Ein Seehund für Herrn Albert - Judith Kerr - E-Book

Ein Seehund für Herrn Albert E-Book

Judith Kerr

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Beschreibung

Von der Autorin von ›Als Hitler das rosa Kaninchen stahl‹ Was fängt man mit einem verlassenen Seehundkind an, das man an der Küste findet? Man nimmt es natürlich mit und schmuggelt es an dem herzlosen Hausmeister vorbei direkt in seine Badewanne! Genau das macht der alte Herr Albert – mit ungeahnten Folgen. Das fröhliche Robbenbaby Charlie plantscht sich nämlich nicht nur in Herrn Alberts Herz, sondern auch in das seiner zauberhaften Nachbarin Fräulein Craig. Aber weil Seehunde nun mal nicht in Badewannen leben dürfen, muss ein neues Zuhause für den kleinen Charlie her. Am besten eines, wo für die beiden Menschenfreunde auch noch Platz ist. Ein hinreißender Roman über ein ebenso liebenswertes wie ungewöhnliches Haustier und wahre Tierliebe. Mit 60 zauberhaften Bleistiftillustrationen der Erfolgsautorin Judith Kerr.

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Seitenzahl: 47

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Judith Kerr

Ein Seehund für Herrn Albert

Aus dem Englischen von Sybille Schmidt

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Inhalt

WidmungEines Morgens ...Nachwort

Für meinen Vater, auf dessen Balkon einmal ein Seehund wohnte

Eines Morgens saß Herr Albert auf dem Balkon seiner Wohnung und schaute der Sonne beim Aufgehen zu. Der Himmel leuchtete rosa und orange und sah wunderhübsch aus, doch selbst dieser schöne Anblick konnte Herrn Albert nicht aufheitern.

Erst sieben Uhr, dachte er. Was um alles in der Welt soll ich mit diesem endlos langen Tag anfangen?

Um diese Uhrzeit war Herr Albert sonst längst in seinem Kiosk gewesen und hatte den Botenjungen losgeschickt, damit er das Tagblatt austrug.

Dann hatte Herr Albert Zeitungen, Pfeifentabak und diese neumodischen Zigaretten an Leute verkauft, die zum Bahnhof eilten.

Bevor die Kinder aus der Schule kamen, hatte Herr Albert die zwölf großen Bonbongläser mit bunten Süßigkeiten aufgefüllt. Und er hatte immer gerne mit den Damen geplaudert, die Bleistifte, Notizblocks oder braunes Packpapier erstehen wollten.

Ich hätte den Kiosk nicht verkaufen dürfen, dachte Herr Albert bei sich. Die Käufer hatten ihm zwar ein stattliches Sümmchen Geld bezahlt – aber wie sollte er sich jetzt nur die Zeit vertreiben?

Allmählich erwachte die Stadt. Der Milchmann zog mit seinem Pferdekarren von Haus zu Haus und stellte den Leuten ihre Flaschen vor die Tür. Der Postbote, der Herrn Albert auf dem Balkon entdeckt hatte, winkte und schwenkte einen Brief.

Als Herr Albert nach unten ging, um den Brief abzuholen, schimpfte der Pförtner gerade mit einer kleinen rundlichen Dame in den besten Jahren. Die Dame hielt einen Käfig mit einem winzigen Vogel in der Hand, und wie immer regte sich der Pförtner fürchterlich auf.

»Haustiere sind hier nicht erlaubt!«, zeterte er. »Sie kennen doch die Vorschriften! Keine Haustiere in den Wohnungen!«

»Ach, um Himmels willen aber auch«, erwiderte die Dame. »Das ist doch nur der Kanarienvogel meiner Schwester, auf den ich ein paar Tage aufpassen soll!«

»Bis zum Wochenende muss er verschwunden sein!«, raunzte der Pförtner, marschierte in sein Pförtnerkabuff und spähte durch das kleine Fenster, um nach weiteren Regelverstößen der Hausbewohner Ausschau zu halten.

Die Dame verdrehte die Augen und sah Herrn Albert an, der gerade den Brief in Empfang nahm. Der Brief war von Herrn Alberts Vetter William.

William schrieb, sie hätten schönes Wetter und die zahlreichen Sommergäste würden ihm viel Fisch abkaufen. Wann Albert denn nun endlich mal zu Besuch kommen wolle?

In dem Briefumschlag steckte noch eine Postkarte mit einem Bild vom Hafen und den aufgedruckten Worten: Eine Reise wert!

Schon lange hatte William versucht, seinen Vetter Albert zu einem Besuch zu überreden. Früher hatte Herr Albert seinen Kiosk nicht alleine lassen wollen, doch jetzt dachte er: Wieso eigentlich nicht? Bestimmt war eine Reise unterhaltsamer, als alleine in der Wohnung herumzusitzen und sich zu langweilen.

Rasch eilte Herr Albert wieder nach oben in seine Wohnung, und plötzlich kam ihm dieser Tag gar nicht mehr endlos und öde vor.

Als Erstes schrieb er seinem Vetter, dass er die Einladung gerne annehme. Dann kaufte Herr Albert im Postamt eine Marke und schickte den Brief ab. Danach wuchtete er seine Reisetasche vom Schrank herunter und überlegte, was er einpacken musste.

Und bald darauf saß er auch schon ziemlich aufgeregt im Zug und fragte sich ein wenig besorgt, auf was um alles in der Welt er sich da wohl eingelassen hatte.

Doch als er ankam, war er sehr erleichtert, denn sein Vetter William erwartete ihn bereits am Bahnhof, zusammen mit dem zehnjährigen Tommy, der »Onkel« zu Herrn Albert sagte und ihm gleich die Reisetasche abnahm.

Zu Hause wurden sie von Williams Frau empfangen, die ein Baby in den Armen hielt. Zwei kleine Mädchen kamen aus dem Haus gerannt, schrien »Onkel Albert! Onkel Albert!« und zerrten ihn in die Küche, wo schon das Abendessen aufgetischt war.

Herr Albert hatte Geschenke für die Kinder mitgebracht – Buntstifte und Bonbons für die Mädchen und einen ganzen Berg Comichefte für Tommy –, und alle plauderten mit ihm und überschlugen sich förmlich vor Fragen. Es kam Herrn Albert vor, als sei er wieder in seinem Kiosk, und zwar nach Schulschluss – was all die Jahre seine Lieblingszeit gewesen war.

Als alle aufgegessen hatten, sagte Vetter William: »Morgen hab ich alle Hände voll zu tun, Tommy. Du könntest Onkel Albert doch mal das Tierchen zeigen.«

»Was denn für ein Tierchen?«, erkundigte sich Herr Albert.

»Einen kleinen Seehund«, antwortete William. »Er trinkt noch bei seiner Mutter, aber wenn sie unterwegs ist, um Fische zu fangen, lässt sie den Kleinen alleine. Und Tommy beobachtet ihn dann immer.«

Herr Albert sagte, er würde den kleinen Seehund sehr gerne anschauen.

Am nächsten Tag wurde Herr Albert mit Williams alten Gummistiefeln und einer Regenjacke ausstaffiert, und dann ruderten Tommy und er durch die Bucht.

Schon bald sahen sie einen sandbedeckten Felsen, der aus dem Wasser aufragte. Auf diesem Felsen lag etwas Weißes – ein kleiner Seehund, der sich genüsslich in der Sonne aalte. Als er das Platschen der Ruder hörte, hob er den Kopf und guckte mit seinen großen dunklen Augen zu ihnen herüber.

»Er kennt mich, weil ich ganz oft herkomme«, erklärte Tommy. »Manche Fischer hier sagen, die Robben fressen ihnen den Fisch weg, und deshalb erschießen sie die Seehunde. Mein Papa macht das aber nie. Der sagt immer: ›Leben und leben lassen.‹« Tommy beäugte das kleine Tier begeistert. »Ist der nicht süß?«

Auch Herr Albert betrachtete den kleinen Seehund, der sich zufrieden die Sonne auf sein flauschiges weißes Fell scheinen ließ. Und Herr Albert dachte, dass er noch nie zuvor in seinem Leben etwas so Liebenswertes gesehen hatte.