Dr. Jonathan Swifts Mährgen von der Tonne - Jonathan Swift - E-Book

Dr. Jonathan Swifts Mährgen von der Tonne E-Book

Jonathan Swift

0,0
1,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

In 'Dr. Jonathan Swifts Mährgen von der Tonne' präsentiert der Autor Jonathan Swift eine satirische Erzählung, die den literarischen Stil des 18. Jahrhunderts widerspiegelt. Die Geschichte handelt von einem Schiffsarzt, der nach einem Schiffbruch in einer Tonne gefangen ist und eine absurde Reise erlebt. Swift nutzt diese Erzählung, um gesellschaftliche Missstände und die Gier der Menschen kritisch zu hinterfragen. Sein ironischer Ton und seine scharfen Beobachtungen machen das Buch zu einem Meisterwerk der Satire. Der literarische Kontext des Werkes liegt in seiner Zeitlosigkeit und seiner Fähigkeit, auch heute noch relevante Themen anzusprechen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jonathan Swift

Dr. Jonathan Swifts Mährgen von der Tonne

Eine allegorische Satire der Menschheit: Kulturelle und soziale Kritik im Gewand des 18. Jahrhunderts
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2024
EAN 8596547846161

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titelblatt
Text

Dr. Jonathan Swifts Mährgen von der Tonne

Inhaltsverzeichnis

Einleitung WS

Inhaltsverzeichnis

Die Satire A Tale of a Tub erschien zuerst 1704 anonym bei John Nutt in London; ab der 5. Auflage, 1710 mit einer Apologie (Vertheidigung des Mährgens von der Tonne) und Anmerkungen Swifts (The Fifth Edition: With the Authors Apology and Explanatory Notes. By W. W--tt--n, BD. and others.) In der Übersetzung Johann Heinrich Wasers fehlen einige Anmerkungen des englischen Originals, andere wurden vom Übersetzer hinzugefügt.

Einige der fehlenden Anmerkungen sowie weitere Ergänzungen wurden zur besseren Verständlichkeit für die WS hinzugefügt.

Die Titelliste (Treatises wrote by the same Author, … Google) fehlt in dieser Ausgabe; eine Übersetzung findet sich in: Johann Kaspar Riesbeck: Dr. Jonathan Swifts Mährchen von der Tonne. Zürich 1787 ULB Halle

Vorrede. (Des Übersetzers)

.

Vertheidigung des Mährgens von der Tonne

. S. 3

Zuschrift des Verlegers an den Lord Sommers

. S. 28

Der Verleger an den Leser

. S. 35

Zuschrift an Se. Königliche Hoheit den Prinzen Nachwelt

. S. 37

Vorrede

. S. 48

1. Abschnitt. Einleitung

. S. 65

2. Abschnitt. Mährgen ..

. S. 86

3. Abschnitt. Kurze Ausschweifung über die Herren Criticos

. S.107

4. Abschnitt. Mährgen ..

. Fortsetzung. S. 124

5. Abschnitt. Ausschweifung nach der neuern Mode

. S. 144

6. Abschnitt. Mährgen ..

. Fortsetzung. S. 158

7. Abschnitt. Ausschweifung zum Lob der Ausschweifungen

. S. 170

8. Abschnitt. Mährgen ..

. Fortsetzung. S. 179

9. Abschnitt. Ausschweifung von … der Tollheit in einem Staat

. S. 191

Auszug, … was nach dem neunten Abschnitt im Manuscript folget

. S. 214

Ausschweifung von der Natur, … des Kriegs und Zankes

. S. 220

Fortsezung des Auszugs von der Historie Martins

. S. 223

10. Abschnitt. Danksagung des Verfassers

. S. 226

11. Abschnitt. Mährgen ..

. Fortsetzung. S. 234

Beschluß

. S. 257

Bücherschlacht

S. 263

Von der Mechanischen Erzeugung des Geistes

. S. 315

Mährgen von der Tonne

Inhaltsverzeichnis
Dr. Jonathan Swifts
Mährgen
von der
Tonne.
Nebst übrigendazu gehörigen Schriften.
Von neuem aus dem Englischen übersezt.
Mit Kupfern.
Hamburg und Leipzig, 1758.
Vorrede.

Wir liefern hier dem Leser, in dem längst bekannten Mährgen von der Tonne, ein Werkgen, welches nicht nur durch den häufigen Abgang endlich zur Rarität geworden, sondern auch ausser dem längst verdient hat, ohne diejenige Fehler zu erscheinen, so aus Uebereilung und andern Ursachen sich in die bisherigen deutschen und Französischen Ausgaben desselben eingeschlichen haben.

Es ist zwar in dem dritten Band der neuen Ausgabe sämtlicher Swiftischer, theils von neuem, theils noch nie übersezter Schriften bereits enthalten. Weil aber manchem der Ankauf der ganzen Sammlung zu kostbar fallen möchte, so haben wir zur Befriedigung der eingeschränktern Leser, dieses unter den Swiftischen Schriften vorzüglich-schöne und nuzbare Stük, mit den dazu gehörigen Abhandlungen, auch besonders durch den Druk mittheilen wollen.

Der verständige Leser wird zum Vergnügen sehen, daß es gratiam novitatis nicht allein durch die sehr verbesserte Uebersezung und anders erlangt, sondern auch durch die noch nie übersezte ausführliche Apologie desselben. Von den äusserlichen Vorzügen nichts zu sagen, merken wir nur dieses an, daß anstatt der bisherigen zimlich schlechten Kupferstüke, hier schönere, und dem Innhalt des Werks gemässere erscheinen.

„Die Apologie für das Mährgen,“ (so lauten die Worte, in der Vorrede zu obgedachtem dritten Band der Swiftischen Werke) „enthebet mich der Mühe, viel von dieser berühmten Schrift zu sagen: sie wird verständigen und unparteyischen Lesern genung thun; sie wird dieselben auf die wahre, und einem rechtschaffenen Mann höchstanständige Absicht und Meynung dieser Satyre führen; sie wird ihnen zeigen, daß aller Stachel auf die Verderbnisse in der Religion, auf die Schwermerey, auf die Laster und Lasterhafte fällt; sie wird sie endlich mit dem Verfasser beklagen machen, daß es Leute, und oft wichtige Leute giebt, die es für gefährlicher halten, wenn man Verderbnisse und Laster beschämet, als wenn man gelassen zusieht, wie Wahrheit und rechtschafene Gottseligkeit von Buben und Heuchlern ins Koth gedrükt und verbannet wird.“

Es ist in der That seltsam, daß die öffentlichen Lehrer des menschlichen Geschlechts, das ist, diejenigen Scribenten, welche mit genugsamer Fähigkeit die moralische Verbesserung des Menschen zum Endzwek haben, insgemein für gefährlich gehalten werden! Wer die Fehler des geistlichen und weltlichen Stands, so wie sie sind, aufdeket; wer den Aberglauben und den Fanaticismus lächerlich macht; wer die Vorurtheile des Ansehens, der Gewohnheit und Auferziehung bestreitet; wer das allzuviele und unbequeme Ceremonialische vom Wesentlichen der Religion unterscheidet; wer augenscheinlich darthut, wie vieles von den Heiden herrührt, was doch von keinem geringen Theil der Christenheit als heilig adoptirt worden; wer gewisse sophistische Subtilitäten der Theologaster, womit sie sich und andere verblenden, anatomirt; wer das Mechanische der Frömmigkeit vor dem Moralischen und Wahren kennbar macht; wer die convulsiven Würkungen eines melancholischen Gemüths, und die Einfälle einer verderbten Einbildungskraft nicht für heilige Begeisterungen halten will; wer wider die geist- und weltliche Gewissenstyranney, und die pias fraudes eifert; wer eine vernünftige Freyheit gegen den Despotismus vertheidigt; u. s. f. Kurz: Wer das, was wider die Religion ist, was sie verunehrt, und verkleidet, mit satyrischem Gespötte (selbst nach dem Exempel mancher Propheten und Apostel) durchzieht; der hat insgemein das unverdiente Schiksal, daß er ein Religions-Spötter, ein Ungläubiger, sein Indifferentist, ein Misanthrope, ein Böswilliger, ein einbildischer Zänker, Schwirbelkopf, unruhiger Bürger, und ich weiß nicht was mehr seyn muß! So groß ist die Verkehrtheit des menschlichen Herzens.

SwiftsMährgen von der Tonne,zumallgemeinen Nuzendes menschlichen Geschlechtsabgefasset.
Opus diu multumque desideratum.
Samt einervollständigen und wahrhaftenErzehlung,von dem,unter den alten und neuen Büchernin derBibliothek zu St. James,gehaltenen Treffen.
Basima eacabasa, eanaa irraurista, diarba da caetaba fobor camelanthi.Iren. lib. I, c. 18.

– Juvatque novos decerpere floresInsignemque meo capiti petere inde coronam,Unde prius nulli velarunt tempora Musae. Lucret.

VertheidigungdesMährgens von der Tonne.

Wenn gute und böse Gesinnung gleich stark auf die Menschen würkten, so dürfte ich mir wol die Mühe ersparet haben, diese Apologie zu schreiben. Die Aufnahm nachfolgender Schrift hat deutlich gezeiget, daß diejenigen deren Beyfall sie erhalten, weit die meisten von denen sind, welche Geschmak haben. Inzwischen da zwon oder drey ganze Abhandlungen besonders dargegen geschrieben worden, (nichts von vielen andern zu sagen, welche sie nur im Vorbeygang mitgenommen,) so ist hingegen, (so viel mir bekannt) zu ihrer Vertheidigung niemals eine einzige Sylbe zum Vorschein gekommen: Auch nur nicht, daß sie von jemanden günstig wäre angeführt worden, ausgenommen von dem politen Verfasser des Gespräches, zwischen einem Deisten und einem Socinianer.

Indessen, da der Plan derselben also genommen zu seyn scheinet, daß sie zum wenigsten so lange im Andenken bleiben soll, als lange unsere Sprache und unser Geschmak nicht merkliche Veränderungen leiden; so bin ich es zufrieden, ihr eine Vertheidigung zum Begleite mitzugeben.

Der gröste Theil dieses Buches war vor ungefehr dreyzehn Jahren, 1696. zu Ende gebracht; acht Jahre mithin, ehe es im Druke erschienen. Der Verfasser war damals jung, seine Erfindungs-Kraft in ihrer Stärke, und seine Belesenheit frisch im Gedächtniß. Vermittelst etwas Nachdenkens und vielen Umgangs, hatte er sich bemühet, so viel würklicher Vorurtheile los zu werden als er immer konnte. Ich sage würklicher Vorurtheile, denn es war ihm nicht unbekannt, auf welche gefährliche Höhen einige Leute unter dem Vorwand der Ablegung der Vorurtheile fortgeschritten sind. So vorbereitet hielt er dafür, die grossen Verderbnisse in der Religion, und in der Gelehrsamkeit könnten Stof zu einer Satire an die Hand geben, welche zugleich nuzlich und angenehm seyn würde. Er entschloß sich dieselbe zu schreiben, und dabei auf eine Weise zu Werke zu gehen, die ganz neu wäre; zumal da die Welt mit blossen und immerwährenden Wiederholungen über jede Materie bereits bis zum Ekel überhäufet war. Diesem zufolge nahm er sich vor, die Irrtümer und Mißbräuche bey der Religion, unter der Allegorie der drey Brüder und ihrer Kleider, vorzustellen; das sollte den Hauptinnhalt des Buches ausmachen; die Mißbräuche aber in der Gelehrsamkeit, wollte er durch Digreßionen einflechten. Er war damals ein junger mit der Welt wol bekannter Edelmann, und schrieb für den Geschmak derer, die seines gleichen waren. Daher er, sie zugewinnen, seiner Feder eine Freiheit gestattete, welche sich für ein reiferes Alter, oder für ernstere Charakter weniger schiket; und welches er durch einige wenige Auslöschungs-Züge leicht würde verbessert haben, wenn er zwey oder drey Jahre vor der Ausgabe seiner Blätter Meister davon gewesen wäre.

Nicht zwar, daß er in seinem Urtheile sich würde gerichtet haben nach den übel angebrachten kleinen Spizfindigkeiten der Sauertöpfe, Neider, stumpfer und geschmakloser Richter: Diese nennet er mit Verachtung. Er gestehet, daß in seinem Buche verschiedene jugendliche Einfälle vorkommen, die von weisen und gesezten Männern einige Ahndung verdienen mögen: Allein er will auch nicht mehr Verantwortung als Schuld auf sich haben, und fodert, daß man seine Fehler nicht multipliciren soll durch die unnatürlichen und lieblosen Deutungen derjenigen, die weder Redlichkeit besizen eine gute Meinung vorauszusezen, noch Geschmaks genug, eine wahre einzusehen. So viel zugestanden, will er sein Leben daran sezen, wenn jemand mit Grund etwas aus seinem Buche ziehen kann, das der Religion oder der Moralität zuwider läuft.

Was für Ursache mag wol ein Geistlicher von unserer Kirche, (wer er immer sey,) haben, böse zu werden, wenn er siehet, daß die Thorheiten der Schwermerei und des Aberglaubens aufgedeket, und, gesezt auch in ihrer lächerlichsten Gestalt, dargestellet werden; da dieses doch vielleicht das einzige wahrscheinliche Mittel ist, sie zuheilen, oder wenigstens zuverhintern, daß sie nicht weiter ausgebreitet werden: Dazu kömmt, daß obschon das Buch nicht für sie geschrieben worden, es doch nichts anders durchziehet, als wowieder sie selbst predigen. Es enthält nicht die geringste Anzüglichkeit weder gegen ihre Personen, noch gegen ihr Amt, wodurch sie könnten gereizet werden. Es preiset die Engländische Kirche, so wol in Ansehung ihrer Lehre, als ihrer Disciplin, als die beste und vollkommenste unter allen an. Keine Meinung wird darinn behauptet die sie verwerfen, und keine verworfen, die sie annehmen. Wenn die gewohnte Empfindlichkeit der Geistlichen ihnen zur Last lieget, so möchten sie, meines wenigen Erachtens, leicht bequemere Gegenstände gefunden haben, dieselbe zu äussern: Nondum tibi defuit hostis. Sie möchten sie nämlich gerichtet haben, gegen jene grobe ungegelehrte Schmierer, die alle Ehre verloren, den Lastern ergeben, und dabey verdorbene Lumpen-Kerls sind, welche zur Schande der menschlichen Vernunft so wol als der Gottseligkeit, begierig gelesen werden, einzig um der frechen, falschen und gottlosen Säze willen, die sie mit der grösten Unverschämtheit behaupten, dabey unbescheidener Weise auf die Geistlichkeit losziehen, und aller Religion offenbar den Krieg ankünden. Kurz, derer Schmierereyen voll solcher Lehren sind, die darum mit Freude angenommen worden, weil sie eingerichtet sind, diejenigen Schreken aus dem Wege zuheben, von welchen die Religion den Menschen sagt, daß sie die Folgen eines unmoralischen Lebens seyn; dergleichen nichts in gegenwärtiger Schrift anzutrefen ist, obschon einige dieser Herren belieben, sie so freymüthig zu tadeln. Und ich möchte wünschen, daß dieses das einzige Exempel wäre, welches die Anmerkung bestätigt, die ich nur allzuoft gemachet, daß nämlich viele von dieser ehrwürdigen Zunft eben nicht gar zu sorgfältig sind, ihre Freunde und Feinde zu unterscheiden.

Hätten einige, deren Namen der Verfasser aus Hochachtung nicht nennen will, seine Absichten redlicher ausgedeutet, so dürfte er sich haben anfrischen lassen, dergleichen Bücher von einigen der oben beschriebenen Autoren, in eine Untersuchung zu nehmen, und glaubt im Stande gewesen zuseyn, ihre Irrthümer, Unwissenheit, Dummheit und Schelmerei dergestalt aufzudeken, daß diejenigen, von denen man am meisten Ursache zuglauben hat, sie lassen sich dadurch ansteken, dieselben bald auf die Seite legen, und sich schämen würden. Izo aber, nachdem die wichtigsten Männer in den wichtigsten Aemtern belieben, es für gefährlicher zuhalten, solche Verderbnisse in der Religion, welche sie selbst mißbilligen müssen, zusatirisiren, als sich Mühe zu geben, so gar diejenigen Grundsäze über den Haufen zu werfen, worüber alle Christen einig sind; so hat der Verfasser diese Gedanken fahren lassen.

Er hält es für kein schönes Betragen, daß man sich anmasset, ihm ganz bestimmt einen Namen zu geben, da er sich selbst den meisten seiner besten Freunde nicht einmal entdeket hat. Inzwischen sind einige noch weiter gegangen, und haben ein Buch[1] genennet, welches mit diesem aus einer und eben derselben Feder geflossen seyn soll: Dieses behauptet der Verfasser, ist gerade zu eine Unwahrheit; indem er gedachtes Buch nur nicht einmal gelesen hat. Ein klares Exempel, wie wenig man sich auf blosse Einbildungen, oder auch auf Muthmassungen verlassen dürfe, welche man auf nichts weiter als einige Gleichheit des Styls oder der Denkensart gründet.

Hätte der Autor ein Buch wider die Mißbräuche in der Rechtsgelehrtheit, oder der Arzney-Kunst geschrieben, so glaubt er, es würde so fern gewesen seyn, daß die Gelehrten in diesen Wissenschaften ihm solches übel genommen hätten, daß sie ihm vielmehr für seine Bemühung würden gedanket haben; besonders wenn er die rechtschaffene Ausübung derselben ausbedungen, und geziemende Hochachtung für dieselbe geäussert hätte. Aber mit der Religion, sagt man uns, muß man nicht spotten; und man sagt uns die Wahrheit; doch gewiß darf man solches in Ansehung der Verdorbenheiten in derselben; denn zufolge eines sehr bekannten Sprüchworts wissen wir, daß da die Religion das beste Ding in der Welt ist, sie wol zum allerschlimmsten wird, wenn sie verdorben ist.

Etwas muß der verständige Leser nothwendig bemerket haben: nämlich, daß diejenigen Stellen in dieser Schrift, welche den Einwendungen am meisten unterworfen zu seyn scheinen, das sind, was man Parodien heißt, wo nämlich der Verfasser den Styl und die Schreibart anderer Scribenten annihmet, auf welche er zielet. Ich will nur ein einziges Exempel anführen: Der Leser findet es gleich in dem ersten Abschnitte des Werks;[2] daselbst wird auf Dryden,l’Etrange, und einige andere gesehen, welche nachdem sie ihr ganzes Leben in Parteyung, Abfall, und allen Arten von Lastern zugebracht, Märtyrer für das Vaterland und die Religion seyn wollen. So kramet uns Dryden seine Verdienste, und was er dabey gelitten, in einer seiner Vorreden aus, danket GOtt, daß er seine Seele in Gedult besize, und dergleichen an andern Orten mehr. Dieselbe Sprache führet auch l’Etrange, und ich glaube der Leser werde leicht noch mehrere finden, auf welche die gedachte Stelle sich schiket. Indessen mag dieses genug seyn, diejenigen zurecht zu weisen, welche die Absicht des Verfassers nicht mögen bemerket haben.

Es sind drey oder vier andere Stellen, welche unwissende oder mit Vorurtheilen eingenommene Leser mit Haaren auf böse Absichten gezogen, und vorgegeben haben, daß sie auf gewisse Religionsartikel zielen. In Antwort auf alles dieses, protestiert der Verfasser feyerlich daß er vollkommen unschuldig sey, und daß ihm niemals nur kein Gedanke aufgestiegen, etwas gesagt zu haben, welches solcher Erklärungen im geringsten fähig seyn sollte, dergleichen er sich anheischig machet, eben so gut selbst aus dem unschuldigsten Buche von der Welt zu ziehen. Wie dann auch jeder Leser leicht sehen kann, daß dergleichen etwas gar keinen Theil von seinem Plan, oder von der Absicht welche er sich vorgesezet hat, ausmachet; angesehen die Mißbräuche und Irrthümer welche er auszeichnet, keine andere sind, als welche von allen Anhängern der Engländischen Kirche eingestanden werden; noch litte es auch würklich seine Materie nicht, daß er sich mit andern als solchen Dingen abgäbe, worüber man seit der Reformation beständig gestritten hat.

Die Stelle in der Einleitung, da von drey hölzernen Maschinen gehandelt wird, mag zum Beyspiele genung seyn. In der Original-Handschrift stand noch die Beschreibung einer vierten: Allein die, welche diese Papiere in ihrer Gewalt hatten, striechen sie aus, ohne Zweifel weil sie geglaubt, es wäre darinn etwas von einer Satyre enthalten, das zu particular sey; und daher mußten sie es in die Zal drey abändern. Hieraus nun haben sich einige Leute bemühet, eine gefährliche Meinung, an die man niemals gedacht hat, herauszupressen; und in der That ward auch durch diese Veränderung der Zalen, die Idee des Verfassers halb verdorben, indem die Zal vier, viel kabbalistischer, und daher bequemer ist, die vermeinten Kräfte der Zalen zu satirisieren, als die Zal drey. Ein Aberglaube, den der Verfasser hier durchzuziehen zum Zwek hatte. Etwas anders das zu bemerken, ist dieses, daß durch das ganze Buch eine Ironie herrschet, welche Leute von Geschmak leicht beobachten und unterscheiden werden, und deren Bemerkung einige Einwürfe gegen dasselbe sehr schwach und unwichtig machen wird.

Da diese Vertheidigung, vornemlich die Befriedigung künftiger Leser zum Zweke hat, so mag wol unnöthig seyn, derjenigen Widerlegungsschriften zugedenken, die bereits zu Makulatur geworden, und in gänzliche Vergessenheit gerathen sind. Dieses ist das ordentliche Schiksal gemeiner Beantworter solcher Bücher, denen man einiges Verdienst zugestehen muß. Sie gleichen dem Ungeziefer an einem jungen Baume, das einen Sommer lang mit ihm zuleben scheinet, im Herbst aber samt den Blättern fällt, stirbt, und für immer vergessen bleibet. Als Dr. Eachard sein Buch von den Ursachen der Verachtung der Geistlichen geschrieben hatte, stand gleich eine Menge solcher Beantworter auf; und hätte er ihr Andenken durch seine Gegenantworten nicht selbst erhalten, so würde gegenwärtig wol niemand wissen, daß er jemals Gegner gehabt hätte. Ein anders ist es in der That, wenn etwa ein grosser Geist es der Mühe werth achtet, eine elende Schrift zu anatomiren. So lesen wir Marvels Beantwortung etc. gegen Parkern stets mit Vergnügen, obschon das Buch dem er sie entgegen gesezet hat, schon längst vergessen ist; und so wird man nicht weniger die Anmerkungen des Grafen Orrery immer mit Lust lesen, obschon die Schrift wogegen sie gerichtet ist, nimmer wird gesucht noch auch gefunden werden. Allein dieses ist keine Arbeit für gemeine Scribenten, und dergleichen Beantworter darf man binnen einem Menschenalter über zween oder drey nicht erwarten. Gewiß würde man sich auch sorgfältiger hüten, die Zeit mit solchen Unternehmungen so liederlich zu verlieren, wenn man bedenken wollte, daß die Beantwortung eines Buches mehr Mühe und Geschiklichkeit, mehr Wiz, Gelehrsamkeit und Urtheilskraft erfodert, als angewendet worden ist, dasselbe zu schreiben; und der Verfasser versichert alle die, welche sich seinethalben diese Mühe genommen, daß sein Buch die Frucht des Nachdenkens, der Beobachtungen und Erfindung von vielen Jahren ist; daß er öfters weit mehr ausgelöschet als stehen gelassen, und wären seine Papiere nicht eine lange Zeit ausser seiner Gewalt gewesen, so würden sie noch mehr scharfe Verbesserungen haben ausstehen müssen. Wie können sie sich denn einbilden, daß ein solches Gebäude bloß mit einigen Kothkugeln möge darnieder geworfen werden? die Mündung daraus sie abgeschossen werden, sey auch noch so vergiftet. Der Verfasser hat die Schriften nur zween solcher Beantworter gesehen, deren die erste anfänglich als von einem Unbekannten ans Licht getreten, nachher aber hat sich ein Mann dazu bekennet, der bey andern Anlässen gezeiget hat, daß es ihm an aufgewektem Wize nicht mangle. Es ist wol Schade, daß er sich durch jede Gelegenheit gleichsam nöthigen läßt, seine Feder, welche sonst öfters den Leser angenehm genung unterhalten würde, so eilfertig laufen zu lassen. Indessen sind noch andere Gründe darum es ihm hier fehl geschlagen hat. Er schrieb nämlich gegen die Ueberzeugung von seinem eigenen Talent, und unternahm das unnatürlichste Ding von der Welt, indem er durch eine Arbeit von einer Woche ein Werk lächerlich zu machen suchte, welches so viel Zeit gekostet, und mit so gutem Erfolge andere lächerlich dargestellet hat. Die Art und Weise wie er seine Materie behandelt, habe ich nunmehr vergessen, weil ich seine Schrift nur gleich als sie ans Licht kam, eben wie andere, bloß des Titels wegen durchblättert hatte.

Die zweite Beantwortung kömmt von einem Scribenten der einen ernsthaftern Charakter besizt; und bestehet halb aus Schmähungen, und halb aus Anmerkungen. Was diesen leztern Theil betrift, so war er darinn überhaupt glüklich genung. Und das Projekt, die Leute zum Lesen seines Blats etwelcher massen zu nöthigen, war für die damalige Zeit nicht übel ausgedacht, indem verschiedene gewünschet, daß man eine Erklärung der schwersten Stellen dieses Buches haben möchte: Auch darf man es ihm nicht ganz und gar übel nehmen, daß er Invektiven gebraucht, indem man einhellig glaubt, daß der Verfasser ihn genugsam dazu gereizet habe. Der stärkste Einwurf aber gehet wider die Art und Weise wie er diesen Theil behandelt, als welche sich für einen Mann von seinem Berufe gar nicht schiket. Eine grosse Mehrheit der Stimmen hatte entschieden, daß dieser Beantworter auf eine Weise die man nicht ungestraft könnte hingehen lassen, seine Feder wider einen damals lebenden grossen Mann gezogen, der alle die guten Eigenschaften besässe, welche einen recht vortreflichen Charakter ausmachen, und der deswegen bey jedermann in der grösten Hochachtung stühnde. Man hatte wahrgenommen, wie sehr es ihn vergnüget und gekizelt, daß dieser vornehme Scribent sein Gegner hieß; und würklich war dieser satirische Hieb gut genung angebracht; denn ich habe mir sagen lassen, daß Herr W. T.[3] diesen Ausdruk nicht wenig empfunden habe. So gleich griefen alle wizige und polite Leute zu den Waffen; ihr Unwillen überwältigte die Verachtung, aus Furcht vor den Folgen eines solchen Exempels, und es ward des Porsenna Fall: Idem trecenti juravimus. Kurz, die Sachen waren zu einem allgemeinen Aufstand reif, als Milord Orrery die Hize ein bisgen dämpfte, und die Gährung niedersezte. Inzwischen weil Se. Herrlichkeit es vornemlich mit einem andern Antagonisten zuthun hatten, so hat man um die Gemüther wieder zubesänftigen für nöthig erachtet, daß dieser Gegner einen guten Filz bekommen sollte, welches zum Theil den Discurs von der Bücherschlacht veranlasset; wobey sich der Verfasser noch ferner die Mühe genommen, ein par Anmerkungen über denselben, in das Buch selbst einzuschalten.

Es beliebte diesem Beantworter, ungefehr mit ein paar Duzend Stellen unzufrieden zu seyn, welche zu vertheidigen, der Verfasser sich nicht weiter bemühen will, als daß er den Leser versichert, dieser Tadelkopf betrüge sich in Ansehung des mehrern Theils derselben vollkommen, und presse Erklärungen heraus, die dem Verfasser niemals zu Sinne gekommen, und welche auch jedem Leser der Geschmak und Redlichkeit besizt, eben so wenig zu Sinne kommen werden. Von zwoen oder dreyen aufs höchste gestehet er, daß sie ihm etwas unvorsichtig entwischet, welches er, wie bereits schon vorhin, mit seiner Jugend und freymüthigen Schreibart entschuldiget, und daß er seine Handschrift zu der Zeit als das Buch ans Licht getreten, nicht in seiner Gewalt hatte.

Allein der Beantworter fähret fort, und sagt, was ihm am meisten mißfalle, sey des Verfassers Absicht. Was diese gewesen, habe ich bereits angezeiget; und ich glaube, daß niemand in ganz England sey, der das Buch werde verstehen können, wenn er dabey eine andere Absicht voraus sezet, als daß der Verfasser die Mißbräuche und Verderbnisse in der Religion habe an den Pranger stellen wollen.

Hingegen möchte man wol gerne wissen, was die Absicht dieses Tadlers gewesen wäre, da er am Ende seiner Schrift den Leser warnet, ja nicht zu glauben, daß des Autors Wiz überall sein eigener Wiz sey. Gewiß muß sich hier eine persönliche Feindschaft, mit der Absicht, der Welt eine so nüzliche Entdekung mitzutheilen, zum wenigsten vermischet haben; und in der That wird der Verfasser hier an einem empfindlichen Ort angegrieffen. Er behauptet deswegen, daß er in seinem ganzen Buche nicht einmal einen Wink von irgend einem andern Scribenten geborget habe, und nimmer hätte er gedacht, daß unter allen den Critiken die man machen würde, dieses eine mit seyn würde. Er glaubte sicher, so viel würde man ihm nicht streitig machen, daß sein Buch ein Original wäre, was für andere Fehler es sonst immer haben möchte. Indessen führet der Beantworter drey Exempel an, zubeweisen, daß des Verfassers Wiz in gar vielen Stellen nicht desselben eigener Wiz sey: Das erste ist, daß die drey Nammen, Peter, Martin, und Jack aus einem Briefe des lezt verstorbenen Herzogs von Bukingham entlehnet seyn. Nun ist es der Autor zufrieden, allem Wiz der in diesen drey Nammen liegen mag, zu entsagen, und ersuchet den Leser, so viel abzuziehen, als viel er ihm in Ansehung dieses Punkts mag beygeleget haben; jedennoch zugleich mit der feyerlichen Protestation, daß er bis auf diese Stelle des Beantworters niemals etwas von diesem Briefe gehöret habe. Also daß (wie er behauptet,) diese drey Nammen nicht geborget sind, obschon es mag eingetrofen haben, daß sie an beyden Orten dieselben sind; wiewol dieses würklich selzam genung, und etwas ist, daß er kaum glauben kann, angesehen der Namme Jack so gemein nicht ist, als Peter und Martin. Das zweite Beweisthum, daß des Verfassers Wiz nicht sein eigener Wiz sey, ist Peters tolle Schererey[4] wie er es nennet, über die Brotverwandlung; welches aus einem Gespräche des gedachten Herzogs mit einem Irrländischen Priester genommen seyn soll, wo ein Stük Pantoffelholz in ein Pferd verwandelt wird: Dies Gespräch gestehet der Verfasser etwa zehen Jahre nachdem sein Buch geschrieben, und ein oder ein paar Jahre nachdem es gedrukt war, gesehen zu haben; und der Beantworter widerleget sich selbst, indem er selber zugiebt, daß das Mährchen von der Tonne im Jahre 1697. geschrieben worden, da hingegen diese Schrift erst viele Jahre hernach im Druk erschienen. Es muß aber diese Verderbnis gleich den übrigen nothwendig ihre Allegorie haben, und der Verfasser erdachte die beste so er gekönnt, ohne vorher nachzusuchen, was andere geschrieben hätten, und der gemeinste Leser wird finden, daß zwischen diesen beyden Historien nicht die geringste Aehnlichkeit ist. Das dritte Beweisthum bestehet in folgendem: Man hat mich (schreibt der Beantworter) versichert, daß die Bücherschlacht in der Bibliothek zu St. Jamesmutatis mutandis, aus einem Französischen Buche genommen sey, das den Titel führet: Le Combat des Livres, wenn ich mich recht besinne. Bey welcher Stelle die zwo Clauseln, man hat mich versichert, und wenn ich mich recht besinne, zu bemerken sind: Erstlich möchte ich nämlich gerne wissen, ob in dem Fall daß diese Muthmassung grundfalsch ist, die beyden Clauseln alsdenn diesem vortreflichen Criticus zu einer genugsamen Entschuldigung dienen werde? Es betrift hier bloß eine Kleinigkeit; würde er es aber wol wagen, auf gleichen Fuß über eine Sache von mehrerm Belange abzusprechen? Indessen weiß ich nichts verächtlichers an einem Scribenten, als den Charakter eines Ausschreibers, welchen er hier dem Verfasser auf gut Glük hin ankleket, und zwar nicht bloß in Ansehung einer oder der andern Stelle, sondern einer ganzen Schrift, die aus einem fremden Buche, nur mutatis mutandis, geborget seyn soll. Da der Verfasser von einem solchen Buche so wenig weiß als der Beantworter, so will er ihn nachahmen, und ebenfalls auf gut Glük hin einen Ausspruch thun. Diesen nemlich: Daß wenn von dieser ganzen Critik auch nur eine Sylbe wahr ist, so ist er ein armseliger, nachahmender Pedant, und der Beantworter hingegen ist ein geistreicher, wolgezogener, und Wahrheitliebender Mann. Diese Kühnheit gründet er darauf, daß er ein solches Buch in seinem Leben weder gesehen, noch jemals davon gehöret hat; und er ist versichert, es sey unmöglich daß zween Scribenten von verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Ländern, einander in ihren Gedanken so trefen, daß zween ausführliche Discurse, ein und eben derselbe seyn sollen, nur mutatis mutandis. Er will sich auch nicht darüber aufhalten, ob der Beantworter sich in Ansehung des Titels dieses Buches betrogen habe, oder nicht; sondern fodert ihn und seine Freunde auf, ihm aus einem Buche welches es immer seyn mag, eine Stelle zu nennen, da ein verständiger Leser werde sagen müssen, daß er dem Verfasser desselben auch nur den geringsten Wink zu danken habe: Mit Vorbehalt inzwischen eines oder des andern zufälligen Gedankens, darinn sie einander möchten getrofen haben; welches, wie ihm nicht unbekannt, etwa zu begegnen pflegt, obschon er dergleichen in Ansehung seiner Schrift bisher noch nirgend gefunden, auch nicht gehört hat, daß sonst jemand diese Einwendung mache.

Wenn also jemals eine Unternehmung unglüklich ausgefallen, so ist es die Unternehmung des Beantworters, der, da er zeigen will, daß des Verfassers Wiz geborget sey, mehr nicht als drey Beyspiele anzuführen weiß, wovon zwey lautere Kleinigkeiten betrefen, alle drey aber grundfalsch sind. Ist dieses die Art, wie diese Herren mit der Welt umgehen, bey solchen Critiken, da wir nicht Zeit haben, sie zu widerlegen; so mögen ihre Leser wol Ursach haben, zuzusehen, wie weit sie sich auf ihren Credit verlassen dürfen: Und ob ein solches Betragen mit den Pflichten der Freundlichkeit und Redlichkeit bestehe, das mögen diejenigen entscheiden, welche sich gern hierüber die Mühe nehmen wollen.

Es ist unstreitig, daß dieser Beantworter viel besser gethan hätte, wenn er einzig dabey geblieben wäre, ein Commentator über das Mährgen von der Tonne, zu seyn. Denn hierinn muß man gestehen, hat er dem Publico einige Dienste geleistet, und zur Erklärung einiger schweren Stellen ganz hübsche Vermuthungen angebracht. Allein es ist ein gemeiner Fehler solcher Leute, (die sonst wegen ihrer Arbeitsamkeit alles Lob verdienen) daß sie sich über das Gebiet ihrer Talente und ihres Amts hinaus wagen, indem sie sich anmassen, das Schöne und Fehlerhafte zu beurtheilen. Etwas, das in ihre Profession nicht hineinläuft; dabey sie stets unglüklich sind, und welches die Welt niemals von ihnen weder erwartet, noch ihnen jemals den geringsten Dank weiß, daß sie sich damit abgeben. Einen Minellius oder Farnabius vorzustellen, dazu hat die Natur den Beantworter geschaffen, und so würde er manchem Leser, der sonst in die Geheimnisse dieses Buches nicht einzudringen vermag, nüzlich gewesen seyn: Sed optat ephippia bos piger. Der schwere, träge, ungestalte Ochs will mit Gewalt das Equipage eines Pferdes tragen, und bedenkt nicht, daß er zum Nuzen höherer Wesen, zur Arbeit, und zum Pfluge geschaffen worden; noch, daß er weder die Gestalt, noch den Muth, noch die Hurtigkeit dieses edeln Thieres besizet, welches er gern vorstellen wollte.

Ein anderes Muster von der Redlichkeit dieses Beantworters ist dieses: daß indem er uns auf die Gedanken führet, der Verfasser sey tod, er dennoch zugleich den Verdacht von der Autorschaft dieses Buches auf jemanden, (ich weiß nicht wen,) auf der Landschaft wirft; hierauf weiß ich nur so viel zu antworten, daß er sich in allen seinen Muthmassungen jämmerlich betrügt; blosse Muthmassungen aber sind wirklich, auf das gelindeste zu urtheilen, ein allzuseichter Grund, sich herauszunehmen jemanden öffentlich für diesen oder jenen anzugeben. Der Beantworter verurtheilet ein Buch, und mithin den Verfasser, welchen er ganz und gar nicht kennet; und doch ist er so dreiste, Personen die es ganz nicht verdienen, öffentlich einen Charakter beyzulegen der alles enthält, was er nachtheilig zu seyn geglaubt hat. Ein Mann der im Dunkeln eine Maulschelle empfängt, mag sich mit Grund beleidiget halten; es ist aber eine sehr selzame Rache, wenn er am hellen Tage hingeht, sich mit dem ersten der ihm begegnet, zu raufen, und den in der vergangenen Nacht empfangenen Schimpf für seine Thüre niederzulegen. So viel von diesem gesitteten, redlichen, frommen und scharfsinnigen Beantworter.

Wie der Verfasser um seine Papiere gekommen, ist etwas, das sich nicht wol sagen läßt: Es würde auch wenig Nuzen bringen, indem es eine Privatsache ist, wovon der Leser so wenig oder so viel glauben mag, als ihm beliebt. Inzwischen hatte der Verfasser noch eine Handschrift beyhanden, die an vielen Orten durchgestriechen war, und welche er ins reine zu schreiben gedachte. Dieses rochen die Herausgeber, und liessen deswegen in der Vorrede des Buchdrukers einfliessen, daß sie besorgten, es möchte eine unterschobene Copie die sehr stark verändert werden sollte, ans Licht kommen. Dieses, obschon der Leser nicht grosse Achtung darauf mag gegeben haben, war würklich eine Wahrheit: Nur daß vielmehr die unterschobene Copie es gewesen, die von ihnen gedrukt ward, und zwar so eilfertig als sie nur immer konnten, welches in der That unnöthig gewesen, indem der Verfasser seine verbesserte Copie gar nicht in Bereitschaft hatte. Er hat aber vernommen, daß der Buchdruker sehr verlegen war, weil er eine beträchtliche Summe Geldes für die Copie bezalt hatte.

In der Originalhandschrift des Verfassers waren nicht so viele Lüken, als in dem Buche erscheinen. Warum man einige derselben gemachet, weiß er nicht. Hätte man die Ausgabe seines Buches ihm selbst anvertrauet, so würde er verschiedene Stellen verbessert haben, wider die man niemals etwas eingewendet hat; ingleichem würde er auch mit andern die man mit einigem Grunde getadelt zu haben scheinet, Veränderungen vorgenommen haben, doch würde er die Wahrheit zu sagen, wol den grösten Theil unberühret haben stehen lassen, indem er sich nimmer vorgestellet hätte, daß es möglich wäre, sie im geringsten zu mißdeuten.

Am Ende seines Buches ist noch eine Abhandlung angehänget, unter dem Titel Fragment. Dieses Stük im Druk zu sehen, verwundert sich der Verfasser noch mehr, als über alles andere. Es war ein sehr unvollkommener Grundriß mit einigen wenigen in keiner Verbindung stehenden Anleitungsgedanken, welche er einst einem Edelmann geliehen, der so etwas schreiben wollte. Nachher dachte er weiter nicht daran, und es mußte ihm selzam genung vorkommen, nunmehro alles in eine Schrift zusammen gehudelt zu sehen, ganz wider die Methode und den Plan den er sich vorgesezet hatte; denn es war der Grundriß zu einer viel weitläuftigern Schrift, und es that ihm wehe zu sehen, wie ungereimt die Materialien sind angewendet worden.

Es ist noch ein Einwurf, welchen so wol die Beantworter dieses Buches, als einige andere Leute gemachet haben. Sie tadeln nämlich, daß man Petern so oft schwören und fluchen macht. Nun siehet jeder Leser, daß man nothwendig wissen mußte, daß Peter schwüre und fluchete. Die Schwüre aber werden nicht ausgeschrieben, sondern nur vorausgesezet, und der Gedanke eines Schwurs ist nicht unmoralisch, wie der Gedanke einer profanen oder üppigen Rede. Es ist erlaubt über die papistische Narrheit, die Leute in die Hölle hinunter zu fluchen, zu lachen, und man kann sich ihr Schwören vorstellen ohne Sünde. Aber leichtfertige Worte, oder gefährliche Meinungen füllen das Gemüth des Lesers mit bösen Gedanken, wenn sie auch nur halb angedeutet werden. Dergleichen kann man dem Verfasser nicht Schuld geben, denn der gescheute Leser wird finden, daß wol die schärfsten satirischen Züge in diesem Buche, gegen die heutige Mode seinen Wiz über dergleichen Sachen auszukramen, gerichtet sind; wovon an verschiedenen andern Orten dieser Schrift Exempel vorkommen; obschon der Verfasser sich dabey, ein oder zwey male vielleicht, ein bisgen zu frey mag ausgedrüket haben, und seine Entschuldigung darüber einzig von den bereits angeführten Gründen hernimmt. Man hat dem Buchführer durch eine dritte Hand den Vorschlag thun lassen, daß der Verfasser diejenigen Stellen, welche es nöthig haben möchten, verbessern wollte. Allein wie es scheinet, so will er nichts davon hören, weil er besorget, das Buch möchte alsdenn nicht mehr so guten Abgang haben.

Der Verfasser kann seine Vertheidigung nicht ohne eine gewisse Anmerkung beschliessen. Sie ist diese: Daß gleichwie der Wiz die edelste und nüzlichste Gabe der menschlichen Natur ist, also sey dasjenige was wir Humour zu nennen pflegen, die angenehmste. Und wo diese beyden Eigenschaften stark in einem Werke hervorstechen, so werden sie dasselbe jederzeit der Welt beliebt machen. Inzwischen glaubt die grosse Menge derer, welche an keintwederm dieser Talente, Theil noch Geschmak haben, sondern sich durch Stolz, Pedanterey, und schlimme Sitten, der Geisel von beyden bloß geben, die Streiche seyn schwach, weil sie selbst unempfindlich sind. Und wenn der Wiz mit Spotte verbunden ist, so heißen sie es nur geschwinde zu Banter, so ist die Sache gethan. Eines von ihren politen Wörtern, das zuerst im Gasthof zu den weissen Mönchen, von den gröbsten Flegeln gebraucht worden, hernach unter die Lakeien gekommen, von dannen es sich endlich zu den Pedanten geflüchtet, die es auf Werke des Wizes ebenso schiklich anwenden, als wenn ich es von Newtons mathematischen Wissenschaften gebrauchen wollte. Inzwischen wenn dies Bantern, wie sie es nennen, ein so verächtliches Ding ist, wie kommt es wol, daß sie es immer so sehr darnach jüket? Es ist fürwahr, damit ich nur bey unserm Beantworter bleibe, verdrießlich zu sehen, wie er in einigen seiner Schriften bey jeder Gelegenheit ausschweifet, Possen zu reissen, und uns z. E. von einer Kuhe zu erzehlen, die den Schwanz ausgereket; und in der Antwort auf dieses Buch sagt er: Es ist ein lauteres Gaukelspiel, und[5] eine Kelle. Man dürfte von diesen Impedimentis literarum wol sagen, daß der Wiz sich ihrer schämet; und sie können keine klügere Partei ergreifen, als wenn sie alle Streite sorgfältig ausweichen, oder zum wenigsten sich nicht darein mischen, bis sie sicher wissen, daß man sie ruft.

Zum Beschlusse: Dies Buch sollte mit denen vorhin angeführten Nachsichten gelesen werden; und wenn es geschiehet, so ist der Verfasser beglaubt, daß wenig überbleiben werde, welches an einem jungen Scribenten nicht zu entschuldigen wäre. Er schrieb nur für Leute von Wiz und Geschmak, und glaubt, er betrüge sich nicht, wenn er sagt, diese haben ihm alle ihren Beyfall ertheilet. Welches ihn wol eitel genung machen könnte, seinen Nammen anzugeben, darüber die Welt, mit ihren klugen Vermuthungen noch immer im Finstern tappet. Ein Umstand, der so wol ihm als dem Publico zu einer nicht unangenehmen Belustigung dienet.

Der Verfasser hat Nachricht, daß der Buchhändler verschiedene Scribenten beredet hat, zur Erklärung des Buches einige Anmerkungen zu schreiben; er kann für den Werth derselben nicht gut stehen, indem er sie niemals weder gesehen noch auch zu sehen verlanget, bis sie im Druke erscheinen werden; und alsdenn wird er vermuthlich wol zwanzig Deutungen finden, woran ihm niemals der Sinn gekommen.

Brachm. den 3ten 1709.