DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Bordeaux & Atlantikküste - Manfred Görgens - E-Book

DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Bordeaux & Atlantikküste E-Book

Manfred Görgens

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Beschreibung

Mit den DuMont Reisetaschenbuch E-Books Gewicht im Reisegepäck sparen und viele praktische Zusatzfunktionen nutzen!

- Einfaches Navigieren im Text durch Links
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- Karten und Grafiken mit einem Klick downloaden, ausdrucken, mitnehmen oder für später speichern
- Weblinks zu den Websites der wertvollen Tipps

Tipp: Erstellen Sie Ihren persönlichen Reiseplan durch Lesezeichen und Notizen… und durchsuchen Sie das E-Book mit der praktischen Volltextsuche!

Das E-Book basiert auf: 7. Auflage 2019, Dumont Reiseverlag

Zwischen der adelig anmutenden Großstadt Bordeaux und den Weinfeldern des Médoc im Norden sowie dem quirligen Surferparadies Biarritz im Süden erstreckt sich Frankreichs abwechslungsreiche Atlantikküste mit Kiefernwald, endlosen Feinsandstränden und der größten Düne Europas. Von welchen Standorten lässt sich die Region am besten erschließen und welche Möglichkeiten bieten sich für Aktivurlauber? Die häufigsten Fragen zur Reiseplanung beantwortet der Frankreichkenner Manfred Görgens gleich auf den ersten Seiten des DuMont Reise-Taschenbuchs.
Auch für diese Auflage war er wieder intensiv vor Ort unterwegs. In den sieben Kapiteln zu Bordeaux, der Umgebung von Bordeaux zwischen Garonne und Dordogne, Médoc, Côte d'Argent, Landes, Côte Basque und baskischem Hinterland beschreibt er alles Sehenswerte und listet seine Tipps für Unterkünfte, Restaurants, Weingüter, Ausflüge und Aktivitäten. Neu aufgenommen hat er Bordeaux´ neues Stadion Matmut Atlantique, das Fußball- und Architekturfans gleichermaßen begeistern wird.
Ganz besondere Facetten dieses Landstrichs erschließen die zehn Entdeckungstouren.
Ein ausgedehntes Radwegenetz erstreckt sich entlang der Küstenlinie, im südlichen Baskenland werden passionierte Mountainbiker gefordert. Der Autor weiß: Frankreichs Atlantikküste kann man nur mit allen Sinnen genießen - und so gehört mit dem Planète Bordeaux der bestsortierte Weinkeller im Bordelais zu seinen ganz persönlichen Lieblingsorten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 455

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Senkrechtstarter

Manche Landschaften gehören anderen Geschöpfen. Die Île aux Oiseaux verblieb aus einer längst vergangenen Zeit, als das heutige Bassin d’Arcachon noch der Mündungstrichter eines Flusses war. An- und abschwellende Wasserstände machen es dem Menschen kaum möglich, dort Fuß zu fassen. Das Regiment führen les oiseaux, die Vögel. Aus ihrer Perspektive hoch oben fällt der Blick über Furchen und Trichter bis hinüber zu den beiden berühmten Pfahlbauten. Hier finden ihre Besitzer garantierte Abgeschiedenheit vom turbulenten Leben.

© Look, München: Onoky Photononstop

Überflieger

Bordeaux & Atlantikküste — Von der Gironde abwärts wartet ein sonniges Paradies. Eben mal drüberfliegen, über Bordeaux, Weinfelder, Strände und Berge.

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Querfeldein

Brandung — wo in aller Welt türmen sich Wellen so, dass selbst Stubenhocker surfen möchten? Dazu gibt es Wein, Kiefern, Berge und eine der schönsten Städte Europas, Bordeaux.

All diese Irrlichter

Die Pinien sind Kiefern. Der Clairet ist kein Rosé. Französische Basken gehören nicht der ETA an. Fußball war in Aquitaine nie so beliebt wie Rugby. Der Jakobsweg beginnt Tausende Kilometer vor St-Jean-Pied-de-Port. Europas mächtigste Düne ist nicht Teil von Arcachon. Stierkampf gibt es auch unblutig. Die deux mers des großen Weingebiets sind keine Meere. Schokoladentafeln mit Chili sind keine Posse der Neuzeit und macarons keine Makrönchen. Auch sonst steckt in jedem Vorurteil der Hang zur Odyssee.

© Look, München: Katharina Jaeger

Auf geht’s in Wanderstiefeln

El Camino sagt man in Spanien und meint den einzigen Weg, der zählt, und zwar den zu Jakobus in Compostela. Jakobswege ziehen sich auch durch Aquitaine, doch der wahre Abenteuerpfad verläuft quer dazu: der Pyrenäenweg GR 10 vom Atlantik zum Mittelmeer.

Frankreichs Sandkasten

Die Römer versanken im Sand, die Pilger auch. Befestigung der Dünen durch Bodendecker, Drainage durch Tiefenbohrungen und Aufforstung waren ein Jahrhundertwerk, dem eine neue Natur zu verdanken ist.

Wenn die Kraniche ziehen, wird es lebhaft in Le Teich am Bassin d’Arcachon. Mitunter scheint sich der Himmel über den blauen Binnenseen vor lauter Vögeln zu verfärben. Dass ausgerechnet Europas höchste Düne als Symbol lebensfeindlicher Dürre nur wenige Kilometer entfernt ist, gehört zu den Kontrasten, die fast logisch dann auch einen immensen Kiefernwald einschließen.

Bordeaux und die Freiheit zu strahlen

Sie ist eine Principessa. Ihr Leben begann vor den Römern. Über ihr Flussufer rollten Millionen von Weinfässern, vorbei an noblen Fassaden aus Frankreichs goldenen Zeiten. Statt Wolkenkratzern erheben sich nur Kirchtürme über die alten Dächer. Und doch ist die betagte Metropole quirlig-jung.

© Look, München: age fotostock

Nur über meine Speiche

Ein traumhaft ausgebautes Wegenetz verläuft durch duftenden Kieferwald, ob am Meer entlang oder ins Hinterland. Während Zikaden die Tour kakofon begleiten, werden die Gedanken frei wie in Trance. Wer es sportlicher mag, strampelt über Pyrenäenpässe.

Ein Leben hoch zu Stock

Einst war das Sumpflandso schwer passier-bar, dass die Schäferin den Landes aufStelzen über ihre Herde wachten. Inzwischen sind sie wieder auf dem Boden der Tatsachen, aber den Stelzenlauf gibt es nochals Wettkampf.

© Manfred Görgens, Wuppertal

Kein Payback auf Parker-Punkte

Für das Internet ist Bordeaux selten Bordeaux, häufiger Bordeaux, nämlich der Wein. Nur, dass es den einen Bordeaux gar nicht gibt, vielmehr unzählige davon, in allen weinüblichen Farbschattierungen, von discounterbillig bis schweineteuer, von Hochgenuss bis Kopfschmerzgarantie. Wer sich da nicht zurechtfindet, ist kein Versager, sollte aber lernbereit sein. Zumal die (meisten) Winzer lehrbereit sind. Gleich zur Einschulung wäre zu beachten: Von Bordeaux links raus gelangen Sie ins überwiegend hochpreisige Weinbaugebiet Médoc, rechts raus in die vielfach auch preiswerteren Lagen zwischen Dordogne und Garonne.

Médoc-Wein, Pyrenäenkäse, Austern aus Arcachon – Leben wie Gott in Frankreich!

© Look, München: age fotostock

© laif, Köln: robertharding/Tim Graham

Der Abend wird entspannt mit einem Pastis eingeläutet.

Inhalt

Senkrechtstarter

Überflieger

Querfeldein

Vor Ort

Bordeaux

Links der Garonne

Tour Wie aus einem Guss

Tour Lust auf Genuss?

Rechts der Garonne

Lieblingsort Pont d’Aquitaine

Zugabe Schaurige Reste im Schlick

Zwischen Garonne und Dordogne

Pessac-Léognan

La Brède

Podensac

Cérons, Illats und Barsac

Sauternes

Villandraut und Umgebung

Bazas

Langon

St-Macaire

Ste-Croix-du-Mont, Loupiac

Cadillac

Tour Zuflucht bei Adèle

Créon, La Sauve-Majeure

Tour Von Dorf zu Dorf im Weinbaugebiet

Castillon-la-Bataille

Tour Alles im Fluss und meist gemütlich

Montcaret und Umgebung

St-Émilion

Libourne und Umgebung

Lieblingsort Guinguette de la Vieille Tour in Fronsac

Zugabe Schmutzwasser?

Die Médoc-Weinstraße

Ins südliche Médoc

Blanquefort, Macau, Arsac, Labarde

Margaux

Moulis und Listrac-Médoc

Blaye und Umgebung

Corniche Girondine

Cussac, St-Julien-Beychevelle

Pauillac

Lieblingsort Château Pichon-Longueville-Baron

Tour Letzter Wein vor dem Atlantik

St-Estèphe

Der Norden des Médoc

Tour Ein Leuchtturm für den König

Le Verdon-sur-Mer

Zugabe Gar nicht schön

Côte d’Argent

Soulac-sur-Mer

Grayan-et-l’Hôpital

Tour Sand satt an der Piste

Montalivet-les-Bains, Vendays

Hourtin-Plage

Am Lac d’Hourtin-Carcans

Tour Naturgenuss mal drei

Carcans-Plage

Lacanau-Océan

Lac de Lacanau

Le Porge-Océan und Umgebung

Zwischen Lège und Cap Ferret

Lieblingsort Chapelle de la Villa Algérienne L’Herbe

Andernos-les-Bains

Réserve Ornithologique du Teich

Gujan-Mestras und La Teste

Arcachon

Pyla-sur-Mer, Dune du Pilat

Biscarrosse-Plage

Lac Nord

Biscarrosse-Bourg, Lac Sud

Mimizan

Contis-Plage – Étang de Léon

Vieux-Boucau und Umgebung

Hossegor

Capbreton

Zugabe Danke, Düne!

In den Landes

Belin-Béliet und Hostens

Tour Paddeln unterm Blätterdach

Belhade und Moustey

Pissos

Écomusée Marquèze

Lieblingsort Kraniche bei Arjuzanx

Solférino

Dax und St-Paul-lès-Dax

Zugabe Voilà – Madeleine

Côte Basque

Bayonne

Lieblingsort Barre de l’Adour

Biarritz

St-Jean-de-Luz

Tour Der Musiker und der Sterngucker

Corniche Basque

Tour Pyrenäen der Länge nach

Zugabe Wie man sich mit Stil verzockt

Baskisches Hinterland

Hasparren und Umgebung

Peyrehorade und Umgebung

St-Palais

Mauléon-Licharre

Tour Ein Stück Jakobsweg

Ausflug nach L’Hôpital St-Blaise

Tardets-Sorholus

Ste-Engrâce und Larrau

Gorges de Kakouetta

Grotte de la Verna

Larrau und Umgebung

Lieblingsort Puerto de Larrau

St-Jean-Pied-de-Port

St-Étienne-de-Baïgorry

Tour Auf zu den Schweinekeulen

Bidarray und Itxassou

Cambo-les-Bains

Espelette

Tour Mit der Spürnase zum Erfolg

Aïnhoa

Sare

Tour Grenzgänge

St-Pée-sur-Nivelle

Zugabe Der Himmel weint …

Das Kleingedruckte

Reiseinfos von A bis Z

Sprachführer

Kulinarisches Lexikon

Das Magazin

Schnellstes Spiel der Welt

Urlaub unplugged

Jakob unterwegs

Delikates Bassin

Vinotherapie im Bordelais

Das zählt

Gelb setzt auf Rot

Der Rote, der das Herz erwärmt

Des Kaisers neue Flausen

Verdienst des Langweilers

Reise durch Zeit & Raum

Schwer literarisch

Die Männer mit der Mütze

Den Vogel abgeschossen

Cabane und Liebe

Autor & Impressum

Offene Fragen

Karte

Vor Ort

© Mauritius Images, Mittenwald: hemis.fr/Bertrand Gardel

Ein heißer Tag in Bordeaux – Abkühlung finden manche auf dem Miroir d’Eau an der Place de la Bourse.

Eintauchen & erleben

Nach Bordeaux ist alles anders, selbst der Begriff von Schönheit.

Bordeaux  

Majesté — frühmorgens, gern bei Nebel, schaut man vom rechten Garonne-Ufer hinüber zur Altstadt und sieht ihre klassizistische Häuserzeile im Licht der aufgehenden Sonne glühen. Als würde sie immer wieder neu erstehen.

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Porte de la Grosse Cloche

Wie eine Glocke der Freiheit hängt die Grosse Cloche im mittelalterlichen Stadttor und lässt sich nachts von blauem Licht bescheinen. Früher läutete sie den Beginn der Weinlese ein.

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Wie aus einem Guss

5000 klassizistische Häuser unter Denkmalschutz sind UNESCO-Welterbe. Den harten Kern der klassizistischen Prunkstücke bilden das Grand Théâtre und die Place de la Bourse.

© Manfred Görgens, Wuppertal

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Miroir d’Eau

Nichts spiegelt die Kulisse der Stadt schöner als der Miroir d’Eau, ein flacher Brunnen, der mit wechselnden Wasserspielen begeistert. Besonders beeindruckt der wässerne Spiegel, wenn es dunkel wird.

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Jardin Public

Grüne Ruhe mitten im Häusermeer. Die ersten Pflanzen im Jardin Public waren Exoten aus den französischen Kolonialgebieten. Heute ist die Anlage ein englischer Landschaftspark mit Museum und Café.

© Manfred Görgens, Wuppertal

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Lust auf Genuss?

Sie lieben Käse, Schokolade und Wein? Dann sollten Sie im Triangle d’Or nicht nur auf die edlen Mode-, Schmuck- und Designläden achten. Hier finden sich auch traditionsreiche Läden für die Befriedigung des leiblichen Wohls.

© Manfred Görgens, Wuppertal

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Cathédrale St-André

Eleonore von Aquitanien, Mutter von Richard Löwenherz, ging hier ihre Ehe ein. Aber nicht die mit Richards Vater. Vom freistehenden Turm fällt der Blick auf architektonische Pracht.

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La Flèche

Kein Turm in Südwest-Frankreich ist höher als der 114 m hohe Campanile der Basilique St-Michel.

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Bacalan

Das alte Viertel der Hafenarbeiter wandelt sich. Hier entwickelt die alternative Szene immer neue, erstaunliche Ideen.

© Manfred Görgens, Wuppertal

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La Cité du Vin

Das mächtige Museum des Weinbaus ist ein glänzendes Architekturstück am Flussufer.

Bordöo: Falls Sie sächseln, buchen Sie Ihr Reiseziel vielleicht nicht selbst. 2012 landete eine Dame, die nach Porto wollte, in Bordeaux.

© laif, Köln: robertharding/Tim Graham

Wenn Paris die Stadt der Liebe ist, dann ist Bordeaux die Stadt des Lebens.

Juwel am Flussufer

P

Paris hat Bordeaux entdeckt. Wiederentdeckt, denn es gab schon im 18./19. Jh. den bewundernden Blick zum Atlantik mit seiner Prachtmetropole am bord d’eau, dem Ufer der Garonne. »Sans doute«, befand Stendhal 1838, »zweifellos die schönste Stadt Frankreichs.«

Heute zählt Bordeaux ca. 250 000 Einwohner (engerer Ballungsraum ca. 774 000 Einw.), ist Verwaltungssitz des Département Gironde und der Region Nouvelle-Aquitaine. Bordeaux’ Hafen rückte im Zeichen der modernen Schifffahrt weiter Richtung Meer. Zaghaft kehrt das Leben auf die Garonne zurück, es verkehren Ausflugsboote, fahren Windjammer ein, legen Kreuzfahrtschiffe an. Auch die Bemühungen um die Randbezirke tragen Früchte: Das alte Hafenbecken im Norden und das rechte Garonne-Ufer wandeln ihr Gesicht. Bordeaux ist Boomtown. 38 % der Franzosen möchten inzwischen am liebsten dort leben.

Das ursprünglich keltische Bordeaux hat als römische Provinzhauptstadt und Weinmetropole Burdigala eine frühe und im Mittelalter eine zweite Blüte erlebt. Der Hundertjährige Krieg führte jedoch zum Verlust der Autonomie. Kardinal Richelieu schuf schließlich das Amt der Intendanten, die die Regionalpolitik im Sinne des Königs steuerten. Sie waren es, die im 18. Jh. das mittelalterliche Bordeaux abreißen ließen, um die klassizistische und oft bewunderte neue Stadt zu errichten.

Doch es kam der Niedergang. Man sprach von Ganovenvierteln, beklagte den Verfall der Fassaden und die abstoßende Patina von Ruß und Abgasen. In den 1960er-Jahren wurde der Stadtkern mit rund 5000 klassizistischen Häusern unter Denkmalschutz gestellt. Bis zum Eintrag in die Liste des UNESCO-Welterbes 2007 bedurfte es aber noch eines gewaltigen Kraftakts, der mit Hilfe von EU-Geldern ab der Jahrtausendwende gelang.

O

Orientierung

Faltplan:>>> Karte 4

Info:www.bordeaux-tourisme.com

Anreise:s. >>>>

Stadtverkehr:s. >>>>

Auto: Mit Stadtumgehungen, einem perfekten Tram- und Busnetz sowie einem automatisierten Fahrradverleih ist es Bordeaux gelungen, Autos weitgehend aus der Stadt zu verdrängen. Wer per Pkw anreist, lässt ihn im Hotel. Kurzbesucher parken günstig am rechten Garonne-Ufer. Über den Pont de Pierre ist es nur ein kurzer Weg in die City.

Links der Garonne

Wie denn, wo denn, was denn?

Man muss das erst mal sacken lassen. Es gibt die historische Zufahrt von Osten her über den Pont de Pierre direkt auf die Altstadt zu. Am Ende dieser Garonne-Brücke sind die altgedienten Sehenswürdigkeiten wie auf einer Perlenkette am linken Flussufer aufgereiht. Im Westen wird die Altstadt von der Einkaufsstraße Rue Ste-Catherine und dem Verwaltungszentrum Mériadeck begrenzt. Im Norden liegen das Triangle d’Or mit exklusiven Geschäften, ferner die riesige Esplanade des Quinconces und dahinter das Quartier des Chartrons, einst Zentrum des Weinhandels. Am anderen Ende, im Süden, befindet sich das Quartier St-Michel mit der gleichnamigen Basilika und ihrem Campanile, der sich über alle Dächer der Stadt erhebt. Dahinter empfängt der Bahnhof St-Jean Reisende, die mit dem Zug eintreffen. Das Nachtleben, das sich ringsum ausbreitete, weicht zunehmend Hotels, Banken und anderen Dienstleistungsunternehmen.

La Bastide am rechten Flussufer hat, da der Pont de Pierre nicht mehr als Hauptzufahrt in die Altstadt dient (s. u.), seinen Status als Durchreisestation verloren, gewinnt dafür Ansehen als Wohnquartier und besitzt einige Attraktionen von hohem Freizeitwert.

Autofahrer nutzen seit 1967 die 1800 m lange Brücke Pont d’Aquitaine im Norden der Stadt als alternatives Einfallstor mit Fernblick auf das Häusermeer. 2013 wurde zusätzlich und dichter an der City der Pont Chaban-Delmas eröffnet. Er ist der logische Auftakt zum alten Hafenbecken. Dieses frühere Arbeiterviertel ist mit neuen Attraktionen zwischen der strahlenden Cité du Vin und dem finsteren U-Boot-Bunker der vielleicht aufregendste Hotspot der Stadt.

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Bordeaux

Ansehen

Pont de Pierre

Porte de Bourgogne

Maison de Jeanne de Lartigue

Porte de la Grosse Cloche

Grande Synagogue de Bordeaux

Porte Cailhau

Place du Parlement

Grand Hôtel de Bordeaux & Spa

Grand Théâtre

Cours du Chapeau Rouge

Palais de la Bourse

Miroir d’Eau

Monument aux Girondins

Cité Mondiale

Cap Sciences / Hangar 20; s. auch Cityplan s. >>>>

Jardin Public

Palais Gallien

Denkmal Marquis de Tourny

Maison du Vin

Casa de Goya

Porte Dijeaux

Galerie Bordelaise

Passage Sarget

Basilique St-Seurin

Hôtel de Ville / Palais Rohan

Cathédrale St-André

Cimetière de la Chartreuse

Stade Chaban-Delmas

Matmut Atlantique

Basilique St-Michel / La Flèche

Église Abbatiale Ste-Croix

Cité Frugès-Le Corbusier

– s. Cityplan s. >>>>

Jardin Botanique

Darwin

s. Cityplan s. >>>>

Musée des Beaux-Arts

Musée d’Art Contemporain

s. Cityplan s. >>>>

Musée du Vin et du Négoce

Musée d’Aquitaine

Centre National Jean Moulin

Musée des Arts Décoratifs

Musée National des Douanes / Hôtel des Fermes du Roi

s. Cityplan s. >>>>

Muséum de Bordeaux

Schlafen

Domaine de Raba

La Maison Fernand

Mama Shelter

Maison Fredon

Acanthe

Essen

Le Cromagnon

Le K.baroque

Dan Cuisine d’Influence

Fleur de Cèdre

L’Oiseau Bleu

Café des Arts

Bistrot du Fromager

Brasserie Le Noailles

La Guingette Chez Alriq

Le Fournil des Capucins

Einkaufen

Skunkfunk

W.A.N.

Parfumerie de l’Opéra

Bordeaux Stylos

Badie

L’Intendant

Cadiot-Badie

Les Grands Hommes

Jean d’Alos

Saunion

Baud & Millet

La Toque Cuivrée

Le Bouchon de Bordeaux; s. auch Cityplan s. >>>>

Marché St-Pierre

Marché des Quais

Marché Chartrons

Marché des Capucins

s. Cityplan s. >>>>

Antiquitätenläden Rue Notre-Dame

Passage St-Michel

Librairie Mollat

Galeries Lafayette

Mériadeck et les Passages

Quai des Marques; s. auch Cityplan s. >>>>

Bewegen

Bordeaux River Cruise

AviaSim

s. Cityplan s. >>>>

Golf Bluegreen Bordeaux-Lac

Ausgehen

Le Monseigneur

Le Cercle

– s. Cityplan s. >>>>

Fémina

Théâtre National de Bordeaux en Aquitaine

Utopia

Mégarama

Rock School Barbey

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Bacalan

Ansehen

– s. Cityplan s. >>>>

Cap Sciences

– s. Cityplan s. >>>>

Matmut Atlantique

– s. Cityplan s. >>>>

Les Bassins à flot

Base sous-marine

École de Cirque

Le Garage Moderne

Les Vivres de l’Art

– s. Cityplan s. >>>>

Pont d’Aquitaine

La Cité du Vin

– s. Cityplan s. >>>>

Musée Mer Marine

s. Cityplan s. >>>>

Einkaufen

– s. Cityplan s. >>>>

– s. Tour s. >>>>

s. Cityplan s. >>>>

Le Bouchon de Bordeaux

– s. Cityplan s. >>>>

Les Halles de Bacalan

– s. Cityplan s. >>>>

Quai des Marques

Bewegen

– s. Cityplan s. >>>>

Wave Surf Café

s. Cityplan s. >>>>

Ausgehen

– s. Cityplan s. >>>>

I.Boat

Bar de la Marine

– s. Cityplan s. >>>>

Die Altstadt

Anfahrt mit nassem Hindernis

Wenn überhaupt alle historischen Verkehrsadern auf einen Punkt zuliefen, so ist der Grund dafür die fast 500 m breite Garonne. Am einstigen Hafen, Port de la Lune, wo sich der Fluss wie eine Mondsichel krümmt, wollte Napoléon I für seine Truppentransporte eine Brücke über den Strom bauen. Der Kaiser war längst in die Verbannung geschickt und soeben gestorben, als der Pont de Pierre  (> zur Karte) 1822 endlich in 17 Bögen aus Stein (de pierre) den Fluss überspannte. Bis 1965 blieb die flache Konstruktion die einzige Straßenbrücke über den Fluss. Inzwischen ist sie nur noch eingeschränkt für den privaten Autoverkehr nutzbar und wird fast ausschließlich von Straßenbahnen, Bussen, Radfahrern und Fußgängern gequert.

Tram A, C: Porte de Bourgogne, Tram A: Stalingrad

© Manfred Görgens, Wuppertal

Jogger sind eine Art neue Bevölkerung für den Quai de Bacalan, seitdem der Pont Chaban-Delmas eine Laufrunde ermöglicht. Über das Geschehen wacht die Kirche St-Louis des Chartrons.

Erhaltenes und Verschwundenes

Das pompöse Stadttor am Ende des Pont de Pierre heißt Porte de Bourgogne(> zur Karte),auch Porte des Salinières oder Porte Napoléon, und ist ein Werk der Intendanten. Als sie Bordeaux im 18. Jh. klassizistisch umbauten, ließen sie auch die Stadtmauer samt einigen der alten Tore abreißen. Gleich hinter der Porte de Bourgogne liegt rechts die Rue de la Rousselle in einem Viertel, das schon unter Herzogin Aliénor fest in der Hand von Kaufleuten war. An der Stelle der heutigen Häuser Nr. 23/25 stand einst das Wohnhaus der Familie Eyquem, deren Ahnherr Ramon mit Erlösen aus dem Wein- und Fischhandel ein Schloss außerhalb der Stadt in St-Michel-de-Montaigne erworben hatte. Dort kam 1533 Ramons Urenkel, der Literat Michel Eyquem de Montaigne, zur Welt. Nach Schulbesuch und Jurastudium in Bordeaux wurde Montaigne 1557 Gerichtsrat am parlement (›oberster Gerichtshof‹) in Bordeaux. 1571 zog er sich wieder auf den Landsitz der Familie zurück, um seine »Essais« zu schreiben (s. >>>>). In Abwesenheit berief ihn das Stadtparlament ins Amt des Bürgermeisters, das er 1582–84 bekleidete.

Tram A, C: Porte de Bourgogne

© Manfred Görgens, Wuppertal

Blaue Beleuchtung hebt nachts die Grosse Cloche als Denkmal Bordelaiser Eigensinns aus den warmen Farbtönen der Umgebung hervor.

Gasse mit Gotik

Die engen Gassen im alten Viertel der wohlhabenden Händler schieben ein Sonnendach über ihre Besucher, die sich schnell im Gewirr verirren, um im impasse ans Ende ihrer Möglichkeiten zu gelangen. Eine dieser Sackgassen, Impasse de la Rue Neuve, stößt jäh an eine Fassade mit Maßwerkfenstern. In diesem einzigen gotischen Haus der Stadt, der Maison de Jeanne de Lartigue (> zur Karte), lebte Jeanne de Lartigue, die Gattin des Juristen, Stadtrats, Winzers und Schriftstellers Charles Louis de Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu (1689–1755). Der Absolutismusgegner legte mit seinem Buch »Vom Geist der Gesetze« 1748 den zweiten literarischen Meilenstein der Stadt. Im Zeitalter der Aufklärung entfachte sein Entwurf einer liberalen Gewaltenteilung zunächst Begeisterung. Mit den Vorahnungen der Revolution aber schlug sie in Kritik um.

Tram A, C: Porte de Bourgogne, Tram A: Place du Palais

Startsignal mit Glockenklang

Ab 1206 besaß Bordeaux mit der jurade ein Privileg, nämlich einen gewählten Rat aus einem Bürgermeister (maire) und 50 Magistratsbeamten (jurats). Vom mittelalterlichen Rathaus und der Stadtmauer blieb hier nur das Fundament eines Turms, auf den im 15. Jh. die Porte de la Grosse Cloche  (> zur Karte) gesetzt wurde. Die große Glocke dort oben gab dem 41 m hohen Stadttor seinen Namen. Alljährlich läutete sie die Weinlese ein und verstummte nur, wenn Frankreichs König wieder einmal beschlossen hatte, Glocke und Uhr entfernen zu lassen, um das aufsässige Bordeaux zu bestrafen. Einem solchen Wahrzeichen gebührt Ehre, entschied Bürgermeister Alain Marie Juppé und ordnete eine aufwendige Illumination an: In blauem Licht erstrahlt nun die Grosse Cloche Abend für Abend im Kontrast zum gelb erleuchteten Mauerwerk des Stadttors.

Tram A: Place du Palais, Ste-Catherine

Das bittere Schicksal

Nur 300 m sind es von der Porte de la Grosse Cloche zu einer Gasse, die den Namen des Großrabbiners Joseph Cohen trägt. Dort steht die Grande Synagogue de Bordeaux  (> zur Karte), 1882 als Ersatz für die ältere, niedergebrannte Synagoge eingeweiht. Die Inneneinrichtung mit vielen Elementen des orientalisierenden Stils wurde am 10. Januar 1944 von den deutschen Besatzern verwüstet. Im Anschluss internierten sie hier die Juden der Stadt vor ihrer Deportation in die Vernichtungslager. Die Geschichte der Bordelaiser Juden begann mit der Flucht vor der Inquisition in Spanien und Portugal. Ab Mitte des 16. Jh. fanden sie Zuflucht in Bordeaux, weil sie Geld und Güter mitbrachten. Aber sie mussten sich Neuchristen oder portugiesische Kaufleute nennen und ihre Religion leugnen. Erst mit wachsender wirtschaftlicher Bedeutung waren sie ab dem 18. Jh. als Juden anerkannt, wenngleich die Hetze gegen sie nie verstummte.

Heute dient die Synagoge wieder als religiöses Zentrum für die sephardische Gemeinde Bordeaux’.

Eingang: 213, rue Ste-Catherine, Tram B: Victoire, Voranmeldung erforderlich unter T 05 56 91 79 39, Besichtigung: Mo–Do 14, 15, 16 Uhr für jeweils 1 Std., 5 €

Schöne Aussichten und Plätze

Von der Porte de la Grosse Cloche können Sie vorbei am Palais des Sports und durch die Rue Ravez zum Cours d’Alsace et Lorraine gehen. Über diese belebte Straße gelangen Sie nach Osten wieder Richtung Garonne, wo ein zweites Stadttor einen Blick lohnt. Erbaut als Denkmal des Sieges von Charles VIII über das Königreich Neapel 1495 – und im 18. Jh. nicht der Abriss- und Neugestaltungswut der Intendanten geopfert –, dient die spätmittelalterliche Porte Cailhau  (> zur Karte) (tgl. 10–13, 14–18 Uhr, 5 €) heute als Ausguck: Zur einen Seite fällt der Blick auf den Fluss, zur anderen auf die Place du Palais. Der Name des Platzes bewahrt die Erinnerung an das Palais de l’Ombrière, das ab dem 10. Jh. Sitz der Herzöge und dann des Stadtrats war, jedoch 1800 Opfer des städtischen Umbaus wurde.

Am westlichen Ende der Place du Palais zweigt rechts die Rue des Argentiers ab. Sie führt zur idyllischen Place St-Pierre, wo zur Zeit der Römer noch Schiffe ankerten. Heute wird auf dem Platz vor der gotischen Kirche donnerstags der Marché St-Pierre  abgehalten.

Auch die Place du Parlement (> zur Karte) mit dem restaurierten Straßenpflaster war einst Marktplatz und nicht etwa Adresse des Parlaments, wie der Name andeutet. Um den zentralen Brunnen (1865) gruppieren sich Restaurants und Cafés. Ohne Vorbestellung ist dort in den Sommermonaten kaum ein Platz zu bekommen. Wer vorsorgt, genießt aber einen herrlichen Abend bei durchschnittlichem bis gutem Essen.

Tram A: Place du Palais

L

Ein Literat zum Kaffee

»Le Noailles« verkündet – in Anspielung auf das Künstlerleben der 1920er-Jahre an der Côte d’Azur – eine Reklame im Bannkreis des Grand Théâtre , das sein Schauspiel auf die Stadt ausdehnt. Die Akteure, ob Schauspieler auf der Bühne oder nur im richtigen Leben, treffen sich in der Brasserie, die 1932 ihren Spiegelsaal eröffnete und einen distinguierten Gast einließ. Er hieß François Mauriac (1885–1970) und wurde nach Montaigne und Montesquieu das dritte literarische M der Stadt. Mauriac war katholisch genug, um sich einen Ehrenplatz im Kirchenlexikon zu erobern. Er war zudem Weinbauer und wurde als allzu gemäßigter Geist von einer stürmischeren Jugend Frankreichs bald zu den Akten gelegt. Mauriacs Stammlokal Le Noaillesprahlt dennoch mit seinem einstigen Besucher (12, allées de Tourny, T 05 56 81 94 45, http://lenoailles.fr, Tram B: Grand Théâtre, tgl. 9–23  Uhr, wechselnde Tagesgerichte ab ca. 17 €).

Tour

Wie aus einem Guss

Per Tram zu Prunkstücken des Klassizismus

»Athalie« war am 7. April 1780 schon ein alter Hut. Fast 100 Jahre zuvor hatte Jean Racine den Bibelstoff zu seiner letzten Tragödie verarbeitet. Aber nachdem Voltaire das Stück als höchsten Triumph des menschlichen Geistes bezeichnet hatte, schien es die gute Wahl für die Eröffnung des Grand Théâtre. Bei seiner Uraufführung hatte das Drama einen engeren Rahmen gesehen: ein Mädcheninternat.

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Die Tram beschreibt eine Linkskurve und hält inne: Place de la Comédie, ein aufgemöbeltes Stück Bordeaux und Startpunkt unserer Tour. Über Jahre ertrug die Stadt Baugerüste auf diesem Platz, weil dort Göttliches geschaffen wurde. Architekt Michel Pétuaud-Létang und Dekorateur Jacques Garcia nämlich verwandelten bis 2008 das alte Palais Bordelais in das luxuriöse Grand Hôtel de Bordeaux & Spa (> zur Karte) mit einer Einkaufsstraße namens Fashion Avenue. An der Fassade bleibt das Haus aus dem 18. Jh. derweil als klassizistisches Kabinettstück seiner Herkunft treu – denkmalschonende Umnutzung als Beispiel für den neuen Umgang der Stadt mit ihren Architekturschätzen. Etwa 5000 davon sind es – Häuser mit der formalen Klarheit des Klassizismus.

Nun ist Klassizismus auch ein Bekenntnis zur Symmetrie. Das korrespondierende Gegenstück zum Palais befindet sich gleich gegenüber, es erhebt Anspruch auf noch mehr Grandesse und hat obendrein an einem neuralgischen Punkt der Stadt Position bezogen. Genau dort schnitten sich die antiken Hauptachsen cardo und decumanus. Ein Tempel kennzeichnete bis zu seinem Abriss 1677 die Lage des römischen Forums. Nachdem Bordeaux seine frühere Schauspielstätte durch einen Brand verloren hatte, ließen die Intendanten über dem historischen Zentrum ab 1773 ein neues Haus errichten. Architekt Victor Louis griff bei diesem Grand Théâtre das Muster eines antiken Tempels auf, was auch der Laie beim ersten Blick auf die Fassade erkennt. Zwölf hohe Säulen mit korinthischem Kapitell tragen eine Balustrade, auf der neun Musen und drei römische Göttinnen stehen. »Der Anblick der Antike hat mir einen Eindruck gegeben, der mir nicht allein die Griechen verständlicher macht, sondern überhaupt das Höchste der Kunst«, schrieb Friedrich Hölderlin, der von seinem Arbeitsplatz an den Allées de Tourny das Théâtre bewundern konnte. 1780 fertiggestellt, war es mit einer Grundfläche von 88 x 47 m ein Gigant. Sein Foyer mit Glaskuppeln und doppelläufiger Treppe gab den Impuls für die inzwischen berühmtere Pariser Oper (1861–74).

© Manfred Görgens, Wuppertal

Vor dem Grand Théâtre

Schnurgerade verläuft der Cours du Chapeau-Rouge  (> zur Karte), Erbe des römischen cardo, Richtung Fluss. Auch entlang dieser Straße bedienen sich die stattlichen Häuser der antiken Formeln: Strenge, Symmetrie, Monumentalität, sparsames Dekor und klare Herausarbeitung der architektonischen Ordnung. An der Place de la Bourse, nur etwa 300 m vom Theater entfernt, finden diese Prinzipien einen weiteren feierlichen Höhepunkt. Mit dem pompösen Platz, der sich wie ein Amphitheater zum Wasser hin weitet, eröffnete Intendant Claude Boucher 1730 die Umbauten der Stadt. Vom Garonne-Ufer aus erscheint das Ensemble aus Palais de la Bourse (> zur Karte) und Hôtel des Fermes du Roi  (> zur Karte) (Musée National des Douanes) als eine großartige Theaterkulisse, die in ihrem Zentrum eingeschnitten ist, um eine Sichtachse auf das Schauspiel der Stadt zu bewahren. Architekt Jacques-Ange Gabriel (1698–1782) erntete für den Entwurf solchen Ruhm, dass er später den Auftrag für die Place de la Concorde in Paris erhielt. Indessen war Bordeaux’ Prachtplatz als Place Royale ursprünglich Louis XV gewidmet. Die Reiterstatue des Königs ist aber längst verschwunden – zertrümmert während der Französischen Revolution. Seit 1864 plätschert an ihrer Stelle der Brunnen der Drei Grazien.

Infos

Start/Ziel:

Pl. de la Comédie / Pl. de la Bourse, Tram B

Infos:

Bordeaux Patrimoine Mondial, 2–8, pl. de la Bourse, T 05 56 48 04 24

Grand Théâtre :

Besichtigung außerhalb des Spielbetriebs über das Office de Tourisme (s. >>>>)

Musée National des Douanes :

Pl. de la Bourse, im Hôtel des Fermes du Roi; s. >>>>

Die Quais

Man dreht eine Stadt nicht gar so leicht auf links. Wozu auch? Vielleicht hatten die Planer gar nicht mit solchem Erfolg gerechnet, aber heute ist es Fakt: Für Besucher beginnt Bordeaux (wieder) an der Garonne und ihren Quais. Die lange Häuserzeile am Ufer wirkt wie ein Bühnenbild, nur dass es das Stadtgeschehen nicht präsentiert, sondern versteckt. Was davor geschieht, am Flussufer, könnte der Teaser sein, der Sekundenfilm mit Häppchen aus einer verwickelten und mysteriösen Handlung hinter den verheißungsvollen Mauern.

Die Garonne – wiederentdeckt

Bis Mitte der 1990er-Jahre wäre es den Bürgern von Bordeaux im Traum nicht eingefallen, genüsslich am Ufer entlangzuspazieren. Ob Quai Richelieu, Quai Louis XVIII oderQuai des Chartrons – alles war verstellt von schäbigen Lagerhallen, gespickt mit verschmutzten Fassaden und entzaubert durch Verkehrslärm. Dieses Dasein abseits der Lebensader wollte man im Zuge von »Bordeaux les deux rives« an beiden Ufern ändern.

Über das Ergebnis staunt jeder, der noch die alten Hafenanlagen kennt: Bordeaux hat zur Garonne zurückgefunden. Hier und da entstehen auch wieder guinguettes, jene gemütlichen Kneipen am Flussufer, die vom Flair alter Zeiten künden. Die wohl größte Attraktion ist aber der Miroir d’Eau (> zur Karte) (Tram B, C: Quinconces), ein flacher Brunnen, dessen Wasserspiele zwischen Nebel, sanftem Sprudeln und Spiegelfläche changieren. Am Quai gegenüber der Börse liefert er den Vordergrund für den Prospekt der Häuser und spiegelt sie – besonders eindrucksvoll ab Einbruch der Dunkelheit.

Gut genutzte ›Baulücke‹

Weiter entlang der Quais nach Norden tut sich linker Hand eine gewaltige ›Baulücke‹ auf, Reminiszenz an Jahrhunderte währende Konflikte zwischen Paris und Bordeaux. Hier stand das Château Trompette, das König Charles VII als Wächter über Stadt und Hafen errichten ließ. Im frühen 19. Jh. wurde das Bollwerk abgerissen. Das über 12 ha große Areal dient heute als Freifläche unter dem Namen Esplanade des Quinconces vielen Zwecken: als Zirkus- oder Kirmesplatz, für Trödel- und Blumenmärkte, Ausstellungen, als Parkplatz.

Ein langer Marsch führt dort vorbei an Statuen Montaignes und Montesquieus zum weithin sichtbaren Monument aux Girondins (> zur Karte). Zu Beginn der Französischen Revolution hatten sich die Abgeordneten der Gironde als Wortführer etabliert und die Belange der aquitanischen Bourgeoisie vertreten. Doch mit dem Triumph der radikalen Jakobiner fiel der Schatten der Guillotine über die gemäßigten Girondisten. Das im Jahr 1902 vollendete Freiheitsmal schien das adäquate Bildnis für ihren Einsatz und so thront auf der 43 m hohen Säule im Zentrum eine Statue, die ihre Ketten sprengt. Am Sockel findet sich ein Brunnenpaar mit allegorischen Figuren: Bronzene Pferde und eine Frau stehen für den Sieg der Republik über das Königreich, drei missgebildete Männer im Brunnenbecken für Unwissenheit, Laster und Lüge, eine Gruppe von Kindern wiederum für eine schulische Ausbildung, auf die der Klerus keinen Einfluss hat. Das gesamte kraftstrotzende Werk wurde 1943 vor den Deutschen wegen seines hohen Materialwerts auf dem Grund eines Sees versteckt und erst 1984 erneut hier aufgestellt.

Tram B, C: Quinconces

© Manfred Görgens, Wuppertal

Aufenthaltsort für romantische Stunden und für Kühlung in der Sommerhitze ist der Doppelbrunnen zu Füßen des Monument aux Girondins.

Pulsierende Ufer

In zweiter Häuserreihe springt am Quai des Chartrons ein Glaspalast ins Auge. Bis 1992 entstand die Cité Mondiale  (> zur Karte) (18, parvis des Chartrons), u. a. als Kongresszentrum. Der gläserne Bau beherbergt Geschäfte, Restaurants und das komfortable Hotel Mercure Cité Mondiale, dessen Gäste – und auf Anfrage auch Zaungäste – von der Frühstücksterrasse einen schönen Blick auf Altstadt und Garonne genießen.

Bis 2007 dümpelte dort auf dem Fluss der 180 m lange Kreuzer Colbert der französischen Marine. Er hatte Charles de Gaulle nach Südamerika und Québec gebracht und war 1990 zum Einsatz in den Zweiten Golfkrieg ausgelaufen. Danach tat er in Bordeaux Dienst als Museumsschiff, anfangs von Besuchern bestürmt, dann immer weniger beachtet und schließlich nach Brest zur letzten Ruhe überführt. Für den sonntäglichen Marché Colbert bedeutete dies eine Umbenennung in Marché des Quais  (> zur Karte)(Quai des Chartrons, So 7–13, Restauration bis 15 Uhr), doch blieb der Markt einer der lebhaftesten der Region Aquitaine und dient nach wie vor dem Verkauf wie auch dem sofortigen Verzehr regionaler Spezialitäten.

Richtung Nordosten können Sie den Spaziergang am Fluss fortsetzen und staunen, was aus den schäbigen Lagerhallen von einst geworden ist. Die Hangars 15–19 etwa sind zum Quai des Marques  (> zur Karte) zusammengefasst, in dem diverse Boutiquen und Restaurants zum Verweilen einladen. In Hangar 20 dagegen logiert Cap Sciences  (> zur Karte), das immer wieder wechselnde Ausstellungen zu Wissenschaft, Technik und Industrie zeigt.

Dahinter quert seit 2013 eine Hubbrücke, Pont Jacques Chaban-Delmas, die Garonne. Ihr mittleres Segment kann für den Durchlass großer Schiffe gehoben werden, während die Brücke im Normalzustand Autofahrern, Fußgängern und insbesondere auch Joggern die Passage zum rechten Ufer gestattet.

Cap Sciences: Quai de Bacalan, www.cap-sciences.net, Tram B: Les Hangars, La Cité du Vin, Di–Fr 14–18, Sa/So 14–19, frz. Ferien auch Mo 14–18 Uhr, Eintritt je nach Ausstellung

Quartier des Chartrons

Hochbetrieb für Korkenzieher

Wer es einrichten kann, nimmt sich das Quartier zur Fête du Vin nouveau et de la Brocante im Oktober vor. Denn so viel überschäumende Fröhlichkeit zu Straßenmusik, jungem Wein und Trödelware findet man selten auf einem Fleck. Das mit dem Trödel wäre zu präzisieren: Tatsächlich handelt es sich nicht um Ramsch, sondern überwiegend um hochwertige Angebote der hiesigen Antiquitätengeschäfte. Der Wein, zu diesem Fest vor allem als trüb-himbeerfarbener Federroter ausgeschenkt, hat im Viertel seinen historisch begründeten Platz. Als Kartäuser (chartreux) hier im 14. Jh. ein Kloster gründeten, war dies noch Sumpfgelände vor den Toren der Stadt – und außerhalb des staatlich überwachten Hafens. Die unkontrollierte Lage lockte Weinhändler an, später englische, flämische, deutsche und skandinavische Kaufleute. Die Einwanderer machten ihr Glück als ›Korkenadel‹, als Weinhändler also, die nicht selbst produzierten, sondern den Rebensaft lediglich abfüllten und vermarkteten. Nicht alle Häuser hatten Bestand, denn nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die Winzer, ihre Weine selbst abzufüllen. Inzwischen gilt es sogar als Makel, wenn die Tropfen nicht vom Erzeuger auf Flaschen gezogen werden. Im Viertel erinnert das Musée du Vin et du Négoce (> zur Karte) (s. >>>>) an die Weintradition.

Mit der Krise des Korkenadels verblasste zunächst der Glanz des ehemals pompösen Stadtteils. Später wurde das Quartier zur gefragten Wohnlage. Ein Gang durch die (sonntags allerdings öde) Rue Notre-Dame (> zur Karte) macht mit Aufstieg, Fall und neuem Aufstieg vertraut. Heute sind es Antiquitätenhändler wie auch die Kneipen und Restaurants an der nur ein paar Schritte entfernten Place du Marché Chartrons (Tram B: Chartrons), die das Ambiente des Viertels prägen.

© Manfred Görgens, Wuppertal

Freunde treffen oder einfach nach einem Bummel durch die Antiquitätenläden in der Rue Notre-Dame entspannen. Gut, dass es in der Straße zahlreiche Bars und Restaurants gibt.

Am Jardin Public

Gartenduft und …

Einen ziemlich unfranzösischen Namen trägt am südlichen Rand von Chartrons die Place Mitchell. Als Gründer der Verrerie Royale de Bordeaux erfand der in Dublin geborene Pierre Mitchell (1687–1740) mehrere Flaschenformen, darunter die typische Bordelaise mit den schlanken Schultern, in die noch heute die meisten Bordeaux-Weine gefüllt werden. Zu Mitchells Zeit öffnete sich die Stadt der Welt und hatte leider Anteil am Überseehandel mit Sklaven. Auf der Heimkehr aus exotischen Ländern hatten die Seefahrer auch Pflanzen im Rumpf ihrer Schiffe, einige hielten dem atlantischen Klima stand. Um sie dem einheimischen Adel und Geldadel angemessen zu präsentieren, ließ Intendant Tourny 1746–56 von dem Architekten Jacques-Ange Gabriel einen Garten anlegen. Während der Revolution verfiel die architektonische Ordnung, die Pflanzen verwilderten. 1856 wurde die Anlage als Jardin Public  (> zur Karte)zu einem englischen Landschaftspark umgestaltet. An seiner Westseite befinden sich ein botanischer Garten und das naturgeschichtliche Muséum de Bordeaux  (> zur Karte)(s. >>>>)

Jardin Public: Cours de Verdun, Tram C: Jardin Public, Nov.–Mitte Feb. tgl. 7–18, Mitte Feb.–Ende März, Okt. 7–19, April/Mai, Sept. 7–20, Juni–Aug. 7–21 Uhr, Eintritt frei, Café in der Südecke

… Römerluft

Ein Mauerrest an der Rue Docteur Albert Barraud ist Überbleibsel des antiken Amphitheaters, das unter der Bezeichnung Palais Gallien (> zur Karte)als einziges Denkmal von der römischen Vergangenheit der Stadt kündet. Das Theateroval aus dem 3. Jh. fasste 15 000 Zuschauer und damit beinahe die gesamte Bevölkerung von Burdigala. Als Regierungssitz der Provinz Aquitania secunda wuchs die ehemals keltische Siedlung auf eine Fläche von 120 ha an, das entsprach dem Zehnfachen der heutigen Esplanade des Quinconces.

Triangle d’Or und Rue Ste-Catherine

Kaufen ist nicht alles

Golden. Der Marktwert des Straßendreiecks Triangle d’Or (Tram C: Quinconces) ist kaum zu beziffern. Von Tür zu Tür schreitet man zwischen Allées de Tourny, Cours Georges Clemenceau und Cours de l’Intendance in dieser Welt des schönen Scheins an den großen Namen der Mode-, Design- und Schmuckbranche vorbei. Auf dem Scheitelpunkt des Dreiecks steht an der Place de Tourny fest auf seinem Sockel Louis-Urbain Aubert, Marquis de Tourny  (> zur Karte). 1743–57 weilte er als Intendant in Bordeaux und hatte demnach einen Großteil des klassizistischen Stadtumbaus unter sich. Bevor oder statt nun zum Parforceritt durch die Geschäfte aufzubrechen, lohnt ein Blick auf die Köstlichkeiten im ›Goldenen Dreieck‹ (s. Tour s. >>>>).

Goya in Bordeaux

Ein etwas verstaubtes Dasein fristete die Casa de Goya (> zur Karte), bis sie im Auftrag des Instituto Cervantes saniert wurde und heute dessen Sitz in Bordeaux ist. Im Haus lebte von 1824 bis zu seinem Tod 1828 der aus Spanien emigrierte Hofmaler Francisco José de Goya y Lucientes. Beigesetzt wurde der Schöpfer der Caprichos zunächst in Bordeaux, 1919 aber in seine Heimat überführt.

57, cours de l’Intendance, www.burdeos.cervantes.es, Tram B: Grand Théâtre, Mo–Do 9–18, Fr 9–15 Uhr

Vom alten Tor zum Einheitsbrei

Ein Katzensprung ist es von der Casa de Goya durch die Rue de la Vieille Tour zur Porte Dijeaux  (> zur Karte) (Tram B: Gambetta). Das Stadttor von 1784 geht auf einen römischen bzw. einen Vorgängerbau aus dem 14. Jh. zurück. Hier beginnt heute die gleichnamige, von Geschäften gesäumte Straße. Eine ihrer bekanntesten Adressen ist die Librairie Mollat  (> zur Karte), Bordeaux’ größte und Frankreichs zweitälteste Buchhandlung. Sie erstreckt sich über mehrere Häuser an der Ecke Rue Vital-Carles.

In ihrem weiteren Verlauf stößt die Rue de la Porte Dijeaux auf die Rue Ste-Catherine, Bordeaux’ Haupteinkaufsstraße. In dieser Fußgängerzone findet sich allerdings nur das Einheitsangebot moderner Großstädte samt Kaufhäusern und Fast-Food-Filialen.

Alte Passagen

Lohnendes Ziel im oberen Abschnitt der Rue Ste-Catherine – allerdings weniger ihrer Läden als vielmehr ihrer Architektur halber – ist die glasüberdachte Galerie Bordelaise  (> zur Karte) von 1833, die unter Denkmalschutz steht. Ein Laden aber ist eine Rarirät, Verdeun Maurice (Mo–Sa 10–12.30, 14–19 Uhr), der Modellfahrzeugfans begeistern wird.

Wer nicht in der Flut der Läden versinkt und aufpasst, entdeckt schließlich am Cours de l’Intendance Nr. 19 einen Torbogen. Dahinter verbirgt sich – ebenfalls unter Glas und aus dem 19. Jh. – eine historische Shoppingmeile, die Passage Sarget (> zur Karte).

Tour

Lust auf Genuss?

Wein, Käse und Schokolade im Triangle d’Or

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Gegessen wird immer, getrunken auch. Von daher erstaunt es nicht, dass sich zwischen teuren Mode- und Schmuckgeschäften auch die Anbieter leiblicher Genüsse behaupten. Allerdings nicht mit schnödem Zuckerwerk und Limonade, sondern mit dem Edelsten aus der Region.

Bordeaux – das heißt zuallererst Wein! Schon am Beginn der Allées de Tourny wartet die Weinhandlung Badie (> zur Karte)(Nr. 60–62, www.badie.com, Mo–Sa 10–19.30 Uhr), wo schon seit 1880 Süffiges und schmerzlich Teures aus dem Bordelais angeboten wird. Sie möchten sich erst informieren? Im imposanten Bügeleisenhaus an der Ecke Allées de Tourny/Cours du 30 Juillet logiert das Maison du Vin (> zur Karte) (www.bordeaux.com/de, Mo–Sa 11–22 Uhr), zentrale Adresse, um den Besuch in einem Weinschloss des Bordelais zu vereinbaren, große Tropfen zu degustieren oder in der École du Vin an önologischen Lehrgängen teilzunehmen. Die enorm praktische, aber auch sehenswerte Ergänzung dazu ist die Weinhandlung L’Intendant (> zur Karte) (2, allées de Tourny, www.intendant.com, Mo–Sa 10–19.30 Uhr) der Weinhandelsfirma Duclos. Seit 1886 widmet sie sich den edlen Tropfen. Im Laden reihen sich die Weine nach Herkunftsgebieten und Jahrgängen übersichtlich in Regalen aufgestapelt, die auf fünf Etagen durch eine Wendeltreppe erschlossen werden.

© Look, München: Katharina Jaeger

Wein über Wein gibt es bei L’Intendant.

Schokolade zum Wein? Ist Kult. Göttlich-schokoladige Versuchungen finden Sie bei Cadiot-Badie  (> zur Karte)(26, allées de Tourny, www.cadiot-badie.com, Mo, Sa 10–19, Di–Fr 9.30–19 Uhr), eine Chocolaterie, die seit der ersten Hälfte des 19. Jh. in Bordeaux besteht. Übrigens: Ende Mai verwandeln sich die Allées de Tourny in ein Theater der Sinne. Die Spitzenrestaurants der Stadt laden zum zweiwöchigen Fest Les Épicuriales (www.epicuriales.com/fr) ein, bei dem man sich täglich von 11 bis 1 Uhr den Freuden von Lukullus und Bacchus hingibt. Am Jahresende ist die Prachtstraße zudem Schauplatz des Weihnachtsmarkts.

Das Herz des triangle d’or ist die Place des Grands Hommes. Den Platz beherrscht das Einkaufszentrum Les Grands Hommes (> zur Karte)(www.lesgrandshommes.com) mit seinen exklusiven Boutiquen (und einem Supermarkt). Aber auch in den umliegenden Nebenstraßen, alle nach großen Männern benannt, reihen sich die Boutiquen. Zwischen ihnen fällt ein stadtbekanntes Käsegeschäft ins Auge, das für Kulinarik und Tradition steht. Allein zum Anschauen schön ist der Laden Jean d’Alos (> zur Karte)(4, rue Montesquieu, www.jeandalos-fromager.com, Di–Sa 9–13, 15–19, Fr/Sa 9–19 Uhr). Altmodisch gekleidete Bedienstete sammeln hier den vom Kunden ausgewählten Käse in Weidenkörben, um ihn dann zur Kasse zu tragen.

Nicht weit entfernt gibt es in der Chocolaterie Saunion  (> zur Karte)(56, cours Georges Clemenceau, www.saunion.fr, Mo 14–19.15, Di–Sa 9.30–12.30, 13.30–19.15 Uhr) wieder schokoladige und andere süße Versuchungen – in der vierten Generation und seit 1934 an dieser Adresse. 200 m weiter, schon außerhalb des eigentlichen triangle d’or, finden Sie zum Abschluss in einer Feinkosthandlung noch einmal (fast) alle Versuchungen vereint: Baud & Millet (> zur Karte)(19, rue Huguerie, http://baudetmillet.com, Mo–Sa 10–23 Uhr)ist spezialisiert auf Käse und Wein, die Sie hier vor Ort verkosten können.

Infos

Start:

Pl. de Tourny, Tram B, C Quinconces

Länge/Dauer:

1,5 km, reine Gehzeit 20 Min., doch Sie sollten 1–2 Std. einplanen, Aufbruch nicht vor 9 Uhr

Öffnungszeiten:

Mo–Sa meist 10–19 Uhr

Zwischen St-Seurin und St-André

Ein zweigeteilter Heiliger?

Wer Köln kennt, kennt vermutlich auch den hl. Severin, denn dort ist gleich ein ganzes Viertel nach ihm benannt – und nicht nur die romanische Basilika, die seine Reliquien beherbergt. Doch auch Bordeaux hat eine Severinsbasilika. Eine Legende erzählt, dass sich die Gebeine des Heiligen je zur Hälfte auf Köln und Bordeaux verteilen. Da blitzt die Legendenbildung des Mittelalters durch. Höchstwahrscheinlich gab es im 5. Jh. schlichtweg zwei Bischöfe namens Severinus. Am besten belässt man es dabei und merkt an, dass Severin in Frankreich Seurin heißt. Unter der Basilique St-Seurin (> zur Karte), im 11. Jh. erbaut, im 13./14. Jh. erweitert, im 19. Jh. restauriert, schaufelten Archäologen die Sarkophage einer großen gallo-römischen Nekropole frei. Geborgen wurde dabei auch das Epitaph einer jungen Frau namens Domitia. Mit der Datierung auf das Jahr 260 ist es das älteste christliche Zeugnis der Stadt. Die Grabdenkmäler, Amphoren und Fresken sind in der unterirdischen Ausgrabungsstätte zu besichtigen.

Pl. des Martyrs de la Résistance, www.saintseurin.info, Bus 2, 3, 26: St-Seurin, Martyrs de la Résistance; Site archéologique/Musée paléochrétien: Juni–Sept. 13–18 Uhr, 5 €

Kirche und Kommune

Wenn ein Monat für schlechte deutsch-französische Beziehungen stehen kann, dann der September. In diesem Monat des Jahres 1870 belagerten Preußen Paris. Im September 1914 stand die deutsche Wehrmacht vor den Toren der Hauptstadt. Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. In allen drei Kriegsfällen floh die französische Regierung aus Paris nach Bordeaux. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs entdeckte ein Mann aus den Reihen der Résistance seine Liebe zu dem Exilort: Jacques Chaban-Delmas. Er wurde Ministerpräsident und war jahrzehntelang Bürgermeister von Bordeaux (1947–77, 1983–95). Mit dem Verwaltungszentrum Mériadeck hat er der Stadt einen prägenden Stempel aufgedrückt. Das Viertel erstreckt sich südlich der Basilika St-Seurin, der Name erinnert an Erzbischof Ferdinand-Maximilien de Mériadeck, für den hier im 18. Jh. das Palais Rohan errichtet wurde. Der Prachtbau dient seit 1837 als Hôtel de Ville (> zur Karte). Bei einer Führung durch das Rathaus sehen Sie die prächtige Ehrentreppe und die kunstvoll vertäfelten Innensäle. Ein schöner Ort zum Verweilen ist der Rathausgarten, in dem u. a. ein alter Ginkgobaum steht und den das Musée des Beaux-Arts  (> zur Karte) (s. >>>>) umschließt.

Hôtel de Ville: Pl. Pey-Berland, Tram A, B: Hôtel de Ville, Mo–Fr 8.30–17, Führung Mi 14.30, Fr 10 Uhr, 5 €

Königliche Hochzeit

Viel weiter zurück in die Vergangenheit führt die Cathédrale St-André  (> zur Karte). Dort heirateten am 25. Juli 1137 die aquitanische Herzogin Aliénor und der französische Thronfolger Louis (s. >>>>s. >>>>).

War in den frühen Jahren des Christentums St-Seurin geistliches Zentrum, so wurde der Bischofssitz wohl schon im 6. Jh. hierher verlegt. Die Kathedrale wuchs zur stattlichen Größe von 124 x 44 m Grundfläche, ihr heutiges Kirchenschiff stammt aus der Blütezeit des Herzogtums im 11./12. Jh. Es folgten Veränderungen am Langhaus und der gotische Umbau von Chor und Querschiff. Man hatte Pläne für ein Meisterwerk, musste sich aber mangels Geld mit einer bescheidenen Lösung begnügen. So bleibt als Vorzeigestück das Königsportal mit seinem Skulpturenschmuck aus dem 13. Jh. Zu sehen sind zehn Apostel (Gewände), die Auferstehung (Türsturz), das Jüngste Gericht (Tympanon), das Himmelreich (Torbogen) sowie sechs Bischöfe und ein unbekanntes Königspaar (Galerie über dem Torbogen). Abendmahl, Himmelfahrt und Triumph Christi zählen zu den Themen des etwas jüngeren Nordportals.

Geldknappheit wirkte sich in kurioser Weise auch auf den Campanile aus, die knapp 50 m hohe Tour Pey-Berland, von deren Spitze Sie den schönsten Blick auf die Kathedrale haben. Pey Berland war der Erzbischof, der 1443 die Universität von Bordeaux gründete, sie ist heute die zweitgrößte des Landes. Nachdem der Turm im 15. Jh. fertiggestellt war, wurden die Mittel knapp – er blieb bis ins 19. Jh. ohne Glocken. Nur Bürgerprotest verhinderte, dass ihn die Revolutionäre 1790 abrissen.

Cathédrale St-André: Pl. Pey Berland, http://cathedrale-bordeaux.fr, Tram A, B: Hôtel de Ville, Mo 14–19, Di, Do, Fr 10–12, 14–18, Mi, Sa 10–12, 14–19, So 9.30–12, 14–18 Uhr; Tour Pey-Berland:www.pey-berland.fr, Juni–Sept. tgl. 10–18, Okt.–Mai Di–So 10–12.30, 14–17.30 Uhr, 6 €

Bei Nacht und Leichen

Nachdem der alte Friedhof bei St-Seurin seine Dienste getan hatte, entstand an der Rue François de Sourdis eine großzügigere Anlage. Auf dieser Cimetière de la Chartreuse (> zur Karte)stehen noch Grabsteine aus dem 19. Jh., dort ruhen auch die Mumien aus der Basilique St-Michel (s. >>>>). Fotografieren dürfen Sie nicht, können aber über das Office de Tourisme (s. >>>>) an einer nächtlichen Gruselführung teilnehmen (Tram A: St-Bruno – Hôtel de Région).

© Manfred Görgens, Wuppertal

Eine vergoldete Madonna wacht auf der Spitze der Tour Pey-Berland, des frei stehenden Turmes der Kathedrale.

St-Michel und Ste-Croix

Im Schatten der Kirche(n)

Während das Quartier Ste-Croix (Tram C: Ste-Croix) ein eher ruhiges Wohnviertel ist, zeigt sich St-Michel (Tram C: St-Michel) bunter, multikulturell, stark von Migranten geprägt. Noch stehen hier heruntergekommene Bauten neben sanierten, noch ist St-Michel volkstümlich, nicht gentrifiziert. Anziehungspunkte sind seine Basilika, der Trödelmarkt, Antiquitätenläden und weiter im Süden des Viertels der mit kulinarischen Genüssen gespickte Marché des Capucins (> zur Karte).

F

Bordeaux im Fußballfieber

Bis Mai 2015 war das 1923 als Radrennbahn eröffnete und 1938 im Stil des Art déco umgebaute Stade Chaban-Delmas (> zur Karte) (Pl. Johnson, Tram A: Stade Chaban-Delmas) Heimat des FC Girondins (www.girondins.com). Inzwischen ist es dem Rugby vorbehalten, während die französische Top-Fußballmannschaft im Matmut Atlantique  (> zur Karte) (Cours Jules Ladoumegue, Tram C: Parc des Exposition) kickt. Dieses Stadion mit einer Kapazität von mehr als 42 000 Zuschauern wurde im Stadtteil Lac für die EM 2016 neu errichtet. Mit seiner Lage an der Garonne, der Reduktion auf die pure Form, dem Spiel mit Gegensätzen und der Garantie für beste Sicht von allen Plätzen erfüllt es hohe Maßstäbe und eignet sich auch für Open-Air-Konzerte.

Die Mumien vom Turm

Mit 114 m ist er der unübersehbare Riese im Süden der Altstadt: La Flèche,›der Pfeil‹. Kein unabhängiges Bauwerk, sondern der 1472–92 errichtete Campanile der Basilique St-Michel (> zur Karte). Da man den Turm bis zur Höhe von 47 m besteigen kann, besitzt er beste Qualitäten als Ausguck. Doch galt einst die Krypta unter dem Turm als mindestens ebenso interessant, denn dort hatte man Mumien gebettet, die beim großen Umbau der Stadt Bordeaux im Bereich der Kirche zum Vorschein kamen. Offenbar war dies ein Gräberfeld gewesen, nur wusste niemand, warum die Leichen so gut konserviert waren. Als anschauliches Vanitas-Motiv wurden sie unter dem Turm aufgebahrt und Touristen gegen einen Obolus gezeigt. So schloss auch Victor Hugo bei seinem Besuch der Stadt 1843 mit den Mumien Bekanntschaft und nahm prägende Eindrücke mit. Man sagt, die verzerrten Gesichter, die ebenso zu grinsen wie zu schreien schienen, hätten ihm Motive für seine Romane geliefert. Die Mumien verblieben lange an ihrem Ort, wurden Objekt von Satanskulten und deshalb 1990 auf dem Friedhof La Chartreuse (s. Kasten s. >>>>) beigesetzt.

Campanile: April–Okt. tgl. 10–13, 14–18 Uhr, 5 €

Trödel, Antikes und Romanisches

Rings um La Flèche herrscht auf der Place Canteloup allmorgendlich Betriebsamkeit, wenn hier Verkaufsstände mit Trödel aufgebaut werden. Ergänzt wird das Angebot durch die Antiquitätenläden nebenan in der mehrstöckigen Passage St-Michel (> zur Karte), einem ehemaligen Speicherhaus.

Richtung Flussufer gelangen Sie an der Place Pierre Renaudel zur Église Abbatiale Ste-Croix (> zur Karte)(Pl. Pierre Renaudel). Das Portal der ehemaligen Benediktinerabtei weist noch Skulpturenschmuck der Romanik auf, das Gebäude selbst wurde im 19. Jh. grundlegend umgestaltet.

Cité Frugès-Le Corbusier

Zucker für den Architekten

Eine Satellitensiedlung wünschte sich der Zuckerfabrikant Henry Frugès und beauftragte den Architekten Charles-Édouard Jeanneret-Gris, der als Le Corbusier weltbekannt wurde. So entstand 1924–26 bei Pessac, 10 km westlich des Bahnhofs St-Jean, die Cité Frugès-Le Corbusier (> zur Karte) mit 49 Häusern. Ihre Bewohner nahmen im Lauf der Zeit vielerlei Umgestaltungen vor, doch ist die Cité wieder in den Originalzustand zurückgeführt und damit ein Freilichtmuseum der 1920er-Jahre.

www.pessac.fr, ab Gare St-Jean Bus 11: Costedoat, dann Bus 4: Le Monteil – Cité Le Corbusier

© Manfred Görgens, Wuppertal

Ramsch, Trödel und Antiquitäten sind die Melange im Warenangebot des Quartier St-Michel. Der Mix zaubert einen kräftigen Farbteppich ins Stadtbild.

Bacalan

Wandel eines Hafenviertels

Man könnte vermuten, dass die Docklands den Anstoß gaben, jedenfalls glichen sich die Bilder zumindest beim Umbau. Nur war die Londoner Variante ehemals schäbiger und geriet mit der Umgestaltung stärker in Richtung posh (vornehm). Die Hafenbecken am Nordrand von Bordeaux, Les Bassins à flot  (> zur Karte), sind zumindest gegenwärtig darauf ausgerichtet, die Vergangenheit nicht zu überfahren, sondern sie mitzunehmen. Deshalb bleibt als schwerer grauer Klotz darin die Base sous-marine  (> zur Karte). Die einstige U-Boot-Station der deutschen Besatzer wird seit 1989 für Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte genutzt und ist auch nur zu diesen Zeiten geöffnet.

Das Umfeld wirkt auf den ersten Blick desolat und wird sich gewiss noch kräftig wandeln, bewahrt aber auf spannende Weise den Geist der alten Hafenarbeiterszene. Dieses weitläufige Areal kann als Terrain für Entdecker gelten, die sich trauen, einfach mal anzuklopfen und einen Schwatz mit Unbekannten zu halten. Besonders am Ufer der Hafenbecken, wo auch die beiden Trockendocks wieder flott gemacht sind, herrscht Bewegung. Hier wurde ein riesiges Areal, längere Zeit von der alternativen Szene zwischengenutzt, in Bauland verwandelt. Im Hafenbecken selbst liegen noch Kutter mit Bars und Restaurants, allen voran I.Boat  (> zur Karte). An der Westseite der U-Boot-Station unterhalten Zirkusartisten die École de Cirque  (> zur Karte) mit einem Übungsgelände unter freiem Himmel, wo Sie vom Zaun aus den angehenden Trapezkünstlern zuschauen können.

Base sous-marine: Bd. Alfred Daney, nur zu Ausstellungen (Di–So 13.30–19 Uhr, ab 5 €) und bei Veranstaltungen, Programm und Tarife auf www.bordeaux-tourisme.com; École de Cirque: 286, bd. Alfred Daney, www.ecolecirquebordeaux.com; beide: Tram B: La Cité du Vin, Tram C: Place Ravezies

Von Reparatur bis Kultur

In einem ehemaligen Hangar südöstlich des Bunkers betreiben Mechaniker genossenschaftlich die Garage Moderne  (> zur Karte) (1, rue des Étrangers, www.legaragemoderne.org) und reparieren in einer sehenswerten Werkstatt Autos und Fahrräder – Publikumsverkehr ist nur teilweise willkommen. Hier und da offenbart sich ein uriges, fast endzeitliches Bild für die Götter, angereichert durch kulturelle Abendveranstaltungen und eine abgefahrene Kantine.

Garten, Sperrmüllmobiliar und einfache Kost verbinden sich in der Bar de la Marine (> zur Karte), wo Sie für Snacks oder Drinks einkehren können, um dann zu LesVivres de l’Art (> zur Karte) (4, rue Achard, http://lesvivresdelart.org, Mo–Fr 10–12.30, 14–18 Uhr) weiterzuziehen. Die Innen- und Außenbereiche des ehemaligen Schlachthofs geben Raum für Ateliers, Konzerte, Ausstellungen und Brunch. Das angrenzende Maison PIP (www.pipbiere.com) ist Brauerei und Gemüsegärtnerei, offen für Gäste, die ihre eigenen Pflänzchen ziehen möchten.

Mitten im Gewühl wurde zur Fußball-EM 2016 die ultramoderne Cité du Vin (s. >>>>) als Weinmuseum fertiggestellt. Wenig später kam das Musée Mer Marine (> zur Karte)(s. >>>>) hinzu.

Den Bedarf an einem Kommunikationsort deckt der bis 2017 geschaffene Markt Les Halles de Bacalan (> zur Karte).

Tram B: Rue Achard

Rechts der Garonne

Stillgelegt …

Die Sperrung des Pont de Pierre (> zur Karte) für den Autoverkehr, 2017 testweise eingeführt und nach einem erfolgreichen Jahr festgeschrieben, alarmierte das Viertel La Bastide am rechten Ufer der Garonne. Lange hatte die Stadt darum gerungen, dort neues Leben zu etablieren, nachdem das Quartier seit Schließung des Kopfbahnhofs verödet war. Dieser Gare d’Orléans zieht zwar heute als Multiplex-Kino Mégarama (> zur Karte) ebenso Publikum an wie die ringsum entstandenen Lokale. Aber die Geschäftsleute von La Bastide sehen zu Recht die Kundschaft schwinden, da nun keine Autofahrer mehr auf der Durchfahrt mal eben zum Einkauf rausspringen.

Von der Place de Stalingrad, wo der öffentliche Personennahverkehr Station macht, blickt man die endlos lange Avenue Thiers hinauf und sieht fast nur noch Straßenbahnen am Horizont verschwinden. Denn für Autofahrer ist die Achse quasi eine Sackgasse, sie nehmen jetzt die Peripherie.

Tram A: Stalingrad

… und zum Leben erweckt

Allerdings bringt das Ruhe in die City und für La Bastide Leben anderer Art. Die etwa 10 km lange Runde über Pont de Pierre, Quais, Pont Jacques Chaban-Delmas und Parkgelände am rechten Ufer hat sich zum Favoriten für unfassbar viele Radfahrer und Jogger entwickelt. Viele von ihnen haben La Bastide auch als angenehme und nicht gar so teure Wohnlage entdeckt, bevorzugt um den Jardin Botanique (> zur Karte), auch wenn dieser Garten über den Erholungswert hinaus keine bedeutende Attraktion darstellt.

In der Hinsicht übertrifft ihn um Längen der Hotspot Darwin (> zur Karte), 2012 in der ehemaligen Kaserne Niel eingerichtet. Vom Bio-Supermarkt bis zu Street Art, vom Coworking Space bis zur Kneipe, von der Skatehalle bis zum Festivalort logiert hier alles, was ein (kreatives) Dorf ausmachen könnte. Die Erfinder sprechen dann auch von einem village und haben es Darwin genannt, weil der Name Transformation andeutet. Auch wenn es dort schon verlockend ist, im reichen Gastro-Angebot seinen Hunger und Durst zu stillen, existiert nicht weit von Darwin die Guinguette Chez Alriq für Mahlzeiten und Musik am Flussufer.

Tram A: Stalingrad; Jardin Botanique: Esplanade Linné, www.jardin-botanique-bordeaux.fr, Sommer tgl. 8–20, Winter 8–18, Gewächshäuser/Ausstellungen Di–So 11–18 Uhr; Darwin: 87, quai des Queyries, http://darwin.camp, https://magasingeneral.camp, tgl.

Lieblingsort

© Manfred Görgens, Wuppertal

© Manfred Görgens, Wuppertal

Große Sause in die Neuzeit

Manchmal brechen schwere Entscheidungen über Menschen herein. Ende vom Lied ist dann vielleicht so eine Autobahnbrücke wie der Pont d’Aquitaine  (> zur Karte) (>>> Karte 4, D2). Seit den 1960er-Jahren arrangiert sich das Örtchen Lormont mit dieser zweitlängsten Hängebrücke Frankreichs. Die Gefallenen der Kriege, an die ein Denkmal erinnert, durften oder mussten den Fremdkörper in ihrem Dorf nicht mehr erleben. Dem Schwarzen Prinzen blieb er allemal erspart. Wobei nicht belegt ist, dass er dort eine Burg besaß, wo heute am Brückenkopf das Château de Lormont steht. Gleichwohl nennt sich ein Restaurant darin Le Prince Noir.

Museen

Bonapartes Vermächtnis

(> zur Karte) Musée des Beaux-Arts: Wenn nicht die vielen anderen Werke, so macht ein Gemälde den Besuch dieses Kunstmuseums zur Pflicht: »Das sterbende Griechenland auf den Trümmern von Missolunghi«. Eugène Delacroix schuf das Bild kurz nach Griechenlands Niederlage gegen die Türken (1826). Als Künstlerstreich an der Schwelle zum Impressionismus überhöht und heroisiert es den Freiheitskampf und nimmt ein noch berühmteres Werk Delacroix’ vorweg, das im Louvre hängt: »Die Freiheit führt das Volk«. Kriegsbeute und Werke aus der Sammlung des geköpften Königs wollte Bonaparte auf 15 französische Städte verteilen. So kam es 1801 zur Gründung des Musée des Beaux-Arts, das in zwei Galerien den Rathausgarten flankiert. Der Nordflügel widmet sich der Moderne, im Südflügel sind Gemälde der italienischen Renaissance, des französischen, niederländischen und flämischen Barock sowie Arbeiten aus dem 18. und frühen 19. Jh. ausgestellt. Einblick in Leben und Kultur der Stadt geben die Werke von Bordelaiser Künstlern, unter ihnen der symbolistisch-visionäre Odilon Redon (1840–1916) und der Fauvist Albert Marquet (1875–1947).

20, cours d’Albret, www.musba-bordeaux.fr, Tram A: Palais de Justice, Mi–Mo 11–18 Uhr, 5 €, mit Sonderausstellung 7 €, bis 18 Jahre und 1. So/Monat Eintritt frei

Mut zum Perspektivwechsel

(> zur Karte)Musée d’Art Contemporain (CAPC): Unter dem Namen Entrepôt Lainé firmiert ein riesiges Lagerhaus des Jahres 1824, das einst als Zwischenspeicher für die Hälfte aller im Hafen umgeschlagenen Kolonialwaren diente. Seit 1990 befindet sich in dem Gebäude das Museum für Zeitgenössische Kunst. Weiter Raum auf mehreren Etagen gibt Gelegenheit, zeitgenössische Kunst adäquat atmen zu lassen – Gemälde, Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen, Installationen und Videos aus der Zeit seit Ende der 1960er-Jahre. Immer begleiten Wechsel- oder Sonderausstellungen die Dauerausstellung.

7, rue Ferrère, www.capc-bordeaux.fr, Tram B: CAPC, Di, Do–So 11–18, Mi 11–20 Uhr, 5 €, mit Sonderausstellung 7 €

Ins Glas geschaut 1

(> zur Karte)La Cité du Vin: Man kann einen halben und sogar einen ganzen Tag in diesem futuristischen Museum verbringen, das mit 14 000 m² genau das ist, was sein Name verspricht: eine cité, ein Städtchen für sich. Seit 2016 widmet es sich als weltweit erstes Museum seiner Art der Kultur des Weines. Ein Multimedia-Parcours schafft dabei auf spielerische Weise Zugang zum Thema. Vom Dach aus, wo auch eine Probierstube eingerichtet ist, bietet sich ein weiter Blick über die Garonne bis hin zu den Weinfeldern in der Ferne, die der Stadt Reichtum brachten. Im Erdgeschoss des Museums sorgen Restaurants und Boutiquen für Entspannung.

1, esplanade de Pontac, Bacalan, www.laciteduvin.com, Tram B: La Cité du Vin, April–Aug. tgl. 10–19, Sept.–Dez. Mo–Fr 10–18, Sa/So 10–19, Jan.–März Do–Di 10–18 Uhr, 20 €

Ins Glas geschaut 2

Musée du Vin et du Négoce: Dieses kleine Museum widmet sich dem Wein und dem Weinhandel. Zwar kann es nicht mit der Cité du Vin (s. o.) konkurrieren, aber es vermittelt seine Einblicke an historischem Ort, da, wo einst die Weine in kühlen Kellern gelagert wurden.

41, rue Borie, T 05 56 90 19 13, Tram B: Chartrons, www.museeduvinbordeaux.com, ganzjährig tgl. 10–18 Uhr, 10 €

Aquitanischer Rundumschlag

(> zur Karte)Musée d’Aquitaine: