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Wenn man seine Freunde nicht wertschätzt, nicht auf sie achtgibt, laufen sie davon. Eine Lektion, die der Jungdrache Draki auf die harte Tour lernt. Denn nachdem er sein Spielzeug, RoboCar, vergessen hat, ist es hinaus in die Ferne gezogen, um einen neuen Kameraden zu finden. Zusammen mit weiteren Freunden macht Draiki sich auf den Weg. Sein Entschluss steht fest: RoboCar gehört zu ihm, den holt er sich zurück! Erst allmählich dämmert Draki, was er ihm angetan hat und in welche Gefahr er seine Freunde bringt, die mit ihm unterwegs sind. Der Weg ist weit und alles andere als ungefährlich - selbst für die mutigsten unter den Drachen.
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Veröffentlichungsjahr: 2021
Draki und der verlorene Freund
Von Biene Bee
Vergessen
»Hast du RoboCar dabei?«, fragte Draki seinen Freund Schlängelbengel. Äußerlich versuchte er cool zu blieben, doch im Innern kochte er vor Wut.
Sie betraten den Klassenraum. Betont gelassen schlenderte Draki zu ihrem Tisch, an dem sie zusammen saßen. Er unterdrückte den Drang, dem anderen an die Gurgel zu springen und ihn zu schütteln. Doch zankte er sich jetzt mit ihm, brächte das nur Stress mit dem Lehrer, RoboCar aber nicht zurück. Nicht sofort. Ob Schlängelbengel ihn dabei hatte?
RoboCar war Drakis Lieblingsspielzeug, ein Mix aus Roboter und Auto. Seine Mama hatte es ihm zum Geburtstag geschenkt. Anfangs hatte er es nie aus der Hand gelegt, es schlief sogar mit in ihm im Bett. Doch inzwischen flog es meist herum. Gestern hatte er RoboCar aber mit zum Spielplatz genommen, als er sich mit Schlängelbengel und Fledibeesi traf. Sein Freund hatte damit gespielt, und als Draki dann am Abend sein Zimmer in der Höhle aufräumte, merkte er, dass RoboCar verschwunden war. Das hieß, sein Freund hatte das Spielzeug behalten, ohne ihn zu fragen! Draki warf ihm einen bitterbösen Blick zu.
»Den habe ich nicht«, sagte Schlängelbengel, zuckte mit den Flügeln und rollte sich auf dem Stuhl zusammen. Mit dem Maul nahm der Jungdrache sein Buch aus der Tasche.
Weil ihm die Hände fehlten, nutzte er Lippen, Zähne und die gespaltene Zunge. Doch das war kein Manko, im Gegenteil. Die meisten Drachen hatten lange harte Krallen an den Fingern, was das Greifen erschwerte. Da rutschte einem der Bleistift öfter mal aus der Hand. Nicht so bei Schlängelbengel.
Sein Name war Programm. Denn ohne Beine glitt er wie eine Schlange über den Boden. Sein Körper war kraftvoll, und selbst Sprünge gelangen ihm genauso hoch und schnell wie jedem anderen. Doch das Tollste war sein Feuerspucken. Darin war er ein Großmeister, denn er feuerte nicht nur eine Salve ab. Nein, wenn er spuckte, erschuf er fantasievolle Flammenbilder in der Luft.
Doch all das trat für Draki in den Hintergrund. Er war nur sauer. Dass Schlängelbengel sein Freund war, schien weit entfernt.
»Du hast als Letzter mit ihm gespielt!«, motzte er seinen Freund an.
Der lehnte sich zurück, reckte das Kinn. »Und ihn dir danach wieder zurückgegeben!«
Drakis Protest blieb ihm im Halse stecken, denn in dem Moment betrat der Lehrer den Klassenraum. Hinter ihm zischte Fledibeesi durch den Türspalt. Im Tiefflug flatterte sie auf die beiden zu.
»Uff, gerade noch mal gut gegangen«, wisperte die Kleine und hängte sich unter Drakis Seite des Tisches.
Er grinste. Sie schaffte es wie keine andere, ihn aufzumuntern. Die Fledermaus wohnte bei ihm in der Drachenhöhle und war seine beste Freundin. Das schlaue kleine Mädchen war eine echte Flugkünstlerin. Keiner der Drachen war so schnell und wendig wie sie. Meist flatterte sie um Drakis Kopf herum, putzte ihm die Brille oder klammerte sich an einer seiner Flügel, um sich kopfüber daran hängen zu lassen. Da sie gern den ganzen Tag über schlief, kam sie oft zu spät zum Unterricht.
Die Schulstunde fing an.
Draki schaffte es kaum, dem Lehrer zu folgen. Die ganze Zeit über sah er RoboCar vor sich und einen Schlängelbengel, der ihn heimlich einsteckte. In seiner Brust schlugen zwei Herzen. Eines das weinte und eines das vor Wut tobte. Deshalb war er nicht bei der Sache und der Lehrer ermahnte ihn häufig, aufzupassen und mitzumachen.
Doch es gärte in ihm. Das Thema war noch nicht vom Tisch!
Kaum war die Schule aus, nahm er sich seinen Freund vor.
»Du hast ihn mir nicht zurückgegeben!«, polterte er los.
»Doch, hat er«, rief Fledibeesi dazwischen. »Ich hab es gehört!« Flatternd flog sie um ihre Köpfe herum.
Draki schaute die Fledermaus verdutzt an. »Das habe ich nicht mitbekommen«, murmelte er und ließ den Kopf hängen.
»So hörst du mir zu«, brummte Schlängelbengel. Als er den bedrückten Gesichtsausdruck seines Freundes sah, fügte er hinzu: »Komm, lass uns beim Spielplatz vorbeischauen. Bestimmt finden wir ihn dort.«
»Dann treffen wir uns da?«, fragte Draki.
»Ja, ich bringe nur meinen Kram heim und sage Mama, dass wir uns verabredet haben.«
Spurensuche
Sie fanden RoboCar weder im Spielhaus, noch unter der Rutsche oder im Sandkasten.