Die Wirklichkeit der Legendenbildung - Walter Brendel - E-Book

Die Wirklichkeit der Legendenbildung E-Book

Walter Brendel

0,0

Beschreibung

Legenden sind oftmals Beschreibungen der Lebensgeschichte von Heiligen oder Märtyrern bzw. exemplarische Ausschnitte daraus. Im Mittelalter wurde aus Legenden am Namenstag des jeweiligen Heiligen zur Erbauung der Gemeinde in Kirchen und Klöstern vorgelesen. Dabei legte man auf die historische Wahrheit nur wenig Wert. Vielmehr standen Wundererzählungen oder Schilderungen übernatürlich-religiöser Ereignisse im Zentrum des Interesses. Dabei gingen die Legenden aber über das Mittelalter hinaus und haben sich teilweise bis heute fortgesetzt. Wir betrachten die Legenden von Dracula, der Teufelsbibel, Robin Hood, vom Heiliger Gral, der Jungfrauengeburt, dem Garten Eden und von David gegen Goliath und stellen fest, nichts daran ist die Wahrheit.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 256

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Walter Brendel

Die Wirklichkeit der Legendenbildung

Die Wirklichkeit der Legendenbildung

Fakten und Tatsachen

Walter Brendel

Impressum

Texte: © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:© Copyright by Walter Brendel

Verlag:Das historische Buch, 2023

Mail: [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Vorwort

Dracula

Teufelsbibel

Robin Hood

Heiliger Gral

Jungfrauengeburt

Der Garten Eden

David gegen Goliath

Vorwort

Legende (zu mittellateinisch legenda: das zu Lesende) sind oftmals Beschreibungen der Lebensgeschichte von Heiligen oder Märtyrern bzw. exemplarische Ausschnitte daraus. Im Mittelalter wurde aus Legenden am Namenstag des jeweiligen Heiligen zur Erbauung der Gemeinde in Kirchen und Klöstern vorgelesen. Dabei legte man auf die historische Wahrheit nur wenig Wert. Vielmehr standen Wundererzählungen oder Schilderungen übernatürlich-religiöser Ereignisse im Zentrum des Interesses. Dabei gingen die Legenden aber über das Mittelalter hinaus und haben sich teilweise bis heute fortgesetzt.

Von der Geschichte oftmals aus der Erinnerung gelöscht, erscheinen historische Ereignisse, deren Bedeutung wir noch nicht einmal richtig kennen, verschwommen wie Botschaften, die an regennasse Fenster geschrieben sind. Durch das Labyrinth der Zeiten geistern außergewöhnliche Persönlichkeiten, unverständlich erscheinende Konstruktionen des menschlichen Geistes und überraschende Tatsachen, die aus ihrem Schattendasein hervorgeholt werden wollen. Wir wissen zu wenig darüber, weil es einerseits kompliziert ist, eine Verbindung zwischen ungleichen und zeitlich weit auseinander liegenden Kulturen zu schaffen und weil andererseits die Mächtigen im Bewusstsein der unabsehbaren Folgen vieles verschwiegen haben. Nicht selten hat die kollektive Illusion, die die wahren Hintergründe der Erscheinungen nicht zu erkennen vermag, eine Parallelwelt von Mythen geschaffen, um auf diese Weise eine Erklärung für die Ängste und Befürchtungen der Menschen zu liefern. Indem wir den Spuren aus der Vergangenheit nachgegangen sind, Details zusammengesetzt und viel versprechende Wege im Nebel der Ereignisse gesucht haben, konnten wir Rätsel lösen, die für unsere Vorfahren noch im Dunkeln lagen. Mit sieben solchen Legenden wollen wir uns beschäftigen.

Dracula

Ein legendenumwobener Wojewode, Vlad Tepes, ist der reale Träger der mythischen Gestalt Draculas, mit welcher sich eine umstrittene Persönlichkeit überschneidet. Ein seltsames Schicksal führte dazu, dass die Figur Draculas eher der Legende zugehörig gemacht wurde als der Geschichte. Eine klare Trennung zwischen den beiden Bereichen ist schwierig. Zahlreiche widersprüchliche Informationen sind in den geschichtlichen Quellen der Zeit sowie auch in verschiedensten Interpretationen der Geschichtsschreiber zu finden. Unbestreitbar bleibt sein Ruhm im Laufe der letzten sechs Jahrhunderte. Welche Gründe führten dazu? Welche Gegebenheiten waren der Auslöser einer solchen Entwicklung? Ist es das Verdienst des Wojewoden, die fiktive Schaffung dieser Gestalt durch die Zeitgenossen oder die Vorstellung Bram Stokers und deren ungewöhnliches Echo? Was erregt ein solch großes und anhaltendes Interesse am Schicksal dieses Menschen oder an der Persönlichkeit dieses Staatsführers, dass heute, nach mehr als fünf Jahrhunderten, Bücher, Filme, Fernsehsendungen oder selbst Vorträge in Europa wie in Übersee die gleiche Publikumswirksamkeit haben?

Vlad Tepes als Vampir? Schaffen wir Klarheit. Der tief in alten Überlieferungen auf dem Balkan verwurzelte Vampirismus erlebte ab dem 18. Jahrhundert einen Aufschwung. Seit dieser Zeit haben der Horror vor Vampiren und die von ihnen ausgehende Faszination nicht nachgelassen und sind Ausgangspunkt für zahllose phantastische Geschichten gewesen.

Vlad Tepes

Der Legende nach ist ein Vampir ein Wesen, das sich auf eigenen Wunsch in eine riesige Fledermaus verwandeln kann. Für die Opfer besitzt der Vampir in der Dichtung eine große erotische Anziehungskraft, ist unsterblich, schläft tagsüber in einem Sarg und sucht nachts Menschen oder Pferde, um deren Blut zu saugen. Knoblauch oder Kruzifixe halten Vampire fern, aber nur eine in ihr Herz getriebene Stange kann sie töten. Trotzdem gelang es nach der Legende 1672 einem Vampir in Laibach (Slowenien), sich den Gegenstand wieder herauszureißen, mit dem man ihn durchbohrt hatte.

Der Vampir hat seine ersten Vorgänger in den teuflischen Sirenen und symbolisiert die Lust auf das Leben, das man zurückgewinnt, nachdem der Blutdurst gestillt ist. Gemäß der Überlieferung rekrutiert er sich aus den Reihen der Exkommunizierten, Gehenkten, Selbstmörder oder der Personen, die von anderen Vampiren gebissen wurden. Angesehene Persönlichkeiten wie der französische Philosoph und Schriftsteller Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) glaubten sogar an die Existenz von Vampiren.

In Rumänien gab es den Brauch, in Abhängigkeit vom Sterbealter die Toten nach drei bis sieben Jahren wieder auszugraben. Wurde ein vollständiger biologischer Abbau festgestellt, ruhte die Seele in Frieden. Anderenfalls streifte sie umher und saugte als Vampir Blut. Wegen des Horrors vor diesen Wesen aus dem Jenseits gab es ständig Exhumierungen und 1801 entschloss sich der Bischof von Siges zum Einschreiten. Es gelang ihm jedoch nur, zu verhindern, dass die Bauern zwei Tote nochmals ausgruben, die sie vorher schon einmal exhumiert hatten.

In entlegenen Gebieten auf dem Balkan, in Indonesien, Polynesien und Indien gibt es ähnliche Rituale. In China werden Tote, von denen man annimmt, sie kämen als Vampire wieder, Unwettern ausgesetzt, damit sie schon vor der Bestattung verwesen. Wenn man ein Grab öffnete und den Toten in einem guten Zustand vorfand, stach man ihm mit einem spitzen Gegenstand einmal durchs Herz (ein zweifacher Stich barg das Risiko in sich, dass der Tote zum Leben erwacht). So sollte seine Rückkehr in die Welt der Sterblichen verhindert werden. Den Selbstmördern in Großbritannien drohte das gleiche Schicksal. Sie wurden an Kreuzungen begraben. Vorher hatte man sie mit einer Lanze durchbohrt, um ihre Rückkehr als Vampire auszuschließen. Dieser scheußliche Brauch wurde erst 1824 verboten.

Zwei Vampirfledermäuse. Die Spezies ist weit verbreitet. Der Mythos von den menschlichen Vampiren erzählt, dass Menschen sich in diese Tiere verwandeln können.

Am 11. Juni 1989 erschien im „Heraldo de Aragon“ eine Mitteilung nach einem zweifelhaften Bericht des katalanischen Parapsychologen Angel Qordön über mehrere an der Sucht zum Bluttrinken leidenden Patienten: „Ich habe sechs gesehen. Einen entdeckte ich, als er die Stände auf dem Markt entlanglief. Er machte ein paar Späße und trank die Flüssigkeitsreste von den Platten, auf denen Fleisch und Innereien lagen. Es ist wie eine Droge und sie bekommen Entzugserscheinungen, wenn sie ihre Manie nicht befriedigen. Solche Leute scheinen einen hohen Intelligenzquotienten zu haben. Sie meiden Alkohol, essen rohes Fleisch und sind sexuell sehr aktiv.“ Der Bericht kann ernsthaften Untersuchungen nicht standhalten.

Sollte es sein Übername „Dracula" sein, den die westlichen Autoren für ihn gefunden haben, indem sie den Vaternamen ..Draculea" aufgriffen (Sohn des Vlad Dracul, Ritter des Drachenordens, vom Volk rumänisch drac (Teufel) genannt), den ein walachischer Chronist benutzte? Oder hat sie der Beiname „Tepes" (der Pfähler) fasziniert, der von der Methode des Wojewoden herrührte, seine Feinde sowie die seines Landes auf Pfähle aufzuspießen? Letzteres ist eher unwahrscheinlich, da es zahlreiche und noch farbigere Übernamen anderer berühmter Staatsführer jener Zeit oder späterer Epochen gibt wie auch Methoden von ausgefeilter Grausamkeit, durch die sich Könige, Fürsten oder große Feudalherren in der Bestrafung ihrer Feinde übertrafen. Somit bleibt die Erklärung dieses Ruhmes in der Epoche, im menschlichen und historischen Schicksal von Vlad Tepes zu suchen, denn sowohl zu seiner Herrscherzeit als auch noch viel später gab es überall in Europa zahlreiche Schriften, die seine Persönlichkeit und seine Taten schildern.

Christopher Lee als Graf Dracula

Die Arbeit des Bischofs Nicolae de Modrussa, „Historia de bellis Sothorum", ist nur fragmentarisch bekannt. Er wurde vom Papst in den Jahren 1462/63 nach Buda gesandt, wo er Vlad Tepes in Gefangenschaft sah und die Gelegenheit hatte, vom König selbst die Geschichte der Grausamkeiten Draculas neu zu erfahren: „40000 Menschen des gegnerischen Lagers wurden auf seinen Befehl qualvoll ermordet |...], erdrosselt unter den Rädern der Wagen, den anderen wurde die Haut vom Leibe geschnitten, sie wurden aufgespießt und auf glühende Kohlen gelegt, anderen wurden die Spieße durch den Kopf, durch die Brust, durch den Nabel oder durchs Gesäß durch die Innereien des Körpers bis hin zum Mund gesteckt; [...] die Brüste, und darauf setzte er ihre Kinder." In den Schriften des deutschsprachigen Raumes in Rumänien sind ähnliche Aussagen, aber auch Übertreibungen zu finden, und was die 40000 Menschen betrifft, so könnten die 20000 Bojaren und deren Diener gemeint sein, über deren Ermordung auch L. Chalcocondil schreibt.

Schriftliche Zeugnisse über die Taten von Vlad Tepes wurden 1462/63 am Hofe des ungarischen Königs Matthias Corvinus festgehalten, standen jedoch unter dem starken Einfluss der Siebenbürger Sachsen, denen Vlad Tepes sämtliche Privilegien entzogen und somit Abneigung und Feindseligkeit geerntet hatte. Dem Einfluss, den der König von Ungarn hatte - die Geschichten über die Gräueltaten seines Vasallen haben als zusätzliches Propagandamaterial gedient, aber auch der „Verräterbrief" von Vlad Tepes, welcher einige politische Handlungen rechtfertigte -, verdanken wir die rasche Verbreitung des Inhaltes des Verräterbriefes in Europa. Dieser tauchte sowohl in den Schriften von Papst Pius II. als auch im deutschen Manuskript von Wien auf, welches später in die Chronik von Ebendorfer eingegliedert wurde. Der königliche Hol von Buda war somit der Mittelpunkt der Verteilung dieser ersten Serie von Schriften in Europa, welche die Taten von Vlad Tepes beschreiben, und dann auch der zweiten Reihe, die verändert in deutschen Druckschriften in den Jahren 1480/90 und zur selben Zeit in der russischen Version erschien. Doch wir greifen vor.

Vlad Tepes wurde 1431 in Schäßburg (Sighisoara) geboren, in einer Zeit der Ungewissheit, als sein Vater sich in Siebenbürgen im Exil befand. Sein Urgroßvater, Radu I., war Herrscher der Walachei gewesen und hatte zwei Söhne, Dan l. und Mircea den Alten, die die Führung im Land übernahmen. Dann teilte sich die Herrscherfamilie in zwei Linien, die im Laufe der Zeit zu Rivalen wurden. Die Nachfolger von Dan I. nannten sich Danesti, die Nachfolger von Mircea dem Alten Draculesti, abgeleitet vom Übernamen von Mirceas Sohn Vlad Dracul. Dieser wurde 1432 in Nürnberg wegen seiner militärischen Glanzleistungen mit dem Drachenorden ausgezeichnet und von Kaiser Sigismund - er hatte den Drachenorden 1408 als Bruderschaft und halbmilitärischen Verein in Anlehnung an die mittelalterlichen Ritterorden ins Leben gerufen - zum Ritter geschlagen; als er in die Walachei zurückkehrte, gaben ihm seine Mitbürger den Namen Dracul (rum. Teufel), da das Wort Dragon in der rumänischen Sprache unbekannt war und daher drac als Synonym gewählt wurde.

So könnte man auch Dracula erklären nämlich als „Sohn des Dracul/Teufels", wobei Dracul ja wie erwähnt nur der Beiname von Vlad Tepes' Vater - definitiv ein Mensch und keine übernatürliche Person - war, der diesem aber durchaus gegen seine Feinde genützt haben kann, denn seine Tapferkeit, sein Mut und seine Geschicklichkeit im Krieg waren ebenso bekannt wie seine Beharrlichkeit, sich der Türken nicht unterzuordnen.

Den Thron allerdings behalten zu können, ging nur über Kompromisslösungen. Und so verlangte Sultan Murad ll. von Vlad Dracul dessen Söhne Vlad Tepes und Radu. Vlad Tepes hatte seine Kindheit bis zu seinem fünften Lebensjahr bei seiner Mutter verbracht, später erhielt er als Geisel seine militärische Ausbildung in Nicopolis. Mit elf Jahren wurde er zum Sultan Kaziglu Bey gebracht, man zwang ihn, die fremde Sprache zu lernen und sich die neuen Sitten und Gebräuche anzueignen. Vlad wurde Muslim. Er verstand es mit der neuen Mentalität umzugehen und erkannte sehr gut die Denkprozesse und kriegerischen Überlegungen seiner späteren Feinde.

Chronologische Übersicht

1431

Geburt von Vlad Tepes (Vlad der Pfähler), dem zweiten Sohn von Vlad Dracul

1442/48

Der junge Vlad ist Gefangener des Osmanischen Reiches

1447

Tod Vlad Draculs

1448 Oktober:

Vlad Tepes kommt in die Walachei und beginnt seine erste Herrschaft.

1448 November:

Vlad zieht sich nach Moldavien zurück.

1452/56

Vlad kommt nach Siebenbürgen; Iancu de Hunedoara (Janos Hunyadi) wird zunächst sein Souverän, dann übernimmt Vlad den Thron der Walachei (1456) mit Hilfe von Iancu von Hunedoara und hilft seinem Cousin Stefan cel Märe (Stefan dem Großen) in Moldavien die Herrschaft zu übernehmen

1458 24. Januar:

Matthias Corvinus wird König von Ungarn

1458 März:

Der König vermittelt einen Frieden zwischen Vlad und den Städten Kronstadt (Brasov) und Herrmanstadt

1459

Vlad Tepes verbietet den siebenbürgischen Händlern den steuerfreien Kauf in der Walachei. In Siebenbürgen führen die Sachsen diesen Befehl nicht aus. Es folgen schwere Bestrafungen, auch die Todesstrafe (Pfählen und Spießen).

1460

Dan lll., der Rivale von Vlad Tepes, versucht vergeblich die Herrschaft in der Walachei zu übernehmen. Vlad verurteilt die Bewohner von Herrmannstadt und Kronstadt, die Dan unterstützt hatten, zu schweren Strafen; Kronstadt schließt eine Vereinbarung mit Vlad und verspricht Hilfe gegen das Osmanische Reich.

1461

Erfolgloser Versuch Pascha Hamzas und Catabolinos, Vlad Tepes durch List gefangen zu nehmen; beide werden samt Gefolge gepfählt bzw. gespießt.

Später im Jahr 1461:

Die Burg Giurgiu wird von Osmanen erobert.

1462

Matthias Corvinus bietet seine Hilfe an. Die osmanische Armee rückt bis zur Donau vor; im Juni Angriff auf die Türken; Mohamed und sein Heer ziehen sich zurück; im August erreicht Matthias Corvinus Siebenbürgen; im November wird Vlad Tepes von Matthias Corvinus für die nächsten zwölf Jahre gefangengesetzt.

1462-75

Radu cel Frumos, Laiota Basarab und Basarab Tepelus übernehmen die Herrschaft.

1476

Matthias Corvinus und Stefan der Große helfen Vlad Tepes in die Walachei zu kommen, um die Herrschaft zu übernehmen und die Türken zu besiegen. Im Dezember wird Vlad Tepes ermordet.

Vlad blieb von 1442 bis 1448 am Hofe des Sultans, bis sein Vater und sein ältester Bruder Mircea durch ein Komplott von Bojaren ermordet wurden. Als Thronfolger übernahm er die Herrschaft, unterwarf sie: aber vorläufig der osmanischen Macht.

Der zweitgeborene Sohn von Vlad Dracul herrschte in 30 Jahren drei Mal: im Herb-1448, zwischen 1456 und 1462 sowie in Jahr seines Untergangs 1476. Das Land war durch die periodischen Raubzüge der Osmanen, die Autonomieansprüche der rumänischen Feudalherren, die Einmischung der starken Zünfte sächsischer Kaufleute in Hermannstadt (Sibiu) und Kronstadt (Brasov) in die Angelegenheiten des Landes sowie vom Streit um die Herrschaft zwischen den Bojaren zerrüttet. Zugleich lebte ganz Europa in großer Angst vor den Türken, die aufgrund des Zusammenbruchs des Byzantinischen Reiche und der christlichen Feudalstaaten am Balkan durchaus gerechtfertigt war. Die Sultane hatten dem Osmanischen Reich eine gewaltige militärische und wirtschaftliche Macht beschert. Unter Mohamed II. war diese Macht durch Eroberungen in Europa und Asien derart gewachsen, dass ihr kein, andere Macht gleichkommen konnte.

Das berühmte Schloss des Vampirfürsten, Schloss Bran, liegt in Siebenbürgen, rund 30 Kilometer von der Stadt Brasov entfernt. Erbaut wurde die Burg Ende des 14. Jahrhunderts und wird seit einigen Jahrzehnten als Wohnsitz von Dracula "verkauft". Tatsächlich - und sicher ernüchternd für viele - soll der berühmte Graf Vlad Tepes Draculea das Schloss Bran nie betreten haben.

Die rumänischen Länder erstreckter sich bis zur Donau, der gemeinsame Grenze mit dem Osmanischen Reich. Das längste Grenzstück entlang der Donau besaß die Walachei, die der osmanischen Invasion schon während der Zeit von Vlad Tepes' Großvater Mircea dem Großen (1386-1418) offen gestanden hatte. Trotzdem gelang es ihm, den gefürchteten Sultan Bajazid zu besiegen.

Um Ruhe und Sicherheit im Lande gewährleisten zu können, bediente sich Vlad Tepes einer autoritären Herrschaft, in der er mit Härte regierte. Er griff zur Waffe, stärkte vorbildlich die Armee, unterband Plünderungen und Raubzüge, eliminierte Ungehorsam und Unordnung und vereitelte die Versuche anderer, die Herrschaft an sich zu reißen. Zugleich richtete er die Wirtschaftskräfte des Landes auf die Entwicklung der Städte aus, befestigte die Burgen, förderte Handel und Handwerk.

Die erste Konfrontation mit Heeren des Osmanischen Reiches fand 1461 statt. Mohamedü. (Mehemed) kannte sehr wohl die Gefahren, die ihm im Falle der Invasion in die Walachei drohten, und auch das militärische Geschick des Wojewoden. Also versuchte er zuerst, Vlad durch List zu beseitigen. Dieser erriet jedoch die osmanischen Absichten, hintertrieb sie und nahm das vom Bey von Nicopolis, Hamsa, geführte Heer gefangen und pfählte alle, derer er habhaft wurde. Unmittelbar danach griff Vlad die Festung Giurgiu an, eroberte sie und vernichtete die türkischen Truppen südlich der Donau von Rahova bis Zimnicea: „Er metzelte 24693 Feinde nieder" - diese genaue Angabe erklärt sich daraus, dass er die getöteten Feinde mit großer Sorgfalt zählen ließ. In einem Brief an Matthias Corvinus von Ungarn berichtet er darüber: „Unter den Türken breitete sich so sehr das Grauen aus, dass die türkischen Einwohner von Konstantinopel sich aus Angst vor Vlad dem Pfähler für die Flucht nach Anatolien vorbereiteten, da sie befürchteten, er könne mit seinen Heeren gegen die Hauptstadt des Imperiums vorrücken."

Insignien des Drachenordens

Eine solche Tat konnte seitens der osmanischen Macht aber natürlich nicht unbeantwortet bleiben. Im April 1462 fiel daher ein gewaltiges Heer unter dem Befehl von Mohamed ll. in das Land ein („200000 Mann und eine Flotte von 175 Schiffen auf der Donau") - viel zahlreicher als das der Walachei („Der Wojewode konnte nicht mehr als 25 000 bis 30 000 Krieger zusammenbringen."). Aufgrund dieser zahlenmäßigen Unterlegenheit versuchte Vlad eine Konfrontation auf offenem Schlachtfeld möglichst zu umgehen. Er bediente sich der alten Taktik seiner Vorfahren, um den Feind zu hetzen, und befahl auf verödetem Boden vorzudringen; die Felder wurden abgebrannt, die Gewässer und Brunnen vergiftet. Eine Reihe von Zusammenstößen in Engpässen - von dem Wojewoden sorgfältig ausgesucht - brachten dem Feind verheerende Verluste.

Papst Pius II. und Matthias Corvinus hatten dem Wojewoden zwar Unterstützung versprochen, doch der ungarische König behielt das vom Papst gespendete Geld für sich und mischte sich zu spät und erfolglos in die Kämpfe ein.

Eines Nachts griff Tepes an der Spitze seines tapferen Heeres das türkische Lager an. Er wollte bis zum Zelt des Sultans vordringen, um diesen zu töten. Die Rumänen metzelten in der Dunkelheit und der entstandenen großen Verwirrung (sie selber trugen türkische Bekleidung) zwar viele Feinde nieder, der Sultan jedoch entging dem Massaker. Vlad der Pfähler wurde schließlich besiegt und zog sich nach Siebenbürgen zu Matthias Corvinus zurück - der sich nun überraschend gegen Vlad stellte. Statt ihm, wie versprochen, zu unterstützen, steckte er den Wojewoden in den Kerker. Die nächsten zwölf Jahre musste der Pfähler auf einem Zwangsdomizil in Buda verbringen. Während dieser Zeit regierte sein Bruder, Radu cel Frumos (Radu der Schöne), der jedoch von Basarab cel Batran (Basarab dem Alten), einem Mitglied der Danesti-Dynastie, vertrieben wurde.

Im November des Jahres 1476 bestieg Vlad der Pfähler mit der Hilfe seines Verwandten Stefan cel Märe (Stefan dem Großen) nochmals den Thron. Doch bereits einen Monat später kehrten die Türken zurück, um wieder Basarab den Alten an die Macht zu bringen, da dieser ihnen großen Tribut versprochen hatte. In dem Kampf, der im Dezember in der Nähe von Bukarest stattfand, wurde Vlad besiegt und fand auf mysteriöse Weise den Tod.

Fiel er in der Schlacht, oder wurde er ermordet? In den zeitgenössischen Schriften wird Vlad Tepes' Tod kontradiktorisch beschrieben. Angeblich wurde er von einem seiner Männer und nicht von den Türken getötet. Sicher ist nur, dass sein Körper in der Klosterkirche von Snagov, deren Stifter er war, bestattet und sein Kopf, in Honig konserviert, als Kriegsbeute nach Stanbul (Istanbul) übersandt wurde, wo man ihn aufspießte.

Flugblatt aus Nürnberg, 1499 (Auszug)

Vlads engste Anhänger fanden sich jedoch nie mit seinem Tod ab, sodass eine Legende entstand, die Bram Stoker in seinen Roman verwendete.

Der Sultan hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass der ermordete Vlad in der Erinnerung der nächsten Generationen als Beispiel für Härte und Unversöhnlichkeit auferstehen und bei den Menschen so vielfältige Vorstellungen von seiner Person hervorrufen würde.

So ging der Name des Wojewoden in die Legenden der Rumänen und anderer europäische Völker ein - jedoch nicht als ein tapferer und mutiger Herrscher, sondern vor allem als grausamer und blutrünstiger Tyrann.

Im 15. Jh. existierten bereits zwei übermittelte Vorstellungen über seine Persönlichkeit. In den slawonischen Erzählungen tritt er als grausamer, aber gerechter Herrscher auf, der für den Wohlstand des gesamten Volkes kämpfte. Die „Erzählung über Dracula dem Wojewoden" wurde zu jener Zeit geschrieben, in der der russische Zar seine Autorität zu stärken beabsichtigte und deswegen die Bestrafung der Verräter exemplifizieren wollte.

In der deutschen Version wird Vlad als skrupelloser Tyrann dargestellt, den Sterben und Tod mit Begeisterung erfüllten. Aufgrund der aufgehobenen wirtschaftlichen Vorteile waren die deutschstämmigen Händler nämlich sehr unzufrieden. Und Matthias Corvinus wiederum manipulierte die diplomatisch-politischen Erklärungen, um seine Nichtteilnahme an dem anti-osmanischen Krieg sowie seine Zurückhaltung gegenüber der päpstlichen Unterstützung zu rechtfertigen.

Nur in den volkstümlichen Überlieferungen wird Vlad Tepes als Symbol für Gerechtigkeit, Wahrheit, Würde und Courage dargestellt - möglicherweise aber auch nur deswegen, weil zu der Zeit keiner wagte, ihn zu kritisieren.

Pfählen und Spießen - der kleine Unterschied

Im mittelalterlichen Strafenkatalog, der im gesamten Europa regelmäßig Anwendung fand, war das Pfählen eine gängige Todesstrafe bei bestimmten Verbrechen. Man verhängte es bei Totschlag, Kindsmord, Hochverrat, Inzest und Vergewaltigung. Hierbei wurde der Verurteilte auf den Boden gelegt und ihm ein Pfahl durch den Körper getrieben - idealerweise durch das Herz, doch das hing vom Urteil ab. Diese Hinrichtungsform wird vielfach mit dem Spießen verwechselt, eine von den Türken übernommene und nur in sehr wenigen Fällen vollzogene Todesstrafe. Hierbei wurde dem Verurteilten ein angespitzter Pfahl von unten so in den Körper getrieben, dass er möglichst oben bei den Schultern wieder austrat, ohne lebenswichtige Organe zu verletzen. Der Pfahl wurde anschließend aufgerichtet und in die Erde gesteckt, so dass der Hinzurichtende langsam verblutete.

In den rumänischen Legenden und Schriften kommt der Vampir Dracula/Vlad niemals vor. Erst Bram Stoker war es, der Ende des 19. Jh. einen Blutsauger zum Leben erweckte, aus dem der bekannte Dracula wurde und der ihn als Schriftsteller weltberühmt machte. In dieser Geschichte stimmen jedoch lediglich der Name und der Ort. Das Buch erschien 1897, nachdem der Autor von seinem Freund Arminius Vambery, Professor an der Universität in Budapest, von der Existenz eines Wojewoden erfahren hatte, der in Transsylvanien Ländereien besaß und im 15. Jh. für seine Brutalität, Raffinesse und Intelligenz berühmt war.

Die Hauptfigur des Romans „Dracula" lebt in seinem Schloss am Pasul Bargaulu genannten Pass in den Karpaten. Von Transsylvanien weitet er seine magischen Vampirkräfte bis nach England aus, wo er mehrere Besitzungen erwirbt. Seine Vorliebe gilt den Frauen sowie den Verrückten. Sein fataler Biss führt zu einer progressiven Schwäche seiner Opfer, deren Blut er Nacht für Nacht aussaugt. Doch der Tod ist bloß ein Schein, denn in Wirklichkeit führt er zu einem neuen Leben als Vampir Dem Antidracula Komitee gelingt es schließlich nach mehreren spannenden Versuchen unter der Leitung eines in Teufelsaustreibung spezialisierten Professor das Monster umzubringen, bevor ihm d Nacht wieder seine fürchterlichen Kräfte verleiht. In der Geschichte wird Dracula süße Sehnsucht spürbar, noch einmal lieben zu können, wie er einst seine Verlobte liebte, weshalb er auch jahrzehntelang wartet, bis er sie eines Tages in die schönen Engländerin Mina Murray wiederfindet. Dieser letzte Aspekt tritt in den Verfilmungen dieser Geschichte überraschend auf und trägt zur Verbreitung der widersprüchlichen Popularität von Dracula bei.

Laut anderer Meinungen wird diese phantastische Perzeption auch durch der im 18./19. Jh. verbreiteten Glauben an Vampire favorisiert. Dieser wird wiederum mit der Tuberkulose in Verbindung gebracht, welche damals zahlreiche Leber kostete. Der Vampir ernährt sich vor Blut, das in ihm Lustgefühle hervorruft. indem er seinen Opfern in die erogene Zone, in den Hals beißt und ihren Puls zum Stillstand bringt, da er selbst das Lebenselixier braucht, um nicht nur zu neuen Kräften zu kommen, sondern auch um Leidenschaft, Furcht sowie Neugier empfinden zu können. Die Tuberkulose kann sehr leicht alle Organe sowie die Haut befallen, ohne dass man sexueller Verkehr hat. Die an Tuberkulose erkrankten Menschen husten Blut, verlieren systematisch ihren Lebenssaft. Da eine Heilung mangels vorhandener Medizin nur durch ein Wunder möglich war, existierten bloß unsichere Erklärungen der Abergläubigen, die nicht in der Lage waren die Tatsachen zu verstehen, sondern diese nur als unfassbar und phantastisch interpretieren konnten.

Im rumänischen Volksglauben selbst gab es keine Vampire, sondern Gespenster, die verstorbene oder lebendige Menschen waren, die ihr Herz dem Teufel öffneten. Das Gespenst kann sich in ein Tier verwandeln (vor allem in einen Wolf), das den Menschen nicht umbringt, ihn aber erschreckt und quält: das verwandelte Gespenst ernährt sich vom Blut seiner Opfer und erscheint nur in Vollmond-Nächten oder an öden und verlassenen Orten.

Das Bild des zum Wolf mutierten und seiner Beute bei Mondlicht auflauernden Menschen hat seine Wurzeln in einem tiefen Bezug des menschlichen Bewusstseins zum Irdischen. Spuren dieses Einflusses sind in vielen Völkern und Kulturen zu finden.

Die reiche keltisch-irische Mythologie erzählt, dass vor langer Zeit der Wolf ein dem heidnischen Gott Lug geweihtes Tier war. Dieser Gott wurde von den Römern später übernommen. In dem im Trinity College Dublin einzusehenden mythologischen Zyklus „Leabhar Gabhala“ ist Lug Gott und Held, Meister der Weisen, Wiederbeleber der Toten, Mathematiker, Musiker und Architekt. Seit damals wurde der Wolf als ein Symbol verschiedener Initiationsrituale betrachtet und erscheint daher im Zusammenhang mit einigen Heiligen wie z. B. Franziskus von Assisi.

Der Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert von Lucas Cranach zeigt einen wilden Werwolf bei einem hemmungslosen Blutbad.

Die Identifizierung des Menschen mit einem Tier ist schon sehr früh in klassischen Erzählungen zu finden. Nach der Überlieferung wurde Rom von zwei von einer Wölfin gesäugten Brüdern gegründet, und es gibt zahlreiche Mythen, in denen die Hauptfigur sich in einen Wolf verwandelt. Im Mittelalter waren die Wölfe Zeichen des Bösen. Einige Abschnitte der Bibel belegen die gegen den Wolf bestehende Abneigung, wobei diese jedoch offensichtlich der Tatsache geschuldet ist, dass man den Wolf als das schädlichste Tier für die Bauern und als räuberischen Rivalen sah.

Misteln, Roggen oder Asche galten lange Zeit als wirksamer Schutz gegen Angriffe des Werwolfs.

Er wurde auch mit Hexerei in Verbindung gebracht. So dachte man, er sei das Reittier der Hexer und die Entlohnung eines Hexers durch den Teufel bestünde in der Überreichung eines Zauberfells oder einer Tinktur, mit deren Hilfe er sich in einen Wolf verwandeln konnte. In Europa gab es tief verwurzelte Überzeugungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden und bekannte Verfechter hatten, wie den Arzt und Alchemisten Paracelsus (1493-1541). Er behauptete, dass von einem Priester auf ihrem Sterbet verfluchte Verbrecher sich in Wölfe verwandeln würden.

In Italien zirkulierten Legenden, nach denen man zum Werwolf würde, der bei Vollmond auf die Welt käme oder in einer Freitagnacht bei Vollmond im Freien schliefe. Auf dem Balkan erzählte man sich dagegen, dass das Verspeisen einer bestimmten Blüte die gleiche Wirkung hätte, aber jegliche schwarze Magie auch ihre Kehrseite hat, gab es bestimmte Gegenmittel. In England riet man zum Anbau von Roggen oder zum Sammeln von Misteln als Schutz vor Angriffen.

Im Historischen Archiv Galiziens befinden die die Unterlagen zu einem Gerichtsprozess aus dem Jahr 1852 unter der Bezeichnung „Verfahren 1788 zum Werwolf“.

Darin wurden die Verbrechen von Manuel Blanco Romasanta (1808-1853) aus Allariz (Orense) untersucht. Er hat neun Personen getötet, geköpft und ihren Körpern zahlreiche Bisswunden beigebracht. Vor Gericht gab er seine Taten zu und entschuldigte sich mit den Worten: “Aufgrund eines Fluchs einer meiner Verwandten habe ich mich in einen Wolf verwandelt. Ich zog mich zunächst aus, kroch über den Boden ... aber der Fluch endete erst am Tage des Heiligen Petrus, 13 Jahre nach meiner ersten Verwandlung.“ Nach einer von Königin Isabella II. verfügten Begnadigung wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt. Romasanta starb jedoch kurze Zeit später, vielleicht aus demselben Grund, aus dem auch Wildtiere oft sterben, wenn man sie einsperrt.

Bis vor relativ kurzer Zeit wurden Menschen unter der Anschuldigung eines Werwolfsdaseins hin gerichtet. Wahrscheinlicher ist, dass sie an Lykantropie litten, einer psychotischen Krankheit mit der Neigung zum Kannibalismus. Der Patient ist sich dann sicher, er sei ein Wolf, heult daher wie ein Wolf, isst rohes Fleisch, hat Halluzinationen und schwere Persönlichkeitsstörungen. Berühmte Lykantropen waren die Bestie von Gevaudan (1714-1776), die rund 100 Opfer angefallen und zum Teil getötet haben soll, und später Manuel Blanco Romasanta (1808-1853). Die meisten dieser Kranken waren von ihrem Wolfsdasein überzeugt.

„Die Wölfe“, Lithografie von George Sand aus dem Jahr 1858. Drei Furchterregende Werwölfe lauern auf Beute.

Dr. Frank Greenberg, Genetiker an der Medizinischen Fakultät der Universität Baylor (USA), entdeckte 1982 in einem mexikanischen Dorf eine Familie, in der alle Mitglieder an Hirsutismus litten, einer Erbkrankheit mit ungewöhnlich starkem Haar wuchs am Körper und im Gesicht. Die abergläubischen Nachbarn grenzten die Familie mit der Zeit immer mehr aus und vermieden jeden Kontakt mit ihr. Die Familie ging nur außer Haus, um am einzigen Ort Geld zu verdienen, wo man sie duldete - im Zirkus. Sie trat vor den Zuschauern als ein Rudel Werwölfe auf.

Es ist als sicher anzunehmen, dass Vlad der Pfähler vor Bram Stokers Roman nicht als der Vampir Dracula oder seine Diener als Wehrwolf existierte. Dieser Roman hat beide Männer berühmt gemacht, indem der Autor mit seiner Geschichte den Hunger des Publikums nach Sensationen stillte.

Wölfe (Canis lupus). Der Wolf ist trotz seiner gnadenlosen Verfolgung das am weitesten über die Erde verbreitete Raubtier. Das beweist seine ausgezeichnete Überlebensfähigkeit

Viele Schriften beschreiben das breite Spektrum von Todesstrafen sowie deren Anwendungssysteme während der mittelalterlichen Jahrhunderte. Zu jener Zeit war Brutalität von Europa bin nach Asien verbreitet und an der Tagesordnung, und die beispielhafte Diskrepanz zwischen Tat und Strafe musste so bestimmt werden, dass diese in das Gedächtnis der Bevölkerung wie eingebrannt blieb. Im 15./l6. Jh., in jenen erdrückend schweren Zeiten geprägt von Not, Krankheilen und Raub, galt daher eine raffinierte Art und Weise des Quälens als normal. Und wenn dies nun einmal die „Strafprinzipien jener Epoche" waren, wie können wir dann jemanden, der diese Prinzipien angewandt hat, verurteilen?

Ein Zeitgenosse Vlad Tepes' war Ludwig XI. in Frankreich. Auch während seiner Herrschaft wurden beispiellose Strafen durchgeführt: Die Verräter wurden an vier Pferde gebunden und noch bei lebendigem Leib in vier Stücke gerissen: den Dieben und Übeltätern wurden die Organe herausgeschnitten, sie wurden kastriert oder je nach Art der Tat verstümmelt. Auch über diesen Souverän sagte man: „Se delectait a entendre les cris des ses victinies", trotzdem verkörperte er nicht die Brutalität.

Genauso berühmt-berüchtigt ist die Vorgehensweise des russischen Zaren Ivan III. sowie je des englischen Königs Richard III., und in Moldawien herrschte Stefan der Große, der laut seines Chronisten „leicht aufbrausend und schnell im Töten" war.

Warum wird nun gerade Vlad Tepes' Name mit einer derartig großen Inbrunst erwähnt? Ist das reiner Zufall? Ist es wegen der Art der Strafen, die er anwenden ließ -welche aber nicht einmal seine Erfindung Schon Herodot beschrieb ähnliche Sitten einiger Barbarenvölker, und es macht den Anschein, als wäre das Aufspießen auch im karibischen Raum, auf dem afrikanischen Kontinent sowie in Teilen Europas bis zum 18. Jh. weit verbreitet gewesen. Im Osmanischen Reich war es ebenso üblich - woher Vlad der Pfähler sie also übernommen haben könnte -, und im Habsburgerreich wurden zu dieser Bestrafung Mütter verurteilt, die ihre Kinder umbrachten.

Möglicherweise lag diese besondere Verbindung von Vlad Tepes mit dem Pfählen daran, dass das Aufspießen in diversen Ausführungen und an verschiedenen Körperteilen vorgenommen wurde und für jede Gesellschaftsschicht – vom Bauern bis hin zum Bojaren - galt, wobei die Spieße in ihrer Länge und Größe gemäß des hierarchischen Stellenwertes in der Gesellschaft abgestimmt waren.