DSA Süße Gelüste - Lance Hard - E-Book

DSA Süße Gelüste E-Book

Lance Hard

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Beschreibung

Aventurien – ein Kontinent voller spannender Abenteuer, doch nicht jedes führt Helden in den Kampf gegen Drachen, auf ein Schlachtfeld oder in eine unheimliche Ruine. Manche Heldentat wird im Namen der Liebe und der rahjanischen Leidenschaft vollbracht. Dieser Kurzgeschichtenband enthält rahjagefällige Geschichten, die den Leser nach Aventurien entführen. Erfahre mehr über die rahjagefälligen Abenteuer der Geweihten Yasmina saba-es-Sulef in Belhanka, die unglückselige Liebesverstrickung zweier maraskanischer Buskure oder über die mysteriösen Treffen des Tempels der Morgenröte. Süße Gelüste ist eine rahjagefällige Kurzgeschichtenanthologie in der Welt des Schwarzen Auges.

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Seitenzahl: 322

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Ähnliche


Autoren

HerausgeberAlex Spohr

Autorinnen, Autoren & AndereEevie DemirtelLance HardAnnette JuretzkiCarolina MöbisPhalaneaDhara RotkehlchenFeqzjian von Tuzak

Alex Spohr (Hrsg.)

Süße Gelüste

Sieben rahjagefällige Das Schwarze Auge©Kurzgeschichten

Originalausgabe

Mit Dank anNathan Fürstenberg und Lalatina Ford Dustiness

Impressum

Ulisses SpieleBand US25746EPUBTitelbild: Nadine Schäkel, Babette LangerAventurien-Karte: Daniel JödemannLektorat: Kerstin FinkenwerderKorrektorat: Alia Emma BoeckerUmschlaggestaltung und Illustrationen: Nadine Schäkel, Patrick SoederLayout und Satz: Johannes Kaub, Michael Mingers

Copyright © 2023 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems. DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, RIESLAND, THARUN, UTHURIA und THE DARK EYE sind eingetragene Marken der Ulisses Spiele GmbH, Waldems. Alle Rechte vorbehalten.

Titel und Inhalte dieses Werkes sind urheberrechtlich geschützt. Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Bearbeitung, Verarbeitung, Verbreitung und Vervielfältigung des Werkes in jedweder Form, insbesondere die Vervielfältigung auf photomechanischem, elektronischem oder ähnlichem Weg, sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Ulisses Spiele GmbH, Waldems, gestattet.

Inhaltsverzeichnis

Zucker und Peitschevon Lance Hard7

Es war Sommervon Carolina Möbis35

Morgenrot hat Gold im Mundvon Dhara Rotkehlchen50

Majid in Nötenvon Annette Juretzki78

Dunkelhaarvon Feqzjian von Tuzak112

Doppeltes Spielvon Eevie Demirtel140

Früchte der Machtvon Phalanea158

Glossar250

Vorwort

Rahja zum Gruße!

In deinen Händen hältst du die rahjagefällige Anthologie Süße Gelüste. Wie schon in dem Band Stunden der Sehnsucht führen dich die Geschichten quer durch Aventurien.

Im Horasreich muss sich eine mutige Parfümeurin in die Villa einer Geheimgesellschaft einschleichen und erlebt dort zahlreiche amouröse Abenteuer. Auch das hinterwäldlerische Andergast ist Schauplatz einer besonderen rahjagefälligen Geschichte. Dort treffen zwei sehr unterschiedliche Druiden aufeinander. Obwohl auf Maraskan der Glaube an Rur und Gror vorherrscht, hat auch Schwester Rahja ein kleines Wörtchen mitzureden, wenn dort eine Schankmagd in den Konflikt meisterlicher Schwertkämpfer verstrickt wird.

Diese und noch mehr rahjagefällige Geschichten erwarten dich in Süße Gelüste. Viel Spaß mit der Lektüre der rahjagefälligen Geschichten!

Alex Spohr

Zucker und Peitsche

von Lance Hard

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez

Meine beiden Liebsten,

ich hoffe, es geht euch gut und ihr vermisst mich nicht zu sehr.

Ich bin wie geplant in Belhanka angekommen. Rondrian hat mich am Hafen empfangen und zur Unterkunft begleitet. Ich hätte ihn im ersten Moment fast nicht erkannt. Von dem schüchternen Jungen, der vor einem Jahr unser Haus betreten hat, ist nichts mehr übrig, vor mir stand ein Mann! Auch der mittelreichische Zungenschlag ist kaum noch zu hören. Ich bin mir sicher, am Ende seiner Ausbildung wird er ein echter Liebfelder sein. Dass sich seine Kundschaft einmal um ihn reißen wird, steht außer Frage.

Ich soll euch von ihm auch die allerherzlichsten Grüße und Küsse ausrichten! Ich würde sie euch lieber direkt geben, doch einstweilen küsse ich diesen Brief. Ich hole es nach, sobald ich zurück in Drôl bin, versprochen. Wer weiß, vielleicht habe ich euch dann noch ganz andere Dinge von ihm auszurichten.

Wir sind für morgen zum Frühstück in einem Teehaus verabredet. Dabei werde ich auch Liodan, seinen Tutor, endlich kennenlernen. Ich werde euch selbstverständlich berichten, wie er ist. Wir alle brennen nach Rondrians Schilderungen doch auf weitere Details.

Aber ich bin nicht nur auf Liodan neugierig. Rondrian pries neben der Küche auch die Getränke des Lokals. Sie sollen dort sogar uthurischen Kaffee servieren. Ich werde euch auch darüber berichten.

Ich küsse euch aus der Ferne!

Casmina

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez

Meine beiden Liebsten,

hinter mir liegt ein langer Tag und ich habe entsprechend zu berichten. Rondrian und Liodan holten mich wie vereinbart ab. Wir flanierten über eine der zahlreichen Brücken zu einem Teehaus.

Ich kann Rondrians Bericht bestätigen: Liodan ist ein rahjagesegneter Mann von ausgezeichneten Manieren und Geschmack. Sein Charisma beherrscht den Raum und ich bin mir sicher, dass sich seine ansehnlichen Proportionen auch unter der Kleidung fortsetzen.

Auch genießen die Schüler des Lyceums hier großes Ansehen. Wir erhielten auf dem Wege etliche wohlwollende Blicke und den besten Tisch mit Blick auf das Wasser. Jedoch würde ich Letzterem nicht allzu große Bedeutung für das Lyceum beimessen, da Rondrian und Liodan mit der Eigentümerin des Teehauses bekannt sind.

Die Speisen sind von ausgezeichneter Qualität, auch ist süßes Gebäck hier sehr beliebt. Ich bin entsprechend wohlgestimmt, was die Geschäftsverhandlungen der nächsten Tage betrifft.

Doch ich bin mir sicher, dass ihr auf meinen Bericht über den Kaffee brennt. Er hat eine ähnlich braune Färbung wie Kakao und wird hier in einer Tasse feinsten Porzellans serviert. Bereits aus dieser stieg mir das vollmundige Aroma entgegen, etwas bitter, ähnlich dem gerösteter Kakaobohnen. Kaffee sei in der Tat eine Art Bohne, die vor dem Genuss geröstet und vermahlen werden muss, so wurde mir auf meine Nachfrage erklärt. Nach dem Feuer des Röstens schmeckte er bitter, aber aromatisch, und wirkte so belebend, dass ich den ganzen Tag über keine Müdigkeit verspürte. Doch möglicherweise ist dies auch meiner überaus belebenden Begleitung geschuldet. Zu dem Kaffee wurde hartes, köstliches Mandelgebäck in Form kleiner Brotscheiben gereicht. Ich bin sicher, dass es besonders dir, Vittorio, schmecken würde. Ich werde ein Körbchen erwerben und euch mitbringen. Eventuell gelingt es mir auch, an das Rezept zu kommen, damit wir es bei unserem Bäcker in Auftrag geben können. Mir wurde zudem glaubhaft versichert, dass das Gebäck nicht nur zu Kaffee köstlich ist, denn es wird hier auch zu Kakao oder einem süßen Wein serviert. Wir werden also mehr als eine Gelegenheit für den Verzehr finden.

Doch zurück zum Kaffee! Wie alle Spezialitäten des Südens ist er ein aromatischer Luxus mit einem entsprechenden Preis. Dennoch erfreut er sich in der Serenissima großer Beliebtheit und wird in verschiedensten Varianten getrunken. So wurde uns am Nachmittag Kaffee kredenzt, der mit Milch und Zucker versetzt war. Auch diese Variante ist schmackhaft, doch anders als Rondrian präferiere ich Kaffee nach meinen heutigen Erfahrungen in purer Form.

Wir verbrachten den halben Tage beim Frühstück. Liodan nutzte diese Gelegenheit sogleich, um Rondrians Unterricht in Benimm und Etikette fortzusetzen. Ich musste mich also nicht sorgen, dass er etwas versäumen könnte. Im Gegenteil, gelegentlich überkam mich die Erkenntnis, dass ich hier auch noch etwas lernen oder vertiefen könnte. Ich verlasse mich an dieser Stelle auf euer Stillschweigen, besonders gegenüber Madalena!

Liodan war sehr galant, keine Spur der Strenge, die Rondrian gelegentlich erwähnte. Doch wir wissen ja alle, dass sich Strenge im Liebesspiel oder der Erziehung nicht immer auf den ersten Blick zeigt.

Am Nachmittag zeigten mir die beiden die Stadt. Belhanka ist sehr schön, sehr sauber, es gibt keine Bettler, dafür zahlreiche Straßenhändler. Zudem weisen oft Rosen an den zahlreichen Brücken darauf hin, wie nahe man dem Rahjatempel ist. Doch es ist auch immer etwas windig. Wo Drôl geschützt liegt, wehen die Winde vom Meer immerzu über Belhanka hinweg. Gegen Abend kann es deswegen etwas kühl werden. Ich denke darüber nach, mir eins der farbigen Schultertücher zu kaufen, wie sie hier recht beliebt zu sein scheinen.

Bevor wir speisten, nutzte ich die gute Gelegenheit, mir zur Vorbereitung bereits die Niederlassungen unserer möglichen Geschäftspartner vorführen zu lassen. Beide wünschten mir Phexens Segen für die Gespräche und betonten, wie sehr sie sich freuen würden, mich fortan häufiger in der Stadt zu sehen. Nicht nur Rondrian drängte auch darauf, dass ihr beiden ebenfalls herkommen solltet. Ich versprach, darüber nachzudenken, ob ich bereit bin, euch mit ihm zu teilen. Rondrian errötete an dieser Stelle allerliebst, sicher voller Erinnerung an jenen Tag vor einem Jahr in Renio Samorazzos Landhaus, als wir beide ihn aufsuchten, mein liebster Thurvin. Liodan bedachte mich mit einem überaus wissenden Lächeln und stellte beim Abendessen zahlreiche interessierte Fragen. Schon bald versanken wir in einen tiefen Austausch über rahjanische Themen.

Er zeigte mir einen Knoten, der sich besonders gut zum Fesseln eignet, und versprach, mich an einige Adressen zu führen, die zahlreiche nützliche und freudvolle Waren führen. Daneben ermahnte Liodan Rondrian immer wieder, kein Wort zu versäumen, es sei auch Teil der Ausbildung, über Rahjanisches zu sprechen und zu beraten. Jetzt lag in Liodans Blick und Tonfall auch die liebevolle Strenge, von der Rondrian immer berichtet hat.

Ihr könnt euch sicher sein, dass ich mich über Liodans Angebot außerordentlich erfreut zeigte. Doch jetzt habe ich keine Zeit, den Gedanken nachzuhängen, was ich dort finden könnte. Morgen erwarten mich wichtige Geschäftsgespräche.

Ich küsse euch in Gedanken!

Casmina

PS: Kein Wort zu Madalena. Vielleicht finde ich dort einen schönen Olisbos oder ein paar Fesseln für sie. Und ihr wollt mir diese Überraschung doch wohl nicht verderben, oder?

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Madalena Laklosiez

Meine liebste Madalena,

ich hoffe, du bist nicht allzu einsam ohne mich. Sicher würden dich Thurvin und Vittorio jederzeit trösten, auch wenn dein lieber Stiefbruder diese Gelegenheit sicher auch für den Spott nutzen würde. Doch du weißt auch, dass ich keinerlei Einwände gegen einen kräftigen Pflanzer oder Matrosen habe. Ich hoffe, du trägst eifrig den Olisbos, wie ich es dir vor meiner Abreise aufgetragen habe?

Ich habe Belhanka sicher erreicht. Die Stadt ist sehr schön, auch wenn es hier durch den beständigen Wind etwas kühler ist. Ich soll dich von Rondrian umarmen und küssen, er sendet dir liebste Grüße. Er ist wirklich sehr glücklich hier.

Ich habe auch seinen Tutor Liodan kennengelernt und bin seitdem überaus unsicher, wie ich die beiden überredet bekomme, mit mir gemeinsam Rahja zu huldigen – nicht, dass Liodan abgeneigt sein könnte, doch es ist etwas anderes, einen ausgebildeten Gesellschafter zu verführen, der zugleich Lehrer eines Freundes ist.

Doch selbst wenn ich einen Weg finde, gibt es keinen Grund zur Eifersucht, meine Liebe! Ich bin mir sicher, du wirst nach meiner Rückkehr von meinen Erfahrungen profitieren.

Seit dem wunderbaren ersten Tag mit Rondrian und Liodan, von dem dir Thurvin und Vittorio sicher ausführlich berichtet haben, verbringe ich meine Zeit vorwiegend mit Geschäftsgesprächen und die Abende in einem der Teehäuser, die sich in Belhanka aneinander drängen. Doch ich hoffe, bald etwas Ruhe zu finden, um die Parfümerien aufzusuchen, schließlich habe ich meiner Geliebten ein neues Parfüm versprochen.

Ich küsse dich!

Casmina

Brief von Liodan Pappardelo an Casmina Volidaz-Laklosiez

Liebe Casmina,

ich hoffe, du empfindest diese Nachricht nicht als indiskret oder aufdringlich, denn so etwas läge mir fern. Doch Rondrian versicherte mir, du würdest sie positiv aufnehmen. Da ich seine Einstellung nach unserem Gespräch teile, greife ich zur Feder.

Bereits vor Wochen erreichte mich eine Einladung zu einem Kostümfest. Selbstverständlich ist dies eine ausgezeichnete Gelegenheit für Rondrians Ausbildung, und eigentlich sollte mich eine weitere Schülerin aus dem Lyceum begleiten, doch bedauerlicherweise hütet sie mit einem Husten das Bett. Da ich nun also eine weitere Begleitung mitbringen kann, will ich dich hiermit herzlich einladen, uns am morgigen Abend zu begleiten.

Es handelt sich um eine Feierlichkeit in einem privaten Rahmen. Es ist mit einem guten Abendessen, wohlverlesenem Wein, Tanz und ungezwungener Tändelei zu rechnen. Sicher werden auch einige geschäftliche Gespräche geführt oder künftige Ehepartner gesucht, doch es ist zweifellos möglich, auch rein privat zu verkehren.

Da eine Kostümierung verpflichtend ist, greifen ich und Rondrian dir an dieser Stelle selbstverständlich gern unter die Arme. Antworte bitte möglichst schnell, wann wir uns zwecks Auswahl und Anprobe treffen können.

Sollte dir eine Feier am morgigen Abend zu spontan sein, so verstehe ich das vollkommen. Doch wenn es deine Zeit zulässt, dass du uns begleitest, würde mich das sehr freuen. Ich würde es doch sehr bedauern, wenn du Belhanka wieder verließest, ohne wenigstens eine Feier besucht zu haben.

Habe die Ehre!

Dein dir sehr verbundener

Liodan

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Liodan Pappardelo

Lieber Liodan,

ich danke dir von ganzem Herzen für deine Einladung. Sie kommt keineswegs zu spontan, sei unbesorgt.

Ich speise heute mit dem Bäcker Haraldsson zu Mittag, doch am Nachmittag habe ich keine weiteren Termine. Wir könnten uns also der Auswahl und Anprobe eines Kostüms widmen.

In Eile

Casmina

Briefchen von Liodan Pappardelo an Casmina Volidaz-Laklosiez

Liebe Casmina,

danke für deine Antwort, sie hat mich sehr glücklich gemacht!

Wir erwarten dich zur fünften Nachmittagsstunde im dir wohlbekannten Teehaus Blauregen.

Habe die Ehre!

Liodan

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez

Meine Liebsten,

ich kann mein Glück kaum fassen. Die geschäftlichen Gespräche liefen bisher gut, es gibt in Belhanka eindeutig weitere Absatzmöglichkeiten für Zucker.

Vittorio, die Details kannst du den beigefügten Aufstellungen und Angeboten entnehmen, besonders vorteilhafte Angebote und auch umgängliche Handelspartner habe ich entsprechend markiert. Doch wir wollen Thurvin nicht mit Zuckerpreisen langweilen.

Auch habe ich noch etwas anderes zu berichten, was euch beide begeistern wird: Liodan hat mich eingeladen, ihn und Rondrian auf ein Kostümfest zu begleiten. Eigentlich hatte er wohl geplant, eine weitere Schülerin aus dem Lyceum mitzunehmen, doch da diese mit Husten darniederliegt, bot Liodan stattdessen mir an, sie dorthin zu begleiten.

Diese Einladung habe ich selbstverständlich angenommen, nicht nur um der Etikette willen. Eine so freundlich vorgetragene Einladung auf eine der berühmten Feiern Belhankas kann ich unmöglich ablehnen.

Liodan und Rondrian haben mir dankenswerterweise angeboten, mich bei der Wahl meines Kostüms zu unterstützen. Aus diesem Grund trafen wir uns erneut im Teehaus. Dort ließ ich das Gebäck diesmal unberührt, hatte mir doch zuvor der Zuckerbäcker Haraldsson verschiedene Kostproben seiner Backwaren aufgedrängt. Ich begnügte mich also mit einem Tee, während mir Liodan die Feinheiten der Kostümauswahl erklärte und zugleich anbot, mir auch etwas aus seinem Kleiderschrank oder dem einer befreundeten Kurtisane zu leihen. Meinen Dank für dieses Angebot wies er zurück, er hatte bereits mit Campora Madarez abgesprochen, dass ich ihn und Rondrian in aller Freundschaft im Lyceum besuche. Da konnte ich selbstverständlich nicht ablehnen!

Das Lyceum gibt sich nach außen verschlossen, ähnelt im Inneren jedoch einer prächtigen Villa. Liodan führte mich sogleich in sein Zimmer, wo er bereits mehrere Kostümvorschläge vorbereitet hatte. Ich entschuldigte und bedankte mich mehrfach für diesen Aufwand, doch Liodan wiegelte nur ab, es sei ihm eine Freude, wenn ich ihn und Rondrian begleiten würde.

Er schlug eine gegenwärtig sehr beliebte bosparanische Tracht oder das Kostüm einer heiteren Gärtnerin vor. Gemeinsam präsentierten die beiden im Handumdrehen gut ein Dutzend Vorschläge und das auf eine Weise, die jedem Atelier Ehre gemacht hätte. Auch wenn meine Stiefel in Drôl stehen, entschied ich mich letztlich für die Kostümierung als Zureiterin im schwarzen Korsett mit einem weit geschlitzten Rock und passender Reitpeitsche.

Ihr könnt euch meine Vorfreude auf das morgige Fest vorstellen.

Ich küsse euch vieltausendmal!

Casmina

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez

Ihr Lieben,

gestern hatte ich endlich etwas Zeit, mich um einige Einkäufe zu kümmern und habe im Schneideratelier Ninara von Vinsalt beinahe meine Kostümwahl für den heutigen Abend über den Haufen geworfen. Doch ich musste ohnehin bestellen und werde das Ergebnis lieber euch präsentieren.

Ich sitze beim Frühstück und werde in einer halben Stunde zu einem weiteren Geschäftsgespräch aufbrechen. Doch zuvor will ich eure Neugier befriedigen, sicher brennt ihr schon auf meinen Bericht über das Kostümfest. Die Peitsche lag außerordentlich gut in der Hand, Rondrian versprach, mir den Laden zu zeigen, in dem sie erworben wurde.

Er und Liodan trugen Kostüme bosparanischer Gladiatoren, was ihren Körperbau ausgezeichnet zur Geltung brachte. Was meint ihr, sollten wir auch einmal eine Kostümfeier veranstalten? Oder sind uns seit Renios Verhaftung Verkleidungen für immer vergangen und die Treffen mit unseren Freunden auch so aufregend genug?

Ich wurde allerlei Bürgern samt Verwandtschaft aus Stadt und Umland vorgestellt. Liodan ist mit vielen der Menschen hier bekannt und grüßte nach allen Seiten. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen, bekam Wein, kleine Speisen und Komplimente offeriert und wurde zum Tanze aufgefordert. Die Kostümierung war ebenso offenherzig und phantasievoll wie einige der Angebote. Einen Teil lehnte ich jedoch ab, da mir die Reaktion unserer Gastgeber ungewiss war, sollte ich einen im Übrigen recht charmanten Fremden im Neckerkostüm neben dem Brunnen auspeitschen. Ich wollte Liodans Großzügigkeit an diesem Punkt nicht überreizen, immerhin war dies keine Orgie oder Feier mit mir bekannten Gästen. An anderen Stellen hielt ich mich jedoch nicht zurück, es besteht also kein Grund zur Sorge. Ich habe mich prächtig amüsiert.

Besonders im Gedächtnis blieb mir ein reizendes Wesen, das sich mit einem lachsfarbenen Kleid und einem Kranz als Rose kostümiert hatte. In ihrem Blick lag eine gewisse Scheu, beständig schlug sie die Augen nieder, sobald ich in ihre Richtung sah. Dennoch nutzte sie jede Gelegenheit, mich um einen Tanz zu bitten. Unter meinem Abschiedskuss zerschmolz sie schier in rahjanischen Gefühlen – bei Rahja, ein Anblick, der mich in den Schlaf begleitet hat!

Doch sorgt euch nicht, mein Herz gehört euch! Ich küsse euch!

Casmina

Briefchen von Casmina Volidaz-Laklosiez an Liodan Pappardelo

Lieber Liodan,

ich bedanke mich noch einmal von Herzen für die gestrige Feierlichkeit. Ich hatte einen wunderbaren Abend und hoffe, mich zeitnah mit einer wechselseitigen Einladung, sei es in das Odeon, die Oper, das Bad oder nur zum Abendessen, revanchieren zu können. Die nächsten Vormittage sind mit weiteren Terminen belegt, doch nach dem Mittag stehe ich zur freien Verfügung. Bitte wähle einen Ort und eine Zeit.

Habe die Ehre und freue mich auf ein weiteres Wiedersehen mit dir und Rondrian

Casmina

Briefchen von Liodan Pappardelo an Casmina Volidaz-Laklosiez

Liebe Casmina,

beiliegender Umschlag erreichte mich im Lyceum, beigefügt war eine Nachricht, die mich bat, den Umschlag an die schöne Zureiterin weiterzuleiten. Ich hoffe, er enthält frohe Kunde.

Ich bedanke mich für deine Einladung, versichere jedoch, dass dies nicht nötig wäre. Da Rondrian vollkommen zu Recht darauf hinwies, dass du bisher nicht alles Sehenswerte in der Stadt gesehen und zudem Interesse an einigen Geschäften hast, will ich jedoch den morgigen Nachmittag vorschlagen. Es wird sich sicher eine Gelegenheit auftun, dass du dich revanchieren kannst, beispielsweise mit einem aromatischen Weißwein?

Liodan

Brief von Severina Kusimelli an Casmina Volidaz-Laklosiez

Wunderschönste Zureiterin,

verzeiht meine Worte, doch seit unserer Begegnung im Ballsaal ist mein Herz gefangen. Mir war, als hätte ich einen Traum betreten. Rahjagleich standet Ihr dort, Feuer und Herrschaft im Blick. Es waren nur Sitte und Manieren, die mich davon abhielten, mich Euch auf der Stelle zu Füßen zu werfen. Rahjanische Gefühle toben seitdem in meiner Brust und hielten mich die ganze Nacht lang wach.

Das beiliegende Bild habe ich in den Nachtstunden gezeichnet. Es zeigt meinen größten Wunsch. Schon lange träume ich davon, in Fesseln vor einer Rahjagleichen zu knien, doch erst seit ich Euch sah, weiß ich, wer diese Göttinnengleiche meiner Träume ist.

Als Rose ging ich auf den Ball, seitdem sehne ich mich danach, von Euch gepflückt zu werden. Rahjagleiche Zureiterin, lasst mich Eure Stute sein.

Eure sehr ergebene Dienerin

Severina

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Madalena Laklosiez

Meine liebe Madalena,

sollte dich wieder einmal der Wunsch überkommen, von mir rahjanisch gezüchtigt zu werden, so verzichte bitte darauf, mir einen schwülstigen Brief zu schreiben. Sage oder zeige es mir rundheraus. Trage das Halsband oder berichte mir eine deiner Untaten – wie einen ohne Absprache ausgeliehenen Olisbos –, die sicherlich überaus strafenswert sind.

Oder verärgere Vittorio mit Spott, bis ihm die Geduld ausgeht. Leugne es nicht, das letzte Mal hast du ihn bewusst gereizt. Wir wollten schließlich alle vor meiner Abreise noch einmal gemeinsam Rahja huldigen, und damit er im Schlafzimmer zur Reitpeitsche greift, hast du es wieder einmal für das Einfachste gehalten, deinen Stiefbruder mit etwas Spott zu reizen. Ich kenne euch doch und habe nichts dagegen einzuwenden. Das folgende Rahjaspiel war überaus lustvoll.

Ich hoffe, du pflegst den Olisbos weiterhin gut.

Ich küsse dich!

Casmina

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Severina Kusimelli

Liebe Severina,

deine Nachricht hat mich erreicht und sehr überrascht. Selbstverständlich erinnere ich mich an die scheue Rose, die mich um so manchen Tanz bat und bei meinem Abschiedskuss anmutig errötete. Doch ich hätte nicht mit deinen Zeilen und noch viel weniger mit dem Bild gerechnet.

So sehr ich auch verstehe, dass du besondere Wünsche an das Rahjaspiel hast, so wichtig erachte ich es auch, dass wir erst einmal darüber sprechen. Nicht, dass ich deinen Wunsch direkt zurückweisen will, da sei Rahja vor, doch ich kenne dich nur vom Kostümfest, meine Liebe, und weiß nicht, welche Erfahrung du hast und was genau du magst. Aus diesem Grund lade ich dich heute zu einem gemeinsamen Abendessen im Teehaus Blauregen ein.

Habe die Ehre usw. usf.

Casmina

Eilbrief von Vittorio Laklosiez an Casmina Volidaz-Laklosiez

Liebste Casmina,

heute erreichte uns ein weiterer deiner Briefe voll wunderbarer Nachrichten. Wir freuen uns über jeden einzelnen und vermissen dich. Doch da diese Reise notwendig ist, wünschen wir, dass auch deine weiteren Tage in Belhanka so glücklich seien. Vielleicht bietet sich auch die Gelegenheit für eine kleine Tändelei? Möglicherweise auf dem Kostümfest, das du besuchen wolltest? Oder versuchst du dein Glück bei Rondrian und Liodan?

In jedem Fall wünschen wir dir viel Erfolg. Genieße die Offenheit Belhankas! Ich spreche hier natürlich nur für Thurvin und mich; wie Madalena das sieht, weiß ich nicht. Doch wie ich meine liebe Stiefschwester kenne, wird sie sich etwas eifersüchtig geben, um sich auf diesem Wege besondere Aufmerksamkeit zu erschleichen. Wenn du willst, kann ich ihr diese gern zukommen lassen, die Reitpeitsche liegt immer griffbereit. Ich glaube auch, dass du Madalena mit einer besonderen Aufgabe zurückgelassen hast. Gestern bei Tisch verzog sie ihr Gesicht bei jeder Bewegung ein wenig vor Wonne. Welchen Olisbos soll sie in deiner Abwesenheit tragen? Den besonders großen? Oder das schöne Exemplar aus Speckstein? Rahja, wenn mir jemand vor unserer Hochzeit gesagt hätte, welche Leidenschaft, welche Wollust sich in dir verbirgt, dass du sogar meine liebe, ungezogene Stiefschwester in unserem gemeinsamen Schlafzimmer bändigen würdest – ich hätte ihn ausgelacht. Doch ich will dich ebenso wenig wie Thurvin keinen Tag in meinem Leben missen.

Bezüglich des Zuckers: Ich habe alle deine Unterlagen gelesen. Keine Sorge, ich schreibe aus dem Kontor, wir müssen Thurvin also nicht schonen. Dennoch gibt es nicht viel zu antworten, ich wiederhole noch einmal, was ich dir schon mehrfach sagte: Ich weiß die Geschäftsverhandlungen bei dir in besten Händen (ebenso wie etliche andere Dinge wie mich, unseren allerliebsten Ehemann oder auch meine nichtsnutzige Stiefschwester). Triff die Entscheidungen, die du für die Geschäfte als sinnvoll erachtest.

Ich umarme dich aus der Ferne und küsse dich!

Dein getreuer Vittorio

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez

Ihr Liebsten,

der heutige Tag war voller Überraschungen, die ich heute Morgen, als ich euch zuletzt schrieb, noch nicht erahnen konnte. Das heutige Geschäftsgespräch habe ich ohne Ergebnisse beendet, der angebotene Preis war eine Frechheit! Damit bleiben wir unter den Produktionskosten zurück!

Im Hotel erwartete mich dein Brief, Vittorio. Ich danke dir für deine wundervollen Worte und auch noch einmal für das Vertrauen. Ich werde entsprechend vorgehen.

Sicher freut es euch zu lesen, dass sich eine Gelegenheit für eine kleine Tändelei ergeben hat.

Neben Vittorios Brief erwartete mich auch eine Nachricht von Liodan. Wir werden uns am morgigen Nachmittag treffen. Seiner Nachricht beigefügt war ein Umschlag an mich. Ihr erinnert euch sicher an die zarte Rose vom Kostümfest. Sie hat das Lyceum genutzt, um mir ein Schreiben zukommen zu lassen. In übertriebener Wortwahl warf sie sich mir zu Füßen und flehte mich an, meinem Kostüm Taten folgen zu lassen und sie rahjanisch zuzureiten. Dem Schreiben beigefügt hatte sie eine Kohlezeichnung von uns beiden. Auf dieser Skizze kniet sie nackt in Ketten zu meinen Füßen, während ich mit strengem Blick und der Peitsche in der Hand auf sie herabsehe.

Ich muss euch nicht erklären, dass diese Nachricht meine Neugier weckte. Ich ließ sogleich Taten folgen und lud Severina – so lautet ihr Name – zum Abendessen ein. Dort überschüttete sie mich erneut mit Liebesschwüren und versicherte mir, meine rahjanische Sklavin zu sein. Ich bremste sie, wählte den Wein und fragte sie nach ihren Erfahrungen. Die eine oder andere Liebelei mit einer hübschen Wirtstochter oder der Stallmagd habe sie wohl schon gehabt, doch nicht in den von ihr so ersehnten al’anfanischen Varianten.

Ein wenig unsicher wurde ich in diesem Moment schon. Zwar haben wir schon etliche Dinge gemeinsam genossen, doch wie ihr wisst, fehlt mir die Erfahrung, jemanden neu in diese Spielarten einzuführen. Glaubt mir, dies war einer dieser Augenblicke, in denen ich wünschte, Renio hätte sich nicht auf frevelhafte Geschäfte eingelassen, sondern mir das eine oder andere gezeigt. Doch ich werde mich wohl an Liodan und Rondrian dafür wenden müssen; das Lyceum Tulipan ist schließlich für die al’anfanischen Praktiken bekannt. Sonst bin ich sicher, dass wir im größten Rahjatempel auf Dere ein wenig Hilfestellung bekommen können.

Um Missverständnissen vorzubeugen, erklärte ich Severina noch einmal, dass ich keine Kurtisane des Lyceums sei, obwohl Liodan dies bei meiner Vorstellung auf der Feier stets erwähnt hatte. Dies wisse sie, betonte sie, doch sie stünde kurz vor dem Beginn einer zwar angemessenen, doch überaus langweiligen Ehe und sei so voller Sehnsucht.

Ihr versteht sicher, dass ich mich dieser überaus artigen Bitte schwerlich verschließen konnte. Ich berichtete, dass ich einst selbst vor einer möglicherweise unerfreulichen Eheschließung gestanden hatte, wenn auch mit jemandem, der als Wüstling verschrien war. Sie fand dies überaus aufregend, doch meine große Liebe zu euch stimmte sie auch traurig. Sie befürchtete schon, dies stünde einer Tändelei im Wege. Doch ich küsste sie und versicherte ihr, sie müsse sich nicht sorgen. Von unseren Feiern im Freundeskreis sprach ich ebenso wenig wie von der Tatsache, dass wir Madalena in unsere ehelichen Freuden miteinbeziehen. Ich war mir nicht sicher, ob sie ein solches Verhalten unter Stiefgeschwistern gutheißen würde. Doch ich betonte, wir seien in rahjanischen Dingen offen und ehrlich miteinander und würden uns nicht einschränken.

Diese Antwort versetzte sie erneut in große Freude. Überaus dankbar küsste sie mir die Finger und bat erneut, mir zu Diensten sein zu dürfen. Diesen Wunsch wiederholte sie noch einige Male, während wir den Wein leerten und sie mir ein wenig mehr über sich erzählte. Ihre Eltern daheim in Olbris hätten sie allzeit gut behütet, was ich gern glauben mag. Ihre Tante in Belhanka, bei der sie gegenwärtig weilt, sei streng, habe sie jedoch auch die gehobene Etikette gelehrt. Zudem habe die Tante sie in der Vergangenheit einmal mit der Rute gezüchtigt und damit ganz neuartige und zutiefst wohlige Gefühle in ihr geweckt, nach denen sie sich seither sehne.

Letztlich erbarmte ich mich. Wir leerten den Wein und ich nahm sie mit ins Hotel, wo wir uns sanften Zärtlichkeiten widmeten. Sie war überaus leidenschaftlich, doch ich bemerkte wohl, dass es ihr an Erfahrung mangelte. Umso mehr scheute ich davor zurück, ihr mehr als einen kleinen Klaps zu geben. Doch für sanftere Spielarten war sie überaus empfänglich und bereit, sehr schnell zu lernen und viel zu geben.

Nach zwei leidenschaftlichen Stunden sandte ich sie zurück ins Haus ihrer gestrengen Tante.

Nun sitze ich hier im Kerzenlicht und muss mich entscheiden, ob und wie ich ihrem Wunsch nachgebe, ihr etwas beizubringen, und ob ich ihr eine gute Herrin zu sein vermag. Ich habe sie für übermorgen erneut zu mir bestellt und werde morgen die Gelegenheit nutzen, mit Liodan und Rondrian zu sprechen.

Ich küsse euch vieltausendmal und umarme euch aus der Ferne!

Casmina

Briefchen von Severina Kusimelli an Casmina Volidaz-Laklosiez

Meine geliebte Rahjagleiche,

ich danke dir tausend Male für die wunderbaren Stunden! Ebenso danke ich dir aus ganzem Herzen, dass wir uns schon so bald wiedersehen werden. Ich werde da sein!

Erneut bitte ich dich, mir die Gnade zu erweisen und mich als deine Liebessklavin anzunehmen. Ich verzehre mich danach! Es sind nur noch wenige Wochen bis zu meiner Eheschließung und ich will jeden Augenblick auskosten. Ich flehe dich an, erfülle mir meinen Traum, in Ketten zu Füßen einer Rahjagleichen zu sitzen, zu deinen Füßen zu liegen!

Reite mich zu, Wunderschöne, und schone die Peitsche nicht!

Voller Sehnsucht

Severina

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez

Ihr Liebsten,

jetzt warte ich auf die Verträge, auch wenn mir Haraldsson in ganz thorwalscher Manier versicherte, dass sein Wort gelte. Wir besiegelten die Abmachung mit einem exquisiten Birnenbrand. Auf die Vertragsunterlagen warten will ich dennoch.

Da mich der Zucker jetzt weniger in Anspruch nimmt, habe ich Zeit, mich anderen Dingen zuzuwenden. Dass ich mich entschieden habe, Severina zu etwas rahjanischem Glück vor der Hochzeit zu verhelfen, dürfte euch nicht überraschen.

Auch Liodan und Rondrian waren voll des Lobes über meine Entscheidung. Die beiden waren überaus hilfsbereit und unterstützten mich weitaus mehr, als ich es von ihnen hätte verlangen können. Sie führten mich in die besten Läden der Stadt. Belhanka ist wahrlich eine Stadt der Rahja, das Angebot an Bekleidung und Utensilien ist groß. Lasst euch versichern, ich habe einige Einkäufe getätigt, von denen wir alle etwas haben werden. Auch gaben mir die beiden zahlreiche gute Ratschläge. Es dürfte euch nicht überraschen, dass diese besonders bei Liodan von großer Fachkenntnis zeugen.

Am nächsten Tag erschien Severina wie bestellt und küsste mir voll Dankbarkeit die Hände. Als ich ihr erklärte, dass ich ihrem Wunsch nachkommen würde, wäre sie mir fast zu Füßen gefallen. Ich wehrte ihre Ehrbezeugung ab und erklärte ihr, was wir zu Hause längst wissen: Damit ein Pferd wahrhaft eingeritten wird, ist Geduld vonnöten. Erneut verwies sie verzweifelt auf das kommende Hochzeitsdatum, doch ich hieß sie schweigen, nahm sie bei der Hand und suchte mit ihr den Rahjatempel auf. Ich wollte in dieser fremden Stadt den ersten Peitschenschlag nicht in meiner sonst sehr gastlichen Unterkunft setzen – und was könnte wohl sicherer sein als das Haus der Göttin selbst?

Der Tempel ist von verschiedensten Wohlgerüchen erfüllt und versetzte uns sogleich in rahjanische Stimmung. Allein dieser Ort ist einen Besuch in Belhanka wert. Doch ich schweife ab.

Eine tulamidische Geweihte namens Yasmina empfing uns liebevoll. Sie hörte uns zu und ermunterte Severina, ihre Wünsche auszusprechen und nach diesen zu fragen, dies sei nicht nur vor dem Rahjaspiel, sondern auch für die Ehe eine wichtige Lektion. Vor ihrem Segen mahnte sie Severina ebenso wie mich noch einmal, das Lösungswort zu sagen, sollte die Lust der Pein weichen.

Severina stellte sich recht geschickt mit ihren zarten Fingern an, als sie mir zu Füßen kniete. Dennoch nutze ich immer wieder die Peitsche und sie stöhnte voller Wonne unter jedem Schlag. Schließlich erfüllte Rahja uns und wir sanken erschöpft auf die Bettstatt.

Wir verbrachten den Rest des Tages im Bad, bevor ich im Hotel meine neue Peitsche wieder auf Severinas Kehrseite tanzen ließ. Es war eine Wonne, wie sie sich mir entgegenreckte und mich anflehte, ihr Erlösung zu schenken. Wie ihr wisst, weiß ich mit Bitten dieser Art trefflichst umzugehen.

Leider bleibt uns nicht allzu viel Zeit, doch wahrscheinlich macht sie das nur umso begieriger. Ich habe schon verschiedene Ideen, was wir tun können.

Ich überhäufe euch mit Küssen!

Casmina

Briefchen von Casmina Volidaz-Laklosiez an Severina Kusimelli

Kleine Stute,

du wirst heute zur elften Vormittagsstunde zu einer weiteren Reitstunde am bekannten Ort erwartet!

Verzichte auf jegliche Unterwäsche.

Casmina

Briefchen von Casmina Volidaz-Laklosiez an Liodan Pappardelo

Liodan,

ich denke, ich schulde dir und Rondrian noch immer einen Weißwein. Glaubt nicht, dass Severina mich so sehr ablenken würde, dass ich keine Zeit mehr für meine Freunde habe!

Möglicherweise muss ich euch jedoch schon wieder um einen Gefallen bitten, wenn auch einen überaus rahjanischen, der zudem auch dem Lyceum zugutekommen wird.

Wie wäre es heute Abend?

Casmina

Briefchen von Rondrian Kleefeld an Casmina Volidaz-Laklosiez

O Casmina,

Liodan kann sich nicht vorstellen, dass du etwas erbitten würdest, das wir abschlagen wollten. Dass dies bei mir ohnehin der Fall ist, muss ich dir hoffentlich nicht erklären.

Heute zur sechsten Abendstunde im Blauregen.

Rondrian

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Vittorio Laklosiez und Thurvin Rosenquell-Laklosiez

Ihr Liebsten,

verzeiht, dass ich euch auf diesen Brief etwas länger warten ließ, doch die letzten Tage verlangten meine volle Aufmerksamkeit und ganzen Einsatz.

Ihr habt es sicher schon vermutet: Ich war mit meiner kleinen Stute Severina beschäftigt. Sie war so begierig und lernfähig, dass ich schon befürchtete, ihre spitzen Lustschreie würden die übrigen Gäste stören. Um dieses Problem zu lösen, habe ich ihr befohlen, einen passenden Knebel zu kaufen, den sie wie ein rahjanisches Kleinod aus dem Geschäft trug. Sie ist wirklich allerliebst, und ich danke Rahja, dass sie mir diese Rose in die Arme geführt hat.

Severina liebt es sehr, wenn ich sie fessele. Ich habe ihr daher zwei passende Lederarmbänder zum Geschenk gemacht, die sie seither trägt und die es mir einfacher machen, sie zu binden. Auch die Peitsche schenkt ihr große Lust. An anderen Stellen nutzte sie jedoch einige Male das ausgemachte Lösungssignal. Ich vermag es nur schwer in Worte zu fassen, wie stolz es mich macht, dass sie sich mir nicht mehr blind zu Füßen wirft und um Dinge bettelt, die sie nur aus ihrer Vorstellung kennt. So haben wir selbstverständlich viel mehr Freude miteinander.

Auch an anderen Stellen war ich erfolgreich: Die Verträge sind unterzeichnet und ich werde mich bald auf den Heimweg begeben.

Doch zuvor habe ich noch eine Sache zu erledigen. Es war Severinas Idee, doch ich finde sie wundervoll und auch Liodan und Rondrian waren sofort begeistert. Den Abend vor meiner Abreise werde ich im Lyceum verbringen. Ich habe dort ein Treffen mit Liodan arrangiert, zu dem ich Severina und er Rondrian als Gespielen mitbringen werden. Ich freue mich auf all die Möglichkeiten an diesem Abend. Ich werde euch bei meiner Rückkehr gern alle Details berichten und ausführlich demonstrieren.

Ich küsse euch vieltausendmal! Bald bin ich wieder bei euch!

Casmina

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Madalena Laklosiez

Meine liebe Madalena,

sicher hat Vittorio keine Gelegenheit versäumt, dir zu berichten, dass ich mich in Belhanka nicht nur den Geschäften widme, sondern auch ein kleines Liebesabenteuer gefunden habe. Heute ist mein letzter Tag hier und ich werde ihn angemessen beenden. Selbstverständlich wird es so rahjanisch, dass du dir wünschen würdest, dabei zu sein. Ich habe Severina auf alle ihr genehmen Weisen zugeritten und werde sie Liodan heute Abend als willige Sklavin präsentieren.

Ich habe beim Lyceum ein Treffen arrangiert. Wir werden also alles nutzen können, was sie in den Schlafzimmern dort zur Verfügung haben. Ich freue mich auf die Werkzeuge, die ich ausprobieren kann, und die Fesseln und Ketten, in denen sich Rondrian und meine kleine Stute wehrlos und voll Begierde winden werden, während ich mich mit Liodan vergnüge. Da wir mittlerweile gemeinsam im Bad waren, weiß ich sicher, was sich für eine Pracht unter seiner Kleidung verbirgt. Ich bin mir sicher, dass du es bedauerst, nicht teilhaben zu können.

Trägst du auch immer den Olisbos zum Essen? Sei dir gewiss, ich werde Vittorio danach fragen, wenn ich zurück bin. Ich bin mir fast sicher, dass du es nicht immer getan hast, lass dir also sagen, dass meine neue Peitsche gut in der Hand liegt.

Bis dahin sei geküsst!

Casmina

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Severina Kusimelli

Liebe Severina,

wenn dich diese Zeilen erreichen, bin ich im Begriff, Belhanka zu verlassen. Ich bin mir sicher, es wird in deinem Leben nie an Sonnenschein fehlen, wenn du die Lektionen aus unserer gemeinsamen Zeit mit in deine Ehe nehmen wirst.

Das beigelegte Geschenk kann dich dabei sicher gut unterstützen, auch wird es deiner Liebe zu Stift und Papier hilfreich sein. Möge Rahja dich und deine Gattin segnen!

Sei dir versichert, dass ich jeden Augenblick genossen habe. Ich küsse dich aus der Ferne! Sei brav, meine kleine Stute!

Casmina

Brief von Severina Kusimelli an Casmina Volidaz-Laklosiez

Liebste, rahjagleiche Casmina,

ich hoffe, diese Zeilen erreichen dich noch, bevor du Belhanka verlässt. Ich kann kaum sitzen und fürchte, meine Tante wird etwas vermuten, doch mir ist es gleich. Die letzte Nacht war es wert und ein wahrhaft würdiger Abschluss.

Ich danke dir aus ganzem Herzen für die wunderbaren Tage, deine Leidenschaft und auch die Geduld, die du mit mir hattest, du Rahjagleiche. Verzeih mir mein anfängliches Drängen, meine Dummheit, direkt und ohne Kenntnis meiner Grenzen sogleich das Strengste zu verlangen.

Du warst eine einzigartige Lehrerin! Jetzt kenne ich meine Begierden wahrhaft, kann meinen Wünschen und Sehnsüchten zwischen den Laken nachgeben und weiß auch, wo meine Grenzen sind. Jetzt fühle ich mich der Ehe gewachsen und bin zuversichtlich, mit meiner Frau zahlreiche wunderbare Nächte verbringen zu können.

Das beiliegende Geschenk soll dich auch in Drôl noch ein wenig an die gemeinsamen Stunden mit deiner kleinen Stute erinnern. Sollte ich erneut ein entsprechendes Exemplar benötigen, weiß ich ja nun, wo ich es bekommen werde.

Rahjagleiche, sollte es dich jemals nach Olbris verschlagen, wird dir meine Tür immer offen stehen.

Ich küsse dich voller Dankbarkeit!

Severina

Brief von Casmina Volidaz-Laklosiez an Liodan Pappardelo und Rondrian Kleefeld

Lieber Liodan, liebster Rondrian,

diese Zeilen schreibe ich euch von der Reise. Ich danke euch noch einmal für die wundervollen Tage und diesen krönenden Abschluss. Ich habe jeden Augenblick genossen. Seid versichert, dass ich nicht das letzte Mal in Belhanka gewesen bin.

Severina ist in der Früh abgereist, ich wünsche ihr alles Glück Rahjas. Ich habe ihr zum Abschied ein Exemplar des sehr lesenswerten »Aventurische Akte« geschenkt. Zwar verstehe ich nicht viel vom Zeichnen, doch der Rest des Buches ist sehr empfehlenswert.

Ihr Abschiedsgeschenk bestand in einer neuen Version des Bildes, das ich euch gezeigt hatte. Sie muss abseits unserer Treffen zahlreiche Stunden damit verbracht haben, denn es ist ein kleines Meisterwerk. Außerdem hatte sie den Knebel beigelegt, den zu kaufen ich sie genötigt habe. Sie wüsste nun, wo sie bei Bedarf Ersatz bekommt. Ist das nicht allerliebst?

Lasst euch noch einmal danken und küssen! Ich habe es versprochen: Ich werde euch wieder aufsuchen, doch ob ich einen meiner Ehemänner mitbringe oder wieder schaue, welche verirrte Rose mir Belhanka in die Arme treibt, vermag ich noch nicht zu sagen.

Ansonsten seid ihr uns auch jederzeit in Drôl willkommen.

Ich küsse euch!

Casmina

Es war Sommer

von Carolina Möbis

Kusmin wusste nicht, dass er beobachtet wurde. Unbeschwert glitt er in die kühlende Umarmung des Baches, als schmölzen die heiße Sonne und die tanzenden Wellen jegliche Sorgen hinweg, die ihm seine Position als Recke Sumus bereiten mochten.

Das Leid seiner Familie hatte einen schwachen Schatten der Melancholie über das inzwischen nicht mehr ganz jugendliche Gesicht gelegt, doch seine Augen strahlten wie die eines Kindes, als er die Finger durchs Wasser gleiten ließ.

Die Sonne stand im Zenit, goss ihr Licht über die Uferweiden und den Bach und verlieh den Wellen einen Glanz von flüssigem Saphir.

Melanor hatte es nicht eilig, dem Badenden seine Anwesenheit zu offenbaren. Eigentlich hatte er sich selbst in den trägen Fluten ein wenig Abkühlung von der Last der Mittagshitze verschaffen wollen, doch die Präsenz eines anderen, insbesondere dieses anderen, verdarb ihm die Erfrischung. Menschen störten – immer. Ihr unbewusster Hang, sich in Gruppen zusammenzuraufen, verdarb jeden schönen Moment. So war es auch jetzt. Nicht einmal in der Einsamkeit des Waldes hatte man seine Ruhe. Wenn nicht gerade lautstarke Holzfäller oder vorwitzige Bauernlümmel durch die Gegend trampelten, dann irgendeine Gruppe verlotterter Abenteurer – und wenn es einem gelang, all jenen aus dem Weg zu gehen, fand sich eben am einsamsten Bachlauf von ganz Andergast ein anderer Sume. Frechheit!