„Django Unchained“ trifft Ludwig van Beethoven. Der Einfluss von Filmbildern auf die Musikwahrnehmung -  - E-Book

„Django Unchained“ trifft Ludwig van Beethoven. Der Einfluss von Filmbildern auf die Musikwahrnehmung E-Book

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Beschreibung

Von den Anfängen des Films bis heute wurde die Musik für den Film immer wichtiger. Zahlreiche Untersuchungen wurden durchgeführt, um die Wirkung der Filmmusik auf die Filmbilder zu ergründen. Aber wie verhält es sich umgekehrt? Wie wird die Musikwahrnehmung durch die Filmbilder beeinflusst? Mit dieser Frage wird sich die vorliegende Arbeit beschäftigen. Sie untersucht dazu, ob positive Assoziation mit Filmbildern die Wahrnehmung und Beurteilung von Musik verändert. Als Beispiele werden einerseits die Filme „Django Unchained“, „Equilibrium“ und „Die Verurteilten“ herangezogen, andererseits die „Neunte Sinfonie“ und das Stück „Für Elise“ von Ludwig van Beethoven sowie „Duettino – Sull’aria“ aus „Die Hochzeit des Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Die 1999 durchgeführte Studie „Das Auge hört mit...“ von Susanne Keuchel dient bei der Durchführung als Vorbild. Das Ziel der Arbeit ist es, einige von Keuchels Ergebnissen in einem moderneren Gewand zu überprüfen. Zu Beginn der Arbeit wird dazu zunächst der derzeitige Forschungsstand dargelegt, um anschließend drei Hypothesen aufzustellen. Zur Erforschung der Musikwahrnehmung durch den Einfluss von Filmbildern wird dann ein Fragebogen erstellt, der über das Internet verbreitet wird. Da eine genaue Definition von klassischer Musik den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, wird in der vorliegenden Arbeit davon ausgegangen werden, dass der Begriff jegliche Musik umfasst, die vor dem Jahr 1900 entstanden ist und der abendländischen Kultur angehört.

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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Forschungsstand mit daraus resultierender Hypothesenbildung

2.1 Darlegung des bisherigen Erkenntnisstandes

2.2 Darstellung verschiedener Filmfunktionsmodelle

2.3 Strukturanalytische Ansätze

2.4 Formulierung der Hypothesen

3 Methodenbeschreibung

3.1 Untersuchungsdesign

3.2 Auswahlverfahren des Filmmaterials

3.3 Entwicklung des Fragebogens

3.4 Durchführung der Befragung

4 Musik-/Filmbildanalyse des Filmmaterials

4.1 Methodische Kriterien für die Filmanalyse

4.2 Kurzbeschreibung des verwendeten Filmmaterials

4.2.1 Filmszene aus Django Unchained zu der Musik von Ludwig van Beethoven Klavierstück a-Moll WoO 59 „Für Elise“

4.2.2 Filmszene aus Equilibrium zu der Musik von Ludwig van Beethoven – neunte Sinfonie, erster Satz

4.2.3 Filmszene aus Die Verurteilten zu der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart - Duettino - Sull'aria aus Die Hochzeit des Figaro

5 Ergebnisse der empirischen Untersuchung

5.1 Rücklauf und methodische Probleme

5.2 Soziodemographische Daten

5.3 Ergebnisse der Umfrage

6 Zusammenfassung

7 Literaturverzeichnis

8 Diskographie

9 Videographie

1 Einleitung

Von den Anfängen des Films bis zur heutigen Zeit wurde die Musik für den Film immer wichtiger. Dabei wurden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt, die die Wirkung der Filmmusik auf die Filmbilder ergründeten.[1] Weitaus seltener wurde dabei betrachtet, wie es sich umgekehrt verhält: wie die Musikwahrnehmung durch die Filmbilder beeinflusst wird.

Mit dieser Frage wird sich die vorliegende Arbeit beschäftigen. Die 1999 durchgeführte Studie Das Auge hört mit... von Susanne Keuchel[2] soll dabei als Vorbild dienen. Ziel der Arbeit soll es sein, einige der Ergebnisse Keuchels in einem moderneren Gewand zu überprüfen. Zu Beginn der Arbeit soll der derzeitige Forschungsstand dargelegt werden, um anschließend die Hypothesen aufzustellen. Zur Erforschung der Musikwahrnehmung durch den Einfluss von Filmbildern soll ein Fragebogen erstellt werden. Zuvor sollen geeignete Filmszenen gesucht werden, die klassische Musik enthalten. Da eine genaue Definition von klassischer Musik den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, soll in der vorliegenden Arbeit davon ausgegangen werden, dass der Begriff jegliche Musik umfasst, die vor dem Jahr 1900 entstanden ist und der abendländischen Kultur angehört.

Unter der Prämisse, dass klassische Musik in der Gesellschaft und gerade unter jüngeren Menschen eher unbeliebt ist[3]

2 Forschungsstand mit daraus resultierender Hypothesenbildung

In den folgenden zwei Unterkapiteln erfolgen eine Übersicht über den bisherigen Forschungsstand unter Einbezug empirischer und experimenteller Untersuchungen, die sich mit der Wahrnehmung von Filmmusik beschäftigen, ein Abriss über die Funktionsmodelle von Filmmusik sowie die Hypothesenbildung. Unter Berücksichtigung des Forschungsziels soll hier die Wirkung der visuellen Informationsebene auf die musikalische Wahrnehmung untersucht werden, entgegen der Wirkung von Musik auf die visuelle Wahrnehmung. Basierend auf dem aktuellen Forschungsstand, werden im Anschluss entsprechende Hypothesen gebildet.

2.1 Darlegung des bisherigen Erkenntnisstandes

Die Frage, inwiefern sich das Filmbild auf die Wahrnehmung von Musik auswirkt, ist im Bezug auf wissenschaftliche Untersuchungen noch vergleichsweise jung, weshalb bisher nur wenige Resultate in der Wissenschaft existieren. Im Folgenden werden Ergebnisse experimenteller Forschungen zum Thema der audiovisuellen Musikrezeption vorgestellt, die im Zusammenhang mit dem Forschungsziel dieser Arbeit stehen.

Im Jahr 1969 nutzte Richard Gerrero die hautgalvanische Reaktion der Haut, um das Verhalten von Filmrezipienten auf Filmmusik zu untersuchen. Bei der hautgalvanischen Untersuchungsmethode werden verschiedene Hautleitwerte gemessen, die in Zusammenhang mit der Schweißdrüsenaktivität stehen. Beobachtet wird hierbei die Verarbeitung von Reizen durch den Körper. Ziel ist es herauszufinden, wie diese Reaktionen gedeutet werden können. In der Psychophysiologie wird diese Methode häufig zur Erfassung von Stress und Emotionen genutzt.[4],[5] Versuchspersonen sahen in dem Experiment von Gerrero den gleichen Film mit unterschiedlichen Musikdarbietungen. Gerrero konnte während des Experiments unterschiedliche hautgalvanische Reaktionen im Zusammenhang mit der unterschiedlichen Musik messen. Als er die Versuchspersonen im Anschluss an das Experiment befragte, bemerkte er jedoch, dass den meisten Zuschauern nicht aufgefallen war, dass die zweite Filmvorführung von einer anderen Musik begleitet war als die erste.[6] Das Untersuchungsergebnis verdeutlicht, dass Musik im Film eher unbewusst wahrgenommen wird und in der audiovisuellen Rezeption eine untergeordnete Rolle spielt. Norbert Jürgen Schneider schreibt dazu, dass die „unter- und unbewußte Wahrnehmung von Filmmusik nichts über einen untergeordneten Stellenwert innerhalb der Filmdramaturgie“ besagt.[7] Je unterbewusster die Musik wirke, desto mehr kann sie den Bildbetrachter in einem vom Filmemacher gewünschten Sinne konditionieren und die Rezeption des Bildes stimulierend lenken, so Schneider.[8] Die Filmmusik verschwinde also im Hintergrund und erreiche das Bewusstsein des Zuschauers nicht. Helga de la Motte-Haber stellt fest, dass Musik in Film und Fernsehen die Funktion habe, Authentizität auszudrücken. So wie es Geräusche braucht, um eine Szene lebendig wirken zu lassen, könne auch die Musik zur Atmosphäre beitragen. Ein sich bewegendes Bild ohne Ton wirke schlicht realitätsfern. Die Musik habe dabei keine bestimmte Funktion, ihre Anwesenheit sei zufällig, so de la Motte-Haber. Gemeint ist funktionelle Musik, die die Atmosphäre einer Szene unterstreicht oder erst erzeugt. De la Motte-Haber bezieht sich damit auf die Austauschbarkeit der Musik, für den Fall, dass Musik genutzt wird, die nicht extra für eine bestimmte Szene geschrieben wurde. Eigens für den Film komponierte Filmmusik kann Bewegungen unterstreichen, die zeitlich so genau passen, dass eine Austauschbarkeit nicht so einfach möglich ist.[9]

Als in den 70er Jahren in Deutschland das Interesse der Musikwissenschaftler an Filmmusik stieg, wurden auch einige Untersuchungen in Deutschland zu dem Thema durchgeführt. Zwei dieser empirischen Studien zur audiovisuellen Musikrezeption wurden von Hans-Christian Schmidt 1976 realisiert. Schmidt untersuchte die „auditive und die audiovisuelle musikalische Wahrnehmung“ in einem experimentellen Vergleich. Seine grundlegende Fragestellung ist dabei, ob „das optisch-akustische Medium Fernsehen dem nur akustischen Medium Schallplatte (Tonband) überlegen“ ist. Er stellt die Frage, ob sich „die audiovisuelle Wahrnehmung durch eine größere Intensität des musikalischen Eindrucks und einer feineren Differenzierung gegenüber der auditiven“ auszeichne.[10] Laut Schmidt spreche die Interferenztheorie für diese Annahme:

„Während einer wiederholten Darbietung von Element A (Musik) würden nach dieser Theorie die Wahrnehmungsanteile von B (Bildfolge) mitassoziiert. Die Kombination von A und B würde also eine bessere Behaltensleistung garantieren.“[11]

In der Lernpsychologie konnte man in verschiedenen Untersuchungen nachweisen, dass die Verbindung einer Information mit einer anderen Information aus einer anderen Rubrik die Lernfähigkeit erhöht. Ist zum Beispiel die erste Information visueller und die andere akustischer Art, wird beim Aufrufen der ersten Information gleichzeitig auch die zweite Information aufgerufen – beide Informationen sind im Gehirn miteinander vernetzt.[12] Eine weitere Erklärung für das bessere Memorieren einer Information ist die, dass die Information über zwei verschiedene Wahrnehmungskanäle aufgenommen wird und damit eine doppelte Überprüfung an den Wahrheitsgehalt erfolgt. Doris A. Graber hat in diesem Zusammenhang eine Untersuchung mit einem interessanten Ergebnis durchgeführt. Sie zeigte ihren Probanden Nachrichtenbeiträge, einmal mit und einmal ohne Bild. An die Nachrichtenbeiträge mit Bild konnten sich die Versuchspersonen besser erinnern als an jene ohne Bild.[13] An diesem Punkt führt Susanne Keuchel einen – wie sie deutlich sagt – „populärwissenschaftlichen“ Vergleich an:

„der Mensch behält

20 Prozent von dem, was er hört

30 Prozent von dem, was er sieht

50 Prozent von dem, was er sieht und hört

70 Prozent von dem, worüber er redet

90 Prozent von dem, was er selbst tut“[14]

Als Gegenargument zu seiner Interferenztheorie hat Hans Christian Schmidt jedoch auch die These in Betracht gezogen, dass das Auge ein wichtigeres Empfangsorgan sei als das Ohr. Die optische Wahrnehmung sei also dominanter als die akustische und unterdrücke bei einer gleichzeitig stattfindenden optischen wie akustischen Wahrnehmung die akustische.[15]

Schmidt spielte einer Gruppe von jugendlichen Versuchspersonen Hörbeispiele in einer Video-Aufzeichnung vor, einer anderen Gruppe das gleiche musikalische Material, jedoch losgelöst vom Bild als reine Hörbeispiele. In einer Folgeuntersuchung acht Tage später wollte er herausfinden, welche der beiden Gruppen sich die Musikbeispiele besser eingeprägt hatte. Dabei fand er heraus, dass die „Video-Gruppe“ die Hörbeispiele schlechter in Erinnerung hatte, als die Gruppe der reinen Hörbeispiele. Er schlussfolgerte:

„Es besteht ein tatsächlicher Unterschied zwischen der auditiven und der audiovisuellen Rezeption von Musik, und zwar in folgender Hinsicht:[…]Die beiden heterogenen Informationssysteme Musik und Bildgeschehen scheinen sich gegenseitig zu stören, die Wahrnehmungsenergien sich gegenseitig aufzuzehren oder sich zumindest gegenseitig abzuschwächen.“[16]

Schmidt selbst deutet aber auf einen Schwachpunkt seines Versuchsaufbaus hin. Seine Videoaufzeichnungen waren Konzertmitschnitte. Jugendliche Fernsehzuschauer seien aber eine rasche Bildfolge mit hoher Informationsdichte gewohnt, die in den Aufzeichnungen nicht vorhanden war. Stattdessen sah man den Dirigenten, das Orchester oder spielende Hände.[17]

Bei der Auswahl eigener Erhebungsbeispiele sollte daher berücksichtigt werden, dass Filmbeispiele den heutigen Sehgewohnheiten entsprechen, um ein möglichst authentisches Ergebnis zu erhalten. Schmidt beobachtete eine Zunahme schnell wechselnder Bildfolgen bereits 1976. Man kann sich leicht vorstellen, dass sich dieses Phänomen über die Jahre noch intensiviert hat, weswegen noch mehr als damals auf eine geeignete Filmauswahl geachtet werden muss.

In einer anderen Studie stellte sich Schmidt 1976 die Frage, ob Musik die filmische Wahrnehmung beeinflussen kann.[18] Er nutzte einen Dokumentarfilm und unterlegte ihn mit verschiedenen Musikbeispielen. Damit wollte er die Wirkung der Musik auf die Filmwahrnehmung bei den jugendlichen Versuchspersonen überprüfen. Er gelangt zu dem Ergebnis, dass die emotionale Beteiligung bei der Filmrezeption von der Musik beeinflusst wird.

„Ein musikalischer Hintergrund…beeinflusst mittelbar – nicht unmittelbar – die filmische Rezeption insofern[…], als er dafür sorgt, daß die Affinität des Zuschauers zum filmischen Geschehen enger wird und daß aufgrund dieser engeren Film - Zuschauer - Relation die Filmwahrnehmung durch vermehrte Konzentration und erhöhte Urteilsbereitschaft angereichert wird. Nicht die filmischen Gegenstände erfahren in erster Linie eine Dynamisierung durch die Musik, vielmehr zielt ganz generell der Einfluß musikalischer Hintergründe darauf, den Wahrnehmungsvorgang des Zuschauers zu dynamisieren.“[19]

Ein Anstieg der Konzentration durch die Verbindung von Filmmusik und Filmbildern müsste demnach auch bedeuten, dass die Wirkung der Filmbilder auf die Musik ebenfalls von Bedeutung ist. Die Frage hierbei ist, ob die Symbiose aus Bild und Ton hilft, die Musik besser verstehen zu können und ob sich die emotionale Beurteilung der Musik durch das Bild ändert.

Heidemarie Strauch untersuchte 1980 mithilfe des Films Un Chien Andalou aus dem Jahr 1929 den Einfluss der Musik auf die filmische Wahrnehmung. Der Film gilt als Klassiker des surrealistischen Films und wurde von dem Regisseur Luis Buñuel und dem bekannten Maler des Surrealismus Salvador Dalí erdacht. Der Film weist dabei keine klare Handlung auf, sondern reiht mehr oder weniger willkürlich Bilder aneinander, denen der Bezug zur Realität fehlt und die eher Traumsequenzen ähneln. Strauch zeigte den Film einmal ohne und einmal mit Musik und wollte herausfinden, ob die Musik auf den unstrukturierten Film eine ordnende Wirkung haben kann. Als Musik nutzte sie unter anderem Wagners Tristan und Isolde.[20]