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Christopher Marlowe

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Beschreibung

Die tragische Historie vom Doktor Faustus ist ein Drama des englischen Renaissance-Schriftstellers Christopher Marlowe. Das Stück entstand in Anlehnung an die ins Englische übersetzte Historia von D. Johann Fausten, die später unter anderen auch Goethe inspirierte. Die Figur des Dr. Faustus stellt den macht- und wissensgierigen Menschen dar, der keine Grenzen kennt und sich sogar mit dem Teufel verbündet, um seine hoch fliegenden Wünsche zu befriedigen, der die menschlichen Grenzen zu überschreiten und die tief sitzenden Begierden und Sehnsüchte zu verwirklichen sucht. Das Stück kennzeichnet die Sprengung des engen gesellschaftlichen und geistigen Korsetts der Zeit und die Suche nach dem Absoluten, das bei Goethe später weiter differenziert wird. Marlowes Geschichte vom besessenen Faustus ist gleichermaßen ein Volksstück mit reichlich plastischer Moral als auch ein Drama mit erheblichem philosophischen Tiefgang. Die Tragödie Edward II reflektiert ein Drama, in dem nicht mehr das Panorama der historischen Hintergründe vorrangig ist, sondern der Charakter des Herrschers selbst. Ihn herauszuarbeiten sind alle Szenen arrangiert. Zugleich wird ein Frauencharakter, Königin Isabella, die Ehefrau Edwards, in seiner Wandlung zum Bösen begründet. Marlowe zeigt einen Staat, der auf seinen Untergang zutreibt, in dem Macht und Recht nur leere Floskeln sind und der in seiner Willkür grausam und absurd erscheint. Christopher Marlowe (1564-1593), Spitzname "Kit", war ein englischer Spion, Dichter, Dramatiker und Übersetzer des elisabethanischen Zeitalters. Manche Literaturwisssenschaftler nennen Marlowe ein "Shakespeare ebenbürtiges Genie" und "den Vater der "englischen Tragödie"

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Christopher Marlowe

Die wichtigsten Tragödien von Marlowe

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1522-5

Inhaltsverzeichnis

Doktor Faustus
Personen.
Eduard II.
Die Personen der Tragödie.
Der Tragödie II. Teil

Doktor Faustus

Inhaltsverzeichnis

(The Tragicall History of D. Faustus)

Personen.

Inhaltsverzeichnis

Der Chor

Faustus

Mephostophilis

Der Pabst

Der Kaiser von Deutschland

Bruno

Raimund, König von Ungarn

Der Herzog von Sachsen

Der Herzog von Vanholt

Die Herzogin

Friedrich,

Martin,

Benvolio,

Edelleute

Valdes

Kornelius

Guter Engel

Böser Engel

Lucifer

Beelzebub

Ein alter Mann

Drei Studenten

Die sieben Todsünden

Wagner

Rüpel

Dick, ein Stallknecht

Ein Kärner

Ein Pferdephilister

Eine Wirthin

Ein Schenk

Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, Priester, Mönche, Hofleute, Soldaten, Diener, der Geist der Helena, des Alexander, des Darius u.s.w., Teufel in verschiedenen Gestalten u.s.w.

DER CHOR tritt auf.

Nicht schreitend durch die Thrasimener Felder,

Wo Mars sich mit dem tapfern Punier maß,

Nicht tändelnd in dem losen Spiel der Liebe

An Königshöfen, im verkehrten Staat,

Nicht in dem Glanze stolzer Heldenthaten

Will unsre Mus' auf hehren Versen prangen:

Ein Andres wolln wir heut, ihr Herr'n, euch spielen,

Das Spiel von Faustus Schicksal, gut und schlecht.

Und um Geduld nun rufen wir euch an,

Ein Wort von Faustus Kindheit euch zu sagen.

Geboren ist der Mann aus niedrem Stamme,

In einer Stadt von Deutschland, heißet Rhodes:

In reifrer Zeit gieng er nach Wittenberg,

Wohin ein Vetter sonders ihn gebracht,

Und kömmt so weit in der Theologie,

Daß bald der Doktorhut das Haupt ihm schmückt:

Der Erste überall, der schönste Redner

Im heilgen Felde der Theologie,

Bis daß in Witz und Eigendünkel schwellend

Sein Dädalsflügel überhoch ihn trug

Und ihm das Wachs der Himmel schmolz zum Sturz.

So fällt herab er in des Teufels Schule

Und von der Weisheit goldnen Gaben satt,

Will er mit schwarzer Kunst sich überladen.

Nichts ist so lieb ihm schon als die Magie,

Er zieht sie seinem ewgen Heile vor.

Doch seht, da sitzt er selber am Studirtisch!

FAUSTUS am Studirtisch.

Setz' ab mal vom Studiren, Faust, und schaue

In diese Tiefe, die du willst ergründen!

Des Doktors wegen heiß' nur Theolog,

Doch nach dem Ziele jeder Weisheit streb'

Und leb' und stirb im Aristoteles.

O süße Analytik, meine Wonne!

Bene disserere est finis logices.

Gut disputiren ist der Logik Krone?

Kann diese Kunst kein größres Wunder bieten?

Dann lies nicht mehr: die Krone ist gewonnen!

Nach einem höhern Preis fragt Faustus Geist.

Fahr' hin, Philosophie! Galen, komm her!

Sei denn ein Arzt, Faust, häufe Gold zusammen

Und werd' ein Gott für eine Wunderkur!

Summum bonum medicinae sanitas.

Gesundheit ist der Heilkunst letztes Ziel –

Wie, Faustus, hast du nicht dieß Ziel erreicht?

Hängen nicht deine Recipes zum Denkmal

In mancher Stadt, die sie der Pest entrissen

Und retteten aus tausend grimmen Seuchen?

Und bist doch nur der Faustus und ein Mensch!

Könntst du den Menschen ewges Leben spenden,

Die Toten wieder aus den Gräbern wecken,

Dann wäre diese Kunst noch etwas werth.

Leb' wohl, Arznei! Wo ist Justinian?

Si una eademque res legatur duobus,

Alter rem, alter valorem rei –

O armer Fall von ärmlichen Legaten!

Exhereditare filium non potest pater, nisi –

Ist dieß der Inhalt der Institutionen,

Ist dieß das ganze große Corpus Juris?

Das Studium ist für einen Lohnknecht gut,

Der nur nach fremdem Wegwurf lüstern ist,

Für mich zu sklavisch, zu illiberal!

Da bleibt zuletzt das Erste doch das Beste!

Die Bibel Hieronymi – laß sehn!

Stipendium peccati mors est – ha, stipendium!

Der Lohn der Sünd' ist Tod – ei, das ist hart!

Si peccasse negamus, fallimur,

Et nulla est in nobis veritas –

Wenn einer sagt, er habe keine Sünde,

Der täuscht sich und in ihm ist keine Wahrheit –

Das heißt denn doch: wir müssen sündigen

Und demzufolge sterben,

Ja, müssen sterben einen ewgen Tod.

Das nenn' ich mir 'ne Weisheit! Que sera, sera –

Was sein wird, wird sein – Bibel, leb' denn wohl!

Die Metaphysika der Zauberei,

Die Nekromantenbücher, die sind himmlisch!

Die Linien, Kreise, Lettern, Charaktere,

Die sind's, wonach am meisten mich verlangt.

O welche Welt der Wonne, des Genusses,

Der Macht, der Ehre und der Allgewalt,

Ist hier verheißen einem treuen Jünger!

Was zwischen beiden Polen sich bewegt,

Ist mir gehorsam; Könige und Kaiser

Sind Herren, jeder nur in seinen Gauen;

Doch wer es hier zum Herrschen bringt, deß Reich

Wird gehn soweit der Geist des Menschen reicht.

Ein guter Zaubrer ist ein halber Gott –

Hier gilt's zu grübeln um ein Himmelreich.

Wagner tritt auf.

FAUST.

Wagner, empfiehl mich meinen theuren Freunden,

Den Deutschen, Valdes und Kornelius,

Und bitt' inständig sie, mich zu besuchen.

WAGNER.

Ich gehe, Herr.

FAUST.

Mit ihnen sprechen wird mich weiter fördern,

Als Tag und Nacht bei meinen Studien sitzen.

Guter und böser Engel, treten von verschiedenen Seiten auf.

GUTER ENGEL.

O Faust, leg' das verfluchte Buch beiseite.

Sieh nicht hinein, s' versucht dir deine Seele

Und häuft des Herren schweren Zorn auf dich,

Lies in der Bibel – dieß ist Gotteslästrung.

BÖSER ENGEL.

Geh' vorwärts, Faust, in dieser großen Kunst,

Darin der Schatz der ganzen Welt verschlossen.

Sei du auf Erden, was im Himmel Zeus,

Herr und Regirer aller Elemente!

Die Engel verschwinden.

FAUST.

Wie der Gedanke mich so ganz erfüllt! –

Solln mir die Geister holen, was mich lüstet?

Aus allen Zweifeln meine Seele lösen?

Vollbringen, was tollkühner Muth erdenkt?

Gen Indien sollen sie nach Golde fliegen,

Des Orients Perlen aus dem Meere wühlen,

Die Winkel all der neuen Welt durchspähen

Nach edlen Früchten, leckern Fürstenbissen;

Sie sollen mir die neue Weisheit lesen,

Der fremden Könge Kabinett enthüllen:

Ganz Deutschland sollen sie mit Erz umwallen,

Den schönen Rhein um Wittenberg mir leiten;

Sie solln mit Geist die hohen Schulen füllen,

Daß die Studenten reich damit sich schmücken –

Soldaten werb' ich mit dem Geld der Geister,

Den Prinz von Parma jag' ich aus dem Lande

Und herrsch' als ein'ger König aller Reiche.

Ja, wundersamre Kriegsmaschinen als

Das Feuerfaß auf der Antwerpner Brücke

Solln meine Geisterdiener mir erfinden.

Valdes und Kornelius treten auf.

FAUST.

Kommt, meine Freunde Valdes und Kornelius,

Und gönnt mir eure weise Unterhaltung.

Valdes, Freund Vales und Kornelius,

Wißt, daß eur Wort mich endlich hat gewonnen,

Die Magik und geheime Kunst zu üben.

Philosophie ist lästig mir und dunkel,

Arznei und Jus sind gut für kleine Seelen,

Magie, Magie ist's, was mein Herz entzückt!

Drum, edle Freunde, helft mir dieß erstreben,

Und ich, der ich durch feine Syllogismen

Der deutschen Kirche Hirten jüngst verwirrt,

Um deß Probleme sich die stolze Jugend

Der Schule drängte, wie die Höllengeister

Um des Musäus Lied im Reich der Schatten,

Ich will nun werden was Agrippa war,

Deß Namen ganz Europa noch verehrt.

VALDES.

Dein Witz, die Bücher, unsre Kunsterfahrung,

Solln bald zu Heilgen aller Welt uns machen.

Wie ihrem span'schen Herrn die Indermohren,

So solln die Geister aller Elemente

Gehorsam dienen unsrem Herrscherwort.

Wie Löwen solln sie jetzo um uns wachen,

Wie deutsche Ritter ihre Lanzen schwingen,

Wie Laplands Riesen uns zur Seite traben,

Und dann als Weiber oder junge Mädchen

Enthüllt uns ihre Luftgestalt mehr Reize

Als einer Liebesgöttin Schwanenbrust.

Sie solln die Flott' uns aus Venedig holen

Und aus Amerika das goldne Vließ,

Das Philipps Schatz alljährig füllen muß –

Nur, weiser Faustus, sei entschlossen auch.

FAUST.

Entschlossen bin ich hier, wie du zu leben

Entschlossen bist, drum wende nichts mehr ein.

KORNELIUS.

Die Wunder, so Magie vollbringen kann,

Solln bald dich ganz an dieses Studium fesseln.

Wer sattelfest in der Astrologie,

Sprachen versteht, im Steinreich ist bewandert,

Hat die Prinzipia, so die Magik fordert.

Drum zweifle nicht, bald so berühmt zu sein,

Und so besucht um die geheime Kunst,

Wie ehemals das Delphische Orakel.

Die Geister wollen uns die See austrocknen

Und Schätz' aus allen fremden Scheitern suchen,

Ja, alles Gut, was unsre Väter einst

Vergruben in der Erde festem Schoße –

Dann sage, Faust, was wird uns dreien fehlen?

FAUST.

Nichts, nichts, mein Freund – o es entzückt mein Herz!

Komm, zeig' mir ein paar magische Versuche,

Daß ich mir eines Waldes Schatten suche

Und schlürf' in vollem Maß des Zaubers Freuden.

VALDES.

Dann eile nur zu einem stillen Haine.

Nimm Bakons und Albanus Werke mit,

Die Psalmen und das neue Testament,

Und was noch sonst dazu erforderlich,

Sollst du vor unsrem Abschied alles wissen.

KORNELIUS zu Valdes.

Erst theil' ihm mit die Wörter unsrer Kunst,

Und kennt er alle Ceremonien erst,

Mag seine Klugheit sich von selbst versuchen.

VALDES.

Erst will ich dich die Elemente lehren,

Dann wirst du bald den Meister übertreffen.

FAUST.

So kommt und speist mit mir und nach der Tafel

Wolln wir die Sach' in allen Punkten prüfen.

Denn eh' ich schlafe, will ich mich versuchen,

Noch diese Nacht beschwör' ich, gält's mein Leben.

Alle ab. Zwei Studenten treten auf.

ERSTER STUDENT.

Ich wundre mich, wo heut' der Doktor bleibt,

Den jeder Mund mit Bravo möcht' empfangen.

Wagner kömmt.

ZWEITER STUDENT. Das werden wir gleich erfahren: hier kömmt sein Famulus.

ERSTER STUDENT.

Heda, Bursch, wo ist dein Herr?

WAGNER.

Gott im Himmel weiß es.

ZWEITER STUDENT.

Und warum weißt du es denn nicht?

WAGNER.

Ja, ich weiß es, aber es folgt nicht nothwendig daraus.

ERSTER STUDENT.

Geh', geh', Bursch, laß dein Spaßen, und sage, wo er ist.

WAGNER. Es folgt aber doch nicht kraft des Schlusses, was ihr, als Licentiaten, doch wohl wissen solltet. Darum erkennt euren Irrthum an und hört mir aufmerksam zu.

ZWEITER STUDENT.

Du willst es uns also nicht sagen?

WAGNER. Ihr irrt euch, ich will es euch wohl sagen, aber wäret ihr nicht Dickköpfe, so würdet ihr nie eine solche Frage thun: denn, ist er nicht ein corpus naturale und dem zu Folge mobile? Also, warum thatet ihr eine solche Frage? Ja, wäre ich nicht von Natur phlegmatisch, langsam zum Zorn und geneigt zur Liederlichkeit, zur Liebe wollt' ich sagen, ihr dürftet euch keine vierzig Fuß an den Richtplatz heranwagen. Trotz dem zweifle ich aber nicht, euch alle beide in der nächsten Sitzung gehängt zu sehen. Nachdem ich nun also über euch triumphiert habe, will ich mein Gesicht in eine gehörige Puritanerphysiognomie legen und also beginnen: Wahrlich, meine theuren Brüder, mein Meister speist drinnen zu Mittag mit Valdes und Kornelius, wie dieser Wein, wenn er nur sprechen könnte, eure Ehrwürden berichten würde. Und somit, der Herr segne euch, behüte euch und erhalte euch, meine theuren Brüder.

Ab.

ERSTER STUDENT.

O Faust, jetzt fürcht' ich, was ich lang geargwohnt,

Daß du verfallen in die Teufelskunst,

Die diese beiden weit verrufen macht.

ZWEITER STUDENT.

Wär' er ein Fremder und mir nicht gesellt,

Mich müßte seiner Seele Noth erbarmen,

Doch komm, laß uns dem Rektor es berichten,

Ob ihn sein ernster Rath vielleicht zurückruft.

ERSTER STUDENT.

Ich fürchte, nichts wird mehr zurück ihn rufen.

ZWEITER STUDENT.

Doch laß uns sehn, was wir zu thun im Stande.

Ab. Donner. Lucifer und vier Teufel treten auf.

FAUSTUS redet sie also an.

Jetzt, wo das düstre Schattenbild der Nacht,

Sich sehnend nach Orions Strahlenblick,

Aufsteigt am Himmel aus des Südpols Welt,

Mit seinem schwarzen Hauch den Tag verhüllend,

Jetzt, Faust, beginne deine Zauberei

Und sieh, ob deinem Ruf die Teufel folgen,

Wenn sie dein Opfer und Gebet gesehn.

In diesem Kreise steht Jehovas Name,

Vorwärts und rückwärts, wie ein Anagramm,

Und abgekürzt die Namen aller Heilgen,

Auch die Figuren aller Gottesdiener,

Der Himmelskugel Signa, die Planeten,

Durch deren Kraft empor die Geister steigen.

Drum, Faust, befürchte nichts und sei entschlossen,

Der Magik höchstes Wunder zu versuchen.

DONNER. Sint mihi Dii Acherontis propitii! Valeat numen triplex Jehovae! lgnei, aeri, aquatani spiritus, salvete! Orientis Princeps Beelzebub, inferni ardentis monarcha et demogorgon, propitiamus vos, ut appareat et surgat Mephostophilis Dragon, quod tumeraris: per Jehovam, Jehennam, et consecratam aquam, quam nunc spargo, signumque crucis quod nunc facio et per vota nostra ipse nunc surgat nobis dictatis Mephostophilis. Der Teufel tritt auf.

FAUST.

Kehr' um, ich will es, wandle die Gestalt,

Du bist zu häßlich, um mir aufzuwarten.

Geh, werd' ein Alter Franziskanerbruder,

Solch heilig Ansehn steht dem Teufel besser.

Teufel ab.

Ich seh', die heilgen Worte haben Kraft:

Wer möcht' in dieser Kunst nicht vorwärtsgehn?

Wie bieglich ist der Mephostophilis,

So voll Gehorsam, so demüthiglich!

Das ist des Zaubers Kraft und meiner Worte.

Mephostophilis tritt auf.

MEPHOSTOPHILIS.

Nun, Faustus, sprich, was willst du von mir haben?

FAUST.

Du sollst zeitlebens mein Begleiter seyn,

Verrichten alles, was ich dir befehle,

Und wär's den Mond vom Himmel falln zu lassen,

Wär's mit dem Meer die Welt zu überschwemmen.

MEPHOSTOPHILIS.

Ich bin ein Knecht des großen Lucifer

Und darf ohn' seinen Urlaub dir nicht folgen,

Und nichts vollführen, was er nicht befiehlt.

FAUST.

Befahl er dir nicht, daß du mir erschienest?

MEPHOSTOPHILIS.

Nein, ganz aus eignem Antrieb kam ich her.

FAUST.

Zwang mein Beschwören dich herauf nicht? Sprich!

MEPHOSTOPHILIS.

Es war der Grund doch nur per accidens,

Denn, hören wir, daß einer Gott verlästert,

Die Schrift abschwört und Christum, seinen Heiland,

Da fliegen wir, das stolze Herz zu fangen:

Nur solche Mittel können uns bewegen,

Wobei das Heil der Seele wird gewagt.

Drum ist der kürzste Weg, uns zu beschwören,

Abschwören kühnlich alle Göttlichkeit

Und fromm zum Herrn des Höllenreiches beten.

FAUST.

Der Lehre bin bereits ich treu gefolgt.

Ich kenne keinen Herrn als Beelzebub,

Dem ich mich selbst von ganzer Seele weihe.

Das Wort Verdammung schreckt mich nicht zurück,

Eins ist mir Hölle und Elysium,

Mein Geist sei bei den alten Philosophen.

Doch lassen wir die eitlen Menschenpossen,

Sag' mir: wer ist der Lucifer, dein Herr?

MEPHOSTOPHILIS.

Erzherrscher und Regirer aller Geister.

FAUST.

War nicht der Lucifer ein Engel einst?

MEPHOSTOPHILIS.

Ja, Faustus, und gar sehr von Gott geliebt.

FAUST.

Wie kömmts denn, daß er Fürst der Teufel ist?

MEPHOSTOPHILIS.

Oh, um den frechsten Stolz und Übermuth

Hat Gott ihn aus des Himmels Licht geworfen.

FAUST.

Und wer seid ihr denn, die ihr lebt mit ihm?

MEPHOSTOPHILIS.

Unselge Geister, die wir mit ihm leben,

Verschworen gegen unsren Gott mit ihm,

Und bis in Ewigkeit verdammt mit ihm.

FAUST.

Wo seid denn ihr Verdammten?

MEPHOSTOPHILIS.

In der Hölle.

FAUST.

Wie kömmts, daß du jetzt aus der Hölle bist?

MEPHOSTOPHILIS.

Was? Hier ist Hölle, ich bin nicht aus ihr.

Denkst du, daß wer das Antlitz Gottes sah

Und schmeckte von den ewgen Himmelsfreuden,

Daß der nicht tausend Höllenqualen leidet,

Beraubt des ewig vollen Heils sich fühlend?

O Faustus, laß die eitlen Fragen sein,

Die mir das matte Herz mit Graun erschüttern.

FAUST.

Ei, großer Mephostophilis, so hitzig,

Daß du der Himmelsfreuden bist beraubt?

Komm, lerne von dem Faustus Kraft des Mannes

Und kümmre nicht dich um verlornes Gut.

Geh', trag' zum großem Lucifer die Zeitung:

Sag, Faustus ist dem ewgen Tod verfallen

Durch freches Sinnen gegen Jovis Gottheit,

Sag', seine Seele übergiebt er ihm,

Wenn er ihn vierundzwanzig Jahre lang,

In allen Erdenfreuden hier läßt leben

Und giebt dich mir zum stetigen Begleiter,

Zu geben mir, was ich verlangen mag,

Antwort zu sagen allen meinen Fragen,

Dem Feinde Feind, dem Freunde Schutz zu sein,

Und allweg meinem Willen zu gehorchen.

Geh', kehre heim zum großen Lucifer,

Dann komm um Mitternacht nach meiner Kammer

Und künde deines Meisters Willen mir.

MEPHOSTOPHILIS.

Ich gehe, Faustus.

Ab.

FAUST.

Hätt' ich mehr Seelen als da Sterne leuchten,

Ich gäb' sie all für Mephostophilis.

Durch ihn werd ich der Erde großer Kaiser

Und baue Brücken durch die leichte Luft,

Um übers Meer mit meiner Schar zu ziehen.

Ich will der Afrikanerküste Berge

Zusammenbinden mit dem Spanierland,

Daß beide meiner Krone dienstbar werden.

Der Kaiser soll durch meine Gunst nur leben,

Wie alle Fürsten in dem deutschen Reich,

Jetzt, da ich's habe, was mein Herz ersehnt.

Ich will in meiner Kunst noch spekuliren,

Bis Mephostophilis zurücke kömmt.

Ab. Wagner und Rüpel treten auf.

WAGNER. Komm hierher, Kerl! Junge!

RÜPEL. Junge! Hol' mich der Teufel! Wetter! ich ein Junge in eurem Gesicht! Ihr müßt wohl schon viel bärtige Jungen gesehn haben.

WAGNER. Hast du keine Einkünfte?

RÜPEL auf die Löcher in seinem Kleide zeigend. Ja, und auch Auskünfte, wenn Ihr nur hierher sehen wollt, Herr.

WAGNER. Ach, du armes Thier! Seh' einer, wie der Kerl in seiner Nacktheit noch spaßt! Ich weiß, der Schuft ist außer Dienst und so hungrig, daß er seine Seele dem Teufel für eine Schöpfenkeule hingäbe, wenn sie auch blutroh wäre.

RÜPEL. Nein, so arg ist's nicht: sie müßte gut gebraten sein und auch eine gute Sauce dazu, wenn ich sie so theuer bezahlen sollte, das könnt Ihr glauben.