Digitales Prüfen (E-Book) - Andreas Schneider - E-Book

Digitales Prüfen (E-Book) E-Book

Andreas Schneider

0,0

  • Herausgeber: hep verlag
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2024
Beschreibung

Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen. Die Digitalisierung prägt den Unterricht. Neue Formen des Lehrens und Lernens sind bereits weit verbreitet, wobei das digitale Prüfen noch für einige Verunsicherung sorgt. Zwar ermöglicht es schnelle und übersichtliche Auswertung, aber die Sache birgt auch Tücken. Wie ist damit umzugehen, wenn Lernende einfacher schummeln können? Wann ist digitales Prüfen überhaupt angezeigt, wann gerade nicht? Diese Hausapotheke liefert wichtige Inputs, Anleitungen und Beispiele zum Thema.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 138

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

Andreas Schneider

Digitales Prüfen

Ein Leitfaden zum Erstellen und Durchführen von digitalen Prüfungen

Didaktische Hausapotheke, Band 18

ISBN Print: 978-3-0355-2212-9

ISBN E-Book: 978-3-0355-2213-6

Coverfoto: Getty Images, artisteer

1. Auflage 2024

Alle Rechte vorbehalten

© 2024 hep Verlag AG, Bern

hep-verlag.ch

Inhalt

Vorwort des Herausgebers

Einleitung

1 Digitale Prüfungen – eine Einführung

1.1 Definition und Abgrenzung

1.2 Erfüllen digitale Prüfungen die Gütekriterien?

1.3 Vorteile digitaler Prüfungen

1.4 Einsatzmöglichkeiten

1.5 Nachteile und Herausforderungen

2 Anwendung

2.1 Aufbau und Funktionsweise einer digitalen Prüfung

2.2 Formative und diagnostische Prüfungen

2.3 Summative Prüfungen

2.4 Inklusion

2.5 Aufgabentypen

2.6 Aufgaben erstellen

2.7 Eine digitale Prüfung zusammenstellen

2.8 Digitale Prüfungen korrigieren, auswerten und archivieren

3 Umsetzung in die Praxis

3.1 Beispiele

3.2 Programme und Werkzeuge

3.3 Digitale Prüfungen durchführen

3.4 Schummeln – Möglichkeiten und Präventionen

3.5 Rechtliche Aspekte

4 Ausblick

4.1 Möglichkeiten im Distanzunterricht: Blended Learning

4.2 Zukünftige Prüfungsformen

4.3 Künstliche, erweiterte und virtuelle Realitäten (und Intelligenzen)

5 In einer fernen Zukunft? (Schlussgedanken)

6 Literaturverzeichnis

Der Autor

Vorwort des Herausgebers

Eine gut ausgestattete Hausapotheke gehört in jeden Haushalt. Auf diesem Grundgedanken basieren die «didaktischen Hausapotheken», die die Pädagogische Hochschule Zürich zusammen mit dem hep Verlag konzipiert hat. Doch unsere Hausapotheken sind nicht für Notfälle im Unterricht gedacht. Sie sind vielmehr Anleitungen zur Selbsthilfe bei der Entwicklung der eigenen Berufskompetenz.

Die Hefte greifen aktuelle Herausforderungen aus der Unterrichtspraxis und dem Schulalltag auf. Sie beziehen sich auf typische Handlungsfelder*, in denen Lehrpersonen im Beruf tätig sind.

Wer sich mit ihren Inhalten auseinandersetzt, erhält einen Mix aus nützlichem Hintergrundwissen, Anstössen zur Reflexion und praktischen Empfehlungen – eine Rezeptologie im besten Sinne des Wortes.

Die vorliegende Hausapotheke bietet Lehrpersonen einen Leitfaden zur Erstellung und Durchführung von digitalen Prüfungen. Die Stärke des Heftes liegt darin, dass es ein breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten digitaler Prüfungen aufzeigt und mit Beispielen veranschaulicht. Dabei werden sowohl neuartige Herausforderungen wie Schummeln in einer digitalen Umgebung diskutiert als auch die Potenziale dieses Prüfungsformats bewusst gemacht, wie beispielsweise der Einsatz von Audio und Video oder die Durchführung adaptiver Tests.

Dank ihrer Übersichtlichkeit und Praxisorientierung ist diese Hausapotheke unverzichtbar für alle, die digitale Prüfungen in ihrem Unterricht nutzen wollen.

Prof. Dr. Christoph Städeli

Leiter der Abteilung Sekundarstufe II/Berufsbildung

der Pädagogischen Hochschule Zürich

 

*Die Ausbildungen an der PH Zürich beruhen auf einem vom Dozierendenteam entwickelten Modell, das die Tätigkeit von Lehrpersonen in der Berufsbildung in elf Handlungsfelder und knapp fünfzig Kompetenzen aufgliedert. Die Themen der einzelnen Handlungsfelder sind auf dem Heftrücken der «didaktischen Hausapotheken» abgedruckt. In diesem Heft liegt der Fokus auf den Handlungsfeldern 7 und 11: «Verschiedene Beurteilungsverfahren einsetzen» und «Digitale Kompetenzen fördern».

Einleitung

In den letzten Jahren hat die Anzahl digitaler Prüfungen wie auch der verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten stark zugenommen. Dieser Trend wird in Zukunft voraussichtlich bestehen bleiben. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass immer mehr Lehrpersonen digitale formative1 Prüfungen im Unterricht einsetzen, beispielsweise mit Tools wie Kahoot2. Auch die Zunahme von digitalen Abschlussprüfungen mit summativem und richtungsweisendem Charakter, wie sie beispielsweise bei Aufnahmeprüfungen oder Promotionsprüfungen vorkommen, ist bemerkenswert.

Doch woran liegt dieser Trend? Dass sich digitale Lernobjekte zunehmender Beliebtheit erfreuen, hängt auch damit zusammen, dass vermehrt benutzungsfreundliche Programme zur Verfügung stehen und viele davon, zumindest in reduzierter Form, kostenlos verwendet werden können. Früher war die Situation so, dass auf der einen Seite Informatikerinnen und Informatiker zwar das Erstellen von digitalen Objekten beherrschten, jedoch die didaktische Komponente nicht beisteuern konnten. Auf der anderen Seite konnten didaktisch und pädagogisch geschulte Lehrpersonen die Technik nicht gut genug anwenden, um geeignete digitale Lernmedien zu erstellen.

Durch den Distanzunterricht in den Jahren 2020 und teilweise 2021 wurden Lehrpersonen «gezwungen», taugliche digitale Überprüfungsverfahren anzuwenden. Da die Umstellung auf Distanzunterricht sehr kurzfristig erfolgte, waren sie aber auch in der vorteilhaften Situation, dass Experimente erlaubt waren und Fehler eher akzeptiert wurden. Neue Möglichkeiten wurden ausprobiert, sodass die Kenntnisse im digitalen Bereich seither stark gestiegen sind und Hemmschwellen mehr und mehr abgebaut wurden.

Während Covid-19 wurde eine Umfrage unter 99 Lehrpersonen durchgeführt, in der nach den wesentlichsten Herausforderungen in der Berufsfachschule im Fernunterricht gefragt wurde. Die Beurteilung im Unterricht («Lernstand erheben») lag dabei nach der Lernbegleitung auf Platz 2 (Berger & Hassler, 2020, S. 16–19).

Nach dem Distanzunterricht wurden an verschiedenen Schulen Blended-Learning-Varianten3 erprobt und implementiert, denn aus naheliegenden Gründen versuchte man, die Vorteile aus Präsenz- und Distanzunterricht zu kombinieren. Allerdings besteht noch kein Konsens darüber, welches genau die jeweiligen Vorteile sind.

Aufgrund dieser Entwicklung ist es möglich, dass Lehrpersonen sich in irgendeiner Form mit digitalen Prüfungen beschäftigen müssen, selbst wenn sie kein eigenes Interesse daran haben. Dieses Buch möchte unter anderem dazu beitragen, diesen Lehrpersonen den Sinn und Zweck digitaler Prüfungen näherzubringen. Inzwischen scheinen neue Unterrichtsmethoden auf allen Stufen geradezu aus dem Boden zu schiessen. So geht zum Beispiel Swisscom nicht nur in der betrieblichen Bildung neue Wege (vgl. Barabasch, Keller, & Marthaler, 2020); sie führt mit Lernvolution4 auch einen eigenen Klassenzug, zum Beispiel an der Berufsfachschule in Baden5. Das zeigt, dass Lehrpersonen auch ohne Pandemie mit neuen Methoden und verschiedenen Formen von Fernunterricht konfrontiert sein werden.

Sind digitale Prüfungen nun gut oder schlecht? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Meine eigenen Erfahrungen zeigen, dass bei Lehrpersonen ein grosses Interesse an digitalen Prüfungen besteht, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich beim Korrigieren eine Zeitersparnis erhoffen und weil die Technik neue Möglichkeiten eröffnet. Andererseits wird diese Prüfungsform aufgrund der Limitierungen der Technik – noch kann man den Menschen als Lehrperson nicht ersetzen, und das ist gut so – abgelehnt, unter anderem deshalb, weil sich damit nicht alles prüfen lässt.

In aktuellen pädagogischen Fachzeitschriften wird diese Frage ebenfalls rege diskutiert, und es häufen sich Artikel über digitale Prüfungen. Es ist grundsätzlich eine positive Entwicklung, wenn man die neuen Erkenntnisse und Erfahrungen austauscht. Es wären jedoch mehr Artikel wünschenswert, die tatsächlich auf praktische Erfahrungen in der Anwendung zurückgreifen. Vielleicht kann dieses Buch etwas dazu beitragen, dass Lehrpersonen sich sicher genug fühlen, diese Prüfungsform auszuprobieren, um dadurch vermehrt praktische Erfahrungen zu sammeln.

Ob man digitale Prüfungen unterstützt oder nicht – es ist in der Regel besser, eine digitale formative Prüfung durchzuführen als gar keine. Zu oft verzichten Lehrpersonen aus Zeitgründen darauf, den Lernstand zu überprüfen. In anderen Berufen wäre dies unvorstellbar: Man stelle sich als Analogie eine Automechanikerin oder einen Automechaniker vor, die oder der ein Auto zweimal 45 Minuten repariert, ohne vorher zu prüfen, was gemacht werden muss, und ohne am Ende zu überprüfen, ob alles funktioniert. Digitale Prüfungen geben unmittelbare und übersichtliche Rückmeldungen, selbst bei einem kleinen Zeitbudget.

Digitale Prüfungen werden somit zu einem grossen Teil ausserhalb des summativen Bereichs eingesetzt, beispielsweise im formativen und diagnostischen Bereich. Dazu gehört auch die Einschätzung des eigenen Leistungsniveaus, die gemäss der Studie von John Hattie einen sehr hohen Effekt auf den Lernerfolg hat (Hattie & Zierer, 2018, S. 212). Digitale Prüfungen können in diesem Bereich gut weiterhelfen, und sei es nur dadurch, dass Lehrpersonen die Zeit finden, die Selbsteinschätzung zu ermöglichen. In Abschnitt 2.2.4 «Hausaufgaben» wird eine technische Möglichkeit vorgestellt, die Selbsteinschätzung mit der Korrektur zu kombinieren.

Grundsätzlich sollten verschiedene Prüfungsformen eingesetzt werden. Die ausschliessliche Verwendung von digitalen Prüfungen soll nicht das Ziel sein; je nach Anwendung empfiehlt sich eine digitale oder eine analoge Prüfung. Es gibt aber auch Bereiche, in denen digitale Prüfungen Möglichkeiten bieten, die mit analogen Prüfungen nicht realisierbar wären. So wie es keinen Sinn macht, offene Aufgaben automatisch korrigieren zu lassen, ist es angesichts des Zeitaufwands und der «Fehlerquelle Mensch» ebenso unsinnig, mit den heutigen digitalen Möglichkeiten Multiple-Choice-Aufgaben (besonders bei mehreren Klassen, z. B. in Abschlussprüfungen) von Hand zu korrigieren.

Der Zeitaufwand sollte auch bei digitalen Prüfungen berücksichtigt werden. Eine digitale Prüfung zu erstellen, bedeutet eine gewisse zeitliche und technische Investition. Es braucht somit einen Initialaufwand. Wenn dieser Aufwand innerhalb einer Fachgruppe aufgeteilt wird, zahlt er sich in vielerlei Hinsicht aus. Wichtig ist, dass nicht jede Lehrperson ihr eigenes Gärtchen beackert und dass die gleichen Arbeiten nicht von mehreren Lehrpersonen ausgeführt werden, sondern dass zusammengearbeitet und einander unterstützt wird, idealerweise auch über Schulgrenzen hinaus.

Ähnlich wie es keine beste Methode und keinen besten Unterrichtsablauf gibt, ist es ebenso wenig sinnvoll, grundsätzlich zu diskutieren, ob digitale Prüfungen gut oder schlecht sind. Wir möchten in erster Linie guten Unterricht machen. Wenn uns eine digitale Prüfung dabei hilft, verwenden wir sie, ansonsten nicht, da die Gütekriterien für alle Prüfungsformen erfüllt sein sollen.

Einschränkungen

Es gibt verschiedene Programme für das Erstellen und Durchführen von digitalen Prüfungen. Abgesehen von der Kostenfrage muss beachtet werden, dass nicht alle Programme alle Aufgabentypen und alle in diesem Buch beschriebenen Möglichkeiten beinhalten. Vor dem Erwerb eines Programms ist es daher notwendig, eine Bedarfsanalyse durchzuführen, um spätere Enttäuschungen zu vermeiden. Wenn möglich tauscht man sich zuerst mit Lehrpersonen aus, die bereits mit digitalen Prüfungen arbeiten. In diesem Buch werden verschiedene Programme vorgestellt, wobei der Fokus auf Classtime6 und Moodle7 liegt. Möchte man mit formativen Prüfungen beginnen und kein Geld investieren, dann kann zum Beispiel Socrative8 verwendet werden.

Das Problem der Vollständigkeit gilt auch für die verschiedenen Bildungsstufen. Es können leider nicht für alle Stufen und alle Fächer Beispiele zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund meiner Erfahrungen sind Beispiele aus der Berufsbildung und aus dem MINT-Bereich etwas häufiger vertreten. Die grundlegenden Konzepte sind aber in der Regel übertragbar. Es wurde ausserdem gezielt darauf geachtet, Beispiele aus verschiedenen Fachbereichen aufzuführen.

Auf die rechtlichen Aspekte von digitalen Prüfungen wird nur am Rande eingegangen. Wer digitale summative Prüfungen oder Abschlussprüfungen durchführen möchte, sollte dies mit der Schulleitung absprechen und vermeintliche rechtliche Bedenken vor Ort abklären lassen.

Was ist das Ziel dieses Buches?

Es ist an dieser Stelle wichtig, nicht im Schwarz-Weiss-Denken zu verharren. Das Ziel dieses Buches ist es, das Format der digitalen Prüfungen kritisch unter die Lupe zu nehmen. Es gibt Bereiche, die sich ausgezeichnet für digitale Prüfungen eignen (z. B. formative Prüfungen), und es gibt andere Bereiche, in denen die Gütekriterien damit nicht erfüllt werden können. In solchen Fällen sollten bewusst keine digitalen Prüfungen durchgeführt werden. Ein weiteres Anliegen dieses Buches ist mithin, bei der Entscheidung für oder gegen eine digitale Prüfung Hilfestellung zu geben.

In einer idealen Lehr-Lern-Welt sollten wir Lehrpersonen unter anderem

jedes Vorwissen überprüfen,

den Lernfortschritt und die Zielerreichung überprüfen,

dabei immer ein detailliertes Feedback geben

und insofern eine vollständige Diagnostik betreiben.

Bei einigen der oben genannten Punkte können digitale Prüfungen Unterstützung bieten.

Auch wenn einige Lehrpersonen eine kritische Haltung gegenüber der Digitalisierung in der Schule haben, halte ich es für wichtig, dass sie über digitale Prüfungen Bescheid wissen. Denn es ist möglich, dass Lehrpersonen

die Vorteile von digitalen Prüfungen nutzen möchten,

wieder Fernunterricht durchführen müssen,

Formen des Fernunterrichts wie Blended Learning einsetzen wollen oder sollen,

neue Möglichkeiten nutzen möchten, die analog nicht durchführbar sind,

digitale Prüfungen bewusst dann nicht einsetzen möchten, wenn die Gütekriterien nicht erfüllt werden.

Folgende Punkte können bei der Entscheidung für oder gegen digitale Prüfungen helfen:

Offene Aufgaben lassen sich nicht automatisch korrigieren. Viele handlungskompetenzorientierte Aufgabenstellungen sind somit nicht umsetzbar. Es gibt allerdings auch Möglichkeiten, digitale Prüfungen durchzuführen, die nicht automatisch korrigiert werden. Dies ist besonders dann interessant, wenn die digitale Umgebung neue Möglichkeiten bietet.

Sinnvolle Zielgebiete für digitale Prüfungen sind zum Beispiel formative und diagnostische Prüfungen. Es ergibt ausserdem keinen Sinn, Multiple-Choice-Aufgaben von Hand zu korrigieren.

Man kann nicht erwarten, dass man ohne Investitionen ein vielfältiges Programm mit technischer Unterstützung bekommt. Die Kosten sind jedoch für Schulen im akzeptablen Bereich. Wer nur hin und wieder eine digitale Prüfung durchführen möchte, kann auch mit kostenlosen Programmen arbeiten, wie z. B. Socrative.

Ohne gute BYOD-Ressourcen (Infrastruktur, IT-Support, Zeit für eine minimale Methoden-Einführung) sind digitale summative Prüfungen nicht empfehlenswert.

Wer digitale Prüfungen für die Notengebung einsetzen will, sollte dies mit der Fachgruppe oder Schulleitung absprechen und das Format im Unterricht üben.

 

1 Prüfungen, um den Lernstand auszuwerten (ohne Noten).

2https://kahoot.com/schools-u

4 Vgl. www.swisscom.ch/de/about/karriere/getit/berufslehre-bei-swisscom/training-model-lernvolution-kurz-erklaert.html

5www.bbbaden.ch

6www.classtime.com/de

7https://moodle.org

8www.socrative.com

1 Digitale Prüfungen – eine Einführung

Dieses Kapitel soll eine Übersicht über digitale Prüfungen geben: Welche Vor- und Nachteile gibt es und in welchen Bereichen werden sie eingesetzt? Zu Beginn geht es um die Definition und die verschiedenen Bezeichnungen von digitalen Prüfungen.

1.1 Definition und Abgrenzung

Analog vs. digital

Dieses Buch behandelt digitale (und somit nichtanaloge) Prüfungen. Gibt es überhaupt eine klare Unterscheidung zwischen analogen und digitalen Prüfungen und wenn ja wie ist diese zu verstehen? Prüfungen auf Papier zählen grundsätzlich zu den analogen Prüfungen, Prüfungen mit dem Computer zu den digitalen. Wenn man aber bedenkt, dass die Lehrperson eine schriftliche Prüfung vermutlich mit Word (oder einem ähnlichen Programm) erstellt und durch Bilder aus der Google-Bildersuche ergänzt, die Lernenden per E-Mail über die Prüfung informiert, die Noten nach der Prüfung in Excel auswertet und letztendlich in das Notensystem der Schule einträgt, dann ist es schwierig, eine klare Abgrenzung zum Digitalen zu erkennen. Schriftliche Prüfungen sind analog, aber nicht jede analoge Prüfung ist schriftlich. Auch bei anderen analogen Prüfungsformen gibt es digitale Komponenten, zum Beispiel beim mündlichen Prüfen im Distanzunterricht über Teams, inklusive Protokollieren in Word.

Bezeichnungen

Es gibt verschiedene Bezeichnungen für digitale Prüfungen, vermutlich auch deshalb, weil diese Disziplin vergleichsweise jung ist und sich noch keine einheitliche Bezeichnung durchsetzen konnte. Man spricht auch von elektronischen Prüfungen, ePrüfungen, E-Assessments, E-Klausuren, computergestützten Prüfungen oder Online-Prüfungen. Je nach Autorin oder Autor werden diese Bezeichnungen unterschiedlich verwendet und genauer definiert. Die Wahl der Bezeichnung «digitale Prüfung» in diesem Buch erfolgte aufgrund der Abgrenzungen zu analogen Prüfungen und weil für ihre Durchführung digitale Medien benötigt werden.

Digitale Prüfungen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie durch einen Computer korrigiert werden können. Man könnte somit in diesem Buch digitale Prüfungen als Prüfungen definieren, die nicht nur digital erstellt und durchgeführt werden, sondern auch digital, durch den Computer, korrigiert werden können. Es wäre allerdings schade, sich ausschliesslich darauf zu beschränken, nur um die Begriffsdefinition zu erfüllen. In diesem Buch wird der Begriff «digitale Prüfung» deshalb als Überbegriff verwendet, und es werden weitere Formen der digitalen Prüfung angesprochen, wenn diese Sie als Lehrperson weiterbringen können.

Weitere Begriffe, die ich in diesem Zusammenhang verwende:

Technologiebasierte Prüfungen:

Gregor Turnherr spricht in

Handlungskompetenzen prüfen

(2020) von «technologiebasierten Prüfungen», um die verschiedenen Möglichkeiten von digitalen Prüfungen unter einem Oberbegriff zusammenzufassen.

Diagnostische Assessments:

Diagnostische

Assessments werden zu Beginn des Lernprozesses durchgeführt. Sie unterscheiden sich damit von

formativen

Assessments, die während des Lernprozesses durchgeführt werden, und von

summativen

Assessments, die nach dem Lernprozess durchgeführt werden (Handke & Schäfer, 2012).

Classroom-Assessment-Techniques (CATs):

CATs sind formative technologiebasierte Prüfungen, die sich auf die Aktivitäten der Lernenden und deren Lernprozesse beziehen. CATs sind anonym, und es gibt keine falschen Antworten, daher werden sie auch nicht automatisch korrigiert (Walzik, 2012, S. 71–72).

Zusätzlich gibt es auch beratende digitale Prüfungen, die vor einer Bildungsmassnahme durchgeführt werden, wie beispielsweise das Online-Self-Assessment, den Studieneignungstest oder die Laufbahnberatung (Arnold, Kilian, Thillosen, & Zimmer, 2018). Dieses Buch geht jedoch nur auf das Online-Self-Assessment ein.

Für die Qualität einer Prüfung ist nicht die Definition entscheidend, sondern das Erfüllen der Gütekriterien.

1.2 Erfüllen digitale Prüfungen die Gütekriterien?

Eine gute Prüfung erfüllt im Idealfall bestimmte Gütekriterien (Städeli & Pfiffner, 2018, S. 70–71) und erreicht sie im Realfall möglichst gut. Dies gilt für alle Prüfungsformen und ist keineswegs auf analoge Prüfungen beschränkt. In diesem Unterkapitel wird untersucht, inwiefern digitale Prüfungen die Gütekriterien erfüllen.

Nachfolgend werden die vier Gütekriterien für Prüfungen beleuchtet (für eine detailliertere Beschreibung vgl. Städeli & Pfiffner, 2018).

Definition:

Wird das gemessen, was man messen will?

Merkmale:

Die Prüfung soll ein Abbild des Unterrichts sein.

Das Prüfungsniveau entspricht dem Unterrichtsniveau.

Beurteilung:

Die Validität/Gültigkeit ist bei digitalen Prüfungen nicht immer erreichbar.

Wie soll man darauf reagieren?

Werden digitale Prüfungen summativ durchgeführt, muss alles, was geprüft wird, in jedem Fall im Unterricht geübt worden sein. So macht es zum Beispiel keinen Sinn, Multiple-Choice-Aufgaben an der Prüfung zu verwenden, wenn vorgängig im Unterricht offene Aufgaben auf höheren Taxonomiestufen9 (siehe «Taxonomie der kognitiven Lehr- und Lernziele», S. 54 ff.) bearbeiten wurden.

Aber: Digitale Prüfungen bieten auch Möglichkeiten, die schriftliche Prüfungen nicht haben, mit denen man in gewissen Fällen gezielt valide wird, zum Beispiel wenn der geprüfte Inhalt selbst digital ist (siehe «Kompetenzorientierung», S. 18). Sollen beispielsweise CAD-Zeichnungen erstellt, Statistikprogramme verwendet oder programmiert werden, kann sich die Verwendung von digitalen Prüfungen aus handlungskompetenzorientierter Sicht sogar als notwendig erweisen (Küppers & Schroeder, 2017, S. 307–318).

Grundsätzlich gilt: Kann die Validität/Gültigkeit nicht erreicht werden, sollte keine digitale Prüfung durchgeführt werden. (Dies gilt allerdings auch für alle anderen Prüfungsformen.)

Tabelle 1: Validität/Gültigkeit

Definition:

Gleiche Resultate bei unterschiedlichen Prüfenden und/oder gleichen Bedingungen.

Merkmale: