Du musst nicht allen gefallen - Natalie Lue - E-Book

Du musst nicht allen gefallen E-Book

Natalie Lue

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Beschreibung

Dein Weg aus dem People Pleasing Willst du immer allen gefallen, kannst schwer nein sagen und versuchst, die Erwartungen anderer zu erfüllen? Dann geht es dir wie vielen anderen Menschen, sogenannten People Pleaser. Die gute Nachricht: Bei People Pleasing handelt es sich um ein Verhaltensmuster, das du mit etwas Training ablegen kannst. People Pleasing bezeichnet das toxische Verhalten, die Bedürfnisse, Erwartungen, Wünsche und Gefühle anderer Menschen über die eigenen zu stellen, um zu gefallen und Ablehnung zu vermeiden. In ihrem Ratgeber "Du musst nicht allen gefallen" bringt die Bloggerin, Podcasterin und Coachin Natalie Lue ihren Leser*innen die heilende und transformative Kraft des Nein-Sagens näher. Mit ihrer Hilfe lernst du, - Grenzen zu setzen – für ein gesünderes Ich - stärkende, intime und erfüllende Beziehungen und Freundschaften zu führen - dich mit dir und deinen Werten zu verbinden – für mehr Selbstliebe.Dank eines ausführlichen Selbsttests erfährst du, welcher Typ People Pleaser in dir steckt. So erkennst du zunächst deine Verhaltensmuster und Gewohnheiten. Denn nur so kannst du sie durchbrechen und lernen, auf dich und deine Bedürfnisse zu hören – und mit guten Gewissen "nein" zu sagen. Natalie Lue hat dafür ein fundiertes und leicht anwendbares 6-Schritte-Programm entwickelt mit Übungen, Impulsen und einer Portion Spaß. Folge Natalie Lues Rat "Du musst nicht allen gefallen" und erfahre die heilende und transformative Kraft des Nein Sagens!

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Seitenzahl: 352

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Natalie Lue

Du musst nicht allen gefallen

Im richtigen Moment Nein sagen und gesunde Grenzen setzen

Aus dem Englischen von Sabine Thiele

Knaur eBooks

Über dieses Buch

Sag nicht Ja, wenn du Nein sagen möchtest – Wege aus dem People Pleasing

Schon früh wird uns eingebläut, dass Neinsagen schlecht sei. Dass wir anderen Menschen besser gefallen würden, wenn wir ihnen zustimmen und immer Ja sagen. People Pleasing bezeichnet das toxische Verhalten, die Bedürfnisse, Erwartungen, Wünsche und Gefühle anderer Menschen über die eigenen zu stellen, um zu gefallen und Ablehnung zu vermeiden. Die Bloggerin, Podcasterin und Coachin Natalie Lue bringt ihren Leser*innen die heilende und transformative Kraft des Neinsagens näher. Dank eines ausführlichen Selbsttests erfahren wir, welcher Typ People Pleaser in uns steckt, denn es gibt gleich fünf verschiedene, bei denen sich dieses Verhalten unterschiedlich äußert. Daraufhin lernen wir, ohne schlechtes Gewissen gesunde Grenzen zu setzen. Die Autorin bietet dazu ein fundiertes und leicht anwendbares 6-Schritte-Programm mit Übungen und Impulsen an, das zudem noch Spaß macht. Nach der Lektüre wird es den Leser*innen deutlich leichter fallen, in den richtigen Momenten Nein zu sagen und so ihre eigenen Grenzen zu respektieren und zu kommunizieren.

 

Weitere Informationen finden Sie unter: www.droemer-knaur.de

Inhaltsübersicht

Widmung

Einleitung

Teil Ⅰ: Seien Sie gegrüßt, People Pleaser

1. Sind Sie ein People Pleaser?

Kommen Ihnen diese Aussagen bekannt vor?

2. Am Anfang

Was es kostet, ein People Pleaser zu sein

Ihr Betriebssystem ist veraltet

Ihre Identität stimmt nicht mit Ihrer wahren Persönlichkeit überein

Teil Ⅱ: Die fünf People-Pleaser-Typen

3. Der Gute

Ursachen

Sie wissen, dass Sie ein Guter sind, wenn …

Häufige Verhaltensweisen

Stärken und Probleme

Vorsicht

Soforthilfe

4. Der Bemüher

Ursachen

Sie wissen, dass Sie ein Bemüher sind, wenn …

Häufige Verhaltensweisen

Stärken und Probleme

Vorsicht

Soforthilfe

5. Der Vermeider

Ursachen

Sie wissen, dass Sie ein Vermeider sind, wenn …

Häufige Verhaltensweisen

Stärken und Probleme

Vorsicht

Soforthilfe

6. Der Retter

Ursachen

Sie wissen, dass Sie ein Retter sind, wenn …

Häufige Verhaltensweisen

Stärken und Probleme

Vorsicht

Soforthilfe

7. Der Leider

Ursachen

Sie wissen, dass Sie ein Leider sind, wenn …

Häufige Verhaltensweisen

Stärken und Probleme

Vorsicht

Soforthilfe

Teil Ⅲ: In sechs Schritten zu einem freudigen Nein

8. Lernen Sie Ihren Pleaser kennen

Woche 1: Verschaffen Sie sich einen Überblick

So lernen Sie Ihren People-Pleaser-Typen am besten kennen

Woche 2: Beginnen Sie damit, Nein zu sagen

Nein sagen, ohne »Nein« zu sagen

Beobachten Sie …

Nach dem zweiwöchigen Experiment

Gesunde Grenzen setzen

Praktische Hilfe

9. Erkennen Sie Ihren emotionalen Ballast

Unsere Beziehungen helfen uns dabei, zu heilen, zu wachsen und zu lernen

Erkennen Sie Ihren Ballast anhand Ihres Pleaser-Typs

Wie Sie auf sich konzentriert bleiben und bei sich aufräumen

Gesunde Grenzen setzen

Praktische Hilfe

10. Reparenting

Erkennen Sie, wenn sich Ihr inneres Kind zeigt

Reparenting nach Pleaser-Typen

Grenzen sind Vergebung

Gesunde Grenzen setzen

Praktische Hilfe

11. Ist es kein Wunsch, ist es ein Nein

Können Sie leidenschaftlich zustimmen?

Erkennen Sie einen Wunsch anhand Ihres Pleaser-Typs

So bekommen Sie Pflichtgefühl und Ärger in den Griff

Prüfen Sie Ihre Beweggründe

Hinweis für den gutherzigen Geber

Gesunde Grenzen setzen

Praktische Hilfe

12. Machen Sie weniger Andeutungen

Andeutungen nach Pleaser-Typen

Orientierungspunkte für Kommunikation mit Grenzen

Zwei Arten von Nein

Fakten werden mit schwierigen Menschen fertig

Kaputte Schallplatte

Gesunde Grenzen setzen

Praktische Hilfe

13. Von Ausbrüchen und Hürden lernen

Lernen Sie aus Ausbrüchen und Hürden anhand Ihres Pleaser-Typs

Mit Ausbrüchen umgehen und sie verarbeiten

Mit Hürden umgehen und sie verarbeiten

Gesunde Grenzen setzen

Praktische Hilfe

Schlusswort

Danksagung

Für Emmon, Saria und Nia.

Jeden Tag erinnert ihr mich an die Freude und das Geschenk, Nein zu sagen.

Einleitung

Finden Sie Ihre Freude, finden Sie Ihr Nein

Mein Name ist Natalie Lue, und ich bin eine trockene People Pleaserin. Meine Bedürfnisse, Sehnsüchte, Erwartungen, Gefühle und Meinungen zu unterdrücken und zu verdrängen, um die Gefühle und das Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen, war für mich lange so natürlich wie das Atmen. Ich dachte, es wäre normal, anderen das zu sagen, was sie hören wollten (sprich: zu lügen). Ich hielt mich für einen richtig guten Menschen, weil ich nett, großzügig, fleißig, gewissenhaft, liebevoll, hilfsbereit, attraktiv und intelligent war und das tat, was andere brauchten und wollten. Allerdings kam mir komisch vor, dass ich mich die meiste Zeit furchtbar schlecht fühlte. Es ergab keinen Sinn für mich, dass ich so viel Zeit, Energie, Mühe und Emotionen aufwandte, um das Richtige zu tun – ein braves, gutes Mädchen zu sein –, selbstlos dafür zu sorgen, dass andere zufrieden waren, und es mir trotzdem nicht gut ging.

Ein Nein hob ich mir für absolute Notfallsituationen auf, wenn ich mit dem Rücken zur Wand stand, und dann klang es wie eine Entschuldigung, oder der ganze angestaute Ärger und Frust brachen verspätet aus mir heraus. Ich dachte immer, nur andere Menschen lehnten etwas einfach aus dem Grund ab, weil sie es nicht tun wollten – aus Notwendigkeit, einem Wunsch oder einer Verpflichtung heraus. Solche, die es wert waren und sich das Recht dazu verdient hatten. Weshalb mein Nein normalerweise mit Schmerz, Angst, Schuld, Ärger und Scham verbunden war.

 

Eines Morgens Anfang August 2005 entdeckte ich, dass ich einfach Nein sagen konnte, weil ich es wollte. An diesem Tag saß ich in einer Lungenklinik im Norden von London im Sprechzimmer eines Arztes und wappnete mich gegen die schlechten Nachrichten, die ich gleich bekommen würde. Achtzehn Monate lang war ich oft sogar wöchentlich zu verschiedenen Untersuchungen und Terminen gegangen. Röntgenaufnahmen des Brustkorbs wurden angefertigt, Blutanalysen, Computertomografien und alle möglichen anderen Prozeduren durchgeführt, nachdem man eine mysteriöse Immunkrankheit (Sarkoidose) diagnostiziert hatte, wegen der ich auf einem Auge fast blind war und höllische Gelenkschmerzen litt, die ich meisterhaft verbarg. Ein paar Wochen zuvor, als ich in Ägypten das Ende von einem Jahr aggressiver Steroidtherapie gefeiert hatte, hatte ich einen Knoten im Nacken gefunden. Die Krankheit war wieder ausgebrochen. Jetzt wusste ich, wie sich Jamie Lee Curtis’ Figur in den Halloween-Filmen gefühlt hatte, als sie dachte, Michael Myers sei endgültig tot, und dann kam er zurück und zerstörte wieder alles.

»… die Steroidbehandlung hat nicht angeschlagen … Wir wissen nicht, was der Grund für diese Krankheit ist, und es gibt kein Heilmittel, Sie müssen also für den Rest Ihres Lebens Steroide nehmen, und Sie müssen sofort damit anfangen … Cor pulmonale mit vierzig vermeiden … keine anderen Möglichkeiten … Mobilität bewahren …«

Ich war gerade achtundzwanzig geworden, und während die Stimme meines Arztes immer monotoner wurde, wurde mir eines klar: Ich war seit mindestens zwei Jahren nicht mehr gesund. Mir war bewusst, dass ich eine schwere Krankheit hatte, und ich hatte alles getan, was meine Ärzte mir gesagt hatten. Ich hatte mich nur darauf konzentriert, die Wünsche aller anderen zu erfüllen, oft auch gegen meinen eigenen Willen.

Momente des Gehorsams und der Vernachlässigung meiner Selbst schossen mir durch den Kopf. Ich hatte ursprünglich beschlossen, meine Familie nicht mit »zu vielen Informationen« über meine Krankheit »zu belasten«, weil ich wusste, dass sie damit nicht zurechtkommen würde (außerdem war ihr unter anderem wichtiger, wie viel ich durch die Steroide zugenommen hatte, was mir wirklich wehtat). In meinem Arbeitsumfeld wusste auch niemand, wie ernst die Krankheit wirklich war, weil ich so tat, als sei ich nicht krank, und alle »Umstände« – Arzttermine, jede Stunde musste ich mir Steroide in die Augen tropfen – durch noch mehr Leistung ausglich. Morgens schrie ich vor Schmerzen, doch wenn ich aus der U-Bahn stieg und das Büro betrat, war ich die Ruhe selbst.

Deshalb drehte ich mich, als ich einen Moment später ein entschiedenes Nein hörte, erst einmal um. Am verwirrten und irritierten Gesichtsausdruck meines Arztes erkannte ich, dass ich die Sprecherin gewesen war.

Normalerweise tat ich alles, was eine »Autoritätsperson« sagte, wollte nicht »schwierig« sein, doch in diesem Moment spürte ich dieses Bedürfnis nicht. Die Angst, mit vierzig zu sterben, überwog bei Weitem das Unbehagen, das ich oft bei anderen wahrnahm, wenn ich auch nur überlegte, ihnen mit Nein zu antworten, geschweige denn, es tatsächlich auszusprechen oder mich danach zu verhalten. Doch mir wurde klar, dass mich niemand retten würde. Es lag an mir, Entscheidungen zu treffen und für mich zu sorgen.

Deshalb erklärte ich, dass ich mich nach anderen Behandlungsmöglichkeiten umsehen würde, nachdem niemand wusste, woher die Krankheit kam, und die Steroide ja offensichtlich nicht wirkten. Woraufhin der Arzt alles noch einmal aufzählte, was er bereits gesagt hatte, alternative Behandlungsmethoden verächtlich abtat und verkündete, ich hätte keine anderen Möglichkeiten.

Es wäre einfach gewesen, einzuknicken und mich die nächsten Monate oder Jahre darüber zu ärgern, geschwiegen zu haben. Stattdessen erwiderte ich: »Ich nehme zur Kenntnis, was Sie sagen, aber ich werde trotzdem nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten suchen.« Ich versprach, meine Kontrolltermine wahrzunehmen, und wenn sich innerhalb von drei Monaten keine Verbesserung einstellte, würde ich die Steroidbehandlung beginnen. Doch dazu kam es nie.

Acht Monate später war meine unheilbare Krankheit in Remission, ich hatte jeden Bereich meines Lebens radikal umgeworfen und war in einer Beziehung mit meinem jetzigen Ehemann. Ja, ich probierte ein paar alternative Behandlungsmethoden aus (Kinesiologie und Akupunktur), doch dass ich kurz nach dem Arzttermin den Ausdruck »Grenzen setzen« hörte, änderte – und rettete – mein Leben. In den siebzehn Jahren seit jenem schicksalhaften Tag war die Lösung für nahezu jeden Kampf und jedes Problem immer wieder dieselbe wie damals: Nein zu sagen.

 

Bis zu dem Zeitpunkt, als ich in dem Sprechzimmer die Steroidbehandlung zurückgewiesen hatte, war ich in nicht einer gesunden Liebesbeziehung gewesen. Selbst meine Dates wurden zu toxischen Begegnungen, weil ich unangemessenes Verhalten entschuldigte oder Schuldgefühle wegen meines mangelnden Interesses hatte und so weiterhin schlechte Erfahrungen und/oder denjenigen sogar zu meinem »Freund« machte. Die Beziehung zu meinen Eltern war von Verlassenwerden, Kritik und Chaos geprägt, weshalb ich mich in einem ständigen Kreislauf aus Familiendramen befand und in der Arbeit und auch in einigen Freundschaften völlig ausgebrannt war. Ich hasste mich und mein Leben, weil ich das Gefühl hatte, dass es einfach nie genug war, was ich tat. Trotzdem dachte ich, dass auf ein Nein Schmerz, Zurückweisung, Scheitern, Enttäuschung und Einsamkeit folgten.

Damit bin ich nicht allein. Wir leben in einer Welt, die uns von frühester Kindheit an zu People Pleasern und zu dem Glauben sozialisiert, dass eigene Grenzen falsch und selbstsüchtig sind. Ja, gewisse Gefahren bringt man uns bei und dass ein Nein auch ein Nein ist, aber dann erzählt man uns verwirrende und widersprüchliche Dinge über Gehorsam und unter welchen Umständen man geliebt wird und sich geborgen fühlt, sodass viele von uns die Fähigkeit verlieren, selbstbewusst Nein zu sagen. Wir lernen, dass Nein nur so lange Nein heißt, wie man dabei niemanden verletzt oder verärgert oder kein »schlechter« Mensch ist.

Wir lernen schon früh, dass man es seinen Eltern und anderen Bezugspersonen in jeder Hinsicht recht machen soll, weil sie »es nun mal am besten wissen«, weil wir sie zum Überleben brauchen und auf ihre Liebe angewiesen sind. Sei fleißig in der Schule. Sei der oder die Beste. Oder sei wenigstens brav. Lebe unsere Träume, mach uns stolz, blamier uns nicht vor den Nachbarn. Kinder soll man sehen und nicht hören, behalt deine Gefühle für dich. Sei nicht so empfindlich. Lern fleißig, dann bekommst du auch gute Noten. Sei brav, dann wirst du gelobt, kannst Freundschaften und Beziehungen eingehen, und alles wird gut. Tu, was man von dir erwartet. Lass dich von anstrengenden Verwandten umarmen, auch wenn es dir offensichtlich unangenehm ist, um sie nicht zu beleidigen. Sei »nett«, damit du nicht aggressiv auf andere Menschen wirkst. Sei »brav«, damit andere dich nicht für nuttig halten und du unseren Ruf beschädigst. Siehst du, was wir an anderen Menschen nicht mögen? Werde nicht so. Wenn du gute Noten hast, gehst du danach auf die Universität oder suchst dir eine ordentliche Arbeit. Danach kommen Geld, Haus, Beziehung, Kinder. Sei einfach brav und anständig, dann wirst du Erfolg haben.

Irgendwann erkennen wir, dass die Welt so nicht funktioniert. Vielleicht machen wir zum Beispiel in der Arbeit alles richtig. Und trotzdem wird jemand befördert, der sich in den Vordergrund drängt und alles tut, was doch eigentlich für Missfallen sorgen müsste. Wir versuchen, die perfekte Partnerin zu sein, trotzdem werden wir für jemanden verlassen, der allem zuwiderhandelt, was man uns beigebracht hat. Oder wir spielen den netten Typen und hoffen, dass wir dadurch als Partner in Betracht kommen, und bleiben doch immer nur der gute Freund. Wir machen alles, was uns unsere Eltern sagen, und vernachlässigen sogar unsere Träume und Ziele, nur damit sie dann doch unsere Geschwister vorziehen, uns immer noch Schuldgefühle einreden oder nie würdigen, was wir tun.

Und nach diesen ganzen Mühen wird uns vielleicht irgendwann klar, dass wir gar nicht wissen, wer wir sind oder was wir überhaupt wollen.

Als People Pleaser gibt es keinen Punkt, an dem sich endlich unsere ganzen Qualen und Anstrengungen auszahlen. Wir opfern so viel, nehmen uns überall zurück, führen unbefriedigende Beziehungen und fragen uns, was nur an uns falsch ist. Oder wir sind gelangweilt, gemobbt, unterbezahlt oder ausgebrannt in Jobs, die uns doch angeblich Glück und Erfolg bringen würden. Wir haben keine richtige Ahnung, wie wir uns um uns selbst kümmern und unsere Bedürfnisse erfüllen sollen.

Ich sage Ihnen was: »Brav und anständig« zu sein, »anderen zu helfen« war reines People Pleasing. Ich wollte es allen recht machen und dadurch die Gefühle und das Verhalten anderer Menschen beeinflussen und Aufmerksamkeit, Zuneigung, Bestätigung, Liebe und Anerkennung erlangen. Oder ich wollte Konflikten aus dem Weg gehen, Kritik, Stress, Enttäuschung, Verlust, Zurückweisung und Verlassenwerden vermeiden.

Manche Strategien des People Pleasings sind offensichtlich, denn wir wissen, dass wir etwas tun, um gemocht zu werden. Wir wissen, dass wir nicht Nein sagen können, nach Lob gieren oder uns benehmen wie eine überdrehte Zirkusrobbe. Viele andere People-Pleaser-Gewohnheiten sind hingegen weniger klar erkennbar:

Man spricht Kolleginnen und Kollegen nicht darauf an, wenn es ein Problem mit deren Arbeit gibt, sondern bleibt dafür lieber länger oder vernachlässigt die eigenen Aufgaben, weil man deren Gefühle nicht verletzen möchte, weil man fürchtet, dass andere schlecht über einen reden könnten oder dass man inkompetent wirken könnte.

Trotz einer Gluten- und Laktoseunverträglichkeit isst man den Schokoladenkuchen seiner Mutter, weil man lieber mit Bauchschmerzen ans Bad gefesselt ist, als das Risiko einzugehen, sie zu enttäuschen oder zu verletzen.

Man sagt von sich selbst, »zu empfindlich, bedürftig, selbstsüchtig und schwierig zu sein«, weil man zunehmend unglücklich ist mit der Freundin oder dem Freund, die oder der einen ständig mit den eigenen Problemen belastet, aber nie fragt, was einen selbst gerade beschäftigt.

Man hört einem Date zu, wie es über frühere Beziehungen und Probleme spricht, und beschließt dann, bestimmte Dinge nicht einzufordern oder zu erwarten, damit das Gegenüber sich nicht unter Druck gesetzt oder an schmerzhafte Erfahrungen erinnert fühlt. Oder man denkt, man könne die Lösung für die Probleme des Gegenübers sein.

Ob offen oder indirekt, es fällt Ihnen oft schwer, mit Worten oder durch Ihr Verhalten ein Nein zu vermitteln. Sie tun »Gutes«, aber aus den falschen Gründen.

Denken Sie einmal an die Momente, in denen Sie nicht Nein gesagt haben, direkt oder indirekt.

Waren Sie nett zu jemandem, oder hatten Sie Angst?

Waren Sie nett zu jemandem, oder waren Sie wütend?

Waren Sie nett zu jemandem, oder waren Sie enttäuscht?

Waren Sie großzügig, liebevoll und behilflich, oder wollten oder erwarteten Sie etwas?

Wollten Sie die betreffende Sache wirklich machen, oder haben Sie sich dazu gezwungen?

Du musst nicht allen gefallen erklärt, wie man sich davon befreit, es immer allen recht machen zu wollen, und wie man die eigenen Beziehungen und Erfahrungen immens verbessert, indem man die heilende und transformative Kraft eines Neins entdeckt.

Zu lernen, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen, hat mich nicht nur von meiner lebensbedrohlichen Krankheit kuriert.

Nach meiner Diagnose habe ich in der Arbeit meine Bedürfnisse kommuniziert, und sowohl die Personalabteilung als auch mein Chef haben mich voll und ganz unterstützt, unter anderem durch reduzierte Wochenstunden während meiner Genesung. Als sie mir später Probleme wegen falsch ausgezahlten Mutterschaftsgelds und einer verpfuschten Beförderung sowie meiner Rückkehr zur Arbeit bereiteten, konnte ich höflich, aber nachdrücklich eine Grenze ziehen. Das eröffnete mir die Möglichkeit, in Vollzeit zu schreiben und mein Unternehmen zu gründen. Auf meiner Website BaggageReclaim.com konnte ich so meine Erkenntnisse aus meinem persönlichen Weg mit vielen Tausend Menschen auf der ganzen Welt teilen und Heilung und Freude verbreiten.

Schritt für Schritt veränderte ich die co-abhängige, schmerzbehaftete Beziehung zu meiner Familie, indem ich mich zurückzog und mein Verständnis von Verantwortung und Verpflichtung überdachte. Schuldgefühle und Angst, die jeden Kontakt so schwer gemacht haben, wurden weniger, sind jedoch nicht ganz verschwunden. Sie erinnern mich regelmäßig daran, weiter meinen Weg zu gehen und unsere Unterschiede anzuerkennen. Mit achtundzwanzig habe ich mir endlich erlaubt, erwachsen zu werden, und mache das bis heute immer wieder. Und wissen Sie was? Die Welt ist nicht untergegangen.

Ich brach den Kontakt zu Ex-Freunden ab und verabschiedete mich viel früher aus unguten und nicht funktionierenden Beziehungen, ohne mich zu hinterfragen. Dadurch war ich offen für meinen jetzigen Ehemann und konnte in die Beziehung hineinwachsen, weil ich ich selbst sein wollte.

Nein sagen zu können hat mir geholfen, eine bessere Mutter für mich selbst und für meine Kinder zu sein. Auch wenn ein Großteil meiner Freundinnen und Freunde dieselben sind wie vor meiner Genesung, sind diese Beziehungen ausgeglichener und authentischer.

Öfter Nein zu sagen hat mir geholfen, Traumata zu heilen, darunter meine Angst vor dem Verlassenwerden und den Schmerz und die Wut durch einen früheren Missbrauch. Die Stressreaktionen meines Körpers beruhigten sich, plötzlich war das ganze Drama fast völlig aus meinem Leben verschwunden, und ich lernte, mich Herausforderungen erst zu stellen, wenn sie aktuell wurden.

Als mein Vater im Juni 2016 die Diagnose Darmkrebs bekam, nachdem wir vier Jahre keinen Kontakt mehr gehabt hatten, konnten wir durch alles, was ich gelernt hatte, noch zehn schöne und versöhnliche Monate miteinander verbringen. Auch danach, als ich mit der Trauer und meinem vierzigsten Geburtstag zu kämpfen hatte und mich verloren fühlte, rettete mich die Fähigkeit, Nein zu sagen. Durch sie konnte ich so viel unerwartete Freude empfinden und so sehr ich selbst sein wie noch nie.

Das sind nur ein paar Beispiele. In diesem Buch werde ich noch mehr von meinem persönlichen Weg erzählen sowie von anderen, denen ich geholfen habe. Früher dachte ich immer, ich sei komisch und außer mir hätte niemand diese Probleme, doch im August 2005, als ich in meinem Blog von meinen Problemen und Kämpfen erzählte, wurde ich mit Nachrichten von Menschen überschüttet, die mir schrieben: »Du bist genauso wie ich.«

Sie sind nicht allein.

Wenn Ihr Ja nicht ehrlich und authentisch gemeint ist, schwingen immer Ablehnung, Angst oder eine Vermeidungshaltung mit, und das führt zu viel mehr Problemen, als wenn Sie einfach von Anfang an Nein gesagt hätten. Es ist an der Zeit, mit der Lüge namens People Pleasing aufzuhören.

Teil Ⅰ

Seien Sie gegrüßt, People Pleaser

1

Sind Sie ein People Pleaser?

Kommen Ihnen diese Aussagen bekannt vor?

Auch wenn ich es vielleicht verberge, unterdrücke und verdränge, fühle ich mich oft gekränkt, verpflichtet, überfordert, schuldig, ängstlich, überlastet, leer, erschöpft, schlecht, hilflos, machtlos oder als Opfer.

Ich stelle die Bedürfnisse und Wünsche anderer Menschen über meine eigenen und habe das Gefühl, immer an letzter Stelle zu kommen.

Ich fürchte, nicht gemocht zu werden, Ärger zu bekommen, Gefühle zu verletzen, wie ein »schlechter« oder »selbstsüchtiger« Mensch zu wirken oder zurückgewiesen, verlassen oder ausgeschlossen zu werden, wenn ich Nein sage, Bedürfnisse kommuniziere, Grenzen setze oder ehrlich bin.

Ich sage zu etwas Ja, ohne die Bedeutung und die Konsequenzen zu beachten, und fühle mich dann gefangen, überfordert, ängstlich oder gekränkt oder verärgere Menschen, weil ich abspringe oder nicht die nötigen Ressourcen oder Fähigkeiten besitze.

Ich tue mich schwer damit, um Hilfe zu bitten, und habe Angst, eine Belastung für andere zu sein, weshalb ich regelmäßig meine eigenen Bedürfnisse, Erwartungen, Wünsche, Gefühle und Meinungen ignoriere und mich als überempfindlich/bedürftig/schwierig/selbstsüchtig/fordernd hinstelle.

Ich sage zu etwas Ja, weil ich mich schuldig oder ängstlich fühle, verpflichtet oder verunsichert.

Ich hatte schon stressbedingte Erkrankungen oder einen Burnout oder habe mich so unter Druck gesetzt, dass ich explodiert bin und mich danach dafür geschämt habe.

Ich habe wenig oder gar keine Zeit für mich, meine Prioritäten, mein Vergnügen oder für Selbstfürsorge, aber ich weiß, wie ich mich um alle anderen kümmern kann, und nehme mir auch die Zeit dafür.

Ich bin der Mensch, zu dem alle mit ihren Problemen kommen, seien es Kolleginnen oder Kollegen, Familienangehörige, (Ex‑)Freundinnen oder Freunde, die plötzlich wieder in meinem Leben auftauchen, wenn sie nicht mehr weiterwissen.

Ich habe Angst, dass ich nicht gut genug bin, und erkläre mir damit die Gefühle und das Verhalten anderer Menschen oder, dass mein Leben nicht so verläuft, wie ich es mir vorstelle.

Bei meinen zwischenmenschlichen Beziehungen versuche ich immer, andere zu retten, zu heilen oder zu ändern, oder ich bin deren soziales Projekt.

Ich habe schon Sachen verpasst, die ich eigentlich wirklich gern gemacht hätte, weil ich mich bereits zähneknirschend für etwas anderes verpflichtet hatte.

Ich war mit Menschen zusammen, die entweder emotional abwesend waren oder mich in irgendeiner Form misshandelt haben, und ich bin mit ihnen zusammengeblieben oder kam wieder mit ihnen zusammen, obwohl die Beziehung nicht erfüllend oder ungesund war.

Ich habe Angst, dass mein Erfolg, mein Glück oder meine persönliche Weiterentwicklung andere überstrahlen könnte oder sie sich traurig, ausgestoßen oder alleingelassen fühlen könnten.

Wenn Menschen meine Bemühungen nicht anerkennen, wertschätzen und belohnen, dann fühle ich mich verletzt, gekränkt, vernachlässigt, alleingelassen, depressiv, benutzt oder missbraucht.

Ich bin selbstkritisch, habe Angst zu versagen und Fehler zu machen, ich bringe die doppelte Leistung und überkompensiere, oder ich verstecke mich und tue gar nichts.

Ich habe Mühe, bei der Arbeit Nein zu sagen, weil ich nicht faul oder inkompetent wirken möchte, ich das Team unterstützen und das Unternehmen gut repräsentieren will, oder weil ich nicht riskieren möchte, Brücken abzubrechen oder Gegenreaktionen herauszufordern.

Ich versuche durch Andeutungen zu erreichen, dass andere meine Bedürfnisse und Wünsche erfüllen oder meine Gefühle verstehen, anstatt diese direkt zu kommunizieren.

Manchmal schäume ich innerlich oder gerate in Panik, wenn Menschen mich um etwas bitten oder erwarten, dass ich etwas tue, und trotzdem willige ich ein.

Ich gebe zu viel.

Ich sage Ja, mache mit oder schweige, selbst wenn es zum Nachteil meines eigenen Wohlbefindens ist, weil ich es nicht wage oder nicht weiß, wie man Nein sagt.

Wenn Sie auch nur eine dieser Aussagen mit Ja beantwortet haben, sind Sie ein People Pleaser.

Es sind Hinweise Ihres Körpers, Ihres Geistes und aus Ihrem Leben, dass Sie zwar »gute Dinge« tun, aber aus den falschen Gründen – und Sie deshalb People Pleasing betreiben.

People Pleasing ist das bewusste und unbewusste Unterdrücken der eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Erwartungen, Gefühle und Meinungen, um andere Menschen an erste Stelle zu setzen und so Aufmerksamkeit, Zuneigung, Bestätigung, Liebe oder Anerkennung zu bekommen oder Konflikten, Kritik, Enttäuschungen, Verlust, Zurückweisung oder dem Verlassenwerden aus dem Weg zu gehen.

Andere Menschen helfen auch anderen, arbeiten hart, wollen Gutes tun und niemandem Mühe machen oder jemanden enttäuschen, doch ohne Angst, Schuld, Verpflichtungen oder aus dem Gefühl heraus, nichts wert zu sein. Sie sind sich ihrer Motivation bewusst und denken an sich, wenn ihr Handeln und ihre Entscheidungen oder die Erwartungen und Forderungen anderer Menschen das eigene Wohlbefinden gefährden oder sogar verletzend, unangemessen oder unnötig sind. Sie lehnen ab, wenn sie es müssen, wollen oder sollten. Sie reagieren selbstbewusst, also sich ihrer selbst bewusst.

Diesen Menschen ist es natürlich auch nicht egal, was andere von ihnen denken, sie haben dieselben Wünsche oder Ängste wie Sie, aber sie wollen es nicht allen recht machen und unbedingt gefallen. Sie haben ein besseres Verständnis davon, wer sie sind, was sie brauchen, wollen, erwarten, empfinden und denken. Daher lassen sie sich eher von ihren Werten und persönlichen Grenzen leiten und weniger davon, was sie ihrer Meinung nach tun sollten oder wie sie die Gefühle und das Verhalten anderer Menschen wahrnehmen. Wenn sie rückblickend erkennen, dass sie eine falsche Entscheidung getroffen haben und etwas problematisch oder verletzend war, weil sie schließlich auch nur Menschen sind, lernen sie daraus.

People Pleasing ist eine Reihe von passiv-aggressiven Strategien, die in der Kindheit wurzeln, um sich vor Schmerz zu schützen und sich wertvoll, akzeptiert und geborgen zu fühlen. Stattdessen werden dadurch aber nur ein schwaches Selbstwertgefühl, Ängste, Verbitterung und das genaue Gegenteil des Gewünschten gefördert. Wenn man anderen Menschen immer nur gefallen möchte, verleugnet man sein wahres Selbst und steht erfüllenden Beziehungen im Weg, da man gar nicht weiß, wie sich ein echtes Ja, Nein und Vielleicht anfühlen.

Die Aussagen, die ich am Kapitelanfang aufgelistet habe, stehen für Situationen, in denen man nicht aus Überzeugung Ja sagt oder weil man etwas gern tun möchte oder muss, sondern weil man Angst hat oder sich grundlos und übermäßig schuldig fühlt. Oder weil man versucht, die Kontrolle über etwas zu haben, oder hofft, dass man danach irgendwie belohnt wird. Man tut Dinge auch nicht, weil man sie wirklich tun möchte, sondern weil man glaubt, sie werden von einem erwartet. Andernfalls würde man ablehnen, wenn man das Bedürfnis danach hat, oder zumindest sehr viel öfter als jetzt und in der Vergangenheit Nein sagen.

Je mehr dieser Aussagen auf Sie zutreffen, desto mehr bestimmt das People Pleasing Ihr Leben. Doch selbst wenn Sie sich »nur« mit einer oder ein paar Aussagen identifizieren können, kommt es darauf an, in welchem Ausmaß das Ihr Leben beeinflusst und wie authentisch und achtsam Sie sind.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, was jede dieser Aussagen bedeutet, können Sie unter thejoyofsayingno.com/resources meinen praktischen, auf englisch verfassten PDF-Guide herunterladen.

Man kann unmöglich ein Problem damit haben, Nein zu sagen oder sich vor den Reaktionen auf eigene Grenzen zu fürchten, ohne ein People Pleaser sein. In der einen oder anderen Form wird man immer wieder denselben Frust, dieselben Verletzungen und Probleme erleben und diese fälschlicherweise darauf zurückführen, es anderen nicht ausreichend recht gemacht zu haben.

Der einzige Grund, warum wir nicht Nein sagen – oder aus den falschen Gründen Ja sagen –, ist unser emotionaler Ballast, bestehend aus den nicht aufgearbeiteten Verletzungen, Verlusten, Verurteilungen und alten Missverständnissen, die wir mit uns herumschleppen. Wir behaupten, »nett« zu sein oder »ein guter Mensch« oder dass wir »niemanden verletzen« wollen oder was auch immer, aber in Wahrheit sagen wir: »In der Vergangenheit hat mich etwas verletzt. Deshalb habe ich mir etwas zurechtgelegt, wie ich in ähnlichen Situationen oder bei ähnlichen Menschen reagiere und wer ich glaube, sein zu müssen. Und diese Muster habe ich beibehalten.«

Alle Menschen haben emotionalen Ballast, weshalb keiner von uns komisch, falsch oder anders ist. Doch wieviel wir mit uns herumschleppen und wie dieser Ballast uns beeinflusst, hat Auswirkungen darauf, wie wir seelische Verletzungen und Probleme überwinden. People Pleasing verhindert diese Verarbeitungsprozesse, denn zwischen kindlichem Denken und Verhalten, Verpflichtung, Schuldgefühlen und Bitterkeit sowie verschiedenen Rollen in unseren Beziehungen, wie dem Streber oder dem Versager, dem Friedensbewahrer oder dem unentbehrlichen Helfer, der keine eigenen Bedürfnisse hat, entwickeln wir eine Maske, die uns von uns selbst und anderen trennt. Ironischerweise verstärkt das Bedürfnis, es allen recht zu machen, genau den seelischen Schmerz, den wir zu vermeiden oder zu beseitigen versuchen.

Wir können unser ganzes Leben lang daran arbeiten, dass uns Menschen sehen, hören, uns Anerkennung entgegenbringen und unsere unbefriedigten Bedürfnisse erfüllen, ohne zu merken, dass unser People Pleasing echte Vertrautheit blockiert und unser wahres Ich verbirgt. Es verhindert echte Gefühle, weshalb wir auch Probleme damit haben, unsere Grenzen zu erkennen und was wir brauchen, ersehnen, erwarten, fühlen und denken.

Wir wollen gut sein – anständig, untadelig, immer korrekt – und zeigen, was für ein guter Mensch wir doch sind, wir widmen uns Dingen mit aller Kraft, wollen Menschen vor sich selbst retten, setzen alles daran, uns selbst oder anderen kein Unbehagen zu bereiten, und ja, manchmal ist auch unser Leiden der Beweis für unsere guten Absichten. All das tun wir, um Aufmerksamkeit, Zuneigung, Bestätigung, Liebe und Wertschätzung zu bekommen. Außerdem brauchen und wollen wir echte Vertrautheit und das Gefühl der Verbundenheit mit anderen Menschen, sehnen uns oft sogar danach, erkennen aber dabei nicht, dass wir eine Lüge leben und uns verstecken, wenn wir es immer allen recht machen wollen.

Wenn wir Masken oder Verkleidungen tragen, können Menschen unser wahres Ich nicht sehen (oder verletzen). Deshalb verhalten wir uns so. Wir haben uns im Leben so sehr verändert und an andere Menschen angepasst, dass wir unser wahres Ich bei einer polizeilichen Gegenüberstellung selbst nicht erkennen würden!

Durch das People Pleasing haben wir nicht gelernt, dass ohne ein ehrliches Ja oder Nein und das Risiko von Konflikten oder Kritik auch keine echte Vertrautheit aufgebaut werden kann. Stattdessen ist es für uns normal, auf Zehenspitzen um unsere eigenen Befindlichkeiten und guten Absichten und die anderer Menschen herumzuschleichen und zu glauben, dass das schon das Optimum ist.

 

Man fällt nicht einfach vom Himmel und beschließt, ein People Pleaser zu werden. Selbst wenn es einem erst im Erwachsenenalter bewusst wird, begleitet es einen seit der Kindheit. Durch eine Mischung aus Sozialisation, Konditionierung und selbst angelernten Reaktionen und Lektionen haben wir uns die Strategie beigebracht, andere wichtiger als uns selbst zu nehmen, um so die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen und Risiken und Verletzungen aus dem Weg zu gehen.

Ich will damit nicht sagen, dass ich ein erleuchtetes Wesen bin und über emotionalem Ballast stehe. Auch ich mache es Menschen manchmal noch recht, weil ich mich den Großteil meines Lebens so verhalten habe, ohne zu merken, dass das People Pleasing war. Ich dachte einfach, so ist das Leben nun mal und Natalie muss eben so sein.

Wenn ich merke, dass aus einer Situation ein Konflikt entstehen könnte oder tatsächlich entsteht, erstarre ich innerlich immer noch und will mich unauffällig verdrücken oder sofort mit der Umgebung verschmelzen. Ich quäle mich immer noch damit, wie Menschen reagieren könnten. Manchmal wünschte ich, dass meine Eltern, sogar mein toter Vater, ganz anders wären. Manchmal brauche ich viel zu lange, um eine kurze SMS oder eine Mail zu schreiben, und ich kann mir den Spaß an nahezu allem verderben, wenn ich meiner (trockenen) inneren Perfektionistin freien Lauf lasse.

People Pleasing steht für »Ich habe (oder hatte) Angst vor etwas«. Es ist eine Strategie zur Angstbewältigung, die einen ironischerweise wegen der damit verbundenen hohen Wachsamkeit in genau diesem Kreislauf aus Angst und Anspannung gefangen hält. Wenn man ständig extrem wachsam ist und seine Umgebung auf Missbilligung oder Gefahr überprüft, kann man nicht gleichzeitig achtsam sein und sich selbst wichtig nehmen. Weil ich diesen Mechanismus durchschauen und erkennen wollte, wie sich mein emotionaler Ballast in diesen Momenten bemerkbar machte, konnte ich bewusstere und bessere Entscheidungen mit mehr Freude treffen.

 

Ich bin eine trockene People Pleaserin, denn genau wie Sie arbeite ich als Erwachsene daran, die unproduktiven und schädlichen Botschaften und Lektionen abzuschütteln, die ich im Lauf des Lebens verinnerlicht habe, damit ich zu meinem authentischen Ich finde, es nicht länger verstecke und dadurch heile, wachse und lerne.

Statt täglich das Murmeltier zu grüßen, es Leuten immer wieder recht zu machen und trotzdem andere Reaktionen zu erwarten, habe ich akzeptiert, dass mein Denken, meine Emotionen, mein Verhalten und meine Entscheidungen manchmal alten Schmerz, alte Ängste und Schuldgefühle widerspiegeln. Und nicht, wer ich bin. Ich gestehe mir zu, mich von allem, was ich durchgemacht habe, zu erholen und mich weiterzuentwickeln. Nein zu sagen ist eine Möglichkeit, mich von emotionalem Ballast zu befreien. Sie können das auch. Übrigens ist das viel besser als People Pleasing als Versuch, »an sich selbst zu arbeiten« und »allen Ballast abzuwerfen« und damit endlich der Mensch zu sein und das tun zu dürfen, was Sie brauchen, sich ersehnen und verdienen.

Ich kann es gar nicht genug betonen: People Pleasing ist der falsche Einsatz Ihrer guten Eigenschaften und Kapazitäten (Zeit, Energie, Mühe, Emotionen), nicht, wer Sie wirklich sind. Es hat spürbare Auswirkungen auf Ihr Leben, Ihre Gefühle, die Innigkeit Ihrer Beziehungen, Ihre Arbeitsbelastung, auf verborgene Verletzungen und heimlichen Groll sowie auf Ihr generelles Gefühl von Erfüllung und Verbundenheit. Ihr Körper könnte sich, je nachdem, wie sehr Sie sich nach anderen Menschen richten, in einer ständigen Fight-Flight-Freeze-Reaktion – Kampf, Flucht oder Erstarrung – befinden, und die übermäßige Wachsamkeit verstärkt nur alle Erfahrungen, die Sie zum People Pleaser gemacht haben.

Sie müssen nicht warten, bis Sie »genug« sind oder »perfekt«. Sie sind genau richtig auf die Welt gekommen und werden sie auch so verlassen. Sie haben nur sehr viel Mist verinnerlicht, der Sie vom Gegenteil überzeugt hat. Und Sie müssen auch nicht perfekt sein – also übermenschlich und ohne emotionalen Ballast –, Sie müssen entrümpeln, auspacken und aufräumen, was Ihnen bei einem selbstbewussten Nein im Weg steht, damit auch Sie lernen, genauso ehrlich Ja zu sagen. Sie müssen sich abgewöhnen, unsicher zu sein und niemanden enttäuschen zu wollen, damit Sie eine viel größere Bandbreite an Emotionen erleben und sich auf gesunde Art um sich selbst und Ihre Beziehungen kümmern können.

Wir versuchen oft, uns größeres Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen sowie erfüllendere zwischenmenschliche Beziehungen durch unser People Pleasing zu verdienen, damit wir nicht riskieren müssen, verletzlich zu sein – und das wird nicht funktionieren, wenn wir unser Leben vertrauter, erfüllter, fried- und freudvoller gestalten wollen. Sich zu entscheiden, von welchen Verhaltensweisen man sich verabschieden möchte, heißt auch, sich den Gründen für dieses erlernte Verhalten zu stellen und herauszufinden, was die eigenen wahren Absichten und der eigene Wert sind. Und dabei möchte ich Ihnen helfen.

Man muss seine eigenen Grenzen kennen, die sichtbaren und unsichtbaren Linien zwischen sich selbst und anderen, das Bewusstsein, wo man selbst endet und andere beginnen, um zu wissen, wie und wann man Nein sagt.

Ihre persönlichen Grenzen kommunizieren, was Sie über sich selbst wissen und wer Sie sein möchten. Sie stehen für Ihre Verantwortung sich selbst gegenüber sowie Ihr Bewusstsein darüber, wer andere Menschen sind und wie deren Verantwortung aussieht.

Alle Probleme, die sich uns stellen, entstehen im Grunde wegen persönlicher Grenzen. Je mehr wir also zwischen unseren Gefühlen, Gedanken, Körpern und so weiter differenzieren lernen – und denen anderer Menschen –, desto besser können wir diese Probleme lösen. Und vor allem auch nicht wiederholen.

Die meisten Menschen machen den Fehler, Grenzen mit dem Neinsagen gleichzusetzen, doch wozu Sie Ja sagen, ist ein ebenso großer Teil davon. Wenn Nein für Sie also bisher ein böses Wort war und Ja ein gutes, dann haben Sie indirekt dagegen gearbeitet, mehr Sie selbst zu sein, und im ewigen Kreislauf des People Pleasings festgesteckt.

Stellen Sie sich Ja und Nein als Herz und Lungen vor, die eng zusammenarbeiten, um das sauerstoffreiche Blut durch den Körper zu pumpen. Es geht nicht darum, das eine oder das andere zu benutzen. Wenn ein Organ geschädigt ist, hat das nicht nur Auswirkungen auf das andere, sondern auf den gesamten Körper.

Wenn Ihnen ein Nein schwerfällt, dann ist Ihnen auch das Nein anderer Menschen unangenehm. Es ist höchste Zeit herauszufinden, was Sie tun und was Sie vermeiden, um dem Nein Ihres Gegenübers aus dem Weg zu gehen.

Alles, was Sie tun, soll Ihre Bedürfnisse erfüllen: wie Sie sein, was Sie tun müssen, was Sie brauchen, um nicht nur zu überleben, sondern sich wohlzufühlen. Je gesünder die eigenen Grenzen sind, desto mehr werden Sie Ihre Bedürfnisse erfüllen, weil Sie authentisch und Sie selbst sind. Indem Sie sich zugestehen, Nein zu sagen, erlauben Sie sich auch, die Leere aus unbefriedigten Bedürfnissen zu füllen, die Sie (vergeblich) durch People Pleasing befriedigen wollten.

Ihre Grenzen sind Ihre Bedürfnisse, Wünsche, Erwartungen, Gefühle und Ansichten, denn diese repräsentieren, wer Sie sind und wie Sie sein möchten, Ihre Werte, Vorlieben, Prinzipien und Prioritäten für ein glückliches und authentisches Leben. Sie sind Ihr Ja, Nein und Vielleicht, und je authentischer und ehrlicher Sie auftreten und damit Ihr wahres Ich zeigen, desto gesünder sind Ihre Grenzen. Wenn Sie nicht ehrlich Ja oder Nein sagen, wenn Sie es müssen, wollen oder sollten, dann handeln Sie Ihren Werten zuwider, weil Sie Ihrem Charakter nicht treu sind oder Ihre Vorlieben und Prioritäten achten.

Wenn Sie es allen recht machen wollen, unterdrücken Sie Ihre Grenzen, weil Sie sich selbst unterdrücken. Sie sind Ihre Grenzen.

Die Bereitschaft, Ihre Grenzen zu achten, ist Ausdruck Ihres Selbstwertgefühls, die Summe aller Gedanken, die Sie zulassen, und wie Sie zu sich selbst sind. Wenn Sie sich selbst als wertvollen Menschen sehen und behandeln, dann haben Sie das Selbstvertrauen, mehr Sie selbst zu sein. Und auch, wenn Ihr Selbstbild im Moment noch nicht so gut ist, helfen gesündere Grenzen, besser zu sich selbst zu sein und sich dadurch wohler mit sich selbst zu fühlen.

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Am Anfang

Wenn ich Menschen – von Mitte zwanzig bis Mitte achtzig – nach ihren Gründen frage, warum sie in der Arbeit oder ihrer Familie gegenüber nicht Nein sagen können oder warum sie immer wieder Dingen zustimmen, die sie gar nicht machen wollen, lautet die Antwort oft, man habe Angst, »Ärger zu bekommen«, und »man müsse eben tun, was einem gesagt wird«. Im Grunde wollen sie »gut und brav« sein. Was ist der Mechanismus dahinter, und wie haben wir gelernt, People Pleaser zu werden?

Ich gehe mal davon aus, dass Sie jetzt erwachsen sind. Dann wurden Sie im Zeitalter des Gehorsams erzogen. Strenge, Disziplin und Kontrolle – darum ging es bei dieser Art der Kindererziehung. Man brachte Kindern bei, »brav« zu sein und Autoritätspersonen bedingungslos zu gehorchen, bläute ihnen ein Gefühl der Verpflichtung ein und sorgte dafür, dass sie gefügig und nur allzu bereit waren, anderen zuzustimmen. Das hat uns auf die Arbeit und das Leben als Erwachsene vorbereitet, die sich den Erwartungen der Gesellschaft fügen.

Moderne Eltern und Bezugspersonen können natürlich genauso wie früher schwierig, distanziert, gleichgültig oder verletzend sein, doch insgesamt zeichnet sich das moderne Elternsein durch gegen- und nicht einseitige Kommunikation und Respekt aus. Das Bewusstsein, dass Kinder Rechte haben, das Respektieren ihrer Grenzen und die Förderung ihres seelischen, geistigen und körperlichen Wohlbefindens sind keine Absonderlichkeiten mehr, die früher als »lasche« oder »hippiemäßige« Erziehung verschrien waren. Es herrscht auch ein breiteres Verständnis darüber, dass Kinder eigene Persönlichkeiten sind, nicht das Eigentum ihrer Eltern, und damit auch über mehr Autonomie verfügen.

Menschen waren schon immer darauf angewiesen, »brav« zu sein und bis zu einem gewissen Grad Regeln zu befolgen und sich anzupassen, um ihre elementaren Bedürfnisse und das Überleben zu sichern. Tatsächlich kann man anhand der Etymologie des Wortes »brav« (engl. good) nachvollziehen, wie sich der ursprünglich mit der Religion in Verbindung stehende Begriff schrittweise dahin entwickelte, auch Erfolg, Wohlstand, Arbeitsethos und »wohlerzogenes, folgsames Verhalten« zu umfassen. Diese Entwicklung verlief parallel zu den Veränderungen, die die Welt durchmachte, darunter die industrielle Revolution, Kolonialismus und Imperialismus.1

Während des Zeitalters des Gehorsams hat immer irgendwer unsere Gefühle kontrolliert oder missachtet, hat unseren Gesichtsausdruck als »gut« oder »schlecht« bewertet, unsere Persönlichkeit, Introvertiertheit, Extrovertiertheit, unser Verhalten, unser Erscheinungsbild, unseren Intellekt, unsere Talente oder Ziele. Mit Schuld- und Pflichtgefühlen, Angst und Scham hat man uns faktisch nach ihrem Willen geformt. Es war sozial akzeptabel, ein Kind in der Öffentlichkeit oder zu Hause körperlich zu »disziplinieren« und zu bestrafen oder ihm ohne Rücksicht auf psychische Folgen alles an den Kopf zu werfen. Eine Verbundenheit auf seelischer, geistiger und körperlicher Ebene war weder Priorität noch die Norm, weshalb das Verlangen nach Aufmerksamkeit, Zuneigung und Umsorgtwerden als übertrieben galt.

Es war auch nicht unüblich, dass ältere Kinder ihre jüngeren Geschwister aufzogen oder sich sogar um die Eltern kümmerten, arbeiteten, statt in die Schule zu gehen, oder an jemanden verheiratet wurden, von dem die Familie profitierte. Eltern und andere Bezugspersonen konnten tun, was sie wollten, ohne sich um die Auswirkungen zu kümmern. Wenn wir als Kinder gemobbt wurden, unter geringem Selbstvertrauen litten, unter Depressionen, schulischen Herausforderungen, Rassismus und Vorurteilen, unter Ausbeutung, Misshandlung oder Vernachlässigung – oder nicht neurotypisch oder genderkonform waren –, dann gab es keine Unterstützung. Die Lösung für alles war, irgendwie »brav« zu sein. Weshalb unsere Probleme und Kämpfe oft auf uns selbst übertragen wurden: »Was hattest du an?« oder »Was hast du getan, um ihn oder sie wütend zu machen?« Das eigentliche Problem wurde nicht benannt, weshalb das Verbergen unseres Schmerzes, unseres Ringens und unserer Bedürfnisse eine Form des Gehorsams und des Selbstschutzes war.

Wir alle haben beschämende Botschaften in der Kindheit zu hören bekommen, die unser wahres Selbst verstummen ließen, doch was »Bravsein« genau war, hatte je nach Geschlecht grundlegend verschiedene Auswirkungen auf das jeweilige Selbstbewusstsein. Mädchen und Frauen werden eher zu Gefügigkeit erzogen, die sie kleinhält und ihre Persönlichkeit unterdrückt, wohingegen Jungen und Männer Befehlstreue als Mittel erleben, mehr Macht zu erlangen. Der gar nicht so feine Unterschied besteht zwischen »Sei bescheiden und freundlich, benimm dich wie eine Dame und fall nicht auf« und »Tu, was man dir sagt, aber steh auch für dich ein und sei ein Mann, kein Mädchen, damit du ein Mann bleibst und Erfolg hast.«

People Pleaser kann jeder sein, doch Frauen neigen eher dazu, weil Männer dank des Patriarchats seltener dafür bestraft werden, sich durchzusetzen, wohingegen es viele Teile der Gesellschaft immer noch missbilligen, wenn Frauen sich genauso verhalten.

Indem die Gesellschaft so großen Wert auf Gefügigkeit und Gehorsam gelegt hat, hat sie Angst und Schuldgefühle in uns verankert, uns diese jedoch als Respekt verkauft. Daher haben wir nicht nur potenzielle oder tatsächliche Folgen des Ungehorsams gefürchtet, sondern auch Autoritäten an sich. Autoritätspersonen wurden behandelt, als hätten sie automatisch immer recht, weshalb wir uns immer für respektlos hielten, wenn wir das anzweifelten.

Das Zeitalter des Gehorsams hat uns keine Nuancen beigebracht, sondern bedingungslose Gefügigkeit. Vor allem hat es uns die Wichtigkeit des Gehorsams gegenüber Autoritätspersonen beigebracht, was in der Kindheit jeder Mensch ist, der Macht über einen hat. Man hat uns zwar vor »bösen Fremden« gewarnt, die uns mit einer Tüte Süßigkeiten kidnappen oder uns sonstigen Schaden zufügen wollen, doch niemand hat uns erklärt, dass wegen unseres antrainierten Gehorsams Fremde genauso wie Familienangehörige Angst, Schuld und Gefügigkeit heraufbeschwören konnten. Oft waren gerade die Menschen, denen wir wegen ihres Status oder Berufs automatisch vertrauten, diejenigen, vor denen wir uns in Acht hätten nehmen müssen, wie zum Beispiel Personen im Priesteramt, Lehrkräfte, Polizeibeamte, Familienfreundinnen und -freunde und entferntere Verwandte.