüsterte er. „Nutzlos.“

Firûsha beugte sich zu Tirîgon. „Reize ihn nicht weiter“, bat sie raunend.

„Sind denn seine Experimente nach wie vor nicht von Erfolg gekrönt?“, gab dieser nicht weniger leise zurück und schnitt sich vom Käse ab.

Sie nickte und stand auf, um sich zu Sisaroth zu begeben. Firûsha legte eine Hand auf seinen Rücken und stellte sich neben ihn, dicht an die Scheibe des geschlossenen riesigen Fensters.

Die Geschwister sahen in die Nordseite des Kraters, dessen Durchmesser sich auf insgesamt zwölf Meilen erstreckte und drei Meilen tief im Boden lag.

Einst hatte hier ein sanfter Weiher gelegen, in der Nähe zu einer Elbensiedlung. Dass der Mondteich nach ihrem Eintreffen eingebrochen und sein Wasser verloren hatte, war als Fügung der Göttin Inàste gesehen worden.

„Du wirst es schaffen“, sagte sie sanft. „Wir erreichten bereits so viel.“

Sisaroth presste die Lippen fest zusammen, um seine Antwort zurückzuhalten, die gewiss spöttisch ausgefallen wäre und die Falsche verletzend getroffen hätte.

Firûsha kannte seinen brennenden Ehrgeiz und gab ihm durch ihr Schweigen die Gelegenheit, sich zu besinnen. Sie ließ ihren Blick schweifen.

Mit Hilfe von Sklaven war das Loch vergrößert worden, um dem künftigen Dsôn Bhará mehr Raum zu geben für die Tausenden von Albae, welche die Drillinge in den nahenden Teilen der Unendlichkeit in Tark Draan ankommen sahen.

Aber dann entschied Samusin anders.

Wie so oft.

Die Geschwister hatten sich als Bringer eines neuen Albaereichs gesehen, um die Tore im Norden für die Unholde erneut aufzustoßen und mit deren Hilfe Tark Draan zu erobern – bis zu dem Moment der Unendlichkeit, als Aiphatòn aus dem Süden zurückkehrte, mit der grässlichen Brut, die nur äußerlich ihrem Volk glich. Und niemand durfte es aufgrund seiner eigenen Abstammung wagen, gegen den Sohn der Unauslöschlichen aufzubegehren.

Nicht offen.

Und dann mussten sie begreifen, dass es kaum mehr Elben gab, die man jagen konnte. Die wenigen lebten gut verborgen und blieben trotz der Karte, die die Albae in die Finger bekommen hatten, schwer aufzustöbern. Sogar die Unauslöschlichen gehörten der Endlichkeit an, wie es ihnen Tungdil Goldhand in Phondrasôn berichtete.

Die Welt wandelte sich sehr. Firûsha sah von hier gut fünfzig der zweihundert Häuser, in denen ihre albischen Gefolgsleute lebten.

Die Gebäude erhoben sich um den Berg, auf dem der Palast der Dsôn Aklán errichtet stand, streng nach einem Muster angeordnet, das symbolisch für das Sternbild von Inàste stand. Sie hatten den Albae freie Hand beim Entwerfen ihrer Behausungen gelassen, und so kam es, dass sich turmähnliche Gebilde neben mehrstöckigen, kantigen Gebäuden aus der Kratererde stemmten. Teils erinnerte es an Dsôn Sòmran, dann an die Zeichnungen und Geschichten von Dsôn Balsur, und mancher Bauherr ersann etwas vollkommen Neues. Nur schwarze und weiße Materialien waren zum Einsatz gekommen, die Gegensätze hielten das Auge und damit den Verstand scharf. Und doch erschien die Stadt bei allem Abwechslungsreichtum als mächtige Einheit und war wundervoll anzuschauen.

Aber die großartige Baukunst täuschte nicht darüber hinweg, dass es sehr leer in Dsôn Bhará blieb, wo sich Tausende Albae tummeln sollten.

„Es hätten schon so viel mehr sein sollen“, sagte Sisaroth leise. Er schien ihre Gedanken zu erahnen. „Ich hatte damals gehofft, dass wir nicht die Einzigen im Grauen Gebirge sind.“ Er wandte sich halb zu ihr um. „Und dass es Albae gibt, welche die Seuche überlebten. In einer anderen Stadt, verborgen in Ishím Voróo. Albae, die bis heute darauf warten, dass wir die Unterirdischen vom Stamm der Fünften schlagen und den Steinernen Torweg für sie öffnen.“ Er legte einen Arm um die Schulter der Albin und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Es ist so verwaist, unserer Reich. Und das, obwohl die Götter unsere Schar mit Nachwuchs bedachten. Mehr als üblich.“

„Noch sind wir wenige, Bruder. Das ändert sich. Es warten ganz bestimmt noch weitere Albae aus dem Norden am Steinernen Torweg“, bestärkte sie seinen Traum. „Mit unserer List und deinen Experimenten …“

Ende der Leseprobe