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Die vier Freunde Ole, Mika, Sophia und Marlene lösen einen spannenden Fall und werden zu einem Detektivteam. An Sophias 13. Geburtstag brennt der Garten ihrer Eltern und die Kinder vermuten Brandstiftung. Sie begeben sich auf die spannende Suche nach dem Täter. Dabei treffen sie auf eine Koboldfamilie, die Zuflucht im Garten von Sophia gefunden hatte nachdem sie ihre Waldhöhle verlassen musste. Durch diesen Wald soll eine große Straße gebaut werden. Die kobolde und die Kinder beschließen das Zuhause der Kobolde zu retten und treffen dabei auf zahlreiche Schwierigkeiten. Doch dann verschwindet Sophia und ein Erpresserbrief verdeutlicht, dass der Bau der Straße, der Gartenbrand und Sophias Verschwinden zusammenhängen. Werden die mutigen Detektive den Täter finden und das Zuhause der Kobolde retten können?
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Seitenzahl: 116
Veröffentlichungsjahr: 2022
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„Hallo Frau Fischer, ich bin schon früher gekommen, um Sophia bei den Geburtstagsvorbereitungen zu helfen. Wo ist sie denn?“
„Hallo Marlene, das ist ja sehr nett von dir. Sophia ist hinten im Garten und kämpft mit der Lichterkette. Du kommst genau richtig.“
„Ok, bis später.“
„Viel Spaß euch beiden.“
Die zwölfjährige Marlene flitzte an Sophias Mutter vorbei ins Haus und durch die Terrassentür in den Garten. Dort bot sich ihr ein komischer Anblick. Ihre beste Freundin hatte die Lichterkette bereits an einige Äste der großen Linde gehängt und wollte sie wohl an den wenige Meter entfernten Ahornbaum binden. Sie hinge dann über dem langen Tisch, auf dem später Kuchen, Säfte und das Grillbuffet stehen würden. Das große Mädchen mit den langen rotblonden Haaren, die sie wie üblich zum Zopf gebunden hatte, balancierte auf dem etwas wackeligen Tisch. In einer Hand die Lichterkette, in der anderen das Verlängerungskabel.
„Pass bloß auf, dass du nicht runterfällst“, rief Marlene ihr zu. Erschrocken stolperte Sophia und fiel mit einem Schrei vom Tisch. Dabei riss sie die Lichterkette vom Baum und lag nun stöhnend zu Marlenes Füßen. Obwohl sie besorgt war, musste Marlene laut lachen. Das hatte auch zu lustig ausgesehen.
Plötzlich hörte sie noch jemanden kichern. Es klang ganz leise, aber sehr vergnügt und schien aus der Hecke zu kommen. Seltsam, dachte sie noch, aber sie konnte niemanden entdecken und verdrängte den Gedanken.
„Haha, lach du nur“, maulte Marlene und rappelte sich auf. Zum Glück war ihr nichts Schlimmeres passiert, aber ein paar blaue Flecken würde es auf jeden Fall geben. Ausgerechnet an ihrem 13. Geburtstag!
„Ach komm, sei nicht sauer, das sah echt witzig aus“, rechtfertigte sich Marlene und warf ihre braunen Locken über die Schulter. „Übrigens: Alles Gute zum Geburtstag, herzlichen Glückwunsch! Toll, dass du nun schon 13 bist, ich muss noch drei ganze Monate warten.“
Sophia strahlte inzwischen wieder über das ganze Gesicht. „Ja richtig cool, oder? Und ich habe von meinen Eltern auch den kleinen Schminkkoffer bekommen, den ich mir gewünscht habe. Hätte ich ja nicht gedacht.“
Oh Mann, dachte Marlene, dabei war Sophia doch sowieso immer schon top gestylt. Doch sie sagte nichts, um sich nicht zu streiten und meinte stattdessen nur: „Schön, na dann komm, lass uns die Lichterkette zusammen aufhängen.“
In den nächsten zwei Stunden bereiteten sie alles für die abendliche Gartenparty vor.
Auf dem Rasen lagen Decken und Kissen, auf dem Tisch unter der Lichterkette standen Salate, Brot, Süßigkeiten und Getränke. Überall auf dem Rasen leuchteten Kerzen und kleine Lampions hingen in den Hecken und Sträuchern, die den Garten umgaben.
Sophias große Schwester Marie hatte zugesagt, den Grill zu schmeißen. Eigentlich hatte Herr Fischer für seine Tochter und ihre Gäste grillen wollen, aber Sophia hatte ihm deutlich gemacht, dass das überhaupt nicht ginge, sondern nur peinlich wäre. Zum Glück hatte sich Marie dann bereiterklärt und verlangte dafür nur, dass sie ihren Eltern noch nichts von ihrem neuen Freund Tom erzählte.
Mit der Dämmerung kamen die ersten Gäste an diesem schönen, warmen Juliabend eingetrudelt. Da Sophia im Handball- und Tennisverein spielte und voller guter Ideen steckte, hatte sie viele Freunde. Die meisten waren Mädchen, aber ein paar Jungs aus der 7c, in die sie mit Marlene ging, waren auch dabei.
Als es nochmal klingelte, stand ihr Nachbar vor der Tür.
„Hey Ole“, begrüßte sie ihn. Sie kannte Ole schon ewig und auch, wenn er ein Streber und ein bisschen seltsam war, mochte sie ihn sehr gerne. Sie hatten so viel miteinander gespielt und waren auch mit ihren Eltern schon zusammen im Urlaub gewesen. Manchmal dachte sie, er sei einfach ihr Bruder, der aus unerklärlichen Gründen nebenan wohnte.
„Alles Gute auch von mir“, sagte plötzlich ein Junge, den sie nicht kannte und der neben Ole getreten war.
„Wer…?“, wollte sie fragen, doch er fiel ihr ins Wort:
„Hi, ich bin Mika. Ole geht mit mir in eine Klasse und meinte, er hat Angst, der einzige Junge hier zu sein. Außerdem meinte er, würde es bei dir bestimmt eine tolle Feier geben und dafür bin ich immer zu haben.“ Er grinste frech übers ganze Gesicht.
Das war schon ganz schön dreist, sich einfach so auf ihre Party einzuladen, fand Sophia. Andererseits mochte sie es, wenn Menschen sich was trauten und irgendwie fand sie sein Lachen auch ziemlich süß. Trotzdem warf sie Ole einen bösen Blick zu. Schließlich hatte er, ohne zu fragen, einfach jemanden mitgebracht.
„Ich habe auch eine Tüte weiße Mäuse als Geschenk für deine Party dabei“, versuchte Mika sie zu überzeugen.
Hätten nicht sein Lächeln, seine blonden Haare oder seine süßen Grübchen Sophia überzeugen können, die weißen Mäuse waren definitiv ein schlagendes Argument. Bestimmt hatte Ole ihm verraten, dass sie den Schaumdingern nie widerstehen konnte, aber egal. Trotzdem nett von ihm.
„Okay, kommt rein. Wir sind hinten im Garten“, sagte sie und fragte sich, warum ihre Stimme eigentlich so belegt klang.
Als die drei wieder in den Garten kamen, brutzelten schon die ersten Käsewürstchen auf dem Grill und laute Partymusik kam aus den Bluetoothboxen.
„Du weißt wirklich, wie man feiert, oder?“ fragte Mika.
Sophia lächelte stolz. „Setz dich einfach irgendwo dazu und holt euch am Tisch etwas zu essen, was ihr mögt. Ich habe auch extra Kartoffelsalat gemacht.“
Oles Kopf mit den braunen Locken, die wie immer etwas wirr vom Kopf abstanden, drehte sich, auf der Suche nach seiner Leibspeise. Für Sophia war es ein Rätsel, wie man so schlau sein - aber so wenig Interesse an Mode haben konnte. Was sie aber definitiv teilten, war die Begeisterung für Kartoffelsalat.
Die nächsten drei Stunden vergingen wie im Flug und Sophia war sehr zufrieden mit ihrer Feier.
Gegen zehn, als es immer dunkler wurde, brachen die meisten nach Hause auf. Nur Marlene, Mika und Ole waren noch da, weil sie bei Sophia, beziehungsweise bei Ole im Nachbarhaus übernachten würden.
Die vier brachten noch die Schüsseln und Teller ins Haus, den Rest würde Sophia morgen mit ihren Eltern aufräumen.
Plötzlich wurde es hell im Garten! Es knisterte bedrohlich und Ole bemerkte plötzlich einen beißenden Geruch, der nicht vom Grill kam!
„Ach du Schande, die Hecke brennt!“, rief Mika laut.
Jetzt sahen die anderen es auch. Die gesamte hintere Gartenhecke, die den Garten vom benachbarten Feld trennte, brannte bereits lichterloh! Herr und Frau Fischer sowie Marie kamen aufgeregt in den Garten gerannt.
„Was ist denn hier passiert?“, brüllte Herr Fischer wütend und erschrocken zugleich. „Habt ihr nicht auf den Grill aufgepasst? Ich wusste, ich hätte dabei sein sollen!“
Nein, nein, Papa, das waren wir nicht! Ich weiß auch nicht, was los ist. Keine Ahnung, plötzlich brannte die Hecke!“
„Das ist doch jetzt völlig egal“, rief Frau Fischer, „wir müssen es löschen!“
Da kam Marie schon mit dem Gartenschlauch angerannt und richtete ihn auf die Hecke. Ole schnappte sich kurzentschlossen eine Decke und fing an, auf das Feuer einzuschlagen. Marlene und die anderen taten es ihm nach.
Auf einmal meinte Ole durch das Feuer eine kleine zweibeinige Gestalt huschen zu sehen. Das konnte doch nicht sein! Er kannte kein Tier in der Größe auf zwei Beinen!
Doch dann sah er noch eine Gestalt. Ganz deutlich zeichnete sich ein kleiner, schlanker Körper gegen das helle Licht des Feuers ab. Etwa so hoch wie eine kleine Katze, nur eben auf zwei Beinen. Das Wesen sah fellig aus und hatte spitze, große Ohren. Es musste ein Irrtum sein, so etwas gab es nicht. Er schloss die Augen und als er sie wieder öffnete, war es verschwunden. Ole war fast froh, auch wenn er neugierig war. Er musste in seinem Tierbuch heimischer Arten nachschauen, aber eigentlich war er fast sicher, dass er sich etwas eingebildet hatte. Vielleicht vernebelte ihm auch der Rauch des Feuers die Gedanken. Schnell wandte er sich ab, er wollte es nicht riskieren, das komische Tier noch einmal zu sehen. Unerklärliche Dinge beunruhigten ihn sehr. Das war einer der Gründe, weshalb er so gerne las: Dann wusste er besser über die Welt Bescheid und es konnte weniger Unverständliches passieren.
Sie brauchten fast eine halbe Stunde, bis die letzten Flammen gelöscht waren. Zwischenzeitlich sah es so aus, als griffe das Feuer auf die Linde über, aber sie schafften es gerade noch, sie zu retten. Dennoch bot sich ihnen am Ende ein Bild der Verwüstung: Die zwei Meter hohe Hecke war größtenteils niedergebrannt und rauchte noch leicht vor sich hin. Auch der Rasen davor war an vielen Stellen versengt. Überall lagen umgeworfene Stühle, Teller und angefackelte Decken. Alles war klatschnass durch Maries Einsatz mit dem Gartenschlauch und sie alle rochen stark nach Rauch und waren ebenfalls nass.
„Gut, dass wir das Feuer noch bändigen konnten. Danke, dass ihr vollen Einsatz gezeigt habt“, sagte Frau Fischer. „Doch jetzt seid ihr sicher müde und außerdem müsst ihr aus den nassen Sachen raus. Ole, deine Mutter hat gerade angerufen und gefragt, wo ihr bleibt. Ich habe ihr gesagt, dass ihr uns noch geholfen habt, den Garten zu retten. Nun wartet sie mit Keksen auf euch, also geht doch bitte rüber. Und euch beiden habe ich noch einen Krug warme Milch aufs Zimmer gestellt, aber nun geht bitte auch ins Bett. Morgen besprechen wir alles.“
Marlene und Sophia machten sich im Badezimmer bettfertig und legten sich dann in Sophias Zimmer hin. Marlene lag auf einer Matratze zwischen Sophias Schminktisch und der Wand mit den Postern von angesagten Popstars. Allerdings war an Schlaf nicht zu denken, noch waren sie viel zu aufgeregt.
„Schade, dass deine Party so enden musste. Das tut mir leid für dich“, bedauerte Marlene.
„Ach was, ist doch nicht schlimm. So werde ich meinen 13. Geburtstag bestimmt nie vergessen“, erwiderte Sophia. „Es tut mir nur leid für Mama. Sie hängt so an ihrem Garten und nun ist er erst mal hinüber. Wie ist das nur passiert?“
Marlene dachte nach. „Ja, schon seltsam. Es kam so plötzlich und ich bin wirklich sicher, dass es nicht vom Grill kam, denn der war ja schon aus. Ich habe gesehen, wie Marie die Grillkohle mit Wasser überschüttet hat.“
„Hm, lass uns doch morgen alles genau untersuchen. Vielleicht finden wir ja eine weggeworfene Zigarette oder so. Wenn wir die Hecke von vorne bis hinten überprüfen, fällt uns vielleicht etwas Besonderes auf…“
Marlene wollte zustimmen, doch in dem Moment hörten sie beide ganz deutlich ein leises Husten und Rascheln. Es schien unter dem Bücherregal neben dem weißen Schreibtisch hervor zu kommen.
„Was war das?“, flüsterte Sophia ängstlich.
Anstatt zu antworten kroch Marlene ganz langsam in Richtung des Geräuschs. Sie hielt ihr Handy in der Hand.
„Was machst du denn da? Sei vorsichtig!“
Marlene hatte selbst ein bisschen Angst. Das Geräusch hatte so gar nicht nach einem Tier geklungen, aber bestimmt war es nur eine eklige Spinne, redete sie sich ein. Sie hielt ihr Handy hoch und in der anderen Hand einen von Sophias kitschigen Liebesromanen. Zum Glück war das Buch so schwer, dass sie damit ohne Probleme jede Spinne totschlagen konnte.
Blitzschnell machte sie die Taschenlampe des Handys an und hielt sie unter das Regal. Doch sie konnte nicht zuschlagen. Stattdessen fiel ihr das Buch aus der Hand und ihre Kinnlade klappte nach unten.
„Was ist denn? Was siehst du? Ist es gefährlich? Nun sag schon!“, drängte Sophia.
„Da… Da… Da…“, stotterte Marlene.
Entschlossen hüpfte Sophia vom Bett und hockte sich neben Marlene, um selbst zu gucken.
Schlagartig verstand sie die Reaktion ihrer Freundin. Auch ihr stockte der Atem.
„Das gibt es doch nicht! Was ist das denn?“
Hellgrüne Augen starrten sie an. Das Wesen war etwa eine Armlänge groß und stand auf zwei Beinen. Es war komplett mit hellbraunem Fell bedeckt, nur die Ohren waren schwarz. Seine Hände waren weniger Pfoten, sondern tatsächlich kleine fellige Hände und es hatte einen Schwanz, etwas kürzer als eine Katze. Es war sofort klar, dass es kein Tier war, schon gar keins, das sich einfach totschlagen ließ.
Sophia und Marlene wechselten einen Blick. So richtig gefährlich schien es nicht zu sein, aber mehr konnten sie nicht sagen. Sie starrten sich alle noch eine Zeit lang an, dann räusperte sich der Winzling und sagte:
„Entschuldigt bitte, dass ich hier unter eurem Schrank sitze. Ich bin Raxana und wusste nicht wohin ich fliehen sollte, als das Feuer anfing.“
Erschreckt zuckten die beiden Mädchen zurück. Jetzt konnte das Wesen auch noch sprechen! Die Stimme klang irgendwie eher weiblich und eigentlich ganz nett, aber wieso sprach dieses Ding und was war es um Himmels willen?
Da sie weiterhin keinen Ton rausbrachten, schob sich die kleine Raxana mutig nach vorne und kam unter dem Regal hervor. Ihre Ohrspitzen berührten gerade so den untersten Regalboden.
„Könntest du bitte das Licht ausmachen, es blendet so sehr“, bat sie in Richtung Marlene.
Verdutzt ließ diese das Handy sinken.
„Ich danke dir. Habt ihr vielleicht etwas zu trinken? Mir brennt die Kehle von dem ganzen Rauch.“
„Ähm ja klar, willst du etwas warme Milch?“, fragte Sophia und schob ihr den Krug hin, den ihre Mutter dagelassen hatte.
Raxanas Augen leuchteten vor Begeisterung hellgrün auf. Sie setzte den Krug an und trank ihn in einem Zug leer. Während ihr noch Milchtropfen das Fell herunter perlten, ließ sie sich mit einem wohligen Seufzer auf den Holzboden plumpsen und streckte ihre großen pelzigen Füße aus.
„Das war ein halber Liter Milch“, staunte Marlene.
Verlegen schaute Raxana zur Seite. „Ach, naja, wir Kobolde sind doch bekannt dafür, dass wir viel essen und trinken. Und bei warmer Milch kann ich nicht widerstehen.“
„Kobolde?!“ Marlene schrie es fast.
„Pssst, bist du wohl leise, willst du meine Mutter wecken?“
„Kobolde?!“, wisperte Marlene kleinlaut, aber weiterhin ungläubig.
Raxana funkelte sie an: „Was hast du denn gedacht? Hast du mich etwa mit einem Schrumpelwicht verwechselt? Das sieht man ja wohl, dass ich ein Kobold bin! Schließlich haben wir grüne Augen und die Schrumpelwichte braune und außerdem sind wir viel gepflegter und schlauer! Wie ich das hasse, wenn ich mit einem von denen verwechselt werde!“ Sie wurde immer lauter und fuchtelte bedrohlich den Milchkrug schwenkend vor Marlenes Gesicht herum, die immer noch am Boden kniete.