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Der Tote auf der Baustelle in der Nähe von Zürich ist für Kommissarin Amber Glättli kein Unbekannter. Nur wie kommt der Pirat vom Horn von Afrika hierher. Er war es, der das Kreuzfahrtschiff gekidnappt hatte, auf dem sie Urlaub machte. Ausser dem erpressten Lösegeld stahl er auch das Kollier mit dem weltberühmten Rubin 'Rose of India'. Kidnapping, Waffenhandel und Drogen, all das deutet auf das organisierte Verbrechen hin. Bei ihren Ermittlungen trifft sie auf David Maler, er ist der Bauführer der Baustelle und ihr Hauptverdächtiger. Ausgerechnet ihm räumte sie, der alten Zeiten Willen, eine weitere Chance ein. Sie bringt damit ihre Tochter in Gefahr und muss um ihr Leben kämpfen.
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Seitenzahl: 369
Veröffentlichungsjahr: 2020
Weitere Werke der Autorin:
Atemzug, tredition GmbH, Neuauflage Juli 2020.
Die Zürcher Achse, tredition GmbH, Juli 2020
(vormals Rose of India)
MONTE, tredition GmbH, Juli 2020
Eveline Keller, 1959 in Zürich geboren, lebt mit ihrer Familie in Wallisellen bei Zürich, und schreibt regelmässig Kolumnen in einem Online Magazin. 2009 verfasste sie den ersten Krimi Atemzug, mit Neuauflage im Juli 2020. Es folgte der Krimi Die Zürcher Achse. Das neueste Werk ist der Kriminalroman MONTE, er erscheint im Sommer 2020. Bevor sie sich ganz der Schriftstellerei widmete, arbeitete die diplomierte Betriebsökonomin im Gemeinnützigen Frauenverein Zürich, im Amt für Justizvollzug und bis zu ihrer Pensionierung an einer Schule.
Der folgende Text enthält Helvetismen. Für Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Kurzbeschreibung oder fragen die Autorin.
EVELINE KELLER
DIE ZÜRCHER ACHSE
Ein Fall für Kommissarin Amber Glättli
© 2020 Eveline Keller
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-347-08515-2
e-Book:
978-3-347-08517-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
1.
Achmet musste in der Hölle gelandet sein. Um ihn herum dröhnte und heulte es. Das Böse, es war überall auf der Welt anzutreffen. Er wusste das. Er war in Mogadishu aufgewachsen, einer Stadt, durch die seit Jahren die Fronten der Bürgerkriegsparteien verliefen, die sich einmal vor- und einmal zurück verschoben. Dabei starben täglich Dutzende Menschen im Kugelhagel. Er hatte Glück und hatte überlebt. Er kam mit Joe nach Europa, ins reiche Zürich. Und landete hier in der Hölle.
Eine Stiefelspitze trat ihn wuchtig in den Bauch, dass er aufschrie. Er wusste nicht, wohin man ihn verschleppt hatte. Achmet schluckte und schmeckte Blut, sein Blut. Alles drehte sich im Kreis. Aus seinen verquollenen Augen konnte er nichts sehen. Riechen? Da wo seine Nase war, war ein blutiger Brei, aus dem der Rotz tropfte.
Er hätte auf seine Großmutter hören sollen. Sie hatte ihn schon als Kind gewarnt, dass es eines Tages schlimm mit ihm enden werde. Er hätte Fischer werden sollen, wie seine Väter. Aber er hatte die Schiffe gesehen, die von überallher kamen und Giftfässer vor der Küste Somalias versenkten. Sie verseuchten alle Lebewesen im Meer, und mit ihnen, die Menschen, die sich von ihnen ernährten. Sie bekamen Krankheiten, für die es keine Namen gab.
Ohne ihn. Er hatte beschlossen, sich ein Stück von dem unermesslichen Reichtum der Industriestaaten zurückzuholen. Das war ihm auch gelungen. Er verfügte über Geld und ein Bankkonto. Er war im Besitz der ‚Rose of India‘, einem Rubin, dem magische Kräfte nachgesagt wurden und er trug einen piekfeinen Anzug, geschneidert vom berühmten Armani.
Er durfte sich nur nicht erwischen lassen. Genau! Und Schuld daran war die ‚Rose of India‘. Sie musste verhext sein. Es klebte Blut an ihr, und er hatte sie geklaut. Ihr böser Geist saß ihm im Nacken, er hörte ihr gequältes Geheul, das einem durch die Knochen fuhr. Kalter Schweiß brach ihm aus. Seine Lippen waren zerschlagen und seine Kehle brannte. In seinem Bauch loderte ein Schnaps-Feuer. Er war so durstig. Ein - zwei Tritte trafen ihn diesmal in die Rippen. Er krümmte sich vor Schmerz. Vor ihm verschwamm alles, und er drohte das Bewusstsein zu verlieren.
Joe, wo war er? Sie hatten in der Bar mit den hübschen Mädchen getanzt und gefeiert. Er hatte ihnen ein paar Drinks spendiert. Angeheitert war er einer Blondine mit schwingendem Po aufs Zimmer gefolgt. Da tauchten vor ihm plötzlich diese beiden Teufel auf. Sie stießen ihn die Treppe hinab und verprügelten ihn draußen im Hinterhof. Sie stopften ihm eine Flasche mit hochprozentigem Fusel zwischen die Zähne und hielten ihm die Nase zu, so dass er schlucken musste. Auf seine Fragen antworteten sie mit Schlägen, bis er davon, oder vom Alkohol die Besinnung verlor.
Als er wieder zu sich kam, befanden sie sich nicht mehr im Hof. Wo wusste er nicht. Verzweifelt versuchte er, auf allen vieren weiteren Prügeln zu entkommen. Da spürte er Sand unter sich. Waren sie in der Wüste? Träumte er das alles? War er gar nicht in Zürich, sondern in Puntland? Er probierte, einen Gedanken zu fassen, doch alles surrte um ihn herum wie ein Mückenschwarm.
Weg hier. Er bemühte sich, doch nach einem halben Meter war Schluss, ein Baseball-Schläger mähte ihn nieder. Er wand sich und schrie. Dafür bohrte sich der Stiefel einmal mehr in seinen Magen. Er schmeckte Galle. Gejohle folgte. Die Teufel waren mitleidlos. Wenn wenigstens dieses jämmerliche Klagen aufhören würde. Dieser Ton brachte ihn noch um den Verstand. Es war immer da, wohin er auch kroch, als würde es aus seiner Brust kommen.
Er konnte nicht mehr. Die Arme brachen kraftlos unter ihm ein. Ein Absatz schlug an seine Stirn. Blutiger Nebel senkte sich über ihn. Verbissen robbte er vorwärts. Da spürte er Wasser an den Händen. Mit letzter Kraft zog er sich heran, beugte sich vor und bettete seufzend den Kopf ins kühle Nass. Besser. Das Grölen der Peiniger drang nur noch gedämpft an seine Ohren. Bevor er eintauchte, glaubte er, das Knattern eines Außenbordmotors zu hören. Endlich! Seine Freunde kamen, um ihn zu holen. Alles wurde gut. Er kehrte nach Hause zurück, ans Horn von Afrika.
Achmet entspannte sich, und spürte nicht mehr, wie der Stiefel ihn unter Wasser drückte.
2.
Kommissarin Amber Glättli beugte sich über den Toten, um ihm ins Gesicht zu sehen oder in das, was es mal war. Ein süß-säuerlicher Geruch von Schnaps und Körperausscheidungen stieg ihr in die Nase. Warum erwischte immer sie die gruseligen Leichen? Und der hier hatte links am Hals, eine lange Narbe, die ihr auf beunruhigende Weise bekannt vorkam.
Sein Kopf lag in den Ansätzen, des geplanten Kneipp-Wasserbeckens, in dem sich vom verregneten Wochenende Wasser angesammelt hatte. Im Tod hatten sich seine Züge entspannt, sein Mund, ein blutiges Loch, die Zähne eingeschlagen und seine zugeschwollenen Augen waren dünne Schlitze, auf die Amber hinabsah, um ihn herum, schwamm wie ein Heiligenschein Blut und Erbrochenes.
Routinemäßig prüfte sie seinen Puls. Vielleicht war er zum Vampir mutiert, dachte sie und stürzt sich auf ahnungslose Kommissare. Sollte sie sich einen hölzernen Pfahl sichern, den man ihm notfalls durchs Herz treiben konnte, bevor er biss? Half das überhaupt? Michael Jacksons Thriller drängte sich in ihre Gedanken und sie erschauerte. Es fühlte sich an als wäre die Temperatur gesunken, und die andächtige Stille auf der großen Baustelle des Familien-Wellnesscenters Sunny Beach, trug das ihre dazu bei. Wo sonst Lastkräne surrten, eifrig gehämmert, gerufen und gebohrt wurde, war nur das Scharren von zwei Dutzend Füßen zu hören. Die Arbeiter standen im Halbkreis um sie herum, ihre Hände bedrückt gefaltet, die Schultern gekrümmt. Wie bei einem Feldgottesdienst, nur der Pfarrer fehlte und das signalfarbige Absperrband der Polizei passte auch nicht ins Bild.
Der Polier hatte am Morgen aufgeschlossen.
„Da habe ich nichts Auffälliges bemerkt. Der Elektrikerlehrling hat ihn erst um halb neun Uhr entdeckt, hinten im Saunabereich. Da arbeitet im Moment keiner“, gab er zu Protokoll, während er versuchte an der Leiche vorbeizuschauen, was ihm nicht gelingen wollte.
Kommissarin Glättli richtete sich zu ihrer ganzen Größe von Eins neunundfünfzig auf, stellte sich wippend auf die Zehen, schob ihr Kinn vor und musterte jeden der Reihe nach. Keiner wagte, mit dem Mundwinkel zu zucken. Aufmerksam verfolgten sie jede ihrer Bewegungen in der ungewöhnlichen Aufmachung. Die konnten lange schauen, das war ihr sowas von egal.
Zugegeben, die Fischerstiefel wären für die Pfütze nicht nötig gewesen, so waren von ihr nur noch die Schultern und das Kinn zu sehen. Der Rest ihres Körpers ertrank in der Gummihülle, die ihr bis zum Brustbein reichte und oben mit einem Schutzhelm abschloss. Sie sah aus wie ein Michelin-Männchen. Als sie von der Leitstelle informiert wurde, den Fall des Ertrunkenen ‚AgT‘ –, Kürzel für außergewöhnlichen Todesfall –, zu untersuchen, hatte sie nicht ahnen können, dass sie dazu nicht bis zur Brust im Wasser stehen musste, sondern das kühle Nass gerade mal ihre Knöchel erreichte. Aber sich hier vor allen Leuten aus dem Gummi-Zeug zu schälen, das war ihr zu peinlich.
Der Polizist im Bereitschaftsdienst meldete ihr im Fachjargon er habe das ganze ‚Rösslispiel‘ aufgeboten, das heißt Wissenschaftlicher Dienst für die Spurensicherung, den Bezirksarzt, der den Totenschein ausstellen soll und den verantwortlichen Staatsanwalt. Sie alle trafen nun nach und nach ein.
Kommissarin Glättli nannte man hinter vorgehaltener Hand das ‚Katapultgeschoss des Gesetzes‘. Damit spielten die Kollegen auf ihren gut gepolsterten Körper an. Ihr entlockte dies nur ein müdes Lächeln: „Alles purer Neid.“
Mit zäher Hartnäckigkeit hatte sie mit der Zeit den Kollegen Respekt abgerungen. Ihre Größe hatte dabei wenig geholfen, auch wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte. Ihr Hintern schwang luftig beim Gehen, und mit ihren schnellen Beinen hatte sie schon einige Ausreißer eingeholt. Im richtigen Kleid konnte sie manch bewundernden Blick einfangen. Was wollte sie mehr. Sie sah keinen Grund, warum sie auf ihre geliebten Schokoriegel und Cremeschnitten verzichten sollte.
Ihre schwarzen Haare reichten bis zum Kinn und federten bei jeder Bewegung hin und her. Sie pflegte es länger zu tragen, und früher hatte sie auch mal mit Dauerwelle und Strähnchen experimentiert. Mit dem neuen Haarschnitt wirkte ihr Gesicht zart, was durch die Sommersprossen unterstrichen wurde. Die waren ihre wahre Geißel. Sie ergossen sich über ihren gesamten Oberkörper. Was die einen in Entzücken versetzte, nannten andere Fliegenscheiße und sie selbst hasste sie abgrundtief, wie das nur jemand tut, der deshalb während der Schulzeit gnadenlos gehänselt wurde. An schlechten Tagen griff sie deswegen tief in die Schminkkiste. Wegen ihres frischen Aussehens wurde sie mit ihren fünfunddreißig Jahren oft mit „Fräulein“ oder „Kindchen“ angesprochen, was sie nicht ausstehen konnte.
Nun winkte sie Tom, den Fotografen, herbei: „Bitte mach mir ein paar Aufnahmen von der Zufahrt und bis hierher, von allen Seiten, und ein Porträt.“
Tom nahm mit zugekniffenem Auge Maß: „Mal sehen, ob ich ihm ein Lächeln entlocken kann“, und machte sich ans Werk.
Auch Amber begann ihre Arbeit, zog sich Einweghandschuhe über und untersuchte die Leiche nach Spuren, die etwas über das Ableben verraten würden. Die Totenstarre hatte sich bereits wieder gelöst, er musste länger als sechs Stunden da liegen, der Mediziner würde das genauer schätzen können. Trotz der erheblichen Verletzungen am Kopf, deutete alles daraufhin, dass der dunkelhäutige Mann in den wenigen Zentimetern Wasser ertrunken war. Was eine Maus problemlos schaffte, kam bei jemandem mit dem Körper eines Marathonläufers, der obendrein beide Hände frei hatte, einem Kunststück gleich.
„Hm, hm, hm“, murmelte sie, und ging nahtlos in ein Summen über, eine ihrer Marotten. Der Ton schwoll an und wieder ab, je nachdem, was sie entdeckte.
Der Tote war zirka ein Meter fünfundachtzig groß, hatte lange, dünne Glieder und seine schwarze Haut glänzte mit dem seidenen Anzug um die Wette. Seine Füße steckten in hellen Slippers aus weichem Ziegenleder. Für einen Geschäftsmann wies er zu viele Narben auf und ein Asylsuchender war er wahrscheinlich auch nicht, dafür trug er zu teure Kleider.
Bilder stiegen in Amber hoch: Piraten in wehenden Gewändern rannten auf sie zu. Ihr brach der Schweiß aus, als sie den Vorspann ihres Alptraumes erkannte. Ein Déjà-vu, ausgelöst durch den Fremden. Sie blickte prüfend in sein aufgedunsenes, verformtes Gesicht, konnte aber nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie ihn erkannte. Andererseits, die Narbe…
Um Ablenkung bemüht, sah sie sich nach ihrem Assistenten um: „Serge, halt mir bitte mal das Aufnahmegerät. Danke. Die Totenstarre hat sich gelöst. Druckstellen am Hals, zu schwach für Würgemale, schwere Verletzungen in Gesicht und am Kopf, mehrere Zähne ausgeschlagen, Nase gebrochen und Kiefer, Lippen aufgesprungen, Schwartenrisse links und rechts der Jochbögen, Stirn und linker Wangenknochen. Die Art der Verletzungen deutet auf Fußtritte oder Schläge mit einem stumpfen Gegenstand hin. Am ganzen Körper Kratzer, Prellungen und Schürfungen. Fremdeinwirkung wahrscheinlich. Von seiner Lage zu urteilen, würde ich sagen: Er ist bis zum Wasserbecken auf allen Vieren gekrochen und hier zusammengebrochen.“
Langsam lösten sich ihre inneren Schatten auf.
„Das war‘s. Die Analyse der Spuren durch den Wissenschaftlichen Dienst wird uns mehr Klarheit geben und Reuven von der Rechtsmedizin wird uns nach der Obduktion der Leiche mehr zur Todesursache sagen können.“
Die Kommissarin arbeitete mit Serge seit über zwei Jahren. Seine übermotivierte Spring-ins-Feld-Attitüde hatte er nicht ohne zu murren aufgegeben. Doch inzwischen waren sie meist recht gut aufeinander eingestellt, nur ab und zu gab es Diskussionen. Sie schätzte an ihm seine Flexibilität und musste zugeben, dass ein Kollege mit seiner Größe manchmal ganz praktisch war.
Sie entledigte sich ihrer Gummifinger und machte Platz für die Spezialisten in den weißen Anzügen, die jedem Haar und jedem Staubkorn nachgehen würden. Keine beneidenswerte Arbeit an einem Tatort wie diesem. Gleich vor Ort begannen sie mit dem Vernehmen der Zeugen. Zuerst der Polier, der respektvoll den Helm abnahm, wodurch ein Schweißring mit verklebten Haaren sichtbar wurde, was sie wünschen ließ, er würde den Helm wieder aufsetzen.
„So ein Ärger. Sehen Sie, die Baustelle kann nicht lückenlos abgeschlossen werden. Der Zaun führt zwar rund um das Areal, aber es kommt immer wieder vor, dass Material gestohlen wird. Für Fremde ist das Betreten sowieso verboten und jetzt so etwas. Ein Toter! “ Er seufzte: „Er muss schon dagelegen haben, als ich aufschloss. Ich kenne ihn nicht, habe ihn noch nie gesehen“, meinte er kopfschüttelnd. Er würde ruhiger schlafen, wenn ein Wachmann nachts seine Runde machen würde, aber das war zu kostspielig.
„Vielleicht hat er mal nach Arbeit gefragt? Denken Sie nach!“
„Nein, der wäre mir bestimmt aufgefallen.“
Sie notierte sich seine Adresse und wandte sich dem Nächsten zu, einem großen, schlaksigen Jungen mit Pickelgesicht. Es war der Lehrling der Elektrofirma, der den Toten gefunden hatte, und der seiner wichtigen Rolle entsprechend, cool wirken wollte:
„Ich rief ihm noch zu: ‚Die Pfütze reicht aber kaum für eine Abkühlung‘, im Sommer wird es auf dem Beton heiß wie in einer Bratpfanne, darum glaubte ich, er …“, der Junge schluckte. „Doch er regte sich nicht, also stupste ich ihn mit dem Fuß an und merkte erst da, wie unheimlich still er war.“ Ein Stimmbruch kippte und nun quiekte er, dass es in den Ohren schmerzte. „Da ging ich den Chef rufen.“
Er brach von Emotionen überschwemmt ab. Amber legte ihm tröstend den Arm um die Schultern.
„Das hätte jeden erschreckt. Sie haben genau das Richtige getan.“
Steif nickend wandte er sich mit feuchten Augen ab. Dann sah er sie fragend von der Seite an, als fürchtete er, bei ihrer nächsten Frage in Tränen auszubrechen.
„Danke, wir melden uns, wenn wir noch Fragen haben.“
Mit Schultern, die unter der Last der Erwachsenenwelt zusammenzubrechen drohten, ging er davon.
„Was ist hier los? Was macht ihr da?“, bellte eine Stimme die Anwesenden an und zog die Aufmerksamkeit auf sich. Ambers Stirn kräuselte sich, zu einer steilen Falte über ihrer Nase. Die Art, wie der Näherkommende sich bewegte kam ihr bekannt vor. Außer John Wayne kannte sie nur einen, der die Hüften so versteifte, wobei die Beine vorausgriffen, als ob das, was dazwischen hing, besonderen Schutz erforderte. Ihr Blick tastete ihn ab.
Seine Gesichtsfarbe glich Spülwasser, sein Mund verkniffen und anstelle der Grübchen hatte er nun Furchen. Die Lachfältchen um die rotunterlaufenen Augen stammten aus einem anderen Leben. Gereizt schob er eine Locke aus der Stirn und musterte die Männer. Der coole Individualist, mit der animalische Anziehungskraft war verblast. An seiner Stelle stand ein Typ, der Stahl fressen würde, sodass ihr der freundliche Gruß im Hals stecken blieb. Er war breiter geworden.
David Malers Auftritt ließ keinen Zweifel daran, wer hier der Boss war. Und Amber wurde plötzlich peinlich bewusst, wie sie aussah. Sie wünschte, sie hätte sich heute Morgen mehr Zeit vor dem Spiegel genommen. Obwohl von ihrer Bluse und den Dreiviertelhosen sah man nichts in den Fischerstiefeln, mit dem Helm obenauf.
Maler schaute um sich und schnauzte: „Ihr da! Warum steht ihr rum wie bestellt und nicht abgeholt? Wisst ihr, was das kostet?“ Er fixierte einen nach dem anderen, als könnte er an ihren Gesichtern die Ausgaben abschätzen.
Eine weitere Verzögerung des Baus konnten sie sich unmöglich leisten. Sie lagen im Terminplan bereits zurück, statt Januar würde man erst im April eröffnen können, und das auch nur, wenn alle Überstunden einlegten. Er wedelte mit der Hand in Richtung des Toten: „Packt den mal weg. Die Sorte kann ich eh nicht leiden, egal ob tot oder lebendig.“
Sein rüder Ton verschlug Amber kurz die Sprache. Sie trat vor. Er blickte sich jedoch suchend um, hatte sie als Hilfskraft abgetan und winkte stattdessen Assistent Serge heran. Der entsprach offensichtlich eher seiner Vorstellung eines Untersuchungsleiters mit seinen eins fünfundneunzig und hundert Kilo Lebendgewicht.
„Hallo, ja Sie, sind Sie der Zuständige der Kripo?“
Serge beugte sich zu seiner Chefin hinab: „Alles klar, Frau Kommissar?“
Amber zischte verächtlich, schoss wie eine Ballerina auf die Zehenspitzen und war nun knapp auf Davids Augenhöhe.
„Kommissarin Glättli. Wir, äh, … kennen uns!“, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen.
Die übersah er, und schaute sie verdutzt an.
„Von der Kreuzfahrt. Horn von Afrika.“ Sie stellte sich wieder auf ihre Fußsohlen, was sie ein paar Zentimeter an Höhe einbüßen ließ, aber nun hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. „Ich leite die Untersuchung und hier räumt niemand was weg, bevor die Spurensicherung ihre Arbeit beendet hat.“
„So! – Aaaha!“
Der lang gezogene Ausruf bestätigte seine Vorahnung von heute Morgen, als eine schwarze Katze seinen Weg kreuzte. Er befürchtete, dass er vom Pech verfolgt werden würde. Der Beweis stand vor ihm. Die halbe Portion, die die schlechte Angewohnheit hatte, in den ungnädigsten Momenten in sein Leben zu platzen, alles aus den Angeln zu heben und dann spurlos zu verschwinden.
Sie war Kommissarin, das erklärte manches. Unter anderem, weshalb sie alles besser wissen musste. Und Mannweiber, die ständig beweisen wollten, wie hart sie im Nehmen waren, konnte er noch nie leiden. Er hatte sie nicht wiedererkannt. War das ihre Uniform?
„Was suchst du hier? Dass du dich mir überhaupt unter die Augen traust! Nie gelernt, dich anständig zu verabschieden, hm? Schlechte Kinderstube! Was soll der giftige Blick? Habe ich einen wunden Punkt getroffen?“, blaffte er sie an. Und weiter: „Oh, entschuldige, du bewegst dich ja in höheren Sphären. Rettest Menschen in Not, oder war es die Welt? Spielst dich zum Gewissen der Nation auf, aber selbst hast du keines!“ Das hielt er ihr in voller Lautstärke vor. Nun wusste es auch der Hinterste und Letzte
„Reißen Sie sich zusammen, ja, bitte! Sie sind mir grad der Richtige! Und mein Privatleben interessiert hier keinen“, zischte sie. Was nicht stimmte, denn alle spitzten die Ohren. „Ich bin hier, um den Todesfall zu untersuchen.“
„Kennen Sie den Mann? Schauen Sie ihn genau an. Haben Sie ihn schon mal gesehen?“
In David sträubte sich alles, seine Abneigung dem Toten gegenüber war fast körperlich. Schweiß brach ihm aus. Zu sehr sah er jenen Piraten ähnlich, die Jessica auf dem Gewissen hatten, und der Schmerz über ihren Tod übermannte ihn von Neuem. Jessica, wie sie verärgert weglief. Der Schlag, als die Kugel ihren Körper traf. Ihr erstaunter Blick.
Aufgewühlt schüttelte er den Kopf, um die Bilder zu verscheuchen. Die Narbe auf seinem Unterarm, wo ihn das Projektil gestreift hatte, juckte. Er starrte auf den stillliegenden Mann zu seinen Füssen und ihm wurde schlecht. Galle stieg in ihm auf und er schluckte krampfhaft, wollte den Toten mit dem Fuß wegstoßen. Als hätte Amber es geahnt, schnellte ihre Hand vor.
„Unterstehen Sie sich!“
Das reichte. Nur weg hier oder er musste kotzen. Unwirsch riss er sich los.
Sie ließ nicht locker: „Na? Kennen Sie ihn?“
„Ich kann es nicht sagen.“
Warum stand sie so nah bei ihm? Er fühlte wie sein Blut im Bauch klopfte und sein Gesicht brannte. War das der Beginn eines Herzinfarktes oder spielten seine Hormone verrückt?
Fahrig strich er sich das Haar zurück und meinte müde: „Räum ihn weg, schnellstmöglich, ja. Wenn noch Fragen sind, ich bin in meinem Büro“, und ging.
Amber sah ihm mit zusammengekniffenen Augen nach. Was würde sie darum geben, seine Gedanken lesen zu können. Mit einem entschlossenen Seufzer wandte sie sich um. Der Staatsanwalt trat auf sie zu. Nach der kurzen Begrüßung berichtete Amber, und sie besprachen das weitere Vorgehen. Der nächste Zeuge war dran.
„Wie lange dauert das denn noch? Ich sollte heute die Schläuche fürs Elektrische einziehen, sonst flucht der Chef abends“, maulte einer.
„Wir tun, was wir können. Name?“
Nach zwei Stunden war die Leiche weggeschafft und die Umrisse mit weißer Farbe auf dem Boden nachgezeichnet. Nur das neonfarbene Absperrband deutete auf die laufende Untersuchung hin. Amber überflog die Ergebnisse der Befragungen. Keiner kannte den Fremden oder hatte ihn mal gesehen. Er trug keine Papiere bei sich anhand derer man ihn identifizieren konnte. In seinem Anzug hatte man ein abgerissenes Preisschild gefunden, das vielleicht Auskunft geben würde, wo er sich vor seinem Tod aufgehalten hatte.
Könnte er tatsächlich einer der Somalischen Piraten sein? Oder war ihre Meinung von den schrecklichen Erinnerungen getrübt?
Wann würden die Schatten von damals sie endlich in Ruhe lassen?
3.
Bauführer David zerbiss lautlos ein paar Flüche. Die Polizei sah er am liebsten aus der Ferne, und auch seine Arbeiter wurden zusehends nervös. David Maler war vor ein paar Jahren aus dem Ausland zurückgekommen. Er war von Kontinent zu Kontinent gereist, hatte dort verweilt, wo es ihm gefiel, und war wieder aufgebrochen, wenn er genug Geld für die Weiterreise zusammen hatte.
Zurück in der Schweiz hatte er eine Stelle gesucht und Cora Kunz kennengelernt, deren Vater Bauunternehmer war - oder war es andersherum gewesen: Hatte er durch die Stelle beim Bauunternehmer Kunz dessen Tochter Cora kennengelernt? Egal, das eine hatte dem anderen nicht geschadet. Er arbeitete hart, was nicht unbemerkt blieb. Und er bemühte sich intensiv um Cora, der Tochter des Chefs. Er lud zum Lunch im Nobelhotel Dolder mit dem zukünftigen Schwiegervater, Galaabend in der Oper mit ihr, Dinners in erstklassigen Lokalen mit Vater und Tochter, um seine Familientauglichkeit unter Beweis zu stellen. Das zahlte sich später für ihn aus und schuf eine solide Basis. Diese war auch nötig. Denn als er sich trotz allem in Coras Schwester Jessica verliebte, löste das ein kleines Erdbeben aus. Davor hatte ihn Kunz kurzerhand an die Spitze seines renommierten Bauunternehmens befördert.
David hatte damit den Sprung nach oben geschafft. Er wurde daraufhin vom Konsortium, das das Wellnesscenter Sunny Beach erstellte, mit der Bauführung beauftragt. Stolz herrschte er über das Sechzig-Millionen-Projekt und ließ bis zu vier Kräne gleichzeitig nach seiner Regie tanzen. Er zog in eine luxuriöse Terrassenwohnung und erfüllte sich seinen Bubentraum: Einen Ferrari zu fahren.
Er war eine Persönlichkeit, der man sich nicht leicht entziehen konnte. Er band Menschen aller Couleur in seine Pläne ein, brachte Investoren dazu, sein Projekt zu finanzieren und überzeugte Gemeindevertreter im Interesse der Wirtschaft, ihnen mit den Vorschriften und Gesetzen entgegenzukommen. David verlor nie den Blick fürs große Ganze und war sehr genau in den Details, ja hartnäckig. Er war jedoch nicht abgeneigt, Unterführungen für laichende Frösche zu bauen oder Fischtreppen, um ein Nebeneinander von Menschen und Natur zu ermöglichen. Seine Konkurrenten nannten ihn einen billigen Schaumschläger, ein Plappermaul, das immer den neuesten Klatsch wusste, und verübelten ihm seine Standhaftigkeit und das pickelharte Einfordern von Abmachungen.
Sein Präsenz zog die Blicke auf sich, wenn er einen Raum betrat und ließ alle Anwesenden zu seinem Publikum werden. Er sah immer noch gut aus, mit griechischen Gesichtszügen und blonden Locken. Er wusste sein charmantes Lächeln skrupellos für seine Interessen einzusetzen. Stets trug er ein helles Hemd, die goldene Uhr am gebräunten Handgelenk und Designer-Jeans. Seine muntere Begrüßung war sein Markenzeichen. „Grüezi. Was kann ich an diesem schönen Tag für Sie tun?“
Doch seit dem Tod seiner Frau war seine gute Laune verschwunden und morgens kam er nur mit Mühe aus dem Bett.
Sich in die Arbeit zu stürzen, war sein Mittel, um damit fertig zu werden.
Bei ihm liefen alle Fäden zusammen, er führte jedoch nicht vom Schreibtisch aus, sondern war oft vor Ort anzutreffen. So hielt er seinen Leuten den Rücken frei, wenn etwas nicht nach Plan lief, und irgendetwas ging immer schief. Da waren schnelle Entscheidungen gefragt, wie letzte Woche, als der Betonmischer vor dem Tor stand und die Gitter für den Eisenleger noch nicht geliefert worden waren. Diese Herausforderungen waren die Würze im täglichen Einerlei, und wenn Not am Mann war, packte er auch mal mit an.
Aber eine Leiche, da konnte er nicht mitreden und sie auch nicht wegorganisieren; das war nicht sein Metier. Es war das Feld der sperrigen Kommissarin mit ihrem Tross von Beamten, die seine Arbeiter mit Fragen belästigten: Gelinde gesagt, ein Ärgernis.
Davids Kiefer bewegte heftig als er einige Verwünschungen ausstieß. Er war kein Freund der Polizei. Und auch seine Leute verunsicherte ihre Anwesenheit, hinterher musste er doppelt Druck machen, damit die Arbeiten fristgerecht fertiggestellt werden würden.
„Ähem, Chef!“ Vor ihm stand der Sanitärinstallateur, ein kleiner drahtiger Mann, und hielt ihm seinen Plan unter die Nase. „Wie sollen wir die Leitungen vom Verwaltungsgebäude zum Außenbecken verlegen, wenn die Idioten den Kanal zugemauert haben? Das müssen wir alles wieder ausfräsen, was uns wertvolle Zeit kosten wird. So kann ich nicht garantieren, dass wir den Termin einhalten, und das ist nicht unsere Schuld.“
David rief den Polier zu sich und besprach mit ihm, wer den Sanitärinstallateur unterstützen könnte. Und der fragte ihn, was sie alle beschäftigte: „Wann können wir weiterarbeiten, Chef?“
„Kann ich im Moment nicht sagen. Sobald die Kripo grünes Licht gibt.“
„Ich habe gehört, die Kommissarin sei ein heißer Feger?“, feixte der Installateur.
„Ungefähr so sexy wie Zwerg Brummbär aus Schneewittchen“, grinste David und nickte ihm abschließend zu. Ein paar Schritte weiter blieb er stehen und rief nach dem Gerüstbauer, die Decke im zukünftigen Aerobic-Raum musste besser abgestützt werden.
„Hossa! Hossa! Hossa!“ Was wie ein Niesen tönte, stellte sich als sein neuer Handy-Klingelton heraus. Er musste unbedingt ein Wörtchen mit der Tochter seiner Assistentin reden. Sein Handy war tabu für solche Spielchen.
„Fiesta, Fiesta Mexicana…“ Hastig drückte er Rex Gildos Trällern weg. „Maler?“, bellte er in den Hörer.
„Hallo, David, Dumont am Apparat. Wie läuft‘s?“
Martin Dumont war ein gewichtiger Investor des Konsortiums und ließ keine Gelegenheit aus, ihm reinzureden. David hatte bisher einen Konflikt vermieden, sich agil durch dessen „wohlgemeinte“ Ratschläge geschlängelt. Doch in letzter Zeit setzte er ihm zu.
„Hallo, Martin. Was für ein schöner Tag heute. Wir sind gut im Terminplan. Wenn das Wetter weiter so bleibt, sind wir früher fertig als geplant“, gab er etwas gezwungen zur Antwort
„Schön, schön. Hör mal: Ich stellte auf meiner letzten Reise nach Dubai Kontakt mit der Alexis-Gruppe her. Die haben letztes Jahr in der Nähe von Athen ein Wellnesscenter eröffnet, doppelt so groß wie unseres. Der Manager ist ein Schwede namens Ben Carlson, und der ist gestern zufällig angereist. Von dem kannst du sicher was lernen. Deshalb möchte ich, dass du ihm unser Projekt zeigst, mit dem üblichen Drum und Dran, Einladung zum Dinner, Massage aufs Zimmer, na, du weißt schon.“
David verzog das Gesicht. Zurzeit hatte er wirklich andere Sorgen. „Das passt jetzt gerade schlecht.“
„Wo liegt das Problem? Eben hast du erklärt, es laufe alles wie geschmiert. Lass mich raten: Du stehst mannshoch in Beton und Backsteinen, weil der Maurer Vaterschaftsurlaub hat, stimmt‘s?“
„Nein. Das nicht, aber…“ Besser, wenn Dumont nichts von dem Toten auf dem Bau erfuhr. Doch bis zu Carlsons Besuch würden deren Spuren wohl nicht verschwunden sein.
„Dann ist es abgemacht!“, beschloss Dumont. „Am besten, du holst Carlson um neun Uhr dreißig im Hotel Ramada ab. Wir treffen uns dann zum Lunch mit Kunz, so um dreizehn Uhr. Und Maler, sei pünktlich, ja, und bind dir eine Krawatte um, ich will mich nicht blamieren.“
Das ihm! Es gab vieles, was man ihm nachsagen konnte, aber sicher nicht taktloses Verhalten. Das traf besser auf die Geldgeber für solche Projekte zu, die wurden leider nicht nach Sympathiepunkten ausgewählt. „Ist noch was? Ich muss weiter.“
Er war im Begriff einzuhängen, als Dumont fragte: „Mir ist da was von einer Leiche auf dem Bau zu Ohren gekommen. Warum sagst du mir nichts davon?“
„Uh, oh, daaas! Hat sich nahezu erledigt, drum. Ein Unfall! Die Kripo packt gerade zusammen, die Kommissarin ist eine alte Freundin von mir. Reine Routine.“
„Wie kann so was passieren? Ich muss dir hoffentlich nicht sagen, dass das nicht gut fürs Geschäft ist. Schau zu, dass nichts an die Presse durchsickert. Hörst du! Ein Toter kann dem Wellnesscenter einen bleibenden Imageschaden bereiten - der klebt wie Hundekacke, und den Gestank wird man nicht los.“ Ohne ein weiteres Wort hängte er ein.
Einer der Vorteile auf dem Bau war, dass man sich ungeniert Luft verschaffen konnte, wenn einem danach zumute war. Keiner fühlte sich deswegen bedroht. David versetzte der nächsten Holzwand ein paar Fußtritte und fluchte alle Heiligen vom Himmel herab. Hatte er nicht schon genug Ärger? Nun durfte er morgen den Schweden herumführen wie ein Chorknabe, und dann diese Kommissarin… Die Einzige, bei der ihm sein Charme im Hals stecken blieb, weil er aus unerklärlichen Gründen für sie weniger als Luft zu sein schien. Er zweifelte, ob sie aus Fleisch und Blut war, sie war steif wie ein Androide.
Der Vergleich war witzig, er verzog seine Lippen zu einem Lächeln, was kläglich misslang. Er war müde.
4.
Im Büro angekommen blickte David selbstbewusst, vom zweiten Obergeschoss des Verwaltungstraktes aus über die Baustelle. Er hatte die Pläne im Kopf: Vorne die imposante Eingangshalle, dahinter erkannte das geübte Auge bereits das Schwimmbecken und rechts war der Durchgang zur Saunalandschaft.
Seit dem Tod von Jessica hatte ihm sein Schwiegervater die Unterstützung aufgekündigt. Und machte nun keinen Hehl mehr daraus, dass er David als Bauführer beim Wellnesscenter-Projekt für eine Fehlbesetzung hielt. Damit bildete er eine unheilige Allianz mit Dumont. Sie unterstellten ihm, ein Bau dieser Dimension sei eine Nummer zu groß für ihn, sahen in seiner Art, immer vor Ort zu sein, Führungsschwäche und warfen ihm vor, sich lieber mit Handwerkern zu unterhalten als mit den Finanziers.
Wenn sie erwarteten, dass er ihnen den Hintern wischte, würden sie eine herbe Enttäuschung erleben. Er seufzte abgrundtief. In Augenblicken wie diesen sehnte er sich nach einer Tätigkeit, wo man abends sah, was man geleistet hatte, anstelle des endlosen Schreibkrams. Nur Maria, seine Mutter sah es lieber, wenn er sich die Hände nicht schmutzig machte.
Es würde ihm immer ein Rätsel bleiben, weshalb sie seinen Vater, einen Tyrannen und Alkoholiker, geheiratet hatte. Schon bald nach der Hochzeit verging ihr das Lachen. Sie lebten zurückgezogen und im ständigen Bemühen, nicht aufzufallen. Ihr Sohn war ihr einziger Sonnenschein, ihr ein und alles, als Ausgleich zur Gefühlskälte ihres Mannes. So überschüttete sie David mit ihrer Liebe.
Sie litt unter der krankhaften Eifersucht des Vaters, der durch sein ausuferndes Trinken immer aggressiver wurde und seine Frau für die kleinste Unregelmäßigkeit schlug. Bis zu jenem Sommertag. David lag auf dem Boden neben seinem Plattenspieler und sang mit Adriano Celentano aus voller Kehle mit. Das war der Grund, weshalb er das berstend einer Flasche überhörte, das war die Einleitung für den heraufziehenden Streit. Als ein umstürzendes Möbelstück den Boden erschütterte, stellte er seinen Plattenspieler leiser und nun konnte er seine Mutter schreien hören. Dazwischen ertönte das Gebrüll des Vaters, der anstelle des Frühstücks seine Kaffeetasse mit Kirsch gefüllt hatte, etwas anderes blieb nicht in seinem Magen. „Ich kenne deinesgleichen! Du tuschelst hinter meinem Rücken mit der Nachbarin. Dann schaut mich der Kleine so an mit seinen schwarzen Augen, dass es einem anders wird, dämonisch sag ich! Ein Satansbraten, … verziehst ihn viel zu sehr“, lallte er im Wahn. „Eines Tages steckt er mir ein Messer in den Rücken – wirst schon sehen. Wie Brutus dem Cäsar. Ja – der war auch so ein Italiener. Alles Mafiosi.“
David kam ihr zu Hilfe, und wie er sah, dass sie sich verstohlen das Blut von der Lippe tupfte, stellte er ihm mutig seine hundertzehn Zentimeter entgegen. „Lass Mama in Ruhe!“, drohte er mit Pieps-Stimme.
„Was willst du denn, du Hosenscheißer!“, donnerte sein Vater. „Ich lasse mir doch von dir nicht auf der Nase herumtanzen.“
Ein Schubs von ihm und David flog in die Ecke. Der rappelte sich auf und stürzte sich mit so viel Wut auf ihn, dass der Vater auf seinem Allerwertesten landete. Auf Davids Augenhöhe hämmerte er mit seinen kleinen Fäusten auf ihn ein, bis der Vater ihn zu fassen kriegte und zuschlagen wollte. Ein Gongschlag ertönte, der Vater verdrehte die Augen und kippte um. Über ihm stand Maria, in der Hand die gusseiserne Bratpfanne.
„Basta!“, meinte sie und schlug das Kreuz. Das wirkte wie ein Befreiungsschlag, von da an fasste sie mehr Selbstvertrauen und begann sich zur Wehr zu setzen. Und auch Vater sah sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Respekt an, er erinnerte sich zwar nicht genau was geschehen war, aber seine Handgreiflichkeiten versiegten.
Als er dann an seiner kranken Leber starb, trugen es die Hinterbliebenen mit Fassung. Sie hatten eine kleine Rente, die für ein bescheidenes Leben reichte. David lud gerne seine Freunde ein, und seine Mutter liebte es, sie wie eine große Familie zu bekochen. Verglichen mit früher, war ihr Leben danach eine einzige große Party.
Entgegen dem Wunsch seiner Mutter lernte er Maurer, hängte dann noch ein Studium an der Technischen Hochschule dran, was sie freute. Doch als er von seinem Wunsch erzählte, den Rest der Welt zu entdecken, kam es für sie etwas zu überraschend.
Er würde noch heute im Ausland leben, hätte ihn nicht damals die Nachricht erreicht, dass seine Mutter schwer erkrankt war. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass sie allein seine Familie war und eines Tages nicht mehr da sein würde. Er lieh sich von seinen Freunden Geld für den Rückflug. Und als seine Mutter nach drei Wochen das Krankenhaus verlassen konnte, beschloss er, in ihrer Nähe zu bleiben.
David wandte sich vom Fenster ab und musterte seinen Arbeitstisch. Seine Träume von einer eigenen Familie waren zunichte. Es lag nun über ein halbes Jahr zurück und er wartete noch immer auf den Tag, an dem das Gefühl, Schuld an Jessicas Tod zu sein, verblassen würde.
Manchmal hielt er mitten im Reden inne, weil ihn etwas an sie erinnerte. Dann saß er da und spürte, wie eine kalte Hand nach ihm griff.
Wann würde das endlich aufhören?
5.
Amber kehrte zurück in ihr Büro. Ihr, vier mal fünf Meter, mit Normmöbeln der Verwaltung eingerichtetes kleines Reich, mit PC, Drucker und schnurlosem Telefon, einem schwarzen Drehstuhl und drei Orchideentöpfen, rosa, weiß und lila, die vor dem Fenster in den Hof standen.
Sie schloss die Tür und lehnte sich erleichtert daran. Endlich! Ambers bebendes Kinn sank auf die Brust, die Schultern ließ sie fallen, verschränkte ihre Arme und versuchte den Aufruhr in ihrem Innern zu stoppen. Hoffentlich hatte es niemand bemerkt. Am liebsten wäre sie in ihren Fischerstiefeln versunken. Die Begegnung mit David hatte Vergangenes wachgerufen, das sie längst abgehakt zu haben glaubte. Und je länger die Untersuchung dauerte, desto mehr fürchtete sie, ihre Beherrschung zu verlieren.
Das wäre zwar menschlich, aber sie erwartete von sich von Berufs wegen, dass sie über der Sache stehen müsste und wünschte sich, das Ganze sei erledigt. In der Regel meisterte sie heikle Situationen mit Bravour, es kitzelte ihre emotionale Kompetenz, und sie liebte es, knifflige Aufgaben zu lösen.
Sie glaubte an ihr sorgsam ausbalanciertes Lebenskonzept, das auf drei wesentlichen Säulen ruhte: Beruf, Familie und Freunden. Sie liebte ihre Arbeit, hatte eine feine Spürnase und glaubte an das Gute im Menschen. Obwohl es zuweilen stressig werden konnte, verlor sie selten die Nerven und hielt mit bei Selbstverteidigung und Schießübungen.
Eine weitere wichtige Rolle in ihrem Leben, spielte ihre sechzehnjährige Tochter Melanie. Sie versuchte mit ihr möglichst wertvolle Freizeit zu verbringen, auch wenn das bei Ambers Einsatzzeiten nicht immer einfach war. Melanie wuchs damit auf, mittlerweile war sie selbständiger geworden, aber auch eigensinniger und passte sich nicht mehr einfach an. Deswegen plagte Amber immer mal wieder das schlechte Gewissen.
Und schließlich der letzte Teil, ihr Freundeskreis. Wöchentlich traf sie sich mit Rine, kurz für Catherine. Mit ihr konnte sie über alles reden, sie fuhren auch regelmäßig mit ihren Mountainbikes auf den Pfaden rund um den Zürcher Hausberg, den Üetliberg. Damit hielten sie sich fit und konnten den Alltag hinter sich lassen. Gegenseitig motivierten sie sich; war bergauf meistens Rine vorne, musste sie bei der Abfahrt aufpassen, um von Amber nicht gnadenlos abgehängt zu werden.
Männerbekanntschaften hatte sie auch, gute und auch miese, ein unschönes Abenteuer mit einem Verheirateten hatte sie gerade hinter sich.
Meistens war Amber mit sich ganz zufrieden. Nur manchmal, wenn eine langbeinige Schönheit mit perfekten Wachstumsgenen vorbeiging, wurde sie neidisch und wünschte ihre Pölsterchen ins Pfefferland. Dieser Zustand dauerte meist nicht länger als zwei Sekunden. Alle paar Jahre quälte sie sich mit einer neuen Diät, die Letzte hatte den verlockenden Titel: Schlank werden im Schlaf. Irgendetwas musste sie falsch gemacht haben. Bei ihr klappte es leider nicht; obwohl sie nur säurefreie und salzlose Speisen zu sich nahm, verlor sie kein Pfund, dafür ihre gute Laune. Sie tröstete sich, dass es, mal abgesehen vom Modetrend mager zu sein, ihr an nichts fehlte und verwöhnte sich mit einer Schachtel Lindorkugeln.
Doch das war bis gestern.
Seit heute Morgen wirbelten längst vergessene Gefühle all ihre Professionalität himmelwärts und ihr sprang das Herz vor Aufregung fast aus der Brust. Der Morgen hatte nicht enden wollen. Die Ruhe, mit der sie gewöhnlich ihre Arbeit verrichtete, war weg, ihr Scharfsinn erlitt Kurzschluss, und sie improvisierte von Minute zu Minute. Gleich nachdem der Arzt den Totenschein ausgestellt und der Staatsanwalt sich verabschiedet hatte, übergab sie Assistent Serge die Leitung, und eilte unter dem Vorwand davon, das TV-Interview vorbereiten zu müssen.
Das war sonst gar nicht ihre Art, sie war keine Einzelkämpferin und tauschte sich gerne im Team aus. Deshalb fürchtete sie auch, bald durchschaut zu werden. In ihrem Bemühen, Haltung zu wahren, verkrampfte sich jeder Muskel in ihrem Gesicht und fühlte sich an wie eine Gipsmaske, die unter der Spannung zerbröseln könnte.
Wütend packte sie den Locher und warf ihn mit einem Schrei durch den Raum. Er knallte gegen ihr Pult und schepperte über den Boden. Als wäre ein Damm gebrochen, stürzte sie vorwärts und wischte mit beiden Händen die Unterlagen vom Tisch. Dann griff sie sich ins Gesicht und zog an der Haut, als könnte sie die Erinnerung wie eine Maske abstreifen.
Vor mehr als sechzehn Jahren war sie David Maler zum ersten Mal begegnet, und das hatte ihr bis heute manche schlaflose Nacht bereitet.
Es war eine Zeit, in der sich die Drogenszene in Zürich in einem erschreckenden Maße ausbreitete, die Bevölkerung fühlte sich bedroht, und die Ordnungshüter wurden von den Politikern aufgefordert, härter durchzugreifen. Dealer handelten offen auf der Straße, Passanten wurden in Hinterhöfen ausgeraubt und die Entzugskliniken waren überfüllt mit Junkies.
Seit einigen Wochen lief eine verdeckte Ermittlung, um eine verdächtige Studenten-Wohngemeinschaft auszuheben, in der Drogenhandel in größerem Stil vermutet wurde. Amber machte den Lockvogel. Damit wollte sie, das Küken in der Einheit, beweisen, wie gerissen sie war, dass sie zwar blauäugig war, aber keine Vorzeigepuppe, mit ihrer rotgefärbten, dauergewellten Löwenmähne. Sie würde sich in die WG „einschleichen“, und dann würden die Kollegen auf ihr Zeichen plötzlich eine Hausdurchsuchung machen und die Dealer auf frischer Tat ertappen.
Sie standen mitten im Eingang zur Disco als ihr Kollege Frank mit viel Effekt gespielt, ins Gesicht schlug. „Du dumme Gans!“ Damit wollten sie eine Situation provozieren und es klappte einwandfrei. David Maler eilte ihr zu Hilfe: „Permesso!“ Er langte Frank eine und wollte gerade nachsetzen, als ihm Amber in den Arm fiel. „Bitte, aufhören.“ Worauf sich Frank schnell davonmachte.
„Entschuldigen Sie, dass ich mich einmische. Aber ich kann es nun mal nicht mit ansehen, wenn ein Mann seine Freundin schlägt.“ David zwinkerte ihr aufmunternd zu und Amber bekam weiche Knie. Er lud sie zu einem Drink ein, daraus wurden zwei. Sie unterhielten sich, sie tanzten ausgelassen, und der Abend verging wie im Fluge. Amber passte zwar nicht in sein übliches Beuteschema, etwas zu üppig und rot statt blond, aber ihr Lachen war so herrlich, er konnte nicht genug bekommen. So zog er alle Register und in ihrem Gesicht ging buchstäblich die Sonne auf. Auch anderen Gästen fiel das gutgelaunte Paar auf und sie schauten fasziniert zu. Es bildete sich eine Traube um sie an der Bar und Amber war, etwas ungewohnt, mittendrin. David hatte sie angenehm überrascht. Seinem Ruf nach war er ein oberflächlicher Playboy. Doch in der kurzen Zeit entdeckte sie an ihm, im Gegenteil, Tiefgang. Er zeigte sich verletzlich und nahm sich selber, aber auch das Leben nicht ganz so ernst. Als die Disco schloss, lud er sie zu sich nach Hause ein.
Der Morgen dämmerte bereits, als sie immer noch redeten. Amber mochte nicht an Schlafen denken, es war viel wichtiger zu erfahren, was David dachte und fühlte. David wurde mit jeder Minute ernster und ehrlicher. Er erzählte atemlos von seiner Enttäuschung über seine erste große Liebe. Amber dagegen ließ kein gutes Haar an ihrem Ex-Freund und konnte sich nicht erklären, was sie an ihm einmal gefunden hatte. Mit fortschreitender Zeit tauchten ihre Blicke immer länger ineinander, und sie vergaßen darüber, was sie eigentlich sagen wollten. Bis sie ganz verstummten und sich alles andere mit den Lippen mitteilten. Es war bereits heller Tag, als sie erschöpft voneinander ließen und in glücklicher Umarmung einschliefen.
Längst hatte Amber ihre Anweisung vergessen, und ihre Polizeikollegen wartete vergebens auf ihr Zeichen. Auf die alles verändernde Liebesnacht folgten Tage, an denen es für sie nur darum ging, Liebe zu geben und zu empfangen. Unter seiner zärtlichen Anleitung überwand sie ihre Hemmungen und erfuhr, wie sexy er sie fand. In Pausen dazwischen hatten sie sich viel mitzuteilen, vom fiesen Bruder und von der Trunksucht des Vaters. Sie träumten gemeinsam davon, im Sand zu liegen, nur sie, alleine auf einer Insel, wo ihre Herzen im Einklang mit den Wellen schlugen und sie vom Sternenhimmel zugedeckt wurden.
Es war der dritte Tag, den sie der Liebe huldigten, als eine junge Frau ins Zimmer platzte. „Du Lump! Lässt dich am Telefon verleugnen, während du mich mit einer anderen betrügst.“ Mit verweinten Augen und roter Nase strich sich die Hochschwangere schützend über den Bauch.
Amber erstarrte.
„Was soll das?“, wollte David wissen und sprang auf. „Ich habe die Frau noch nie in meinem Leben gesehen. Ehrlich.“
Amber raffte ihre Kleider zusammen und flüchtete ins Bad. Sie hatte es geahnt und glaubte ihm kein Wort: Alles hatte sich viel zu gut angefühlt, um wahr zu sein. Er würde es nicht ehrlich mit ihr meinen. Sie war auf seinen Tigerblick und seinen Charme hereingefallen. Und sie hatte den geplanten Polizeieinsatz verpatzt. Obendrein hatte sie, statt die Vorurteile der Kollegen zu widerlegen, dafür gesorgt, dass sie bestätigt wurden. Wütend über ihre Dummheit und von sich selbst enttäuscht, hockte sie schluchzend auf dem Klo und wusste nicht weiter.
„Aufmachen, Polizei!“, polterte es an die Wohnungstür.
Die Uniformierten überrannten beinahe den jungen Mann, der schließlich aufschloss, durchsuchten gründlich die Wohnung und fanden Kokain, Pillen und etwas Marihuana. Eine große Beute war das nicht, aber man nahm sie auch gleich mit. Sie hatte hinterher ihre liebe Not, ihrem Vorgesetzten zu erklären, wie sie da hineingerutscht war und warum sie kein Zeichen gegeben hatte. Auch so war ihr Gesicht „verbrannt“, wie es im Fachjargon genannt wurde. Man kannte sie nun in der Drogenszene, darum wurde sie zum Inneren Dienst versetzt.
Ihre Sehnsucht nach David raubte ihr das letzte bisschen Verstand, nur so war ihr Verhalten erklärbar. Vielleicht wäre es auch anders gekommen, wenn ihr David wenigstens einmal zugehört hätte und sie ihm ihre Version der Drogenfalle hätte erklären dürfen. Aber nein! Auf ihre Briefe reagierte er nicht. Ja, sie verfasste Gedichte für ihn, auch die blieben ohne Reaktion. Viele Male hatte sie vor seiner Wohnung gestanden. Einmal hatte sie all ihren Mut zusammengenommen und geklingelt, doch er schlug ihr die Tür vor der Nase zu.
Von Eifersucht und Liebe getrieben, verfolgte sie ihn heimlich, fotografierte ihn bei der Arbeit, in der Kneipe mit Freunden oder beim Einkaufen und notierte säuberlich Zeit und Namen der Menschen, die er traf. Das Betrachten der Fotos gab ihr das tröstliche Gefühl, an seinem Leben teilzunehmen, doch in den einsamen Nächten weinte sie sich in den Schlaf.
Eines Tages kam ihr Chef dahinter, als er in ihrem Schreibtisch einen leeren Umschlag suchte und stattdessen die Bilder ihrer Observierung fand. „Mensch, Mädchen, der Mann ist wegen Drogenbesitz vorbestraft. Das muss ich leider melden.“
Sie kündigte, um dem Rausschmiss zuvorzukommen, wollte sich das falsche Mitleid ihrer Kollegen ersparen. Inzwischen wusste sie auch, dass sie sich der Riege von Davids schwangeren Ex-Freundinnen zugesellt hatte.