Ein unverbesserlicher Playboy? - Shirley Jump - E-Book
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Ein unverbesserlicher Playboy? E-Book

Shirley Jump

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Beschreibung

Bald wird seine Großmutter den Geldhahn wieder aufdrehen! Bis dahin muss Riley als Kellner arbeiten, zum Glück mit der süßen Stace. Sie gibt sich kratzbürstig, doch der Playboy spürt, dass in ihr die Leidenschaft schlummert. Diese Gefühle wachzuküssen reizt ihn ungemein …

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IMPRESSUM

Ein unverbesserlicher Playboy? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2012 by Shirley Kawa-Jump, LLC Originaltitel: „How the Playboy Got Serious“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRABand 362 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Übersetzung: Trixi de Vries

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733717476

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Riley McKenna ahnte, was gleich kommen würde. Der strenge Blick seiner Großmutter sprach für sich.

„Ich habe dich sehr lieb, Riley, aber ich muss jetzt mal ein ernstes Wort mit dir reden: Es wird langsam Zeit, dass du erwachsen wirst.“

Die elegante grauhaarige Dame mit den hellwachen blauen Augen saß in einem der beiden Windsor-Stühle. Sie hatte ihren jüngsten Enkel ins Esszimmer zitiert. Aus Erfahrung wussten er und seine beiden Brüder, dass es ernst wurde, wenn ihre Großmutter sie dort empfing. Auch mit seinen inzwischen sechsundzwanzig Jahren beschlich ihn jedes Mal ein mulmiges Gefühl, wenn er dieses Zimmer betrat.

Mary McKenna strahlte Autorität aus. Zunächst hatte sie ihre Familie mit festem Griff zusammengehalten, später das Familienunternehmen geführt. Auf die meisten Menschen wirkte sie furchteinflößend, manchmal sogar auf Riley. Sie nahm nämlich kein Blatt vor den Mund.

Doch Riley wäre nicht Riley gewesen, wenn er nicht wenigstens versucht hätte, die bevorstehende Gardinenpredigt abzuwenden.

„Ich habe heute Geburtstag, Gran.“ Er schenkte ihr sein charmantestes Lächeln. „Somit bin ich automatisch erwachsener als gestern.“ Rein theoretisch.

Riley hatte in einer Bar in seinen Geburtstag hineingefeiert und beabsichtigte, heute Abend mit Freunden weiterzufeiern. Eigentlich sollte er sich darauf freuen, doch die Aussicht, wieder mit denselben Leuten abzuhängen, über die gleichen Themen zu reden und die gleichen Getränke zu konsumieren, langweilte ihn plötzlich.

Wahrscheinlich habe ich nur einen Kater, dachte er. Beim ersten Schluck Schwarzbier würde der verschwinden.

„So habe ich das nicht gemeint, Riley. Das weißt du ganz genau.“ Mary trank einen Schluck Tee. Die durchs Panoramafenster scheinenden Sonnenstrahlen verliehen dem im viktorianischen Stil eingerichteten Zimmer einen eleganten Goldton. Die dreigeschossige Villa war über hundert Jahre alt und sehr behutsam modernisiert worden.

Am Geld lag es nicht, dass Mary noch immer dort wohnte, wo sie ihre Kinder großgezogen und mit ihrem geliebten Ehemann zusammengelebt hatte. Sie fühlte sich in dem vertrauten Haus, das so viele Erinnerungen barg, einfach wohl.

Auch Riley konnte sich nur schwer von der gewohnten Umgebung trennen. Deshalb war er aus dem gemütlichen Gästehaus am anderen Ende der Auffahrt auch noch nicht ausgezogen. Für ihn war es ein beruhigendes Gefühl, auf dem Grund und Boden seiner Vorfahren zu leben. Außerdem konnte er so seine Großmutter im Auge behalten, die leider die Angewohnheit hatte, sich zu viel zuzumuten. Sturheit war eine typische Charaktereigenschaft der McKennas.

Mary strich ihren Schottenrock glatt, in den sich eine vorwitzige Falte geschlichen hatte. „Dein Geburtstag ist der beste Anlass, über deine Prioritäten nachzudenken und dich dem Ernst des Lebens zu stellen.“

Mit anderen Worten: Er sollte heiraten. Das hatte er bisher geschickt vermieden. Riley sah aus dem Fenster und entdeckte den Golden Retriever, den sein ältester Bruder aus dem Tierheim geholt hatte. Heidi war das liebste, beste Haustier, dem Riley je begegnet war. Kein Wunder, dass Finn sie mit Spielzeug und Leckereien verwöhnte. „Hat Finn Heidi bei dir abgegeben?“

„Ja, ich passe während Finns und Ellies Kurzreise auf sie auf. Sie ist eine wundervolle Hündin.“ Mary beugte sich vor. „Versuch nicht, vom Thema abzulenken.“ Sie griff nach der Tageszeitung. „Hast du die schon gelesen?“

Oje! „Nein.“

„Du bist mal wieder der Star der Klatschseite. Ist es wirklich nötig, sich der ganzen Welt auf kompromittierenden Fotos zu zeigen, Riley?“

Ach die Geschichte. Die Schönheit, die ihn neulich zu einer Gala begleitet hatte, war etwas zu willig gewesen. Im Eifer des Gefechts hatte er die lauernden Paparazzi völlig vergessen. Die Kleine hatte einfach ihr Kleid hochgeschoben und sich an ihn gepresst. Natürlich war das für die Fotografen ein gefundenes Fressen gewesen.

Beschämt ließ Riley den Kopf hängen. Es war ihm schrecklich unangenehm, seine Großmutter zu enttäuschen. Wieder einmal. „Mein Fehler, Gran. Ich hatte wohl etwas zu tief ins Glas geblickt.“

„Das ist keine Entschuldigung. Du solltest dir ein Beispiel an Brody nehmen. Dein Bruder ist auf dem Weg nach Afghanistan, um sich um die Verletzten zu kümmern. Ehrenamtlich wohlgemerkt. Statt darüber zu berichten und Brodys karitativen Verein vorzustellen, hat der Reporter sich ausschließlich auf dein ungebührliches Verhalten konzentriert.“ Seine Großmutter musterte ihn scharf. „Es ist dir doch bewusst, dass du dich auf einer Gala der McKenna-Stiftung befunden hast, auf der Spenden für verletzte Soldaten gesammelt wurden? Solche Publicity können wir uns einfach nicht leisten. Schon gar nicht von einem Familienmitglied.“

„Du hast völlig recht, Gran. Das hätte mir nicht passieren dürfen. Manchmal schaltet sich wohl einfach mein Verstand aus.“ Schuldbewusst ließ er den Kopf hängen.

„So geht das nicht weiter, Riley. Ständig ziehst du mit deinen Eskapaden unseren guten Namen in den Schmutz und benimmst dich wie ein testosterongesteuerter Teenager statt wie ein erwachsener Mann, der Verantwortung übernehmen muss.“

Seine älteren Brüder hatten Verantwortung übernommen. Finn war Geschäftsführer und verheiratet, Brody Allgemeinmediziner. Wieder einmal bekam Riley zu spüren, dass er seinen Brüdern nicht ebenbürtig war. Er war nun mal kein Überflieger.

Bisher hatte ihn das herzlich wenig interessiert. Solange er das Partyleben mit schönen Frauen genießen konnte, war er zufrieden.

In letzter Zeit war er allerdings immer öfter ins Grübeln gekommen, ob ihn das wirklich ausfüllte.

Mary seufzte missvergnügt. „Ich werde alt.“

„Davon bist du Jahrzehnte entfernt.“

„Und ich bin es leid, weiter auf Urenkel zu warten.“

„Finn hat dir gerade eine Urenkelin geschenkt. Das zweite Kind ist bereits unterwegs, Gran.“ Sein ältester Bruder ging in seiner neuen Rolle als Ehemann völlig auf. Er und seine Frau hatten ein Kind adoptiert und erwarteten in gut sieben Monaten eigenen Nachwuchs. Manchmal war er direkt etwas neidisch auf Finns Glück mit Ellie.

„Und jetzt bist du dran“, sagte Mary energisch.

„Moment mal! Was ist mit Brody? Er ist älter als ich.“

„Das ist egal. Die Ehe würde dir guttun. Dein Großvater und ich waren über fünfzig Jahre lang glücklich verheiratet.“

Und wenn er vor drei Jahren nicht gestorben wäre, wären sie es heute noch, dachte Riley. Bis zum letzten Tag hatten sie verliebt Händchen gehalten, wenn sie einen Spaziergang durch die Nachbarschaft gemacht hatten. Als Teenager hatte Riley sich manchmal gefragt, ob er wohl auch mal so eine glückliche Beziehung führen würde. Nach den ersten Romanzen hatte er dann ernüchtert feststellen müssen, dass die Liebe, die seine Großeltern füreinander empfanden, ungefähr so selten war wie ein Einhorn im Zoo.

Seine Großmutter trank noch einen Schluck Tee. „Du hast deine ständigen Affären einfach leid. Wenn du dich mal entscheiden könntest, würdest du wahrscheinlich feststellen, dass die Liebe viel angenehmer ist, als du denkst.“

„Ich bin auch so glücklich“, behauptete Riley.

„Mag sein.“ Sie spielte mit dem Teelöffel auf der Untertasse. Dann sah sie auf und betrachtete ihren Enkel nachdenklich. Mit ihren achtundsiebzig Jahren entging ihr noch immer nichts. Noch immer leitete sie die PR-Agentur McKenna Media, die ihr Mann gegründet hatte. Seit Jahren spielte sie mit dem Gedanken, die Leitung in jüngere Hände zu geben. Danach sah es allerdings nicht aus. Zumal sie in all den Jahren nicht einmal einen Tag Urlaub genommen hatte. Riley vermutete, dass sie sich ihrem verstorbenen Mann in der Agentur näher fühlte. Außerdem lenkte die Arbeit sie wohl ab. „Du hast bisher noch nichts Rechtes aus deinem Leben gemacht, Riley.“

„Ich arbeite, Gran.“

„Du nennst das Arbeit, wenn du dich kurz in der Firma blicken lässt, gleich wieder abzwitscherst und dafür ein Gehalt kassierst?“

„Eine Stärke muss ja jeder haben. Ich bin eben besonders gut darin.“

Seine Großmutter fand das gar nicht lustig. Unwillig verzog sie das Gesicht. „Ich habe dich viel zu sehr verwöhnt, weil du der Jüngste bist und deine Eltern so früh verloren hast. Dann wurdest du praktisch auch noch entwurzelt und musstest zu deinen Großeltern ziehen.“

Riley machte eine wegwerfende Geste. „Mir ging es gut.“

Mary sah ihn forschend an. „Wirklich?“

Er wich ihrem Blick aus und betrachtete ein Landschaftsgemälde, das an der gegenüberliegenden Wand hing: ein verwunschenes Häuschen mitten im Wald auf einer Sommerwiese, die in goldenen Sonnenschein getaucht war. Heile Welt im Goldrahmen. „Mir ging es gut“, wiederholte Riley.

„Wenn du dir das oft genug einredest, glaubst du es vielleicht eines Tages“, sagte Mary leise.

Langsam wurde Riley dieses Gespräch zu ernst. Er wurde unruhig. „Ich habe einen Termin zum Mittagessen, Gran.“ Er machte Anstalten aufzustehen. „Ich muss jetzt wirklich los.“

„Sag den Termin ab!“

Erstaunt zog er eine Augenbraue hoch. „Ach, jetzt verstehe ich. Du hast eine Geburtstagsparty für mich geplant, Gran. Gib es zu! Du konntest mir noch nie etwas verheimlichen.“

„Dieses Jahr fällt die Party aus, Riley. Das ständige Feiern muss ein Ende haben. Bitte setz dich wieder.“ Sie legte die Hände aneinander und berührte mit den Zeigefingern die Lippen.

Ach herrje, diese Geste kannte er leider nur zu gut: Gran hatte eine Idee, und die würde ihm mit Sicherheit ganz und gar nicht gefallen. Missvergnügt setzte er sich wieder in den unbequemen Windsor-Sessel.

„Du musst endlich wachgerüttelt werden, Riley.“ Sie musterte ihn durchdringend. „Deshalb drehe ich dir jetzt den Geldhahn zu.“

Der Schock saß tief. „Was tust du?“, fragte Riley entsetzt.

„Du bist gefeuert. Räume bitte noch heute dein Büro bei McKenna Media. Das ist ja praktisch sowieso verwaist. Außerdem zahlst du ab heute eine angemessene Miete für das Gästehaus. Pünktlich an jedem Monatsersten. Also in zwei Wochen.“

Riley war drauf und dran, wenigstens zu versuchen, seine Großmutter umzustimmen. Er hatte da so seine Methoden. Doch dann beschloss er, es zu lassen. Seine Großmutter hatte ja recht.

Sein Lebensstil war bei ihr noch nie auf Gegenliebe gestoßen. Sie ahnte ja nicht, warum Riley ziellos und verantwortungslos durchs Leben ging. Nicht weil es ihm so viel Spaß machte, sondern weil er bisher einfach noch keine Beschäftigung gefunden hatte, die ihn wirklich interessierte.

Bei McKenna Media hatte er fast jeden Job ausprobiert und sich nach wenigen Tagen zu Tode gelangweilt. Von den vielen Dutzend Schönheiten, mit denen er ausgegangen war, hatte ihn nicht eine so fasziniert, dass er versucht gewesen wäre, ihr sein Herz zu schenken.

Vermutlich wurde jetzt von ihm erwartet, sich noch einen Job zu suchen, der ihn nicht interessierte, und die Enkelin einer der vielen Freundinnen seiner Großmutter zu heiraten.

Kommt nicht infrage, dachte er entschlossen. Er brauchte eine richtige Herausforderung. Etwas, das ihn jeden Morgen voller Energie aus dem Bett springen ließ. Etwas wirklich Sinnvolles.

Die Tatsache, plötzlich auf eigenen Füßen stehen zu müssen, versetzte ihn seltsamerweise nicht in Panik, sondern setzte neue Energien frei. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich richtig aufgekratzt.

Vielleicht hatte er genug vom Partymachen. Oder auch nicht. Vermutlich war das nur eine vorübergehende Erscheinung. Wenn er einige Tage das tat, was seine Großmutter von ihm erwartete, und ihr bewies, dass er durchaus Verantwortung für sich selbst übernehmen konnte, dann könnte er sein altes Leben bald wieder aufnehmen.

„Okay, einverstanden“, sagte er daher.

Mary, die mit Widerstand gerechnet hatte, blinzelte überrascht, fing sich aber schnell. „Sehr gut.“ Sie griff in ihre Tasche und reichte Riley einen Scheck. „Das ist dein letztes Gehalt. Ich will ja nicht, dass du gleich am ersten Tag verhungerst.“

Riley stand auf und gab seiner Großmutter einen Kuss, bevor er ihr den Scheck wieder in die Hand drückte. „Ich schaff das schon“, sagte er lächelnd und verließ das Zimmer. Auf zu neuen Ufern, dachte er. So schwer würde es schon nicht sein.

Doch das sollte sich als Irrtum herausstellen …

Stace Kettering reichte es. „Ich kündige, Frank.“ Um ihre Worte zu unterstreichen, warf sie Schürze und Bestellblock auf den Tresen. Wenige Minuten zuvor hatten die letzten Frühstücksgäste das Lokal verlassen. Seit Arbeitsbeginn um fünf Uhr war dies Staces erste Pause. Hungrig biss sie in einen Berliner mit Zuckerguss. Das Gebäck türmte sich appetitlich unter einer Glashaube auf einer Platte neben ihr auf dem Tresen. „Das ist mein voller Ernst.“

Frank lachte, wobei sein großer Bauch in Bewegung geriet.

Seit dreißig Jahren war Frank Simpson nun Chefkoch und Teilhaber des Lokals „Morning Glory“ und war berühmt für seinen Spezialburger. Als Tochter des anderen Teilhabers arbeitete Stace praktisch schon ihr ganzes Leben hier.

„Diese Drohung kommt mir irgendwie bekannt vor.“ Frank stützte seine massigen Hände auf den Tresen. „Ich habe sie schon mindestens hundert Mal gehört.“ Lachend hob er die Schürze hoch und hielt sie Stace hin.

„Dieses Mal meine ich es ernst.“ Sie ignorierte die Schürze und biss erneut vom Berliner ab. Der Zuckerguss schmolz ihr auf der Zunge. Himmlisch!

„Hat Walter dir mal wieder das Leben schwergemacht? Du weißt doch, dass er es gar nicht so meint.“

„Er ist der mürrischste Mann in ganz Boston. Nein, in ganz Massachusetts.“

Frank lachte amüsiert. „In den ganzen Vereinigten Staaten.“

Nun musste auch Stace lachen. „Genau!“ Sie schob sich auf einen Barhocker und seufzte schwer. „Warum muss er sich immer an einen von meinen Tischen setzen?“

„Er mag dich eben.“

Walter war Stammgast im Morning Glory, obwohl er ständig etwas zu bemängeln hatte. Nie konnte man es ihm recht machen. Und jeden Morgen nahm er dort Platz, wo Stace bediente, als wäre er beauftragt, ihr den Tag zu verderben.

„Heute hat er mir vorgeworfen, die langsamste Kellnerin des Universums zu sein, und sich beschwert, sein Wasser wäre schal.“

„Schales Wasser?“ Frank zog eine Braue hoch. „Er kommt wirklich immer wieder auf neue Ideen.“

„Ja, das muss man ihm lassen.“ Lachend schob sie sich das letzte Stück Berliner in den Mund und band sich die Schürze wieder um. „Also gut, dann mache ich eben doch weiter. Aber wenn du nicht bald eine weitere Bedienung einstellst, bist du mich wirklich los“, fügte sie drohend hinzu.

Seit zwei Wochen befand Irene sich nun im Mutterschaftsurlaub, und Stace musste die ganze Arbeit allein bewältigen. Natürlich erhielt sie dadurch mehr Trinkgeld, und sie konnte wirklich jeden Cent gebrauchen, aber immer, wenn sie endlich Feierabend hatte, konnte sie sich nur noch zur U-Bahn-Station schleppen. Auf den acht Stationen Fahrt schlief sie jedes Mal fast ein und schaffte kaum noch die wenigen Schritte bis zu ihrem Häuschen. Dabei hätte sie besonders wach sein müssen, denn seit kurzer Zeit war sie nicht mehr nur für sich allein verantwortlich.

Frank lächelte mitfühlend. „Du bist erschöpft, Kleines.“

„Ach wo! Ich habe mich nur mal wieder über Walter aufgeregt.“ Sie sah Frank forschend an. „Ich mache mir mehr Sorgen um dich, Frank. Der Umsatz ist zurückgegangen, und du arbeitest zu schwer.“

Verschmitzt drohte der ältere Mann ihr mit dem Finger. „Du solltest mich besser kennen, Stace. Ich würde jammern, wenn es mir schlecht ginge.“

„Ha, ha. Du hast in deinem ganzen Leben noch nicht gejammert.“ Sie wurde ernst. „Seit einer halben Ewigkeit redest du davon, dich in den Ruhestand zu verabschieden. Daraus wird wohl erst mal nichts. Aber du solltest wenigstens mal Urlaub machen, Frank.“

„Und wer macht dann den berühmten ‚Morning-Glory-Burger‘?“

„Ich.“

Frank lachte. „Entschuldige, Stace, aber du bist ja nicht mal imstande, irgendetwas mit Käse zu überbacken. Ganz wie dein Vater. Gott hab ihn selig. Gut in der Buchhaltung und im Umgang mit den Gästen, aber eine absolute Niete am Herd.“ Er lächelte wehmütig. „Eins steht allerdings fest: Dein Vater wäre mächtig stolz auf dich, Stace.“

Sie ließ den Blick durchs Lokal schweifen. Ihr Vater hatte das Haus selbst gebaut, das Lokal selbst eingerichtet. Auch die Wände hatte er selbst mit den hübschen Prunkwinden auf gelbem Grund verziert. Sein Geist war noch immer spürbar. Stace vermisste ihren Vater sehr. Hier, in seinem Lokal, fühlte sie sich ihm am nächsten. In diesem Moment schien er ihr ganz nah zu sein. „Danke, Frank.“

Der senkte verlegen den Kopf und spielte mit einem Löffel, der auf dem Tresen gelegen hatte. „Wie kommst du eigentlich mit Jeremy zurecht?“

„Geht so.“ Ihr Neffe war wütend auf seine Mutter und den Rest der Welt. Bisher hatte Stace vergeblich nach einer Aufgabe für ihn gesucht, die ihn davon ablenken würde, dass seine Mutter ihn im Stich gelassen hatte. Stace stöhnte leise. Das war nicht ihre einzige Sorge, denn nun galt es, auch Jeremy zu ernähren. Außerdem musste sie eine Möglichkeit finden, den Umsatz im Lokal wieder zu erhöhen.

„Der arme Junge hat es nicht leicht“, meinte Frank. „Bitte sag Bescheid, wenn ich euch irgendwie helfen kann.“

Dankbar tätschelte Stace ihm die massige Hand. Der alte Mann erwies sich sowieso schon als große Stütze: Jeremy war er ein Ersatzgroßvater, ihr selbst ein Ersatzvater. Frank hatte ihr Gehalt erhöht, ohne dass sie darum gebeten hatte, ein neues Fernsehgerät organisiert, als ihr altes nicht mehr zu reparieren gewesen war, und er hatte Jeremy begleitet, als er sich eine neue Schuluniform hatte zulegen müssen. Der Junge hatte sich nämlich geweigert, mit Stace einkaufen zu gehen.

Verlegen zog Frank die Hand weg. Es war ihm unangenehm, Gefühle zu zeigen. Nur einmal hatte Stace ihn weinen sehen: am Grab ihres Vaters. Das hatte ihr Herz erst recht gebrochen.

Nun räusperte er sich. „In jedem Fall verspreche ich, die nächste Person einzustellen, die das Lokal betritt.“

„Aha.“ Stace lachte amüsiert. „Du versprichst schon seit zwei Wochen, jemanden einzustellen. Bisher hast du alle Bewerber abgewiesen. Eigentlich könnten wir das Schild wieder aus dem Fenster nehmen.“ Sie zeigte auf das Schild, auf dem „Aushilfe gesucht“ stand.

„Ich bin eben sehr wählerisch. Bisher war unter den Bewerbern noch kein Stace-Klone.“

„Du willst dich wohl bei mir einschmeicheln.“

„Ist es mir gelungen?“, erkundigte er sich grinsend.

„Ja, aber nur vorübergehend.“ Sie steckte Bestellblock und Kugelschreiber wieder ein. Jedes Mal, wenn sie mit Kündigung drohte, redete Frank ihr das Vorhaben wieder aus. Aber sie hätte ihn sowieso niemals im Stich gelassen. Dazu war sie viel zu loyal.

„Gut. Dann werde ich mal wieder in der Küche verschwinden. Die verflixten Zwiebeln schneiden sich leider nicht von selbst.“

Kaum hatte Frank sich umgedreht, kündigte das Glöckchen über dem Eingang zum Lokal einen Gast an. Wie auf Kommando wandten Stace und Frank sich gespannt um.

Riley McKenna!

Ausgerechnet! Er war auch nicht viel besser als Walter. Zwar sah er gut aus – falls man auf blaue Augen und dunkles Haar stand – und war charmant. Aber auch ein Playboy, und Stace reagierte nun mal allergisch auf Playboys.

Selbst wenn er noch so gewinnend lächelte.

Ständig tauchte er mit seiner jeweils neuesten Freundin in den Klatschspalten auf und wurde von vielen Frauen förmlich angehimmelt. Der jüngste Spross der alteingesessenen Familie McKenna hatte sich bisher erfolgreich vor der Arbeit und dem Einsatz für wohltätige Zwecke gedrückt. Denn jede Party im Raum Boston zu besuchen zählte ja wohl kaum als Dienst an der Gesellschaft, oder?

Um Männer seines Schlages machte Stace einen großen Bogen, seit sie am eigenen Leib erfahren hatte, dass ein charmantes Lächeln und Komplimente lediglich dazu dienten, Charakterschwächen zu verdecken. Zum Glück war sie rechtzeitig zur Besinnung gekommen. Sonst hätte sie so einen Mann geheiratet. Sie hatte Jim seit Jahren gekannt und sich von seiner charismatischen Erscheinung blenden lassen. An einem Sonntag hatte er sie um ihre Hand gebeten, am Dienstag darauf die Stadt verlassen – mit einer Frau, die er am Abend zuvor kennengelernt hatte.

Die ganze Zeit hatte Jim sie hinters Licht geführt und betrogen, und sie hatte weggesehen, weil er sie immer wieder mit seinem Charme eingewickelt hatte. Ein Jahr hatte sie gebraucht, um über ihn hinwegzukommen. Seitdem mied Stace die Gesellschaft solcher Typen, zu denen auch Riley McKenna zählte.

Fast immer saß er an einem der Tische, wo sie bediente, und bestellte Omelette. Nicht in einer der vielen Variationen, die auf der Karte standen. Aber nein! Riley wollte sein ganz individuelles Omelette und trieb Stace damit an den Rand des Wahnsinns. Frank schien seltsamerweise kein Problem mit Rileys ausgefallenen Wünschen zu haben.

Aus der Art und Weise, wie Riley dann lustlos im Essen herumstocherte und am Handy über heiße Partys und nichtssagende Begleiterinnen diskutierte, schloss Stace, dass er ein recht oberflächliches Leben führte.

Außerdem besaß er noch die Unverschämtheit, mit ihr zu flirten. Einmal hatte er sie sogar um ihre Telefonnummer gebeten. Offensichtlich bildete er sich ein, jede Frau würde ihm zu Füßen liegen. Ha!

Dabei war er auch nur einer dieser reichen Junggesellen in der Stadt, die vermutlich noch nie in ihrem Leben gearbeitet hatten und daher auch die harte Arbeit ihrer Mitmenschen nicht zu würdigen wussten.

„Wie geht’s, Frank?“ Charmant lächelte er ihnen zu und schob sich auf einen Barhocker.

„Danke. Und selbst?“