Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 180000 Büchern ab EUR 3,99 monatlich.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. »Das war ein unglaubliches Wochenende!«, murmelte Fee Norden verschlafen. Obwohl der Wecker bereits zwei Mal geklingelt hatte, machte sie nicht den Eindruck, als wollte sie ihren Mann in den nächsten Minuten loslassen, so eng hatte sie sich an ihn gekuschelt. »Man könnte auch magisch sagen.« Wieder und wieder musste sie an den unglaublichen Zufall denken, der ihnen die Einladung in den exklusiven Club vor den Toren Münchens beschert hatte. »Wenn Tatjana Dannys Namen nicht erwähnt hätte, wäre dieser Wolfgang Macholz niemals auf mich aufmerksam geworden«, sinnierte auch Daniel Norden. Er lag auf dem Rücken, einen Arm hinter dem Kopf verschränkt. Im anderen Arm ruhte der Kopf seiner Frau. »Judy muss ihm viel von dir erzählt haben«, gab Fee zu bedenken. Sie stützte das Kinn auf die Brust ihres Mannes und sah ihn fragend an. »Offenbar hast du damals einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Dabei hast du mir nie von ihr erzählt.« Es kam selten vor, dass Daniel den Ausdruck in den ungewöhnlich violetten Augen seiner Frau nicht deuten konnte. »Das ist so viele Jahre her, Feelein. So lange, dass ich Judy noch nicht einmal wiedererkannt habe.« Die amerikanische Hotelerbin hatte sie im Club begrüßt, in den Daniel mit seiner Frau Fee, seinen Söhnen Felix und Danny und dessen Freundin Tatjana eingeladen worden waren. Zu der Einladung hatte auch die Übernachtung in einem schicken Landhotel gehört. Beim Frühstück hatte sich die aufsehenerregende Millionärin zu ihnen gesellt und Daniels Erinnerung bei dieser Gelegenheit auf die Sprünge geholfen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 112
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
»Das war ein unglaubliches Wochenende!«, murmelte Fee Norden verschlafen. Obwohl der Wecker bereits zwei Mal geklingelt hatte, machte sie nicht den Eindruck, als wollte sie ihren Mann in den nächsten Minuten loslassen, so eng hatte sie sich an ihn gekuschelt. »Man könnte auch magisch sagen.« Wieder und wieder musste sie an den unglaublichen Zufall denken, der ihnen die Einladung in den exklusiven Club vor den Toren Münchens beschert hatte.
»Wenn Tatjana Dannys Namen nicht erwähnt hätte, wäre dieser Wolfgang Macholz niemals auf mich aufmerksam geworden«, sinnierte auch Daniel Norden.
Er lag auf dem Rücken, einen Arm hinter dem Kopf verschränkt. Im anderen Arm ruhte der Kopf seiner Frau.
»Judy muss ihm viel von dir erzählt haben«, gab Fee zu bedenken. Sie stützte das Kinn auf die Brust ihres Mannes und sah ihn fragend an. »Offenbar hast du damals einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Dabei hast du mir nie von ihr erzählt.«
Es kam selten vor, dass Daniel den Ausdruck in den ungewöhnlich violetten Augen seiner Frau nicht deuten konnte.
»Das ist so viele Jahre her, Feelein. So lange, dass ich Judy noch nicht einmal wiedererkannt habe.«
Die amerikanische Hotelerbin hatte sie im Club begrüßt, in den Daniel mit seiner Frau Fee, seinen Söhnen Felix und Danny und dessen Freundin Tatjana eingeladen worden waren. Zu der Einladung hatte auch die Übernachtung in einem schicken Landhotel gehört. Beim Frühstück hatte sich die aufsehenerregende Millionärin zu ihnen gesellt und Daniels Erinnerung bei dieser Gelegenheit auf die Sprünge geholfen.
»Da gab es nichts zu erzählen«, lachte Daniel leise und streichelte Fee zärtlich übers Haar. »Ich war süße sechzehn und habe meinen Vater zu einem Ärztekongress nach Amerika begleitet. Während er sich Vorträge angehört hat, habe ich mit der schönen Unternehmertochter geflirtet.«
»Nur geflirtet?«, fragte Felicitas schelmisch und streckte die Hand nach dem Wecker aus, der schon wieder klingelte.
»Vielleicht haben wir uns auch ein paar Mal geküsst«, räumte Daniel großmütig ein. »Aber du weißt doch: Seit ich dich kenne, ist jede Erinnerung an andere Frauen aus meinem Gedächtnis gelöscht.« Er beugte sich über seine Frau und küsste sie so innig, dass Fee für einen Augenblick Hören und Sehen verging.
»Hui, wenn du das nochmal machst, müssen meine Patienten in der Klinik heute auf mich verzichten.«
»Oh, das kann ich leider nicht riskieren«, bemerkte Daniel bedauernd und schlug die Bettdecke zurück. Wenn er nicht zu spät in die Praxis kommen wollte, wurde es auch für ihn höchste Zeit aufzustehen.
Auf dem Flur rumorten schon die Kinder, und er ging auf bloßen Füßen hinüber ins angrenzende Bad. An der Tür drehte sich der Arzt noch einmal um.
»Hoffentlich weißt du, dass du dir auch jetzt keine Sorgen machen musst, Feelein«, erklärte er, plötzlich ernst geworden. »Judy braucht meinen medizinischen Rat. Nicht mehr und nicht weniger.«
Über diese Bemerkung konnte sich die Arztfrau nur wundern.
»Ich mache mir keine Sorgen«, versicherte sie und sah ihren Mann verwundert an. »Warum denkst du das?«
»Ich wollte nur sicher gehen«, winkte Daniel arglos ab, lächelte und verschwand endgültig im Badezimmer.
*
»Judy, du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Daniel Norden ist eine Koryphäe. Seine Fähigkeiten sind auf der ganzen Welt bekannt.« Es war noch früh am Tag. Trotzdem saß Wolfgang Macholz schon fix und fertig anzogen im hoteleigenen Restaurant und redete nachdrücklich auf seine schöne Tischnachbarin ein. »Denk doch nur an diese Artikel, die wir im Internet über ihn gefunden haben. Nicht nur der berühmte Dirigent Richard Menza verdankt ihm sein Leben. Es ist ihm darüber hinaus gelungen, auch den Sohn von Scheich Ahmed und seine Frau zu retten. Wenn das kein Hoffnungsschimmer ist!« Wolfgang beugte sich vor und nahm Judys große, schlanke Hände in die seinen. Dabei sah er sie durchdringend an. »Selbst wenn dir eine harte Zeit bevorsteht, wirst du es schließlich mit seiner Hilfe schaffen. Du musst es schaffen!« Seine Miene wurde weich. »Schließlich wirst du gebraucht.«
Zu seinem Leidwesen entzog sie ihm ihre Hände und lachte rau, fast ein bisschen spöttisch.
»Von wem?«, fragte sie sarkastisch. »Jeder ist austauschbar. Jeder Mensch ist ersetzbar. Und wenn ich hier erst weg bin, wird sich ein anderer finden, der die Leitung der Hotelkette übernimmt.«
Wolfgang haderte mit sich. Er kannte die schöne Unternehmerin seit vielen Jahren und hatte schon einige Geschäfte mit ihr gemacht. Doch seine Gefühle für sie waren nicht nur beruflicher Natur, und als sie ihn, schwer erkrankt, um Beistand gebeten hatte, hatte er nicht gezögert und sie nach Deutschland eingeladen. War es möglich, dass sie die Signale, die er ihr sendete, nicht bemerkte? Oder überging sie sie geflissentlich? Wolfgang haderte kurz mit sich. Doch angesichts ihrer schweren Erkrankung hatte er keine Wahl und gab sich einen Ruck.
»Von mir wirst du gebraucht, Judy«, erklärte er ernst. »Für mich bist du unersetzlich.« In seinen Augen stand all die Liebe geschrieben, die er für sie empfand.
Doch Judy konnte und wollte sie nicht sehen. Für sie war Wolfgang ein guter Freund, ein sehr guter und der letzte, der ihr nach der schrecklichen Diagnose und der Odyssee von Arzt zu Arzt noch geblieben war. Nicht weniger. Aber eben auch nicht mehr. Der Gedanke, dass er ihr mehr sein könnte als das, befremdete sie. Warum hätte er sie auch lieben sollen? Sie war eine gute, mitunter gnadenlose Geschäftsfrau, aber ansonsten hielt sie nicht viel von sich.
»Ich hab dich auch lieb«, zog sie seine Worte daher ins Lächerliche.
Wolfgang lachte pflichtschuldig, aber sein Herz zog sich zusammen vor Schmerz. Seit Jahren hoffte er nun schon, dass Judy seine Liebe eines Tages annehmen würde. Doch selbst jetzt, wo alles auf Messers Schneide stand und ihr Leben ernsthaft in Gefahr war, konnte sie sich nicht überwinden.
»Wie dem auch sei … jetzt bringe ich dich erst mal nach München in die Praxis. Und dann sehen wir weiter.« Er machte Anstalten aufzustehen, als sie ihn zurückhielt.
»Bitte sei nicht böse, Wolfi. Aber ich möchte nicht, dass du mich begleitest«, erklärte sie und sah ihm dabei direkt ins Gesicht.
Diesmal kostete es ihn schon weitaus mehr Beherrschung, um die Fassung nicht zu verlieren.
»Aber warum denn nicht? Das hatten wir doch schon besprochen.«
Judy rang sich ein entschuldigendes Lächeln ab.
»Ich weiß. Aber ich hab es mir anders überlegt und muss diesen Weg allein gehen. Bitte versteh …« Sie saßen am Fenster des Hotelrestaurants, und aus den Augenwinkeln bemerkte Judy Keithel die schwarze Limousine, die vor dem Hotel vorfuhr. Ein Chauffeur stieg aus und eilte auf den Eingang zu. »Da ist mein Wagen.« Sie erhob sich und griff nach ihrer kleinen Handtasche, die neben ihrem Teller gelegen hatte.
Auch Wolfgang zögerte nicht und stand auf.
»Darf ich dich dann wenigstens in der Klinik besuchen?«, fragte er mit rauer Stimme, während sie Seite an Seite durch das Restaurant in Richtung Ausgang strebten. Die beiden waren ein aufsehenerregendes Paar, und neugierige Blicke folgten ihnen. Doch weder Judy noch Wolfgang bemerkten es.
Diese Frage brachte die Unternehmerin zum Lachen, auch wenn es traurig war.
»Ich weiß ja noch gar nicht, ob Daniel mich überhaupt operieren wird. Mein Schicksal steht in den Sternen.«
Als sie an der Rezeption vorbeigingen, grüßte Judy den Chauffeur mit huldvollem Nicken. Sie blieb nicht stehen, sondern ging weiter, und er folgte ihnen unauffällig.
An der imposanten Stretchlimousine angekommen, hielt er ihr die Tür auf, und Judy setzte sich auf die Rückbank.
»Wünsch mir Glück!«, forderte sie Wolfgang auf.
»Das tue ich, seit ich dich kenne«, entfuhr es ihm.
Er wartete, bis sie sich angeschnallt hatte. Dann warf er die Tür zu und wies den Chauffeur an, vorsichtig zu fahren. Mehr gab es für ihn nicht zu tun, und mit den Händen in den Taschen seiner Anzughosen stand er da und sah dem Wagen nach, wie er im Schritttempo vom Hof fuhr.
*
Während die Familie Norden noch einträchtig zusammen am Frühstückstisch saß und über den neuen Tag diskutierte, wanderte die langjährige Assistentin Annemarie Wendel, von allen nur liebevoll Wendy genannt, mit einer Gießkanne durch die Praxisräume. Sie liebte die morgendliche Ruhe und ließ sich gern Zeit mit den Vorbereitungen. Manchmal leistete ihr ihre Kollegin Janine Merck Gesellschaft. Doch an diesem herrlichen Frühlingsmorgen war sie allein. Als sie das Fenster in Daniel Nordens Sprechzimmer öffnete, wurde das Lächeln auf ihrem Gesicht noch strahlender.
»Wie schön, dass die Vögel endlich wieder singen«, murmelte sie und lauschte verzückt dem vielstimmigen Konzert, ehe sie jeden Blumentopf mit einem Schluck Wasser bedachte und dann ins nächste Zimmer ging.
Im Hintergrund blubberte und zischte die Kaffeemaschine, und der aromatische Duft zog durch die Räume.
»Hoffentlich bringt Danny heute wieder Tatjanas leckere Quarktaschen mit«, setzte Wendy ihr Selbstgespräch fort.
Sie war eben dabei, die Zeitschriften im Wartezimmer zu ordnen, als die Tür geöffnet wurde.
Es war ihre Kollegin Janine, die sich nach einer Phase der Unzuverlässigkeit endlich wieder im Griff hatte und in gewohnter Manier überpünktlich zur Arbeit erschien.
»Guten Morgen, Süße. Wie geht es dir an diesem wunderschönen Morgen?«, erkundigte sich Wendy überschwänglich.
Der Sonnenschein strahlte direkt in ihre Seele, und sie ging davon aus, dass es Janine ebenso fühlte wie sie. Allen Grund dazu hatte sie ja, seit sie eine leidenschaftliche Liaison mit dem Tennisspieler Johannes Keppler hatte.
»Na ja, geht so«, kam jedoch die ebenso zurückhaltende wie beunruhigende Antwort.
Wendy kannte ihre Freundin und Kollegin gut genug, um zu wissen, dass diese Worte Anlass zur Sorge gaben.
»Hattest du schon wieder Streit mit Johannes?«, stellte sie die naheliegende Frage.
Janine, die ihre Freundin inzwischen zur Begrüßung auf die Wange geküsst und danach ihre Jacke an die Garderobe gehängt hatte, zuckte mit den Schultern.
»Ach, ich weiß auch nicht. Seit der Sache mit dem Ohrstecker ist bei uns der Wurm drin«, gestand sie und betrachtete im Garderobenspiegel die beiden blinkenden Steine in ihren Ohrläppchen.
Sie waren ein Geschenk von Johannes. Allerdings hatte Janine zuerst einen von ihnen im Sofa steckend gefunden und sofort den Verdacht gehegt, dass der gutaussehende Tennisprofi sie mit einer anderen Frau betrog.
»Hat er dir denn immer noch nicht verziehen?«, fragte Wendy ungläubig und stellte die Gießkanne zurück aufs Fensterbrett.
»Er sagt schon. Aber irgendwie ist er komisch seitdem«, seufzte Janine und ging hinüber in die kleine Küche, um Kaffee zu holen. »Vielleicht bin ich aber auch einfach nur zu misstrauisch. Wenn er eine Nachricht auf dem Handy bekommt, denke ich immer sofort, dass er Geheimnisse vor mir hat.« Sie holte zwei große Becher aus dem Schrank und schenkte Kaffee ein.
»Wenn das Vertrauen erst einmal weg ist, wird es schwierig«, wusste Wendy aus eigener, leidvoller Erfahrung. Dankbar nahm sie die Tasse, die ihre Freundin ihr brachte, und nippte an dem heißen Kaffee.
»Zuerst dachte ich, dass seine berufliche Situation schuld an seiner Reizbarkeit ist. Da hab ich mich aber offenbar getäuscht. Inzwischen ist Johannes ja Trainer dieser Frauenmannschaft«, fuhr sie nachdenklich fort und setzte sich an ihren Schreibtisch.
Behutsam, um nur ja nichts zu verschütten, stellte sie die Tasse auf den Tisch und schaltete dann den Computer ein.
»Der Kontakt zu einer Menge hübscher Frauen wird dein Vertrauen in deinen Helden auch nicht gerade ins Unermessliche steigern.« Wendy ahnte, woher Janines Argwohn rührte.
»Stimmt!«, gestand die Freundin und Kollegin denn auch zerknirscht und schnitt eine unglückliche Grimasse. »Wenn ich an all die hübschen jungen Dinger denke … und sportlich sind sie obendrein auch noch.«
Wendy wusste, dass sich Janine mit ihren Gedanken im Kreis drehte. Höchste Zeit, wenigstens in der Praxis Abhilfe zu schaffen. Die Gestalt, die sie aus den Augenwinkeln bemerkt hatte, half ihr dabei.
»Da kommt übrigens Danny!«, machte sie Janine aufmerksam. »Und wenn ich mich nicht irre, hat er eine große Tüte mit der Aufschrift ›Bäckerei Bärwald‹ dabei!«
Das war auch für Janine eine gute Nachricht. Denn wenn Johannes ihr die gute Laune und hin und wieder auch schon mal den Schlaf raubte, so war es ihm noch nicht gelungen, ihr den Appetit zu verderben. Ihr erwartungsvoller Blick wanderte zur Tür, die sich gleich darauf öffnete und die Erwartungen nicht nur erfüllte, sondern bei Weitem übertraf.
*
»Nanu!« Daniel Norden war gerade vom Frühstückstisch aufgestanden, als er durch das Esszimmerfenster sah, wie ein Krankenwagen langsam durch die Straße fuhr. »Hoffentlich ist der alten Frau Krause nichts passiert«, erklärte er besorgt, als er sah, wie der Wagen am Straßenrand parkte.
Seine Frau war zu ihm getreten.
»O je, sieht eher danach aus, als ob bei den Hollands was nicht in Ordnung ist. Der kleine Sohn ist gestern mit dem Fahrrad gestürzt und hat schrecklich geschrien«, erinnerte sie sich an den Unfall vom vergangenen Abend. »Er wird doch nicht ernsthaft verletzt sein.«
Mit ihren Mutmaßungen hatten die beiden die Neugier der anderen Familienmitglieder geweckt, und schon waren sie umringt von ihren Kindern. Alle zusammen sahen dabei zu, wie ein junger Mann ausstieg und sich suchend umsah. Anneka stieß einen leisen Schrei aus.
»Das ist ja Noah!«, rief sie überrascht.
Noch ehe ihre Eltern Gelegenheit hatten, sich zu ihr umzudrehen, lief sie auch schon zur Tür hinaus.
»Wahre Liebe findet man nur, wenn man Mut zur Katastrophe hat«, konstatierte Felix nüchtern.
Auch er stand mit am Fenster neben seinen Geschwistern und betrachtete seine Schwester, die eben in die Arme des jungen Mannes stürzte und ihn stürmisch küsste.
Rasch wandte sich Dr. Norden ab und räusperte sich umständlich. Nie im Leben hätte er zugegeben, dass ihm dieses Bild einen eifersüchtigen Stich in die Brust versetzt hatte. Immerhin handelte es sich um seine älteste Tochter, die einen anderen Mann außer ihm küsste.