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Dr. Baumann ist ein echter Menschenfreund, rund um die Uhr im Einsatz, immer mit einem offenen Ohr für die Nöte und Sorgen seiner Patienten, ein Arzt und Lebensretter aus Berufung, wie ihn sich jeder an Leib und Seele Erkrankte wünscht. Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen. Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird. Dr. Eric Baumann tastete vorsichtig den Bauch seines kleinen Patienten ab. Jonas Bleyle litt an Zöliakie. Er konnte keine Nahrungsmittel vertragen, die Gluten enthielten, weil dadurch die Schleimhaut seines Dünndarms geschädigt wurde. In den letzten sechs Monaten hatte sich allerdings herausgestellt, daß er auch sehr empfindlich auf viele andere Lebensmittel reagierte. Tanja Bleyle beobachtete jede Bewegung des Arztes. In den vergangenen drei Jahren war sie mit ihrem vierjährigen Sohn schon bei verschiedenen Kinderärzten gewesen, aber keiner hatte ihm helfen können. Jeder von ihnen war der Meinung gewesen, daß sich Jonas' Zustand bessern würde, wenn sie die vorgeschriebene glutenfreie Diät rigoros anwenden würde. Die Ärzte hatten ihr nicht glauben wollen, daß sie mit Argusaugen darüber wachte, daß ihr Sohn nichts aß, was er nicht durfte. Jonas ging es wochenlang gut, dann kamen wieder Monate, in denen sie fast verzweifelte, weil er an Gewicht verlor und unter Erbrechen und ständigen Durchfällen litt. »So, Jonas, wir sind fertig.« Dr. Baumann richtete sich auf. »Meinst du, daß du dir einen Keks verdient hast?« Der Kleine nickte. »Ich bin wirklich brav gewesen«, erklärte er und sah beifallheischend seine Mutter an. »Ja, das bist du«, sagte Tanja. »Kann ich Jonas anziehen, Dr.
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Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Dr. Eric Baumann tastete vorsichtig den Bauch seines kleinen Patienten ab. Jonas Bleyle litt an Zöliakie. Er konnte keine Nahrungsmittel vertragen, die Gluten enthielten, weil dadurch die Schleimhaut seines Dünndarms geschädigt wurde. In den letzten sechs Monaten hatte sich allerdings herausgestellt, daß er auch sehr empfindlich auf viele andere Lebensmittel reagierte.
Tanja Bleyle beobachtete jede Bewegung des Arztes. In den vergangenen drei Jahren war sie mit ihrem vierjährigen Sohn schon bei verschiedenen Kinderärzten gewesen, aber keiner hatte ihm helfen können. Jeder von ihnen war der Meinung gewesen, daß sich Jonas’ Zustand bessern würde, wenn sie die vorgeschriebene glutenfreie Diät rigoros anwenden würde. Die Ärzte hatten ihr nicht glauben wollen, daß sie mit Argusaugen darüber wachte, daß ihr Sohn nichts aß, was er nicht durfte. Jonas ging es wochenlang gut, dann kamen wieder Monate, in denen sie fast verzweifelte, weil er an Gewicht verlor und unter Erbrechen und ständigen Durchfällen litt.
»So, Jonas, wir sind fertig.« Dr. Baumann richtete sich auf. »Meinst du, daß du dir einen Keks verdient hast?«
Der Kleine nickte. »Ich bin wirklich brav gewesen«, erklärte er und sah beifallheischend seine Mutter an.
»Ja, das bist du«, sagte Tanja. »Kann ich Jonas anziehen, Dr. Baumann?« Sie griff nach dem Baumwollunterhemd ihres Sohnes. Da Jonas außer an Zöliakie noch an verschiedenen anderen Allergien litt, vertrug er auch keine Synthetikkleidung, was von vornherein ausschloß, daß sie für ihn unbedacht Sachen kaufen konnte, nur weil sie preiswert und hübsch waren.
»Ich kann mich selbst anziehen«, erklärte Jonas. »Ich bin schon groß.« Er rutschte von der Liege und griff nach dem Hemd.
»Wie du willst.« Die junge Frau griff zärtlich in die wirren braunen Haare ihres Söhnchens. Wieder einmal wurde ihr schmerzlich bewußt, wie sehr Jonas ihrem verstorbenen Mann ähnelte.
Dr. Baumann wies auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. Er wartete, bis sich Tanja Bleyle gesetzt hatte, dann nahm er ihre Hände und betrachtete sie. Tanja litt seit ihrer Kindheit an Gelenkrheumatismus. Die Krankheit kam in Schüben. Manchmal hatte sie monatelang Ruhe, bevor sie von einem Tag zum anderen erneut ausbrach. An diesem Morgen war die junge Frau mit geschwollenen roten Händen aufgewacht. Es war ihr nur mit Mühe gelungen, ihren Ehering abzuziehen, aber sie hatte es tun müssen, weil er ihr sonst ins Fleisch geschnitten hätte. Aus Erfahrung wußte sie, daß ihre Hände noch weiter anschwellen würden. Jede Handbewegung tat ihr weh.
»Erinnern Sie sich, als ich letzte Woche mit Jonas bei Ihnen gewesen bin, war ich noch froh darüber, daß ich in diesem Jahr nicht einen einzigen Rheumaschub hatte«, sagte Tanja. »Und jetzt das!« Sie stieß heftig den Atem aus. »So etwas kommt immer, wenn man es am wenigsten brauchen kann. Sie wissen ja, daß ich mir durch Nähen ein paar Mark zu meiner Witwenrente dazu verdiene. Im Moment hätte ich endlich einmal genügend Aufträge.«
»Dann sollten wir alles versuchen, damit Sie so schnell wie möglich Ihre Hände wieder richtig bewegen können«, meinte Eric. Tanja Bleyle hatte von ihrem Mann, der wenige Monate nach der Hochzeit in den Bergen tödlich verunglückt war, ein altes, ziemlich baufälliges Haus am Hang des Leebergs geerbt. Jeden Pfennig, den sie erübrigen konnte, mußte sie in dieses Haus stecken, damit es nicht unbewohnbar wurde.
»Am besten, ich verschreibe Ihnen einige Schwefelbäder im Kurzentrum von Bad Wiessee«, fuhr er fort. »Letztes Jahr ist es Ihnen danach erheblich besser gegangen.« Er griff nach seinem Rezeptblock. »Außerdem brauchen Sie vermutlich neue Tabletten und eine schmerzlindernde Salbe.«
»Ja, die Tabletten vom letzten Jahr habe ich aufgebraucht«, erwiderte Tanja. Sie knöpfte umständlich mit ihren schmerzenden Fingern das Hemd ihres Söhnchens zu.
Jonas nahm den Keks, den ihm der Arzt gab. Unbekümmert biß der Kleine davon ab. Er wußte, daß er alles essen durfte, was er von Dr. Baumann bekam. »Danke«, sagte er und fügte hinzu: »Heute mußt du mich nicht pieksen, Onkel Eric. Mir geht es gut.«
»Worüber wir uns auch alle freuen, Jonas«, antwortete der Arzt. »Leider muß ich dich dennoch pieksen. Wir dürfen die Behandlung nicht abbrechen, sonst geht es dir bald wieder so schlecht, daß du nicht mehr spielen magst und auch am Tag im Bett liegen mußt.« Seit er dazu übergegangen war, Jonas mit Eigenblut zu behandeln, wurde der Kleine mit seinen Allergien besser fertig.
»Bekomme ich danach noch einen Keks?«
»Darüber läßt sich reden.« Dr. Baumann bat Tanja, mit ihrem Sohn in den kleinen Behandlungsraum hinüberzugehen, in dem er die Eigenblutbehandlungen vornahm.
Franziska Löbl saß gerade an ihrem Schreibtisch und arbeitete einen Behandlungsplan für einen ihrer Patienten aus, als Dr. Baumann in ihr Zimmer trat. Lächelnd blickte sie auf.
»Ich habe vor fünf Minuten Frau Bleyle und Jonas nach draußen gebracht«, sagte er zu der jungen Krankengymnastin und erzählte ihr, daß Tanja einen erneuten Rheumaschub hatte. »Sowie die Schmerzen in ihren Händen und Gelenken nachgelassen haben, braucht sie Krankengymnastik.«
»Dann wird sie momentan nicht nähen können«, meinte Franziska schriftlich. Seit einem Unfall in ihrer Kindheit konnte sie nicht mehr sprechen, doch damit hatte sie sich inzwischen abgefunden. »Das wird ein großes Loch in ihre Haushaltskasse reißen. Tanja kommt ohnehin kaum über die Runden.«
Eric wußte, daß Tanja Bleyle ab und zu auf dem Löblhof arbeitete. »Du kennst Frau Bleyle besser als ich, Franziska«, meinte er. »Weshalb bekommt sie keine Sozialhilfe?«
»Wegen ihres Hauses«, schrieb Franziska. »Es ist zwar alt und baufällig, doch der Grund und Boden, auf dem es steht, ist äußerst wertvoll. Ich weiß, daß man ihr den Besitz schon oft abkaufen wollte. Von ihrem Grundstück aus hat man einen wundervollen Blick über den Tegernsee. Ein Hotel an dieser Stelle würde für eine Übernachtung Höchstpreise verlangen können.« Sie schnitt eine Grimasse. »Um ehrlich zu sein, wir sind natürlich froh, daß Tanja nicht verkauft. Bis zu unserem Hof sind es von ihrem Haus aus keine achthundert Meter. Wenn dort ein Hotel gebaut werden würde, wäre es mit unserer Ruhe vorbei.«
»Was ich durchaus verstehen kann, Franziska«, erwiderte Eric schmunzelnd. »Nun, ich muß mich um meinen nächsten Patienten kümmern. Bis nachher.« Er wandte sich der Tür zu, drehte sich jedoch noch einmal um, bevor er ihr Zimmer verließ. »Habe ich dir schon gesagt, daß Franzl den morgigen Tag bei Dr. Hellwert verbringen wird? So können Katharina und ich unbesorgt auf die Hochzeit von Verena und Herrn Kayser gehen.«
Franziska schüttelte den Kopf. Sie freute sich schon seit Wochen auf diese Hochzeit, weil sie dann endlich wieder einmal Gelegenheit haben würde, mit Eric zu tanzen. Auch wenn sie wußte, daß er in ihr nur eine gute Freundin sah, es bedeutete ihr unendlich viel, ihm ganz nahe zu sein.
»Eigentlich wollte ich Franzl auf euren Hof bringen, aber Martin hat mich so gebeten, ihm unseren Hund anzuvertrauen, daß ich gar nicht anders konnte.«
»Ich bin überzeugt, daß er gut auf Franzl aufpassen wird«, schrieb Franziska und hielt ihren Block hoch, damit er es lesen konnte.
»Ja, das bin ich auch«, meinte er und ging hinaus, um sich Clara Mathes zu widmen, deren Krankenakte bereits auf seinem Schreibtisch lag.
Tanja fuhr zu der Apotheke in der Innenstadt von Tegernsee, in der sie gewöhnlich ihre Rezepte einlöste. Als sie ihren altersschwachen Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte, überlegte sie, ob es nicht besser sein würde, nur Jonas’ Rezept abzugeben. Für ihn mußte sie nichts dazuzahlen. Die neunundzwanzig Mark, die sie für ihre Medikamente bezahlen mußte, konnte sie sich momentan einfach nicht leisten.
Es muß eben ohne sie gehen, dachte sie und beschloß, einen Blick in das alte Kräuterbuch ihrer Großmutter zu werfen, um nach einem Hausmittel gegen Rheuma zu suchen. Auch die Schwefelbäder würde sie nicht nehmen können, weil ihr das Geld für die Zuzahlung fehlte. Im letzten Monat hatte sie große Ausgaben gehabt, weil der Boiler im Bad kaputtgegangen war und es an einer Stelle im Dach hineingeregnet hatte. Die Reparaturen hatten ihre letzten Reserven aufgebraucht.
»Gehen wir auch ins Reformhaus, Mama?« fragte Jonas, als sie ihn aus seinem Kindersitz hob.
Tanja wußte genau, weshalb ihr Sohn danach fragte. Im Reformhaus gab es die einzigen Süßigkeiten, die er bei seinen Allergien vertragen konnte. »Heute nicht, aber ein anderes Mal«, versprach sie. »Sowie ich ein bißchen Geld übrig habe, bekommst du deine Schokolade.«
Jonas seufzte laut auf. »Warum haben andere Leute Geld und wir nicht?« wollte er wissen.
»Der liebe Gott hat es nun einmal so eingerichtet, daß es arme und reiche Leute gibt«, erwiderte sie und nahm seine Hand, um mit ihm die Straße zu überqueren.
»Schade, daß er uns nicht auch reich gemacht hat«, meinte Jonas seufzend. »Dann könnten wir uns alles kaufen, was wir wollen.« Er spähte in das Schaufenster eines Spielwarengeschäftes, in dem ein roter Go-Kart stand.
»Dafür wohnen wir auf dem Leeberg, du hast einen großen Garten und keiner schimpft, wenn du zu laut bist«, sagte Tanja. »Viele Kinder mit reichen Eltern haben es nicht so schön wie du.« Sie betrat mit ihm die Apotheke.
Es wurde Mittag, bis sie nach Hause kamen. Tanja fiel es mit ihren schmerzenden Händen schwer, den Wagen zu steuern. Sie war froh, als sie vor ihrer Garage hielt. Außer in der Apotheke waren sie noch in einem Supermarkt gewesen, um etwas einzukaufen. Viel war es nicht, was in dem Karton lag, den sie vom Rücksitz nahm.
»Felix, wir sind zurück!« rief Jonas, kaum, daß ihn seine Mutter aus dem Sitz gehoben hatte. »Felix, wo bist du?«
Ein kleiner, getigerter Kater rannte auf sie zu und rieb miauend sein Köpfchen an ihre Beine. Jonas bückte sich und hob ihn hoch. »Mama macht dir gleich dein Freßchen«, versprach er. Liebevoll drückte er den Kater an sich.
Tanja dachte, wie glücklich sie sein konnte, daß ihr Sohn nicht auch auf Tierhaare allergisch reagierte und er unbekümmert mit Felix spielen konnte. Seit sie den Kater vor einem Jahr halbverhungert in einem Sack am Ufer des Tegernsees gefunden hatten, waren Jonas und er ein Herz und eine Seele.
Die junge Frau ging zur Haustür und schloß auf. Ihr Blick fiel auf den Umschlag, der durch den Briefschlitz gesteckt worden war. Wie sie am Absender sah, handelte es sich um ein Schreiben der Stromwerke. »Jonas, heb bitte den Brief auf«, bat sie und trug ihre Einkäufe in die geräumige Küche.
»Da, Mama.« Jonas reichte ihn ihr, nachdem sie den Karton auf dem Küchentisch abgestellt hatte.
»Danke.« Sie griff nach einem Messer und schlitzte den Umschlag auf. Auf den ersten Blick erkannte sie, daß es sich um eine Mahnung handelte, was sie nicht weiter wunderte, weil die Bezahlung der letzten Stromrechnung längst überfällig war.
Tanja ging ins Wohnzimmer, um die Stromwerke anzurufen. Sie wollte um Stundung der Rechnung bis zum nächsten Ersten bitten. Als sie den Telefonhörer abhob, kam kein Meldezeichen. Doch erst, als sie es noch einmal probierte, wurde ihr bewußt, daß man ihr das Telefon abgestellt hatte. Auch die Telefonrechnung hätte längst bezahlt sein müssen. »Genau, was uns noch gefehlt hat!« stieß sie verzweifelt hervor.
»Was ist, Mama?« Jonas schaute ängstlich zu ihr auf.
»Nein, es ist nichts.« Tanja hob ihren kleinen Sohn hoch. Wenn nicht ein Wunder geschieht, sind wir am Ende, dachte sie.
»Felix hat Hunger«, sagte Jonas.
»Und du bestimmt auch«, meinte sie und trug den Kleinen in die Küche. Was auch immer geschah, sie durfte nicht die Hoffnung verlieren. Bis jetzt hatte es stets einen Weg gegeben.
*
»Wollte Dr. Hellwert nicht längst hier sein, Eric?« fragte Katharina Wittenberg und schaute besorgt aus dem Küchenfenster. »Nicht, daß wir zu spät zur Hochzeit kommen.«
»Wir haben noch genügend Zeit«, beruhigte Dr. Baumann seine Haushälterin. »Es…« Franzl, der bis jetzt vor sich hin dösend unter dem Küchentisch gelegen hatte, sprang auf und rannte kläffend zur Haustür. »Sieht aus, als sei er da«, fuhr Eric fort und folgte seinem Hund nach draußen.
Kaum hatte der Arzt die Haustür geöffnet, schoß Franzl wie ein Pfeil auf einen hochgewachsenen, leger gekleideten Mann zu, der aus einem in der Auffahrt stehenden Landrover ausgestiegen war. »Das nenn ich eine Begrüßung«, meinte Martin Hellwert und umarmte den Hund.
»Schön, daß dich Franzl so gern hat«, sagte Dr. Baumann, als sein früherer Studienkollege endlich Zeit fand, auch mit ihm einen Gruß zu wechseln.
»Es gibt kaum einen Hund, der mich nicht mag«, erwiderte Martin. Er trat einen Schritt zurück. »Du hast dich ja mächtig in Schale geworfen, Eric. Wenn ich Frau Müller wäre, würde ich meinen Bräutigam stehen lassen und mit dir vor den Traualtar treten.«
»Schon zu spät«, sagte Eric lachend. »Verena und Herr Kayser haben bereits gestern standesamtlich geheiratet.«
»In diesem Fall wird dir nichts anderes übrigbleiben, als sämtlichen anderen Frauen auf der Hochzeitsgesellschaft das Herz zu brechen«, spöttelte sein Freund.
»Wußtest du nicht, daß das zu meinen liebsten Beschäftigungen gehört?« ging Eric auf ihn ein. Er drehte sich zu seiner Haushälterin um, die mit einer großen Tragetasche aus dem Haus kam.
»O la, la«, sagte Dr. Hellwert und verdrehte die Augen. »Sie scheinen heute auch einiges vorzuhaben, Frau Wittenberg.«
»Gefällt Ihnen mein Dirndl?« Katharina strich geschmeichelt an ihrer weißen, mit echten Spitze besetzten Schürze hinunter, die sie über dem langen schwarz-roten Rock trug. Echte Spitzen bildeten auch den großen Kragen der weißen Bluse. In den Ausschnitt ihres schwarzen Mieders hatte sie rote Nelken gesteckt.
»Ja, es gefällt mir«, bestätigte er.
Katharina reichte ihm die Tragetasche. »Sie enthält Franzls Lieblingsspielzeug und sein Futter«, sagte sie. »Seine Decke liegt noch im Korridor.«
»Warte, ich hole sie.« Dr. Baumann eilte ins Haus und kehrte gleich darauf mit der Decke zurück.
Martin Hellwert verstaute Tragetasche und Decke in seinem Wagen. »Ihr müßt euch keine Sorgen um Franzl machen«, versicherte er. »Er wird einen herrlichen Tag mit Mara und mir im Wald verleben und heute abend garantiert so müde sein, daß er bis morgen früh durchschläft.«
»Ich weiß, daß wir ihn euch unbesorgt anvertrauen können.« Eric tätschelte Franzls Rücken. »Benimm dich anständig, alter Bursche, ich möchte keine Klagen hören.«
»Von mir bestimmt nicht«, sagte sein früherer Studienkollege. »Auf, Franzl.« Er öffnete die hintere Tür seines Wagens. »Nun, komm schon!«
Franzl blickte sich ein letztes Mal nach seinem Herrchen und Katharina Wittenberg um, dann sprang er in den Wagen. Keine zwei Sekunden später entdeckte er den Raskknochen, der auf dem Sitz lag. Zufrieden machte er sich über ihn her.
Dr. Hellwert verabschiedete sich von Eric und dessen Haushälterin. »Viel Vergnügen«, wünschte er noch, bevor er ebenfalls in den Wagen stieg. »Mara und ich bringen Franzl morgen so gegen elf zurück.« Er winkte ihnen zu und fuhr rückwärts auf die Straße hinaus.