Ein bisschen mondsüchtig - Anke Franzl - E-Book

Ein bisschen mondsüchtig E-Book

Anke Franzl

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Beschreibung

Nach fast drei Jahren ist in der Ehe zwischen Amelie und Jochen nichts mehr so, wie es sein sollte. Sie versucht auf ihre eigene Art, noch etwas zu retten. Dann macht sie eine folgenschwere Entdeckung und lernt eine völlig neue Seite ihres Partners kennen.

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Seitenzahl: 94

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Ein bisschen mondsüchtig

TitelseiteHinweis der Autorin:PrologKapitel IKapitel II – fünf Jahre zuvorKapitel IIIKapitel IVKapitel VKapitel VI – EnttarnungKapitel VIIKapitel VIII – der PlanKapitel IX – der Showdown beginntKapitel X – das EndeImpressum
Anke Franzl

Ein bisschen mondsüchtig 

Hinweis der Autorin:

Alle handelnden Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit realen Existenzen sind rein zufällig und keineswegs beabsichtigt.

Prolog

Wenn man sein Leben Revue passieren lässt - wo fängt man an? Wann geht das eigentliche Leben los? Mit der ersten Erinnerung oder erst mit dem ersten bewussten Handeln, der ersten richtigen Entscheidung, die man in seinem Leben trifft? Und welche ist die erste richtige Entscheidung? 

Sich im Alter von zwei Jahren mit Susi in der Spielgruppe anzufreunden? Gut, das war sicherlich bis heute eine der besten Entscheidungen, die ich in meinem Leben treffen konnte. Oder sich in einen Mann zu verlieben, der sich als der größte auszumachende Fehler erweist? Aber halt, Verlieben ist ja keine bewusste Entscheidung, dazu wird man von seinen Gefühlen verleitet. Aber wieso machen Gefühle die Menschen so blind für das Offensichtliche? Wieso kann man nicht ausgerechnet dann eine richtige Entscheidung treffen, wenn es sich um den vermeintlichen Partner des Lebens handelt?

Meine Freundschaft mit Susi habe ich bisher keinen Tag in meinem dreißig Jahre alten Leben bereut. Rosenkohl habe ich schon als kleines Kind ganz bewusst wieder ausgespuckt, ich esse heute noch keinen und habe nach wie vor nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Aber Jochen zu heiraten, nachdem ich mich in ihn verliebt hatte - das hätte nun wirklich nicht sein müssen...

Kapitel I

Vollmond. Wieder einmal so eine Nacht, die mir den Schlaf raubt, dachte ich mir, während ich mich im Bett wälzte. Nun, ein kleines bisschen mondsüchtig war ich immer schon und schlafe zu diesen Zeiten schlecht. Aber in letzter Zeit häuften sich die Nächte, in denen ich auch ohne Vollmond nicht besonders gut schlafen konnte und mich gezwungen sah, über mein Leben nachzudenken, leider.

Ich bin weder ein wehleidiger noch besonders tiefgründiger Mensch, aber ich muss immer öfter an meinen Bruder Jonathan denken, der liebend gerne seine Umwelt mit altklugen Lebensweisheiten beglückte. Er war immer der festen Überzeugung, dass man sich bei Problemen - egal welcher Art - einfach fünf Minuten lang ganz intensiv auf sich selbst konzentrieren muss, sein Leben und die Art und Weise, wie man es führt, überdenken soll und dann automatisch eine Lösung findet.

Ha, ha, ha! Ich bezweifele heute noch, dass er auch nur eine Sekunde an seine Sprüche geglaubt haben kann, obwohl er uns, meine Eltern und mich, tagtäglich mit einem ähnlich gearteten Geschwätz nervte. Er selbst ist schließlich das beste Beispiel dafür, wie es so richtig schief laufen kann. Und sieht man sich die Art und Anzahl der Richtungswechsel an, die er in seinem Leben schon vorgenommen hat, so scheint er ganz oft fünf Minuten lang über sein Leben nachgedacht zu haben. Wobei, mittlerweile sieht es so aus, als hätte er tatsächlich den richtigen Weg gefunden, was man nach häufig wechselnden Bekanntschaften, drei abgebrochenen Studien und zwei versuchten Selbstständigkeiten, von den ständig sich verändernden musikalischen Vorlieben ganz zu schweigen, nicht unbedingt erwarten konnte. Noch heute wird mir übel, wenn ich an die Phase denke, in der er Volksmusik für ein schützenswertes Kulturgut hielt und mir Karten für ein Konzert mit einem deutschen Duo zum Geburtstag geschenkt hat. Aber er hat die Kurve gekriegt und ist heute einigermaßen gefestigt. Eigentlich wirklich witzig, dass ausgerechnet mein Bruder Scheidungsanwalt geworden ist, damit hatte nun wirklich keiner gerechnet! Der Job hat dazu geführt, dass er Verantwortung übernehmen musste und insgesamt ruhiger geworden ist. Aus seiner Kindheit hat er sich die blonden Engelslocken und tiefblauen Augen bewahrt, ein nicht unansehnlicher Körper ist in Erwachsenenjahren hinzugekommen. Und er hat noch den gleichen ungebrochenen Charme wie früher. Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich ihn auch immer noch irgendwie süß, vielleicht nennen wir ihn in der Familie deshalb nach alter Gewohnheit Nathi, nicht ganz passend für einen gestandenen Anwalt mit über dreißig Jahren, der eine Scheidung nach der anderen für seine meist weiblichen Klienten hinter sich bringen muss. Häufig stöhnt er über die hohen Scheidungsraten, die zu jeder Menge Überstunden führen. Wobei er damit auch gleichzeitig andauernd ein ganzes Heer unschuldiger und betrogener Frauen auf Freiheitsfüßen kennen lernt. Ich sollte mir ernsthaft Gedanken machen, ob ich mich nicht auch bald von ihm vertreten oder zumindest beraten lasse.

Das Resümee meiner fast drei Jahre alten Ehe ist eine einzige Katastrophe, der Kollege, der mich die letzten achtzehn Monate angehimmelt hat, plant in absehbarer Zeit eine eigene Ehe und steht somit nicht mal mehr für eine Affäre zur Verfügung, und mit der zunehmenden Anzahl an Falten, die man mit dreißig nun mal hat, wird es mir nicht leicht fallen, überhaupt auch nur einen One-Night-Stand zu ergattern.

Keine schönen Gedanken für eine romantische Vollmondnacht, ging es mir durch den Kopf, als ich unruhig versuchte, im Bett eine bequeme Position zu finden. Also konnte ich auch aufstehen und noch eine Zigarette rauchen. Aber die Zähne sind schon geputzt, schimpfte mich ich selbst. Auch egal, ich würde sie einfach noch einmal putzen, wenn ich wieder ins Bett kriechen würde.

Ehe hin, potenzielles Verhältnis hin, im Job hat eine drei Jahre jüngere Blondine, die nur aus Beinen zu bestehen scheint, auf der Überholspur ausgeholt. Mit den blonden Engelslocken meines Bruders war ich nun nicht gesegnet worden, bei mir ist alles schön glatt, alles fast schwarz, im Prinzip nicht schlecht, leider aber auch nichts Besonderes. Meine Beine sind nur einen Meter lang, das habe ich mal nachgemessen, und hohe Schuhe trage ich nicht so gerne, weil mir da mein Gleichgewichtssinn Streiche spielt. Die Haut wird mit dem Rauchen nun auch nicht strahlender und schöner. Und dann noch das finanzielle Desaster nach meiner supertollen Spekulation auf diese bescheidene japanische Aktie, der Geheimtipp eines Bekannten aus Jochens Golfclub. Der Tipp scheint so geheim gewesen zu sein, dass kein anderer Depp außer mir diese Aktien gekauft hat. Innerhalb von nur zwanzig Tagen war mein sauer angesparter Notgroschen von vierzigtausend Euro um mehr als sechzig Prozent verschwunden, ins Nichts abgetaucht. Der Verlust ist noch nicht realisiert, aber jedes Mal, wenn ich meinen Depotstatus abfrage und sehe, wie viel ich theoretisch verloren habe, kommen mir die Tränen.

Einen noch größeren Schwund verzeichnet nur meine Ehe und Beziehung zu Jochen. Und mir wurde schmerzhaft bewusst, dass es endlich an der Zeit war, etwas zu verändern.

“Kriege ich heute keinen Kaffee? ... Oh Gott, du hast hier geraucht! Und danach deine Zähne nicht geputzt! Widerlich! Und jetzt soll ich mir wohl den Kaffee selbst kochen, oder was? Muss ich denn wirklich alles machen!? Soll ich vielleicht heute Abend auch noch waschen? Ist denn eine Tasse Kaffee am Morgen zu viel von dir verlangt? Peters Frau bereitet jeden Morgen ein frisches Müsli zu und presst Orangen aus. Ich komme mir immer vor wie der letzte Idiot, wenn wir uns über unsere tollen Ehefrauen unterhalten, weil ich nichts beizutragen habe, außer: ’Meine Frau qualmt regelmäßig die Wohnung voll’. Klasse, nicht?”

So fiel die Begrüßung meines Ehegatten Jochen aus. Ich musste wohl doch eingeschlafen sein, denn die Tür zur Dachterrasse stand noch offen und ich war schier erfroren. Bewegen konnte ich mich zumindest nicht. Und mein Atem war sicherlich nicht der frischeste. Aber ein ‘Guten Morgen’ oder ‘Hast du auf dem Sofa geschlafen?‘ wäre doch nett gewesen. Aber was machte das schon, ich kannte es nicht anders. In den letzten zwei Jahren, es begann sogar schon im Jahr unserer Hochzeit, hatte sich unsere einst so große Liebe erst in ein Nebeneinander oder Aneinander-Vorbeileben gewandelt, um dann in Gleichgültigkeit zu verharren. Wenn wir überhaupt einmal miteinander sprachen, was nur der Fall war, wenn Jochen vor elf Uhr abends den Weg nach Hause fand und nun absolut nichts in einem der siebzig Fernsehprogramme lief, die wir empfangen können, waren es Belanglosigkeiten über seinen Job, das Wetter oder aber heftige Diskussionen über unser Zusammenleben.

Wieder und wieder frage ich mich, wie ich mich überhaupt in ihn habe verlieben können, da doch alle Alarmlampen am Anfang hätten angehen müssen.

Kapitel II – fünf Jahre zuvor

Jochen – ein Kapitel für sich!

Es ist jetzt ungefähr fünf Jahre her, dass Jochen und ich uns in der Sauna - wirklich romantisch! – kennen gelernt haben. Er war neues Mitglied in meinem Fitnessstudio, das ich in den Zeiten meines Jurastudiums noch so fleißig besucht habe. Mindestens drei Mal in der Woche habe ich mir meine Lunge aus dem Leib geradelt, gerudert oder gesteppt. Damals kannte ich den Begriff Orangenhaut nur aus den Frauenzeitschriften beim Zahnarzt und Friseur und mein Busen hatte noch nicht dieses dringende Bedürfnis, der Erde ein wenig näher als gut für ihn zu kommen.

Klar, dass er sich sofort in mich verliebt haben muss, als er mich sah! Er war nach seiner kurzen Ehe von zwei Jahren, in der seine Frau ungefähr fünfzig Prozent ihres Gewichtes zugenommen und ihm zudem noch ein Baby untergejubelt hatte, völlig frustriert, weil sie keine Zeit mehr für ihn hatte, keinen Sport - und wahrscheinlich auch keinen Sex - mehr mit ihm treiben wollte und viel zu viel Zeit mit dem kleinen Bengel verbrachte. Er war also quasi schon auf dem Absprung der Ehe, seine Frau und er versuchten eine harmonische Trennung des Kindes wegen. Das war zumindest seine Variante, und ich fand es toll, wie er mit der alten Beziehung umging und natürlich auch, wie er mich angebetet und bewundert hat, ohne mir sofort damit auf die Nerven zu fallen.

Er behauptete stets, ein Faible für unabhängige und emanzipierte Frauen zu haben - heute weiß ich, was er damals damit gemeint hat -, Frauen, die sich nicht vollkommen ihrem Partner unterwerfen, sondern auch für sich selbst denken und handeln und aktiv werden. So begann also bei 85 Grad Celsius ein heißer Flirt, und wenn er nicht bereits nackt gewesen wäre, hätte ich ihn sicherlich mit den Augen ausgezogen, so lecker, wie er gebaut war. Bei ihm war eine aufwändige Verführung auch nicht mehr notwendig und so sind wir bereits am ersten Tag unseres Kennenlernens auf dem Liegesitz seines alten Jaguars gelandet und haben uns all unseren körperlichen Gelüsten hingegeben, bis die Scheiben beschlagen waren. Wir konnten ja nirgends hin, da Jochen zu dieser Zeit noch verheiratet war und mit Frau und Sohn unter einem Dach lebte und ich ihn meinen zuckersüßen und superschwulen WG-Kameraden Daniel und Andrea erst einmal vorenthalten wollte. Denen hatte nämlich ein paar Monate vorher doch tatsächlich ein vermeintlich heterosexueller feuriger Spanier, den ich mit nach Hause gebracht hatte, schöne Augen gemacht. Das wollte ich mit Jochen nicht noch einmal riskieren.

Also, es war wild und schön mit ihm im Auto und bei einigen Zigaretten danach, die wir allerdings im Freien rauchen mussten, da seine Frau keinen Qualm im Auto mochte, hat er mir seine Lebensgeschichte in kurzen Zügen umrissen. Jochen ist ein Einzelkind (da hatte er mein erstes Mitleid und meinen ersten Neid), seine Eltern lehren beide als Professoren an der TU in München, und entgegen der elterlichen Wünsche hat er den Weg der Rechtswissenschaften eingeschlagen. Als erfolgreicher und gefragter Anwalt konnte er sich schnell eine riesige Dachterrassenwohnung mit mehr als 200 Quadratmetern Wohnfläche im alten Teil von München-Solln leisten, die allerdings durch den ungeplanten Nachwuchs aus allen Nähten zu platzen drohte. Ich fand es richtig schlecht und mies von seiner Frau, ihm ein Kind unterzuschieben, obwohl er gedanklich noch nicht so weit war, und hatte bereits das zweite Mal Mitleid mit ihm. Das hätten schon die ersten Warnsignale sein müssen, wenn man sich gerade mal zwei Stunden kennt und schon Mitleid mit dem Typen hat...

Aber jeder Blick in seine tiefbraunen Augen hat mich alles vergessen lassen und Bedenken sind mir überhaupt nicht gekommen. Das war nun wirklich ein Fehler. Aber ich war einfach blind und habe nur mit dem Unterleib gedacht, denn der Sex mit ihm war gigantisch, egal wo! In der Nacht haben wir noch mal im Auto so richtig losgelegt und danach bin ich wie in Trance nach Hause gefahren. Daniel und Andrea waren sogar noch wach und haben mir sofort angesehen, was passiert war. Das hing nicht alleine mit meinen zerzausten Haaren und der schlecht zugeknöpften Jeans zusammen, sondern Andrea meinte: ”Du siehst aus, als hättest du den besten Sex deines kurzen Lebens gehabt!"