Ein sinnlicher Weihnachtstraum - Jules Bennett - E-Book

Ein sinnlicher Weihnachtstraum E-Book

Jules Bennett

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Beschreibung

Nur weil Hollywood-Star Beau Elliott mit seinem sexy Lächeln Millionen Frauen verzaubert, wird sie noch lange nicht schwach! Schließlich wohnt Scarlett über die Weihnachtstage rein beruflich auf seiner Luxusranch - als Nanny seiner kleinen Tochter. Doch am prasselnden Kaminfeuer weckt Beau plötzlich ein prickelndes Begehren in ihr. Obwohl sie weiß, dass der Playboy sie niemals lieben wird, lässt sich Scarlett auf eine Affäre ein. Sie fühlt sich wie in einem sinnlichen Weihnachtstraum. Aber was soll sie bloß tun, wenn der Traum endet?

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Seitenzahl: 199

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Jules Bennett Originaltitel: „A Texan For Christmas“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto in der Reihe: DESIRE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARABand 2100 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Victoria Werner

Abbildungen: Dan Couto Photography Inc. / Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733725402

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Scarlett Patterson umfasste den Griff ihres kleinen Koffers fester und wartete.

Und wartete.

Zweimal hatte sie schon geklopft, aber nichts rührte sich. Die Adresse war richtig, daran konnte es keinen Zweifel geben. Es war ein kleines Haus am Rand der großen, malerischen Pebblebrook Ranch in Stone River. Sie wusste, für wen sie arbeiten würde. Allein der Gedanke an Beau Elliott ließ ihren Puls schneller gehen. Beau Elliott – der Bad Boy von Hollywood, der Cowboy-Casanova. Die Zahl der Titel, die man ihm gegeben hatte, war endlos.

Allen Berichten der Presse nach war vor ihm keine Frau sicher. Scarlett wusste nicht, ob sie ihn auf Fotos schon zweimal mit derselben gesehen hatte.

So war es zumindest bis zu dem Zeitpunkt gewesen, als eine von ihm schwanger geworden war. Man sah die beiden häufiger zusammen, aber bald fingen die Gerüchte an zu brodeln – Gerüchte von Drogen, die man in der Tasche seiner Geliebten gefunden hatte. Gerüchte von Affären, die wieder aufgenommen wurden – oder die vielleicht nie beendet worden waren.

Wieso er jetzt nach Texas auf die Ranch seiner Familie zurückgekehrt war, wusste sie nicht, und es ging sie auch nichts an.

Scarlett ließ den Blick umherwandern, wobei sie die Augen vor der Wintersonne abschirmte. Weit und breit war niemand zu sehen. Bis zum Horizont nur grüne Hügel mit Rindern. Eine reine Postkartenidylle.

Die Ranch der Elliotts war riesig – nach allem, was Scarlett gehört hatte, umfasste sie zweitausend Hektar. Es gab mehrere Häuser für die Familie, und ein Teil sollte demnächst zu einer Ferienranch ausgebaut werden. Wenn sie es richtig verstanden hatte, würde dieses Haus dann eine der Gästeunterkünfte sein.

Wieso wohnte Beau Elliott hier statt in einem der Haupthäuser, so wie seine Brüder? Hatte er überhaupt vor zu bleiben?

Fragen über Fragen.

Aber sie war nicht hier, um sich für das Privatleben dieses Mannes zu interessieren. Ihre Aufgabe bestand einzig und allein darin, sich um sein Baby zu kümmern.

Das Klicken des Schlosses riss sie aus ihren Gedanken.

Und dann stand er vor ihr: Beau Elliott. Sexiest Man Alive. Ohne Hemd, nur mit einer tief sitzenden Shorts bekleidet. Ein Tattoo zierte seine muskulöse Brust und verschwand über der Schulter.

Sieh nicht hin! befahl sie sich. Starr nicht auf das Tattoo! Fass es nicht an!

„Wer sind Sie?“

Die tiefe Stimme holte sie abrupt zurück in die Wirklichkeit. Erst jetzt wurde Scarlett bewusst, dass sie den Mann wie hypnotisiert angestarrt hatte.

Sein stoppeliges Kinn und das zerzauste Haar verrieten, dass Beau Elliott eine unruhige Nacht hinter sich hatte. Soweit sie wusste, hatte ihre Vorgängerin ihn am vergangenen Abend wegen eines familiären Notfalls verlassen müssen.

Auch Scarlett hatte nicht ihren besten Tag, sie waren also auf Augenhöhe – wenn man einmal von dem kleinen Unterschied im Kontostand absah: Milliardär und Nanny.

Das zusätzliche Geld, das sie mit diesem Job verdienen würde, konnte sie gut gebrauchen. Da sie eine erfahrene Nanny war, sollte es kein Problem für sie sein, sich um ein süßes, fünf Monate altes Baby zu kümmern. Oder?

Scarlett unterdrückte den Schmerz, der sie bei diesem Gedanken erfasste, und zwang sich, ihren neuen Arbeitgeber anzulächeln. „Ich bin Scarlett Patterson. Ihre neue Nanny.“

Eingehend musterte Beau sie. „Sie sind weder alt noch schrullig“, bemerkte er schließlich.

Super. Ein Mann mit Vorurteilen! Er hatte also bereits ein Bild von ihr im Kopf gehabt. Maggie, ihre Vorgängerin, war eine total nette Frau, aber man hätte sie tatsächlich als alt und schrullig bezeichnen können. Offenbar hatte er etwas Ähnliches erwartet.

Beau Elliott war auf einer Ranch aufgewachsen und dann quasi über Nacht zum Hollywoodstar aufgestiegen. Der Umgang mit ihm würde kein Zuckerschlecken werden, das wurde ihr immer klarer.

Aber wieso sollte sie auch etwas anderes von jemandem erwarten, dem Prominenz und Macht wichtig zu sein schienen?

Leider kannte sie diesen Typ Mann nur zu gut. Sie kannte ihn und tat alles, um ihm aus dem Weg zu gehen.

Ihr Stiefvater war besessen von der Jagd nach Geld und davon, stets zu bekommen, was er wollte. Nichts war ihr so zuwider wie diese Gier nach Macht. Gerade als sie glaubte, ihn aus ihrem Leben gestrichen zu haben, wurde er Gouverneur und erwartete – genau wie ihre Mutter –, dass sie ihrer Rolle als Familienmitglied gerecht wurde. Doch sie hatte ihre eigenen Vorstellungen davon, wie ihr Leben aussehen sollte – Vorstellungen, die ihren Eltern nicht gefielen. Als ihnen klar wurde, dass sie sie nicht beeinflussen konnten, begannen sie, sie zu meiden. Das war ihr nur recht. Lieber streckte sie sich nach der Decke, als sich von irgendjemandem Vorschriften machen zu lassen.

„Weder alt noch schrullig – ist das ein Kompliment oder eine Feststellung?“ Sie machte eine abwehrende Handbewegung, bevor er etwas sagen konnte. „Vergessen Sie ’s. Mein Aussehen und Alter spielen hier keine Rolle. Ich übernehme für die kommenden drei Wochen die Stelle von Maggie.“

„Ich wollte jemanden wie Maggie.“

Nach wie vor machte er keinerlei Anstalten, sie ins Haus zu bitten. Auch wenn sie hier im warmen Texas waren, fröstelte es sie in der Morgensonne.

Scarlett war nicht in der Stimmung, sich mit den Erwartungen zu befassen, die dieser Mann an eine Nanny hatte. Schließlich war es schwer genug, sich nach einem Jahr ohne Nanny-Verpflichtungen wieder in die Rolle einzufinden. Wäre es nach ihr gegangen, hätte jemand anderes diese Stelle übernommen, aber die Agentur war im Moment unterbesetzt.

Es war nur ein dreiwöchiger Job. Das hieß, sie würde Weihnachten hier verbringen und gleich anschließend nach Dallas fahren.

Dort sollte im Januar ihr neues Leben beginnen.

Endlich!

Aber wenn alles gut war, wieso verspürte sie dann schon jetzt die ersten Anzeichen von Kopfschmerzen?

Natürlich. Weil dieser Mann es gewohnt war, seinen Willen zu bekommen.

In ihr schien sich alles zu verkrampfen. Okay, er mochte sexy sein, aber das hieß nicht, dass sie sich von ihm alles bieten lassen musste. Vielleicht sollte sie ihn daran erinnern, dass er keine Wahl hatte. Er hatte eine Nanny angefordert, und diese Nanny war sie, Scarlett.

„Nanny Poppins hat für den Zeitraum, den Sie angegeben haben, sonst niemanden verfügbar.“

Scarlett bemühte sich, ihr professionelles Lächeln beizubehalten – sie brauchte das Geld und würde kein Kind im Stich lassen. Außerdem würde sie den Ruf der Agentur, für die sie seit ein paar Jahren arbeitete, niemals gefährden.

„Sie brauchen Hilfe, richtig?“ Fragend sah sie ihn an.

Maggie hatte Scarlett erzählt, dass Beau ein grüblerischer Typ war, der gern für sich blieb und nur bei seiner kleinen Tochter aus sich herauskam. Das war alles schön und gut. Scarlett war nicht hier, um Freundschaft zu schließen oder den Superstar anzuhimmeln, ganz gleich, wie verführerisch er früh am Morgen auch aussehen mochte.

Das angespannte Schweigen wurde jäh vom Weinen eines Babys unterbrochen. Beau fluchte unterdrückt und verschwand. Langsam trat Scarlett durch die offene Tür und schloss sie hinter sich.

Eine Einladung war wohl nicht zu erwarten.

„Danke für das herzliche Willkommen“, murmelte sie vor sich hin.

Sie stellte ihren Koffer ab und legte die Handtasche darauf. Aus dem Zimmer zu ihrer Rechten waren das Weinen des Babys und Beaus tiefe beruhigende Stimme zu hören.

Langsam ließ sie den Blick durch das offen gestaltete Haus gleiten. Entweder war Beau ausgesprochen ordentlich, oder aber er hatte nicht viele Sachen. Neben der Tür stand ein Paar glänzender neuer Cowboystiefel. Darüber hing ein schwarzer Stetson am Haken. In der kleinen Küche fiel nur ein Trockengestell für Babyfläschchen auf. Auf dem winzigen Tisch lag ein rosa-weiß gepunktetes Lätzchen.

Zur Linken bemerkte sie ein weiteres Schlafzimmer. Sie nahm an, dass es ihres sein sollte. Gegenüber führten zwei Glastüren auf eine Veranda. Der Wohnbereich war gemütlich und perfekt für die zukünftigen Gäste der Ferienranch.

Das Einzige, was sie irritierte, war das Fehlen jeglicher Weihnachtsdekoration. Keine Tanne, keine Strümpfe über dem kleinen Kamin. Nicht einmal ein Kranz an der Tür. Wer wollte nicht Weihnachten feiern? War es nicht die schönste Zeit des Jahres?

Im Laufe der Zeit hatte sie das Fest mit verschiedenen Familien geteilt – alle waren liebevoller und erfüllender gewesen als die ihrer kalten kontrollierten Kindheit.

Scarlett blieb im Eingangsbereich stehen und ließ den Blick durch das Reich dieses offenkundigen Weihnachtshassers gleiten. Da er sie nicht hereingebeten hatte, wollte sie sich nicht zu weit von der Haustür entfernen. Es war offensichtlich, dass sie nicht seinen Erwartungen entsprach – nicht auszuschließen also, dass er sie wieder fortschickte.

Sie konnte nur hoffen, dass es dazu nicht kam. Immerhin brauchte sie das zusätzliche Geld, das für die drei Wochen vereinbart war. Damit wollte sie die Anfangszeit in Dallas überbrücken.

Die nächsten einundzwanzig Tage konnten gar nicht schnell genug vergehen!

In diesem Moment kam Beau zurück.

Scarlett wusste nicht, was ihr mehr zusetzte: der Anblick des muskulösen Mannes mit dem nackten Oberkörper oder der des Babys, das er auf dem Arm trug.

Sie hatte geahnt, dass es schwer sein würde, wieder als Nanny zu arbeiten, aber nicht, wie tief der Schmerz tatsächlich gehen würde.

Vor einem Jahr hatte sie sich bewusst dazu entschieden, nicht mehr bei Familien zu arbeiten. Acht Jahre lang war sie die begehrteste Nanny der Agentur gewesen, aber dann hatte das Schicksal zugeschlagen und ihr die Chance genommen, eigene Kinder zu haben. Sie wusste nicht, ob sie es ertragen konnte, andere Menschen zu erleben, die hatten, was sie sich immer gewünscht hatte. Ihr Boss hatte Verständnis dafür, dass sie sich von Babys und Familien zurückziehen wollte. Also ließ sie sich ins Büro versetzen, auch wenn dort weniger gezahlt wurde als für den vierundzwanzigstündigen Nanny-Service.

Natürlich hätte sie diesen Job ablehnen können, aber die Agentur war in einer Notlage. Und da Scarlett sich dort immer wohlgefühlt hatte, konnte sie nicht einfach Nein sagen.

Es würde – gelinde gesagt – schwierig sein, für Beau Elliott zu arbeiten, aber sie musste es schaffen. Nur diesen einen Job noch! Sie konnte es schaffen. Zumindest hoffte sie das.

Das Baby weinte weiter. Rieb sich die Augen und schniefte. Zweifellos war die Kleine müde. Allem Anschein nach hatten Vater und Tochter beide eine schlaflose Nacht hinter sich.

Unwillkürlich streckte Scarlett die Hände nach dem Baby aus und nahm es, wobei sie tunlichst darauf achtete, Beau nicht zu berühren.

Als ihr der typische Babyduft in die Nase stieg, hatte sie Mühe, an sich zu halten. Ihr brannten die Augen, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Aber die Bedürfnisse des Babys waren wichtiger. Nur deswegen war sie ja hier.

„Oh, Sweetheart, es ist alles gut.“ Sie strich dem kleinen Mädchen über den Rücken und wiegte es leicht hin und her. Maggie hatte ihr gesagt, dass die Kleine ein wahrer Sonnenschein war.

„Madelyn.“

Verblüfft sah Scarlett auf. „Wie bitte?“

„Sie heißt Madelyn.“

Immerhin. Das war wohl ein Schritt in die richtige Richtung. Beau schien nicht die Absicht zu haben, sie vor die Tür zu setzen. Natürlich kannte Scarlett den Namen des kleinen Mädchens bereits und hatte alle notwendigen Unterlagen studiert, die zum Job gehörten. Dennoch war es nett, dass er nicht mehr ganz so abweisend war.

Sie wünschte nur, er würde sich endlich ein Hemd überziehen, denn ihr Blick wurde noch immer wie magisch von seinem Körper angezogen. Der verdammte Kerl dachte wahrscheinlich, dass er sie beeindrucken konnte, indem er all seine Muskeln präsentierte.

Energisch verdrängte Scarlett ihre erotischen Fantasien, ehe sie noch zu sehr ausuferten. Zumindest hatte sie nun noch an etwas anderes zu denken als an ihre Sehnsucht nach einem Kind. Da sollte ihr dieser optische Leckerbissen doch nur recht sein.

Mit dem Baby ging sie in den Wohnbereich, der wegen der großen Glastüren geräumiger wirkte, als er eigentlich war. Wieso lebt ein Filmstar so beengt? fragte sie sich und entschied im selben Moment, dass sie das nichts anginge. Außerdem wäre dieser Job ja nur für drei Wochen – für die Adventszeit in der am wenigsten weihnachtlichen Umgebung, die sie je erlebt hatte.

Vielleicht konnte sie selbst die eine oder andere festliche Deko anbringen. Jedes Kind hatte ein paar strahlende Kerzen oder einen Strumpf über dem Kamin verdient. Und auf jeden Fall einen Tannenbaum. Wohin sollte der Weihnachtsmann sonst die Geschenke legen?

„Sie weint schon die ganze Nacht“, sagte Beau hinter ihr. „Ich habe alles versucht, aber ich kann sie nicht beruhigen. Das habe ich noch nie erlebt.“

Der Frust, der in seinem Ton mitschwang, stimmte Scarlett etwas milder. Beau mochte ein Frauenheld sein, aber ganz eindeutig liebte er seine Tochter.

Unwillkürlich fragte sie sich, was mit der Mutter war. Natürlich konnte sie das Thema nicht ansprechen. Sie hatte genügend Klatschgeschichten gelesen, um zu ahnen, dass die Frau vielleicht gerade eine Entziehungskur machte – oder sie zumindest nötig hatte.

Das Weinen des Babys wurde zu lautem Schreien, begleitet von dicken Tränen. Madelyn fühlte sich elend. Damit waren sie nun schon zu dritt.

Nur einundzwanzig Tage!

Wie, zum Teufel, hat sich meine Nanny-Situation derart verändern können? fragte sich Beau. Zuerst eine schrullige Mrs. Doubtfire und nun eine sexy Miss Dezember wie aus dem Playboy.

Die sinnliche Frau mit den dunkelbraunen Augen und dem seidigen schwarzen Haar war unglaublich attraktiv, aber es waren diese Kurven an genau den richtigen Stellen, die ihn wirklich wachgerüttelt hatten. Sein ganzer Körper war in Habt-Acht-Stellung gegangen – deswegen war er vielleicht etwas mürrisch herübergekommen.

Aber, verdammt, er hatte auch allen Grund dazu.

Man hatte ihm zugesagt, dass am Morgen eine Ersatz-Nanny vor der Tür stünde. Irgendwie hatte er automatisch angenommen, dass die Agentur wieder so einen großmütterlichen Typ schicken würde.

Rundlich, mit weiter Hose. Mit Gesundheitstretern und grauem Haar, das zu einem Knoten gebunden war. Vielleicht noch mit einer Warze. Oder sogar mit falschen Zähnen.

Beau sah zu, wie Scarlett seine Tochter tröstete.

Scarlett. Natürlich hatte sie auch noch einen sinnlichen Namen!

Vor gar nicht allzu langer Zeit wäre sie genau sein Typ gewesen, und er hätte alles darangesetzt, sie zu verführen. Aber mittlerweile hatte sich sein Leben komplett verändert, und das einzige weibliche Wesen, das ihn interessierte, war das süße, fünf Monate alte Baby, das er aus den Klauen seiner partysüchtigen, überspannten Mutter gerettet hatte.

Geld war ihm nicht wichtig – wahrscheinlich weil er es immer gehabt hatte –, aber in diesem Fall war es sehr hilfreich gewesen. Er hatte seiner Ex eine große Summe geboten, damit sie ihm das Kind überließ, und sein Plan ging auf: Jennifer nahm an, verzichtete auf alle Rechte als Mutter und verschwand, um sich den nächsten Star zu suchen, der ihrer Karriere vielleicht förderlich sein konnte.

Die Tatsache, dass sie ihn nur benutzt hatte, spielte keine Rolle für Beau. Die Frau war ihm einerlei, es ging ihm nur um das Kind, das niemals zu einem Pfand in der Hand seiner Mutter werden sollte.

Beau konnte Madelyn gar nicht schnell genug aus Hollywood fortbekommen. Seine Tochter sollte nichts mit diesem oberflächlichen, vergnügungssüchtigen Lebensstil zu tun haben, an den sich hier so viele gewöhnt hatten – er selbst eingeschlossen.

Mit achtzehn hatte er seine Vergangenheit abgestreift und hart dafür gearbeitet, in der Filmmetropole Fuß zu fassen. Er war stolz auf das, was er erreicht hatte: erfolgreiche Filme, viele Preise und Auszeichnungen. Aber durch die Geburt seiner Tochter hatten sich seine Prioritäten verschoben. Einiges musste jetzt grundlegend verändert werden. Was und wie – das wusste er noch nicht.

Nach Hause zurückzukehren war sicher nicht der Weisheit letzter Schluss gewesen, aber er brauchte seine Familie, auch wenn er wusste, welches Willkommen ihn erwartete. Seine Brüder Colt, Hayes und Nolan würden ihn spüren lassen, was sie davon hielten, dass er sich jahrelang nicht gemeldet hatte. Und nun brachte er auch noch ein Kind mit!

Glücklicherweise hatte Madelyn seine Brüder und ihre Frauen sofort für sich eingenommen. Das war alles, was zählte. Ganz gleich, wie die anderen ihn behandelten oder ob sie ihn ignorierten – Beau wollte, dass seine Tochter von Liebe umgeben war.

Sein Leben war ein Chaos, seine Zukunft ungewiss. Im Moment konnte er nicht über den Tag hinausdenken. Zwei Tage vor Weihnachten musste er zu einer Filmpremiere erscheinen, aber davon einmal abgesehen war alles offen.

Wichtig war nur Madelyn. Er musste dafür sorgen, dass sie eine gute Grundlage für ihr Leben bekam und eine Familie hatte, die sie liebte. Die Anrufe seines neuen Agenten interessierten ihn ebenso wenig wie die Filmpremiere oder was sonst auch immer von ihm erwartet wurde, um den Film zu promoten. Kurz: Er litt an einem klassischen Burn-out.

Beau brauchte Ruhe, um nachzudenken, und genau das konnte Pebblebrook ihm bieten.

Allerdings würde er sich nur schwer konzentrieren können, wenn er zusammen mit einer solchen Frau unter einem Dach leben musste, besonders wenn das Haus so klein war. In einigen Monaten sollte es eines der Gästehäuser der Ferienranch sein. Der Traum seines Vaters wurde endlich Wirklichkeit.

Wie hatte es dazu kommen können, dass er so dringend auf Hilfe angewiesen war? Er war immer stolz darauf gewesen, niemanden zu brauchen. Er hatte Wohnungen überall auf der Welt, besaß Autos, um die so mancher Mann ihn beneidete, und hatte sogar eine eigene Insel. Aber der einzige Ort, den er im Moment brauchte, war Pebblebrook – hier bei seiner Familie, ob sie ihn nun wollte oder nicht.

Schon vor Jahren hatte Beau seinem Erbe und seiner Familie den Rücken gekehrt. Das war an sich überhaupt nicht seine Absicht gewesen, aber das Leben als Star hatte ihn einfach mit sich fortgerissen. Aus Tagen wurden Monate, aus Monaten Jahre. Die Zeit war so schnell vergangen.

Aber nun war er wieder zu Hause. So böse seine Brüder auch mit ihm sein mochten – sie gaben ihm doch ein Dach über dem Kopf. Vorübergehend nur, aber das war doch wenigstens etwas. Er wusste, dass er es nur Madelyn und ihrem einnehmenden Charme zu verdanken hatte.

„Sie bekommt Zähne.“

Die Bemerkung der Nanny riss Beau aus seinen Gedanken. „Zähne? Sie ist doch gerade mal fünf Monate alt!“

Scarlett fuhr fort, das Baby in den Armen zu wiegen. Madelyn sog an ihrer Faust und schwankte zwischen Weinen und Greinen. Wenigstens war das Weinen nicht mehr so durchdringend wie in der vergangenen Nacht. Es hatte ihm schwer zugesetzt, dass seine Tochter so litt und er nicht wusste, wie er ihr helfen konnte. Was war er nur für ein Vater?

Mit großen Augen sah Madelyn zu der neuen Nanny auf, als versuche sie, herauszufinden, woher diese fremde Frau plötzlich kam.

Er hatte selbst Mühe, Scarlett nicht anzustarren. Dabei wusste er sehr wohl, woher sie kam: aus jeder einzelnen seiner erotischen Fantasien.

„Ihr Zahnfleisch ist geschwollen, und sie sondert viel Speichel ab“, erklärte die Frau seiner Träume. „Das ist alles ganz normal. Manche Babys zahnen früher, manche später. Haben Sie kalte Beißringe im Kühlschrank?“

Kalte Beißringe? Was, zum Teufel, sollte das sein? Er hatte Vorräte an Milchpulver, jede Menge Fläschchen und Windeln, aber kalte Beißringe? Bestimmt nicht.

Er hatte eine App, die ihm sagte, was Babys wann taten und was sie in den verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung brauchten, aber Beißringe waren bisher nicht erwähnt worden.

„Ihrem Ausdruck nach zu urteilen, tippe ich mal auf Nein“, bemerkte Scarlett trocken, ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. „Können Sie mir eine Serviette oder ein Handtuch geben?“

Beau war es nicht gewohnt, Befehle auszuführen, aber er würde alles tun, damit es seiner Tochter besser ging. Also reichte er Scarlett ein frisches Geschirrtuch. Sie schlug Eiswürfel darin ein und rieb es leicht über den Gaumen seiner Tochter. Nach ein paar Minuten wurde das Weinen weniger und hörte schließlich ganz auf.

„Ich besorge nachher ein paar Beißringe“, erklärte Scarlett. „Sie verschaffen dem Kind sofort Erleichterung. Falls Sie Schmerzmittel für Kinder haben, kann ich ihr die auch einreiben, aber an sich ziehe ich natürliche Mittel der Chemie vor.“

Okay, Miss Dezember schien wirklich zu wissen, was sie tat. Dass sie nicht gleich zur Chemiekeule griff, gefiel ihm. Und es gefiel ihm noch mehr, dass sie von seinem Starruhm absolut unbeeindruckt schien.

Vorsicht! Du hast schon genug Probleme durch eine andere sexy Frau gehabt! Sie ist die Nanny, nicht das nächste Betthäschen!

Er hätte die warnende innere Stimme nicht gebraucht. Scarlett Patterson war nur bis zum sechsundzwanzigsten Dezember hier. Er musste sich um seine Tochter kümmern und dafür sorgen, dass wieder Frieden in der Familie einkehrte. Wie sollte er in der kurzen Zeit noch eine Frau verführen?

Auch wenn diese Nanny ausgesprochen sexy war …

Doch davon einmal abgesehen, wäre es wirklich das kitschigste Klischee: der Filmstar und die Nanny. Wie viele solcher Geschichten hatte er in letzter Zeit in der Klatschpresse gelesen?

Nein, er würde die Finger von dieser Frau lassen. Sie war hier, um sich um sein Baby zu kümmern. Außerdem achtete er das weibliche Geschlecht. Schließlich hatte seine Mutter all ihre Söhne zu Gentlemen erzogen. Die Presse behauptete zwar gern, er hüpfe von einem Bett zum nächsten, aber ganz so viele waren es dann doch nicht. Außerdem hatten alle Frauen, mit denen er zusammen gewesen war, gewusst, dass er nicht an etwas Langfristigem interessiert war, und waren damit einverstanden gewesen.

Beau hatte das Gefühl, dass Scarlett anders war. Wahrscheinlich hatte sie eine eigene Familie. Andererseits: Wenn sie Vollzeit als Nanny arbeitete, hatte sie eigentlich keine Zeit dafür…

Was ging ihn ihr Privatleben an? Sie war seine Nanny, nichts weiter.

Aber, verdammt, musste sie in der pinkfarbenen Caprihose und der ärmellosen weißen Bluse so gut aussehen? Gab es denn keine Uniform für Nannys? Etwas, was sie vom Hals bis zu den Füßen bedeckte und auch noch Ärmel hatte? Doch auch wenn sie vollkommen bedeckt gewesen wäre, hätte er immer noch diese ausdrucksvollen braunen Augen gesehen, diese perfekt geformten Lippen und die süßen Grübchen.

Himmel! Das alles sollte er gar nicht wahrnehmen!

„Wieso legen Sie sich nicht hin?“, schlug Scarlett vor und unterbrach damit seinen Gedankengang. „Ich kann mich um die Kleine kümmern. Sie sehen wirklich schlecht aus.“

Beau brauchte einen Moment, bevor er seine Stimme wiederfand. Außer seinen Brüdern redete niemand so mit ihm – und sogar das war Jahre her.

„Sind Sie immer so offen mit Ihren Klienten?“

„Ich kann Ihnen keine große Hilfe sein, wenn ich nur Ihr Ego streicheln und Ihnen etwas vormachen soll. Ich bin nur ehrlich.“

Wow, das war selten! Falls sie denn die Wahrheit sagte. Bisher hatte Beau noch keine Frau kennengelernt, die offen und ehrlich war. Alle dachten nur an sich. Und an Geld.

Das war ein weiterer Grund, wieso er das einfache Leben auf Pebblebrook brauchte. Er wollte zurück zu seinen Wurzeln. Wollte herausfinden, wie es mit seinem Leben weitergehen sollte. Er wollte die Weite des Landes spüren, den blauen Himmel über sich sehen, ohne dass irgendwelche Gebäude ihm die Sicht nahmen. Und er wollte die Beziehungen zu seiner Familie wieder in Ordnung bringen. Welche Zeit war dazu besser geeignet als Weihnachten?

„Ich bin Beau.“ Als die Nanny die Brauen hob, fuhr er rasch fort: „Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt.“

„Ich weiß, wer Sie sind.“