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Beschreibung

Wirklich nachhaltig leben – das neue Sachbuch zu GREEN, der innovativen Rubrik der Wochenzeitung DIE ZEIT, zeigt, wie´s geht! Gemäß dem Slogan "Für Menschen, die nach Lösungen suchen" analysiert DIE ZEIT GREEN nicht die drohende Klima-Katastrophe, sondern stellt Beispiele vor, die Alternativen zu den herrschenden Produktions- und Verhaltensweisen beschreiben und für ein nachhaltiges Leben und Konsumieren werben. Die Themenpalette ist so breit und bunt wie unser Alltag. Es geht u. a. um Wohnen, Heizen, Arbeiten, Reisen, Ernährung, Mobilität und alles, was damit zusammenhängt.  Immer schwingen dabei auch die großen Fragen unserer Zeit mit: Können wir die Klima-Wende schaffen? Wie kann ich persönlich meinen CO2-Fußabdruck verringern? Und wie können wir all das in einer gerechten Gesellschaft organisieren?  ZEIT-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo fasst diese Zielsetzung prägnant zusammen: "Jeder, der bei Verstand ist, weiß, dass wir zur Rettung des Planeten unser Leben ändern müssen – auf allen Ebenen. GREEN zeigt, wo es Lösungen gibt, die wirklich etwas bewegen und Menschen inspirieren: Im Alltag, in der Politik und in der Wirtschaft. Und wo es bei reinen Symbolhandlungen bleibt." Das Buch enthält die wichtigsten, spannendsten und brisantesten Artikel von DIE ZEIT GREEN - ein Umweltbuch, das zum Aufbruch aufruft und Mut für eine lebenswerte Zukunft macht, auch wenn es die nicht zum Nulltarif gibt!

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Seitenzahl: 316

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Uwe Jean Heuser

GREEN.

Lösungen für die Welt von morgen Essen – Reisen – Arbeiten – Heizen – Bauen

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Alle sind sich einig: Es ist höchste Zeit zu handeln, statt nur zu reden. Diesem Anspruch stellt sich GREEN, das innovative Ressort der Wochenzeitung DIE ZEIT. GREEN möchte die Leser und Leserinnen für ein nachhaltiges Leben gewinnen – mit inspirierenden Ideen zur Ernährung, zum Reisen, Heizen, Wohnen, Arbeiten und anderen Bereichen unseres Alltags. Immer schwingt dabei auch die Frage nach einer gerechten Gesellschaft mit. Denn eines ist klar: Eine lebenswerte Zukunft gibts nicht zum Nulltarif!

»Jeder, der bei Verstand ist, weiß, dass wir zur Rettung des Planeten unser Leben ändern müssen – auf allen Ebenen. GREEN zeigt, wo es Lösungen gibt, die wirklich etwas bewegen und Menschen inspirieren: im Alltag, in der Politik und in der Wirtschaft.«Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur DIE ZEIT

Inhaltsübersicht

VORWORT

Leben & Erleben

Das gute Essen

Pasta alla Norma mit Auberginen, Tomaten und Ricotta

Rehragout mit Aprikosen

Matjessalat

Gemüserezept Tomaten-Kokos-Cassoulet

Und was ist mit Wein?

Stellen Sie sich vor: Wir essen Fleisch. Ohne dem Klima zu schaden. Geht das?

Vegan für alle

Gift aus der Dose

Schatten auf der Kinderseele

Müssen wir da wirklich hin?

Forschen & Entwickeln

Was wir verlieren

Wann werden die Kipppunkte erreicht?

Kommt es zur Heißzeit?

Wie mit unsicheren, aber folgenschweren Ergebnissen umgehen?

Der Goldrausch beginnt

Ein Mann will nach oben

Jägerin der verlorenen Düfte

Mit brennenden Reifen

Sogar benutztes Kaffeepulver taugt zur Produktion

Bietet man ihnen stattdessen Wasserstoff als Partner an, werden sie zu harmlosem Wasserdampf

Gummi könnte die Lücke füllen, bis es genügend grünen Stahl gibt

CO2 geht ins Gefängnis

Ein nasser Held

Der Untergang muss warten

Drei Schritte zur Null

Herstellen & Verbrauchen

Was kostet uns das grüne Leben?

Dürfen wir weiter wachsen?

»Jeder Mensch hat die Wahl«

Lasst die Sonne rein

Fisch vom Land

In neuem Fahrwasser

53° 35′ 5″ N, 8° 30′ 53″ O, Bremerhaven

53° 36′ 50″ N, 5° 20′ 32″ O, Nordsee

52° 8′ 31″ N, 3° 45′ 43″ O, Nordsee

51° 59′ 39″ N, 4° 1′ 12″ O, Rotterdam

Damit keiner durstig bleibt

Das T-Shirt-Karussell

Baumwolle

Kunstfasern

Das System

Handeln & Verhandeln

Stellen Sie sich vor: Wir gleichen Klimasünden gerecht aus

Was Greta kann, kann ich auch!

Deutschland auf Entzug

Die Öko-Truppe

Hat Volkswagen seinen Wald zerstört?

Wir sind besser, als wir glauben!

Grenzen des Journalismus

Weniger Wagen wagen

Arktis ohne Regeln

Mehr Egoismus wagen!

So kann’s gehen

KLIMAVERTRÄGLICH FLIEGEN

WEIHNACHTSBÄUME ANBAUEN

Das Problem

Die Lösung

Mit Holz bauen

Das Problem

Die Lösung

Der Weg

LICHTVERSCHMUTZUNG VERRINGERN

Quellenhinweise

VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal wirkt die Klimawelt so einfach. Dann sagen Expertinnen und Experten, alle Lösungen seien schon da für die große Wende. Man müsse sie nur umsetzen. Politiker legen in dieser Vorstellung entschlossen ein paar Hebel um, die Wirtschaft und die Bürgerschaft folgen den neuen Anreizen, und tadaaa!, die Welt ist eine bessere. Bloß stimmt das nicht. Ganz und gar nicht.

Die grüne Transformation ist eine absolut notwendige und doch höchst unsichere Expedition in die Veränderung. Das hat vor allem mit drei interessanten Faktoren zu tun.

Erstens ist sie kein rein technischer, sondern auch und vor allem ein menschlicher Prozess. Eine wachsende Zahl von Leuten muss den Wandel wollen, muss den Wandel wählen, muss ihn auch als Verbraucher und Verbraucherin kaufen. Die Politik führt dabei mal die Menschen, und mal ist es umgekehrt. Mal geht die Entwicklung schnell, und dann stoppt sie wieder. Unerwartete Hürden sind die Regel, aber auch Beschleunigungen, mit denen niemand gerechnet hat. Nichts daran ist vollständig planbar, neue Antworten sind immer wieder gefragt.

Zweitens zeigen die »Lösungen« regelmäßig Nebeneffekte. Man konnte das zuletzt gut an der CO2-Steuer sehen. Wenn die Emission nur teuer genug würde (und die Einnahmen den Bürgern sozial gerecht zurückgegeben würden), dann komme die grüne Wende von selbst, war die Idee. Selbst weltberühmte Klimaforscher wie James Hansen von der NASA haben sie lange zum Nonplusultra erklärt. Doch mittlerweile greift die Erkenntnis um sich, dass reiche Leute sich von einer noch so hohen Steuer kaum beeinflussen lassen und weiter Riesen-SUVs kaufen, Motorboot fahren und Swimmingpools heizen. Neutral gesagt, ist ihre Nachfrage nicht sonderlich preissensitiv. Ja, manchmal mögen sie Dinge umso mehr, wenn sie besonders teuer sind; Letzteres hat übrigens schon vor hundert Jahren der Ökonom Thorstein Veblen herausgefunden.

Doch schon bevor die Steuer auch nur annähernd so hoch steigt wie geplant, kommen zwei weitere Faktoren ins Spiel: die politische Realität und der bürgerliche Zorn. Das war schon bei der ersten deutschen Ökosteuer von 1999 so, die peu à peu steigen sollte: Ganze zwei Jahre nach dem Start stoppte der damalige Kanzler Gerhard Schröder den Mechanismus – aus Angst vor einem Shitstorm und der damals kommenden Wahl: Die Autofahrer und Ölheizungsbesitzerinnen waren sauer, weil die Preise für Benzin und Heizöl in die Höhe schossen. Und auch heute hat die Ampel-Regierung unter Olaf Scholz die geplante Steigerung der aktuellen CO2-Abgabe ausgesetzt. Und zwar paradoxerweise wegen der Energiekrise.

Drittens sind technische Lösungen keineswegs so glatt, wie das vorher fast immer aussieht. E-Autos sind die Rettung, oder? Nun ja, riesige E-Autos von bis zu drei Tonnen Gewicht, die von den deutschen Herstellern gerade bevorzugt ausgeliefert werden, sind alles andere als eine Rettung. Sie beanspruchen zu viel Strom und machen dadurch die Energiewende schwerer, und vorher noch schadet ihre Herstellung mannigfaltig der Umwelt. Weniger Autos, die öfter geteilt würden, wären gut. Aber wer in der Industrie will das schon. Und wetten: Auch beim Auffangen und Speichern von CO2 aus der Luft, einer Technologie namens CCS, die es bisher nur in Form kleiner Anlagen gibt und mit der aber die Wirtschaft schon in riesigem Rahmen fest plant, wird es zu unvorhergesehenen Nebenwirkungen und Schwierigkeiten kommen. So dialektisch ist nun mal das Leben.

Gäbe es »Erstens« bis »Drittens« nicht, bräuchten wir bei der ZEIT kein »GREEN.«. Doch wir haben den neuen Teil in der gedruckten Zeitung wie auch online im Jahr 2021 gegründet, weil es eben noch ganz viele Lösungen zu finden, viele Nebenwirkungen zu beschreiben und viele Schummeleien aufzudecken gibt. Dieses Jahrzehnt ist die letzte Chance für eine Klimawende, welche die Welt ein halbes Jahrhundert zwar immer wieder versprochen, aber de facto verschlafen hat. Und sie kann nicht nur von oben (Politik) kommen, nicht nur von der Seite (Wirtschaft), nein, sie muss auch von den Menschen ausgehen. Diese Behauptung ist nicht etwa ein hinterhältiger Plan der Mächtigen, um die Verantwortung abzuwälzen. Sie ist angesichts der komplexen Entwicklung, die wir vor uns haben, schlicht eine der Notwendigkeiten. Wenn wir als Einzelne, als Nachbarschaften, als Dörfer und Städte die Wende nicht leben und nicht vorleben, wenn sie nicht gesellschaftliche Routine wird, dann klappt sie nicht.

Das Schöne ist: Viele Leserinnen und User haben großes Interesse an grünen Lebensstilen und grünen Fragen, die sie selbst betreffen. Natürlich derzeit beim Heizen und Energieverbrauchen, aber auch sonst beim Essen, bei der Mobilität, sogar bei der Kleidung. Und das vielleicht noch Schönere ist das, was eine große Umfrage im Namen der ZEIT und des Bonner briq-Instituts 2022 ergeben hat: Die Deutschen unterschätzen systematisch die Bereitschaft der Mitmenschen, sich für die Umwelt und das Klima zu engagieren. Wir sind also als Gesellschaft besser, als wir selbst argwöhnen. Auf der Wahrheit, die darunterliegt, lässt sich aufbauen.

Dieses Buch tut genau das, indem es die ersten zwölf Monate der GREEN.-Reise erlebbar macht. Es ist eine ebenso vielfältige Reise mit vielen Wendungen, wie eben die ganze grüne Transformation es notwendigerweise auch sein muss. Gerade bei der Ernährung findet man hier viele Lösungen für den eigenen Alltag. Man sieht zudem, wo die Industrie echte Hoffnung auf eine nachhaltige Wirtschaft schafft – und wo sie nur vage etwas erhofft. Und man lernt viele Menschen kennen, die kämpfen. Gegen Politik und Konzerne wie aber auch in Regierungen und Firmenzentralen. Mosaikhaft ergibt sich schließlich ein ganzes, noch etwas schemenhaftes Bild: Wir sind in dieser Transformation nicht allein, fast überall arbeiten Menschen daran, und diese Arbeit lohnt sich fürs eigene Wohlbefinden und für die Welt.

Dieser Schuss Optimismus muss erlaubt sein in einem Buch, das von der Suche nach und dem Finden von Lösungen handelt.

Viel Freude also beim Lesen und Stöbern.

Ihr

Uwe Jean Heuser

Leben & Erleben

Das gute Essen

Geht das – bei der Ernährung aufs Klima zu achten und trotzdem zu genießen? Natürlich geht das, wie die folgenden Fragen, Antworten und Rezepte zeigen

Von Uwe Jean Heuser, Elisa Kautzky, Maria Mast, Jonas Mayer und Elisabeth Raether

Essen ist ganz selbstverständlich, zum Glück. Viele denken kaum darüber nach. Fängt man aber einmal an, sich über sein Essen Gedanken zu machen, wird es kompliziert. Wem fällt schon eine Antwort ein, warum er dieses mag und jenes verabscheut. Warum er oder sie nie kochen gelernt hat oder überzeugt ist, es nie zu erlernen. Oder warum man es liebt.

Kochen ist für viele eine Erinnerung an früher, weil das Gefüttertwerden mit die erste Geste der Liebe ist, gleich nach der Berührung. Manchen ist die kochende Oma eine lebenslange Erinnerung. Andere versetzt allein der Gedanke an Essen in Panik, weil Essen der Grund ist für dicker werdende Hüften und Bäuche und den ablehnenden Blick auf den eigenen Körper. Für andere wiederum ist das Essen ein äußeres Zeichen des Erfolgs – mein Haus, mein Auto, mein Hummer. Oder die Belohnung am Abend eines langen, stressigen Tages. Essen ist Lust, Lebenslage, Stil, Neurose, Kontostand, Selbstbild, Tradition, Erinnerung und Kultur.

Und zu alldem gesellt sich nun noch etwas anderes: Essen ist auch CO2. Jenes kleine Molekül, das wir alle massenhaft ausstoßen und das den Planeten zerstört. Dieser Ausstoß hat neben vielem anderen auch mit unseren Ernährungsgewohnheiten zu tun.

Aber wer sich bislang schon kaum mit Ernährung beschäftigte oder auskennt, wie soll der jetzt noch durchblicken? Auf welche Weise satt werden? Und dabei auch noch glücklich und zufrieden sein (was ja unbedingt zum Genuss des Essens gehört)? Und was, wenn man keinen Tofu mag?

Dieser Text ist keine Belehrung. Eine Belehrung setzt nämlich voraus, dass jemand glaubt, die Dinge besser zu verstehen und sich angemessener zu verhalten als all jene, die seine Texte lesen. Das ist aber nicht der Fall.

Dieser Text ist lediglich ein Angebot zur Orientierung. Wir führen hier eine Art öffentliches Gespräch mit uns selbst, stellen einmal lauthals alle Fragen, die wir uns im Stillen immer wieder stellen (und die auch Sie womöglich umtreiben). Möglichst kluge Fragen natürlich – aber auch die doofen. Und wir versuchen, Antworten zu finden, Dinge zu sortieren und zu klären, damit sie nicht mehr so verschwommen und unübersichtlich daherkommen. Dazu haben wir mit Experten gesprochen, recherchiert und zahllose internationale Studien gewälzt. Obendrein schlagen wir Ihnen Rezepte für umweltfreundliches Essen vor, die gesund sind und außerdem gut schmecken. Auch nachhaltiges Tafeln muss Spaß machen.

Aber zuletzt muss natürlich jede und jeder für sich selbst wissen: Wie groß soll der Beitrag sein, den ich leiste? Was will und was kann ich tun?

Wenn ich an Chinas Kohlekraftwerke denke oder auch an die Tonnen von Autos, die durchs Land rollen – spielt es für das Klima überhaupt eine Rolle, was ich esse?

Unsere Ernährung ist für gut 15 Prozent des CO2-Ausstoßes in Deutschland verantwortlich. Das ist aber eher die untere Grenze des Gesamteffekts. Schließlich importieren wir mehr Essen, als wir exportieren, und sind insofern auch an Emissionen im Ausland schuld. Weltweit verursacht die Lebensmittelproduktion bis zu ein Drittel der Emissionen. Also, ja, auf die eigene Ernährung zu achten lohnt sich für das Klima.

Ich nehme an, dass die vegane Ernährung am wenigsten Emissionen verursacht.

Die Wissenschaft ist sich zumindest einig, dass eine vegane Ernährung die klimafreundlichste ist, da die Tierhaltung besonders emissionsintensiv ist. Das wissen die meisten eigentlich ja auch. Die Erkenntnis führt allerdings manchmal dazu, dass Nichtveganer glauben, gar nichts beitragen zu können – was nicht stimmt.

Halb vegan, fast vegan, ein bisschen vegan, nach 18 Uhr vegan: Alles hilft. Ach?

Ja.

Angenommen, ich esse nicht vegan, worauf könnte ich achten, damit meine Mahlzeiten weniger Emissionen verursachen?

Zum Beispiel auf die »Sättigungsbeilagen« kann man achten – so nennt man in Deutschland schöne Dinge wie Linsen, Reis, Nudeln und Kartoffeln. Wer gerade auf Diät ist, spricht von »Kohlenhydraten«, denn tatsächlich lässt sich einfach und auf gesunde Weise Gewicht verlieren, wenn man weniger kohlenhydratreich isst. Die Klimabilanz für diese Lebensmittel fällt sehr unterschiedlich aus: Die Kartoffel verursacht zum Beispiel nur 0,2 Kilogramm Emissionen pro Kilogramm Lebensmittel, Reis dagegen 3,1 Kilogramm – ungefähr so viel wie Hühnereier. Der Reisanbau allein ist für unglaubliche 1,3 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Denn Reisfelder werden unter Wasser gesetzt, was Organismen im Boden verfaulen lässt und sehr klimaschädliches Methan freisetzt.

Was ist mit Pasta?

Nudeln, Couscous, frische Bohnen oder Brot geben sich in der Klimabilanz nicht viel. Danach kommen noch Linsen und Kichererbsen, wobei auch die mindestens doppelt so gut abschneiden wie der Reis. Produkte aus der Dose haben durch Verarbeitung und Verpackung fast immer eine etwas schlechtere Klimabilanz, brauchen dafür aber weniger Energie in der Zubereitung. Hier übrigens ein köstliches Pasta-Rezept.

Pasta alla Norma mit Auberginen, Tomaten und Ricotta

Zutaten für 2 bis 3 Personen

2 Auberginen, etwas Olivenöl, 1 Knoblauchzehe (gehackt), ½ kleine rote Chilischote (gehackt, evtl. Kerne entfernt), 500 g Tomaten (passiert), Salz, Pfeffer, ein paar Blättchen Basilikum, 80 g Ricotta salata (das ist eine schnittfeste Variante des Ricotta, als Ersatz kann man Pecorino nehmen), 300 g Pasta (zum Beispiel Penne oder Rigatoni)

Die Auberginen in ungefähr 1 cm große Würfel schneiden, nicht größer. Man kann das Gemüse vorher auch längs halbieren und eine halbe Stunde in kaltes Wasser legen – das sorgt dafür, dass es beim Braten nicht so viel Fett aufsaugt. Auberginenwürfel in einer beschichteten Pfanne in heißem Öl braten. Ab und zu ein bisschen Wasser dazugeben, damit die Auberginen nicht ansetzen. Den Pfannendeckel lässt man die meiste Zeit geschlossen. Die Auberginenwürfel sollten weich sein, wenn man den Knoblauch dazugibt. Es folgt die Chilischote. Das Ganze kurz weiterdünsten. Dann Tomaten unterrühren, salzen und pfeffern und die Sauce einkochen, bis sie eindickt, was bei mittlerer Hitze ungefähr 5 bis 10 Minuten dauert. Zum Schluss mengt man das gehackte Basilikum unter. Mit der in Salzwasser gegarten Pasta servieren. Ricotta salata oder, als Ersatz, Pecorino darüberreiben.

Aber das Gericht ist ja mit Käse – der ist doch auch schlecht fürs Klima.

Ja, Käse ist fast genauso schlecht fürs Klima wie Fleisch. Besser wäre es, ganz auf ihn zu verzichten. Aber wer das nicht will, der kann ihn bewusst essen – ein Genuss, den man sich vielleicht nicht ständig und in riesigen Mengen gönnt. Käse ist sozusagen der neue Sonntagsbraten. Es gilt die Faustregel: Je besser etwas schmeckt, desto schädlicher ist es fürs Klima. Nein, kleiner Scherz! Aber was die Käsesorten betrifft, gilt tatsächlich: Je mehr Milch für die Produktion gebraucht wird, desto cremiger und würziger schmeckt der Käse, desto schlechter ist er fürs Klima.

Und weil in Butter so viel Fett und Milch ist, ist sie besonders schlecht fürs Klima, oder?

So ist es. Das Kilo Butter ist mit 9 Kilo Emissionen höchst emissionsintensiv, fast so wie Rindfleisch, wobei selbst wer Butter sehr gern mag, sie ja eher sparsam dosiert und jedenfalls nicht in Form von 250-Gramm-Steaks zu sich nimmt.

Das heißt aber andersherum, Kuhmilch ist nicht ganz so schlimm, weil in einem Glas Milch einfach bloß ein Glas Milch steckt?

Ja, aber von allen Optionen, die man für einen Cappuccino hat – Hafermilch, Sojamilch, Mandelmilch, Reismilch –, schneidet Kuhmilch im Klima-Ranking am schlechtesten ab. Ihre Herstellung verursacht die meisten Emissionen, braucht die größte Landfläche und das meiste Wasser. Lange Zeit gab es beim Kaffee das Problem, dass der Schaum von Pflanzenmilch zu grobporig war, zu wenig cremig, zu wenig stabil. Mittlerweile lösen die Barista-Editionen das Schaumproblem in Luft auf. Es könnte sogar sein, dass beim Blindtest nicht jeder einen Unterschied erkennen würde.

Wie sieht es mit Eiern aus? Gerade Vegetarier essen ja gern Eier, die diese spezielle, wie soll man sagen, Vollmundigkeit haben, die nur tierischen Proteinen zu eigen ist.

Es kann gut sein, dass Eier von vielen als Fleischersatz angesehen werden. Jedenfalls sinkt der Fleischkonsum in Deutschland, während der von Eiern steigt. Eier sind sehr günstig, und sie gelten auch nicht mehr als besonders ungesund oder dick machend (Cholesterin ist als Begriff etwas in Vergessenheit geraten). Was die CO2-Bilanz betrifft, könnte man aber auch gleich beim Huhn bleiben. Hähnchen-Nuggets haben etwa denselben CO2-Abdruck wie Eier – und der ist besser als jener von Käse und Butter.

Moment. Käse und Butter haben eine schlechtere Klimabilanz als Hühnchen? Es heißt doch immer, Fleischessen sei das Schädlichste, was man tun kann.

Die Tierhaltung macht drei Fünftel der Emissionen unserer Ernährung aus. Das ist so viel, wie alle Autos, Lastwagen, Flugzeuge und Schiffe der Welt zusammengerechnet verursachen. Der Klima-Fußabdruck der verschiedenen Fleischsorten geht allerdings weit auseinander. Schweinefleisch, Geflügel und Wurst sind am wenigsten emissionsintensiv, aber natürlich verursachen sie mehr als pflanzliche Eiweiße wie zum Beispiel Linsen, Quinoa und Nüsse – mindestens dreimal so viel, je nach Fleischsorte sogar bis zu neunmal so viel. Rind und Lamm sind besonders schlecht fürs Klima, weil die Tiere Wiederkäuer sind und viel Methan ausstoßen. Sie können nichts dafür! Sie stehen einfach auf der Weide und rülpsen und flatulieren vor sich hin und zerstören dabei unsere schöne Atmosphäre.

Kann ich etwas wettmachen, indem ich nur Biofleisch esse?

Je nachdem, woher das Fleisch kommt, wie weit es transportiert wurde – ob bio oder nicht –, da gibt es Unterschiede. Bio ist dabei tendenziell sogar etwas schlechter für die Ökobilanz als herkömmliche Produkte, hat aber andere Vorteile. Denn auch die Haltungsform ist entscheidend: Frisst sich ein Rind auf einer bayerischen Wiese mit saftigem Weidegras bis zum Schlachtgewicht, freut sich das Tier, aber es hat zugleich auch mehr Zeit, um schädliches Methan zu produzieren.

Ein Dilemma also.

Nicht ganz, denn es gäbe ja einen Ausweg: Man isst einfach wenig bis gar kein Rindfleisch.

Eigentlich müsste man doch mehr Wild essen können, oder? Kein Kraftfutter aus Brasilien, keine Tierquälerei …

Stimmt. Die Produktion von Wildfleisch ist nicht industrialisiert, der Jäger ist ein freier Mensch, im Gegensatz zum Schlachthofmitarbeiter. Es muss kein Wald gerodet werden, die Jagd hilft dem Wald sogar. Es sind glückliche Tiere, die bis zu ihrem schnellen Tod in den Tag hineinleben, und das Ganze auch noch aus der Region. Problem: Wenn alle ihren Fleischhunger mit Wild sättigen, sind wir wahrscheinlich bald bei Rehställen, in denen die Tiere mit Mais aus Brasilien gefüttert werden.

Rehragout mit Aprikosen

Zutaten für 3 bis 4 Personen

1 EL neutrales Öl, 500 g Rehfleisch (aus der Schulter, in mundgerechte Stücke geschnitten), 1 kleine Sellerieknolle (geputzt ca. 150 g), 150 g Karotten, 2 mittelgroße Zwiebeln, 1 Lorbeerblatt, etwas schwarzer Pfeffer, 1 Prise gemahlene Nelke, 1 TL Salz, 200 ml Rotwein, 200 ml Wasser, 10 getrocknete Aprikosen, Abrieb von ½ Bio-Orange

In einem großen Topf mit schwerem Boden Öl erhitzen. Fleisch dazugeben und von allen Seiten anbraten.

Sellerie schälen und in kleine Würfel schneiden. Karotten putzen und würfeln. Zwiebeln schälen und in Ringe schneiden. Fleisch aus der Pfanne nehmen und beiseitestellen. Gemüse im verbliebenen Fett anbraten, eventuell etwas Öl hinzugießen. Lorbeer, Pfeffer, Nelke und Salz dazugeben und unter Rühren ungefähr 5 Minuten lang etwas Farbe annehmen lassen. Fleisch wieder beifügen. Mit Rotwein ablöschen, Flüssigkeit verdampfen lassen, dann Wasser dazugießen. Aprikosen klein schneiden und dazugeben. Alles bei geschlossenem Deckel ungefähr 1,5 Stunden lang bei niedriger Temperatur simmern lassen. Ab und zu umrühren; falls notwendig, Wasser nachgießen. Mit Salz abschmecken. Zum Schluss Orange abreiben und die Schale dazugeben (sie muss sehr fein gerieben sein). Kartoffeln sind eine gute Beilage.

Warum ist es so schwer, auf Fleisch zu verzichten?

Tja, gute Frage. Weil es richtig gut schmecken kann, lautet die einfachste Antwort. Es ist allerdings ein bisschen seltsam, dass einem die Zustände in deutschen Ställen, die jeder kennt, dabei nicht auf den Magen schlagen – etwa ein Drittel unserer Schlachtschweine sind durch die Haltung krank, die Wahrscheinlichkeit, dass mein Schnitzel im Leben Schmerzen gelitten hat, ist also recht hoch. Hinzu kommt, dass Fleisch heute mitunter gar nicht mehr richtig nach Fleisch schmeckt. Der legendäre französische Koch Paul Bocuse hat noch Hammelfüße geschmort. Aus dem zart nach nichts schmeckenden Milchlamm, das wir heute bevorzugen, hätte er höchstens ein Dessert zubereitet. Man könnte das mit dem Fleisch auch folgendermaßen handhaben: Nur wer einen so gut trainierten Gaumen hat, dass er Tofu im Curry vom Huhn unterscheiden kann, hat sich das moralische Recht aufs Huhn erworben.

Könnte Fleisch irgendwann auch klimafreundlich werden?

Die Studie zu einem Pflanzenburger der Marke Beyond Meat schätzte dessen Klimaabdruck auf ein Zehntel des Abdrucks eines konventionellen Rindfleisch-Burgers. Dem Geschmack von echtem Fleisch kommt er erstaunlich nahe. Tofu, Tempeh oder Seitan wären beleidigt, würde man sie als Ersatz bezeichnen. In vielen asiatischen Küchen werden sie verehrt und entsprechend in Topf und Pfanne sehr gut behandelt. Seitan wird aus Weizeneiweiß gemacht, Tofu und Tempeh aus Soja. Dass auch für Tofu Regenwald abgeholzt wird, ist übrigens ein Irrglaube: Auf den gerodeten Flächen wächst zwar Soja, aber das meiste wird zu Tierfutter.

Weltweit arbeiten Firmen außerdem daran, Fleisch im Labor wachsen zu lassen: Von der Stammzelle im Reagenzglas zum Schnitzel auf dem Teller ist es aber ein weiter Weg. Einem Nutztier, etwa einer Kuh, werden Stammzellen entnommen, die in einer Nährlösung angesiedelt und vermehrt werden. Aus einem Zellhaufen soll so Schicht für Schicht Fleisch in der Petrischale wachsen. Das ist energieaufwendig und vor allem: teuer. Die Preise lagen vor ein paar Jahren noch bei 2500 Euro pro Würstchen. Eine andere Alternative könnte der Burger aus Insekten sein: Über 2000 sehr protein- und nährstoffreiche Insektenarten, Mehlwürmer, Raupen, kann der Mensch …

Oh nein!

Na, na! Wer Garnelen und Nordseekrabben verspeist, könnte eigentlich auch Raupen essen. Aber gut. Es ist so: Der Fleischgeschmack lässt sich imitieren. Es mag manchen wie Gotteslästerung vorkommen, aber der menschliche Gaumen hat recht eingeschränkte Fähigkeiten und lässt sich überlisten. Wenn zum Beispiel Senf- und Raucharoma aufeinandertreffen, hat man im Prinzip schon fast eine Wurst. Aber ein Entrecôte, medium rare gebraten, mit etwas zerlassener Butter und ein paar Salzflocken darauf, dafür gibt es keinen Ersatz.

Ja, so wie Fisch, den kann man auch nicht ersetzen.

Fisch ist sehr gesund. Da sind einmal die Omega-3-Fettsäuren, die Zellen und Gewebe geschmeidig halten.

Dann enthält Fisch viele Vitamine und Spurenelemente. Die Belastung durch Quecksilber und auch Mikroplastik ist vor allem auf langlebige und eher große Wildfische wie den Schwertfisch beschränkt, und der Antibiotika-Gehalt von Zuchtfischen ist vielerorts rückläufig. Die allgemeine Empfehlung von Ernährungsfachleuten lautet, mindestens einmal pro Woche Fisch zu essen und dabei oft auf Omega-3-intensive Angebote wie Lachs oder Hering oder auch wilde Garnelen zu setzen. Und was sagt das Klima dazu?

Fisch ist lange nicht so schlecht fürs Klima wie Fleisch. Unterschiedliche Experten rechnen so: Um ein Kilo Rindfleisch zu erzeugen, braucht es bis zu viermal so viel Energie wie für ein Kilo Fisch. Zählt man Wasser- und Flächenverbrauch hinzu, kann der CO2-Fußabdruck von Rindfleisch im Schnitt sechsmal größer sein als der von Meeresfischen.

Gibt es Fische, die besonders klimafreundlich sind?

Logischerweise der Fisch, der auch natürlich und in der Nähe vorkommt und nicht über die halbe Welt transportiert werden muss. Zum Beispiel Karpfen (muss man mögen), Wels, Nordsee-Hering und – Überraschung – die Auster. Für Austern braucht man kein Rezept, man isst sie pur, roh, um nicht zu sagen: lebendig. Vielleicht macht man sich eine Schalottenvinaigrette dazu. Hering schmeckt immer noch als Matjessalat am besten, und zwar so:

Matjessalat

Zutaten für 4 Personen

200 g Matjesfilet, 1 Apfel, 1 Zwiebel, 1 TL Olivenöl (kalt gepresst), 3 Stängel Schnittlauch, 150 g Gewürzgurke

Für das Dressing: 3 EL Naturjoghurt, 2 TL Schmand, Salz, Pfeffer, 1 EL Zitronensaft

Den Matjes in mundgerechte Stücke schneiden. Apfel waschen, vierteln, das Kerngehäuse herausschneiden. Apfel in Streifen schneiden. Zwiebel schälen und in feine Streifen schneiden. Gewürzgurken der Länge nach vierteln. Schnittlauch waschen und fein hacken. Olivenöl, Schnittlauch, Matjes, Apfel, Zwiebel und Gewürzgurke miteinander vermischen. Für das Dressing Joghurt mit Schmand verrühren und mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.

Ich dachte, viele Fischbestände sterben aus …

Richtig, die Überfischung ist eine Umweltgefahr und hat einen unerfreulichen zusätzlichen Klimaeffekt: Weniger Fisch heißt weniger Fischkot, der seinerseits aber CO2 bindet und es in Meerestiefen transportiert, wo das Klimagas besonders wirksam und lange gespeichert wird. Es wäre also, vorsichtig gesagt, besser, ein paar Fische im Meer zu lassen.

Heißt das, die Nachhaltigkeitssiegel, wie sie etwa auf tiefgekühltem Fisch prangen, kann ich ignorieren, Hauptsache, ich esse wenig Meeresfisch?

Nicht ganz. Es gibt schon große Unterschiede bei den Beständen. Auch in dieser Kategorie ist der Nordsee-Hering noch ziemlich ungefährdet, anders zum Beispiel als der Tiefsee-Rotbarsch oder der Schwertfisch. Bei Thunfisch ist die Lage gemischt. Bei ihm zählt man acht Arten, deren Bestand unterschiedlich bedroht ist.

Aber immer wenn die Lage unklar ist, dann gilt das berühmte Motto eines Ernährungsforschers, der gefragt wurde: Was ist der beste Ersatz, wenn man weniger Zucker essen will, Dattelsüße, Stevia, Xylith …? Seine Antwort: Der beste Ersatz für Zucker ist wenig Zucker.

Gibt es einen Unterschied zwischen Wildfang und Zucht?

Beim Wildfang ist die Überfischung das große Thema, siehe oben. Greift man deshalb auf Zuchtfische zurück, ist die Landzucht oft eine gute Alternative zur Wasserzucht in Meereskäfigen. Die Landzüchter haben große Aquarien und deshalb mehr Kontrolle über die Qualität des Wassers und seine Inhaltsstoffe. Giftige Stoffe finden auch nicht automatisch den Weg ins Meer. Vielerorts wird an neuen Zuchtkonzepten an Land gearbeitet, ohne Antibiotika und andere gefährliche Stoffe und mit mehr Platz für das einzelne Tier. Diese Konzepte haben allerdings ihren Preis. Um beispielsweise die norwegische Lachszucht aus dem Meer an Land umzuziehen, könnten einmalig über 10 Milliarden Euro fällig werden. Da landet man doch schnell wieder beim Gemüse.

Aha, Gemüse ist wieder mal die Lösung. Richtig.

Aber wie soll man von Gemüse satt werden?

Ein Problem ist, dass in Deutschland, dem Land der Riesenteller, seltsamerweise mit Gemüse gegeizt wird. Ein Viertel Gurke als Salat zum tischgroßen Schnitzel. Dabei braucht der Gemüse-Esser haufenweise Nahrung. Er nähert sich im Essverhalten dem Pandabären an, der am Tag zu kaum etwas anderem kommt als zum Essen. Also ist Teil der Lösung: viel essen. Klingt gut, was?

Gemüserezept Tomaten-Kokos-Cassoulet

Zutaten für 6 Personen

1 Stange Lauch, 1 Knoblauchzehe, ½ Chilischote, 1 Stück Ingwer (ca. 1 cm lang), Olivenöl, Salz, schwarzer Pfeffer, eine Dose geschälte Tomaten, 4 EL Kokosmilch, eine Dose weiße Bohnen (gegart), 500 g frische Tomaten, 5 Zweige Basilikum, 4 Scheiben Brot

Lauch waschen und in feine Ringe schneiden, Knoblauchzehe schälen, fein hacken. Chilischote fein hacken, Ingwer schälen und fein hacken. Alles zusammen mit Olivenöl in einem ofenfesten Topf 10 Minuten andünsten. Salzen und pfeffern. Anschließend Dosentomaten, Kokosmilch und Bohnen hinzufügen. Einige Minuten lang köcheln lassen und eventuell nachsalzen. Dann die frischen Tomaten halbieren und über dem gedünsteten Gemüse verteilen. Basilikum grob hacken und darüber streuen. Das Brot in Stücke zupfen und zwischen die Tomaten drücken, bis die Gemüsemischung vollständig mit Tomaten und Brot bedeckt ist. Noch einmal etwas Olivenöl darübergeben und den Topf für 30 Minuten bei 180 Grad Umluft in den Ofen stellen, bis das Brot schön kross gebacken ist.

 

Ist es egal, welches Gemüse ich esse?

Die CO2-Bilanzen der einzelnen Obst- und Gemüsesorten unterscheiden sich in der Regel nur minimal voneinander. Größere Unterschiede gibt es bezüglich des Anbaus, der Verpackung, der Lagerung und des Transports durch denjenigen, der einkauft. Es macht einen Unterschied, ob ich mit dem Auto oder Fahrrad einkaufe. Wobei das natürlich für alle Produkte gilt. Es sei hier nur erwähnt, weil manche Menschen sich die CO2-Bilanz ihres Brokkoli kaputt machen, weil sie gern zehn Kilometer mit dem Auto fahren, um ihn aus Gründen der Romantik im Hofladen zu erwerben.

Was ist wichtiger: regional oder saisonal?

Die Kombination von beidem ist wichtig. Heimisch sollte das Gemüse sein, aber nur wenn es gerade in der Heimat wächst. Eine regionale Tomate im Februar kommt wahrscheinlich aus einem fossil beheizten Gewächshaus. Wenn in Chile gerade Spargelsaison ist, bringt uns das hier wenig, denn lange Transportwege sind immer schlecht. Es ist unter Händlern aus der Mode gekommen, Mangos als »Flugware« anzupreisen, was aber nicht heißt, dass nicht immer noch tonnenweise Obst um die Welt geflogen wird. Eine Ananas verursacht im Schnitt mehr Emissionen als Rindfleisch. Es sei denn, sie kommt mit dem Schiff, das verbessert ihre CO2-Bilanz. Jetzt müsste man nur noch einen Supermarktmitarbeiter finden, der Zeit, Nerven und entsprechende Kenntnis hat, den Kunden diesbezügliche Fragen zu beantworten.

Warum importieren wir überhaupt so viel Obst und Gemüse?

Weil wir nicht anders können. Nur ein Viertel der Landwirtschaftsfläche wird in Deutschland für pflanzliche Nahrungsmittel genutzt. Auf einem Großteil der Äcker wächst in Deutschland Futtermittel für Tiere, etwa Weizen, Gerste, Mais oder Raps – was nicht heißt, dass wir nicht trotzdem extreme Mengen Futtermittel importieren müssen, um all die Tiere zu füttern, die hier gehalten werden. Weniger Fleisch würde bedeuten, dass man mehr heimisches Obst und Gemüse anbauen könnte, was wiederum die CO2-Bilanz von Obst und Gemüse verringerte.

Wie sieht es mit Pilzen aus?

Champignons brauchen mehr Pflege und Düngemittel, doch sie schneiden nur minimal schlechter ab als die meisten Gemüsesorten.

Ist es egal, ob ich das Gemüse tiefgekühlt kaufe?

Der Unterschied zwischen frischer und tiefgekühlter Ware ist bei der CO2-Bilanz erstaunlich gering. Gefrorene Erdbeeren verursachen ein bisschen mehr Emissionen als frische Erdbeeren im Sommer, aber viel weniger als frische Erdbeeren im Winter.

Wie wirkt es sich auf die CO2-Bilanz aus, ob Gemüse bio ist oder nicht?

Wie Biofleisch hat auch Biogemüse oft eine schlechtere Klimabilanz als das konventionell Erzeugte. Die Ernte in der Biolandwirtschaft fällt 20 bis 30 Prozent geringer aus, denn Biobauern setzen keine Pestizide oder Stickstoffdünger ein. Der Bioansatz erhält allerdings nicht nur die Fähigkeit des Bodens als CO2- Speicher, sondern ist auch gut für die Artenvielfalt, gerade im Reich der Insekten. Und weil das Artensterben von der Wissenschaft als mindestens ebenso dramatisch eingeschätzt wird wie der Klimawandel, sieht sie Biolebensmittel insgesamt ökologisch im Vorteil.

Ich mach mir alle diese Gedanken – regional, saisonal, bio und so weiter –, und dann steh ich im Supermarkt beim Gemüse und sehe, dass wirklich fast alles in Plastik verpackt ist. Das macht doch jede Anstrengung zunichte.

Plastik ist zwar leicht und spart damit Emissionen beim Transport, wird aber mit hohem Energieaufwand aus Erdöl hergestellt und in Deutschland nur zu rund der Hälfte recycelt.

Soll ich also am besten nichts kaufen, das in Plastik verpackt ist?

Für Gemüse gilt das sicher. Doch wenn man darauf achtet, ist auch im Supermarkt Gemüse oft nicht verpackt, auf dem Wochenmarkt sowieso nicht. Was die anderen Lebensmittel betrifft, ist es recht kompliziert, die richtige Wahl zu treffen. Wie Plastik ist auch Aluminium sehr leicht und daher viel besser im Recycling.

Dafür ist sowohl die Gewinnung als auch das Recycling von Aluminium sehr energieintensiv, und für den Abbau des Grundstoffs Bauxit werden Regenwälder abgeholzt. Dosenbier ist also für das Klima eine schlechte Idee. Besser sind Glasflaschen, auf denen »Mehrweg« steht. Sie können nach der Rückgabe bis zu 50-mal neu befüllt werden. Glas wiegt wiederum aber so viel, dass es auch nicht immer ideal ist – zum Beispiel wenn Flaschen oder Gläser weit transportiert werden müssen. Papier ist leicht, besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und wird viel recycelt, verbraucht aber viel Energie in der Herstellung. Verpackungen aus Kreide und PET sparen Plastik und Gewicht, es gibt dafür aber noch kein Recyclingsystem. Bioplastik aus Mais oder Zuckerrohr klingt grün, ist es laut Umweltschützern aber nicht – wegen der Klimafolgen der intensiven Landwirtschaft, der langen Wege und des Durcheinanders bei der richtigen Entsorgung. Die ideale Verpackung ist wohl nur die Verpackungsfreiheit. Ein bisschen Hoffnung macht, dass Forschungseinrichtungen und Start-ups viel Aufwand in die Suche nach Alternativen stecken und damit erste Erfolge feiern.

Weil gerade von Dosenbier die Rede war: Von einer Klimabilanz der Getränke hört man wenig. Die Unterschiede sind eben nicht so riesig. Am wenigsten Emissionen verbraucht, natürlich, das Leitungswasser. Aus Klimasicht spielt Kaffee zwar in der Liga der Fleisch- und Milchprodukte mit – die Emissionen einer Tasse Kaffee sind so hoch wie die einer Autofahrt über 500 Meter. Dieser Wert lässt sich aber reduzieren, wenn der Kaffee aus zertifiziertem nachhaltigem Anbau stammt, für den kein Regenwald abgeholzt wurde. Wie finde ich jetzt heraus, ob mein Kaffee zertifiziert ist? Es gibt einen Witz: Woran erkennt man einen Veganer? Antwort: Er sagt es einem. So ist es auch mit klimazertifiziertem Kaffee: Ein Label oder Ähnliches wird es den Kunden vermutlich gleich mitteilen. Wenn man den Kaffee jetzt noch in der French Press oder handgefiltert (junge Leute sagen pour over) trinkt, verbraucht man höchstens ein Drittel der Energie einer Mokkakanne oder einer Siebträgermaschine.

Und was ist mit Wein?

Der Weinanbau fällt klimamäßig nicht so sehr ins Gewicht – der Transport von Flaschen schon eher. Die in ihrer Welt legendäre Weinkritikerin Jancis Robinson ärgert sich so sehr über schwere, sie sagt: prätentiöse Weinflaschen, dass sie jetzt, wenn sie über einen Wein schreibt, auch das Gewicht der Flasche ihren Lesern mitteilt. Aber Wein, räumt sie ein, wird seit über vier Jahrhunderten in Glas transportiert. Wer Wein liebt, liebt das dunkle (schwere) Glas, hinter dem man nicht erkennen kann, wie sich die Flasche leert. Wie so oft ist es nicht die mangelnde Erkenntnis, sondern die Romantik, die Menschen davon abhält, Vernünftiges zu tun.

Wäre es möglich, alles, was bislang gesagt wurde, in wenigen Sätzen zusammenzufassen?

Die älteste und renommierteste Medizinzeitschrift der Welt, The Lancet, hat eine Kommission aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammengestellt, die eine »Planetary Health Diet« erarbeitet haben – einen Ratgeber zur guten, gesunden, klimafreundlichen Ernährung. Dabei werden sie sehr konkret, sodass alle, die sich zum Beispiel vorgenommen haben, künftig weniger Fleisch zu essen, sich selbst überprüfen können. So schlagen sie etwa vor:

250 g Vollmilch pro Tag (oder zum Beispiel eine Scheibe Gouda)

100 g Fleisch in der Woche (das ist ungefähr ein halbes Wiener Schnitzel)

200 g Geflügel pro Woche (etwa ein Hühnchenbrustfilet)

1 Mal Fisch pro Woche

2 kleine Eier pro Woche

Der Rest: Gemüse, Getreide, Obst, Hülsenfrüchte …

Der kochende Autor Michael Pollan hat einmal gesagt, er könne in sieben (englischen) Wörtern sagen, wie man sich gesund ernährt: »Eat food. Not too much. Mostly plants.« Das klingt ein bisschen nach Haiku. Er meinte, man möge richtiges Essen essen, also wenig Hochverarbeitetes oder Fertiggerichte. Man möge nicht zu viel essen und vor allem Pflanzen. So einfach.

Stellen Sie sich vor: Wir essen Fleisch. Ohne dem Klima zu schaden. Geht das?

VON MARCUS ROHWETTER UND VERA SPROTHEN

Die grünen Weiden des Lindhofs reichen bis ans Wasser der Eckernförder Bucht. Kühe grasen, der Wind treibt kleine Wolken über den blauen Himmel, in der Ferne ziehen Segelboote vorbei. Wäre dies nicht das landwirtschaftliche Versuchsgut der Universität Kiel, man könnte sich in einem Werbeprospekt des schleswig-holsteinischen Tourismusverbands wähnen. Die milchkaffeebraunen Jersey-Kühe aber sind nicht Ferienkulisse, sondern wissenschaftliche Untersuchungsobjekte für ein großes Experiment. Das erkennt man bei näherem Hinsehen an einem weisen Metallgestell, an dem, in drei Meter Höhe über den Kühen, Messgeräte befestigt sind. Sensoren überwachen die chemische Zusammensetzung der Luft über der Weide. Friedhelm Taube, der wissenschaftliche Leiter des Lindhofs, will wissen, ob und wie die 90 Kühe auf der Weide klimafreundlicher werden können. Seine Messgeräte haben ihm, um das vorwegzunehmen, schon ein paar Ideen geliefert.

Jerseys gehören zu den ältesten Rinderrassen der Welt. Sie sind, weil robust und sanftmütig, bei Landwirten beliebt, haben aber das Problem aller Rinder: Sie brauchen nicht nur viel Futter, das im schlechtesten Fall irgendwo angebaut wird, wo zuvor Regenwald war, sondern sie produzieren auch enorme Mengen Methan, das zu den Hauptverursachern des Klimawandels zählt. Man kann lange darüber reden, dass nicht die Tiere selbst das Problem sind, sondern die Menschen, die so viele Tiere zu Milch- und Fleischlieferanten machen, die nun mit all dem Methan den Planeten bedrohen. Aber egal, wer schuld ist – das Problem ist in der Welt: Die Vereinten Nationen schätzen, dass Methan heute fast ein Fünftel aller auf menschliches Handeln zurückgehenden Treibhausgase ausmacht. Und die Unternehmensberatung McKinsey hat berechnet, dass die Weltrinderpopulation mehr Treibhausgase verursacht als jedes Land der Erde, abgesehen von China.

Bisherige Versuche, das Problem zu lösen, fußen auf dem Gedanken, das Rind zu ersetzen. Hafer- statt Kuhmilch zu trinken, Sojawurst statt Rindersalami zu essen. Das funktioniert auch immer besser, zumindest in den reichen Ländern, wo der Anteil der Vegetarier wächst. Und trotzdem bleiben die Vegetarier eine wohlmeinende Minderheit. In Deutschland essen noch immer neun von zehn Menschen Fleisch. Der gute Wille von einem Zehntel der Bevölkerung reicht aber nicht, um den Klimawandel zu bremsen.

Und wenn man Fleisch ohne Methanausstoß produzieren könnte? In Labors in Israel, den USA und anderen Ländern wird an Kunstfleisch geforscht, mit dem genau das gelingen könnte. Fleischstücke aus Rinderstammzellen werden gezüchtet, die dann im Brutschrank heranwachsen – ganz ohne lebendes Tier. Was vor nicht so langer Zeit noch als Science-Fiction galt, funktioniert inzwischen tatsächlich: Ende vergangenen Jahres lud das Start-up Aleph Farms aus Tel Aviv Benjamin Netanjahu zum Probeessen in eine Showküche. Dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten wurde ein künstliches Steak serviert, als Beilage gab es grünen Spargel und Pilze. »Ich schmecke keinen Unterschied!«, verkündete er zufrieden. Im nächsten Jahr will Aleph Farms sein Kunstfleisch auf den Markt bringen. In anderen Ländern werden ähnliche Produkte entwickelt. In Singapur wurden Ende 2020 synthetische Chicken Nuggets für den Verzehr im Restaurant zugelassen.

Es scheint ein weltweites Wettrennen zu sein. Aber wird Laborfleisch wirklich die Lösung sein? Werden jene Verbraucher, die Tofu und andere pflanzliche Ersatzprodukte ablehnen, es essen wollen? Werden sie es teuer bezahlen wollen?