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Dr. Laurin ist ein beliebter Allgemeinmediziner und Gynäkologe. Bereits in jungen Jahren besitzt er eine umfassende chirurgische Erfahrung. Darüber hinaus ist er auf ganz natürliche Weise ein Seelenarzt für seine Patienten. Die großartige Schriftstellerin Patricia Vandenberg, die schon den berühmten Dr. Norden verfasste, hat mit den 200 Romanen Dr. Laurin ihr Meisterstück geschaffen. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Chirurgenkongress in München! Aus aller Welt kamen sie, um Erfahrungen auszutauschen und möglichst auch neue zu sammeln. Manche kamen aber auch, um endlich einmal ihrem Klinikalltag zu entfliehen und sich in München zu amüsieren, andere, um alte Freunde wiederzutreffen. Für Dr. Robertina Ahrend war es ein lang ersehntes Wiedersehen mit ihrer Heimatstadt. Sie war vier Jahre in einem Hospital in Kolumbien gewesen. Jetzt war sie froh, wieder in der Heimat zu sein. Robertina Ahrend war dreißig Jahre alt und eine attraktive Frau, schön wohl deshalb zu nennen, weil ihr Gesicht, von harten Jahren geprägt, eine ganz besondere Ausdruckskraft hatte. Schöne graugrüne Augen, umgeben von einem Kranz dichter schwarzer Wimpern, verstärkten den geheimnisvollen Zauber dieses Antlitzes, und es war nicht verwunderlich, dass ihr viele und oft begehrliche Blicke folgten. Robertina hatte noch kein bekanntes Gesicht gesehen und fragte sich schon, ob sich die Kollegen denn gar so verändert hatten seit der Studienzeit oder ob gar keiner von ihnen gekommen war. Doch plötzlich entdeckte sie Dr. Eckart Sternberg. Er war zwar kein Studienfreund, aber sie kannte ihn recht gut. Schließlich hatte sie ein paar Wochen an der Prof.-Kayser-Klinik gearbeitet, bevor sie nach Kolumbien gegangen war. Dr. Sternberg erkannte sie sofort. Er sprach gerade mit einem Kollegen, aber als er Robertina kommen sah, weiteten sich seine Augen. Er verabschiedete sich von seinem Gegenüber und kam dann schnell ein paar Schritte auf sie zu. »Robertina, welche Freude, Sie zu sehen!«, sagte er herzlich. »Ich wusste gar nicht, dass Sie zurück sind.« »Ich bin ja auch vor kaum mehr als einer Woche wieder
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Chirurgenkongress in München!
Aus aller Welt kamen sie, um Erfahrungen auszutauschen und möglichst auch neue zu sammeln. Manche kamen aber auch, um endlich einmal ihrem Klinikalltag zu entfliehen und sich in München zu amüsieren, andere, um alte Freunde wiederzutreffen.
Für Dr. Robertina Ahrend war es ein lang ersehntes Wiedersehen mit ihrer Heimatstadt. Sie war vier Jahre in einem Hospital in Kolumbien gewesen. Jetzt war sie froh, wieder in der Heimat zu sein.
Robertina Ahrend war dreißig Jahre alt und eine attraktive Frau, schön wohl deshalb zu nennen, weil ihr Gesicht, von harten Jahren geprägt, eine ganz besondere Ausdruckskraft hatte. Schöne graugrüne Augen, umgeben von einem Kranz dichter schwarzer Wimpern, verstärkten den geheimnisvollen Zauber dieses Antlitzes, und es war nicht verwunderlich, dass ihr viele und oft begehrliche Blicke folgten.
Robertina hatte noch kein bekanntes Gesicht gesehen und fragte sich schon, ob sich die Kollegen denn gar so verändert hatten seit der Studienzeit oder ob gar keiner von ihnen gekommen war. Doch plötzlich entdeckte sie Dr. Eckart Sternberg. Er war zwar kein Studienfreund, aber sie kannte ihn recht gut. Schließlich hatte sie ein paar Wochen an der Prof.-Kayser-Klinik gearbeitet, bevor sie nach Kolumbien gegangen war.
Dr. Sternberg erkannte sie sofort. Er sprach gerade mit einem Kollegen, aber als er Robertina kommen sah, weiteten sich seine Augen.
Er verabschiedete sich von seinem Gegenüber und kam dann schnell ein paar Schritte auf sie zu.
»Robertina, welche Freude, Sie zu sehen!«, sagte er herzlich. »Ich wusste gar nicht, dass Sie zurück sind.«
»Ich bin ja auch vor kaum mehr als einer Woche wieder zurückgekommen und erst seit gestern in München. Ich hätte mich schon gemeldet, aber zuerst wollte ich einmal abwarten, ob ich Sie nicht hier treffe.«
»Dann hat sich mein Kommen ja gelohnt. Darf ich Sie mit Dr. Lorent bekanntmachen, der aus Wien gekommen ist? Wir werden ja bestimmt noch Gelegenheit zu einer Unterhaltung haben.«
Dr. Victor Lorent mochte Mitte dreißig sein. Er sah sehr gut aus, war ziemlich groß und wirkte sportlich. Seine graublauen Augen verrieten, dass er klug und warmherzig war. Robertina wollte ihn gerade begrüßen, da drehte sich die Frau, die neben ihm stand, um. Einen Augenblick lang schien Robertinas Herzschlag auszusetzen. Ja, sie war es …, nie würde sie dieses Gesicht vergessen …
Astrid Schönfeld hatte sich kaum verändert. Sie schien über die Zeit erhaben zu sein, sah noch genauso aus wie vor acht Jahren. Auch das arrogante Lächeln hatte sie nicht verloren.
»Sind wir uns nicht schon mal begegnet?«, fragte sie mit einem zynischen Unterton, der bewies, dass auch sie sich genau erinnerte. Aber Robertina gab sich keine Blöße.
»Ich kann mich momentan nicht erinnern«, erwiderte sie gleichmütig. Mit leichter Schadenfreude bemerkte sie, dass der anderen die Antwort nicht behagte.
»Sie können sich nicht an mich erinnern?«, fragte Astrid anzüglich.
»Sollte ich das?«, fragte Robertina zurück.
»Ich bin die Frau von Jörg Schönfeld.«
Das war keine Überraschung für Robertina, und so blieb sie ganz gelassen.
»Richtig, jetzt erinnere ich mich«, erklärte sie kühl. »Ich war so lange weg und habe so viele Menschen kennengelernt, dass Erinnerungen erst wieder geweckt werden müssen.«
Kaum hatte sie den Satz beendet, fühlte sie sich von Victor Lorent durchdringend gemustert. Einen Augenblick lang spürte sie eine leichte Verwirrung.
Aber Dr. Sternberg riss sie aus den Gedanken. »Wenigstens bin ich nicht in Vergessenheit geraten«, meinte er lächelnd.
»Diese Zeit wird mir immer unvergesslich bleiben«, erklärte Robertina, »und ich freue mich schon darauf, die Prof.-Kayser-Klinik wiederzusehen und alle, die noch dort sind.«
»Es sind noch alle da«, erklärte Dr. Sternberg.
Dann ertönte das Klingelzeichen und rief in den Saal. Dr. Sternberg griff nach Robertinas Arm.
»Wir bleiben zusammen, Robertina«, sagte er. »Wir haben uns viel zu erzählen.«
Astrid hakte sich bei Dr. Lorent ein. »Sternberg soll ja glücklich verheiratet sein«, bemerkte sie mit einem süffisanten Lächeln.
»Wie meinst du das?«
»Sie sieht ja ganz nett aus, aber Erfolg hat sie nicht bei den Männern.«
»Wenn du Frau Ahrend meinst, so denke ich, dass sie keinen Wert darauf legt, schnelle Bekanntschaften zu machen. Und was mich betrifft, muss ich feststellen, dass ich sie sehr attraktiv finde und gern ihre nähere Bekanntschaft machen würde.«
Diese Antwort war nicht nur eine kalte Dusche für seine Kollegin, sondern klang nach einer Zurechtweisung. Ein gehässiger Zug gab ihrem Gesicht einen fast abstoßenden Ausdruck.
Das entging Victor Lorent nicht. Er hatte seine eigene Meinung von Astrid, und er glaubte sie gut zu kennen, aber dieser Ausdruck erschreckte ihn. Sein Interesse an Robertina Ahrend wurde immer stärker. Was gab es in der Vergangenheit, das die junge Ärztin bewegte, Astrid angeblich nicht zu kennen, und Astrid wiederum zu Gehässigkeiten hinriss?
Astrid hielt sich für unwiderstehlich, und Männern gegenüber, die ihr gefielen, war sie keineswegs zurückhaltend.
Victor konnte ein Liedchen davon singen, und ihm war es jetzt auch regelrecht peinlich, dass sie sich so an ihn hängte.
Der Vortrag, den ein bekannter Kollege aus Schweden hielt, interessierte Victor sehr, und er wurde sehr ungehalten, als Astrid ihm immerzu etwas zuraunte.
»Du störst«, sagte er gereizt, als sie vorschlug, statt des langweiligen Vortrages doch lieber etwas anderes zu unternehmen. Da gab sie dann doch Ruhe, aber nur, um am Ende des Vortrages zu erklären, dass ihr das Thema nicht läge.
»Warum besuchst du dann diesen Kongress?«, fragte Victor gereizt.
»Um mal Abwechslung zu haben«, gab sie unverblümt zu. »Viel Neues erfährt man doch nicht.«
»Da bin ich anderer Meinung.« Victor Lorent presste die Lippen aufeinander.
Eckart Sternberg hatte den Vorträgen ebenso konzentriert gelauscht wie Robertina. Aber jetzt wollte er schnell nach Hause. Es konnte gut möglich sein, dass er in der Klinik noch gebraucht wurde.
»Kommen Sie doch mit zu uns, Robertina«, schlug er vor. »Meine Frau würde sich bestimmt freuen.«
»Nicht so unvorbereitet«, widersprach Robertina. »Es ist gut gemeint, aber es sieht zu sehr nach Überfall aus. Ich würde jedoch gern in der Klinik einen Besuch machen, wenn Sie mich mitnehmen. Ich habe mir hier noch keinen Wagen zugelegt.«
»Dann los«, sagte er lächelnd.
Sie beeilten sich, und so kam es, dass Victor vergeblich nach ihnen ausschaute und sich nun aufs Neue Astrids Anhänglichkeit erwehren musste. Er hatte nicht die geringste Lust, mit ihr auszugehen und zeigte dies auch deutlich.
»Willst du dich nicht lieber um deinen Mann kümmern?««, fragte er spöttisch.
»Er ist gut aufgehoben«, erwiderte sie schnippisch. »Ich dachte, du freust dich auf ein Zusammensein mit mir, aber da habe ich mich anscheinend getäuscht.«
»Ich finde es nett, wenn man alte Bekannte hin und wieder trifft, Astrid, aber ich möchte nicht in den Verdacht geraten, dass du mir mehr bedeutest. Du bist verheiratet.«
»Verheiratet«, wiederholte sie ironisch. »Was habe ich denn von einem kranken Mann? Ein bisschen anders habe ich mir diese Ehe schon vorgestellt. Aber wenn du etwas Besseres vorhast, will ich dich nicht aufhalten. Solltest du jedoch hinter der Ahrend her sein, muss ich dich enttäuschen. Sie ist mit Dr. Sternberg auf und davon. Scheint doch was zwischen den beiden zu sein.«
»Man muss nicht gleich an so was denken. Schließlich könnte ein Unbeteiligter auch denken, dass zwischen uns etwas ist … Und das stimmt doch ganz und gar nicht!«
Nun hatte er erreicht, was er wollte: Sie ging! Hoffentlich würde sie ihn auch am folgenden Tag verschonen, sodass sich für ihn vielleicht doch noch eine Gelegenheit ergab, Robertina Ahrend zu treffen. Er war mehr als sicher, dass Dr. Sternberg und die schöne Kollegin nichts als bloße Freundschaft verband.
Astrid gehörte zu jener Kategorie Frau, die es nicht ertragen konnte, wenn eine andere schöner war als sie. Und es war nun mal eine Tatsache, dass Robertina eine schöne Frau war.
*
»Haben Sie Frau Schönfeld tatsächlich nicht erkannt, Robertina?«, fragte Dr. Sternberg auf der Fahrt zur Prof.-Kayser-Klinik.
»Ich habe sie zuerst gar nicht genau angeschaut«, erwiderte sie ausweichend. »Außerdem war sie ja in Begleitung eines Mannes, den ich nicht mit ihr in Verbindung bringen konnte. Sie ist schließlich mit jemand anderem verheiratet.«
»Sie kennen Jörg Schönfeld?«, fragte Eckart Sternberg erstaunt.
»Ich kenne ihn von der Uni her.«
»Er ist als Patient in der Prof.-Kayser-Klinik«, sagte Eckart. »Aber was Lorent anbetrifft, glaube ich nicht, dass zwischen ihm und Frau Schönfeld etwas läuft. Sie kennen sich auch von früher.«
»Es geht mich ja alles nichts an, aber mir war sie damals schon nicht sympathisch. Sie ist Chirurgin?«
»Nein, Röntgenärztin im Klinikum. Ich kenne sie nur ganz flüchtig, seit Schönfeld bei uns liegt.«
»Was fehlt ihm?«
»Eine Viruserkrankung.«
Robertina sah erstaunt auf. Sie spürte, dass der Arzt nicht mehr sagen wollte.
»Er ist zwei Jahre älter als ich«, sagte sie gedankenverloren. »Geht es ihm sehr schlecht?«
»Ja.«
»Werde ich ihn besuchen können?«
»Ich weiß nicht, ob er das möchte. Er will keine Besuche.«
»Vielleicht erinnert er sich auch nicht mehr an mich.«
»Ich glaube nicht, dass man Sie vergessen kann, Robertina.«
Sie wurde rot, aber er bemerkte es nicht. Dr. Sternberg war ganz auf die Straße konzentriert.
Sie fuhren jetzt durch den Wald. Die Straße war stellenweise sehr glatt. Robertina kannte den Weg noch gut. Sie war ihn früher stets gern gefahren. Ja, es war eine schöne Zeit gewesen, die sie in der Prof.-Kayser-Klinik verbracht hatte, und Dr. Sternberg wie auch Dr. Laurin waren die nettesten Chefs gewesen, die man sich wünschen konnte. Und nun lag Jörg dort. Sie fröstelte. Ja, es war schwer, die Vergangenheit zu vergessen.
Ihr Herz begann zu hämmern, als sie vor der Klinik hielten. Das Erste, was sie sah, war Schwester Marie.
Die stutzte, blieb stehen und fuhr sich über die Augen.
»Schauen Sie, wen ich da mitbringe, Marie«, sagte Dr. Sternberg.
Schwester Marie blinzelte. »Ich kann es gar nicht glauben«, murmelte sie, »unsere Robertina.« Dann trat sie einen Schritt nach vorn und umarmte Robertina herzlich.
»Wir haben uns auf dem Kongress getroffen«, erzählte Dr. Sternberg.
»Und mich hat es gleich hierhergezogen«, ergänzte Robertina.
»Das ist eine Freude, da werden alle staunen. Und werden Sie mir erzählen, wie es da drüben war?«
»Sicher werde ich das, wenn es Sie interessiert.«
»Ich freue mich, dass Sie gesund zurückgekommen sind«, sagte Marie, »denn was man da so alles hört, ist doch höchst unerfreulich.«
»Es ist wirklich schlimm, und ich bin sehr froh, wieder in der Heimat zu sein. Man verliert seine Ideale da drüben ganz schnell.«
Sie gingen hinein, und auch hier wurde Robertina mit großem Hallo empfangen. Ganz besonders herzlich begrüßte sie Dr. Laurin.
Niemand hatte sie vergessen, und Robertina hätte sich völlig glücklich fühlen können …, wäre da nicht Jörg Schönfeld gewesen. Niemand konnte ahnen, wie viel ihr daran lag, ihn zu sehen.
»Wollen Sie Schönfeld gleich heute besuchen, Robertina?«, fragte Dr. Sternberg.
»Ich könnte mir ja einen Kittel anziehen und einfach als Ärztin hineingehen. Ich weiß ja nicht mal, ob er mich noch erkennt.«
Dr. Sternberg warf ihr einen Seitenblick zu. »Hab’ ich nicht schon mal gesagt, dass man Sie nicht vergessen kann? Aber es ist keine schlechte Idee, als Ärztin aufzutreten. Wie wäre es überhaupt: Wollen Sie nicht ein paar Wochen für uns arbeiten …, vorausgesetzt, Sie haben noch keine anderen Verpflichtungen? Wir könnten Sie gut brauchen. Dann könnte Dr. Hillenberg auch mal ein paar Tage Urlaub machen.«
»Trauen Sie mir das denn zu?«
»Ich bitte Sie, Robertina! Sie waren damals gut, warum sollten Sie jetzt nicht noch besser sein?«
»Ich habe drüben in Kolumbien unter ganz anderen Voraussetzungen gearbeitet. Alles war noch so primitiv, und wir mussten auch in den schwersten Fällen mit den bescheidensten Mitteln auskommen.«
»Umso lobenswerter, wenn es gelungen ist. Hier haben wir alle Möglichkeiten, und es gelingt auch nicht immer, ein Leben zu retten. Aber wenn Sie hier arbeiten, sind Sie ja nicht allein, sondern es sind stets andere da, die Mitverantwortung tragen.«
»Ich würde gern wieder hier arbeiten. In zwei Monaten fange ich dann allerdings in Hannover an. Der Vertrag ist schon perfekt.«
»Kein schlechter Start in der alten Heimat.«
»Ich bekam das Angebot schon drüben, das hat mir die Rückkehr natürlich erleichtert. Professor Heinsius besuchte unser Hospital und unterhielt sich eine Weile mit mir.«
»Und natürlich haben Sie ihm gefallen …«
»Wohl eher das, was wir leisten mussten. Und hier gibt es so viele Ärzte.«
»An den Krankenhäusern ist aber auch oft großer Mangel, weil zu wenig Geld zur Verfügung steht. Nicht gerade ein Kompliment für einen Wohlstandsstaat.«
Robertina nickte. »Das stimmt. Aber können wir’s ändern?« Dr. Sternberg schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich nicht. Übrigens muss ich jetzt wirklich nach Hause. Ich spreche noch mit Dr. Laurin, aber ich bin sicher, dass er sich auch freut, wenn Sie uns in der nächsten Zeit helfen, Robertina. Wir sehen uns auf jeden Fall morgen, wenn es Ihnen passt. Dann besprechen wir alles, okay?«
Sie nickte. »Ich freue mich. Kann ich jetzt nach Schönfeld sehen?«
»Ich sage Hillenberg Bescheid. Er gibt Ihnen dann auch einen Kittel.«
Dr. Hillenberg und Robertina kannten sich noch nicht. Dr. Sternberg stellte die beiden einander vor, und sie schienen sich auf den ersten Blick sympathisch zu sein. Dr. Hillenberg wunderte sich nur, dass Robertina Schönfeld so eilig besuchen wollte.
»Wir lernten uns auf der Uni kennen«, erklärte sie. »Nun habe ich erfahren, dass er hier Patient ist.«
»Wie lange haben Sie ihn nicht gesehen?«, fragte Michael Hillenberg.
»Sechs Jahre.«
»Er wird sich verändert haben.«
»Ich wohl auch.«
»Sie sehen aber noch sehr jung aus.«
»Sie haben mich früher nicht gekannt, aber danke für das Kompliment.«
Als Robertina den Kittel anzog, betrachtete sie sich im Spiegel. Sie wunderte sich selbst darüber, dass die harten Jahre sie äußerlich nicht einschneidend verändert hatten. Sicher kam das auch daher, dass sie ihren Optimismus nicht verloren hatte. Sie hatte immer eine positive Einstellung zum Leben gehabt und stets versucht, möglichst tolerant zu sein.
Als sie wenig später vor der Tür des Krankenzimmers Nummer sieben stand, klopfte ihr Herz fast schmerzhaft.
Leise trat sie ein. Doch dann sah sie das bleiche eingefallene Gesicht und wich gleich wieder einen Schritt zurück.
War das tatsächlich der Jörg Schönfeld, an den sie so oft gedacht, dem ihre erste Liebe gegolten hatte …, bis Astrid alles zerstörte, was sie als so beglückend empfunden hatte?
Sie musste sich zwingen, näher an das Bett zu treten.
Langsam schlug der Mann die Augen auf. Er schien zu suchen, und dann glitt ein Ausdruck ungläubigen Staunens über sein Gesicht.
»Robertina … Träume ich, oder ist es wahr?« Leise und rau war die Stimme. Aber er hatte sie gleich erkannt.
»Es ist wahr, ich bin hier, Jörg«, erwiderte sie, und eine Welle heißen Mitgefühls hielt sie gefangen.
»Um mich so zu sehen«, murmelte er. »Aber wenigstens darf ich dich noch einmal sehen. Wo warst du, warum habe ich nie mehr etwas von dir gehört?«