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Das Buch Grace Maddisons Spezialität sind fesselnde und spannende Kriminalromane, die im viktorianischen London spielen. In ihren Pontius-Lestrade-Krimis lässt sie gekonnt die Atmosphäre Londons zum Ende des 19. Jahrhundert auferstehen: das London der feinen Klubs und der Slums, das London der matten Gaslaternen der Droschken und Soirées und des Nebels. In Aus gutem Haus gilt es vier Morde, zu klären. Unter dem Eisenbahn Viadukt in Aldgate macht ein spielender Knabe einen erschütternden Fund – den in Zeitung und Packpapier eingewickelten Torso einer Frau. Inspektor Pontius Lestrade von Scotland Yard in dieser Woche mit den nächtlichen Inspektionsrunden durch die Wachstuben Aldgates an der Reihe ist mit dem grässlichen Fall betraut. Die Spuren des grausamen Mordes führen zu einem barbarischen Kinder-mord und aus einem feinen Haus Mayfairs in die Slums der Star Lane. Der andere Mord, der Pontius persönlich betrifft, geschieht in den Kreisen der Londoner Gesellschaft, in die er nur durch den Dienstboten Eingang vorgelassen wird: Pontius Klubkamerad Frederick soll seine Mutter Lady Hampton aus Habgier vergiftet haben. Obwohl Pontius die Feinen Kreise herzlichst egal sind, eilt er widerwillig seinem Klubbruder zu Hilfe … Inspector Lestrade Whitechapel London 1889: Das Eastend Londons, das sagenumwobene Slum. Die Endstation für Hunderttausende, mit seinen Gassen und stinkenden Hinterhöfen sind Hölle pur - bis im August Frauen Leichen gefunden werden die der Täter offenbar aus purer Bosheit platziert. Inspector Lestrade von Scotland Yard würde sich lieber um andere Fälle kümmern doch Dienst ist leider Dienst ... Wer ist das Monster, das die elenden Gassen in einen Film aus Blut taucht? Wurden sie Opfer des Schlachters von Whitechapel? Lestrades Ermittlungen führen tief in die Abgründe der viktorianischen Seele. Kämpft mit den Tücken der White Hall Bürokratie und dem eisernen Gesetz der Bewohner der Slums nie de Mund aufzumachen.
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Seitenzahl: 577
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Grace Maddison
Doppelpack Inspector Lestrade 1+2
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Inhaltsverzeichnis
Titel
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
Aus gutem Haus
Der Dichter und Raucher Klub
Ein Fund
Katherine
Der Dienstboteneingang
Die Kirche
Ja ich liebe George
Ich wünschte, ich könnte glauben
Der Gottesdienst
Ein weiterer Abgang, Sir
Mrs Man
Mister Lestrade
Impressum neobooks
Sie lag neben dem Holzschuppen im Schatten, in ihrem Blut und auf dem Rücken. Ihr Kleid war aufgerissen, der Rock nach oben gezerrt und der Leib war aufgeschlitzt, die Eingeweide ausgeräumt, als hätte der verrückte Menschenschlächter etwas gesucht, ihr fehlte die Leber. Ihr Gesicht, das wohl zu Lebzeiten anziehend gewirkt haben mochte, sah im Tod grauenhaft aus: grau angelaufen, die Augen aus den Höhlen getreten, der Mund in einem Hilfeschrei erstarrt. Weiter unten war der Anblick noch schrecklicher: Der Täter hatte den armen Körper längs aufgeschnitten und hatte die Eingeweide herausgenommen und damit, so schien es Inspector Lestrade, gespielt. Die Darmschlingen und das Herz bildeten ein bizarres Muster, im Dreck des gepflasterten Hinterhofes, wie schwimmende Inseln in einem Meer aus Blut auf dem Mondlicht beschienen seifigen Pflastersteinen. Die Inspektoren Teehrman und Willems hatte fast alles eingesammelt und in nummerierte Packpapiertüten gesteckt. Übrig waren noch eine schwarze Blutlache und winzige Fetzen des zerschnittenen Kattun Kleides. Der wahnsinnige Täter hatte mit Blut Obszönitäten in französischer Sprache gegen die die Juden an die von Kohlenstaub verrußte Hauswand geschmiert. »Judee piger anglaise faire une prise de sang« und einen blutigen Handabdruck hinterlassen, nur schade, das keiner der Polizisten auch nur, etwas französisch sprach. Gebildet muss der Teufel sein, war sich Inspector Lestrade von der Kriminalabteilung von Scotland Yard sicher. Fast alle Zeitgenossen, die Inspector Lestrade beschrieben, widmeten sich zu erst seinem merkwürdigen Gebaren und sonderbaren Aussehen. Man behauptete Inspector Lestrade habe ein so hässliches Gesicht, das es selbst dem abgebrühtesten Verbrecher weh tat, es anzuschauen. Beschriebe man ihn mit groß, ungelenk und hässlich sowie exzentrisch gekleidet und abrupt und ohne jede Höflichkeit in seiner Art, seine seltsame, oft beunruhigende Stimmungswechsel traf es sein Äußeres und nicht den vielschichtigeren schillernden Kern. Lestrade war keine Schönheit, war — dürr und besaß, Eulenaugen hinter großen Brillengläsern und einen Schnauzbart, der aussah, als wolle er einem die Augen ausreißen und verschlingen. Doch in seinem unerfreulich aussehendem Kopf war Inspector Lestrade ein Juwel an Wissen zu den Strukturen und Machtverhältnisse in den Slums von London. Inspector Lestrade stützte sich auf seinen eleganten Gehstock und betrachtete aus kurzer Entfernung die Schrift an der Wand. Seine Augen blinzelten. Gebildet musste der Teufel sein, der diese Metzeleien an den Gefallenen Weibern niedriger Klasse in London anrichtete. Der Irre besaß eine schöne Handschrift und hatte bitterkaltes Blut in den Adern, er mordete auf fast offener Straße ohne sich, auch nur einen Deut, um die Polizisten zu scheren. Hundert als Straßenverkäufer, Bettler, Arbeiter verkleidete Beamte überwachten die Straßen und Gassen die Obdachlosenasyle, Dosshäuser in den Armenvierteln von London. Erfolglos, wie jeder mit einem Blick auf die Kreideschrift sah. Metzelte das arme Ding, spielte mit den Innereien und fand noch Zeit ein kleines Epigramm an die Wand zu setzen. Constable Peters, war als erster Polizist vor Ort gewesen und hatte sich richtig verhalten, Inspector Lestrade nickte ihm freundlich zu. Peters stand am Straßenrand und übergab sich konvulsivisch in den Rinnstein, sein ganzer langer Körper bebte wurde durchgeschüttelt. »Ihre erste Leiche Constable?“, fragte Inspector Lestrade mitfühlend. »Nein Herr, aber … ich habe so etwas noch nicht gesehen, ich war im Burenkrieg 1880 Sir, aber das …«. Der kluge Constable hatte nach Auffinden der Toten, einen Boten zum Yard nach Whitehall gesandt, schlicht mit einer Adresse in Whitechapel und einem Zusatz, der hellhörig machte, aufgeschlitztes Opfer. Inspector Lestrade nickte kurz, drehte sich abrupt zum Hinterhof und rief:
»Gibt es Spuren von Geschlechtsverkehr?«
»Das kann ich Ihnen später verraten, mein Bester. Ich schreibe Ihnen einen hübschen kleinen Bericht zu diesem weiteren Missgeschick. Mein Bester Lestrade schicken sie mir bitte noch eine Laterne, es ist immer noch sehr Dunkel hier, und ihre tollpatschigen Leute sind mir schon auf eine Niere getreten. Wer weiß was ihre Arbeiter mir für Spuren unter ihren Stiefeln bereits Zertreten haben.«
Der junge Polizeiarzt, ignorierte die Tragödie an der er nichts mehr ändern konnte, er konnte nur seine Arbeit sehr gut tun. Man sah ihm an, dass er kein richtiger Londoner war: hochgewachsen, knochig, schwarzes Haar, breite Lippen und dabei agil wie ein Schauspieler und zu allem fehlte ihm der Kasernenhofton, den die Londoner sich angewöhnt hatten, zu viel Deutsche am Hof die Londoner der besseren Kreise redeten, nicht sondern forderten. Mit der gleichen sprachlichen Beredsamkeit den ein Feldwebel an den Tag legte. Wie angenehm war es dem Arzt zuzuhören. Inspector Lestrade sah mit Interesse zu, wie der geschundene Leib den Händen der Constables anvertraut wurde. Den Hartgesottenen, die nicht zitterten oder sich erbrachen.
»Na, Doktor, schnappen wir ihn diesmal, ich setze 5 Pfund!« Inspector Lestrade sah in seinem Portefeuille nach und zog die Banknote heraus. Inspector Lestrade arbeitete nicht das erste Mal mit dem Doktor zusammen. Ein angenehmer Herr, stets höflich und ein Lächeln auf den Lippen. Seinen scharfen, schwarzen Augen entging selten etwas. Dazu kam das er immer wie aus dem Ei gepellt erschien, auch heute hatte sich das Warten gelohnt, der Kragen Alabasterfarben, die Manschetten trotz des Blutes und Kotes noch Weiß. Ein sympathischer Ehrgeizling, der vor seiner ruhigeren Karriere Erfahrung in Londons Scotland Yard sammelte. Der Polizeiarzt liess sich von seinem zwergenhaften Gehilfen Thomas parfümiertes Wasser über die Hände gießen. Er schrubbte so konzentriert seine Finger an der Wasserpumpe als wolle er, mit dieser Prozedur zugleich die Erinnerung an das Leiden des Mädchens wegschwemmen. »Ich habe immer gesagt, so einer macht, solange weiter bis er gestoppt wird!«
Dr. Helly sah sich auf dem Schlachtfeld um. »Das hier ist keine Aussicht für feinfühlige Augen, mein Bester. Sorgen Sie dafür, dass einer das Blut wegwischt.« Inspector Lestrade nickte und zwang sich zu brüllen: »Peters sie verdammte Heulsuse zack zack kommen sie gefälligst her«, schnauzte er den unter Schock stehenden Polizisten an. »Gewöhnen Sie sich dran, glauben Sie etwa ihr Flennen, macht Sie lebendig, bringt uns den Mistkerl an den Galgen?« Inspector Lestrade sah, das sich seine niveaulose Methode bewährte, der kluge Constable stand stocksteif vor ihm. Er klopfte ihm auf die Schulter.
»Du wirst in dieser wunderbaren Stadt noch weitaus Schlimmeres zu sehen bekommen. Schaff dir ein dickes Fell an, sonst bringst du es nie zum first class Constable. So und nun will ich, das du den Transport der kleinen überwachst, keine Schlamperei, niemand, absolut niemand, fasst die Leiche an, bis Doktor Helly kommt!« Der Polizei Constable salutierte und setzte sich neben die Tote in die Kutsche. »Verhüte Gott, dass man in einer Zeit leben soll, wo man sich an Barbarei gewöhnt zeigen soll, mein Bester«.
Flötete der Doktor und setzte seinen Abend Zylinder keck auf den Kopf und reichte seinen Arztkoffer dem stummen Gehilfen. Inspector Lestrade war ein alter Hase, der Dr. Helly für die Untersuchung angefordert hatte, obwohl der Polizei Chirurg des Polizei Distrikts zuständig war. »Das wär’s dann wohl«, sagte er und wählte sich eine Zigarette aus seinem silbernen Zigarettenetui heraus. »Die Leiche ins Schauhaus der Polizei in der High Street. Ich beginne mit der Untersuchung nach meinem, er sah auf seine Taschenuhr.
»Dejeuner« ich erwarte sie dann dort, mein Bester!« Der Leichenkutscher des Schauhauses Henriks half den Constable, die Leiche in das Transportbehältnis, eine zwei Meter lange Kiste zu legen. Er bekreuzigte sich und schüttelte angewidert den Kopf, »Schreckliche Sache, wenn er wo wieder da is!«, sagte der Leichenkutscher. Lestrade nickte, Hendriks war eine Kräftige ehrliche Haut, der nicht mit seinen Gedanken hinter dem Berg hielt. Aber er konnte sich seine Meinung auch erlauben als einziger Leichenkutscher des Leichenschauhauses, das Scotland Yard in London nutzte hatte er mehr ermordete gesehen als viele kriegsgewohnte Soldaten. Viele Tote hatte er gesehen, viele Arten des Sterbens und des ermordet Werdens kennengelernt. Der arme Kerl hatte, Erfahrung mit den Opfern des Schlitzers schließlich hatte er das Privileg und transportierte sie. Inspector Lestrade nickte und gab bereits weitere Befehle: »Den Hinterhof absperren und einen Constable davorstellen. Nur die Bewohner ein und auslassen. Alle Bewohner ringsum befragen, und zwar mit Druck, wegen meiner verteilt ihr Maulschellen. Ich will Wissen, welcher Nachbar«, Inspector Lestrade sah auf seine Taschenuhr, »zwischen 3 und 4 Uhr hier im Schlaf laut gefurzt hat! Ob sie etwas Verdächtiges gesehen oder gehört haben.«
Er beugte sich hinab zu dem Häuflein Elends vor ihm.
»Du hast das erste Mal um vier Uhr das Scheißhaus aufgesucht, richtig?“, fragte Inspector Lestrade den Postboten, der bedauerlicherweise unter einer chronischen Magensache litt, der unglücklicherweise im Hinterhaus lebte und beim Gang vom Plumpsklo zu seinem Zimmer fast über die Leiche des Mädchens gestolpert war. Inspector Lestrade drehte sich zu den Constables, die sich beklommen im kleinen dunklen Hof sammelten. Er rief: »Und der Tod ist nicht viel später als drei Uhr morgens eingetreten. Also interessiert uns die Zeit zwischen ein Uhr und vier Uhr nachts, ich will die Alibis von jedem.« Wieder zum Postboten: »Hast du vielleicht jemandem aus der Nachbarschaft gesehen, gehört?« Der Postbote stand da und knetete das Innere seiner Hosentasche und glotzte wie ein Fisch. »Was ist los, mach doch dein Maul auf Mensch!« Der Briefträger sah verlangend zu den beiden Plumpsklos am Ende des Hofes. »Na hau schon ab, aber beeile dich!« befahl der Inspector und verfolgte mit amüsierter Miene dem Laufschritt des Mannes. Drei Minuten später erhielt die Antwort auf seine Frage. »Nein. Ich weiß nichts rein von gar nichts. Ich hab‘s mit dem Magen und musste erst aufs Häuschen und dann weiter zur Arbeit. Es war, die Kirche hat geschlagen, 3 Uhr 45 und ich war höchstens 5 Minuten auf dem Plumpsklo. Ich bin raus und habe das arme Ding liegen gesehen und bin dann gleich los um einen Polizisten zu suchen. Ich habe keinen gesehen und bin zur Polizeiwache in der Spitalsfield High Street gerannt, da haben sie mich nicht weggelassen, bis Sie gekommen sind. Die Bewohner, die haben geschlafen das heißt, ich habe keinen gehört oder gesehen. Es ist dunkel hier und ich hatte nur eine Kerze. Aber währe in den Fenstern Licht gewesen hätte ich sie sofort gesehen. Aber von denen ist keiner zu so was imstande. Das hier ist ein anständiges Haus bewohnt von fleißigen Menschen.« Der brave Postbote schielte furchtsam zu der Pfütze Blut wo die Leiche gelegen hatte. Wie oft hatte Inspector Lestrade das gehört, für jedes Mal einen Pennie und er hätte mittlerweile 200 Pfund auf der Bank. »Genau das werden wir überprüfen«, sagte Inspector Lestrade und wurde unterbrochen. »Die Herren ... Ich bitte ... «, erklang von hinten, vom Tordurchgang eine leise Stimme. Alle drehten sich um. Selbst im Halbdunkel war zu sehen, wie blass und verstört der Staatssekretär war, doch seine Stimme strahlte vor Gelassenheit als wäre nicht das Geringste vorgefallen. »Herr Lestrade hat begriffen, dass es sich aus Gründen die niemanden etwas angehen verbietet, über den Unfall mit dem entlaufenen Zirkus Tiger, der erschossen wurde zu sprechen«, sagte der Berater Queen Victorias streng.
»Geheimhaltung. Befragungen nur zu Zirkus Tigern. Unsere Pflicht zwingt uns im Interesse des Staatswohls diesen Schritt zu tun, ihre Hoheit, verpflichtet alle Beteiligten ihr Stillschweigen zu wahren. Es ist zu erklären, dass ein entlaufener Zirkustiger erschossen wurde.« Von Bülow wies mit dem Daumen zur Street, »Der andere Kadaver liegt in meiner Kutsche wenn jemand so freundlich währe ihn zu drapieren«. Zwei Constabler folgten dem Daumen zu der eleganten Kutsche des Staatssekretärs. »Inspector Lestrade, man verlässt sich auf ihre geschickte Methodik diese unerfreulichen Morde aufzuklären ohne allzu viel trallala.« Die Anwesenden Constabler starrten sich im Licht der aufgehenden roten Sonnenkugel fassungslos an, Entsetzen machte sich breit, wie sollte man solchen Mist verabreiten, wenn man nicht darüber reden, konnte, diese Geschichten schwollen in ihnen zu Tumoren.
»Immer mal was Neues!« Kleidete Inspector Lestrade einen Fluch in Richtung Monarchin in eine sachliche Feststellung. Er begann, seinem Schnurrbart zu zwirbeln. »Moment bitte meine Herren ist der Kadaver bereit?“, fragte Bülow, der für alle offensichtlich, geradezu in übereilter Hast aufgebrochen sein musste, er trug einen neumodischen Pyjama unter seinem Mantel. Zwei Männer aus seinen Diensten, die Inspector Lestrade am liebsten für ihre Verbrechervisagen eingelocht hätte, trugen einen Tierkadaver in den Hinterhof und warfen ihn auf den Boden. Von Bülow zog eine zierliche Duellpistole und schrie, »Hilfe, Hilfe ein Tiger, schieß doch um Gottes willen ein entflohener Tiger!« zwei Schuss peitschten in die Luft und dann trat urplötzlich Stille ein. Fenster wurden zaghaft im Halbschlaf aufgeschoben. Von Bülow grinste und zog seinen Strohhut und verabschiedete sich und verschwand wie ein schlechter, umso stolzerer Bühnenzauberer. Inspector Lestrade kratzte sich den Kopf und versetzte dem Tiger wütend einen Tritt. Er beugte sich über den Kadaver, der mindestens seit einer Woche tot sein musste. »Was fehlt an diesem Schaustück von Unvernunft?« Der Postbote zuckte mit den schmalen Schultern. »Kein Schwanz das Exemplar eines Tigers ist schwanzlos und kein Blut fließt aus einer der Schusswunden, außerdem wurde dem armen Tier die Kehle durchgeschnitten, was vermutlich wieder einer dieser typischen von Bülow Scherz sein soll.« Inspector Lestrade sah sich im nach Blut und Unrat riechenden Hinterhof um, »Aber hier gibt es ja wieder einmal Blut im Überflusse.«
»Ein Wetter, ein Hundewetter.« Mit diesen Worten eröffnete die geheime Sitzung des Innenministeriums in Whitehall. »Das Wetter in der Tat. Schnee im Oktober, es wird ein kalter Winter, meine Herren.« Alle Anwesenden bis auf Inspector Lestrade, der zum ersten Mal an einer Sitzung des Innenministeriums teilnahm, seufzten bekümmert und sahen aus dem Fenster zum Schneetreiben der wieder eingesetzt hatte. Dicke Flocken wirbeln hinter den geputzten Fensterscheiben und das Holz im Kamin knisterte. Das Gesicht von Bülows, aus dem Palast malt eine Ausnahme in diese Gesichter Landschaft plumper roter Lethargie. Von Bülow sieht sich mit Befremden um.
»Verzeihen Sie einem Mann vom Lande.« Beginnt seine theatralische Darbietung. Der Staatssekretär breitete die Arme aus, eine Geste, die auch Inspector Lestrade mit einschließt, der gegen seinen Willen in der Ausgabe eines Londoner Morgenblatts als ein Großwildjäger karikiert wird. »Also, Herr Minister, ich sehe, Sie sind nicht auf dem laufenden. Sicherlich fällt es nicht in Ihr Ressort, aber sagt ihnen der Begriff Londons Geburtstag etwas? Da wir nun hier zusammensitzen, auf Idee unserer verehrten Königin.«
Sir Elfields langes Gesicht mit dem herabhängenden Vollbart nimmt einen feierlichen Ausdruck an. »Alle kommen. Majestäten aus aller Welt werden uns mit einem Besuch beehren. Das kulturelle Niveau der Stadt wird angehoben, eindeutig angehoben, das edle Blut bringt Kultur und Prosperität.« sagt er verklärt. »Dank Ihnen, mein Besschter«, nuschelte der Innenminister und ruckte mehrmals mit dem knackenden Kinn. »Und nun erklären Sie uns, warum die heutige Schitzung scho dringlich ischt.« Die Blicke richteten sich auf das, gelangweilte Gesicht dieses wichtigen Mannes. Der die Macht besaß mit ein paar Einflüsterungen in das richtige Ohr, Karrieren auf lange Zeit zu blockieren. Von Bülow nickt zu Inspector Lestrade, er erwartet einen Lagebericht. »Die nötigen Maßnahmen sind ergriffen worden, Minister«, beginnt er laut als säße er in seiner Bude bei Scotland Yard oder in welches Wachhaus ihn seine Arbeit gerade hinverschlagen hatte. »Jeder, der Befragten, wurde ermahnt mit den Zeitungen nicht zu kooperieren und kein Wort vom Tiger, fallenzulassen.«
»Das hat ja gut hingehauen, mein lieber Inspector Lestrade. Ich muss gestehen, Sie sind ein ausgefuchster Kerl, Sie wussten natürlich das spätestens in einer Stunde, die, Tiger Geschichte herum ist!«, lobte von Bülow und deutete ein feines Applaudieren an. »Der Briefträger, der die Leiche gefunden hat, wurde gebeten eine Geheimhaltungsverpflichtung zu unterschreiben mit einer 15 Pfund Strafandrohung, wenn er seinen Mund aufmacht.«
Der Innenminister Elfields zwirbelte an seiner weißen struppigen Augenbraue, »Fünfschehn Pfund, Schie glauben fünfschen Pfund nun mir scheint die Schumme unangemeschen niedrig zu sein, nicht wahr?«
»Exzellenz vergessen, dass ein Briefträger nicht besonders gut verdient, ich nehme an um die zwanzig Pfund, zumindest kenne ich keinen Briefträger, der in Pimlico Crescent lebt«, sagte von Bülow. »Fünfzehn Pfund sind völlig ausreichend!«, erklärt Inspector Lestrade. Von Bülow sitzt wieder und schreibt in sein Notizbuch. »Der Briefträger, der die Leiche gefunden hat, ist ein guter Mann, trinkt nicht übermäßig viel Gin.«
»Sehr schön«, lobte der Polizeichef Londons Sir Stevenson. »Wozu bedurfte es dann dieser dringenden Zusammenkunft? Warum haben Sie gebeten, die verschiedenen Ebenen der Polizei und Innenbehörden zusammenzutrommeln?« Von Bülow warf einen gefühllosen Blick auf den Polizeichef, der eine Bitte der Königin nicht mit der erwarteten Freude eines Untertanen nachkam. »Exzellenz, nicht ich habe gebeten, die Leiter der ministerialen Ebenen einzuladen, sondern unsere Hoheit. Der Fall, dieser unseligen Morde ist äußerst beunruhigend und von höchster Wichtigkeit für Victoria, so dass sich außer der JURIS-Dikation die zuständige Abteilung der Polizeidistrikte, auch die Herrn vom Innenministerium damit beschäftigen müssen.«
»Und das alles wegen ein paar Morde von diesem Irren? Mein Gott man sollte doch annehmen, dass ihre Majestät sich mit wichtigeren Dingen beschäftigen würde, ich nenne da nur die immense Aufrüstung der russischen Flotte!«, sagte der Polizeichef rüde, für ihn war von Bülow nur ein hergelaufener Aufsteiger, sein Vater soll ein Schiffer gewesen sein, flüsterte man in Gesellschaft. Von Bülow machte eine Pause und fixierte eine Stelle auf Sir Stevensons Stirn. »Da haben Sie ihre Königin falsch beurteilt.«
Von Bülow s Stimme ist scharf wie das Messer des Mörders.
»Mein Bester, Hoheit interessiert sich sehr lebhaft darum, ob Verwandte aus Europa, selbst Russland nachfragen lassen, ob London Hilfe bei der Aufklärung des Falles brauche, als sein die Polizeibehörden ihrer Hoheit in den Händen von tumben Bauern!«
»Nun Reden sie schon, von Bülow hier ist nicht der Ort ... «, nuschelt der Innenminister und blickte den Beamten gespannt an. »Spannen Sie uns nicht auf die Folter.«
»Es tut mir sehr leid, aber Sie müssen die vollständige Untersuchung in die Hände eines Mannes legen, dazu gehört auch völlige Akteneinsicht.«, sagte von Bülow ziemlich leise, aber diesmal hörte der Innenminister und der Polizeidirektor sehr gut. »Wer befiehlt das?« ächzte er. »Sind sie verrückt!« blaffte der Innen Staatssekretär. »Unerhört!« rief der Oberste Staatsanwalt Prokof. Inspector Lestrade erlaubte sich keine Äußerung, dazu war sein Rang zu gering. Er presste die dicken Lippen zusammen und hoffte von Bülow meine nicht ihn, der die Ermittlungen leiten solle. Es wäre ein Wespennest, nein Wespen stachen einen nur einmal und selten in den Rücken. Hier ging es um die Karriere die Zukunft, in diesen Kreisen wurde man erdolcht noch ehe man sich bequem in den Amtssessel setzen konnte. Man musste nur an das Schicksal des beliebten Bürgermeisters von London denken. »Akteneinschicht auch etwa die Geheimen, die Irischen Akten?“, fragte der Innenminister mit fassungsloser Stimme. Von Bülow runzelte die blasse Stirn. Er wusste sehr gut, wie lange und eifersüchtig der Polizeidirektor und der Innenminister ihre Akten gesammelt und wie ihre Augäpfel gehütet hatten, die Namen der prominentesten Sympathisanten der Fenianbewegung. Sehr heikles Material. »Ich verstehe alle Bedenken, euer Exzellenz, aber wir machen uns einfach nur noch lächerlich. Mit jeder Untat wird den Nachbarn klar das man London nicht zu fürchten braucht, fragt sich wieweit wir ein Anrecht auf Kolonien haben, wenn ihre Polizei nicht einmal einen Mörder zur Strecke bringt, den halb Scotland Yard jagt. Ich fürchte, dass der Mörder zu einem Politikum geworden ist.« Wieder löste Bülow s Erklärung Unmut aus. »Es ist keine Politik, dieser Mann ist kein besonderer Fall!« entrüstete sich der Staatsanwalt. »Mörder sind kein Politikum!« beharrte der Polizeichef. »Wasch denn für ein Mörder?“, fragte der Innenminister, als eine Pause eingetreten war. Alle fixierten den Innenminister, dessen Gedächtnisaussetzer zu einem Problem zu werden drohten. Inspector Lestrade starrte ihn verblüfft mit aufgeklapptem Kinn an. »Eure Exzellenz, das ist der berüchtigte Mörder, der seit einigen Jahren in London sein Unwesen treibt«, erklärte Staatsanwalt Prokof feinfühlig, sein Vater litt, auch an der Altersdemenz. »Wenn Sie erlauben, erzähle ich.« Von Bülow blätterte in seinem Notizblock zurück. Der Innenminister legte die Hand auf den Tisch und starrte sie, als gehöre sie einem Fremden, verwundert an. Der Polizeichef säuberte sein Ohr, in dem er mit einem zusammengedrehten Taschentuch in seinem Ohrgang bohrte, Inspector Lestrade setzte eine Brille mit starken Gläsern auf und sah auf seine Akten. Prokof lächelte ironisch. »Wie sich Euer Exzellenzen vielleicht erinnern, hat es im Verlauf des Jahres 1896 in acht Monaten, in den weniger guten Gegenden Londons sechs bestialische Morde gegeben. Der Mörder benahm sich äußerst frech. Einmal schickte er dem mit dem Fall betrauten Inspektor eine halbe Niere, die er einem seiner Opfer herausgeschnitten hatte.«
»Das stimmt so nicht, die Niere war die eines anatomischen Präparats, es war ein Scherz! Und der Adressat war kein Ermittler, sondern der Vorsitzende des Selbstschutzvereins von Whitechapel«, rief Inspector Lestrade, der die halbe Niere zu Gesicht bekommen hatte. »Inspector, wenn sie erst die volle Akteneinsicht haben, werden sie wissen, dass die Niere eben kein Scherz war.«
»Aber warum tut er schowasch?«, wunderte sich der Innenminister schockiert und zog schnell die Hand vom Tisch. »Es ist nicht nur die Tatsache das er arme Menschen ermordet, die die revolutionäre Propaganda nährt, sondern die Art und Weise, wie er seine Opfer tötet.«
»Er ist ein verfluchter Irrer. Gewöhnlich schneidet er den armen Frauen die Kehle durch, dann weidete er sie aus und spielt mit den Eingeweiden. Der Kerl mordet, als ist ihm seine Entdeckung egal, in einem Hinterhof, auf der Street.« fluchte Inspector Lestrade. Von Bülow lächelte innerlich über den Gefühlsausbruch. »Heiliger Geischt und Chrischtus mein Erlöscher«, hauchte schockiert der Innenminister und griff sich ans Herz. Der Staatsanwalt Prokof rief leise: »Scheußlich, scheußliche Sache.« »Und, warum wurde der Verbrecher nicht verhaftet?« »Wir tun, was menschenmöglich ist, was möglich ist, ich habe 200 Constabler zeitweilig im Einsatz, wir durchsuchen jede Kaschemme jedes Haus. Er ist ein Glückspilz, außerdem hat er nicht gemordet seit … «.
»Gestern früh«, fiel Inspector Lestrade dem Polizeidirektor ins Wort. »Nein, nein seit Anfang November 1897 gab es keine derartigen Morde mehr. Wir kamen zu dem Schluss, dass der Verbrecher der solche Dinge tut, sich selber bestraft hat, niemand könnte mit solcher Schuld leben!«
»Es tut mir Leid, aber der Inspector hat recht, gestern hat er erneut zugeschlagen und seine Ruhepause beendet!«, von Bülow klappte sein Block zusammen und setzte sich kerzengerade auf an den ovalen Tisch im Innenministerium. »Und er hatte nichts Besseres zu tun, als uns wieder diesen Presseärger zu machen.« Der Polizeiminister schüttelte sich voller Ärger. »Aber, wenn, er wieder mit seiner Unart beginnt, sollte, man ihn doch aufschpüren und feschtnehmen nicht wahr?«, fragte der Innenminister hilflos und sah suchend zu Inspector Lestrade. »Wir konnten es bisher nicht tun, er hat uns eine Nase gedreht, die Mittel müssen konzentriert werden, es geht nicht an, das getrennt untersucht wird und jeder dem anderen die Akten verweigert!«, sagte von Bülow dem Innenminister. »Alle Morde wurden im Slum verübt, wo viele glauben wir schützen den Mörder, weil er ein Mitglied des Königshauses ist oder einer der den besseren Ständen angehört.«
»Mein Gott, wenn sich das herumspricht, warum soll es gerade einer von den Besseren Menschen sein?«, erkundigte sich der Staatsanwalt Prokof skeptisch. »Weil den Opfern die inneren Organe sachkundig entnommen wurden, höchstwahrscheinlich mit einem Skalpell oder Fleischermesser. Es muss kein Arzt sein vielleicht ein ehemaliger Medizinstudent«, sagte Inspector Lestrade. Staatsanwalt Prokof hob einen Finger, an den Mund und sagte: »Aber kann es nicht eine Nachahmungstat gewesen sein? Ich bin fest davon überzeugt das er tot ist, sich umgebracht hat nach dem letzten Mord, wie kommen Sie darauf, dass das er es ist? Als ob wir nicht schon genug andere Verbrechen haben. Da hat sich so ein Hundesohn die Zeitungsreportagen zu sehr zu Herzen genommen, Morde und Chaos ist das Resultat loser Pressefreiheit, Mord und Chaos.«
Inspector Lestrade seufzte: »Oberstaatsanwalt Prokof, Sie kennen mich und meine Arbeit, es ist kein Nachahmer. Noch ist der Bericht des Polizeiarztes nicht fertig. Aber die, Gepflogenheit das Prozedere ist dasselbe, genau wie sein Opferschema! Die Vorgehensweise die Tatausführung, die Tatzeit, der Ort stimmen völlig überein, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel.«
»Das ist bedauerlich.«, murmelte der Polizeiminister ein ehemaliger General und schüttelte den Kopf. »Warum taucht er wieder auf …?« Von Bülow war mit seiner Geduld fast am Ende, denn er sagte ziemlich scharf: »Ich möchte Euer Exzellenz daran erinnern, dass der Fall der Königin am Herzen liegt. Denken sie an ihre Vorgänger, es geht nicht nur um einige Verlorene unmoralische Frauen, es ist sozialer Sprengstoff in den Händen von Agitatoren! Wollen der Innenminister, in ihren Lebenserinnerungen erwähnen, wie die Roten in London einen Aufstand angezettelt haben, wie es ihn seit 1868 nicht mehr gegeben hat? Da er einmal wieder da ist, wird er nicht aufhören, wenn er periodisch arbeitet dann bekommen, wir es mit neuen Morden zu tun. Stellen Sie sich vor, was passiert, wenn uns während des Besuchs aller Majestäten Europas der Mörder auf der Nase tanzt, eine Blamage!« »Dasch darf nicht paschieren!«, rief der Innenminister, der wirklich an seiner Autobiographie schrieb, und sich vorstellen konnte das ein Aufstand der Gewerkschafter und Armen, alles andere als ein gute Kapitelüberschrift war. Er schlug die Hände zusammen. »Hätte man schofortigst die Ermittlung in eine Hand gegeben konzentriert schoschuschagen, dann schässse der Unhold vielleicht schon hinter Gittern, dieschesch klein und klein geht in diesem Fall nicht, esch ist unmöglich!« »Aber wer soll die Leitung bekommen? Das Innenministerium? Oder doch die Geheimpolizei?«, rief der Polizeidirektor. »Geheimpolizei? Was hat den die Sonderabteilung, mit dem Mord zu tun, ist er etwa Ire?«, fragte der Innenminister, der sich bei den Gedanken an das Kompetenzgerangel unwohl fühlte, er mochte es nicht eine seiner Abteilungen zu übergehen, außerdem hatte er sich schnell hinter der vorgehaltenen Hand sein Gebiss zurechtgeschoben. »In einer Stadt wie London mit fünf Million Einwohner stößt die Geheimpolizei hin und wieder auf Gerüchte. Nur Gerüchte nichts Konkretes, was natürlich sofort an das Criminal Department weiter gegeben worden wäre. Wir leben leider in einer Stadt mit Volk, jeden Tag passieren unschöne Dinge. Soll die Geheimpolizei etwa, wegen jeder Lappalie, die wir hören zu den anderen Abteilungen laufen?«, fragte der Staatsanwalt Prokof. »Kleinigkeit, Lappalie? Mit etwas mehr Hilfe dürfte es einige Opfer weniger gegeben haben. Also welche Gerüchte?«, sagte Inspector Lestrade der sich nur Mühsam beherrschen konnte, seine Faust war auf dem Tisch geballt, und es fehlte nicht viel und er hätte sie dem schmierigen Prokof ins Gesicht geschmettert. Er musste sich die Opfer ja nicht ansehen, mit den Hinterbliebenen reden. »Nun leider, es gab in Limerick zwei ähnliche Morde, aber ganz klar ein Nachahmungstäter, ganz und gar offensichtlich. Zwei arme Prostituierte wurden aufgeschlitzt und ausgeweidet. Aber in Limerick!« Rechtfertigte sich der Oberstaatsanwalt und blickte nach Verständnis heischend um sich. Von Bülow unterbrach die Stille mit der kurzen Frage: »Wo sind die Leichen jetzt?«
»Wo sollen sie schon sein auf dem Friedhof.« Die Anwesenden kicherten hinter den weiß behandschuhten Händen. »Sie müssen exhumiert werden und von einem fähigen Polizeiarzt untersucht werden, noch heute muss jemand nach Limerick«, sagte von Bülow mit unbewegtem Gesicht. »Und es ist zu prüfen, welche Personen weiblichen Geschlechts durch ein Messerangriff in Limerick umkam, sagen wir, seit Anfang Dezember 1896 bis August 1897. Die sind zu exhumieren. Meine Herren, wenn, wir Glück haben ist, er ein Periodiker. Haben wir aber Pech zieht er, nach seinen Morden in die nächste Großstadt und mordet weiter!«, sagte Inspector Lestrade. »Mein Gott!«, entfuhr es dem Polizeichef. Der Innenminister nickte. »Das ordnen Sie mir noch heute an Prokof.« Die Gesichtsfarbe des Oberstaatsanwalt, wechselte von gesundem Trinkerrot zu aschfahl. »Sie Herr. Inspector …?« »Inspector Lestrade, Inspector Lestrade Kriminalabteilung Scotland Yard Abteilung H und J. «
»Ja ja «, der Innenminister winkte ab, »Befassen Sie sich damit, Inspector Lestrade.« Und zu von Bülow : »Und Sie, unserer Hoheit wünschen sicherlich, das ihr Auge an der Untersuchung in beratender Funktion teilnimmt, nicht wahr?« Von Bülow machte ein Gesicht als hätte er in eine Zitrone gebissen, er fand den Gedanken an einer persönlichen Teilnahme an dieser grauenvollen Untersuchung nicht besonders angenehm, ausgerechnet Limerick. Von Bülow erbleichte und nach einem kurzen Kampf sagte er, »Ich werde mich als Verbindung zu ihrer Hoheit zu Inspector Lestrade bereithalten. Es wird wohl reichen, wenn er und ein Arzt seines Vertrauens mit den nötigen Instruktionen die Limerick-Exhumierung leiten.«
Die Gastgeberin war Eleonore, eine geschätzte Gönnerin des Gins und eine Stütze des gesellschaftlichen Lebens in ganz London, eine angeheiratete Tante. Ihr Wohnsitz am Spitalsfield Market war, ein golden getünchter Hort der Laster, ein Treffpunkt des Verbrechens sowie der interessanteren Figuren einer Klasse von verarmten Zuhältern und Hehlern, die um gesellschaftliche Anerkennung ringend, keinen Hurenball ausließen. Es wimmelte nur so von Puppenjungs, Charlies und Huren ohne, einen roten Heller in der Tasche und mit riesigen Erwartungen an die Zukunft, deren festliche Aufmachung ein Vermögen fraß. Ein Hausdiener mit herablassendem Gesicht nahm ihm den Mantel ab und führte ihn in den Salon. Dort spielten ein Bratschist und zwei Geiger, mit heuchlerischen Gesichtern und mit überwältigendem Mittelmaß, irgendeinen Bierhaus Schlager in c-Moll, die in dem artigen Austausch von Nettigkeiten der Anwesenden verbrecherischen Visagen, die große feine Welt spielten und dem darauf folgenden obligatorischen Gelächter der Huren unterging. Der Hausdiener, ihm obliegt es meuternde Freier am Schlafittchen die Haustreppe hinunter zu werfen, blieb einen Meter in den Salon tretend, plötzlich stehen und verkündete mit dem Ernst eines Boten, der den Sieg über die napoleonischen Heere zu verkünden hat: »Der ehrenwerte Danny Mosch.« Einige Köpfe fuhren herum und betrachteten einen Herzschlag lang den Neuankömmling. Er bot den Neugierigen artig sein Lächeln. In Sekunden wertete er die Qualität der Anwesenden, Politiker und ein Berufsmörder einträchtig beieinander. Kaviar und Champanger zähmt die gottlose Bagage, die sich seinem Auge darbot. Einer von zehn Leihdienern, mit weißen Handschuhen und der großen stolzen Haltung spanischer Stierkämpfer, drückte ihm eine Flasche Bier in die Hand und verschwand, um andere in der Menge aus Fracks und Ballkleidern, Stolas und Fächern zu bedienen. Eine kleine Dame völlig in Schwarz bahnte sich mit der Grazie einer von Robert Stephenson erbauten Dampfeisenbahn den Weg zu ihm. »Mosch, du böser Junge!« Er hob seine Stimme, um die Schlager Melodie zu übertönen. »Ich bin erfreut sie wohlauf zu sehen Tante.« Sie lachte geschmeichelt und hatte es geschafft, unter vielen, nach allen Seiten verteilten, verzeihen sie mein Bester, meine Liebe seit wann bist du wieder raus aus dem Kittchen, wenn du die Güte hättest und ließ sich von ihm die behandschuhte Hand küssen. »Mein lieber Mosch«, japste sie. Außer Atem, die verdammte Hure des Götzen Mammon. »Ich bin ja so froh das ich eine kleine ruhige Begegnung mit meinem Neffen arrangieren konnte«, sie drehte sich um und winkte in die Masse, »das sind die entzückenden Smiths, ein sehr angesehener Mann!« Erklärte sie ihm. Er lachte pflichtbewusst, »ich bin etwas verwirrt ist Arthur nicht hier. Ich habe gehofft, mit meinem Vater sprechen zu können?« Seine Tante lachte hell auf, röte zeigte sich auf ihren faltigen hängenden Wangen, sie war geschminkt wie ein Papagei und ihr Decolte war zurechtgeschnürt. Sie versetzte ihm einen Klaps, »ich Ungezogene, ich vergaß, dass Arthur gerade in Limerick ist, Geschäfte mein Junge.« Sein Gesicht musste wohl einen winzigen Augenblick seine Gedanken, T E U F E L, verraten haben, denn sie zuckte erstaunt zurück. »Du musst unbedingt die Leute kennenlernen, vor allem den Doktor, er war mit deinem Großvater einige Jahre im Zuchthaus wegen Mordes.« Tante blieb neben einer kleinen Gruppe von jungen Freiern stehen; sie drängten sich um einen, Zuhälter und dessen Mitarbeiterinnen. Ein niedliches Ding vom Land in einem hauchdünnen Nichts von Kleid. Die, dass eigentliches Ziel, der Annäherung und Artigkeiten war. Es wirkte so, als halte die blonde Schlampe hier Hof. Ein wenig von dem, was die Freier sagten, klang nach einer langweiligen Aufzählung aller ihrer Vorzüge. Ein hoch aufgeschossener Schnösel. In einen Frack gezwängt lachte bellend auf und rief, »wie ich immer zu Benjamin dem Staatssekretär sage. Wenn er zu Gast bei uns auf dem Rittergut ist.« Aus der uniformiert gelangweilten, von Sinnen überreizten, abgestumpften, Londoner Elite stach der Schnöselige Mann wie ein Leuchtturm in weiter Leere hervor. Schlaksig, als müsse man Angst haben, das bei seiner wilden Gestikulation seine Arme einfach abfielen, flachgesichtig, als sei er im zartesten Kindesalter gegen eine Mauer geknallt. Und zu allem Überfluss bestraft mit einem lichten Haarschopf und Geheimratsecken seine Zahnreihen besaßen abstoßende Eigenheiten, sie saßen in seinem Zahnfleisch kreuz und quer, wie ein schlecht gesetzter Lattenzaun. »Sie müssen uns unbedingt einmal in Howards end besuchen kommen Doktor. Sie und ihre entzückenden Damen!« Der Mann strahlte und seine auf den Rücken gefalteten Hände fummelten nervös an seinen Frackschößen herum. Tante klatschte in ihre Hände. »Meine Lieben darf ich euch vorstellen Mosch … « Sie unterbrach sich, als hätte sie Vergessen was sie sagen wollte. Dann nach peinlichen Sekunden huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, »Ein neugeborener Christ der hier ist um uns zu bekehren und dazu mein Neffe.« Mosch war sein alter Name, niemand kannte seinen neuen besseren Namen. Er verneigte sich und schüttelte Hände. Der Zuhälter, der sich aufgrund seiner Bildung Doktor nennen ließ nickte, ihm zu und in seiner Brust kämpfen der öffentliche Verhaltenskodex und seine Abscheu vor Priestern. Der Schnösel betrachtete Mosch einige Sekunden lang mit zusammengezogenen Augenbrauen, als wäge er seine innere Statur. »Mosch, Junge!«, sagte Tante mit dem Stolz eines Wildtierfängers der einen menschenfressenden Tiger gefangen hatte und nun ausgestopft enthüllt, »darf ich Ihnen Herr Algernon Swinne vorstellen!« Der Schnösel verneigte sich, »Algernon Swinne, bescheidener Dichter, begeisterter Poet, Weltreisender und Verwalter meiner gesegneten Glücksgüter. Es freut mich sie kennenzulernen«, sagte er hastig, und ließ bei der Erwähnung des Wortes Güter seinen Blick auf die junge Nutte liegen. Lachende Frauen, eine bedeckte die untere Gesichtshälfte hinter einem Fächer und kicherte dumm, GA N S. Wie er diese ganze Baggage verabscheue, allein sein Name verpflichtete ihn, ab und zu in diesem, stinkenden Pfuhl sich zu suhlen. Heftige Gefühlswallungen Algernons Gesicht. Wut zuerst, dann Selbstzweifel, Ärger, wieder versteckte Wut, Eifersucht dann beherrschte er sich und nässelte sich mit einem Tuch an der Stirn herum.
»Herr Swinne angenehm Patricia, aber eigentlich Hanne«, sagte Patricia das junge fast nackte Flittchen. Das Mädchen sah Herr Swinne an und wägte seine Qualitäten als eventueller Bewerber. Sie war in dem Alter, wo Sie noch die Flausen im Kopf hatte, in einem Bordell den Mann ihres Lebens treffen zu können. Geld und Grundbesitz ließ sie ein romantisches Flattern bekommen. Der Zuhälter, drei Bordelle in Whitechapel und zwei Opiumhöllen in Tigers Bay betrieb, nickte und forderte Algernon auf weiter von seiner abenteuerlichen Reise nach Amerika zu erzählen. »Nordamerika wird zu einer Macht werden, New York ist nicht wieder zu erkennen 600.000 Menschen, es gibt jetzt sogar etwas Kultur dort«, sagte Algernon und erntete Applaus. »Zu einer mächtigen Nation mit ein wenig Kultur« wiederholte er, damit es auch jedem in der Runde klar wurde, als hätte er es mit Schwachköpfen zu tun. Mit Ausnahme von Mosch lachten alle. Eine Hure fächerte mit ihrem Spitzenfächer, als wolle sie sich in die Luft erheben vor lauter Entzücken. »O Algenon« keuchte sie. »Sie sind ein ganz, ganz Schlimmer!« Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten aber wie liebend gerne hätte er sie alle aufgeschlitzt und ihre Eingeweide auf dem Parkettboden arrangiert und darauf getanzt.
Inspector Lestrade stand auf einem kleinen Hügel, es war nachts und beim Schein der Laternen gruben die Männer. Kalter kraftloser Regen fiel vom Nachthimmel und das bereits seit seiner Ankunft am Morgen, Doktor Helly sah munter auf die ausgehobenen Gruben. Die Friedhofslandschaft, am Tag schon trist, wie das eigene Siechtum, wurde bei Nacht so unheimlich, dass der Inspector sich wünschte, endlich fertig zu werden. Die Gräber mussten mit Erde zugeschüttet werden, nur um nicht wieder Pressewirbel zu haben und diese Tonnen von nutzlosen Briefen zu bekommen. Schmutzigen Pfützen sammelten sich in den Gruben, die Männer waren aufgeweicht und froren. Helly traf die Anordnungen und vier Mann, der Kriminalabteilung von Scotland Yard in karierten Knickerbocker und Bowlerhüten auf den Köpfen gruben. Der Totengräber des riesigen Armenfriedhofs, ohne den man sich nicht zurechtfand, trank aus einer Flasche selbstgebrannten Schnaps. Wo gegraben werden musste, zeigte der Friedhofswärter anhand der Belegungsliste in seiner Hand. Laut Liste waren seit Dezember des Jahres 1896 bis September 1897 von der Polizei 12 Frauen gebracht worden, deren Tod durch Mord von unbekannt durch Stichwaffe herbeigeführt worden war. Die billigen durchfaulten Kiefernholz Särge wurden aus den Gräbern gehoben und in den Leichenkeller der Friedhofskapelle getragen, wo Dr. Helly und sein stummer Assistent Cray, die Obduktionen vornahmen. Constable Peters, seit drei Tagen zum Criminal Investigation Department von Scotland Yard kommandiert, hatte einen kurzen Blick in den Sezierraum geworfen um sich abzuhärten und es sofort bereut der Anblick und der faulige Gestank war überwältigend. Lieber draußen im Regen, im Matsch in den Gruben stehen und so lange Erde zu schaufeln das man Schwielen an den Fingern hatte, als da noch einmal hinein. Nach, zwei Stunden, durchfroren und nass bis auf die Zehenknochen, ging er in die Kapelle auf Suche nach etwas Wärme. Er setzte sich auf eine Chorbank und schloss die Augen. »Wer nachts mit den Toten arbeitet, muss was im Magen haben«, sagte der erste Friedhofsgräber leise und setzte sich neben Peters und reichte ihm die Flasche. Der alte Mann mit dem grauen Stoppelbart blickte mitfühlend auf den jungen Polizisten. Peters trank und spürte das Brennen des schweren Alkohols in seiner Speiseröhre. »Schwer ist die Bürde des Weisen und legt sich wie eine Kette auf die Seele, was du heute gesehen hast und noch wirst, ist das Los des Menschen. Glaube an die ewige Seele. Wenn du alle Tage dein Ende als faulender Knochenhaufen vor Augen hast, befreit das deine Seele das einzige Wertvolle an uns Kreaturen. Nicht der Körper ist sein Abbild, nur was er verbirgt. Du bist ja ganz blass mein Junge.«
Neue Leichen wurden in den Keller geschleppt, Doktor Helly kam von draußen, mit Schwung die Treppe hoch in die Kapelle gestürmt und nickte zu Peters, das er ihm folgen solle. Er trug einen Jagdanzug und Knickerbocker, er wirkte als würde er jeden Moment sein Skalpell aus der Hand legen und auf Hasenjagd gehen. Peters biss die Zähne zusammen, und versuchte sein ekel im griff zu bekommen. Auf drei Tischen, lagen die Leichen grau, schwarz und trotzdem sie der Assistent Cray gewaschen hatte, sahen die Toten nicht mehr menschlich aus. »Diese drei Exemplare müssen in das Krankenhaus gebracht werden, Nummer 234-4, 456-3 und 566-3«, sagte Helly und betrachtete seine Fingernägel, verfaultes Gewebe klebte unter ihnen. »Die gehen mich was an, seit ich der Beratergruppe des Lieben Inspector Lestrade zugeordnet bin. Ich will mich nicht beklagen, über die 8 Stunden Zugfahrten mit einer ungesunden Reisegeschwindigkeit von 50 Meilen die Stunde, das wenige zu essen und noch weniger zu trinken ... Anscheinend hat man hier noch nie etwas von einem anständig gemachten Gin-Fizz gehört. Ich seziere die Leichen in drei Stunden, die drei vor Ihnen. Allen drei die Kehle aufgeschlitzt von links nach rechts und ausgeweidet, Londoner Methode sozusagen.« Dr. Helly kicherte und sah liebevoll zu seinem grauen Assistenten der wie ein stilles Mäuschen herumhuschte und alle Anstalten zum Leichen Transport traf. »Cray ist ein feiner Halunke, beeilt sich so damit er sich gleich volllaufen lassen kann und dann Ärger zu machen, stimmt doch mein Lieber? Er mag die Iren nicht.« Der Assistent stemmte die Fäuste in die Hüften und sah Helly an. Dann pantomierte er eine Hand ohne Geld, in dem er das Innere seiner Hosentasche herauszog. »Was redest Du? Du bekommst 10 Pfund die Woche, das ist mehr als ein Lumpenhund deiner Klasse verdient. Die Peitsche sollte ich dir geben, du Halunke. Also gut mein kleiner Lieber Teufel, aber wehe dir, du bist beim Sezieren wieder sturzbetrunken!« Helly griff in seine Westentasche und warf seinem Assistenten einen Souvereign zu. »Wenn er auch sehr dem Genusse alkoholischer Getränke zugetan ist, ich komme gut mit ihm aus. Nur zur Stärkung der Gesundheit und seiner Nerven stimmt doch mein Lieber Cray.« Der Assistent grinste und biss in das Geldstück, ein merkwürdiges Paar. Helly war ein Gentleman und Cray ein pockennarbiger Unhold der, Peters hatte es von Kollegen bestätigt bekommen, ein übler Raufbold war, sobald er zu viel getrunken hatte. Helly musste ihn manchmal aus diversen Revieren abholen und schien Spaß daran zu haben. »Also Constable, notieren sie in ihr kleines Polizeinotizbuch mein Lieber, Nummer, drei, sieben, zwölf und der Rest. Der klassisch einfaltslose Fall: ›Messer ins Herz‹ oder ›Klinge in den Hals etc. pe pe‹. Keine Post-Mortem Aktivitäten wie, Verstümmelungen, Ausweiden uns so weiter etc. pe pe. Sie können zurück, wir haben drei Ähnlichkeiten in Limerick. Ich benötige Licht ich muss überprüfen, wie geschnitten wurde, ob etwas entwendet wurde und so weiter. Sag meinem Lieben Lestrade, der es ganz sicher noch zum Londoner Polizeidirektor, bringen wird, ich bin im Luise Hospital im Leichenschauhaus.« Der Doktor grinste, und ließ seinen Assistenten mit Hilfe vom aschfarbenen Constable Peters die zerfallenen Leichen in grobe Decken wickeln. Helly verglich seine Ausbeute mit der Liste. Nummer drei war eine Martha, lebte in einem Arbeitshaus. Nummer sieben eine Prostituierte, deren Name Anna war, lebte und arbeitete in der Norwich Street. Nummer zwölf war eine Frau ohne Namen ohne Adresse und Freunde, die oberflächlichen Bemühungen der Polizei von Limerick hatten nicht das Geringste zutage gefördert. Helly schätzte sie auf vierzig, ihre Leber sah angeschlagen aus, trank vermutlich nicht nur Tee. Peters verließ erleichtert den Keller. Spät in der Nacht, niemand hatte seit 48 Stunden die Augen zugemacht, und mehr als nur eine Handvoll Schlaf abbekommen. Kurz vor Mitternacht sass Peters bei seinem Chef in einem Zimmer des Limerick Grand Hotels. Eine Suit die drei Pfund den Tag kostete, mit Kamin, mit elektrischem Licht und das Hotel verfügte über ein eigenes Telefon, Nummer 12 Limerick war die Vermittlungsnummer. Inspector Lestrade saß auf dem Sofa vor dem Kamin und wärmte sich mit Whisky innerlich auf. Peters hatte den Eindruck sein Chef sei betrunken, zumindest angetrunken und zudem zog er gedankenverloren an einer Haschichpfeife, jedenfalls stank die Luft im Zimmer penetrant nach schwülstigem Orient. »Sind Sie schon zum Essen gekommen?“, fragte Inspector Lestrade und deutete Peters, sich ein Glas Whisky einzugießen. Schön war es hier, so etwas konnte man sich als first class CID Inspektor Leisten, wenn er einmal die Karriereleiter erklommen hätte, würde er es genauso machen, elektrisches Licht, welches Wunder. Peters betrachtete verzaubert den Deckenlüster. Er selber passte nicht hierher, bei seinem Chef hatte Peters auch so seine Zweifel, man konnte nicht gerade behaupten, das er die Schule des Lebens in einer goldenen Wiege begonnen hatte, er kam wie die meisten Männer der Polizei, von außerhalb von London. Hatte sich empor gearbeitet vom einfachen Constable zum Sergeanten zum Inspektor zum first class. 30 Pfund im Monat. »Danke Inspektor«, sagte Peters und goss sich bernsteinfarbenen Whisky in ein Kristallglas. Er setzte sich an einen Beistelltisch neben dem Fenster. »Na schön, Sie sind nun aufgewärmt? Mein Gott trinken Sie nur zu, nun erzählen Sie, was Sie ausgegraben haben.« Inspector Lestrade sah ungewöhnlich aus, fast leger, fast gutgelaunt, bei diesem Luxus kein Wunder. Peters war dankbar für die Chance, die ihm Inspector Lestrade gegeben hatte ihm dem, Rundendreher und Türenklopfer. Peters begann mit seinem Rapport, holte weit aus: »Doktor Helly hat bei drei Toten eindeutige Anzeichen postumer Verstümmelung entdeckt. Martha, 38 Jahre alt Spitzname Nicki, lebte in einem Arbeitshaus Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten, Post-Mortem der Unterleib aufgeschlitzt und die Eingeweide herausgerissen. Leider sind die Akten unvollständig, es fehlt so ziemlich jeder Bericht. Keine Tatortskizzen, keine Gerichtsakten. Die Polizei von Limerick versucht sie zu finden und nach London zu schicken aber, Sie verstehen ehrlich gesagt die ganze Aufregung nicht, sind nicht gerade kooperativ. Nummer sieben, eine Prostituierte, deren Name Anna war. 42 Jahre alt sie lebte und arbeitete in der Norwich Street übler Slum. Sie wurde im Hof ihres Hauses aufgefunden. 12 Dezember 1896 Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten und die Bauchhöhle geöffnet, die Niere und Leber fehlte, steht im Untersuchungsbericht der Kollegen aus Limerick. Nummer zwölf war eine Frau ohne Namen ohne Adresse eine Bettlerin und Gelegenheitsprostituierte, kam vermutlich zum Hopfen pflücken in die Gegend und blieb hängen. Am 5. Februar 1897 fand man sie auf der Street, Ihr wurde auch die Kehle durchgeschnitten und der Bauch aufgeschlitzt. Der Bauch kreuz und quer zerschnitten, aber die Organe sind alle unbeschädigt und es fehlt ein gewisser Teil.« Inspector Lestrade sah auf, seine Augen glänzten Rot, auf seiner Stirn stand Schweiß, ein dümmlich wirkendes Grinsen spielte um seinen Mund. »Ein gewisser Teil?«, fragte Inspector Lestrade irritiert, er hasste die Angewohnheit von manchen Beamten sich nicht exakt auszudrücken, ein gewisser Teil, meinten sie die Zehe, die Zunge was verdammt. Peters blickte in seine Unterlagen, er hatte 8 Stunden gebraucht um alles zusammenzubekommen, »Gewisser Teil, Chef. Helly meint in dem Zustand kann er unmöglich feststellen, was wem genau fehlt, die Zersetzung ist zu weit fortgeschritten, allerdings tippt er auf den Uterus.« Peters hatte keinen Schimmer, was ein Uterus sei, aber er hoffte das mit seinem, alles in Ordnung sei, er achtete auf seine Gesundheit. Inspector Lestrade zog an seiner kleinen Pfeife, er mischte seine Drogen mit einem Tabak, so das der süßliche Geruch nicht allzu offensichtlich in der Nase stach, wenn er im Polizeipräsidium zu tun hatte. »Mein Gott, drei, und wenn wir weiter Suchen würden ... ich meine auch die Umkreise, die Städte in der Nähe kommen wir auf ... jedenfalls, scheint er unser Mistkerl zu sein, was treibt ihn nach Limerick?« »Anzeichen von Geschlechtsverkehr konnten nicht gefunden werden, weder in noch auf der Kleidung der Opfer, bis auf das Opfer Martha, da wie gesagt die Berichte fehlen.« »So viele Monate schon wütet diese Bestie, und so viele Monate rennen ich ihm hinterher, wusstest du das wir ihn fast erwischt hätten, nach dem Mord am Milton Square, verloren seine Spur verschwand irgendwo in diesen verdammten labyrinthischen Wohnblocks in der Straße. Und hier werden die Opfer verscharrt und die Akten verloren, verdammter Käse.« Der Inspektor sprang auf und lief im Zimmer auf und ab und murmelte mit der Pfeife zwischen den Zähnen: »Im Dezember, das erste Opfer, Ende November verließ er London wieso? Der Mistkerl hat er hier gelebt, wechselt er die verfluchten Städte. Ein paar Monate hier, 8 Monate dort, verflucht ich werde nicht schlau aus ihm!«
Peters blinzelte verdattert, ihm wurde flau im Magen, wenn sein Chef recht hatte, dürfte die Anzahl der Opfer größer sein, sehr viel größer. »Ein reisender Mörder ist etwas Neues Sir. Vielleicht ein Saisonarbeiter, London hat viele Saisonarbeiter, vor allem die Iren in London wird doch die U-Bahn Strecke erweitert!« Schlug Peters vor. Inspector Lestrade lächelte, »überprüfe das, fahr noch heute ... «, er sah auf die Uhr auf dem Kaminsims, »Morgen Früh nach London und erkundige dich auf jeder verfluchten Baustelle, jeder Baufirma, die in London gearbeitet haben und in Limerick ab dem Dezember nein sei, flexibel nach dem 9 November 1896.«
Seit einer Woche ist er erfüllt mit dem Gefühl von tiefer Ruhe und Zufriedenheit. Solange die Welt schweigt, herrschen die Tränen, er opfert seine unsterbliche Seele, na und ist die Hölle so viel schlimmer als das Hier. Seiner Seele sein Herz ist wie Stahl, in dieses Metall ist nur ein gebot gestanzt. Ich steht dort, nur ein einfaches sein ganzes Handeln bestimmendes ICH. Schneeregen und Schneematsch, tags über hat er viel Arbeit, aber er zeigt keine Spur von Erschöpfung, es sind so viele er fühlt sich wie ein Kind im Bonbon laden kann sich nehmen, wen er will. Er kaufte die Zeitungen, Illustrierte, London Chronik, NICHTS schade, es gibt ihm ein tiefes Selbstwertgefühl die alle in Angst zu wissen. Er zerreißt die Zeitungen und lässt die Schnipsel aus dem Fenster in die Street regnen. Er muss hinaus, muss, über die Straßen und Plätze auf der Route laufen. Es ist Nacht und es stinkt nach roher Kraft nach unbeschreiblicher Dummheit, er bittet um ein Opfer. Er trinkt Bier um sich zu beruhigen, trinkt im Ten Bells Pub. Man kennt ihn dort, man weiß, wer er ist, um ihn herum wird gelacht und gehurt, er bezahlt um das Reden dieser Rohen unfertigen Idioten, das Quaken dieser Frösche zu entgehen es ist heute nicht zu ertragen. Hinunter zur Berner Street, H U R E N, wohin man blickt, das Volk ist schlecht und die Huren treffen nicht seinen Geschmack sehen kräftig aus gesund, sehen so aus als machen sie ihm kein leichtes Spiel. Er geht die Straßen entlang, ein Schatten in billiger Kleidung. Das Hotel »the Three Nuns«, davor der U-Bahn Eingang und Huren, die ihre Seelen und Körper feilbieten, die billigsten nehmen den Gegenwert zweier Glas Bier eines Glases Rum. Er kennt die Gasse, Links der Hof, wo er sich amüsiert hatte, eine gute Arbeit die Zeitungen waren voller Lobeshymnen und die Straßen waren bei Einbruch der Nacht wie leergefegt. Nur die Unverbesserlichen trieb es in die kalte Nacht. Er sieht, sie stehen das Zeichen um das er gebeten hatte. Sie wirkt in ihrem Kleide, blass, wie der tot, ihr friert. Neben Ihr steht ein anderes Weib, er hört aus ihrer Art, wie sie sich bewegt eine Kraft heraus. Ja sie ist kräftig, N E I N, diese Kräftigen haben einen zähen Willen zum Leben, Fauchen und Kreischen und Treten und machen einen Lärm, es ist schwer sie schnell zum Schweigen zu bringen und sie machen ihm Angst. Nein es muss schnell gehen, schnell um sich der Lust zu widmen. Bäuerin und Bauer Arbeiter und Königin ihr seid alle gleich, wenn man erst einmal eine Tür in euch geschnitten hat. Er sieht genauer hin, ein Transvestit, ah er erkennt es an den Schuhen das er von der Polizei ist, Blau ist die Farbe der Idioten, glaubt man ernsthaft eine H U R E mit den Schultern eines Preisboxers verlockt die Unmoralischen? Was würde man wohl sagen, wenn er ihn filetiere, wie einen Fisch. Ihn zerlege, und an seinen Boss sende. Eine Andere trippelt auf und ab, läuft und verbreitet ihr Gift. Sie hat einen Bauch, sie ist schwanger, mindestens im sechsten Monat. Er geht näher. Eingefallene Wangen, ein blaues Auge, Sie ist zwei Geschöpfe, trotz ihrer unvorstellbaren Hässlichkeit kaum vorstellbare abstoßender Armut. Er flüstert mit ihr unbeobachtet von den anderen. Sie ist nicht dumm und vertraut ihm nicht sie geht nicht auf sein Angebot ein. Schade, wie das was in ihr wächst wohl aussieht, er kennt nur die in Spiritus eingelegten kleinen hässlichen Dinger aus dem anatomischen Museum. Etwas steht in einem Hausflur, einen Durchgang. Jetzt muss es schnell gehen, es muss schnell gehen, sie reden nicht viel, sie nimmt das Geld dreht sich um und tritt in den Flur, es stinkt nach Urin und Verfaultem. Irgendwo streiten sich Weiber. Sie stirbt schweigend, schnell. Atem zischt aus ihrer Luftröhre, Blut spritzt aus dem Schlüsselloch, ihre Kehle, Blut klatscht gegen die schmutzige Wand. Er muss sie öffnen, rosablaues Fleisch, Klumpen und Schnüre und heiß, seine Hände sind in Ihr und ihn überkommt das Gefühl von Auserwähltheit von Triumph ein unbeschreibliches Gefühl von Macht überflutet seine Seele. Er legt kichernd Darmschlingen um ihre Schulter, wie einen Schal, eine Fleischstola. Die Leber sieht nicht gut aus, Sie muss raus, muss zwischen ihre Beine, das Herz, groß muss mit ihm kommen. Er ist erschöpft und der Flur klebt im Blut, er säubert seine Messerklinge an ihrer Schürze dann seine Hände. Das Innere ist um sie verteilt, eine perfekte Anordnung, Leber zwischen ihren Beinen, der Winkel ist nicht perfekt, er spreizt ihre Beine brutal. Es riecht nach Blut, in dem kleinen lichtlosen Flur. Aber es ist ein Geruch, den er gewöhnt ist, er kann es nicht erklären, woher es kommt, aber in London klebt, der Geruch an allem, an den Gebäuden, in den Wohnungen, in den Restaurationen und an den Menschen. Er muss sich beeilen, das Vergnügen muss er leider alleine nachholen. Er wird ihr Herz in der Hand halten und Onanieren. Hätte er doch die Zeit es perfekt zu machen. Nach 10 Minuten entfernt er sich, er rennt hinaus und sein Lächeln will nicht aus seinem Gesicht. Er sollte etwas versenden, Post für die Häscher. Die Polizei ist dumm und versteht nichts. Sie muss Post bekommen, eine oder Zwei? Er nimmt zwei Klumpen Fleisch mit sich, eingewickelt in Zeitungspapier. Den Rest lässt er als Überraschung im Hausflur liegen. Die Leute auf der Street sind geschrumpft, sie sind Zwerge gegen ihn. Er braucht Schlaf, etwas nur zwei Stunden er hat noch einiges zu erledigen. Hunger hat er, der Krämer Ecke Whitechapel ist offen, er bestellt eine Pastete und eine Flasche Bier. Legt das Zeitungspaket mit dem Fleisch auf den Tresen. Macht Small Talk redet über das Wetter, die Ergebnisse des Cricketspiels und schielt dabei immer wieder auf das Paket. Nach zwei Stunden Schlaf geht er ausgeruht ins Leichenschauhaus und ist der Erste. William sieht ihn und tippte sich an die Nase zur Begrüßung. Sie setzten sich in den braunen Flur auf eine lange Holzbank. Während Dr. Brown die Autopsie vornimmt. Alle Warten gespannt auf das Ergebnis, aber anders als ihnen ist ihm zum Lachen zumute, er muss sich zusammennehmen, sich zwingen, um nicht laut loszuprusten. Vor dem Leichenschauhaus beziehen zwei Constables Wache und lassen niemanden außer den Mitarbeitern ein. Er nickt ihnen zu und reicht ihm seine Flasche Schnaps, es ist verdammt guter scharf wie Feuer und belebend, der Inspektor trinkt mit dem runden Gesicht eines Gourmets. Ein Polizeireporter lungert vor dem Leichenschauhaus herum, man redet nicht mit ihm, so ist er gezwungen auf der Suche nach News die Leichenschauhäuser und Presseagenturen abzuklappern, der Mann ist ein Trinker, auch jetzt betrunken. Der Arzt kommt heraus, er schließt leise die Tür zum Autopsieraum, er sieht blass aus, er darf nicht kichern oder Lachen, obwohl es in seinem Magen zieht, es ist Spannung in seinen Hoden und er hat das Gefühl ein Engel hält sie in der warmen Hand umschlossen. Der Arzt zieht an eine Pfeife, ein altes Ding, er sollte sich eine Neue zum Geburtstag kaufen, er hat bald seinen 53 Jahrestag der Gute. »Doktor?«, fragt der Inspector aufmuntert, er will es schnell hinter sich bringen. Ein sympathischer Mann, auch wenn, er den Menschen nicht begreift. Er begreift nicht, das alles seine Bedeutung innen hat. Dr. Brown lächelte melancholisch, »Die Nummer von heute, der Bericht ist grausam, ich schäme mich derselben Art anzugehören wie der Mörder.« Der gute Doktor ist sensibel. Der gute Mann versteht es nicht, er sieht nur das Außen, er ist ein Handwerker, ein nützlicher Klempner. Ein Polizeiwachtmeister kommt herein und reicht dem Inspektor einige Papiere. Er liest sie und kaut an seinem Schnurrbart, der gute Mann ist nervös. »Sie hieß Emilie 42 Jahre alt.« Er zückt sein geistiges Notizbuch, es ist schön ihre Namen zu kennen. »Ich bin grausame Dinge gewöhnt.« Sagt William, er muss es sein denn er arbeitet mit den Symptomen dieser Krankheit, er muss nur durch die Straßen gehen um ihn zu verstehen, er ist der Kanalreiniger, der die Fäkalien einsammelt. Sein Hobby geht ihm an die Nieren, er begreift nicht die Aufregung, den Wirbel sind doch nur die billigsten Huren Säuferinnen. Sensibel Inspektor William der gute Mann sollte sich bemühen seine Seele abzuschließen und nichts an sich heranzulassen. Viele Häscher die mit William und diesem drogensüchtigen Inspector Lestrade die Fälle begonnen hatten machen es keine 6. Monate in der Sondereinheit der Kriminalabteilung. Manche schienen durch die Konfrontation mit seiner Passion alle Menschlichkeit zu verlieren, andere brechen aus heiterem Himmel in Weinkrämpfe aus, Millers Hände zittern wie Espenlaub, wenn man das Wort Dorset Street nur erwähnt. Er ertappt sich, wie er breit grinst und der Doktor ihn erstaunt ansieht. Dorset Street war ihm gelungen, er hatte Zeit gehabt fast eine Stunde, wirklich sein bestes Werk, aber er war nicht satt. »Leichenschauhaus 5. Von Dr. Friedrich Brown. Emilie Körper lag auf dem Rücken, als wären sie dort hingefallen. Der Unterleib war entblößt. Das rechte Bein war an Oberschenkel und Knie mir großer Kraft gebogen worden bis der Knochen splitterte. Die Kehle war mit einem Schnitt in einer Tiefe von sieben Zentimetern und in einer Länge von 12 Zentimetern durchgeschnitten. Die Gedärme waren weit herausgezogen. Auf dem Hausflurboden war eine Menge geronnenes Blut. Die Totenstarre war noch nicht eingetreten. Der Tod muss innerhalb der letzten halben Stunde vor ihrer Auffindung eingetreten sein. 03:00 Uhr in etwa, wir müssen das kalte Wetter berücksichtigen. Es gab keine Spuren von kürzlich vollzogenem Geschlechtsverkehr. Alte Quetschungen fanden sich auf dem rechten Schienbein dem Auge und dem Hinterkopf. Das Gesicht war sehr stark verstümmelt, meine Vermutung, der Mörder hat ihren Anblick nicht ertragen. Durch das ganze Gesicht von Stirn bis zum Kinn verliefen vier 5 Zentimeter Tiefe Schnitte. Abstand der 8 Zentimeter langen Schnitte voneinander 4 Zentimeter. Die Gesichtsstrukturen waren komplett zerstört. Die Schnitte ging bis auf den Knochen und teilte das komplette Gewebe und die Muskelfasern. Der große Halsmuskel war auf der linken Seite durchgeschnitten. Die großen Gefäße auf der rechten Seite des Halses waren durchtrennt. Todesursache war eine Blutung aus der linken Halsschlagader. Der Mörder ist ein Rechtshänder nach meiner Meinung. Der Tod trat vermutlich unverzüglich ein und die Verstümmelungen wurden ihr erst anschließend zugefügt.« Sie atmeten kollektiv aus, William wischt sich mit zittrigen Händen das Gesicht mit einem Taschentuch.