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Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen. Dieses Buch bietet eine Fülle von Unterrichtsideen, und zwar für alle Fachbereiche der Primarstufe. Sämtliche Aktivitäten sind praxiserprobt, leicht umsetzbar und für den Lehrplan 21 relevant. Die Natur ist hier nicht bloss Zugabe, sondern ein wichtiges Mittel, um die fachspezifischen und fächerübergreifenden Unterrichtsziele zu erfüllen: Sie ermöglicht das Lernen am realen Objekt und fördert die Entwicklung der sozialen und personalen Kompetenzen. "Draussen unterrichten" liefert attraktive Lerninhalte und wertvolle Tipps und Tricks. Es zeigt, wie bereichernd und motivierend der Unterricht draussen ist - für die Kinder wie auch für die Lehrperson. Zu diesem Titel ist zudem eine eigene Version für Deutschland verfügbar: www.hep-verlag.de/draussen-unterrichten
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Seitenzahl: 400
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Stiftung SILVIVA (Hrsg.)
Draussen unterrichten
(Ausgabe für die Schweiz)
Das Handbuch für alle Fachbereiche
1. und 2. Zyklus
ISBN Print: 978-3-0355-1552-7
ISBN E-Book: 978-3-0355-1553-4
Autorinnen: Sarah Wauquiez, Martina Henzi, Nathalie Barras
Fachlektorat: Rolf Jucker, Nicole Schwery, Eva von Fischer, Dina Walser, Kathrin Schlup, Ariane Derron, Aude Lachavanne
Fotos: Gabriela Fürer (www.mediafuerer.ch), Timo Ullmann (www.ullmann.photography), diverse Lehrpersonen und Naturpädagoginnen
Gestaltung und Layout: Eva-Maria Bolz (www.evamariabolz.de)
2. Auflage 2019
Alle Rechte vorbehalten
© 2019 hep verlag ag, Bern
www.hep-verlag.ch
Zusatzmaterialien und -angebote zu diesem Buch:http://mehr.hep-verlag.ch/draussen-unterrichten
Dieses Handbuch wurde herausgegeben von der Stiftung SILVIVA (www.silviva.ch)
in Zusammenarbeit mit WWF Schweiz (www.wwf.ch)
mit Unterstützung von:
Bundesamt für Umwelt, Stiftung Mercator Schweiz, Stiftung Perspektiven Swiss Life
gedruckt auf FSC®-zertifiziertem Papier
Geleitwort
Vorwort
1 So klappt der Unterricht draussen
Warum in der Natur unterrichten?
Wer? Wo? Was? Wie?
Fächerübergreifendes Lernen
Die verschiedenen Draussenlernorte
Organisatorisches
Dokumentation und Evaluation
2 Alle Fachbereiche draussen unterrichten
Aufbau des praktischen Teils
Sprachen
Abc mit der Natur
Ausrollgeschichten
Gegensätze
Laufgeschichten
Naturcomic
Die Sprache der Tiere
Wo steckt Herr Specht?
Sprichwörter
Brief aus der Natur
Formularkrieg
Lesen und präsentieren
Schreiben und präsentieren
Mathematik
Zählen und schätzen
Grundrechenarten «nature»
Reihen
Rechnen mit Stämmen und Strünken
Geometrische Formen
Zahlen und Symmetrien
Uhr der Natur
Grössen und Masseinheiten
Baumrekorde
Was ist dieser Baum wert?
Natur, Mensch, Gesellschaft
Mein Naturplatz
Wunschort für …
Orientierung
Meine Umgebung früher und heute
Feuer machen früher und heute
Kochen früher und heute
Gestalten
Sich einrichten am Naturort
Gestalt-Techniken
Gesichter gestalten
Modekollektion «nature»
Mit Schnee, Eis und Rotkohl
Wer macht Naturkunst?
Schrift und Schreibzeug
Körbe
Mit Lehm und Ton
Naturspielzeug herstellen
Tierwohnungen bauen
Weben und nähen
Musik
Naturinstrumente
Klangkarten
Klanggeschichten
Naturlieder
Bewegung und Sport
Aufwärmspiele
Steckenspiele
Ein Tag im Leben eines Eichhörnchens
Natur-Vitaparcours
Highland Games
Seilkonstruktionen
3 Grundlagen und weiterführende Materialien
Argumente für das Draussenunterrichten
Planungsbeispiele
Zahlen, die zählen
Literaturtipps
Bildnachweis
Niemand kann ein Kind von aussen formen. Es kann die Netzwerke in seinem Gehirn, die für die Steuerung von Fähigkeiten und Fertigkeiten und für die Verankerung von Wissensinhalten zuständig sind, nur selbst herausbilden.
Dazu können wir unsere Kinder einladen, ermutigen und inspirieren. Und am besten geht das immer dann, wenn wir ihnen Zugang zu einer Lebenswelt ermöglichen, in der es nicht so sehr auf ganz bestimmte Fähigkeiten und ganz bestimmtes Wissen ankommt. Das müsste eine Lebenswelt sein, die den Kindern möglichst viele und möglichst verschiedenartige Gelegenheiten bietet, all das zu entdecken und zu gestalten, was es dort zu entdecken und zu gestalten gibt. Eine Lebenswelt auch, welche die Kinder dazu anregt, sich um möglichst vieles zu kümmern, was ihrer Sorge, ihrer Aufmerksamkeit und ihrer Zuwendung bedarf.
So weit, so gut. Aber wo finden Heranwachsende noch einen Erfahrungsraum, der sie ermutigt und inspiriert, all dies zu erfahren, aber auch einlädt, achtsam zu sein und sich behutsam mit dem zu beschäftigen, was es zu entdecken und zu gestalten gibt?
In geschlossenen Klassenräumen ist das schwer, aber draussen in der Natur, im Wald, am Bach, auf Wiesen und Feldern, sind solche Erfahrungen unvermeidbar. Dort erleben Kinder und Jugendliche ihre eigene Eingebundenheit in die Natur, dort kommen sie wieder in Kontakt mit ihren natürlichen, lebendigen Wurzeln. Dort ist nichts programmiert, dort findet ihre Entdeckerfreude und Gestaltungslust eine Überfülle an Nahrung. Dort spüren sie wieder die Verbindung zu dem, was sie lebendig macht.
Die Möglichkeiten, die die Natur für Entdeckungsreisen bietet, sind unbegrenzt. Nichts funktioniert dort auf vorgefertigte Weise, alles kann man gar nicht selbst entdecken, nichts ist gleich. Kein Blatt, kein Ast gleicht dem anderen, und alles kann man für irgendetwas verwenden. Überall lässt sich etwas finden, was wächst, was lebt, was einzigartig ist – wie die Kinder selber.
Natur ist für Kinder so essenziell wie gute Ernährung. Sie ist ihr angestammter Entwicklungsraum. Hier stossen die Kinder auf vier für ihre Entwicklung unverhandelbare Quellen: Freiheit, Unmittelbarkeit, Widerständigkeit, Bezogenheit. Aus diesen Erfahrungen bauen sie das Fundament, das ihr Leben trägt.
In der Natur können Kinder dieses besondere Gefühl von Dankbarkeit entwickeln, dass sie Teil dieser lebendigen Natur sind. Und dort können sie begreifen, dass es etwas gibt, was widerspenstig ist und seinen eigenen Regeln und Gesetzen folgt. Wie das funktionieren kann, worauf es dabei ankommt und was dort draussen alles möglich wird, beschreibt dieses Buch.
Es ist eine Anregung mit sehr konkreten Umsetzungshilfen für alle Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und in der Kinderbetreuung tätigen Personen, denen die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen am Herzen liegt. Sie können es mit dem Herzen lesen, aber umsetzen sollten Sie es mit Verstand – weil Sie verstanden haben, worum es geht.
Göttingen im Herbst 2017
Gerald Hüther
Wir freuen uns ausserordentlich, dass Sie mit diesem Handbuch nun das erste wichtige Element des Projekts «Draussen unterrichten» in den Händen halten können. Das vorliegende Buch soll Sie als Lehrpersonen möglichst praktisch und unkompliziert beim Unterricht im Freien unterstützen. Das Handbuch, das parallel auch beim Verlag La Salamandre auf Französisch erscheint, ist aber nur ein zentraler Bestandteil einer viel grösseren Vision. Das langfristige Ziel besteht darin, dass möglichst viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Möglichkeit erhalten sollen, vom Draussenlernen zu profitieren. Denn dieses ist auf vielfältige Weise bereichernd, lernfördernd und stärkend.
Dieses Projekt zielt darauf ab, Sie als Lehrpersonen bei der Umsetzung Ihrer Hauptaufgabe des Unterrichtens zu unterstützen. Darüber hinaus will das Projekt auch den Schulleitungen, der breiteren Öffentlichkeit und den Vertreterinnen und Vertretern der Bildungspolitik verständlich machen, warum draussen lernen ein selbstverständlicher Bestandteil einer sinnvollen Schullaufbahn sein sollte. Zudem möchte SILVIVA im Rahmen dieses Projekts angehenden und ausgebildeten Lehrpersonen in Kursen und Weiterbildungen anschaulich vermitteln, wie leicht und gewinnbringend draussen unterrichten in den Schulalltag integriert werden kann und wie ein ganzes Schulteam sich zusammen auf eine Lernreise begeben kann, um den Unterricht draussen zu einem Teil der Schulkultur zu machen. Zusammen mit dem WWF bieten wir schweizweit Draussen-Tage an, an denen alle interessierten Schulen den Unterricht im Freien testen können.
Das Projekt «Draussen unterrichten» ist das Produkt einer langjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit: So gäbe es das Projekt gar nicht, wenn die Hauptautorin Sarah Wauquiez nicht mit der Buchidee auf SILVIVA zugekommen wäre. Und es wäre bei einer schönen Idee geblieben, hätte SILVIVA sich das Projekt nicht zu eigen gemacht und sich um die nötige Finanzierung gekümmert. Und ohne die grosszügige Bereitschaft der Stiftung Mercator Schweiz, das Projekt finanziell zu unterstützen, wären wir heute keinen Schritt weiter. Dass dann mit dem WWF Schweiz, dem Bundesamt für Umwelt, der 3FO Förderorganisation und der Stiftung «Perspektiven» von Swiss Life noch weitere Förderpartner zusagten, das Projekt grosszügig zu unterstützen, zeugt dafür, dass wir damit einen Nerv der Zeit, ein tief liegendes Bedürfnis getroffen haben. Sowohl bei der Suche nach Testpersonen für die Lernaktivitäten als auch bei der Bestellung des Beirats sind wir immer auf offene Türen gestossen. Es scheint, dass die Projektidee wie selbstverständlich Sinn ergibt.
Aber diese Idee wäre nie umgesetzt worden ohne die harte Arbeit der Projektleiterin Lea Menzi, der drei Autorinnen Sarah Wauquiez, Nathalie Barras und Martina Henzi, ohne die Rückmeldungen der 170 Testlehrpersonen und der sieben Fachlektorinnen und Fachlektoren, ohne die gestalterische Arbeit der Grafikerin Eva-Maria Bolz, ohne die Unterstützung unseres Lektors Lukas Meier und der gesamten Crew des hep verlags, ohne die wunderschönen Fotos von Timo Ullmann und Gabriela Fürer. Ihnen allen und all denjenigen, die wir hier nicht namentlich nennen können, gebührt deshalb unser herzlichster Dank.
Ihnen, liebe Lehrpersonen, wünschen wir nun mindestens so viel Spass beim Draussenlernen wie Ihren Schülerinnen und Schülern. Sie werden spürbar erfahren und erleben, wie sich Ihr Lehr-Lern-Portfolio erweitert und sich das Draussen und das Drinnen gegenseitig befruchten.
Zürich im August 2017
Rolf Jucker, Geschäftsleiter SILVIVA
Warum in der Natur unterrichten?
Wer? Wo? Was? Wie?
Fächerübergreifendes Lernen
Die verschiedenen Draussenlernorte
Organisatorisches
Dokumentation und Evaluation
Als Lehrperson sind Sie Fachfrau bzw. Fachmann dafür, dass Kinder lernen zu lernen. Die Kinder sollen sich Lebenskompetenzen aneignen, die es ihnen ermöglichen, ein sinnvolles, erfülltes und verantwortungsvolles Leben zu führen. Zusammen mit den Eltern und anderen Bezugspersonen sind Sie eine zentrale Person im Leben jedes Kindes. Sie können Türen weit aufstossen und die Kinder dabei unterstützen, Lust am Lernen zu entwickeln und auch zu bewahren.
Möglicherweise sind Sie nicht zuletzt aus solchen Gründen überhaupt erst Lehrperson geworden: wegen Ihrer Begeisterung für die Kinder und deren leuchtende Augen, wenn sie wachsen und wenn sie lernen, die Welt, sich selber, ihr soziales Umfeld und die Natur immer besser, tiefer, differenzierter, toleranter und mit Weitblick zu verstehen.
Mit diesem Handbuch möchten wir Ihnen das praktische Rüstzeug liefern, um diese Lernprozesse erfolgreich zu unterstützen – und zwar einfach und praktisch umsetzbar, in jedem Fachbereich des 1. und 2. Zyklus.
Das Spezielle daran: Wir möchten Sie und Ihre Kinder nach draussen entführen, in die Natur, in den Kulturraum. Und zwar nicht als nette Zugabe, sondern damit Sie Ihre Unterrichts- und Lehrplanziele erfüllen können. Sie fragen natürlich zu Recht: Warum draussen?
Wie Sie sicher schon gemerkt haben, benutzen wir in diesem Buch anstelle von «Schülerinnen und Schüler» den Ausdruck «Kinder». Der Grund dafür ist, dass wir diese jungen Menschen nicht in einer Funktion, sondern als ganzheitliche Personen betrachten möchten.
… ermöglicht lernen am realen Objekt > «Nur dadurch, dass ich Wasser anfasse, kann ich lernen, was es heisst, dass Wasser nass ist. Zugleich höre ich es glucksen oder tropfen, sehe ich Wellen und Reflexe, rieche vielleicht das Meer oder das Gras am Seeufer und erhalte so einen Gesamteindruck, der in mir – zusammen mit vielen anderen solcher Erfahrungen – zu einer komplexen und differenzierten Repräsentation von Wasser führen wird. Wenn ich diese innere Repräsentation (noch) nicht habe, kann ich auch die buntesten Bilder und die schrillsten Töne aus dem Computer gar nicht verstehen. Die bereits stattgefundene Wechselwirkung mit der wirklichen Realität ist also Voraussetzung dafür, dass ich mit der virtuellen Realität des Computers auch nur im Ansatz umgehen kann» (Spitzer, 2006, S. 225).
… fördert Sozialkompetenzen und Klassenklima > Für Lehrpersonen, die häufig draussen unterrichten, zählen die verbesserten Beziehungen zwischen Kindern und Lehrpersonen sowie zwischen den Kindern untereinander zu den wichtigsten Aspekten des Draussenunterrichtens. Dieser gestärkte soziale Boden spart längerfristig Zeit und hilft bei der Alltagsgestaltung des Unterrichts, drinnen wie draussen.
… ist gesund > Draussen bewegen sich die Kinder mehr, was zum Abbau von Aggressionen und zu besserer Konzentration, körperlicher Fitness und einem besseren Selbstbewusstsein führt. Naturaufenthalte verbessern das Wohlbefinden und dämpfen Stress. Draussen zu unterrichten, ermöglicht Ihnen, die Ziele des fächerübergreifenden Themas «Gesundheit» zu erreichen und die personalen Kompetenzen der Kinder zu fördern.
… entlastet Sie langfristig > Am Anfang bedeutet draussen unterrichten für Sie Aufwand und Wagnis. Aber Lehrpersonen, die regelmässig draussen unterrichten, berichten über genau dieselben positiven Effekte wie die Kinder auch: Sie haben mehr Freiheit, fühlen sich gesünder und zufriedener, kommen abends entspannter nach Hause, ihre Unterrichtspraxis wird bereichert. Mit der Zeit und Regelmässigkeit werden die Kinder draussen selbstständiger, kreativer, motivierter und aufmerksamer.
Es gibt eine ganze Reihe weiterer Gründe, warum draussen unterrichten sinnvoll sein kann – aus wissenschaftlicher Sicht und aus der Sicht erfahrener Lehrpersonen. Wir haben diese Gründe für Sie in Teil 3(↗hier bis hier) zusammengestellt. Vielleicht nützen Ihnen diese Grundlagen in der Diskussion mit Eltern, Schulleitung und Kolleginnen und Kollegen.
Draussen unterrichten kann Ihnen mehrere zusätzliche Pfeile im Köcher Ihrer Lehr-Lern-Arrangements bieten. Es ermöglicht und ergänzt Dinge, die im Klassenzimmer nur eingeschränkt möglich sind. Draussen lernen ist eine gut erprobte und wirksame Erweiterung Ihrer Handlungsmöglichkeiten als Lehrperson – variabel und flexibel einsetzbar nach Gutdünken auf Basis Ihrer professionellen Kompetenz als Lernspezialistin bzw. Lernspezialist. Sie haben die ganze Bandbreite an Möglichkeiten: von einem einstündigen Aufenthalt auf dem Schulhof bis zum ganztägigen und regelmässigen Unterricht im Wald.
Draussen lernen ist nicht besser als drinnen lernen, und der Unterricht draussen kann auch nicht das Klassenzimmer ersetzen – und umgekehrt. Warum also nicht alle Vorteile vereinen und drinnen mit draussen kombinieren? Den Kindern sowohl High-tech-Erfahrungen als auch High-touch-Erfahrungen in authentischen Lernumgebungen ermöglichen? Ein solches Lernen ist zukunftsweisend, weil es Schule und Alltag, Theorie und direkte Erfahrung vereint. Es ermöglicht den Kindern, ihre unmittelbare Mitwelt kennen, schätzen und respektieren zu lernen.
Lernen am realen Objekt
Unmittelbare Eindrücke festhalten
Unterrichten Sie selber draussen, anstatt Experten einzuladen. Je mehr Sie draussen unterrichten, desto einfacher und gewinnbringender wird es. Holen Sie sich zu Beginn eine im Draussenunterricht erfahrene Lehrperson als Tandempartnerin bzw. Tandempartner.
Unterrichten Sie regelmässig draussen im nahen Schulumfeld, sowohl in der natürlichen als auch in der kulturellen Mitwelt.
>Unterrichten Sie fächerübergreifend und testen Sie alle Fachbereiche draussen aus.
>Machen Sie den Link zwischen Naturerfahrung und Alltagshandeln, zwischen der Schule draussen und der Schule drinnen. Arbeiten Sie an beiden Lernorten an denselben Zielen und Themen. Überlegen Sie sich, wie Sie die Vor- und Nachbereitung im Schulzimmer gestalten wollen. Was soll drinnen vertieft bzw. evaluiert werden?
>Verfolgen Sie draussen nicht nur Fachbereichsziele; behalten Sie immer auch die überfachlichen Kompetenzen im Auge, etwa diejenigen Kompetenzen, die eine nachhaltige Lebensweise fördern.
>Wenn Sie regelmässig draussen unterrichten: Bauen Sie Aktivitäten ein, die sich jedes Mal wiederholen, zum Beispiel den Besuch eines persönlichen Naturplatzes. Dies erleichtert die Planung, schafft Kontinuität, schult die Beobachtung und vertieft die Naturbeziehung.
>Die Kinder erwerben draussen viele fächerübergreifende Kompetenzen während der selbstgesteuerten Lernphasen. Planen Sie daher genügend Zeit ein für Freispiel, für Pausen, für Aktivitäten mit offenen Fragestellungen und für eine individuelle Wahl der Realisationsart und Sozialform.
>Integrieren Sie jeweils eine Phase der Auswertung, Reflexion, Evaluation – drinnen oder draussen.
>Halten Sie immer ein bis zwei Zusatzaktivitäten in Reserve, falls das Programm schneller abläuft als geplant oder falls die Kinder Bewegung brauchen (etwa weil es kälter ist als gedacht).
>Arbeiten Sie nicht nur in, sondern auch mit der Natur. Der respektvolle Umgang mit der Mitwelt wird in jeder Sequenz gelebt und geübt.
>Die Zeit verläuft draussen anders als drinnen. Planen Sie die Zeit pro Aktivität grosszügig. Es geschehen immer unvorhergesehene Dinge, die das Interesse der Kinder wecken und Zeit brauchen.
>Achten Sie darauf, dass die Kinder draussen die meiste Zeit aktiv tätig sind.
>Lassen Sie die Kinder zusammen problemlösungsorientiert arbeiten – an konkreten und sinnvollen Situationen. Verwenden Sie hingegen darbietende und interrogative Methoden nur über kurze Zeitspannen – oder vor- und nachbereitend im Klassenzimmer.
>Wagen Sie es, auch mal ohne Vorbereitung in die Natur zu gehen, um zu schauen, was die Natur und die Kinder für Impulse geben. Mit der Erfahrung neigen viele Lehrpersonen dazu, den Kindern draussen mehr selbstgesteuerte Lernzeit zur Verfügung zu stellen, da viele Lern- und Lebenskompetenzen dabei besser erreicht werden.
>Lehrpersonen mit Erfahrung im Draussenunterrichten erleben diese Art von Unterricht als einfach. Schlechtes Wetter, misstrauische Eltern, Schulsystem und Arbeitsbelastung sind keine Hindernisse mehr. Und mit Übung ist ein Aufenthalt im Wald auch nicht gefährlicher als ein Spiel auf dem Pausenplatz oder in der Turnhalle.
Weg zum Naturort > Der Weg ist bereits das Ziel. Mit Suchaufträgen oder Rätseln auf dem Weg sensibilisieren Sie die Kinder für die Umgebung und das Thema. Nehmen Sie sich auf dem Weg die Zeit, auf spontane Impulse der Kinder und der Mit- und Umwelt einzugehen. Fördern Sie die aufmerksame Wahrnehmung der Kinder, indem Sie sie auf kleine oder überraschende Dinge hinweisen, die Ihnen auffallen.
Gemeinsamer Beginn > Beginnen Sie mit einer Aktivität, die Begeisterung weckt und ins Thema einführt. Je nach Klasse und Weg ist hier eine bewegungsorientierte, spielerische oder ruhige Aktivität angebracht.
Mittelteil > Bei jüngeren Kindern besteht dieser Teil aus Freispiel. Bei den älteren Kindern ist es wichtig, dass dieser Teil gut rhythmisiert ist: Wechseln Sie zwischen ruhigen und dynamischen Aktivitäten ab, nutzen Sie verschiedene Zugänge zur Natur, ändern Sie die Sozialformen. In dieser Sequenz sollten die Kinder aktiv tätig sein und die Umgebung unmittelbar erfahren können. Je nach Klasse braucht es zum Einstieg eine Aktivität, welche die Aufmerksamkeit der Kinder fokussiert: ein Tasträtsel machen, Natur durch das Handmikroskop oder mit dem Spiegel beobachten, möglichst viele Geräusche sammeln, häufige Tierspuren gemeinsam anschauen und beschreiben, bevor wir sie selber suchen gehen …
Gemeinsamer Abschluss > Führen Sie eine Evaluation durch oder machen Sie einen Abschlusskreis, tauschen Sie Entdeckungen, Erfahrungen und Empfindungen aus, machen Sie einen Bogen zum Anfang, erzählen Sie eine Geschichte usw.
In Teil 3 finden Sie zwei Planungsbeispiele mit Aktivitäten für einen Halbtag draussen (↗hier und hier).
Lernen mit dem, was die Umgebung bietet
Zusammen problemlösungsorientiert arbeiten
Draussen bietet es sich an, fächerübergreifend zu unterrichten. Denn an einem Thema oder Naturelement lassen sich einfach Ziele aus ganz verschiedenen Fachbereichen erarbeiten. Hier zwei Beispiele, das erste für den 1. Zyklus, das zweite für den 2. Zyklus.
1. Zyklus
Mathis und Lorenz haben unter einer Tanne abgefressene Tannzapfen entdeckt. Wer die wohl gefressen hat? Ein Eichhörnchen huscht den Stamm hoch. Die Jungen beobachten es. Mathis beginnt, die Zapfen zu zählen: 23! Lorenz sucht nicht abgefressene Zapfen und legt sie in einen selbst gebauten Futternapf fürs Eichhörnchen. Er tauft das Tier «Sniff» und schreibt seinen Namen mit Zapfen neben den Napf. Dann beginnen die beiden, ein Figurentheater zu spielen. Das Tannzapfen-Eichhörnchen «Sniff» wird vom Tannzapfen-Eichhörnchen «Hörnli» gestört …
Sprachen > Seinen Namen mit Tannzapfen schreiben, verschiedene Frassspuren an Zapfen ertasten und beschreiben, eine Zapfengeschichte erfinden, ein Figurentheater mit Zapfen aufführen.
Mathematik > Anzahl Zapfen auf einem Haufen schätzen, dann geordnet zählen, Zapfen der Grösse nach ordnen, eine Reihe legen und weiterführen mit Zapfen und anderen Naturelementen, mit Zapfen den Baumumfang messen, die verwendete Anzahl Zapfen neben ein Messband legen und den Wert ablesen, mit den Zapfen geometrische Formen legen.
Gestalten > Aus Zapfen Naturwesen gestalten, Futterzapfen für Vögel und Nagetiere basteln, einen Barfussparcours mit Zapfen und anderen Naturmaterialien erstellen.
Musik > Zapfen aneinanderreiben und damit ein Lied begleiten.
Natur, Mensch, Gesellschaft > Den passenden Baum zum Zapfen finden, Kreislauf vom Zapfen zum Baum zum Zapfen, in Tannzapfen das Wetter lesen, Frassspuren erkennen, mit Zapfen einen Futterplatz für ein Tier erstellen, die Verbreitung von Zapfen auf der Welt herausfinden, die frühere und heutige Nutzung von Zapfen erfahren.
Bewegung und Sport > Zapfen-Rückenmassage machen, mit Zapfen auf Zielscheibe werfen, jonglieren, in einer Stafette Zapfen auf zwei Stecken transportieren, Zapfenfussball spielen.
2. Zyklus
Eva, Jana und Reto sind an der Brücke angekommen. Sie zeichnen den Bachverlauf der Etappe, die sie gemeinsam abgelaufen haben, auf der Karte ein. An diesem Posten geht es um Sprache: Sie hören und notieren Wassergeräusche und nehmen einige mit dem Smartphone auf. Reto speichert «gurgeln», «plätschern» und «tropfen» ab. Dann haben sie die Wahl: Jana setzt sich unter eine Weide und schreibt ein Gedicht, in dem möglichst viele Wasserwörter vorkommen. Reto zeichnet einen Naturcomic über einen Fisch im Bach. Eva konstruiert ein Wasserrad und schreibt eine Bauanleitung dazu …
Sprachen > Verben, Adjektive rund ums Wasser besprechen, Sprichwörter («nahe ans Wasser gebaut») und ihre Bedeutung behandeln, Begriffe rund ums Wasser in verschiedenen Sprachen kennenlernen, Wassergeräusche aufnehmen (ICT und Medien).
Mathematik > Fliessgeschwindigkeit des Baches berechnen, unter der Lupe Eiskristalle betrachten, berechnen, wie viel Wasser, wie viel Schnee man in verschiedene Gefässe füllen kann (Hohlmasse üben).
Gestalten > Schiffe und Wasserräder bauen, ein Naturelement am Wasser abzeichnen, einen Naturcomic über den Bach gestalten.
Musik > Stecken ans Ohr halten, ins Wasser stecken und Wassermusik hören, Musikinstrumente mit Wasser bauen (Flaschen mit unterschiedlich viel Wasser füllen, nach Tonhöhe ordnen, stimmen, ein Lied singen und begleiten), verschiedene Töne mit den verschiedenen Wasserformen erzeugen, klassische Werke («Wassermusik») anhören.
Natur, Mensch, Gesellschaft > Verschiedene Erscheinungsformen von Wasser, ihre Eigenschaften und den Wasserkreislauf kennenlernen, die Wasserqualität des Baches an verschiedenen Orten untersuchen, über die Bedeutung von Wasser früher, heute und in der Zukunft recherchieren, einen Plan des Bachverlaufs zeichnen, den Wasserverbrauch in verschiedenen Ländern (bei uns, in Trockengebieten …) behandeln, eine Kläranlage besuchen, die Entstehung von Wasser verstehen, über die Besitzverhältnisse von Wasser diskutieren.
Bewegung und Sport > Dem Bachlauf in unserer Gemeinde (oder von der Quelle bis hier) folgen, einen Orientierungslauf entlang des Baches machen, von Stein zu Stein hüpfen, Wasser in Schneckenhäusern transportieren, den Bachverlauf als Tanz darstellen.
Gestalten im Fluss
Bewegung und Sport über den Fluss
Der Auswahl des Lernorts draussen kommt eine zentrale Bedeutung zu, denn der Lernort liefert nicht nur das «Klassenzimmer», sondern auch die Lernsituationen und die Lernmaterialien.
Der Schulhof ist der Draussenlernort, der am einfachsten und schnellsten erreichbar ist. Er ist deshalb prädestiniert dazu, regelmässig aufgesucht zu werden, auch für eine Einzellektion. Es braucht keine Bewilligung, um auf dem Schulhof zu unterrichten, und auch keine weiteren Begleitpersonen. In den meisten Schulhöfen ist etwas Natur vorhanden: Rasen, Bäume, Sträucher, Steine. Allerdings sind die Aktivitätsmöglichkeiten beschränkt, oft ist zu wenig Naturmaterial vorhanden. Auch ist das Störpotenzial durch andere Kinder gross.
Tipps > Falls Sie im Schulhof arbeiten wollen, beziehen Sie auch hier die Umgebung mit ein. Statt der Baumhöhe messen Sie mit derselben Methode die Höhe des Schulhauses. Lassen Sie die Kinder Buchstaben im Schulumfeld suchen. Viele der hier beschriebenen Aktivitäten lassen sich auch im kulturellen Umfeld durchführen. Der Naturbezug ist hier weniger gross, aber die Kinder sind an der frischen Luft und werden mit realen Lernsituationen konfrontiert.
In der Stadt liegen viele Schulen näher an einem Park als an einem Wald. Ein Stadtpark bietet einen sicheren Rahmen, die Grenzen sind klar ersichtlich. In einen öffentlichen Park können die Kinder am Wochenende auch rasch mit ihren Eltern hingehen und ihnen zeigen, was sie draussen gemacht haben. Parkbesuche ermöglichen einen neuen, detailfokussierten Blick auf die Stadt: Natur ist überall, eine Pflanze spriesst aus dem Beton hervor, Insekten finden sich unter der Platanenrinde. Vielfach lassen sich exotische Pflanzen erforschen. Und dank ebenerdigem Terrain eignet sich der Park gut für Sportlektionen.
Da öffentliche Parks von vielen weiteren Personengruppen benutzt werden, besteht das Risiko von Störungen und Gefahren (Glassplitter). Das Eintauchen in die Natur kann sich schwierig gestalten, denn der Park liefert wenig unstrukturiertes Gelände und Naturmaterialien. Das erfordert von Ihnen eine gute Auswahl und Vorbereitung der Aktivitäten. Es gibt im Park weniger natürliche Überraschungen und Impulse als in einem naturnaheren Gebiet, weniger spannende Orte, weniger Wildtiere.
Für Aufenthalte in einem öffentlichen Park müssen Sie keine Bewilligung einholen – jedoch kann ein Park wegen eines öffentlichen Anlasses auch einmal gesperrt sein. Bei Besuchen in einem privaten Park braucht es eine Bewilligung des Grundstücksbesitzers. Dort dürfen Sie mit seiner Einwilligung auch fixe Installationen errichten.
Tipps > Nehmen Sie in den Park Zusatzmaterial mit. Profitieren Sie vom kulturellen Umfeld auf dem Weg zum Park: Geben Sie Suchaufträge, lassen Sie die Klasse Veränderungen beobachten, beantworten Sie Fragen der Kinder zu Gebäuden, Gegenständen, Plätzen.
Oft näher als der Wald
Kräutergärten, Gemüsegärten, Obstgärten, Naturgärten, Experimentiergärten, Permakulturgärten, Gemeinschaftsgärten … Gärten stellen seit Jahrhunderten für den Menschen sichere Naturorte dar. Sie bieten neben Erholung und Naturerfahrung auch praktischen Nutzen (Versorgung mit Lebensmitteln), sinnvolle Arbeit, kreative Gestaltungsmöglichkeiten sowie Selbstwirksamkeits- und Kontrollerfahrungen. Die Grenzen in einem Garten sind fest, man hat einen guten Überblick und es gibt wenige Gefahren.
Die Kinder können die Lebenszyklen von vielen Pflanzen beobachten und die Pflanzen pflegen lernen. Die Kinder lernen, den Rhythmen der Pflanzen zu folgen, und lernen dabei auch den eigenen Lebensrhythmus kennen. Sie arbeiten, ernten, kosten die Früchte ihrer Arbeit. Der Alltagsbezug zur Ernährung ist gegeben.
Bei der Planung ist vorausschauendes Denken gefordert. Ein Garten bietet weniger Überraschungen als ein Wald, was Ihnen die Vorbereitung erleichtert und weniger Spontaneität erfordert. Zum Teil ist es möglich, einen Gemüse- oder Experimentiergarten direkt auf dem Schulgelände zu erstellen, was den regelmässigen Aufenthalt dort erleichtert. Platz und Bewegungsmöglichkeiten in einem Garten sind aber oft reduziert − ein Hindernis für bewegungsorientierte, spielerische und selbstgesteuerte Aktivitäten. Die Anschaffung von Werkzeugen und Pflanzmaterial kostet. Ein Obstgarten bietet zwar genügend Platz, ist aber je nach Grundstücksbesitzer nicht zu jeder Zeit begehbar.
In einem Garten braucht es mehr Regeln und Sorgfalt als in einem weniger vom Menschen gestalteten Naturgebiet. Deshalb eignen sich Gärten mit wenig Platz besser für kurze Aufenthalte als für halb- oder ganztägige. Für Gartenbesuche braucht es eine Bewilligung des Grundstücksbesitzers, der dann auch Grenzen setzen kann: kein Betreten der Grünfläche, wenn das Gras hoch ist, bestimmte Plätze dürfen nicht erforscht werden, nicht alles darf geerntet werden, nicht alle Arten von Installationen werden geduldet. An Tagen mit Wind oder Regen können Sie die Klasse schlecht schützen, es sei denn, es steht Ihnen ein Unterstand zur Verfügung. Beim eigenen Schulgarten muss geklärt werden, wer ihn über die Ferien pflegt.
Tipps > Wollen Sie alle Fächer im Garten unterrichten, wählen Sie am besten einen Garten mit viel Platz für Spiel und Bewegung aus. Zudem ist eine Experimentierfläche sinnvoll. Innerhalb dieser Fläche dürfen die Kinder nach ihren Ideen graben, bauen, rennen, klettern, frei gestalten. Die Experimentierfläche besteht idealerweise aus Sand, Erde, Steinen und Wasser. Aber auch ein Erd- oder Sandhaufen tut seinen Dienst. Bieten Sie verschiedene Posten an, welche die Kinder im Turnus absolvieren oder an denen sie verweilen dürfen, solange sie wollen.
Eine Wiese findet sich oft in der Nähe des Schulhauses. Es gelten etwa dieselben Vor- und Nachteile wie für den Garten. Eine Wiese bietet genügend Platz und ein flaches Terrain, aber keine oder nur wenige Schattenorte und keine Möglichkeiten zum Klettern. Für den Aufenthalt in der Wiese braucht es die Erlaubnis des Grundstücksbesitzers, es sei denn, die Wiese befindet sich auf dem Schulgelände selbst.
Tipps > Wählen Sie eine Wiese aus, die auch Schattenplätze (Bäume, Sträucher, Unterstand) und möglichst weitere spannende Naturelemente (Bach, Hecke, Steine, Hänge) aufweist. Erkundigen Sie sich beim Besitzer, zu welchen Zeiten Sie mit der Klasse die Wiese nicht betreten dürfen.
Hecken bieten Naturerfahrungen auf vielen Etagen. Kleine und grosse Pflanzen- und Tierarten lassen sich gut beobachten, meist sogar besser als im Wald. Hecken befinden sich oft näher an der Schule als ein Wald und bieten mehr oder weniger Platz, je nachdem, was um sie herum ist. Die Vielfalt an Hecken ist gross, es gibt alles von sehr monotonen bis zu sehr artenreichen Exemplaren. Wie für Gärten braucht es auch für Hecken die Einwilligung des Grundstücksbesitzers.
Tipps > Wählen Sie wenn möglich eine artenreiche Hecke aus mit viel Platz darum herum, der von den Kindern genutzt werden darf. Direkt nebenan sollten sich keine bepflanzten Felder und keine Strassen befinden.
Der Wald erfüllt für uns wichtige Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen. Der Wald liefert Holz, Sauerstoff, Lebens- und Heilmittel. Er bietet Lebensräume für Tiere und Pflanzen und dient uns als Beispiel für eine nachhaltige Ressourcennutzung. Der Wald zeichnet sich durch Vielfältigkeit aus und bietet ein grosses Potenzial an Lernbereichen: botanische, zoologische, ökologische, klimatologische, ökonomische, geografische, historische, kulturelle, spirituelle …
Die Wälder sind in der Schweiz für alle zugänglich, auch wenn es sich um Privatwald handelt. Sie müssen um keine Bewilligungen anfragen, es sei denn, Sie wollen fixe Installationen (Feuerstelle, Waldsofa, Seilkonstruktionen) errichten. In diesem Fall braucht es eine Bewilligung des zuständigen Forstamts und des Waldbesitzers. Bei regelmässigem Aufenthalt in einem Wald empfehlen wir, den Waldbesitzer zu informieren.
Der Wald bietet genug Raum und vielfältige, spannende Strukturen, Naturmaterial in Hülle und Fülle, Schatten im Sommer und Sonne im Winter sowie eine entspannende und angenehme Atmosphäre, die dem Lernen förderlich ist. Nachteile des Lernorts Wald sind: Der Weg vom Schulhaus zum nächstgelegenen Wald ist oft weit und kann möglicherweise nicht zu Fuss bewältigt werden. Je nach Schulort und Altersstufe sind Begleitpersonen erforderlich.
Tipps > Wenn der Wald nicht in der Nähe des Schulhauses liegt, lohnen sich Waldaufenthalte erst, wenn Sie dort einen Halb- oder Ganztag verbringen können. Für ein bis zwei Lektionen besuchen Sie besser einen näher gelegenen Naturraum. Überlegen Sie, wie Sie den Weg zum Wald hin und zurück in den Unterricht einbeziehen können.
Wasser spendet Leben und beruhigt und fasziniert als Grundelement genauso wie Feuer. Am und mit Wasser sind vielfältige fachspezifische und fächerübergreifende Aktivitäten möglich. Mit Wasser kann man sich abkühlen und die Hände waschen. Die Wasserläufe vieler Bäche und Flüsse ändern sich, man findet bei jedem Naturaufenthalt neu angespülte Schätze. Gefahren bilden Flutwellen, Strömungen, glitschige Steine oder Ufer sowie die Wassertiefe. In einigen Regionen braucht die Lehrperson, um mit der Klasse ans Wasser zu gehen, den Rettungsschwimmausweis – oder muss sich von einer Person mit Rettungsschwimmausweis begleiten lassen. Am Wasser werden auch Kinder mit guter Ausrüstung mal nass, was in der kalten Jahreszeit Ersatzkleider und eine Wärmemöglichkeit verlangt.
Tipps > Suchen Sie sich ein gefahrlos erkundbares Gewässer aus, an dem Sie einen guten Überblick über die Klasse haben. Definieren Sie einen trockenen Platz, der nicht zu nahe am Wasser liegt, als Basisort, um das Material zu deponieren. In der kalten Jahreszeit nehmen die Kinder Reservesocken und einen Reservepullover mit.
Wellness im Fluss
Um eine Kindergarten- oder Primarschulklasse regelmässig in der Natur zu unterrichten, braucht es keine kantonale Bewilligung. In den meisten Kantonen bestimmt die Schulleitung, ob der Unterricht regelmässig (Grössenordnung: ein Halbtag pro Woche oder mehr) draussen stattfinden darf oder nicht. Bei weniger häufigem Unterricht in der Natur kann die Lehrperson selbst entscheiden.
In einigen Kantonen entscheidet neben der Schulleitung zusätzlich der Gemeinderat oder die Schulkommission. In anderen Kantonen kann laut den Bildungsdepartementen die Lehrperson in jedem Fall selbst bestimmen, an welchem Lernort der Unterricht stattfinden soll. Klären Sie bei der Schulleitung ab, wer über den regelmässigen Unterricht an ausserschulischen Lernorten entscheidet.
Gehen Sie alleine nach draussen, empfehlen wir, die Schulleitung oder eine andere Lehrperson zu fragen, ob diese im Notfall zu Hilfe kommen könnte. In einigen Schulkreisen ist es obligatorisch, an alle ausserschulischen Lernorte eine erwachsene Begleitperson mitzunehmen. Falls es einen bestimmten Betreuungsschlüssel mit Anzahl Kinder pro Erwachsenen gibt, können sogar zwei zusätzliche Begleitpersonen nötig sein. In diesem Fall ist abzuklären, ab welcher Distanz zum Schulhaus diese Regelung in Kraft tritt, zum Beispiel: Gehört die Wiese ums Schulhaus oder das nahe Waldstück, das wir auch in der Turnstunde aufsuchen, noch zum Schulareal? Solche Regelungen kann man mit der Schulkommission besprechen und möglicherweise revidieren.
Dürfen Sie nicht alleine draussen unterrichten, haben Sie folgende Möglichkeiten:
>Gehen Sie zusammen mit einer anderen Klasse in die Natur (mit den jüngsten Klassenstufen an den Halbtagen, an denen nur die halbe Klasse anwesend ist).
>Nehmen Sie eine Lehrperson, die Stützunterricht gibt, mit oder eine Praktikantin bzw. einen Praktikanten.
>Laden Sie motivierte Eltern oder Grosseltern ein.
>Finden Sie interessierte Rentnerinnen und Rentner, die in Freiwilligenarbeit die Klasse draussen begleiten.
Am besten geht es, wenn Sie mit anderen motivierten Lehrpersonen zusammenarbeiten können oder motivierte Externe finden, die regelmässig mitkommen.
Das zuständige Forstamt entscheidet, was Sie im Wald installieren dürfen und was nicht. Ein gutes Verhältnis zum Forstamt ist demnach entscheidend für die Bewilligung von Bauten. Installationen sollten aus Naturmaterial gebaut sein und innert Kürze wieder abgebaut werden können. Errichten Sie daher keine Hochburgen mit hergeschlepptem Material, sondern einfache Konstruktionen aus Stecken, allenfalls mit Naturschnur befestigt. Selbstverständlich darf Ihre Infrastruktur auch von anderen Waldbenutzern verwendet werden. Sie haben darauf kein Nutzungsprivileg oder gar Vermietungsrecht. Sobald Sie offensichtliche Installationen wie eine Schaukel oder andere Seilkonstruktionen, eine Baumhütte oder Feuerstelle im öffentlichen Raum zur Verfügung stellen, sind Sie für deren Unterhalt und Sicherheit rechtlich verantwortlich. Achten Sie darauf, dass sich niemand aufgrund eines Baufehlers verletzen kann.
In der Schweiz ist es grundsätzlich erlaubt, in der Natur Feuer zu machen. Im Wald darf man jedoch nicht überall Feuerstellen errichten und Feuer machen. Erkundigen Sie sich beim Forstamt, was an Ihrem Waldplatz möglich ist. An anderen Naturorten stellt das Feuermachen kein Problem dar, sofern der Grundstücksbesitzer damit einverstanden ist und nur natürliches und gut brennbares Material verfeuert wird. Verboten ist Feuern überall bei Waldbrandgefahr während Trockenperioden. Darüber gibt die Website www.waldbrandgefahr.ch Auskunft. Ist das Feuer im Wald erlaubt, muss genügend Abstand zu den nächsten Bäumen eingehalten werden. Dieser Abstand ist nicht näher definiert. Als Massstab empfehlen wir, dass Sie im Gesicht die Hitze des Feuers nicht spüren sollten, wenn Sie vor dem nächstgelegenen Baum stehen.
Versuchen Sie, draussen mit möglichst wenig Material auszukommen; die Natur liefert selbst meist genug. Zum Basismaterial gehören ein Handy mit geladenem Akku, eine Apotheke, ein Notfallblatt mit Notfallnummern und Sicherheitsinformationen für sämtliche Kinder, ein Signalinstrument, ein Tuch zum Auslegen von Sachen, eventuell Wasser zum Händewaschen oder Feuerlöschen, eventuell ein WC-Sack (WC-Papier, Streichhölzer zum Verbrennen des Papiers und Robidog-Säckchen) und alles, was Sie für die geplanten Aktivitäten brauchen. Im Winter sind zudem Ersatzhandschuhe, eine Thermoskanne mit heissem Tee und Becher praktisch.
Viele Lehrpersonen nehmen noch Werkmaterialien mit, zum Beispiel Seile, kleine Sägen, Gefässe, Schaufeln, Handbohrer oder Feilen. Bei den älteren Klassenstufen gehören für die Kinder oft Schreibzeug, Papier oder das persönliche Natur-Lernjournal sowie eine Schreibunterlage zum Standardmaterial. Eine Sitzmatte pro Kind, zum Beispiel eine zerschnittene Thermoschlafmatte oder eine Zeitung in einem Plastiksack, erhöht den Komfort und ist vielseitig verwendbar, als Schreib- oder Spielunterlage, Spielfeldmarkierung, Serviertablett, Schlitten …
Alles Material sollte in den Rucksäcken der Lehrperson und der Kinder Platz haben.
Im Gegensatz zum Material gilt bei der Ausrüstung: Besser mehr als weniger! Denn der Naturaufenthalt ist nur angenehm, wenn die Kinder wettergerecht gekleidet und ausgerüstet sind. Das gilt auch für Sie: Sind Sie schlecht ausgerüstet, beschäftigen Sie sich mehr mit Ihrem eigenen Befinden als mit den Kindern und dem Unterricht. Zur Standardausrüstung gehört für jedes Kind:
>ein Rucksack oder Schulsack mit Getränk und einer währschaften Zwischenverpflegung; draussen sind die Kinder immer hungriger und durstiger als drinnen; bei jüngeren Kindern enthält der Rucksack auch Ersatzkleider (Socken, Unterhosen, leichter Pulli, Leggins);
>wetterfeste Schuhe: Turnschuhe oder Wanderschuhe bei trockenem Wetter, Stiefel bei Regen, gefütterte Stiefel im Winter;
>Sommerkleidung: langärmlig und -beinig für Waldaufenthalte (Zeckenschutz), Sonnenhut, Regenjacke und Regenhose;
>Winterkleidung: warme Jacke, warme Hose, Regenhose, Mütze und Handschuhe; bei kalter Witterung: Skijacke und Skihose, Mütze, zwei Paar Handschuhe (sagen Sie den Eltern, die Kinder sollen wie zum Skitag gekleidet erscheinen);
>bei Niederschlägen ist in jeder Saison ein Regenschirm nützlich; die Kinder können so in ihrer «Regenschirmhütte» schreiben; ein Regenschirm schützt zudem schlechte Regenkleider.
Gehen Sie mit Ihrer Klasse regelmässig nach draussen, schaffen Sie sich am besten einige Garnituren Ersatzkleider an. Trotz bester Elterninformation erscheinen manchmal Kinder schlecht ausgerüstet. Als Ersatzkleider eignen sich Regenjacken, Regenhosen, Gummistiefel, gefütterte Gummistiefel, Skianzüge, Handschuhe, Regenschirme. Dieses Material gibt es billig in Kleiderbörsen und in Brockenhäusern; es fällt oftmals auch Ende Schuljahr in der Schulhaus-Fundgrube an.
Wenn die Hin- und Rückreise zu Fuss erfolgt, Sie selber draussen unterrichten und mit dem arbeiten, was die Natur Ihnen bietet, entstehen praktisch keine Extrakosten für die Schule oder Klassenkasse. Wenn Sie Material anschaffen wollen, finden Sie vieles in Brockenhäusern. Fragen Sie auch Eltern, Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde, ob sie zu Hause etwas entbehren können. Für Neuanschaffungen (Seile, Plachen, Kochtöpfe, Dreibeine, Wassersäcke, Werkzeug …) finden Sie geeignetes Material beispielsweise in der Landi, den Militärdepots oder dem Pfadi-Shop «hajk».
Gut ausgerüstet bei Kälte
In der Regenschirmhütte
Die folgende Checkliste liefert Ihnen auf einen Blick alle sicherheitsrelevanten Punkte (basierend auf Gyr, 2016, S. 122):
>vor dem Draussenunterricht Wetterprognosen studieren (www.meteosuisse.ch, www.wetteralarm.ch);
>überprüfte und einsatzfähige Apotheke mitnehmen;
>Mobiltelefon mit vollem Akku mitnehmen;
>aktuelles und vollständiges Notfallblatt mitnehmen; falls Sie alleine gehen, instruieren Sie eine andere Lehrperson oder die Schulleitung, damit diese telefonisch erreichbar ist und wenn nötig zu Hilfe eilen kann;
>für Allergikerinnen und Allergiker in der Klasse überprüfte Notfallsets mitnehmen;
>Naturort im Vorfeld rekognoszieren, Zugang und gefährliche Stellen abklären (stehendes Totholz, dürre Äste, steiles Gelände, Gewässer);
>Eltern vorzeitig über die Ausrüstung informieren, die Ausrüstung der Kinder kontrollieren und wenn nötig mit Ersatzausrüstung aushelfen;
>genügend Flüssigkeit (Wasser) mitnehmen;
>Regeln einführen, wiederholen und auf deren Einhaltung achten;
>Benutzung von Werkzeugen und Taschenmesser einführen, evtl. Prüfung machen;
>Pflanzen vor dem Essen kontrollieren und waschen.
Definieren Sie einige wenige Regeln, die Sie auch konsequent einhalten können. Vielleicht braucht es mit der Zeit mehr Regeln, die Sie anhand einer konkret erlebten Situation gemeinsam mit den Kindern festlegen. Hier eine Auswahl:
>Grenzen: Ich muss immer eine erwachsene Person sehen. Oder: Ich gehe nur bis zu den markierten Grenzen.
>Feuer: Brennende Stecken bleiben in der Feuerstelle. Um die Feuerstelle verhalte ich mich ruhig.
>Stecken: Diese dürfen nie in Richtung Gesicht gehalten werden.
>Pflanzen: Ich pflücke nur so viele Pflanzen, wie ich brauche. Will ich eine Pflanze essen, zeige ich sie zuerst der Lehrperson. Ich wasche die Pflanze, bevor ich sie esse.
>Umgang miteinander: Ich gehe respektvoll mit der Natur und den Mitmenschen um. Ich respektiere, wenn ein Kind «stop» oder «nein» sagt.
>Zurückkommen und warten: Ich komme beim abgemachten Signal bzw. zum abgemachten Zeitpunkt zur Lehrperson zurück. Ich warte an den Wartepunkten.
Informieren Sie die Eltern klar, bei welchem Wetter Sie nach draussen gehen und bei welchem nicht. Studieren Sie die Wetterprognose von Meteo Schweiz und halten Sie sich an die dort gegebenen Empfehlungen. Wenn Sie sich unter www.wetteralarm.ch registrieren oder die App von Meteo Schweiz entsprechend einstellen, werden Sie mit einer SMS gewarnt, wenn in Ihrer Region eine Gefahr (Sturm, Gewitter) droht. Draussen ist es gefährlich:
>bei Gewittern auf offenem Feld oder an exponierten Stellen – nicht aber im Wald, wenn Sie sich nicht an einer exponierten Stelle (Hügel, hoher Einzelbaum) befinden und auch der Weg dorthin nicht exponiert ist;
>bei starkem Wind im Wald – nicht aber auf offenem Feld;
>nach starkem Schneefall im Wald – es können wegen der Schneelast Äste brechen und Bäume umfallen.
Untersuchen Sie nach einem Sturm Ihren Naturort auf gebrochene Äste in Bäumen, die herunterfallen können, und auf Bäume, die sich geneigt haben. Meiden Sie diese Stellen.
Für die Kinder kann es ein starkes Erlebnis sein, einmal bei giessendem Regen, Gewitter oder Wind draussen zu sein. Extremsituationen schmieden zusammen, helfen Ängste überwinden, lassen uns die Kraft der Elemente spüren. Achten Sie auf die Wohlfühl- und Angstgrenze Ihrer Klasse. Sollten Sie sich selber nicht mehr sicher fühlen, gehen Sie mit der Klasse zurück ins Schulhaus.
Starke Erlebnisse schmieden zusammen
Erkundigen Sie sich zu Beginn des Schuljahres bei den Eltern, ob die Kinder in Ihrer Klasse an Krankheiten oder Allergien leiden, Medikamente einnehmen müssen oder Ängste bzw. Phobien in der Natur haben. Nehmen Sie die Notfallnummern der Eltern immer mit.
Wahrscheinlich werden Sie von den Eltern mit Ängsten und Fragen bezüglich Zecken, Fuchsbandwurm, Giftpflanzen und Giftpilzen konfrontiert. Diese Gefahren lauern nicht nur im Wald, sondern auch an den anderen Naturlernorten.
Zecken > Überlassen Sie das Einsprühen und Nachkontrollieren den Eltern. Geben Sie Interessierten den Link zur Webseite «Zeckenübertragene Krankheiten» des Bundesamts für Gesundheit (www.bag.admin.ch). Hier eine mögliche Elterninformation:
>Vor dem Naturaufenthalt: langärmlige und -beinige Kleidung anziehen; Socken über die Hosen stülpen. Diese beiden Massnahmen sind der effektivste Schutz. Knöchel, Taille, Handgelenke, Hals und Haare mit Zeckenspray einsprühen.
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