Eine Prinzessin für den Milliardär? - Kali Anthony - E-Book

Eine Prinzessin für den Milliardär? E-Book

Kali Anthony

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Beschreibung

Eine Ehe ohne Liebe? Prinzessin Anastacia hat keine Wahl! Um nach ihrer gescheiterten Verlobung einen Skandal abzuwenden, muss sie schnellstens heiraten. Nur wen? Da kommt es gerade recht, dass der attraktive Milliardär Aston Lane dringend eine Ehefrau braucht, damit er sein Erbe nicht verliert. Ihre Blitzverlobung ist ein reiner Deal. Bis Aston sie auf seine Luxusjacht einlädt und zu einer unvergesslichen Nacht der Leidenschaft verführt. Wird Anastacias Traum vom Glück doch noch wahr? Oder hofft sie vergeblich auf die magischen drei Worte?

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Seitenzahl: 211

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Kali Anthony

Eine Prinzessin für den Milliardär?

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/82 651-370 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© Deutsche Erstausgabe 2025 in der Reihe JULIA, Band 2705by Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg Übersetzung: Eleni Nikolina

© 2025 by Kali Anthony Originaltitel: „Royal Fiancée Required“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Abbildungen: Harlequin Books S. A., VitalyEdush / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2025 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751534871

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Jegliche nicht autorisierte Verwendung dieser Publikation zum Training generativer Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) ist ausdrücklich verboten. Die Rechte des Autors und des Verlags bleiben davon unberührt. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Unzählige Lichterketten ließen die Bäumchen, die in Kübeln den Ballsaal des Palastes schmückten, festlich erstrahlen. Der Frühlingsball der Königsfamilie von Halrovia war berühmt für seine Opulenz. In diesem Jahr hatten die Veranstalter sich ein besonders packendes Thema einfallen lassen: ein Mittsommernachts-Maskenfest.

Anastacia blickte zur Decke hinauf, die glitzerte, als wäre der gesamte Raum mit Glühwürmchen angefüllt. Das gedimmte Licht und die leuchtenden Käfer verliehen dem Saal eine zauberhaft geheimnisvolle Atmosphäre. Mit den Gästen darin – allesamt maskiert, in farbenprächtigen Kostümen und zwitschernd wie tropische Vögel – sah es aus wie im Märchenland.

Als mittleres Kind der Königsfamilie von Halrovia war Anastacia gründlich darin unterwiesen worden, dass sie sich als die „vollkommene Prinzessin“ des Landes zurückhaltend zu benehmen hatte. „Die vollkommene Prinzessin“ – diesen Namen hatten die Medien ihr verliehen.

Ihre Mutter hielt sich in einer anderen Ecke des Saales auf und unterhielt offizielle Gäste, unter anderem den Kronprinzen von Isolobello. Man erzählte sich, er werde heute Abend schon um Anastacias Hand anhalten. Doch so würde es nicht kommen, sie wusste es. Denn sie erkannte, was andere nicht sehen wollten: Prinz Caspar hatte nicht das geringste Interesse an ihr.

Ihre Eltern würden zweifellos enttäuscht sein, aber Ana war es nicht. Caspar sah gut aus und war freundlich – ein sympathischer Mann, mit dem sie sich gern anfreunden würde. Sie beide hatten gemein, dass sie sich für wohltätige Zwecke einsetzten, etwa dafür, den Analphabetismus bei Kindern zu bekämpfen. Ana war bereit, ihre Pflicht zu tun. Doch sie gab sich keinen Illusionen hin. Caspar würde nie mehr für sie sein wollen als ein Freund.

Was ihre Schwester Priscilla betraf, lagen die Dinge offenbar ganz anders. Ana war aufgefallen, dass Caspar ihre Schwester jedes Mal wie verliebt anstarrte, wenn er sie traf.

Würde jemals ein Mann sie so ansehen – so voller Sehnsucht und mit einem alles verzehrenden Verlangen? Ana hoffte es. Schließlich wollte sie mit dem Mann, der ihr Ehemann werden sollte, nicht nur gut befreundet sein …

Doch sich mehr zu wünschen, war gefährlich für eine Frau, an die man seit ihrer Geburt die höchsten Erwartungen stellte. Sie würde jemanden heiraten, den ihre Eltern für sie aussuchten, weil er Halrovia Vorteile bringen sollte.

Dennoch träumte Ana schon ihr ganzes junges Leben lang von mehr – viel mehr.

Doch warum fühlte sie sich immer so ausgehungert? Niemand wusste davon. Die Leute achteten nur auf ihre äußere Erscheinung, als hätte sie keine Persönlichkeit. Es gab endlose Berichte über ihr makelloses blondes Haar, man bewunderte ihre berühmten hellblauen Augen – ein Merkmal der Königsfamilie. Jeder sah in ihr, was er sehen wollte – meistens die stets lächelnde, vollkommene Prinzessin. Aber wer war sie wirklich, Anastacia Montroy, Prinzessin von Halrovia?

Sie atmete tief durch und schloss einen Moment die Augen, während sie sich vom berauschenden Duft der exotischen Blumen bezaubern ließ. Heute Abend wollte sie nicht wie sonst Zurückhaltung an den Tag legen. Sie sehnte sich nach Magie. Die Erwartungen der anderen an sie wie eine Haut abstreifen, aus der sie längst herausgewachsen war, wie sie fand. Und ging es beim Frühling nicht genau darum: um Erneuerung?

Sie hatte sich dementsprechend gekleidet. Unter normalen Umständen hätte Mama dieses Kleid niemals zugelassen. Aber heute Abend sollte sie einen Prinzen einfangen, also war man nachsichtiger gewesen. Ihre Frisur war nicht ordentlich, das Haar fiel ihr in wilden, mit Blumen geschmückten Wellen auf die Schultern. Und das Kleid: Sie hatte eine ganz bestimmte Vorstellung davon gehabt, als sie es in Auftrag gegeben hatte. Es sollte eine Mischung aus Botticellis berühmten Gemälden Geburt der Venus und Primavera wiedergeben.

Ihre Schneiderin hatte sich selbst übertroffen. Der Stoff bestand aus schierem, mit Seidenblumen bedecktem Tüll, und der hautfarbene Futterstoff schmiegte sich eng an ihren Körper. Das Kleid vermittelte die Illusion, sie würde nichts tragen als geschickt angebrachte Blüten, die sich liebevoll um sie zu ranken schienen. Ihre Maske war atemberaubend, ein Kunstwerk mit Schmetterlingen aus Federn.

Ana fühlte sich verwegen, verführerisch. Und sie dachte nicht an einen Prinzen, dessen Aufmerksamkeit sie an diesem Tag erregen wollte.

„Eure Hoheit.“

Diese Stimme.

Ihr Herz klopfte wild, sie spürte ein Flattern im Bauch.

Dunkel und sinnlich war diese Stimme, wie ein Fondue aus dunkler Schokolade. Sie würde am liebsten darin eintauchen und ertrinken. Der Akzent war eine Mischung aus Französisch, der Sprache seines Geburtslandes, und Australisch, dem Land, aus dem sein Vater stammte.

Sehr langsam wandte Ana sich langsam um, um den Moment auszukosten, in dem sie diesen Mann heute Abend zum ersten Mal zu Gesicht bekommen würde. Würde sie dabei wieder außer Atem geraten?

Sie sah zu ihm auf. Aston Lane war hochgewachsen, kräftig, umwerfend attraktiv und der Erbe des Champagner-Vermögens der Familie Girard. Der Geschäftsmann und Milliardär war für seinen Wagemut beim Segeln und Bergsteigen bekannt. Er schreckte vor keiner Herausforderung zurück.

Aston Lane war die Fleisch gewordene Versuchung.

„Mr. Lane.“

Sie streckte die Hand aus, damit er sie berühren konnte – die einzige Berührung, die zwischen ihnen erlaubt war. Ihre Hand verschwand völlig in seiner, die sich rau und hart anfühlte, wie die eines Mannes, der keine Arbeit scheute. Die Wärme, die er ausstrahlte, durchzuckte sie wie ein Stromschlag. Aston beugte sich über sie. Seine Lippen berührten ihre Finger nicht, aber sie spürte seinen Atem auf dem Handrücken, und augenblicklich bekam sie eine Gänsehaut. Mit einem kaum merklichen Zittern atmete sie ein.

„Sie sehen wie immer unvergleichlich aus.“

Er überragte sie mühelos. Dabei war sie nicht klein, und doch kam sie sich neben ihm immer schwach und kostbar vor. Er trug einen tiefschwarzen Anzug, der seinen eindrucksvollen Körper sehr gut zur Geltung brachte. Seine Weste war nicht schwarz oder weiß, sondern von einem dunkelgrünen, mit Goldfäden durchzogenen Stoff mit Blattmuster. Die lebhaften blauen Augen schienen zu lächeln hinter der glänzenden Maske, von der zwei goldene Hörner abgingen.

„Danke“, brachte sie mit Mühe hervor.

Dies war der Mann, nach dem sie gesucht hatte – der Mann, der ihr den Atem raubte, wann immer sie ihn sah. Das erste Mal war sie ihm begegnet, als er gekommen war, um den Wein seiner Familie anzupreisen. Dann hatte er Halrovias höchsten Gipfel bezwungen. Und sie, Ana, hatte er mit einem einzigen Lächeln erobert.

„Ich hatte gehofft, Sie heute Abend zu sehen“, sagte er leise.

Am liebsten hätte sie geantwortet: Und ich Sie. Aber natürlich konnte sie das nicht tun. Ihre Erziehung erlaubte ihr nicht, sich so weit gehen zu lassen. Außerdem wusste sie, dass nichts daraus werden konnte. Der Mann war für seine vielen Affären berüchtigt, wenn sie auch nie länger zu halten schienen als sechs Monate.

„Wen stellen Sie dar?“, fragte sie.

„Was denken Sie?“

Die Hörner und das Glitzern seiner blauen Augen wiesen auf Luzifer selbst hin. Aber sie wollte sein zweifellos robustes Selbstwertgefühl nicht noch stärken.

„Ein Satyr.“

Sein Mund verzog sich amüsiert. „Und wollen Sie meine Nymphe sein und mir in den Wald folgen?“

Seine tiefe Stimme war leise, sodass niemand ihn hören konnte außer Ana. Sie spürte, wie ihr heiß wurde. Es kam ihr so vor, als würde sie gleich in Flammen aufgehen. Was würde sie darum geben, ihm in den Wald zu folgen oder wohin er sonst wollte … Aber ein kleiner Flirt musste ihr reichen.

„Sie irren sich in mir. Ich bin die Göttin Flora.“

„Ah.“ Dieser Laut sagte so viel aus, während Aston den Blick anerkennend über sie gleiten ließ. Wo er sie berührte, war ihr, als würde sie seine Finger spüren. „Sie irren sich auch in mir. Ich bin ein Gott.“

Das bezweifelte sie nicht. „Welcher?“

Wieder das amüsierte Schmunzeln, dann seufzte er scheinbar betrübt. „Sie enttäuschen mich, Eure Hoheit. Ich dachte, Sie hätten es erraten. Denken Sie an die Geschichte meiner Familie.“ Er verbeugte sich. „Bacchus.“

Jetzt war es an ihr, ihn schamlos von oben bis unten zu mustern. Sein Abendanzug schien ihm direkt auf den Leib geschneidert worden zu sein, denn er umschloss seine Schultern und Schenkel auf eine Weise, dass Ana sich unwillkürlich fragte, wie er wohl ohne jede Kleidung aussehen würde. Sie atmete schneller. Wenn sie nicht aufpasste, würde ihr noch schwindlig werden.

„Die fehlende Toga hat mich wohl verwirrt.“

Ein Kellner mit einem Tablett in der Hand kam an ihnen vorbei, und Aston nahm schnell zwei Gläser Champagner herunter. Es war der Grand Cru der Girards – einer der Gründe, weswegen Aston eingeladen worden war. Ana nahm einen Schluck, um sich abzulenken.

„Ich glaube, Bacchus wird meist …“ Er beugte sich vor, und sie neigte sich ihm zu. „… nackt abgebildet.“

Eine feine Röte überzog ihre Wangen. Vor ihrem inneren Auge erschienen ungebetene Bilder. Wie er wohl aussehen mochte als mächtiger, nackter Bacchus … Sie hatte bisher nie viel an solche Dinge gedacht, aber seit man ihr Aston vorgestellt hatte, konnte sie sich erotischer Fantasien nicht mehr erwehren.

„Ich weiß nicht, ob ich erleichtert sein soll oder enttäuscht, Mr. Lane.“

Sein heiseres Lachen ging ihr durch und durch. Sie war atemlos und erregt und voller Erwartung, wenn sie auch nicht wusste, was sie unter diesen Umständen erwarten konnte. „Die heutige Feier schien mir nicht die Art von Fest zu sein, wo ein skandalöser Mangel an Kleidung angebracht gewesen wäre.“

Sie sollte wirklich nicht fragen, aber sie konnte sich nicht zurückhalten. „Und wie oft nehmen Sie an solchen Festen teil?“

Er zwinkerte ihr zu. „Wann immer ich eingeladen werde.“

Obwohl sie nicht glaubte, dass er es ernst meinte, konnte sie es sich doch sehr gut vorstellen. Die Bilder, die die Paparazzi von ihm machten, deuteten auf ein aufregendes Leben hin. Nicht, dass sie oft im Internet nach ihm gesucht hätte. Nein, wirklich nicht … Aber seine bloße Existenz war schon berauschend. Genau wie der Champagner, für den seine Familie bekannt war – voll prickelnder Lebensfreude.

„Sie bewegen sich offensichtlich in anderen Kreisen als ich.“

„Ich glaube, die Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit und der Gott des Weines und der Ekstase würden sich wunderbar verstehen.“

Er beugte sich wieder vor, und wieder kam Ana ihm unwillkürlich entgegen, fast gleichzeitig und so, als mussten sie einander näher kommen. Sie atmete seinen Duft ein, der frisch und gleichzeitig würzig war.

„Denken Sie doch nur daran, was wir alles tun könnten.“

Sie konnte es sich nur allzu lebhaft vorstellen. Einmal hatte sie eins seiner Videos gesehen, das ihn beim Free Climbing gezeigt hatte. Sie war von der Art fasziniert gewesen, wie er die Felsenwand gemeistert hatte, und von der Kraft, mit der er sich emporhieven konnte. Seine Stärke, seine Konzentration hatten sie verblüfft. Tagelang hatte sie sich vorgestellt, wie es wohl sein mochte, wenn er all diese Kraft und Konzentration auf sie lenken würde. Nun, es würde bei der bloßen Vorstellung bleiben.

„Leider sind wir nur gewöhnliche Sterbliche, keine Götter.“

„Sie würden jedem Mann das Gefühl geben, ein Gott zu sein.“

Seine Stimme war leise, als würde er ihr ein Geheimnis anvertrauen. Ana erstarrte. Sie war an Komplimente gewohnt, aber Aston Lane gelang es immer, sie völlig aus der Fassung zu bringen.

„Und ich höre, Glückwünsche sind angebracht, wenn ich glauben darf, was ich lese.“

Seine Worte rissen sie unsanft in die Wirklichkeit zurück.

„Was haben Sie denn gelesen?“

„Sie und Prinz Caspar. Eine Vereinigung der Häuser von Montroy und Santori. Eine Heirat.“

Er sprach das letzte Wort aus, als wäre es giftig. Es erinnerte sie gerade rechtzeitig daran, wer sie beide waren und was sich die vollkommene Prinzessin von Halrovia erlauben durfte und was nicht. Sie atmete tief durch. Sie wollte diesen zauberhaften Moment nicht enden lassen. Was machte es schon aus, wenn sie sich noch ein wenig länger an ihre Fantasie klammerte? Die Wirklichkeit konnte warten, wenn es auch Zeit war, eine kleine Wahrheit auszusprechen.

„Wetten Sie gern, Mr. Lane?“

Heute Abend war Prinzessin Anastacia wirklich eine Göttin. Man hielt sie ganz allgemein für die schönste Frau in ganz Europa. Ihr Stil wurde überall in der Welt nachgeahmt. Als Aston ihr das erste Mal als Mitglied einer Handelsdelegation begegnet war, gab sie bereits das Bild der „vollkommenen Prinzessin“ ab, wie die Presse sie nannte. Einige der weniger freundlichen Blätter gaben ihr den Titel der „Eisprinzessin“.

Heute war nichts an ihr kalt oder eisig. Sie sah wie die schönste Treibhausblume aus – fast wie eine Fruchtbarkeitsgöttin mit der schlanken Taille, dem sanften Schwung ihrer Hüften und der üppigen Rundung ihrer Brüste, deren Ansatz der tiefe Ausschnitt freiließ. Das blonde Haar trug sie nicht in einem festen Chignon, wie es sonst ihr Stil war, sondern ließ es in schimmernden Wellen bis auf die Schultern fallen. Als er ihr Kleid zum ersten Mal gesehen hatte, stockte ihm der Atem, denn aus der Entfernung redete ihm seine lebhafte Fantasie ein, dass sie nackt sein musste und nur von einigen Blättern und Blumen bedeckt war.

Wetten Sie gern, Mr. Lane?

Ihre sinnlichen Lippen öffneten sich wie in ungeduldiger Erwartung. Aston entgingen die Zeichen nicht – die dunkel funkelnden Augen, die heisere Stimme. Unter anderen Umständen hätte er sie in weniger als einer Stunde in sein Bett bekommen, da war er sicher.

Was für ein verlockender und zugleich unmöglicher Gedanke.

„Ich habe nichts dagegen, ein Risiko einzugehen.“

Mehr als eins. Seine Eltern versuchten ständig, ihn dazu zu bringen, zur Ruhe zu kommen, ganz besonders, nachdem er ihnen beim abendlichen Cassoulet im Château der Familie sein nächstes Abenteuer eröffnet hatte – den Everest zu erklimmen. Die Neuigkeit war nicht gut aufgenommen worden. Zwei Jahre zermürbenden Trainings lagen vor ihm, was seine Eltern einfach nicht begreifen konnten.

Leb für mich mit.

Es waren die letzten Worte, die sein Bruder Michel an ihn gerichtet hatte, als seine Zeit langsam abzulaufen begann. Der Schmerz war jetzt vielleicht so, als käme er von einem stumpfen Messer und nicht mehr von einer scharfen Klinge. Aber er verschwand nie. An jenem Tag hatte Aston geschworen, für sie beide zu leben.

Am heutigen Abend ging es nicht um Verluste. Es ging ums Leben und um die Versprechen, die er gegeben hatte – er wollte den Champagner der Girards, den Grand Cru Soleil, auf den Markt bringen. Die prachtvolle Frau vor ihm mit ihren strahlenden aquamarinblauen Augen und den vollen rosigen Lippen konnte er leider nur bekommen, wenn er sie heiratete. Und solche Frauen würde er niemals berühren. Solche Frauen brachten ihn aus dem Gleichgewicht …

Aber er fragte sich dennoch, ob Anastacia Montroy nicht die Frau sein könnte, nach der er sich immer verzehren würde, weil nur sie seinen Hunger löschen konnte …

Sie lächelte geheimnisvoll. „Dann sollten Sie heute Ihr ganzes Geld darauf wetten, dass es zwischen mir und Prinz Caspar niemals eine Verlobung geben wird.“

Großartig.

Warum ihm gerade dieses Wort als erstes in den Sinn kam, konnte er nicht sagen. Ihre Bemerkung war politisch interessant, weil sie und Santori das perfekte Paar wären – und doch ballte er unwillkürlich die Fäuste bei diesem Gedanken. Wenigstens schien sie nicht betrübt darüber zu sein. Was ihn anging, änderte sich nicht das Geringste. Für ihn war sie eine verbotene Frucht, und mehr als ein harmloser Flirt würde ihre Familie womöglich dazu bringen, ihn im Morgengrauen zum Duell zu fordern.

Die Prinzessin hob ihr Glas an und leerte es. Sie sah aus, als wolle sie feiern, nicht Anteilnahme suchen.

„Sie scheinen nicht unglücklich darüber zu sein“, sagte er.

Sie zuckte ungezwungen die schmalen Schultern. Alles an ihr war so gemessen, so vollkommen. Wie sehr er es genießen würde, sie ein wenig durcheinanderzubringen, sie wild und hemmungslos zu erleben. Seit dem Tag, an dem sein Bruder gestorben war, war es sein Ziel, überall ein Abenteuer zu suchen und das Versprechen zu halten, das er Michel gegeben hatte. Prinzessin Anastacia sah aus, als könnte sie selbst ein Abenteuer gebrauchen.

Ihr Blick schweifte fast sehnsüchtig zu den Paaren auf der Tanzfläche. Aston folgte ihrem Blick. Santori tanzte gerade mit einer Frau in einem glitzernden eisblauen Ballkleid. Wünschte Anastacia sich etwa, an ihrer Stelle zu sein? Santori musste ein Dummkopf sein.

„Da Sie nicht in ein Märchen entführt werden können, wie wäre es mit einem Tanz?“, fragte er sie.

Er reichte ihr seinen Arm, und sie legte ihre Hand darauf. Lächelnd sah sie zu ihm auf. „Wer sagt denn, dass nicht wir es sind, die unser Leben in ein Märchen verwandeln können, Mr. Lane?“

Es kam ihm vor, als wäre er in die heiße Lava des letzten Vulkans geschleudert worden, den er erklommen hatte. Er brannte lichterloh. Er konnte es kaum erwarten, dass ihre Körper sich berührten und sich im selben Rhythmus bewegten, wenn auch nur auf der Tanzfläche und zu den Klängen der Musik. Aston führte sie durch die Menge, und die Leute wandten sich um und sahen ihnen nach – dem Bad Boy der Champagnerdynastie und der vollkommenen Prinzessin.

Ein Streichquartett spielte eine süße, langsame, sinnliche Musik. Aston nahm Ana in die Arme, die eine Hand auf ihrer Taille. Er spürte ihre Wärme durch den Stoff hindurch. Ihr Duft war süß und erfrischend. Es war, als wäre er in einem Blumengarten.

Süß. Das durfte er nicht vergessen.

Jungfräulich. Auch das durfte er nicht vergessen.

„Sie sollten mich Aston nennen.“

„Ja?“

Ihre Lippen blieben leicht geöffnet, und er zog sie dichter an sich, während sie sich in völliger Harmonie zur Musik bewegten. Sie zögerte nicht, sondern schmiegte sich sogar noch enger an ihn. Wer hätte gedacht, dass Prinzessin Anastacia so vollkommen zu ihm passen würde? Die Menge schien sich in Luft aufzulösen, als gäbe es nur noch sie beide und die verführerische Musik.

„Wie soll ich Sie nennen?“

Er sehnte sich danach, sie seinen Namen sagen zu hören, flüsternd, keuchend, dicht an seinem Ohr, während er sie stundenlang liebte. Ihre Lippen öffneten sich leicht. Als könnte sie seine Gedanken lesen.

„›Eure Hoheit‹ wäre korrekt.“

„Und wenn Sie nicht korrekt sein wollten?“

Selbst im schwachen Licht konnte er sehen, dass sie errötete. „Ich bin immer korrekt.“

Die Worte klangen bitter. Arme Prinzessin. Fühlte sie sich wie in einem vergoldeten Käfig gefangen? Er wirbelte sie herum, und sie vollbrachte eine vollkommene Drehung und kehrte wieder in seine Arme zurück, noch näher, dichter an ihm als zuvor, falls das überhaupt möglich war.

„Zu Ihrem Glück bin ich es nicht. Heute Abend werde ich Sie ma déesse nennen.“

Sie hob die Augenbrauen. „Göttin?“

„Oui, bien sûr.“ Er senkte die Stimme, als wären seine Worte ein Geheimnis, das nur sie beide kannten. „Aber eine Göttin irdischer Wonnen.“

Er mochte es sich ja eingebildet haben, aber eigentlich war er sicher, dass sie eben geseufzt hatte. Selbst hinter der Maske versteckt, entging ihm nicht der Ausdruck ihrer schönen Augen – als wäre sie völlig fasziniert und hätte alles vergessen außer ihm und der Musik. Er wollte nicht, dass der Tanz jemals aufhörte. Doch schließlich verstummte die Musik, und als er seinen Griff um sie lockerte, löste sie sich nicht von ihm. Sollte er mit ihr weitertanzen? Sie loslassen? Sie in eine dunkle Ecke ziehen, an die Wand drücken und küssen?

„Dürfte ich um den nächsten Tanz bitten?“

Aston drehte sich um und hätte fast mit einem energischen Nein geantwortet. Nur leider stand vor ihm der Mann, mit dem die Prinzessin sich heute eigentlich verloben sollte. Hatte Santori endlich erkannt, was für ein Diamant Anastacia war?

„Selbstverständlich“, erwiderte er widerwillig und sah zu, wie sie in der Menge der Tänzer verschwand. Doch als er sie wieder entdeckte, sah Anastacia nicht ihren Prinzen an.

Sie sah ihn an.

Aston wandte sich von ihr ab. Heute ging es ums Geschäft, nicht ums Vergnügen, und als Geschäftsmann war er unschlagbar. Doch während er weiterging, wollte ihn das Gefühl nicht in Ruhe lassen, dass er etwas sehr Wichtiges zurückgelassen hatte.

Etwas, nach dem er sich eines Tages sehnen würde.

1. KAPITEL

Sechs Monate später

Ana saß an ihrer Frisierkommode und brachte es kaum fertig, in den Spiegel zu sehen. Heute war angeblich ein wichtiger Tag, und sie brachte nicht die Emotionen auf, ihn zu fürchten.

Ihre Mutter hatte ihr gesagt, sie müsse sich Mühe geben. Aber wann jemals in ihrem Leben hatte sie das nicht tun müssen? Wann hatte sie nicht getan, was von ihr verlangt worden war? Sie biss die Zähne zusammen und richtete ihr Haar und ihren Pony so, dass er die pinkfarbene Narbe verdeckte, die ihre Schläfe verunstaltete und sich dann unter dem Haaransatz verlor.

Die Ärzte hatten ihr versichert, es gäbe dafür Nachoperationen, genau wie für die anderen Narben, die von ihrer Kleidung verborgen wurden. Sie sagten, sie würden mit der Zeit verblassen. Wenn sie nur dasselbe über ihre Erinnerungen sagen könnten. Ana schloss die Augen, als sie wieder das Geräusch von zerschmetterndem Stahl und berstendem Glas hörte. Sie erinnerte sich an die unheilvolle Stille danach, an Hände, die sie aus einem zerquetschten Auto zogen, an den Schmerz, an die Stimme in ihrem Ohr …

Ana atmete tief durch und verdrängte die Gedanken. Ihr Herz klopfte panisch, ein bitterer Geschmack füllte ihren Mund. Sie schluckte, öffnete die Augen und sah zum ersten Mal bewusst ihr Spiegelbild an. Sie war noch immer Anastacia Montroy, doch sie hatte sich in jeder Hinsicht völlig verändert. Sie fühlte sich, als wäre sie in den letzten sechs Monaten um hundert Jahre gealtert.

Die Tür wurde geöffnet, und ihre Mutter trat ein, umgeben von einer Wolke von Parfum. Wenn man Ana früher vollkommen genannt hatte, so war sie nicht mehr als eine blasse Kopie, weil ihre Mutter in jeder Hinsicht die Vollkommenheit selbst war. Nie hatte Ana sie anders als makellos erlebt.

„Unvergleichlich“ hatte ihr Vater seine Frau einmal genannt, und er hatte es nicht unbedingt als Kompliment gemeint. Ihre Mutter benutzte diese Vollkommenheit wie eine Waffe und richtete ihre schneidenden Bemerkungen meist an Anas Schwester Priscilla. Doch es war wirklich geschehen: Prinz Caspar hatte bald nach dem Frühlingsball um Cilla angehalten, und sie war nach Isolobello gezogen.

Jetzt konzentrierte sich der durchdringende Blick der Königin auf Ana. Die einst „vollkommene Prinzessin“, die sich als unzureichend und eine Enttäuschung herausgestellt hatte, obwohl sie ihr ganzes Leben lang versucht hatte, den Ansprüchen ihrer Familie, der Öffentlichkeit und der Presse gerecht zu werden. Sie hatte nie versagt.

Bis zu jenem fürchterlichen Abend vor sechs Monaten, als sie es nicht länger ausgehalten hatte. Sie war es so müde gewesen, ständig vollkommen sein zu müssen, dass sie nur ein wenig zu leben versucht hatte. Sie wollte ausgehen wie jede andere junge Frau ihres Kreises – die Casinos und Clubs von Monaco besuchen, flirten, Spaß haben, ein skandalös kurzes rotes Kleid tragen.

Aber es hatte mit einem schrecklichen Unfall geendet, der ihr Leben verändert hatte. Sie musste sich glücklich schätzen, denn wenigstens war ihr Körper nicht völlig gebrochen, im Gegensatz zu der Freundin, die mit ihr im Auto gesessen hatte. Carla lag noch immer im Krankenhaus und musste sich einer grundlegenden Rehabilitation unterziehen. 

Du wirst Narben haben. Niemand außer mir wird dich jetzt noch lieben …

Jene Stimme – die Stimme eines Mannes – hatte Ana flüstern hören, während sie blutend in den Trümmern ihres Autos gelegen hatte. Niemand hatte geglaubt, dass der Unfall mit etwas weit Unheimlicherem zu tun haben könnte als einem unheilvollen Zufall. Manchmal glaubte Ana, dass die Worte nur eine Erfindung ihres schockierten Gehirns gewesen waren. Und doch hatte sie sie gehört.

Niemand außer mir wird dich jetzt noch lieben …

Niemand hatte ihr geglaubt, dass es der Mann gewesen sein musste, der ihr seit dem Abend des Frühlingsballs anonyme Briefe geschickt hatte.

Sie hatte schon immer Fanpost bekommen, doch dann waren Briefe gekommen, die sie schaudern ließen. Sie hatte es nicht erklären können, sie wusste nur, dass die Briefe ihr Unbehagen verursacht hatten. Niemand hatte ihren Verdacht ernst genommen. Ihre Eltern hatten ihr vorgeworfen, sie würde dramatisch übertreiben.

Jene Nacht hatte das Bild verändert, das ihr Land und ihre Familie sich von ihr machten. Sie hatte schreckliche Narben hinterlassen, körperliche und auch seelische. Doch niemandem schien es etwas auszumachen.

Ana begrüßte die Frau, die immer eher eine Monarchin als eine Mutter für sie gewesen war.

„Mama.“ Sie knickste kurz.

Ihre Mutter betrachtete sie mit leicht zusammengekniffenen Augen und musterte ungnädig das hochgeschlossene marineblaue Kleid mit den langen Ärmeln und dem Saum bis zu den Knien.