2,49 €
Eine neue Welt und somit neue Regeln. Es ist über zweieinhalb Jahre her, als etwas Unbekanntes dafür sorgte, dass sich Freunde, Bekannte und Familie gegenseitig zerfleischten. Tote blieben nicht tot. Und nun bevölkern die Untoten die Städte. Alle? Nein! In Dresden soll es eine Gemeinschaft geben, die die Apokalypse überstand. Sicherheit, Essen und ein neues Leben verspricht dieser Zufluchtsort und wird somit das Ziel einer kleinen Gruppe von Überlebenden. Johann, Maria und Heinrich bahnen sich nun einen Weg durch die Apokalypse. Doch lauert neben den Untoten noch etwas Schrecklicheres auf sie?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Prolog: Wie ein Boxautomat
Akt 1 – Siedlungsidylle
Akt 2 – Siedlungsende
Akt 3 – Reise ins Ungewisse
Bücher, die in derselben Welt spielen:
Impressum
Eine verdreckte und vergilbte Zeitung wurde durch den warmen Wind über den gebrochenen Asphalt geweht. Immer weiter und weiter schlängelte sie sich über die Straße, durch verlassene Autos und Häuserschluchten, bis sie auf ein Hindernis traf und nicht weiterkam.
Doch etwas interessierte sich für das alte Papier. Über den trockenen Boden hüpfte etwas und pickte an der Zeitung. Neugierig, was sich hinter den alten Nachrichten und dem Sportteil befand, zog die Krähe den Lesestoff zurück und beäugte ihren Fund. Ein stinkender Kopf war von der Zeitung verdeckt wurden und erfreute die Krähe. Sie stocherte mit dem Schnabel in einer der Wunden herum und schlürfte die Maden heraus. Es war ein Festmahl, das nun weitere Artgenossen angelockt hatte.
Zwei der Neuankömmlinge machten sich über eine Wunde am Bein des Verstorbenen her.
Eine beleibte Krähe, die beim Landen einen ihrer Kumpanen beinahe zerquetscht hatte, streckte ihren Kopf in den offenen Mund und pickte an dem Gaumensegel herum, wie ein Feiernder an einem Boxautomaten. Nur um kurz danach festzustellen, wie es sich anfühlt, gefressen zu werden.
Die vermeintliche Leiche öffnete die Augen und schob mit beiden Händen den Vogel in seinen gierigen Rachen.
Erschrocken von der Reaktion ihrer Speise flogen die restlichen Vögel kreischend Richtung Himmel.
Einige hatten so viel gefressen, dass sie es nicht auf Anhieb schafften und den grapschenden Gesten des Verwesenden ausweichen mussten, dessen Hunger durch eine Krähe noch nicht gestillt war. Der letzte Vogel erhob sich und flog in eine der Gassen, um nur in ein offenes Maul einer weiteren Leiche zu fliegen, die sofort den Kiefer schloss und knirschend den Vogel zerkaute.
Stöhnend stolperte der Tote von der Gasse raus auf die Hauptstraße. Ein paar Federn schauten aus einer Wunde am Hals heraus.
Mit rotgelben Augen blickte er in Richtung einer Stromleitung, wo die überlebten Krähen sich versammelt hatten. Weitere Untote strudelten aus den Häusern und Nischen hervor. Ihr Knurren, Stöhnen und Humpeln schallten an den Wänden der verlassenen Wohnhäuser entlang. Doch etwas sorgte dafür, dass die Untoten ihr Interesse an den Vögeln verloren.
Ein Summen am Himmel, etwas, was das Sonnenlicht reflektierte, wurde von der hungrigen Meute entdeckt. Schneller als ihre angefressenen und verrottenden Beine es hergaben, verschwand die Drohne in eine der Häuserschluchten und flog davon.
Nachdem auch die Krähen verschwunden waren, löste sich die Meute auf und breitete sich ohne ein Ziel in der Stadt aus … in ihrer Stadt …, denn die Städte gehörten den Toten.
Johann hielt seine Füße über die Wasseroberfläche des Sees und beobachtete einen Karpfen, wie er die verführerischen Zehen beäugte und sein Maul immer wieder öffnete, wenn sie sich dem Wasser näherten. Johann schaute nach links und nach rechts. Als er sich sicher war, dass niemand in der Nähe ist, tauchte er seinen großen Zeh ins Wasser. Gierig nuckelte der dicke Fisch an dem verschwitzten und dreckigen Fleischklumpen, um ernüchtert festzustellen, dass er nicht so lecker war wie gedacht.
„Ich hoffe, du hältst nicht noch was anderes ins Wasser?“
„Was?!“
Johann sprang hoch und blickte in das belustigte, aber auch zugleich fragende Gesicht von Maria. Sie lehnte sich gegen den mächtigen Stamm des alten Baumes, der neben dem kleinen Teich stand.
„Äh, was? Nee …, also, ich habe nur …, also …, das war für die Wissenschaft!“
„Aha.“
Beide mussten kurz lachen, dadurch wurden Marias Grübchen sichtbar, und ihre grünen Augen schienen aufzuleuchten.
„Na gut, du Karpfenwissenschaftler. Wir müssen weitermachen.“
Johann schulterte seine Armbrust und folgte Maria den Zaun entlang.
Beide gehörten heute zum Wachdienst und kontrollierten die Umzäunung ihrer Siedlung.
Ein 2,50 m hoher Stahlzaun umgab die frühere Urlaubssiedlung und hielt ungebetene Gäste, die gerne mal ein Stück der Bewohner probieren wollten, ab. Die Siedlung bestand aus sieben Bungalows, einem Zeltplatz und dem ehemaligen Hotel. Sie grenzte an eine Talsperre und hatte dadurch ganzjährig Zugang zu Wasser. Natürlich war der aktuell bewohnte Bereich nicht alles, woraus die Urlaubsanlage bestand. Es gab noch dutzende weitere Bungalows, Campingbereiche, aber nur die hier waren von den Überlebenden bewohnt. Das ganze Areal hätten sie nicht absichern können.
Die beiden kontrollierten den Zaun auf Schäden, ob die Pfeiler fest waren und ob sich direkt an der Umfriedung Untote befanden. Aber heute war wieder ein Tag, wo alles in Ordnung war, abgesehen davon, dass sie halt in der Apokalypse lebten. Sie konnten nichts feststellen und blieben stehen, sie genossen die warmen Strahlen der Sonne und den warmen Wind auf ihrer Haut. Hin und wieder hob sich Marias oranges Haar und ermöglichte Johann einen Blick auf ihre Sommersprossen.
Hin und wieder hat auch die Apokalypse ihre Momente. Dachte Johann bei dem Anblick und atmete tief ein.
Sie liefen an einem alten Wohnmobil vorbei, auf dessen Dach sich ein kleiner Aussichtspunkt befand, der von den Überlebenden gebaut worden war. Dieser diente als fester Wachposten für die hinter dem zentralen Gebäude liegende Seite der Siedlung.
„Hey, wie sieht es bei euch aus?“
Frank, ein Mann Mitte vierzig, äugte vom Wohnmobil herunter, die ersten grauen Haare, sammelten sich in seinem unrasierten Bart.
„Die rechte Seite ist sicher. Wir machen uns zur linken auf, und dann ist erst mal der Rundgang vorbei. Mit wem hast du hier Dienst?“
„Mit Sara, sie macht gerade was zu essen und ruht sich aus.“
„Wie lange seid ihr hier noch?“
„Hm, unser Dienst geht noch bis Freitag, dann werden wir abgelöst.“
„Na dann, ruhige Schicht.“
„Ja, euch auch.“
Die beiden setzten ihren Rundgang fort und liefen an dem selbst angelegten Feld vorbei.
Bisher hatten die Bewohner von den Hotelvorräten gelebt und dem, was sie aus dem verlassenen Bereich der Ferienanlage bergen konnten, aber irgendwann würde das zur Neige gehen und da wäre es gut, wenn sie eigene Lebensmittel produzierten. Letztes Jahr hatte es mit dem Anbau von Kartoffeln geklappt, und auch dieses Jahr konnten sie die erste Ernte einholen.
Einige der in den Bungalows lebenden Rentner, verbrachten hier ihren Urlaub, als die Welt, wie man sie kannte, unterging. Sie kümmerten sich um die Feldarbeit.
Hin und wieder mussten auch die Jüngeren, wie Marie oder Johann, ran. Schließlich war es gut, wenn alle wussten, wie man was anbaute.
Sie liefen an den kleinen Hütten vorbei, über den Campingplatz und kamen schließlich am Eingangstor mit seinem alten Pförtnerhaus an. Darin saß Corry und war in sein Buch vertieft.
„Alter?“
„Fuck! Ihr könnt mich doch nicht so erschrecken!“
„Das hätten wir auch nicht geschafft, wenn du aufmerksamer wärst.“
„Jaja, Ach, ihr macht den Rundgang, alles in Ordnung?
„Ja, wir geben im Hauptgebäude Bescheid und werden dann abgelöst.“
Das Hauptgebäude war ein ehemaliges Hotel, das mit seiner verdreckten Glasfront auf das Gelände niederschaute.
Die Überlebenden benutzten dieses Gebäude als Lager, Wohnquartier und Versammlungsraum. Durch die große Doppeltür ging es ins Foyer, wo einst Familien und Feiernde ein- und ausgingen. Der vormals rote Teppich mit goldfarbenem Rand war zerschlissen und verdreckt.
Der Fahrstuhl war außer Betrieb und stand offen. Er diente als Abstellraum. Ein paar Laternen und selbstgebaute Fackeln hingen an den Wänden und sorgten in der Nacht für Licht. Ausgeblichene Flecken und Einschusslöcher zeugten vom einstigen Überlebenskampf, als die Apokalypse losging und die Urlauber überraschte.
Drei Etagen hatte das Hotel, dessen Vorderseite von oben bis unten aus Glas bestand. Auf dem Dach waren Solarplatten, die aktuell hauptsächlich für die Küche und das Kühllager Strom lieferten. Dazu gab es eine kleine Dachterrasse und im EG auf der rechten Seite einen stillgelegten Pool.
Die Siedlung wurde von etwa 25 Menschen bewohnt, der Großteil davon bestand aus einstigen Urlaubern. Auch einige der Hotelmitarbeiter lebten hier. Darunter die ehemalige Managerin Simona, die auch die Leitung über das Lager hatte.
Ohne ihre Erfahrung im Planen von Abläufen und das Erkennen von Stärken der Bewohner hätten sie nicht so lange überlebt.
Sie saß in ihrem Büro in einem Ledersessel vor dem Schreibtisch, ein großes Bücherregal stand hinter ihr. In der Mitte des Raumes befand sich ein sauberer Glastisch mit Stühlen und einer Couch, welche einst für Besucher gedacht waren. Ein paar Bilder hingen an der Wand, auf denen man sehen konnte, wie das Hotel und die Anlage Stück für Stück gebaut worden waren.
Simona war in ihren Vierzigern, aber Johann musste zugeben, dass sie viel jünger aussah. Bei vielen Einwohnern hatte die Apokalypse Spuren hinterlassen, besonders die Anfangszeit, aber ihr konnte man äußerlich nichts ansehen.
Simona war gerade in die Lageraufzeichnungen vertieft und ging die Bestände durch.
Mit einem kurzen Handzeichen winkte sie Maria und Johann ran.
„Wie sieht es aus?“
„Der Zaun ist tipptopp, innerhalb der letzten fünf Stunden haben wir sechs Rundgänge gemacht und keine Abweichungen festgestellt.“
„Sehr gut, Johann.“
Mit einem Blick auf ihre Uhr schrieb sie die Zeiten in eine Liste.
„Ihr seid pünktlich und habt Feierabend. Ich habe eurer Ablösung schon ein Zeichen gegeben. Ihr könnt euch jetzt ausruhen.“
Mit einer weiteren Handgeste forderte sie die beiden auf, den Raum zu verlassen. Sie setzte sich ihre runde Brille auf und begann ein paar Zahlen vor sich hin zu murmeln, als sie weiter die Bestandslisten durchging.
Corry kam ins Hotel und streckte sich.
„Gut, ich wurde abgelöst, also Feierabend. Was machen wir jetzt?“
Maria grinste Johann an. „Wir könnten uns ja am Wasser entspannen. Vielleicht wartet ja dein neuer Freund dort?“
„Du wirst mich jetzt immer damit aufziehen, oder?“
„Kann sein, du großer Karpfenflüsterer.“
Beide lachten kurz und gingen aus dem Haus.
Corry blickte fragend hinterher und folgte den beiden.
Der kleine Teich innerhalb des umzäunten Geländes wurde durch ein Bächlein versorgt, das wiederum von der Talsperre stammte.
Eine große Buche spendete Schatten, und ein Graureiher hockte auf einem Baumstamm, der in der Mitte des kleinen Teiches herumschwamm.
An den Wurzeln eines alten Baumes hatte sich Moos gebildet und somit eine weiche Sitzecke erschaffen. Auf einem Stein neben den Wurzeln, kurz vorm Wasser, saßen zwei fette Frösche und stritten sich um einen Käfer oder eine dicke Fliege.