Ein Sohn der Stadt - Kent Haruf - E-Book

Ein Sohn der Stadt E-Book

Kent Haruf

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Beschreibung

Acht Jahre sind vergangen, seit Jack Burdette – einstiger Liebling der Kleinstadt und bewunderter Footballstar – über Nacht verschwand und damit um Geld betrogene wütende Farmer und seine schwangere Frau samt Kindern zurückließ. Und dann ist er plötzlich wieder da, in einem roten Cadillac mitten auf der Main Street, und legt damit nicht nur den Finger in alte, nicht verheilte Wunden, sondern setzt Geschehnisse in Gang, die jeden Bewohner Holts treffen.

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Kent Haruf

Ein Sohn der Stadt

Roman

Aus dem Amerikanischen von pociao und Roberto de Hollanda

Diogenes

Für die drei Elisabeths

Sorel, Whitney und Chaney

Teil 1

1

Am Ende kehrte Jack Burdette doch wieder nach Holt zurück. Keiner von uns hatte mehr damit gerechnet. Er war acht Jahre fort gewesen, und in dieser Zeit hatte niemand in Holt etwas von ihm gehört. Selbst die Polizei war in eine Sackgasse geraten. Sie hatte seine Spur bis Kalifornien verfolgt, ihn aber dann in Los Angeles verloren und die Suche schließlich aufgegeben. Im Herbst 1985 befand sich Burdette, soweit irgendjemand in Holt wusste, noch immer dort. Er war immer noch in Kalifornien, und wir hatten ihn schon fast vergessen.

Dann tauchte er an einem späten Samstagnachmittag Anfang November wieder in Holt auf.

Er fuhr jetzt einen roten Cadillac. Es war kein neuer Wagen; er hatte ihn gekauft, kurz nachdem er die Stadt verlassen hatte, als er noch Geld zum Ausgeben hatte. Trotzdem war er immer noch protzig; ein Auto, das man bei einem Zuhälter aus Denver oder einem frischgebackenen Ölmillionär aus Casper, Wyoming, erwartet hätte. So viel roter Lack – wie eine frische Wunde oder der verschmierte Lippenstiftabdruck einer Frau an einem Samstagabend. Er glänzte und funkelte in der Sonne, als hätte Burdette einen ganzen Tag damit verbracht, ihn uns zuliebe zu polieren.

Diesen Wagen, diesen Affront, über den sich die ganze Stadt empört hätte, wäre uns von Anfang an klar gewesen, wer am Steuer saß, steuerte er auf dem Highway 34 einmal quer durch Holt, drehte an der Stadtgrenze wieder um, kam zurück und fuhr die Main Street hinauf, vorbei am Wasserturm, an der Bank, der Post und dem Holt Theater, und parkte ihn schließlich, ohne auszusteigen, mitten in der Stadt, in der Main Street. Den Rest des Nachmittags bis in den Abend hinein blieb er in seinem Wagen sitzen, als wartete er auf etwas: wartete und rauchte, spuckte aus dem heruntergelassenen Seitenfenster aufs Straßenpflaster und rutschte nur ab und an ein wenig auf dem Fahrersitz hin und her, um den Druck des Lenkrads auf seinen Fettwanst zu lindern. Vermutlich dachte er, dass jemand aus der Stadt ihn ansprechen würde. Doch das tat niemand. Vorerst nicht. Offenbar erkannte man ihn nicht einmal wieder. Mindestens eine Stunde lang gingen seine früheren Mitbürger beim üblichen Samstagnachmittagseinkauf lediglich an ihm vorbei, betraten die Geschäfte und kamen wieder heraus, ohne dass auch nur einer stehenblieb, um mit ihm zu reden, oder lange genug innehielt, um sich den Cadillac anzusehen und rauszufinden, wem er gehörte.

Irgendwann kam aber doch jemand auf die Idee, den Sherif‌f zu rufen: Ralph Bird, der Besitzer des Geschäfts für Herrenbekleidung.

Nachmittags gegen halb fünf sah Ralph Bird aus dem Schaufenster seines Herrenbekleidungsgeschäfts und bemerkte den roten Cadillac auf der anderen Straßenseite vor der Kneipe. Zuerst dachte er sich nichts dabei. Die Fasanensaison hatte begonnen, und in der Stadt gab es sowieso schon fremde Autos. Doch als er eine halbe Stunde später ein zweites Mal aus dem Schaufenster blickte und sah, dass es immer noch da stand und der Mann, den er vorhin gesehen hatte, immer noch allein am Steuer saß, war er beunruhigt. Er sah sich den Wagen genauer an. Nichts daran kam ihm irgendwie vertraut vor. Doch ein oder zwei Minuten später meinte er, an dem Mann, der darin saß, etwas wiedererkannt zu haben. Er drehte sich um und rief seine Frau aus dem hinteren Teil des Ladens zu sich.

»Hey«, sagte er. »Komm mal eben her.«

»Was ist denn?«

»Komm einfach.«

Hannah Bird kam aus dem hinteren Teil des Lagers, wo sie zwischen den Reihen von Holzregalen beschäftigt gewesen war. Sie war eine hochgewachsene hagere Frau mit dunkelrot gefärbtem Haar. Sie blieb in der Tür stehen und strich sich das Haar aus den Augen. »Was ist denn?«, sagte sie. »Ich bin dabei, die Schuhkartons einzuräumen.«

»Sieh dir das an«, sagte Bird.

»Was?«

»Den Wagen dort. Siehst du den Kerl darin?«

Sie ging in den vorderen Teil des Ladens. »Ja, ich sehe ihn.«

»Was meinst du?«

»Gar nichts meine ich.«

»Guck ihn dir genau an.«

Sie sah erneut aus dem Schaufenster. Und noch während sie ihn betrachtete, wandte der aufgedunsen wirkende Mann auf dem Fahrersitz des funkelnden Wagens plötzlich den Kopf, um auszuspucken, und da sah sie eine Seite seines Gesichts. Hannah Bird erkannte ihn sofort.

»Du machst jetzt nichts, Ralph«, sagte sie. »Du lässt den Mann in Ruhe.«

»Klar«, sagte Bird. »Dachte ich mir doch, dass er es ist.«

»Lass ihn trotzdem in Ruhe. Weiß der Teufel, wozu er fähig ist.«

»Er schuldet mir Geld.«

»Und wenn schon. Überlass das der Polizei.«

Ralph Bird hörte nicht auf sie. Seine Frau legte ihm die Hand auf den Arm, als wollte sie ihn aufhalten, ihn mit Gewalt daran hindern, doch er streif‌te sie ab, als wäre sie nichts weiter als ein Fussel aus dem Laden. Er öffnete die Tür und trat nach draußen.

»Ralph«, rief sie. »Ralph, komm zurück. Ralph.«

Auf der Straße war es inzwischen kühl und ungemütlich geworden. Die Quecksilberlaternen an den Straßenecken waren angegangen, und über den Bürgersteig strich eine leichte Brise. Bird blickte die Main Street rauf und runter; sie war fast menschenleer. Dann trat er vom Randstein auf die Straße und steuerte auf Burdettes roten Cadillac zu. Kurz davor blieb er stehen und sah sich das Kennzeichen an. Dem Nummernschild zufolge war der Wagen in Kalifornien zugelassen. Er ging an der Seite entlang zur Fahrertür. Er warf einen Blick hinein. Burdette starrte durch das offene Fenster zurück.

Aber Burdette sah jetzt schlimm aus. Acht Jahre waren vergangen, in denen weder Bird noch sonst einer von uns ihn gesehen hatte, und in dieser Zeit hatte er sich zu seinem Nachteil verändert. Er war dick, ja fettleibig, wirkte schmuddelig und aufgeschwemmt. Er hatte schütteres Haar, und das Fleisch hing an ihm herunter wie Talg. »Es war, als hätte er sich acht Jahre lang von Sahnetorten und Schweinesteaks ernährt und dann einfach aufgehört zu essen«, sagte Bird später. Trotzdem war es Jack Burdette.

»Du Mistkerl«, sagte Bird. »Was willst du hier?«

»Bist du’s, Bird?«

»Ja.«

»Ich hab dich im Rückspiegel gesehen. Aber dann dachte ich, du würdest nicht mit mir reden wollen. Bloß den Wagen bewundern.«

»Ich werd schon mit dir reden«, sagte Bird. »Und auch mit Bud Sealy.«

Burdette starrte Bird an, dann lachte er auf, nur ein Mal, laut und schrill. Daran hatte sich also nichts verändert; es war noch immer derselbe plötzliche Ausbruch, an den sich alle erinnerten.

»Weiter so«, sagte Bird. »Nur zu. Genieß es. Ein paar Minuten hast du noch.«

»Wieso? Hast du Sealy schon gesteckt, dass ich hier bin?«

»Nein. Aber das werde ich gleich machen.«

»Bitte sehr. Ich hau schon nicht ab. Und Bud kannst du sagen …« Burdette schien nachzudenken. Er spuckte noch mal aus dem Fenster, diesmal direkt vor Birds Füße auf den Bürgersteig. »Du kannst ihm sagen, dass ich mich auf unser Wiedersehen freue.«

»Du Mistkerl«, sagte Bird. »Du gottverdammter …«

Dann verstummte er abrupt. Er trat vom Wagen zurück und ging die Straße hinauf bis zur Ecke. Unterwegs drehte er sich noch einmal um und warf einen Blick zurück, ehe er seine Schritte beschleunigte. Als er zur Ecke kam, rannte er bereits. An der Second Street bog er ab und lief in Richtung Osten zum Gerichtsgebäude einen Block weiter. Er rannte, mit pumpenden Armen; ein kleiner gepflegter Mann mittleren Alters mit Anzug und Krawatte rannte über den dunklen Bürgersteig, vorbei an Schaufenstern und Backsteinfassaden, über die Albany Street und schließlich die Treppe zum Gerichtsgebäude hinauf.

Licht fiel durch die Glastüren der Eingangshalle auf die Zementstufen, doch die Türen waren verschlossen, und einen Augenblick blieb er voller Panik stehen, rüttelte an den Griffen und hämmerte gegen das Glas. Dann fiel ihm wieder ein, dass es später Samstagnachmittag war. Er machte kehrt, stolperte die Treppe hinunter und rannte sofort wieder los, an der langen Backsteinmauer des Gerichts entlang bis zur Ecke, um das Gebäude herum und weiter über den Bürgersteig auf ein rotes Licht über einer anderen Tür zu. Diese war nicht verschlossen, er stieß sie auf und lief eine Treppe hinunter in den Keller. Im ersten Büro, das vom Korridor abging, stieß er auf Dale Willard, den Hilfssheriff von Holt County. Er hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und war dabei, sich die Fingernägel zu schneiden.

»Wo ist Bud?«, rief Bird und blieb keuchend vor dem Empfangsschalter stehen.

Willard sah zu ihm auf.

»Wo ist Bud Sealy?«

»Nicht da.«

»Das sehe ich. Wo ist er?«

»Jetzt gerade? Zu Hause beim Abendessen.«

»Dann ruf ihn um Gottes willen an. Sag ihm, er soll herkommen.«

Willard nahm die Füße vom Schreibtisch und setzte sich langsam auf. Er beugte sich vor und klopf‌te die Fingernägel von seinem Hemd auf die grüne Schreibunterlage des Tischs. Er schob sie zu einem sauberen Häufchen zusammen. »Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen, Ralph?«, fragte er. »Du klingst ein bisschen geladen.«

»Was?«, sagte Bird.

Er stand noch immer hinter dem Schalter, keuchend und schwitzend, das Gesicht verfärbt wie Rote Bete und Augen, die aussahen, als gehörten sie einem erschrockenen Pudel.

»Geladen? Jetzt hör mal zu. Wenn du ihn nicht anrufen willst, gib mir wenigstens das Telefon, dann mach ich es selbst, Herrgott. Wie ist seine Nummer?«

»Nein. Ich glaube, das mache lieber ich«, sagte Willard. »Wenn ich weiß, warum ich ihn anrufen soll. Wenn ich eine Ahnung habe, wovon zum Teufel du redest.«

»Wovon ich rede?«, fragte Bird. Inzwischen schrie er. »Ich sag dir, wovon …« Dann schien er sich wieder einzukriegen; es sah so aus, als gäbe er sich wirklich Mühe, ruhig zu bleiben. Doch das klappte nicht so recht, deswegen redete er jetzt auf Willard ein, als hätte er es mit einem Idioten zu tun. »Ich rede davon«, sagte er betont langsam, »dass dieser Scheißkerl wieder da ist. Davon rede ich. Und jetzt ruf ihn an.«

»Klar. Aber was für einen Scheißkerl meinst du, Ralph?«

»Was? Soll das heißen, du …«

»Das soll heißen, dass du es mir noch nicht verraten hast.«

»Es geht um Jack Burdette. Herrgott, du musst doch wenigstens seinen Namen schon mal gehört haben! Du weißt, wer das ist, oder?«

»Ja, ich weiß, wer Jack Burdette ist.«

»Und du weißt, was er getan hat, oder?«

»Ich weiß, was er getan hat. Jeder in Holt County weiß, was er getan hat.«

»Dann ruf Bud Sealy an. Verdammt! Dieser verf …« Doch er brüllte schon wieder. Die vorübergehende Beherrschung, zu der er sich gezwungen hatte, war verschwunden, und so hatte er jetzt erneut die Stimme erhoben, und das Gesicht über der gelockerten Krawatte war erhitzt und empört. »Dieser verfluchte Scheißkerl ist wieder in der Stadt, er fährt einen roten Cadillac mit kalifornischem Kennzeichen. Er parkt vor der Kneipe in der Main Street, und wenn du nicht aufhörst, mir dämliche Fragen zu stellen, und endlich deinen fetten Arsch …«

»Das reicht«, sagte Willard. Er stand auf und beugte sich zu Bird hinüber. »Halt deine gottverdammte Klappe.«

»Er wird … Was?«, unterbrach sich Bird. »Was hast du gerade gesagt?«

»Dass du deine gottverdammte Klappe halten sollst. Und jetzt geh da rüber, und setz dich hin. Wenn ich noch was von dir will, sag ich Bescheid. Und so lange hältst du den Mund.«

Ralph Bird war derart verblüfft, dass er verstummte. Er war es nicht gewöhnt, dermaßen angefahren zu werden; es machte ihn sprachlos. Er setzte sich auf einen Stuhl in der Ecke und faltete die Hände wie ein Kind. Doch sein Blick flackerte noch immer.

Willard stand einen Moment da und betrachtete ihn. Dann zog er das Telefon über den Tisch zu sich herüber. Er wählte die Nummer. Während er zuhörte, wie es am anderen Ende klingelte, bugsierte er den Papierkorb mit dem Fuß bis zum Rand des Schreibtischs und fegte mit der freien Hand das saubere Häufchen abgeschnittener Fingernägel hinein.

Als Sealy sich meldete, fragte Willard: »Bist du’s, Bud?«

»Ja.«

»Bud. Hör zu. Ralph Bird ist hier und …« Willard erzählte ihm, was Bird gesagt hatte.

Sealy stand in seinem Haus und hörte ihm zu. Nachdem Willard erzählt hatte, was er wusste, wollte Sealy wissen, wie lange das her war, und Willard sagte es ihm; Sealy fragte, ob er es überprüft hätte, und Willard sagte, nein, er habe noch nichts überprüft, er habe zuerst ihn anrufen wollen, und Sealy sagte, er würde es zwar nicht glauben, aber trotzdem hinfahren und sich selbst vergewissern, wenn er mit dem Essen fertig sei.

»Und was soll ich so lange mit Bird machen?«, fragte Willard.

»Was ist denn mit ihm?«

»Er ist noch immer ziemlich geladen.«

»Verdammt«, sagte Sealy. »Lass dir was einfallen. Bring ihn zu seiner Frau nach Hause, wenn du nicht mit ihm fertig wirst. Sie kann ihm wenigstens was zum Abendessen machen.«

»Ach, das krieg ich schon hin«, sagte Willard.

***

Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Die Straßenlaternen schienen hell in die Ecken der Stadt und warfen blasse Lichtkegel auf das Pflaster unter den Bäumen. Es war dieser kurze verheißungsvolle Augenblick zwischen sechs und sieben an einem Novemberabend, wenn alle Geschäfte in der Main Street für das Wochenende geschlossen sind, die Highschool-Kids noch nicht angefangen haben, die Main Street auf und ab zu rasen, wenn es selbst in der Kneipe noch ruhig zugeht vor dem Samstagabendansturm, und draußen auf dem Highway nur drei oder vier Männer friedlich im American Legion sitzen und einen trinken.

Nachdem er mit Hilfssheriff Willard gesprochen hatte, beendete Bud Sealy sein Abendessen. Dann stand er auf und trat nach draußen in die Dunkelheit vor seinem Haus. Die Sterne waren rausgekommen, und er stand da und sah zu ihnen auf, rülpste und fühlte sich besser. Anschließend zündete er sich eine Zigarette an, stieg in den Dienstwagen des Sherif‌fs, der vor dem Haus parkte, und fuhr zwei Blocks Richtung Norden bis zum Highway 34, dann weiter nordwärts auf die Main Street.

Er kam am Wasserturm, an der Bank, der Post und dem Theater vorbei, genau wie Burdette zwei oder drei Stunden zuvor, und kurz darauf sah er einen Häuserblock entfernt den roten Cadillac, der vor der Kneipe am Straßenrand stand. Er fuhr langsamer. Als er ihn erreichte, parkte er den Wagen des Sherif‌fs dahinter, so dass, wer auch immer am Steuer des Cadillac saß, nicht entkommen konnte. Er löste den Sicherungsriemen am Pistolenholster und stieg aus.

Doch Burdette schien weder eine Flucht noch Ähnliches im Sinn zu haben. Er saß noch immer auf dem Fahrersitz. Sein massiger Körper war zusammengesackt, und sein Kopf lehnte an der Kopfstütze. Das Licht von der Straßenlaterne an der Ecke fiel blass auf sein großes Gesicht und das Kinn.

Sealy musterte ihn einen kurzen Augenblick. Schließlich klopf‌te er mit den Fingern auf das Dach des Wagens. Burdette schlug die Augen auf, drehte den Kopf und sah zu Sealy auf, als interessierte ihn der Sherif‌f nicht die Bohne.

»Soso«, sagte Sealy. »Du bist also wieder da, wie?«

»Stimmt«, sagte Burdette. »Ich bin wieder da.«

»Ist ja ’n Ding.«

»Find ich auch. Und jetzt sitze ich hier und versuche, mich zu erinnern, wieso.«

»Ach ja?«, sagte Sealy. »Ich hätte dich für klüger gehalten. Ich hätte gedacht, dass du einen Plan hast.«

»Hatte ich auch. Aber offenbar habe ich vergessen, was für ein kleines Scheißkaff Holt ist. Und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich hier wollte.«

»Nein? Nun, ich glaube, dass wir uns nicht großartig verändert haben. Nicht so sehr jedenfalls, dass du es mitkriegen würdest. Wir regen uns immer noch ein bisschen auf, wenn jemand uns unrecht tut. Und sich anschließend einfach aus dem Staub macht.«

»Ist lange her«, sagte Burdette.

»Ja, stimmt. Aber nicht lange genug, geht das nicht rein in deinen Schädel? Das wundert mich. Ich weiß nicht, was zum Teufel du im Schilde führst. Aber eins steht fest: Es war ein Fehler, hierher zurückzukommen. Das hättest du besser nicht getan. Und jetzt steig aus.«

Burdette rührte sich nicht. »Du kannst mir gar nichts«, sagte er. »Acht Jahre sind inzwischen vergangen. Die Sache ist verjährt.«

»Hast wohl mit einem Anwalt gesprochen, was?«

»Mit mehreren.«

»Dann hast du deine Zeit verplempert. Das heißt gar nichts. Es ist scheißegal.«

»Klar heißt es was. Und es gilt überall.«

»Nein«, sagte Sealy. »Das hat überhaupt nichts zu sagen.« Er öffnete die Wagentür. »Und jetzt hör mir gut zu. Ich bin fertig mit Reden. Schluss mit den Nettigkeiten.«

Burdette rührte sich immer noch nicht. Er hing schlaff vor dem Lenkrad des Cadillac, den Kopf lässig an die Kopfstütze gelehnt.

»Na schön«, sagte Sealy. »Ich hab dich gewarnt. Das zumindest hab ich getan.« Er zog die Pistole aus dem Holster am Gürtel und schlug Burdette den Lauf unvermittelt gegen das Ohr.

Der richtete sich auf. Er versuchte, den Kopf wegzuziehen. Doch Sealy folgte seiner Bewegung mit der Pistole.

»Himmelherrgott«, sagte Burdette. »Was zum Teufel soll das?«

»Steig aus«, sagte Sealy.

Jetzt bewegte sich Burdette. Er stieg aus dem Wagen und pflanzte sich groß, schwer und massig vor dem Sherif‌f auf. Er trug ein kariertes Hemd, eine dunkle Hose, Schuhe, aber keine Socken. Seine Klamotten sahen aus, als hätte er darin geschlafen.

»Dreh dich um«, sagte Sealy.

»Verdammt noch mal, Bud! Was soll das?«

Sealy stieß ihn mit der Waffe an. »Umdrehen.«

Burdette grunzte, drehte sich dann aber langsam um, bis er mit dem Rücken zum Sherif‌f stand. Sealy zog ein Paar Handschellen aus der Gesäßtasche und legte sie um Burdettes dicke Handgelenke. Er hatte Mühe, sie zu schließen.

»Großer Gott«, sagte Burdette. »Sag bloß, du willst mir nicht mal meine Rechte vorlesen?«

»Was für Rechte? Du hast keine Rechte. Nicht mehr. Und jetzt halt still, während ich dich durchsuche.«

»Du gottverdammter Scheißkerl«, sagte Burdette.

»Stimmt«, sagte Sealy. »Hast völlig recht.«

Er tastete Burdette ab, fuhr mit den Händen an den Beinen auf und ab und über das Fett auf den Rippen. Er stülpte seine Hosentaschen nach außen. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Burdette nichts Gefährlicheres bei sich hatte als eine Brief‌tasche und ein bisschen Kleingeld, blieb er einen Moment hinter seinem breiten Rücken stehen und starrte auf das weite, zerknitterte Hemd.

Es war noch immer diese ruhige Stunde in der Main Street, dieser kurze friedliche Augenblick, nichts bewegte sich, weit und breit war keine Menschenseele unterwegs. Und so schlug der Sherif‌f, ohne darüber nachzudenken, vermutlich, ohne auch nur zu wissen, was er da tat, während beide neben dem funkelnden Cadillac standen, in diesem kurzen stillen Augenblick eines Novemberabends Jack Burdette den Pistolenknauf auf den Hinterkopf. Burdette heulte auf und kippte nach vorn über die Wagenhaube. Er fluchte.

»Nein«, sagte Bud Sealy und sah hinab auf das Blut, das aus Burdettes Hinterkopf tropf‌te. »Ich hätte dich für klüger gehalten. Ich hätte gedacht, dass du dich hüten würdest, je wieder hier aufzukreuzen. Was zum Teufel hast du dir bloß dabei gedacht?«

2

Ich kannte Jack Burdette mein ganzes Leben lang. Jedenfalls beinahe, mit Ausnahme der vier Jahre zu Anfang der Sechziger, als er in der Armee und in Holt und ich am College war, und später in den acht Jahren, als er untergetaucht war und niemand in Holt ihn kannte, damals, als er in Kalifornien war und von seinem Charme und dem Geld lebte, von dem er geglaubt haben musste, es würde ein Leben lang reichen, bis er eines Tages entdeckte, dass es weg war und ihm nur sein Charme geblieben war und auch davon nicht viel. Aber ja: Ich kannte ihn. Wir waren zusammen aufgewachsen. Lange Zeit hatte ich ihn sogar gemocht.

Sein Vater, den die Leute hier noch immer John senior nennen, war eine bekannte Figur in der Stadt. Er arbeitete in Nexeys Holzlager in der Main Street, nicht weit von den Eisenbahngleisen entfernt, und auch er war ein großer Mann – wie Jack es war oder jedenfalls werden würde – mit einer beachtlichen Wampe, einer tiefen, dröhnenden Stimme, die sich anhörte wie das Brüllen eines Stiers und entsprechend unangemessen war. Trotzdem war er vermutlich ein umgänglicher Mensch. Das jedenfalls fanden die Leute in Holt. Er erschien in gebügelten Overalls zur Arbeit im Holzlager, und nach Feierabend, bevor er zum Abendessen nach Hause ging, traf er sich für ein, zwei Stunden mit ein paar gleichaltrigen Kumpels aus der Stadt in einer der Bars am Highway 34, im Legion oder in der Lounge des Wagon Wheel Cafés.

Jacks Mutter dagegen war eine winzige Frau, hager und verhärmt. Sie hatte eine makellos saubere runde Nickelbrille auf der Nase und trug ihr Haar so, wie es in den 1920er Jahren in Mode gewesen war, als sie jung war: eine Art gleichmäßig kurz geschnittenen Bubikopf. Sie war eine sehr ernste Person. Niemals trank sie oder erhob die Stimme über ein Flüstern hinaus, daher nahmen wir in Holt an, dass sie die Exzesse ihres Mannes nur tolerierte, weil sie eine fromme Katholikin war. Sie spielte die Orgel in der St. John’s Church und beichtete brav beim alten Pater O’Brien, der ein Hörgerät trug. Viel mehr hatte sie nicht im Leben; deshalb müssen es Pater O’Brien und die Katholische Kirche gewesen sein, aus denen sie ihre Kraft schöpf‌te.

In den Jahren, von denen ich spreche, wohnten sie in der Birch Street, drüben im Norden der Stadt, auf der anderen Seite der Eisenbahngleise. Es war ein altes gelbes Stuckgebäude mit einem unbebauten Grundstück, das von Dach-Trespen und Rotwurzel-Salbei überwuchert war und fünfzig Meter weit bis zum Kirmesplatz reichte. Damals war das der ärmere Teil der Stadt, bevor in den siebziger Jahren die neuen Reihenhäuser entstanden, dennoch galten die Burdettes in den Augen der Bewohner von Holt als Durchschnittsfamilie mit ausreichendem Einkommen und entsprechendem Status. Auf alle Fälle waren sie interessant. Es gab reichlich Spannungen in der Familie, daher lohnte es sich, sie im Auge zu behalten.

Jack wurde 1941 geboren. Seine Eltern waren damals schon Mitte vierzig und seit mehr als zwanzig Jahren verheiratet. Vermutlich hatten sie die Erwartung, Kinder zu bekommen, längst aufgegeben und sich in einer Art Waffenstillstand eingerichtet, den kinderlose Ehepaare oft als Ersatz für eine echte Ehe hinnehmen. Dann kam Jack auf die Welt, obendrein natürlich ziemlich unerwartet. Infolgedessen versuchten seine Eltern eine Weile sich zusammenzuraufen. Es heißt, sein Vater hätte das Trinken in den Bars ein ganzes Jahr lang aufgegeben, und die Leute sagen, seine Mutter wäre eine Zeitlang beinahe hübsch gewesen, hätte irgendwie von innen heraus gestrahlt. Doch das war nicht von Dauer. Sie wurde nicht noch einmal schwanger. Und bald trank der alte Mann wieder regelmäßig in den Bars, und Jacks Mutter spielte am Sonntagmorgen wieder Orgel in der katholischen Kirche, wo sie in dieser allwöchentlichen Stunde zeitweiligen Friedens Pater O’Brien durch ihre saubere kleine Nickelbrille betrachten konnte. Es war, als hätte sich nichts geändert – außer dass es nun eine neue Quelle für die Spannungen gab und folglich auch mehr Streit.

Jack war aber auch ein schwieriges Kind. Er hatte dichtes schwarzes Haar und war immer ein bisschen zu groß für sein Alter. Als er sechs wurde, schickten sie ihn in die Schule. Mit glatt gekämmtem Haar, neuem Hemd und neuer Hose betrat er zum ersten Mal das alte dreistöckige Gebäude aus rotem Backstein am westlichen Stadtrand, mit den breiten, von vielen Füßen abgetretenen Treppenstufen, den großen Fenstern und dem vertrauten Geruch nach zusammengekehrtem Staub, und es gefiel ihm nicht. In der Schule erwartete man, dass er stillsaß, die Hand hob, um sich zu melden, und ansonsten den Mund hielt. So verließ er in der Pause den Schulhof und ging nach Hause. Das machte er ungefähr ein Mal pro Woche. Und wenn er zu Hause ankam, packte Mrs. Burdette, diese ernste, fromme Frau, ihn an seinem schwarzen Haarschopf, beugte ihn über den Küchentisch und verdrosch ihn mit dem Kochlöffel. Anschließend schickte sie ihn zurück. Bloß kehrte er nicht jedes Mal wieder in die Schule zurück, sondern streunte durch die Stadt, durch die dunklen Gassen auf der Rückseite der Geschäfte in der Main Street, oder folgte den Gleisen hinaus aufs Land. Deshalb beschloss man im April, dass ein Wiederholungsjahr in der ersten Klasse bei Mrs. Peach ihm guttun würde. Ich glaube, man ging davon aus, dass Jack Burdette noch nicht richtig sozialisiert war.

Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Mrs. Peach einen Anteil an dieser Entscheidung hatte oder sich persönlich darüber freute. Wie auch immer, aufgrund dieses routinemäßigen Schulschwänzens im ersten Schuljahr war Jack im nächsten Jahr immer noch da, als ich 1948 eingeschult wurde. Und da sein Name im Klassenbuch direkt hinter meinem stand, bekam er das Pult hinter mir. An diesem ersten Morgen saß er schon vor mir auf seinem Platz. Er war in aller Frühe erschienen; sein feucht gekämmtes Haar klebte starr an seinem Kopf, und er saß mit gefalteten Händen an seinem Tisch, als langweilte er sich schon jetzt und wartete nur auf eine Gelegenheit, wieder abzuhauen. Wir interessierten ihn nicht im Geringsten. Er war ein Veteran des ersten Schuljahrs und hatte uns längst hinter sich gelassen. Zudem war er mindestens zehn Kilo schwerer und gut einen Kopf größer als wir. Damals existierten wir für ihn noch nicht einmal.

Doch später, am zweiten oder dritten Schultag – mitten am Nachmittag, als es heiß und still im Klassenzimmer war, die hohen alten Fenster offen standen, sich aber trotzdem kein Lüftchen regte und wir über dem Alphabet schwitzten und Buchstaben auf linierte Blätter kopierten –, klopf‌te mir Jack auf den Kopf. Ich drehte mich um. Keine Ahnung, was ich erwartete. Auf seinem Pult lag ein totes Erdhörnchen. Er hatte es über seine Versuche, ein A oder B zu malen, gebreitet. Er hatte sogar einen Tropfen Tierblut unter seinen Namen auf das Blatt gepresst. »Willst du es haben?«, sagte er.

»Nein«, sagte ich. »Will ich nicht.«

»Also, ich bin fertig mit ihm.«

»Ich will es nicht.«

Plötzlich beugte sich Mrs. Peach über uns. Sie hielt ein wenig Abstand und wies Jack an, das tote Tier umgehend im Papierkorb zu entsorgen.

Jack stand auf und ging nach vorn. In der Ecke des Klassenzimmers, neben dem Bleistiftspitzer, wo der Papierkorb stand, drehte er sich zu uns um. Wir alle beobachteten ihn. Er hielt das Erdhörnchen am Hinterbein einen Moment auf Augenhöhe in die Luft, als wollte er einen kleinen Zauber ausprobieren oder als würde das Tier selbst den einen oder anderen Trick kennen. Dann ließ er es los. Es sah aus, als machte es einen Kopfsprung in den Papierkorb. Dann schlug es mit einem befriedigenden Plumps auf.

»Jack«, sagte Mrs. Peach. »Setz dich wieder hin.«

Jack ging langsam zu seinem Platz zurück. Am Pult richtete er seinen Blick ins Leere und grinste. Inzwischen beobachteten wir ihn nicht mehr nur. Wir starrten ihn an – erstaunt und ehrfürchtig, schockiert und voll Bewunderung.

»Kinder, Kinder«, rief Mrs. Peach. »Macht euch wieder an die Arbeit.« Dazu klatschte sie in die Hände, um uns anzutreiben.

Doch für den Rest des Nachmittags, mindestens zweimal pro Stunde, brach einer von uns seine Bleistiftspitze ab, damit er aufstehen und im Klassenzimmer nach vorn gehen konnte, um einen Blick in den Papierkorb zu werfen und das Erdhörnchen zu sehen. Es lag auf dem Rücken, die Pfoten krampfhaft über dem braunen Bauch gekrümmt. Nach einigen dieser Vorfälle erklärte Mrs. Peach schließlich, dass wir alle geschlossen nachsitzen würden, wenn noch ein einziger Schüler seine Bleistiftspitze abbrach. Das sei kein guter Start für das Alphabet, meinte sie.

 

So wurde er in den nächsten acht Jahren von einer Klasse in die nächste versetzt, von einer alten Jungfer oder einem Kahlkopf aus dem Ort an die oder den nächsten weitergereicht, Frühjahr für Frühjahr, weniger wegen seiner Leistungen mit den Büchern, Landkarten und Bleistiften als der entschiedenen Weigerung unserer Lehrer, sich noch länger mit ihm herumschlagen zu müssen. (Denn das Experiment mit Mrs. Peach war natürlich gescheitert. Ihn das Schuljahr wiederholen zu lassen hatte sein Benehmen nicht gebessert, und keiner der anderen Lehrer zog jemals in Erwägung, ihn ein zweites Mal zu übernehmen.) Nein, er machte sie alle mürbe. Tatsächlich zählten die Lehrer, die ihn in ihrer Klasse hatten, schon im September die Tage bis Ende Mai. Sie hängten große Kalender an die Wand und strichen die vergangenen Tage doppelt und dreifach durch. Eine Lehrerin, Miss Ermalline Johnson, kündigte sogar während der Weihnachtsferien, um nicht ein weiteres halbes Jahr in die Schule zurückkehren zu müssen. »Auf keinen Fall«, erklärte sie der Schulleitung. »Ich könnte es nicht verantworten.«

Dann kamen wir in die Highschool, die Holt County Union Highschool. Auch sie bestand wie die Grundschule aus rotem Backstein und war drei Stockwerke hoch, aber sie stand im Süden, am Ende der Main Street, und war architektonisch etwas ambitionierter. Sie hatte rechteckige Türmchen an beiden Seiten, und das Dach war mit roten Ziegeln gedeckt, so dass sie aussah wie eine Kreuzung aus einem Gefängnis und dem, was man sich unter einem mediterranen Palast vorstellte. Man konnte schon von weitem sehen, wie sie sich über die verkrüppelten Ulmen und Zürgelbäume erhob, einsam am Ende der Main, als wollte sie den Weg aus der Stadt versperren, eine praktische und symbolische Vorstellung von dem, was Holt County unter höherer Bildung verstand, und dort thronte sie mehr als ein halbes Jahrhundert, bis sie Mitte der sechziger Jahre abgerissen und die Backsteine für Innenhöfe oder als Zierleisten für Zinnienbeete verkauft wurden. Sie selbst wurde durch eine neue einstöckige, langweilige Anlage ersetzt, die hauptsächlich durch ihren Mangel an Fenstern glänzte. Hier, an der Holt County Union Highschool, wurde Jack Burdette noch präsenter. Und ich meine nicht nur in unseren Leben, sondern in dem der ganzen Stadt.

Weil er jetzt älter war. Größer und stärker – er war größer und stärker als irgendwer sonst in der Schule. Als wir 1960 unser Examen machten, war er knapp zwei Meter groß und wog hundertzehn Kilo. Aber damals war er nicht dick, sondern ein richtiges Muskelpaket, breitschultrig und grobknochig. So war er uns wenigstens körperlich mehr als nur ein Jahr voraus, ein voll ausgewachsener Mann unter Kindern, ein Koloss unter Pygmäen. Schon in der achten Klasse hatte er angefangen, sich die Stoppeln am Kinn zu rasieren – zu einer Zeit, als der Rest von uns sich nicht einmal zarten Bartflaum vorstellen konnte –, und in der Highschool hatte er eine dicke Matte von schwarzen Haaren auf der Brust. Sie stachen durch das weiße Unterhemd hindurch wie kleine schwarze Nadeln. Er war so etwas wie der Inbegriff eines Highschool-Jungen: das beste Beispiel dessen, was in der Absolutheit möglich war.

Der offensichtlichste Beweis – für uns und ganz Holt County – war die Tatsache, dass er ein hervorragender Sportler war. Vier Jahre hintereinander eröffnete er sämtliche Footballspiele in der Highschool. Er spielte als Fullback und Linebacker und sorgte mit links dafür, dass wir alle ziemlich alt aussahen. Wir anderen waren nicht besonders gut. Ich am allerwenigsten. (Ich gehörte zur Defense. Ich war dünn, langsam, kurzsichtig, hatte keine Ahnung von Technik und zögerte, das Mittelfeld zu überqueren; ich konnte einen Pass abfangen, solange mir niemand im Nacken saß, aber nur, wenn der Ball direkt auf meiner