DNA - Hartmut Düsel - E-Book

DNA E-Book

Hartmut Düsel

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Beschreibung

Jeder Mensch trägt in seinem Körper seine einzigartigen, unverwechselbaren Erbinformationen. Diese Tatsache nutzt die kriminalistische Forensik bei der Identifizierung von Personen, Zeugen, Ofer und Täter. Am Rande der weltbekannten 1000 jährigen Eichen von Ivenack werden bei der Renaturierung des See' s menschliche Überreste aufgefunden. Mit der Klärung deren Identität und der möglichen Todesumstände wird der aus diesem Ort stammende Jungkommissar Harry Düwel beauftragt. In seinem ersten Ermittlungsfall lernt Harry seine neue Kollegen sowie deren Arbeitsweisen kennen und trifft bei seinen Vorortrecherchen auf eine damalige Mitschülerin, die sein Herz erobert. Auch Harry' s Mutter verliebt sich frisch, jedoch wird diese Beziehung durch die Mutter Ihres neuen Partners nicht akzeptiert und geduldet. Harry' s Recherchen im Fall führen ihn in die Zeit des Kriegsende um 1945 und er wird dabei mit mysteriösen Verschwinden zweier Personen zu dieser Zeit zutun haben. Überraschender Weise führen ihn die weiteren Ermittlungen in die Vergangenheit seiner eigenen Familie. Die Ergebnisse der DNA-Analyse und seiner Ermittlungen klären die Identitäten der gefundenen Knochen zweifelsfrei . Es sind Antworten zum Verbleib der Vorfahren, aber auch Antworten die Konsequenzen für den künftigen Beziehungsstatus seiner Mutter haben.

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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Hartmut Düsel

DNA

Der Ivenack-Krimi

Roman

Impressum

Texte:  © 2020 Copyright by Hartmut Düsel

Umschlag: © 2020 Copyright by  Hartmut Düsel

Verantwortlich

für den Inhalt:   Hartmut Düsel

17139 Malchin

Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

„DNA“

                            Der Ivenack-Krimi

Noch steht der Nebel über dem Ivenacker See, als sich Harry und sein Kumpel Max Berger auf den Weg zum Bootsschuppen machen. Beide freuen sich auf diesen Tag, da sie sich schon lange nicht mehr gesehen und gemeinsam eine Angeltour unternommen haben. Das Angeln ist die Leidenschaft beider Männer, die eine enge Freundschaft über Jahre hinweg verbindet. Harry und Max sind hier im beschaulichen Ivenack aufgewachsen und haben ihre Jugendzeit verbracht.

Ivenack liegt im Herzen von Mecklenburg und ist vom Landleben geprägt. Entlang der Dorfstraße stehen beidseitig die Katen der Bewohner, die teils um 1800 errichtet wurden. Die kleinen Fachwerkhäuser haben ihren Scharm und wurden von den jetzigen Bewohnern je nach ihren individuellen Möglichkeiten restauriert und modernisiert. Ivenack ist aber hauptsächlich durch andere, historisch bedeutsamere Bauten und Gärten geprägt und hat eine lange aufregende Geschichte. Die Ortschaft wurde erstmals im Zusammenhang mit der Gründung eines Zisterziensers Nonnenklosters im Jahre 1252 urkundlich erwähnt.                                                

Ein Teil des Nonnenklosters wurde im 16 Jahrhundert zum Schloss umgebaut, welches zuletzt der Adelsfamilie  Albrecht Adolf Lebrecht Helmuth von Maltzahn Graf von Plessen bis  zur Kriegszeit 1945 gehörte. Eingebettet im Schlosspark befinden sich die Kirche und das  sogenannte Teehaus, welches im 18 Jahrhundert erbaut wurde. Unmittelbar an    die Südseite des Schlossparkes grenzt der Ivenacker See. Dieser See ist einige Hektar groß und hat eine mit Bäumen bewachsene Insel. Umgeben ist dieser See mit einem Schilfgürtel, der nur an wenigen Stellen unterbrochen ist.                    So auch bei der ehemaligen Badestelle und am östlichen Ufer.           Hier stehen einige Bootsschuppen, auch der von Max.

Nachdem beide Männer den von Nässe überzogenen und          rutschigen Holzsteg überquert haben, schließt Max die Tür seines Schuppens auf. Hier liegt im Wasser sein altes Plasteruderboot. Beide verstauen wortlos ihre mitgebrachten Angeln im Boot, schließen den in der Schuppenecke stehenden Elektromotor am Heck des Bootes und dann an der Autobatterie an. Harry öffnet die beiden Holztüren des Schuppens und Max ergreift ein Ruder, mit dem er das Boot aus Box schiebt. Kurz darauf startet er den Elektromotor,    der widererwartend heute sofort anspringt und steuert das Boot in Richtung Insel. Dort im Bereich rund um die Insel stehen im Wasser Hechte, die sie heute angeln wollen.

Der E-Motor tuckert leise vor sich hin und Harry, der in der    Bootsspitze seinen Platz hat, beobachtet den See.                  Er genießt es  sichtlich, atmet tief durch und blickt über den See.  Für ihn gibt es nichts Schöneres, wieder zu Hause und  in den frühen Morgenstunden auf dem See zu sein.             Wie hat er sich doch nach der stressigen Zeit in den letzten Wochen danach gesehnt, mal wieder nach langer Zeit  in der alten Heimat zu sein, die Mutter zu besuchen und mit Max  angeln gehen zu können.  

Harry Düwel ist Polizist, arbeitet jetzt in Neubrandenburg   und war  zuvor Ausbilder einer Polizeispezialeinheit in Bayern gewesen. Während eines Einsatzes dort wurde er lebensgefährlich verletzt und war lange Zeit in Rehabilitation. Eine Fortsetzung seiner Tätigkeit in dieser Spezialeinheit wurde vom Amtsarzt ausgeschlossen und so  bekam Harry  das Angebot bei der Kripo in Neubrandenburg zu arbeiten. Eine neue Herausforderung, der er sich unbedingt stellen    will, führt ihn dieser neue Job doch wieder zurück in die Heimat. Die Nachwirkungen der Reha und der Umzugsstress hat Harry noch im Körper und deshalb freut er sich über die Einladung seines alten Kumpels, mal wieder gemeinsam Angeln zu fahren.

Über Jahre hinweg hatte Harry aufgrund seiner Tätigkeit Max nicht mehr gesehen.  

Auch wenn man oft miteinander telefoniert hat, ist ein Beisammen sein der Freunde, die immer durch ein unsichtbares Band verbunden waren, doch etwas Besonderes. Dies spürten beide.         

Die aufgehende Sonne scheint durch die Wipfel der am Ufer stehenden Bäume und die Nebelschwaden verziehen sich langsam. Da es windstill ist, wird das Wasser nur durch die Wellen vom Boot bewegt.                                                                          

Einzelne Wildenten schwimmen an den Schilfkanten und Harry sieht zwei Schwäne, die an der alten Badestelle gerade ihren Hunger   mit Wasserpflanzen stillen. Leise tuckert der Elektromotor und vereinzelt ist Hundegebell aus dem Dorf     zu hören.                       

„Was sind das für Bojen da?“ fragt Harry und unterbrach so die ruhige Bootsfahrt. Er hat entlang vom Schlossufer mehrere Bojen entdeckt, die in verschiedenen Abständen angebracht über den See verlaufen.

 “Das sind die Markierungsbojen für die Seeentschlammung.“

Harry wusste, dass Max als Vereinschef des Anglervereins gemeinsam mit dem Gemeinderat für die Entschlammung    des Sees kämpfte. Der See litt seit Jahren an einer meterdicken Schlammschicht, auf der mehr und mehr Wasserpflanzen wuchsen.                                                              

Aufgrund der geringen Wassertoefe und der vielen                                                                                       Wasserpflanzen kam es bei ungünstigen Wetterbedingungen nzu einem Sauerstoffmangel im Wasser, was folglich zu einem Fischsterben im See führte.       

Um die Wasserqualität wieder zu verbessern, ist eine  Entfernung der Schlammschicht notwendig.                                              

„Habt ihr endlich die Finanzierungszusage bekommen?“        

„Ja“, antwortet Max auf die Frage „aber nicht in der Höhe,    wie wir es wollten. Wir können deshalb nur einen Teil vom   See entschlammen lassen. Die Bojen da markieren einen breiten Graben, der entschlammt wird.“

Man merkte Max an, dass er nicht ganz mit dieser Entscheidung zufrieden war.

“Hast du gestern bei deiner Ankunft die Entschlammungsbecken am Ortsrand auf eurem Feld gesehen?“, fragt er seinen Freund und erzählt gleich weiter „Über dicke Leitungen und mit hohem Druck wird der Schlamm in diese Becken gepumpt und das übrige Wasser  wird zurück in den See geleitet.                                            Am Montag kommen die Leute der holländischen Firma und fangen damit an.“

Da Harry erst in den späten Abendstunden des gestrigen  Tages in seinem Heimatort angekommen war, hatte er die Becken  auf dem Feld seiner Mutter nicht sehen können.       Er wusste, dass seine Mutter eine Fläche für diese Seeentschlammung der Gemeinde zur Verfügung stellen wollte, aber vom baldigen Start dieser Aktion sagte die Mutter nichts. Er nimmt sich vor, am nächsten Tag diese Becken anzusehen.

Harry starrt weiter übers Wasser, während sich das Boot langsam der Insel nähert. Rechts von ihnen passieren sie die ehemalige Steganlage des Grafen, die noch durch herausragende Holzbalken erkennbar ist. Etwas weiter davon entfernt steht das Teehaus der Schlossparkanlage.             Beim Anblick dieses Gebäudes, das jetzt baulich mehr und mehr  zerfällt, kommen Harry die alten Erinnerungen an Jutta, seiner ersten Schulliebe auf.                             

Als pubertärer Junge hatte er während der Sommerferien Jutta, das Mädchen mit den roten lockigen Haaren und den vielen Sommersprossen im Gesicht kennen gelernt. Sie kam aus Berlin und war bei Verwandten im Dorf zu besuch.        Ein überaus fröhliches Mädchen, das Musik und den klassischen Tanz liebte. Gemeinsam verbrachten beide viel  Zeit im Schlosspark und am Teehaus miteinander. Dort hat Harry Jutta auch das erste Mal geküsst. Ein Kuss der in   seiner Erinnerung blieb und sich jetzt in seine Gedanken schob.

Was wohl aus Jutta geworden ist, fragt er sich gerade.                    Diesen Gedankengang beendet Harry jedoch abrupft, da er plötzlich  eine ungewöhnliche Wasserbewegung unweit vom Ufer in Höhe des Schlosses, wo sich die Uferterrasse befindet, bemerkt. Zunächst denkt er, dass dort ein Hecht räubert und die kleinen     Wellen beim Fangen von Kleinfisch entstehen.  Je dichter sie dieser  Stelle jedoch kommen, ist zu sehen,    dass in Linie von zirka 2 Meter Länge und einer Breite von zirka 50 Zentimeter gleichmäßig Blasen durchs Wasser an die Oberfläche dringen. So etwas hat Harry noch nie zuvor auf dem See gesehen. Ein Karpfen, der bei der Futtersuche  den Grund aufwühlt, kann dies nicht sein, denkt sich Harry,             dazu waren es zu viele und zu große Blasen.                

„Siehst du das?“ spricht Harry mit kräftiger Stimme und fordert Max auf, den Motor aus zu machen. Max stoppt den Elektromotor und fragt nach:  “ Was ist?“                            

„Siehst du das da?“, erwidert Harry und zeigt in Richtung der Blasen.

„Wow, was ist das?“ erkundigt sich Max neugierig und beugt sich über den Bootsrand. Weil das Wasser an dieser Stelle eingetrübt ist, können beide nichts weiter erkennen.        Jedoch ein fauliger, unangenehmer Geruch umgibt jetzt beide, während das Boot über die Blasen glitt.

„Äh, das stinkt ja bestialisch!“, stellt Harry fest und ergänzt mit zu gehaltener Nase: “ Das stinkt ja wie eine verweste Leiche.“                 

Max, der auch diesen intensiven Geruch verspürt, ihn jedoch nicht als Leichengeruch empfindet, reagiert etwas verschmitzt mit der Frage: „Hast du denn als junger Kommissar schon   eine Leiche gerochen?“

„Nein, habe ich noch nicht und will es auch nicht so schnell.             Aber du weißt doch, dass ich gerade in diesem Job angefangen habe“, gibt Harry sichtlich erregt zu.                                                             Max beruhigt Harry.“ Das sind doch nur faulige Erdgase die da aufsteigen, aber sicher kein Leichenduft. Leichenduft ist süßlicher.“ 

Und Max weiß, wovon er spricht, denn im Gegensatz zu seinem     Kumpel kennt er den Geruch von Leichen.

Max Berger, dessen Opa der Pastor der Gemeinde war, kam schon früh mit toten Menschen in Berührung. Manchmal begleitete er seinen Großvater zu in Sterben liegenden Menschen, sah bei der letzten Ölung zu und erlebte dabei den Tod hautnah. Erfahrungen, die ihn früh prägten.               

Max war anders als alle anderen Jungs im Dorf. Ein in sich ruhender, gelassen auftretender Junge, der nicht viel redete und so seine Intelligenz manch außenstehender Person nicht zu erkennen gab. Viele Freunde hatte er daher nicht.                     

Harry mag jedoch diesen Typen, bewundert seine Geradlinigkeit und Gelassenheit, die er bereits als Jugendlicher ausstrahlte.  Beide kennen sich schon lange, spielten im Kindergarten miteinander und besuchten in der gleichen Klasse gemeinsam die Schule in Ivenack. In dieser Zeit freundeten sich beide an und gingen oft nach der Schule dem gemeinsamen Hobby, dem Angeln am See, nach.       

Max wusste schon früh, was er später mal machen wird.                 Keiner von Harrys Mitschülern hatte einen ausgefalleneren und seltsameren Berufswunsch, als Max. Er wollte Bestatter werden. Nach der gemeinsamen Schulzeit erlernte Max daher diesen Beruf, machte sich gleich nach erfolgreichem Lehrabschluss selbstständig und betreibt seitdem erfolgreich ein Bestattungsunternehmen mit Filialen in den nahe gelegenen Städten Stavenhagen und Malchin.

Harry vertraut deshalb der Aussage von Max hinsichtlich des Geruches. Beiden kommt dieser Blasenteppich jedoch komisch vor und so halten sie das Boot in einigem Abstand an.                                       Gemeinsam beobachten sie die aufsteigenden Blasen im Wasser weiter. Was kann diesen Blasenauftrieb verursachen, fragen sich beide ohne es auszusprechen.                           

Nach einiger Zeit des Beobachtens bricht Max das gemeinsame Schweigen und spricht seine mehr als Scherz an Harry gedachte Vermutung aus.

„ Kennst du noch das alte Gerücht vom unterirdischen Gang? Der vom Schloss aus unter dem See zum gegenüberliegenden   Ort in Richtung Stavenhagen führen soll.                                 Vielleicht ist ein Stück dieses Tunnels undicht und die Luft entweicht jetzt.“

Dieses Gerücht vom geheimen Tunnel ist Harry nicht unbekannt.

Als kleiner Junge stöberte Harry oft auf dem Dachboden seiner Oma und fand dabei eine alte Fotografie mit der Abbildung des Grafen und seiner Frau. Seine Oma Barbara, die schon als junge Frau im Schloss als Küchenhilfe noch bei der Grafenfamilie gearbeitet hatte, erzählte ihm diese Geschichte.                                                            Der Sage nach, sollen die damaligen Klosterinsassen einen Gang angelegt haben, damit sie unbemerkt vom Feinde das Kloster verlassen konnten. Nach der Klosterzerstörung soll dann beim Bau des Schlosses dieser Gang wiederentdeckt worden sein und als die Russen 1945 in Ivenack einmarschierten, sollen die Herrschaften dort Schmuck, Wertsachen und kostbare Bilder vor deren Zugriff versteckt haben. Dem widersprach jedoch die Tatsache, dass sich der damalige Schlossherr samt seiner Frau und Kindermädchen kurz vor dem Russeneinmarsch erschossen haben.                                        

Aber das Gerücht vom geheimen Gang erhielt mit dem Kriegsende neue Nahrung, da tatsächlich viele Gegenstände aus dem Schloss verschwunden waren. Darunter der Familienschmuck mit der typischen Wappenprägung der Grafenfamilie und eine bedeutsame Bildersammlung.      Einige der Dorfbewohner, die Russen selbst und später auch angesiedelte Vertriebene sollen erfolglos nach diesen Schätzen gesucht haben. Spätere Untersuchungen am Schloss ergaben jedoch keinen Hinweis auf die Existenz eines versteckten Ganges. Das Schloss wurde nach Kriegsende viele Jahre als Altersheim genutzt. Harry`s Oma hatte dort auch bis zuletzt   in der Küche gearbeitet. Die Erzählung seiner Oma über die Grafenfamilie und dem Leben vor dem Krieg fand Harry immer aufregend und spannend. Aber mit zunehmendem Alter und zunehmender Lebenserfahrung  war auch er der Auffassung, dass die Geschichte vom geheimen Tunnel und dem verschwundenen Familienschatz des Grafen wohl nur erfunden ist. Seltsamerweise hielt sich dieses Gerücht jedoch        bis heute.

„ Ja, ja und da unten liegt der Grafenschatz“ erwidert Harry  im ironischen Ton auf die Äußerung von Max und fordert:                 „ Komm, lass uns jetzt zur Insel fahren, wir wollen doch heute noch was Angeln.“                                                                                       Max wirft den Bootsmotor wieder an und steuert das Boot in Richtung Insel.  

Vor der Schilfkannte stoppt er dann das Boot, beide lassen die Ankergewichte in den Schlamm fallen und ankern so das Boot. Anschließend richtet jeder seine Angel her und Harry wirft seinen extra für diese Angeltour neu erworbenen Wobbler als erster aus. „ Na dann, Petry Heil“, ruft er Max zu.

Der hat noch mit seiner Rute zu tun, weil sich die Sehne seiner Angelrolle mal wieder verheddert hat. Nachdem er diese entwirrt hatte, konnte auch Max mit einem weiten Auswurf das Angeln starten.

Die Sonne steht bereits über den Bäumen und der Nebel hat sich jetzt ganz verzogen. Eigentlich ist es zum Angeln zu hell. Aufgrund der starken Verkrautung des Sees, die den Fischen zwar viel Schutz bietet, ist das Angeln gerade auf Hecht nicht so einfach. Um nicht mit dem Köder beim Angeln am Kraut hängen zu bleiben, bedarf es eines Wobblers, der nur eine Tauchtiefe von maximal 50 Zentimeter beim Durchziehen im Wasser erreicht. So einen hat sich Harry gerade neu gekauft. Der Wobbler lief gut durch das Wasser und ließ sich mit der Angelrute gut führen. Durch seine zuckenden Bewegungen ahmte er einen verletzten Kleinfisch nach und soll die Hechte, die bekanntlich Fischräuber sind, zum Anbiss animieren. Soweit die Theorie, aber die Praxis sieht  bis jetzt anders aus. Seit einer Stunde sind die Auswürfe beider Angler erfolglos. Kein Hecht, nicht mal ein Bissversuch des Räubers. 

Und das, wo es doch hier im See so nur von Hechten wimmelt.            Die Lebensbedingungen für den Hecht sind hier super.        Der Besatz konnte sich so stark entwickeln, dass es bereits zu Kannibalismus unter den Hechten kam.                                                                      Größere Hechte fressen, wegen des geringen Angebote an Friedfischen im See, kleinere Artgenossen.                                                             Dies zeigten immer wieder Fischfunde im Darm größerer Hechte. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass die Anzahl der großen Hechte darunter leidet und der gesamte Fischbesatz im See in ein Ungleichgewicht gerät. Um hier wieder ins Gleichgewicht zu kommen, nehmen die Angler seit Jahren auch gefangene untermäßige Hechte eigenständig mit und führen Netzbefischung zur Bestandskontrolle durch. Max als Vorsitzender des Angelvereins kümmert sich seit Jahren um dieses Problem. Aber heute wollte er mit Harry erfolgreich fischen.

„Ist es vom Wetter heute doch zu hell fürs Fischen?“, fragt sich Max, der mal wieder seine Sehne an der Angelrolle entwirrt.                 Während er sich weiter darüber Gedanken macht, warum bisher kein Fisch anbissen hat, sind Harry`s Gedanken wieder bei diesem Blasenteppich.

Als Kriminaler weiß er, alles hat eine Entstehungsursache  und ist erklärbar, auch die Wasserblasen nahe beim Schloss.                          Sollte es doch einen Gang unter dem See geben,                    wie es in der Sage heißt?                                                                           

Logisch wäre es zumindest, denn wenn es einen Hohlraum unter dem Wasser gibt, kann darin befindliche Luft durch eine Öffnung an die Oberfläche drängen. Es müsste dann aber ein größerer Teil  dieses Hohlraumes undicht sein, bei der Größe des festgestellten Blasenteppichs. Obwohl Harry auch daran denkt, dass vielleicht  eine Leitung durchs Wasser verläuft  und diese undicht sein könnte, verwirft er diese Möglichkeit. Dazu war der Blasenteppich einfach zu groß.

Während er seine Angel auswirft, kreisen seine Gedanken immer  wieder beim Vorhandensein eines möglichen Tunnels.

So, in Gedanken versunken, erschreckt sich Harry plötzlich.                 Er verspürt beim Einholen seines Angelköders einen kräftigen Ruck und eine starke Gegenwehr. 

„Yes, ich hab einen.“ rief Harry freudig erregt Max zu und fordert ihn auf, den Kescher bereit zu halten. Die Angel biegt sich kräftig durch, während Harry versucht den kapitalen Hecht zu landen. Die Gegenwähr des Fisches ist schon heftig. Immer wieder nimmt der Fisch Schnur von der Rolle und versucht so dem Boot fernzubleiben. Beide können noch keinen Blick auf diesen kampfstarken Fisch werfen.           Aber dann geschieht etwas, was beide beim Angeln selten zuvor gesehen haben. Der Hecht versucht sich mit einem sogenannten Hechtsprung vom Harken zu befreien.                                       

Dazu springt der Fisch aus dem Wasser, wackelte kurz in der Luft seien Körper durch und taucht wieder ein.    

„Wow, das sah super aus.“ kommentiert Max diesen Befreiungsversuch und hält weiter den Kescher bereit.                         

Harry versucht derweil die Heckbremse seiner Angelrolle stärker einzustellen, damit der Fisch weniger Schnur von der Rolle ziehen und so der Drill kontrollierter erfolgen kann.   Dies gelingt ihm auch, da der Fisch trotz starker Gegenwehr nur noch wenig Schnur von der Rolle nehmen kann.

„Kannst du schon was sehen?“, fragt Harry aufgeregt.           

Max, der bereits im Boot steht, antwortet: „Nein. Du musst aber aufpassen, dass der Hecht nicht unters Boot schwimmt. Dann kannst du ihn verlieren.“

Harry hält die Angel noch entschlossener in der Hand und kann es kaum erwarten, einen weiteren Blick auf diesen Fisch zuwerfen.  Aber so weit ist es noch nicht, denn der Hecht leistet einen unerbittlichen Widerstand. Nach zirka 8 weiteren Minuten erlahmen jedoch langsam die Kräfte des Hechtes    und es scheint so, als würde dieser Kampf jetzt sein Ende finden. An der Wasseroberfläche plätschert es jetzt und beide Angler können wieder kurz einen Blick auf den Seeräuber werfen. Als wüsste der Hecht, dass er wohl nur noch eine Überlebenschance hat, mobilisiert er all seine Kräfte, schlägt mit seinem Schwanz eine kräftige Welle und taucht unters   Boot. Genau vor dieser Situation hat Max gerade gewarnt.