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Studienarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Romanistik - Italianistik, Note: 1-2, Universität des Saarlandes (Romanistisches Institut), Veranstaltung: Hauptseminar Vom Verismus zu D'Annunzio, Sprache: Deutsch, Abstract: Zwei Hauptelemente sind in Mastro-don Gesualdo auszumachen, die sich nachfolgend als roter Faden durch das gesamte Werk ziehen. Der Begriff des ersten stammt ursprünglich aus der Sprache der Physik, ist jedoch problemlos auf den Handlungsablauf eines Romans übertragbar. Es handelt sich um die Dynamik, den Zusammenhang zwischen Kräften und den durch sie verursachten Bewegungszuständen. Die in der Literatur beschriebenen Triebkräfte entspringen zumeist der Psyche oder Seele und befinden sich damit auf einer schwer durchschaubaren Ebene. Anders als die Naturwissenschaft, die für ein Gesetz der Dynamik eine immer anwendbare Gleichung hervorbringen konnte, gibt es bei Kräften, die auf Gefühlen beruhen eine Vielfalt ohne Regelmäßigkeit. Ängste, Liebe oder Süchte lösen individuell unvorhersehbare Bewegungszustände aus. Die Kräfte veranlassen die Personen zu immer neuen und verschiedenartigen Handlungen, die auf ihr Ziel ausgerichtet sind. Bei zu einseitiger oder blinder Kraftaufwendung kann diese eigentlich positive Energie durch Unerreichbarkeit des Ziels in Tragik, das zweite Hauptelement des Romans, umschlage
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Veröffentlichungsjahr: 2002
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Semesterarbeit zum Hauptseminar: „Vom Verismus zu D’Annunzio“ im Sommersemester 1996
Titel: Tragik und Dynamik in Mastro-don Gesualdo von Giovanni Verga
Verfasserin: Martina Ochs, Universität des Saarlandes, Romanistik
Note: 1-2
Inhalt
1.EinleitungS. 1 2.HauptteilS. 2 2.1. Die Dynamik S. 2
2.1.1 Mastro-don Gesualdos Kraftquelle S. 2
2.1.2 Die Roba als Religion in der Schicht der Adligen S. 8
2.1.3 Der Klerus und der Mammon S. 10
2.1.4 Besitzstreben im Proletariat S. 13
2.1.5 Handlungsmotive in der Familie S. 16 2.1.6 Die "disinteressati" S. 192.2. Die Tragik S. 253. Schluß S. 30 4. Bibliographische Angaben S. 31
1. Einleitung
Zwei Hauptelemente sind inMastro-don Gesualdoauszumachen, die sich nachfolgend als roter Faden durch das gesamte Werk ziehen. Der Begriff des ersten stammt ursprünglich aus der Sprache der Physik, ist jedoch problemlos auf den Handlungsablauf eines Romans übertragbar. Es handelt sich um die Dynamik, den Zusammenhang zwischen Kräften und den durch sie verursachten Bewegungszuständen. Die in der Literatur beschriebenen Triebkräfte entspringen zumeist der Psyche oder Seele und befinden sich damit auf einer schwer durchschaubaren Ebene. Anders als die Naturwissenschaft, die für ein Gesetz der Dynamik eine immer anwendbare Gleichung hervorbringen konnte, gibt es bei Kräften, die auf Gefühlen beruhen eine Vielfalt ohne Regelmäßigkeit. Ängste, Liebe oder Süchte lösen individuell unvorhersehbare Bewegungszustände aus. Die Kräfte veranlassen
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die Personen zu immer neuen und verschiedenartigen Handlungen, die auf ihr Ziel ausgerichtet sind. Bei zu einseitiger oder blinder Kraftaufwendung kann diese eigentlich positive Energie durch Unerreichbarkeit des Ziels in Tragik, das zweite Hauptelement des Romans, umschlagen.
Der Terminus ist sowohl im antiken als auch im fatalistischen Sinne anwendbar. In der antiken Interpretation wird die Tragik als eine ins Maßlose gesteigerte Sühne für moralische Schuld angesehen. Die andere Deutung geht vom Walten eines unentrinnbaren, ungerechten Schicksals aus1. Diese Auffassung vertritt auch Attilio Momigliano in Bezug auf Vergas Schriftstück:
”I malanni nascono dalla forza stessa delle cose, dalla natura stessa degli uomini, dalla logifatale delle rigide leggi che governano la nostra sorte"2. ca
Welche Motive inMastro-don Gesualdowelche Bewegungszustände auslösen und inwiefern sich tragische Elemente manifestieren, soll im Folgenden untersucht werden.
2. Hauptteil
2.1 Die Dynamik
2.1.1 Mastro-don Gesualdos Kraftquelle
Von Beginn des ersten Kapitels an wird deutlich, daß die treibende Kraft in jeder Überlegung, in jedem Gedanken inMastro-don Gesualdodas Streben nach Besitz ist. "Il denaro" und "La terrra con i suoi prodotti" sind hier die Schlüsselwörter. Mit dem Begriff der "roba" werden sie zusammengefaßt. Möglichst viel Roba zu besitzen, ist das grundlegende Motiv der Bewohner des kleinen Ortes auf Sizilien. Die Habgier fast aller vorkommender Handlungsträger ist so groß, daß sie deren gesamtes Leben bestimmt. Darin besteht die Dynamik; auf dieser Basis "si genera
tutta una rete fitta e complessa di rapporti sociali, tutta un'etica [...]"3. Das Verlan-
1vgl.”Tragik” in Otto Bantel, Dieter Schaefer: Grundbegriffe der Literatur
2s. S. 145, Gorizio Viti: Guida a mastro don Gesualdo
3s. S. 141, Viti